VL 4.11.08 Beispiele: E = { A, B, C, D} z.B. Menge aller Studenten der Uni Erfurt, die auch aus Erfurt stammen A = { B, C, K, L} Menge der Studenten, die mit dem Auto zur Uni kommen S = { A, D, E, F} Menge der Studenten, die Mit der Straßenbahn zur Uni kommen E ∩ A = { B, C} Studenten aus Erfurt, die mit dem Auto kommen E ∩ S = { A, D} Studenten aus Erfurt, die mit der Straßenbahn kommen E ∪ A = { A, B, C, D, K, L} Studenten die aus Erfurt sind oder mit dem Auto kommen E \ S = { B, C} Studenten aus Erfurt, die nicht mit der Straßenbahn kommen _ E = Menge aller Studenten der Uni Erfurt, die nicht aus Erfurt stammen (wenn die Grundmenge die Menge aller Studenten der Uni ist) Produktmenge: Die Produktmenge A x B der Mengen A und B ist die Menge der geordneten Paare (a, b), deren erstes Element in A und deren zweites Element in B enthalten sind. A x B = {(a, b) | a ∈ A ∧ b ∈ B} Bsp: A = {a, b, c} B = {1, 2} A x B = {(a, 1); (a, 2); (b, 1); (b, 2); (c, 1); (c, 2)} Potenzmenge: Die Potenzmenge ℘(M ) ist die Menge aller Teilmengen von M. ℘(M ) = {N| N ⊆ M} Bsp: M = {1, 2} ℘(M ) = { ∅ ,{1},{2},{1, 2}} Die Elemente der Potenzmenge sind jetzt selbst Mengen. Wenn man bei der Mengenbildung zu sorglos vorgeht ergeben sich Schwierigkeiten; z.B. die Russelsche Antinomie (Bertrand Russel 1872- 1970): Definition: Sei M die Menge aller Mengen die sich nicht selbst als Element enthalten. Ist M selbst Element von M oder nicht? 1. Fall M ∈ M, dann darf M aber nicht in M sein, laut Definition von M. 2. Fall M ∉ M, dann muss M aber in M sein nach Definition. D.h. es ergibt sich in jedem Fall ein Widerspruch Mächtigkeit von Mengen Gleichmächtigkeit Def1: Zwei Mengen A und B heißen gleichmächtig, wenn es eine eineindeutige Abbildung von A auf B gibt. Man schreibt A ~ B (A ist gleichmächtig B). |A| = Mächtigkeit von A. Bei endlichen Mengen gibt die Mächtigkeit die Anzahl der Elemente an. Bsp: M = {1, 2, 3} A = {♣,♥,•} B = {a, b, c, d, e, f, g} |M| = 3 |A| = 3 |B| = 7 A~M Def2: Eine Menge M heißt endlich, wenn es keine echte Teilmenge N von M gibt, die gleichmächtig zu M ist. ⇒ M heißt unendlich, wenn es eine echte Teilmenge N gibt mit N ~M. Bsp1: M = IN = {0, 1, 2, 3, 4, 5, …} N = 2⋅ IN = {0, 2, 4, 6, 8, 10, …}; N ⊂ M echt, da z.B. 1 ∈ M aber 1 ∉ N ϕ(x) = 2⋅x ist eine eineindeutige Abbildung von M auf N, also M ~ N ⇒ IN ist unendlich Bsp2: Q+ gebrochene Zahlen = nichtnegative rationale Zahlen M = Q+ N = IN N ⊂ M echt, da jede nat. Zahl auch eine rationale Zahl ist und es 1 rationale Zahlen gibt, die nicht natürlich sind, z.B. . 2 ϕ : 1. Cantorsches Diagonalverfahren (Georg Cantor 1845-1918) 1 1 2 1 3 1 . . . 1 2 2 2 3 2 1 3 2 3 3 3 1 L 4 2 L 4 3 L 4 Eine mögliche Zählweise: 1.-> 2. 5.-> 6. 11. -> ... / / / / / / / / 3. (-) 7. (-) | / / / | / / / 4. 8. (-) / / / / 9. (-) | / | / 10. So werden alle rationalen Zahlen durchnummeriert d.h. ϕ ist eine eineindeutige Abbildung von IN auf Q+, also ist M ~ N ⇒ Q+ ist unendlich Vergleich von Mächtigkeiten Def1: |A| < |B|, wenn es eine echte Teilmenge B’ von B gibt, so dass A gleichmächtig zu B’ und A nicht gleichmächtig zu B ist. Bsp: A = {1, 2, 3} und B = {a, b, c, d}; dann gibt es B’ ⊂ B, mit B’ = {a, b, c} und A ~ B’ und A ist nicht gleichmächtig zu B, da keine eineindeutige Abbildung von A auf B existiert (bei jeder „eineindeutigen“ Abbildung von A auf B würde ein Element von B übrigbleiben.) also ist |A| < |B| (oder |A| = 3; |B| = 4 und 3 < 4 |B’| = 3) Def2: Eine Menge heißt abzählbar (unendlich), wenn sie gleichmächtig zur Menge der natürlichen Zahlen IN ist. |IN| = ℵ0 Aleph Null = Mächtigkeit der abzählbar unendlichen Mengen Mächtigkeit der natürlichen Zahlen (ℵ0 ist die kleinste transfinite Kardinalzahl, ein „Symbol für Unendlich“; es ergeben sich seltsame Rechenregeln z.B. ℵ0 + 1 = ℵ0 Hiberts Hotel 1; David Hilbert 1862-1943 oder ℵ0 + ℵ0 = ℵ0 Hilberts Hotel 2 die nächste transfinite Kardinalzahl ist ℵ1) Cantorscher Teilmengensatz: Zu jeder Menge M gibt es eine Menge mit größerer Mächtigkeit, die Potenzmenge ℘(M). Bew: Für endliche Mengen |M| = n ⇒ |℘(M)| = 2n leicht mit vollständiger Induktion Für unendliche Mengen von Cantor bewiesen |IN| = ℵ0 |℘(IN)| = 2ℵ0 Satz: Die Menge der reellen Zahlen IR ist überabzählbar unendlich, (d.h. es gibt „mehr“ reelle als natürliche Zahlen). Bew: Cantorsches Diagonalverfahren 2 es wird gezeigt, dass es bereits im Intervall von 0 bis 1 überabzählbar unendlich viele reelle Zahlen gibt man schreibt eine Liste aller reellen Zahlen zwischen 0 und 1 auf: 1. 0, a11 a12 a13 a14 a15… wobei die aij die Ziffern 0 bis 9 sein können, 2. 0, a21 a22 a23 a24 a25… aber nicht alle 9 oder 0 sein sollen 3. 0, a31 a32 a33 a34 a45… 4. . . . Diese Liste könnte man durchnummerieren und hätte damit eine eineindeutige Abbildung ϕ . Allerdings konnte Cantor zeigen, dass diese Liste nie vollständig ist, man kann immer eine Zahl konstruieren, die in der Liste nicht auftaucht, z.B: b = 0, b1 b2 b3 b4 … , mit bi ≠ aii b ≠ 1. Zahl, da sie an der Stelle b1 ≠ a11 , laut Bedingung bi ≠ aii b ≠ 2. Zahl, da sie an der Stelle b2 ≠ a22 b ≠ 3. Zahl, da sie an der Stelle b3 ≠ a33 … D.h. es gibt keine eineindeutige Abbildung von IR auf IN (also „mehr“ reelle Zahlen als natürliche). |IN| < |IR| Die Kontinuumshypothese besagt: Es gibt keine Menge, deren Mächtigkeit zwischen der Mächtigkeit der natürlichen Zahlen und der Mächtigkeit der reellen Zahlen liegt. D.h. anders formuliert: Ist |IR| = ℵ1 ? Sie ist mit den derzeitigen Möglichkeiten der Mengenlehre nicht beweisbar und nicht widerlegbar.