Entanglement - Der charakteristische Zug der Quantenmechanik Philipp Fabritius - Pichtseminar Quantenmechanik Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 2 2 Geschichte 2 3 Verschränkung 3 4 Erzeugung von verschränkten Teilchen 8 5 Anwendungen für die Verschränkung Received ; 10 accepted 2 1. Einführung Die Verschränkung war schon zu Beginn der Erforschung der Quantenmechanik ein kontrovers diskutiertes Phänomen und so bezeichnete Erwin Schrödinger sie 1935 als den charakteristischen Zug der Quantenmechanik 1 Heutzutage bietet uns die Verschränkung völlig neue Wege der Informationstechnologie, wie Quantencomputer und Quantenteleportation. In Zukunft wird uns die Verschränkung wohl noch viel mehr beschäftigen, denn sowohl Quantencomputer als auch Quantenteleportation können unsere heutige Kommunikation komplett neu gestalten. 2. Geschichte 1935 veröentlichten Einstein, Podolsky und Rosen ihre Schrift Can Quantum-Mechanical Description 2 of Physical Reality Be Considered Complete? . In dieser erklärten Einstein, Podolsky und Rosen die Quantenmechanik aufgrund der Nicht-Lokalität für unvollständig. Die Grundlage ihres Arguments ist die später sogenannte Verschränkung. Als Antwort auf Einstein, Podolsky und Rosen verfasste Erwin 3 Schrödinger einen zweiteiligen Artikel in den 'Proceedings of the Cambridge Philosophical Society' in welchem er als Erster den Begri Verschränkung verwendete. Schrödingers Rechnungen führten ihn zu einem Punkt, wo er die Verschränkung aus heutiger Sicht richtig deutet, aber er glaubt selber nicht an seine Erkenntnisse. Bis 1964 versuchten die Physiker die vermeintliche Unvollständigkeit der Quantenmechanik zu 4 beheben. Dann kam John S. Bell und schate es mit seinen Rechnungen die hidden variables Theorie von Einstein, Podolsky und Rosen zu widerlegen. Die Aussagen von Bell wurden schließlich noch von Clauser Shimony Horne und Holt auf realisierbare Systeme erweitert, so dass bald darauf die ersten Experimente mit verschränkten Photonen durchgeführt werden konnten. So geschehen 1972 als Stuart Freedman und 5 John Clauser es als Erste schaten ein Experiment mit verschränkten Photonen durchzuführen. 1997 wurde dann auch die erste Quantenteleportation erfolgreich von Anton Zeilinger durchgeführt. 3 3. Verschränkung Wichtig zum Verständnis der Verschränkung ist der Begri der Lokalität. Lokalität bedeutet, dass ein Vorgang nur eine Wirkung auf seine unmittelbare räumliche Umgebung hat, daraus folgt wiederum, dass Nicht-Lokalität bedeutet, dass ein Vorgang eine Fernwirkung ohne räumliche Verbindung haben kann. Für Einstein war die Nicht-Lokalität der Verschränkung der Grund, warum er nicht an die Vollständigkeit der Quantenmechanik glaubte. Doch was ist Verschränkung überhaupt? Vereinfacht kann man sich die Verschränkung vorstellen durch zwei Teilchen, welche räumlich isoliert sind. Trotz dessen sind diese im Falle einer Messung miteinander verbunden, die Messergebnisse sind korreliert. Um die Verschränkung zu denieren ordnet man jedem Teilchen einen Hilbertraum und eine HA und HB orthonormale Basis zu. In unserem Fall seien die Hilberträume und |miA und |niB die orthonormalen Basen. Dann ist jede Linearkombination von|miA |niB ein Zustand des Systems HB und HA ⊗ kann geschrieben werden als: |ψiAB = X cm,n |miA |niB (1) m,n mit X 2 |cmn | = 1 (2) m,n Ein Spezialfall von (1) ist ein Produktzustand in welchem |ψiAB in zwei normierte Zustände zerfällt: ! |ψiAB = |ϕiA |ϕiB = X m Aber nicht jeder Zustand in so sagt man |ψiAB ist verschränkt! HA ⊗ HB (A) cm |miA ! X cn(B) |niB (3) n ist ein Produktzustand. Wenn |ψiAB kein Produktzustand ist, 4 Reine Zustände: Für reine Zustände gibt es ein sowohl notwendiges als auch hinreichendes Kriterium für Verschränktheit. Falls für den Zustand des Systems |ψi = 6 |ϕiA ⊗ |φiB gilt, so muss es sich um einen verschränkten Zustand handeln, denn es kann sich nicht um einen korrelierten Zustand handeln . Es bleibt also nur die Frage ob ein reiner Zustand ein Produktzustand ist, oder nicht. Um dies herauszunden gibt es zwei Möglichkeiten. Möglichkeit 1: (B) |ψiAB ist ein P roduktzustand ⇔ cmn = c(A) ∀ n, m m cn (4) Möglichkeit 2: Man deniert zuerst die reduzierte Dichtematrix ρA = trB |ψiAB AB hψ| = X hn|B ρ |niB (5) n Ist nun |ψiAB ein Produktzustand, so gilt Rang(ρA ) = 1 Also ist |ψiAB verschränkt, wenn dies nicht gilt. (6) 5 Gemischte Zustände: Für gemischte Zustände ist es schwieriger ein Kriterium für die Verschränkung zu denieren. Ein notwendiges, aber nicht immer hinreichendes Kriterium (hinreichend nur für Systeme der Dimension 2⊗2 und 2⊗3) ist das sogenannte Positive-Partial-Transpose-Kriterium (PPT). Im Fall eines (2⊗2) gemischten Systems hat die Dichtematrix die Form Q11 X . . ρ= pi |ψi iAB AB hψi | = . i QM 1 mit (Teilsystem A: τ,λ .. . ··· Q1N . . . QM N (7) B Teilsystem B: m, n) Qmn ··· q11 . . = hm|B ρ |niB = . qΓ1 ··· .. . ··· q1Λ . ; m = 1, ..., M n = 1, ..., N . . qΓΛ (8) Nun kann man die partielle Transposition denieren als B ρTmγ,nλ = ρnγ,mλ ⇔ QTmn = Qnm Wenn nun ρTB auch (9) 6 negative Eigenwerte hat, so ist das gemischte System verschränkt! 6 Hidden variables: Das Einstein-Podolsky-Rosen Argument: Wenn man zwei identische Systeme im gleichen Zustand präpariert und die gleichen Messungen durchführt, so sagt die Quantenmechanik, dass die Ergebnisse nicht gleich sein müssen. Einstein glaubt aber nicht daran und sagt das es Hidden variables geben muss, welche die Systeme nicht-identisch machen. Betrachtet man ein System aus zwei Teilchen |φi = √1 2 (|↑iA |↓iB − |↓iA |↑iB )und misst entlang der z-Achse (σz ) so macht die Quantenmechanik zwei Vorhersagen: • Die Ergebnisse • Die gemessenen z-Komponenten sind Anti-korreliert |↓iund |↑isind gleich-wahrscheinlich Sind die Teilchen räumlich isoliert und es wird wieder gemessen, so sind die Ergebnisse wieder anti-korreliert. Das ist aufgrund der Relativitätstheorie nicht oensichtlich und erscheint falsch zu sein. Doch man kann die Hidden variablesTheorie mit Hilfe eines Gedankenexperiments von Greenberg, Horne und Zeilinger widerlegen. Seien nun drei Messpartner Alice, Bob und Claire anwesend und drei Teilchen im Zustand |ψGHZ i = √1 2 (|↑iA |↑iB |↑iC − |↓iA |↓iB |↓iC ), wobei jeder der Messpartner ein Teilchen bei sich hat und räumlich von beiden anderen Partnern isoliert ist. Es werden nun zwei Messungen durchgeführt, beide am Zustand • Zwei Partner messen • Alle messen |ψGHZ iist σy , ein Partner misst |ψGHZ i σx ⇒Operator σx σy σy σx ⇒Operator σx σx σx ein Eigenzustand zu Operator σ x σx σx σx σy σy Eigenwert −1 1 Nun nehmen wird angenommen, dass es einen quantenmechanische korrekten Plan gibt, welcher den Ausgang der Messung festlegt. 7 Zum Beispiel: sA x = −1 sA y =1 sB x =1 sB y = −1 sC x = −1 sC y =1 Dies sind die Ausgänge welche die jeweiligen Teilchen (A, B, C) bei eine entsprechenden Messung (x, y) zeigen werden. Man sieht aber, dass die Messung von σx σx σx das Ergebnis 1 haben würde, was wiederum dem quantenmechanischen Eigenwert -1 widerspricht. Man kann nun zeigen, dass Alle Pläne nicht zufriedenstellend sind: sx sx sx = −1 B C sA x sy sy = 1 B C sA y sx sy = 1 B C sA y sy sx = 1 Dies sind die Voraussetzungen, welche die Pläne erfüllen müssen. Multipliziert man nun die unteren drei Gleichungen miteinander so kann man zeigen, dass die erste Gleichung nie erfüllt werden kann: 2 B 2 C 2 A B C (sA y ) (sy ) (sy ) sx sx sx = 1 Da C 2 2 B 2 (sA y ) = (sy ) = (sy ) = 1 der Eigenwert der Messung folgt, dass σx σx σx negativ B C sA x sx sx = 1. Dies widerspricht aber der Annahme, dass ist (-1). Die Hidden variables Theorie ist also nicht mit der Quantenmechanik vereinbar, da die Quantenmechanik probabilistisch ist und erst die Messung den Zustand eines Systems festlegt. 8 4. Erzeugung von verschränkten Teilchen Calcium collision cascade: Im ersten Experiment mit verschränkten Photonen benutzten Freedman und Clauser Calcium, welches nach eine Anregung durch eine Wasserstodampampe Photonen emittiert, welche teilweise verschränkt sind. Die angeregten Atome benden sich im 3d4p 4p2 1 S0 und den 4p4s 1 P1 Zustand zwei Photonen emittiert, (4L = 1) während γ2 eine γ1 hat 1 P 1 Zustand, 7% dieser Atome gehen dann über den in einer Kaskade in den Grundzustand zurück. In dieser Kaskade werden eine Wellenlänge von 5513Åund ändert den Bahndrehimpuls L um +1 Wellenlänge von 4227Åhat und den Bahndrehimpuls um -1 ändert (4L = −1). Die Photonen sind aufgrund der Bahndrehimpulse, welche sie 'transportieren' über die Polarisation verschränkt. Das Problem bei dieser Methode ist, dass die Photonen ungerichtet und nicht gleichzeitig emittiert werden. 9 Spontaneous-parametric-down-conversion Bei der spontaneous-parametric-down-conversion (SPDC) wird ein Photon in einem nicht-linearen Kristall gespaltet. Die beiden entstehenden Photonen haben die gleiche Energie und sind über die Polarisation verschränkt. Bei der Typ-I SPDC ist die Polarisation gleich, bei der Typ-II SPDC ist die Polarisation entgegengesetzt. Der Grund für die Spaltung ist bis heute nicht klar. Im Versuchsaufbau werden für die Typ-II SPDC zwei nicht-lineare Kristalle (z.B. beta-Barium-borate oder Kalium-dihydrogen-phosphat) benötigt. Im ersten Kristall werden die Photonen gespaltet und treten Kegelförmig aus. Je nach Polarisation im oberen oder unteren Kegel. Die verschränkten Photonen benden sich in den Schnittpunkten der Kegel. Der zweite nicht-lineare Kristall wird benötigt um die Phase der beiden Photonen anzugleichen. 10 5. Anwendungen für die Verschränkung Quantenteleportation Bei der Quantenteleportation werden zwei verschränkte Photonen (A und B) erzeugt und anschließend räumlich getrennt, eines kommt zu Alice (A) und das andere zu Bob (B) 1 |ψAB i = √ (|↑A i |↓B i − |↓A i |↑B i) 2 Nun wollen wir einen Zustand der Form |ϕC i = a |↑C i + b |↓C iteleportieren. Man deniert sich dazu: E E 1 1 (±) (±) ψAC = √ (|↑C i |↓A i ± |↓C i |↑A i) und φAC = √ (|↑C i |↑A i ± |↓C i |↓A i) 2 2 Um den Zustand (|ϕC i |ψAB i) |ϕC izu teleportieren wird |ψAB iund |ϕC iin einen reinen Produktzustand gebracht indem das Teilchen A und C interagieren, B ist räumlich getrennt! . Dieser hat dann die Form: a b |ΨABC i = √ (|↑C i |↑A i |↓B i − |↑C i |↓A i |↑B i) + √ (|↓C i |↑A i |↓B i − |↓C i |↓A i |↑B i) 2 2 Dieser Zustand kann auch geschrieben werden als: 1 (−) E 1 (+) E ψAC (−a |↑B i − b |↓B i) + ψAC (−a |↑B i + b |↓B i) 4 4 1 (−) E 1 (+) E + φAC (b |↑B i + a |↓B i) + φAC (−b |↑B i + a |↓B i) 4 4 E E (±) (±) durchgeführte Messung wird in der Basis ψAC , φAC durchgeführt. |ΨABC i = Die bei Alice der vier Zustände aus |ΨABC idie Wahrscheinlichkeit Also hat jeder 1 4 . Bei einer solchen Messung wird B in den dem Messergebnis entsprechenden Zustand projiziert und A und C werden in einem der Zustände E (±) φAC gefunden. Um den Zustand |ϕinun E (±) ψAC , bei Bob wiederherzustellen muss Alice Bob den Ausgang ihrer Messung klassisch mitteilen und dann kann Bob eine einfache Transformation durchführen. Zum Beispiel, wenn das Messergebnis bei Alice E (+) ψAC ist, so wird B in den Zustand (−a |↑B i + b |↓B i) projiziert, also führt man bei Bob eine Transformation der Form −1 0 0 1 durch und erhält |ϕi = a |↑i + b |↓i. es wurde also teleportiert. So wurde |ϕB i |ϕibei Alice zerstört und ist bei Bob wieder aufgetaucht, 11 Quantencomputer Quantencomputer haben ein Gedächtnis aus Qubits. Ein einzelnes Qubit kann, im Gegensatz zum Bit, 1,0 und jede Superposition von 0 und 1 gleichzeitig sein. Also kann ein Quantencomputer aus n Qubits in 2n Zuständen gleichzeitig sein. Um mit dem Quantencomputer rechnen zu können werden Quantenregister benötigt. Diese bestehen aus verschränkten Qubits, der Vorteil ist hier, dass alle Qubits auf die Störung eines Einzelnen reagieren und, dass nur die Gesamtheit an Qubits deniert ist. So kann man immer eine Gesamtheit an möglichen Ausgängen betrachten. Um einen Vorteil aus Quantencomputer zu ziehen werden spezielle Algorithmen gebraucht, z.B. der Grover-Algorithmus. Dieser dient der Suche in unsortierten Datenbanken und ist rein probabilistisch, d.h. man kann nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen, ob das gefundenen Ergebnis auch das Gesuchte ist. √ Man kann sich den Algorithmus gut an einem quadratischen Gitter, der Seitenlänge N vorstellen. Jeder der Gitterpunkte ist ein Eintrag in einer Datenbank. Ein klassischer Computer würde alle Punkte der Reihe nach durchgehen um den gesuchten Eintrag zu nden. Er bräuchte also eine Anzahl von Schritten der Ordnung N (Flächeninhalt). Ein Quantencomputer arbeitet mit Vektoren, d.h. der Quantencomputer würde √ den Vektor in der Gitterebene rotieren und bräuchte dafür nur eine Anzahl von Schritten der Ordnung (Flächenumfang). N 12 REFERENCES 1 Erwin Schrödinger, Die Naturwissenschaften 23, 807, 1935 2 Einstein, Podolsky, Rosen, Phys Rev. 47, 777(1935) 3 Erwin Schrödinger, Proc. Camb. Phil. Soc. 31 (1935), 555-63 4 John S. Bell, Physics (NY) 1, 195 (1964) 5 S. Freedman, J. Clauser, Phys. Rev. Letter 28, 14 (1972) 6 Hendrik Niemeyer, Verschränktheitskriterien This manuscript was prepared with the AAS LATEX macros v5.2.