104-106_HA Messtechnik - DOZ

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M E SSTEC H N I K
Moderne Messtechnik verständlich gemacht:
Folge 3
– Tympanometrie und Stapediusreflexmessungen mit einem Impedanzmessgerät
Welche Messtechnik benötigt der Hörgeräteakusiker?
Das Equipment engagierter Hörgeräteakustiker
umfasst nicht nur Audiometer und Messbox auch ein
Impedanzmessgerät findet sich oft im Bestand. Weil
viele Kinder häufig unter Mittelohrentzündungen
leiden, gehört insbesondere für den Pädaudiologen
ein Tympanometer zur von den Berufsverbänden
empfohlenen Ausrüstung.
Die Schwingungsfähigkeit des Trommelfells kann durch eine
Tympanometrie abgeklärt werden. Vor der Anpassung eines
Hörsystems ist deshalb dieses Messverfahren, insbesondere
bei einer Kinderversorgung, anzuraten.
■ Die Nachgiebigkeit des Trommelfells
Trifft Schall auf das Trommelfell, so wird ein Teil davon reflektiert, während der Rest aufgenommen und weitergeleitet wird.
Das Verhältnis von aufgenommener und reflektierter Schallenergie ist von den herrschenden Druckverhältnissen vor und
hinter dem Trommelfell und von seiner Beschaffenheit abhängig. Der größte Wert der aufgenommenen Schallenergie, also
die größte Nachgiebigkeit (Compliance) des Trommelfells,
wird normalerweise bei beidseitig gleichem Luftdruck erreicht.
Das bedeutet gleichzeitig, dass in diesem Fall die größte Energie für den Hörvorgang im Innenohr bereitsteht.
Prinzip einer Impedanzmessung
Rechnung automatisch bestimmt. Im Verlauf der Messung
wird ein kontinuierlicher Wechsel von Überdruck zu Unterdruck über eine integrierte Luftpumpe erzeugt. Bei Unter- oder
Überdruck versteift sich das Trommelfell und der Wert der
Nachgiebigkeit nimmt ab. Aus der Form und den Werten des
so gemessenen „Tympanogramms“ kann man also wertvolle
Rückschlüsse auf den Zustand des Mittelohres ziehen.
■ Prinzip der Impedanzmessung
Das Impedanzmessgerät besteht aus einer Messsonde und
einer Datenauswertungselektronik. In der Messsonde befindet
sich ein kleiner Lautsprecher, der über einen Schallschlauch
einen tieffrequenten Ton in den Gehörgang vor dem Trommelfell abgibt. Der am Trommelfell reflektierte Schall wird über
einen weiteren Schallschlauch dem Messmikrofon zugeführt.
Mit einem dritten Schlauch kann der Luftdruck im Gehörgang
verändert werden. Die Schläuche werden durch einen
luftdichten Stöpsel geführt, der den Gehörgang nach außen
abdichtet. Beim Impedanzmessgerät stehen dem Benutzer
hauptsächlich zwei Messverfahren zur Verfügung:
■ Die Tympanometrie
Bei der Tympanometrie wird die Nachgiebigkeit des Trommelfells aus zugeführter und reflektierter Schallenergie durch
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Impedanzmessgerät
MI 24 der Firma MAICO
■ Die Stapediusreflexmessung
Während bei der Tympanometrie die Änderung der Nachgiebigkeit des Trommelfells bei Änderung des Luftdrucks im äußeren Gehörgang gemessen wird, verändert sich die Compliance bei der Stapediusreflexmessung durch Kontraktion des
Stapedius-Muskels im Mittelohr.
HÖRAKUSTIK DOZ 8-2005
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Abschließend teilt man mit, dass sich der Luftdruck im Gehörgang ändert und er auf keinen Fall während der Messung
schlucken, kauen oder den Kopf bewegen soll.
Blick auf das Trommelfell von der Paukenhöhle aus gesehen
Der „Stapediusreflex“ bewirkt eine Verringerung der Nachgiebigkeit und wird unter anderem durch laute akustische Reize
hervorgerufen. Unabhängig davon, ob der Schallreiz links,
rechts oder beidseitig vorhanden ist, tritt der Stapediusreflex
stets in beiden Ohren gleichzeitig auf. Der Stapediusreflex wird
bei normalhörenden Erwachsenen durch Sinustöne mit Schalldruckpegeln etwa zwischen 70 und 90 dB ausgelöst.
Impedanzmessung
■ Interpretation der Messergebnisse
■ Grundbedingungen
Da während der Tympanometrie eine Druckdifferenz zwischen dem Gehörgang und dem Mittelohr aufgebaut wird, ist
ein intaktes Trommelfell Grundvoraussetzung zur Durchführung einer Tympanometrie. Wird der Gehörgang von einem
Ceruminalpfropf verschlossen, ist ebenfalls keine Messung
möglich.
■ Durchführung der Messungen
Bei den meisten Geräten muss man zunächst einen, für den
jeweiligen Gehörgang passenden, Ohrstöpsel aussuchen. Dieser wird fest auf die Spitze der Messsonde aufgesteckt. Die
Spitze der Messsonde sollte mit dem Ende des Ohrstöpsels
abschließen.
Ein wesentlicher Aspekt des Ohrstöpsels ist der dichte
Abschluss des äußeren Gehörgangs. Die richtige Auswahl und
Positionierung des Ohrstöpsels auf der Messsonde schafft
daher die Grundvoraussetzungen für eine problemlose und
fehlerfreie Messung. Ein möglicher Fehler ist auch eine durch
Cerumen verstopfte Sondenspitze.
Ergebnisse einer Impedanz
Messung mit dem MI 34
Auf der linken Seite steht das Tympanogramm. Der angezeigte Rahmen zeigt den Bereich normaler Kurvenverläufe an.
Im Beispiel ist der typische spitze Verlauf zu sehen. Das Ohr
Volumen ist das Volumen zwischen dem Ohrstöpsel der
Sonde und dem Trommelfell in ml. Die Compliance gibt den
höchsten Wert der Nachgiebigkeit des Tympanogramms in ml
■ Einweisung des Probanden
Vor jeder audiologischen Messung erfolgt eine Einweisung
des Probanden. Diese ist eine wichtige Vorraussetzung für die
erfolgreiche Durchführung. Bei der Impedanzmessung wird
der Proband darauf hingewiesen, dass die Messung absolut
schmerzlos ist. Außerdem wird er darüber informiert, dass
nichts in den Gehörgang eindringt und dass er, während er den
leisen, tiefen Prüfton hört, nicht zu antworten braucht.
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an, der bei dem unter Druck angegebenen Druck ermittelt
wurde. Die Steigung gibt den Wert der Tympanogrammbreite
bei halber maximaler Compliance in daPa an. Die automatische Erkennung des Stapediusreflexes wird durch „JA = Reflex
erkannt“ oder „NEIN = kein Reflex erkannt“, angezeigt. Die
richtige Interpretation der Messergebnisse für den Stapediusreflex kann nur im Zusammenhang mit dem Tympanogramm
und weiteren vorliegenden Daten erfolgen.
■ Gerätevarianten
Für die unterschiedlichen Einsatzbereiche hat die Industrie
verschiedene Gerätevarianten entwickelt. Handtympanometer
sind tragbare Geräte, mit denen man einen automatischen
Tympanometrietest durchführen kann. Die Geräte sind häufig
mit einem Datenspeicher und einer Computerschnittstelle
ausgestattet. Die Energieversorgung erfolgt durch Batterien
oder Akkus. Handtympanometer werden häufig für Screening
Untersuchungen eingesetzt. Sie sind für den Hörgeräteakustiker meistens die richtige Wahl. Interacoustics bietet beispielsweise das Tympanometer MT10 an, das über eine Schnittstelle mit Noah verbunden werden kann. Ähnliche Geräte sind
auch im Lieferprogramm von GN-Otometrics oder Maico
präsent. Handtympanometer liegen in der Preisklasse von ca.
2000,– Euro.
genschaften: Der zusätzliche 1000 Hz-Sondenton gewährt
auch bei Kinderuntersuchungen die Sicherheit richtiger Messergebnisse.
Die Sondendurchmesser beginnen bei 3 mm; somit ist sichergestellt, dass selbst bei Neugeborenen Messungen durchgeführt werden könnten.
Durch eine kabellose Bluetooth-Verbindung ist eine große
Bewegungsfreiheit gesichert.
Auch die anderen Medizintechnikhersteller, wie Maico mit
dem MI34 als auch Interacoustics mit dem AT235 haben leistungsfähige diagnostische Tympanometer in ihrem Programm.
Außerdem gibt es Kombination von Impedanzmessgeräten
mit Audiometern. Diagnostische Tympanometer Geräte beginnen mit einer Preiskategorie von 3 bis 4 Tausend Euro und
können bis zu ca. 8000 Euro kosten.
GN Otometrics
Otoflex 100
Bild Interacoustics
Handtympanometer
MT10
■ Diagnostische Tympanometer
Diagnostische Tympanometer verfügen über zusätzliche
Funktionen, zum Beispiel kann hier die Stapediusreflexmessung wahlweise contra oder ipsilateral erfolgen. Klinische Tympanometer sind noch umfangreicher ausgestattet. Das Otoflex
100 von GN-Otometrics ist z. B ein Tympanometer, welches
unter anderem speziell für die Untersuchung von Kindern entwickelt wurde. Das äußert sich zum Beispiel in folgenden Ei-
U
beh
nent
rlich
!
■ Anwendungen
Automatische Impedanz-Audiometer können für ScreeningUntersuchungen und diagnostische Aufgaben eingesetzt werden. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Mobilität des Systems.
Nicht nur für den Pädaudiologen empfiehlt es sich, die Mittelohrfunktionen vor einer Hörsystemanpassung zu überprüfen
und zu dokumentieren.
Jens Ulrich
Heinz Diepes
Augenglasbestimmung
Inform Nr. 10, eine Beratungsfibel für den Augenoptiker, 108 Seiten
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inkl. ges. MwSt., zzgl. Porto u. Verpackung
ISBN 3-922269-25-7
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