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FACHINFORMATION
Nitrofurantoin-ratiopharm® 100 mg
Retardkapseln
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Anwendungsdauer
Dosierung von 100 mg
Tagesdosis
Nitrofurantoin Hartkapseln, retardiert
für Kinder und für Erwachsene
Erwachsene
a) Akuttherapie der
unkomplizierten
Zystitis
5 – 7 Tage
(max. 7 Tage)
3,6 mg/kg KG
b) intermittierende
Therapie
(Suppressivtherapie)
(2 – 3 × 14 Tage,
mit 14-tägigen
Pausen)
2 – 3 mg/kg KG täglich 1 – 2 Hartkapseln,
retardiert in 1 – 2 Einzelgaben
c) Rezidivtherapie
(Reinfektionsprophylaxe)
max. 6 Monate
1,2 mg/kg KG
(siehe Abschnitt 4.4)
Nitrofurantoin-ratiopharm® 100 mg
Retardkapseln
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE
ZUSAMMENSETZUNG
Jede Hartkapsel, retardiert enthält 100 mg
Nitrofurantoin in makrokristalliner Form.
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: Lactose-Monohydrat
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
täglich 2(–3) Hartkapseln,
retardiert in 2 – 3 Einzelgaben (alle 12 – 8 Stunden)
abends 1 Hartkapsel,
retardiert, nach dem letzten
Wasserlassen mit etwas
Flüssigkeit
Hartkapsel, retardiert
gelbe Hartkapseln
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
®
Nitrofurantoin-ratiopharm 100 mg Retardkapseln sind zur Behandlung der folgenden Infektion, die durch Nitrofurantoinempfindliche Erreger verursacht werden,
angezeigt (siehe Abschnitte 4.3, 4.4 und
5.1):
– Akute, unkomplizierte Zystitis (der Frau)
Für die folgenden Anwendungen darf Nitro-
furantoin-ratiopharm® 100 mg Retardkapseln nur verabreicht werden, wenn risikoärmere Antibiotika oder Chemotherapeutika nicht einsetzbar sind (siehe Abschnitte 4.3 und 4.4):
– Suppressivtherapie chronisch-obstruktiver Harnwegsinfektionen bei Patienten
mit angeborener oder erworbener Abflussbehinderung der Harnwege
– Reinfektionsprophylaxe chronisch rezidivierender aszendierender Harnwegsinfektionen
Die offiziellen Richtlinien zum angemessenen Einsatz antibakteriell wirksamer Substanzen sind zu beachten.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Die Dosierung richtet sich nach der Art der
Behandlung.
Siehe Tabelle
Art der Anwendung
Die Einnahme von
Nitrofurantoinratiopharm® 100 mg Retardkapseln er-
folgt während oder nach einer Mahlzeit mit
etwas Flüssigkeit.
Oktober 2014
4.3 Gegenanzeigen
– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
und andere Nitrofurane oder einen der in
Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile
– Niereninsuffizienz jeden Grades
– Oligurie oder Anurie
– pathologische Leberenzymwerte
– Glukose-6-Phosphat-DehydrogenaseMangel (Symptom: hämolytische Anämie)
– Polyneuropathien
– Schwangerschaft im letzten Trimenon
– Frühgeborene und Säuglinge bis Ende
des 3. Lebensmonats (wegen Gefahr der
hämolytischen Anämie)
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Unter der Anwendung von Nitrofurantoin wurden akute, subakute oder
chronische Lungenreaktionen, wie interstitielle Pneumonie, bis hin zu tödlich verlaufenden Lungenfibrosen beobachtet (siehe Abschnitt 4.8). Beim
Auftreten von Lungenreaktionen wie
z. B. Atemnot, Husten, Lungeninfiltrationen und Fieber, ist die Therapie
sofort abzubrechen und sind entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Eine
Behandlung mit Kortikosteroiden wird
empfohlen. Es darf kein Reexpositionsversuch durchgeführt werden.
Chronische Lungenreaktionen (diffuse
interstitielle Pneumonitiden sowie
zum Teil tödlich verlaufende Lungenfibrosen) können sich schleichend
entwickeln. Die Häufigkeit und
Schwere dieser Reaktionen nimmt
mit der Dauer der Anwendung zu.
Diese seltenen Reaktionen traten
meist bei Patienten unter Langzeittherapie mit Nitrofurantion über mehr
als 6 Monate auf. Es wurde aber
auch von Fällen bei kürzerer Anwendungsdauer oder bei intermittierender Anwendung berichtet.
Je früher diese Reaktionen erkannt
und behandelt werden, desto eher
sind diese reversibel. Die Patienten
sind darauf hinzuweisen, sich ärztlichen Rat einzuholen, wenn sich Anzeichen und Symptome einer Lungenreaktion wie Atembeschwerden/
Atemnot, Husten und Schmerzen im
Brustkorb entwickeln. Nitrofurantoin
darf daher in der Rezidivtherapie/
Prophylaxe nicht länger als 6 Monate
angewendet werden.
Nitrofurantoin ist nicht indiziert zur Behandlung von Pyelonephritis, Prostatitis oder
irgendeiner systemischen Infektionen.
Überwachungsmaßnahmen
Vor Verordnung von Nitrofurantoin sollten Nieren- und Leberfunktion überprüft werden, da bei Störungen dieser
Funktionen mit erheblichen Nebenwirkungen zu rechnen ist.
Unter der Therapie mit Nitrofurantoin
sind Kontrollen von Blutbild, Leber- und
Nierenwerten notwendig. Besonders ist
zu achten auf Erhöhung der Transaminasen,
Nachweis von Antikörpern (SMA, ANA) sowie auf frühzeitige klinische Symptome von
Leberschäden. Insbesondere bei längerer
Anwendung bis zu 6 Monaten ist eine strikte Überwachung erforderlich.
Überempfindlichkeit
Überempfindlichkeits- und allergische Reaktionen, einschließlich anaphylaktische und
anaphylaktoide Reaktionen, können bereits
nach einer Einzeldosis auftreten (siehe Abschnitt 4.8) und können lebensbedrohlich
sein. In diesen Fällen ist Nitrofurantoin abzusetzen und eine adäquate ärztliche Behandlung erforderlich.
Leberschäden
Unter der Anwendung von Nitrofurantoin
wurde über Fälle von Hepatitis, Lebernekrose und tödlichem Leberversagen berichtet (siehe Abschnitt 4.8). Beim Auftreten von
Anzeichen und Symptomen einer Lebererkrankung (wie Appetitlosigkeit, Ikterus,
dunkler Urin [eine Braunfärbung des Urins
ist häufig ohne klinische Bedeutung, kann
aber auch ein Hinweis auf eine Leberschädigung sein], Pruritus oder schmerzempfindliches Abdomen) sollte die Behandlung
abgesetzt werden.
Polyneuropathien
Es wurden Fälle von Polyneuropathie einschließlich optischer Neuritis (beruhend auf
beobachteten neurologischen Symptomen
wie Schmerz, Brennen, sensorische Störungen oder Muskelschwäche, allein oder
in Kombination) bei Patienten, die mit Nitrofurantoin behandelt wurden, berichtet. Risikofaktoren wie Niereninsuffizienz, Anämie,
Diabetes mellitus, Elektrolyt-Ungleichgewichte und Vitamin B-Mangel können das
Auftreten verstärken. Die Behandlung mit
Nitrofurantoin sollte bei Patienten, die Neuropathiesymptome entwickeln, einschließlich Schmerz, Brennen, Kribbeln, Benommenheit und/oder Schwäche, sofort abgebrochen werden, um der Entwicklung einer
irreversiblen Schädigung vorzubeugen (siehe Abschnitt 4.8). Bei Patienten mit vorbestehender Polyneuropathie darf Nitrofurantoin nicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.3).
Schwere Hautreaktionen
Unter der Anwendung von Nitrofurantoin
wurde über Fälle von schweren Hautreaktionen (Erythema multiforme, StevensJohnson Syndrom, toxische epidermale
Nekrolyse) berichtet (siehe Abschnitt 4.8).
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Retardkapseln
Beim Auftreten solcher Reaktionen ist die
Therapie sofort abzubrechen, keinen Reexpositionsversuch durchführen.
Patienten mit Zucker-Intoleranzen
Nitrofurantoin-ratiopharm® 100 mg Retardkapseln enthält Lactose. Patienten mit
Glucose-6-Phosphatdehydrogenasemangel/Hämolytische Reaktionen
der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
Hämolytische Reaktionen unter der Behandlung mit Nitrofurantoin wurden bei Patienten mit Glucose-6-Phosphatdehydrogenasemangel berichtet. Bei Anzeichen einer Hämolyse muss die Behandlung abgebrochen
werden. Patienten mit bekanntem Glucose6-Phosphatdehydrogenasemangel dürfen
Nitrofurantoin nicht einnehmen (siehe Abschnitt 4.3).
Kinder
Nitrofurantoin-ratiopharm® 100 mg Retardkapseln ist wegen des hohen Wirkstoffgehalts für Kinder nicht geeignet.
Ältere Patienten
Nitrofurantoin, darf bei älteren Menschen
nur verordnet und angewendet werden,
wenn zuvor durch einen Nierenfunktionstest eine Niereninsuffizienz ausgeschlossen
wurde und keine Oligurie oder Anurie vorliegt (siehe Abschnitt 4.3).
Schwangerschaft und Stillzeit
Im letzten Trimenon ist die Anwendung von
Nitrofurantoin kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3). In den ersten 6 Monaten der
Schwangerschaft und in der Stillzeit darf
Nitrofurantoin nicht angewendet werden,
es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich
(siehe auch Abschnitt 4.6).
Kanzerogenität
Aufgrund der vorliegenden Daten zum genotoxischen Potential in vitro und in vivo (siehe
Abschnitt 5.3) sollte Nitrofurantoin möglichst nicht dauerhaft angewendet werden,
da ein therapeutisch relevantes mutagenes
Potential derzeit zumindest nicht ausgeschlossen werden kann.
Interaktionen mit Laboruntersuchungen
Die Ergebnisse einiger Laboruntersuchungen, wie z. B. auf Glucose, Harnstoff, alkalische Phosphatase, Bilirubin oder Kreatinin
können durch Nitrofurantoin falsch erhöht
sein.
Sehr häufig
≥ 1/10
Häufig
≥ 1/100 bis < 1/10
ergänzende (nicht hormonelle), empfängnisverhütende Maßnahmen angewendet werden.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und
Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine hinreichenden Daten für die
Verwendung von Nitrofurantoin bei Schwangeren vor.
Nitrofurantoin passiert die Plazentaschranke.
Tierexperimentelle Studien haben Reproduktionstoxizität gezeigt. Das potentielle
Risiko für den Menschen ist nicht bekannt.
Die Anwendung von Nitrofurantoin ist während des letzten Trimenons der Schwangerschaft kontraindiziert (wegen der Gefahr
einer hämolytischen Anämie beim Neugeborenen, siehe Abschnitt 4.3).
In den ersten 6 Monaten der Schwangerschaft darf Nitrofurantoin nicht angewendet
werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen
Arzneimitteln und sonstige
Wechselwirkungen
Durch gleichzeitige Gabe von Antazida auf
der Basis von Magnesium- oder Aluminiumsalzen sowie von Metoclopramid kann die
Resorption von Nitrofurantoin vermindert
werden.
Atropin und Propanthelin verzögern die
Resorption und Elimination, erhöhen aber
die Bioverfügbarkeit und die Wiederauffindungsrate im Harn. Harnalkalisierende
Stoffe vermindern, harnansäuernde Mittel
erhöhen die Wirksamkeit von Nitrofurantoin. Probenecid und Sulfinpyrazon führen
durch Hemmung der Nitrofurantoinausscheidung zu einer Kumulation des Nitrofurantoins.
Stillzeit
Nitrofurantein geht in die Muttermilch über.
Nitrofurantoin darf in der Stillzeit nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich.
In vitro antagonisiert Nitrofurantoin die Wirksamkeit von Chinolonen. Eine gleichzeitige
Gabe von Nitrofurantoin und Chinolonen
sollte deshalb vermieden werden.
Fertilität
In Tierstudien beeinträchtigte Nitrofurantoin
die Fertilität. Die Relevanz dieser Befunde
für die therapeutische Anwendung ist nicht
bekannt.
Da Nitrofurantoin möglicherweise mit Phenytoin interagiert, ist eine Kontrolle des Phenytoinspiegels erforderlich.
Laborkontrollen
Die Ergebnisse einiger Laboruntersuchungen, wie z. B. auf Glukose, Harnstoff, alkalische Phosphatase, Bilirubin oder Kreatinin, können durch Nitrofurantoin falsch erhöht sein.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum
Bedienen von Maschinen
Sehr häufig kommt es unter der Therapie
mit Nitrofurantoin zu Nebenwirkungen wie
Schwindel, Ataxie oder Nystagmus, wodurch die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme
am Straßenverkehr oder zur Bedienung
von Maschinen beeinflusst werden kann.
Orale Arzneimittel, insbesondere
Kontrazeptiva
Die Anwendung von Nitrofurantoin kann zu
Erbrechen und Durchfall führen (siehe Abschnitt 4.8). In diesem Fall kann die Wirksamkeit anderer eingenommener Arzneimittel, wie z. B. oraler Kontrazeptiva, beeinträchtigt werden. Daher sollten zur Empfängnisverhütung während und einen
Monat nach der Behandlung zusätzlich
Gelegentlich
Selten
≥ 1/1.000 bis < 1/100 ≥ 1/10.000 bis
< 1/1.000
4.8 Nebenwirkungen
Die folgenden Nebenwirkungen wurden beobachtet:
Siehe Tabelle
Sehr selten
< 1/10.000
Nicht bekannt
(Häufigkeit auf
Grundlage der
verfügbaren Daten
nicht abschätzbar)
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Superinfektionen durch
Pseudomonas- oder
Candida-Spezies (auf
den Urogenitaltrakt
begrenzt)
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Blutbildveränderungen megaloblastäre
(z. B. Eosinophilie,
Anämie
Thrombozytopenie,
Agranulozytose und
Neutropenie, Panzytopenie, akute hämolytische Anämie, siehe
Abschnitt 4.4)
Fortsetzung Tabelle auf Seite 3
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Nitrofurantoin-ratiopharm® 100 mg
Retardkapseln
Fortsetzung Tabelle
Sehr häufig
≥ 1/10
Häufig
≥ 1/100 bis < 1/10
Gelegentlich
Selten
≥ 1/1.000 bis < 1/100 ≥ 1/10.000 bis
< 1/1.000
Sehr selten
< 1/10.000
Nicht bekannt
(Häufigkeit auf
Grundlage der
verfügbaren Daten
nicht abschätzbar)
Erkrankungen des Immunsystems
Autoimmunreaktionen
(sog. Lupusähnliche
Syndrome, „lupus-like
syndromes“, mit
Symptomen wie Exanthem, Arthralgie und
Fieber); anaphylaktischer Schock (siehe
Abschnitt 4.4)
Psychiatrische Erkrankungen
Verwirrtheit, Depression, Euphorie und
psychotische Reaktionen
Erkrankungen des Nervensystems
Schwindel; Ataxie;
Nystagmus
Kopfschmerzen*
periphere Polyneuro- Erhöhung des intrapathien (inkl. optische kraniellen Drucks
Neuritis) mit den
Symptomen Parästhesie und Sensibilitätsminderung (siehe Abschnitt 4.4)
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Lungenreaktionen:
allergisches Lungenödem, interstitielle
Pneumonie, Pleuritis,
Atemnot, Husten und
Brustkorbschmerz
(siehe Abschnitt 4.4)
Lungenfibrose (siehe
Abschnitt 4.4);
Asthmaanfälle
Asthmaanfälle (siehe
Abschnitt 4.4)
Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes
gastrointestinale Beschwerden* (Appetitlosigkeit, Übelkeit,
Erbrechen)
Diarrhoe*
Pankreatitis infolge
Reexposition; Parotitis
Leber- und Gallenerkrankungen
Leberreaktionen: reversible Cholestase bis
zur chronisch aktiven
oder granulomatösen
Hepatitis, Anstieg der
Transaminasen
Lebernekrosen mit
tödlichem Leberversagen (siehe Abschnitt 4.4)
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
allergische Reaktionen:
Arzneimittelfieber,
Pruritus, urtikarielle
Hautveränderungen,
angioneurotisches
Ödem
Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom
(siehe Abschnitt 4.4),
transitorische Alopezie
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Kristallurie
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Oktober 2014
reversible Hemmung
der Spermatogenese
*besonders zu Therapiebeginn
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Nitrofurantoin-ratiopharm® 100 mg
Retardkapseln
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer
Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige
von Gesundheitsberufen sind aufgefordert,
jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, KurtGeorg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn,
Website: www.bfarm.de anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Symptome der Intoxikation
Bei Überdosierung oder individueller Überempfindlichkeit gegenüber Nitrofurantoin
können verstärkt Nebenwirkungen, besonders Erbrechen, auftreten.
Therapie von Intoxikationen
Bei Aufnahme toxischer Mengen wird eine
primäre Giftelimination empfohlen, Über die
Art der Giftentfernung sollte nach Absprache mit einer Giftinformationszentrale entschieden werden. Alkalisierung des Urins
fördert die Ausscheidung; Hämodialyse ist
möglich. Die weitere Behandlung ist symptomatisch durchzuführen, bei polyneuritischen Beschwerden ist Vitamin B6 sinnvoll.
Kontrollen der Leber- und Nierenfunktion
sowie des Blutbildes sind empfehlenswert.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe
Nitrofurantoin ist ein Harnwegstherapeutikum aus der Gruppe der Nitrofurane
ATC-Code: J01XE01
Wirkungsweise
Nitrofurantoin hat keine eigene antimikrobielle Aktivität. Es wird von bakteriellen
Nitroreduktasen zur aktiven Verbindung
metabolisiert. Die Reduktionsmetaboliten
führen durch Adduktbildung mit der DNS
zu teilweise deletären Strangbrüchen bzw.
hemmen zahlreiche Stoffwechselaktivitäten
durch Elektronenentzug.
Resistenzmechanismen
Die Resistenzmechanismen gegen Nitrofurantoin sind nur ansatzweise erforscht. Experimentelle Hinweise in resistenten Escherichia-coli-Isolaten deuten darauf hin, dass
ein erniedrigter Gehalt an Nitroreduktasen
mit einer verminderten Empfindlichkeit gegenüber Nitrofurantoin assoziiert ist.
Eine Kreuzresistenz von Nitrofurantoin mit
den Antibiotika anderer Wirkstoffklassen
besteht nicht.
Grenzwerte
Die Testung von Nitrofurantoin erfolgt unter
Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe.
Folgende minimale Hemmkonzentrationen
für sensible und resistente Keime wurden
festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte
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Erreger
Sensibel
Resistent
Enterobacteriaceae1)
≤ 64 mg/l
> 64 mg/l
Erreger
Sensibel
Resistent
Staphylococcus spp.1)
≤ 64 mg/l
> 64 mg/l
Enterococcus
spp.1)
≤ 64 mg/l
> 64 mg/l
Streptococcus
spp. (Gruppen
A, B, C, G)1,2)
≤ 64 mg/l
1)
2)
> 64 mg/l
Nur unkomplizierte Harnwegsinfektionen
Gilt nur für Streptococcus agalactiae
(Gruppe B Streptokokken)
Prävalenz der erworbenen Resistenz in
Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz
einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind – insbesondere für die adäquate Behandlung
schwerer Infektionen – lokale Informationen
über die Resistenzsituation erforderlich. Falls
auf Grund der lokalen Resistenzsituation
die Wirksamkeit von Nitrofurantoin in Frage
gestellt ist, sollte eine Therapieberatung
durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen
oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis
des Erregers und dessen Empfindlichkeit
gegenüber Nitrofurantoin anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in
Deutschland auf der Basis von Daten der
letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und -studien
(Stand: Dezember 2013):
Üblicherweise empfindliche Spezies
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Enterococcus faecalis
Staphylococcus saprophyticus°
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen
Escherichia coli
Von Natur aus resistente Spezies
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen
Morganella morganii
Proteus mirabilis
Proteus vulgaris
Pseudomonas aeruginosa
Serratia marcescens
° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen
keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Nitrofurantoin wird nach oraler Gabe rasch
und nahezu vollständig resorbiert. Durch
die Verwendung von makrokristallinem
Wirkstoff in Nitrofurantoin-ratiopharm®
100 mg verzögert sich die Resorption von
Nitrofurantoin, wodurch hohe Initialkonzentrationen im Serum vermieden werden und
die ZNS-Nebenwirkungen abnehmen. Bei
normaler Nierenfunktion liegen die Urinspiegel zwischen 50 und 250 μg/ml. Bei
eingeschränkter Nierenfunktion nehmen die
Urinspiegel ab und die Serumkonzentrationen steigen an.
Verteilung
Nitrofurantoin wird in alle Gewebe und Körperflüssigkeiten einschließlich Muttermilch
und Plazenta verteilt. Die resultierenden
Serum- und Gewebespiegel sind gering
und liegen unter der minimalen Hemmkonzentration. Antibakteriell wirksame Konzentrationen werden nur im Urin erreicht. Die
Eiweißbindung liegt bei 50 – 90 %.
Biotransformation
Die geringen Serum- und Gewebespiegel
sind wesentlich durch eine enzymatische
Inaktivierung in diesen Kompartimenten bedingt. Der Anteil der aktiven Substanz im
Urin beträgt 35 – 45 %, der von inaktiven
Metaboliten 45 – 50 %. Die Metaboliten können eine Braunfärbung des Urins verursachen.
Elimination
Nitrofurantoin wird sehr rasch aus dem
Körper ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertzeit bei normaler Nierenfunktion
aus dem Plasma liegt zwischen 20 und
90 Minuten. Die Ausscheidung erfolgt zum
größten Teil über die Nieren. 20 % der aktiven Substanz werden durch glomeruläre
Filtration und ca. 80 % durch tubuläre Sekretion eliminiert. Eine tubuläre Rückresorption mit einhergehendem Aufbau von Gewebs- bzw. Lymphspiegeln ist weder für
Tiere noch für Menschen nachgewiesen.
Im Stuhl erscheinen maximal 2 – 4 % der
zugeführten Nitrofurantoinmenge. Bei Nierenfunktionsstörungen sinkt die Ausscheidung von Nitrofurantoin, so dass im Urin
u. U. keine bakteriostatischen Konzentrationen erzielt werden können. Durch die
Kumulation wird die Gefahr der Nebenwirkungen erhöht.
Bioverfügbarkeit
In einer Untersuchung an 6 gesunden Männern und 6 gesunden Frauen wurde gezeigt, dass es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Bioverfügbarkeit
gibt.
Die gleichzeitige Aufnahme fettreicher Nahrung führt zu einer verminderten Resorptionsgeschwindigkeit und vergrößerter Bioverfügbarkeit, was sich in einer Vergrößerung sowohl der im Urin wiedergefundenen
Menge als auch der Zeitdauer, in der antimikrobielle Konzentrationen bestehen, äußert.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Aus den Untersuchungen zur chronischen
Toxizität liegen keine Erkenntnisse vor, die
zu dem Verdacht führen, dass beim Menschen bisher unbekannte Nebenwirkungen
auftreten könnten.
Genotoxizität/Kanzerogenität
Nitrofurantoin ist in vitro mutagen in Bakterien und in Säugerzellen. Die verfügbaren in
vivo Daten sind widersprüchlich, neuere
Untersuchungen deuten auf eine zumindest schwache Mutagenität in vivo hin. In
Langzeitstudien zur Kanzerogenität an Ratten und Mäusen traten behandlungsbedingte tumorigene Effekte in weiblichen
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Mäusen (Ovarien) und schwache Effekte in
männlichen Ratten (Testis und Nieren) auf.
Die Relevanz dieser Befunde für die therapeutische Anwendung ist nicht bekannt.
Da ein therapeutisch relevantes mutagenes/kanzerogenes Potential derzeit zumindest nicht ausgeschlossen werden kann,
sollte Nitrofurantoin möglichst nicht über
einen längeren Zeitraum angewendet werden und nur dann, wenn alternative Therapien nicht einsetzbar sind.
Reproduktionstoxizität
In tierexperimentellen Untersuchungen wurde eine erhöhte Missbildungsrate beobachtet. In höheren Dosierungen beeinträchtigte
Nitrofurantoin die Spermatogenese.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Lactose-Monohydrat, Talkum, Maisstärke,
gereinigtes Wasser, Gelatine, Chinolingelb,
Titandioxid.
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen
für die Aufbewahrung
Nicht über 30 °C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Packung mit 50 Hartkapseln, retardiert.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen
für die Beseitigung und sonstige
Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
ratiopharm GmbH
Graf-Arco-Str. 3
89079 Ulm
8. ZULASSUNGSNUMMER
6043854.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER
ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG
DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung:
5. Dezember 2005
10. STAND DER INFORMATION
Oktober 2014
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
Oktober 2014
Zentrale Anforderung an:
Rote Liste Service GmbH
Fachinfo-Service
Mainzer Landstraße 55
60329 Frankfurt
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