Buddhismus - Grosse Thailand-Info

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Verzeichnis Buddhistischer Begriffe
Äon
Lamaismus
Stupa
Aristokratie
Mahayana Buddhismus
Tantra
Arhat
Mandala
Tantrismus
Askese
Mantras
Taoismus
Atman
Meditation
Tendai-Schule
Amitabha
Nidana
Theravada-Buddhismus
Anatman
Nirwana
Thai
Asiatische Sprachen
Pagode
Thailändische Sprache
Brahma
Reincardination
Triratna
Buddhismus
Ramayana
Tipitaka
Dalai-Lama
Sangha
Upanishaden
Dharma
soka_gakkai
Vairocana
Hinduismus
Samsara
Vayrayana
Hinayana-Buddhismus
Sanskrit
Veda oder Weda
Indische Spachen
Siddharta Gautama
Vegetarier Festival
Karma
Sinotibetische Sprachen
Zen Buddhismus
Konstitutiv
Äon
meist Mehrzahl Äonen, Ewigkeit, Weltalter, unendliche Zeit;
(siehe auch "Brahma")
Amitabha
Amitabha (Sanskrit: dessen Glanz unendlich ist), Buddha des Mitleids
im Mahayana-Buddhismus. Dieser Kult steht im Mittelpunkt des
Sukhavati. Nach dem Sukhavativyuha Sutra (Sutra der Beschreibung
des westlichen Paradieses) war Amitabha ursprünglich ein Mönch
namens Dharmakara, dem der Buddha Lokesvararaja die Schönheit
des Landes Buddhas (des buddhistischen Himmels) beschrieb. Auf
seinem Weg zur Buddhaschaft gelobte er ein Land zu schaffen, das
schöner sei als das beschriebene Paradies. Bei seiner Erleuchtung
als Buddha Amitabha wurde dieses Gelübde erfüllt und sein Reich
wurde das im Westen gelegene Sukhavati. Die Richtung innerhalb
des Buddhismus, die auf den Buddha Amitabha zurückgeht, ist nach
dem Paradies Sukhavati benannt. Seine Anhänger sind vor allem in
China und Japan vertreten. In der klassischen japanischen Kunst
finden sich viele Darstellungen des Amida (so lautet sein japanischer
Name), der als Avalokiteshvara angesehen wird, als Bodhisattva des
Mitleids. Als einer der fünf kosmischen Buddhas wird er auch im
Tantrismus verehrt.
Anatman
Der Buddhismus analysiert die empirische Person als Einheit von fünf Aneignungsgruppen oder
„Bündeln" (Skandhas): der physische Körper, Empfindungen, Wahrnehmungen, Geistesregungen
und Bewusstsein. Dabei ist eine Person nur eine zeitweilige Kombination dieser, einem ständigen
Wandel unterliegenden Gruppen. Daraus ergibt sich, dass sich eine Person in jedem Moment ihres
Daseins wandelt. Die Buddhisten lehnen es ab, die Aneignungsgruppen einzeln oder in einer ihrer
Kombinationen als ein beständiges, eigenständig existierendes Selbst oder als eine Seele (siehe
Atman) anzusehen. Darüber hinaus werten sie es als Fehler, die Elemente, aus denen sich ein
Individuum zusammensetzt, als dauerhafte Einheit anzusehen. Wobei der Glaube an ein solches
Selbst unwillkürlich zu Egoismus, Streben und somit zu Leiden führen wird. Solche Überlegungen
führten zur Verbreitung der Lehre vom Anatman, oder der Verneinung einer ewigen Einzelseele.
Nach Auffassung Buddhas ist das gesamte Dasein geprägt von den drei Kennzeichen: Anatman
(keine Seele), Anitya (Unbeständigkeit), und Dukkha (Leiden). Die Lehre von Anatman erforderte
somit eine Neuauslegung der indischen Idee von dem Wiedergeburtenkreislauf in der Welt der
Erscheinungen, bekannt als Samsara. So entstand die Lehre von Pratityasamutpada oder von dem
bedingten Werden. Anhand einer zwölfgliedrigen Kette von Ursachen wird aufgezeigt, dass das
Unverständnis einer vorangegangenen Daseinsform die Bedingungen für eine neue Kombination
von sich herausbildenden Aneignungsgruppen schafft. Diese wiederum bewirken Geistes- und
Sinnesregungen, gefolgt von den daraus entstehenden Empfindungen, welche ihrerseits das
Streben und Festhalten am Dasein nach sich ziehen. Dieser Zustand nun löst einen erneuten
Werdegang aus und schafft somit einen neuen Kreislauf von Geburt, Alter und Tod. Die Kette von
Ursachen schafft also eine Verbindung zwischen einem Leben und dem nächsten. Es wird ein Fluss
von Existenzformen postuliert und nicht ein beständiges Wesen, das aus einem Leben in ein
nächstes tritt, also ein Glaube an Wiedergeburt ohne Seelenwanderung.
Arhat
Arhat (Sanskrit: der Würdige), buddhistischer Heiliger, der zu Lebzeiten das Nirvana erreicht hat und
nicht mehr wiedergeboren wird. Für den Theravada-Buddhismus ist dieser Status das letzte Ziel
allen buddhistischen Strebens, auch wenn nur ein Mönch oder eine Nonne in der Lage sind, ein
Arhat zu werden. Die frühe buddhistische Überlieferung kannte die vier folgenden Stufen auf dem
Weg zum Nirvana: den „in den Strom Eingetretenen", der nur noch siebenmal wiedergeboren wird;
den „Einmal-Wiederkehrenden", der das Nirvana in der nächsten Wiedergeburt erreichen wird; den
„Nicht-Wiederkehrenden", der nicht zurückkehren, sondern das Nirvana in höheren Formen der
Existenz erlangen wird; und den Arhat, einer, der schon in diesem Leben den Kreislauf der
Wiedergeburten (Samsara) verlassen hat. Im Mahayana-Buddhismus gibt es die Vorstellung von
16 (oder 18, oder 500) Arhats (chinesisch lohan; japanisch Rakan), die dem Buddha gedient haben
und bis zum Kommen des nächsten Buddha in der Welt verbleiben. Der Mahayana-Buddhismus
stellt jedoch den Bodhisattva, der über die Kräfte eines Halbgottes verfügt und seine Verdienste an
andere weiterreichen kann, über den Arhat.
Aristokratie
adelige Oberschicht, Führungsschicht einer Gesellschaft
Askese
enthaltsame Lebensweise (oft religiös)
Atman
Begriff des Hinduismus für den Atem oder Seele und das Prinzip des Lebens. Der Atman, oder die
Einzelseele, wird als identisch angesehen mit dem Brahman, der Weltseele. In der Philosopohie der
Hindu bezeichnet Atman auch das wahre Wesen aller Dinge, einschließlich des Universums. Vom
Atman wird gesagt, er sei das einzige Ding das wirklich existiere, eine unvergängliche Substanz, die
in den Wiedergeburten von Körper zu Körper wandere.
Brahma:
Brahma, als eine Gestalt des höchsten Brahman (in der Rigveda die
Macht des Mantras, des schöpferischen Wortes) der Schöpfer des
Universums. Er ist der Erste der drei hinduistischen Götter, neben
Vishnu und Shiva, die im Hinduismus eine Trinität bilden. Obwohl
die Eigenschaft schöpferischer Tätigkeit in der älteren vedischen
Periode verschiedenen Göttern zugeschrieben wird, erscheint in den
Brahmanas (einem Teil der vedischen Literatur, der sich mit
Dogmen und Ritualen auseinandersetzt, aber auch mit
Überlieferungen und abstrakten Spekulationen) der Vatergott
Prayapati oder Brahma als individueller Schöpfer. Im Manu Smriti
oder Gesetz des Manu wird Brahma als ein aus sich selbst
geschöpftes Wesen beschrieben, das, nach der Lehre vom
kosmischen Ei, die Welt aus einem Ei erschafft. Seine Existenz
dauert ein Äon, was nach menschlichen Maßstäben ewig ist. Die
traditionellen hinduistischen Darstellungen des Brahma zeigen
häufig, wie er aus einer Lotosblume geboren wird, die dem Nabel des Vishnu entsprang.
Ursprünglich wurden ihm fünf Köpfe zugeschrieben, doch einer wurde von Shiva zerstört. Seine
Farbe ist rot, und er sitzt auf dem Rücken eines Schwans. Sarasvati, Göttin der Rede und
Gelehrsamkeit, ist seine Gattin. Im heutigen Hinduismus spielt Brahma fast keine Rolle mehr. Vishnu
und Shiva werden von den Hindus mehr verehrt als dieser vergleichsweise abstrakte
Buddhismus
Die buddhistische Lehre hat bei der geistigen Prägung Thailands die
wohl wichtigste Rolle gespielt. Eingeführt wurde sie im heutigen
Landesgebiet wahrscheinlich schon im 3. Jh. n. Chr. durch indische
Mönche. Doch bereits vor dieser Zeit gab es andere religiöse
Gebräuche, deren Spuren noch heute im Geisterglauben der Thai
verankert sind und die ebenfalls Eingang in den Buddhismus
gefunden
haben.
Der Name "Buddha" heißt übersetzt "der Erleuchtete" und geht auf
den Bettelasketen Siddharta Gautama zurück, der sich im 6. Jh. v.
Chr. auf Wanderschaft begab, um das Wesen der Dinge zu
ergründen. Der Legende zufolge erfuhr er sieben Jahre später unter
einem Feigenbaum jene Erleuchtung, die bis heute Gegenstand der
buddhistischen Lehre ist. Um ihrer willen wird Buddha in zahllosen
Tempeln verehrt - nicht als Gott, sondern als Philosoph, der durch
Askese und Meditation zum Nirwana gelangt ist, dem Zustand der
seligen
Ruhe.
Der Alltag der Menschen folgt dieser Lehre bis heute mit dem
sogenannten Theravada-Buddhismus, der ursprünglich aus Indien kommt. Da Mönchtum und
Askese ein Bestandteil dieser Lehre sind, erhielt die Glaubensrichtung auch den Namen Hinayana "kleines Fahrzeug" zum Heil. 95% der thailändischen Bevölkerung bekennen sich zu dieser Lehre.
Der Tradition entsprechend wird heute noch erwartet, daß jeder buddhistische Mann einmal in
seinem Leben als Mönch für die Dauer von einer Woche bis zu einem halben Jahr ins Kloster geht
und Buddhas Vorbild folgt. Mit Ausnahme der gelben Robe und einer Almosenschale muß der Mann
während dieser Zeit auf jeglichen Besitz verzichten und sich zum Studium in Klausur begeben.
Trotzdem leben die Mönche nicht vom Alltag abgegrenzt. Fast jedes der über 25.000 Klöster in
Thailand, die Wat genannt werden, ist an eine Schule gekoppelt, und oft kann man die 'Asketen' bei
so profanen Dingen wie einem Fußballspiel oder auch bei einem handfesten Streit entdecken.
Festliche Zeremonien wie das Segnen neuer Gebäude sind ohne Mönche undenkbar, und Feste wie
der Anfang der Regenzeit werden mit großer Ausgelassenheit gefeiert.
Jedem Haus sein Geisterhäuschen
Wo immer in Thailand ein Wohnhaus oder Geschäftsgebäude
steht, ist das zugehörige Geisterhäuschen - chao ti - meistens
nicht weit. Es soll den jeweiligen Geist günstig stimmen, der bei
der Errichtung des Gebäudes von seinem angestam- mten Platz
vertrieben wurde. Opfergaben wie Räucherstäbchen, duftende
Blumen, Reis und Wasser - manchmal sogar Coca Cola - dienen
zusätzlich seiner Besänf- tigung und halten so der Überlieferung
nach das Böse von den Hausbewohnern fern. Eines der
bekanntesten Geisterhäuser ist der Erawan - Schrein in
Bangkok; kleinere und etwas weniger prunkvolle Exemplare gibt
es überall zu kaufen und sind auch ein beliebtes ReiseMitbringsel für den eigenen Vorgarten.
Buddha [Sanskrit ›der Erwachte, der Erleuchtete‹], Ehrentitel des Siddhartha Gautama,
(Kapilawastu 560, †)bei Kusinara vermutl. 480, Stifter des Buddhismus. Im Luxus lebend,
beeindruckten ihn zufällige Begegnungen mit menschlicher Not so sehr, daß er, um die
Vergänglichkeit der Welt zu überwinden, Asket wurde. Doch erst als er einen ›mittleren Weg‹ zw.
Überfluß und Askese wählte, erlangte er im Alter von 35 Jahren die Erleuchtung und begann seine
Verkündigung. Nicht nur dem historischen Siddhartha Gautama wurde der Titel und die Qualität
des Buddha zuerkannt. Nach buddhist. Anschauung ist die Reihe der Buddhas in Vergangenheit und
Zukunft unendlich. Buddhismus, Weltreligion, benannt nach ihrem Stifter Buddha; sie beruht auf
dessen Lehre und Ordensgründung. Die Lehre Buddhas brach mit der religiösen Autorität des Weda,
übernahm jedoch die Wiedergeburtslehre.
Die Erlösung durch die Erkenntnis der Identität von Brahman und Atman ersetzt der Buddhismus
durch den Gedanken des Nirwana, des ›Verwehens‹, der Vernichtung des Leidens, des Verlöschens
des ›Durstes‹, d.)h. der Lebensgier.
Im Mittelpunkt der Predigt des Buddha
stehen dementsprechend die ›vier edlen
Wahrheiten‹:
vom
Leiden, von der
Entstehung des Leidens, der Vernichtung
des Leidens und dem zur Vernichtung des
Leidens führenden Weg. Dieser Weg ist der
›edle, achtteilige Pfad‹: rechte Anschauung,
rechtes Wollen, rechtes Reden, rechtes Tun,
rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes
Gedenken, rechtes sich versenken. Dem Ziel
der Buddhist. Ethik, der Selbsterlösung,
dienen die Forderungen der Gewaltlosigkeit,
der
mitleidigen
Liebe
sowie
der
Enthaltsamkeit). - Differenzen innerhalb des
Ordens führten zur Spaltung in die beiden
Richtungen des Hinajana - Buddhismus und
Mahajana - Buddhismus, die seitdem
unterschiedliche
Wege
gingen.
Diese Handzeichen spiegeln sich im
Besonderen in dem Traditionellen Thaitanz
wieder. Des- weiteren hat das Handzeichen
(siehe Abb.3) bei der Begrüßung (Sawadih
Krap = gesprochen: Kap für den Mann und
Kaa für die Frau) eine besondere
Bedeutung. Bei Personen des gleichen Standes ist die Haltung der Hände unterhalb des Kinns. Bei
Personen die man nicht kennt, in Höhe der Nase. Bei höhergestellten Persönlichkeiten hält man die
Hände in Augenhöhe. Die Hände vor die Stirn hält man nur bei Buddha und beim König.
Dalai-Lama
Dalai-Lama, geistliches und politisches Oberhaupt des
tibetanischen Buddhismus. Der Dalai-Lama gilt als Inkarnation
des Bodhisattva Avalokiteshvara und zugleich als Reinkarnation
seines jeweiligen Vorgängers. Es heißt, dass die Seele des DalaiLama nach seinem Tod in den Körper eines männlichen
Neugeborenen eingeht, der dann aufgrund bestimmter
körperlicher Merkmale als neue Inkarnation identifiziert und zum
neuen Dalai-Lama erklärt wird.
Der erste, der den Titel Dalai-Lama trug, war Sonam Gyatso, ein
Großlama des Drepung-Klosters und Oberhaupt des GelugpaOrdens („Gelbmützen"), der den Titel im Jahre 1578 von dem
Mongolenherrscher Altan Khan erhielt. Der Titel wurde dann
rückwirkend auf alle früheren Ordensoberhäupter übertragen.
1642 setzte dann der Mongolenführer Gushri Khan den fünften
Dalai-Lama (1617-1682) als geistlichen und weltlichen Herrscher von Tibet ein. Seine Nachfolger
regierten Tibet anfangs als Untergebene der Mongolen und danach, von 1720 bis 1911, als Vasallen
des Kaisers von China.
Als die chinesischen Kommunisten 1950 Tibet besetzten, gerieten sie in zunehmenden Konflikt mit
Tenzin Gyatso, dem 14. Dalai-Lama. Nach einem erfolglosen Aufstand im Jahre 1959 verließ er das
Land und lebt seither in Indien. 1989 erhielt er den Friedensnobelpreis für seinen gewaltlosen
Widerstand gegen die chinesische Herrschaft in Tibet.
Dharma
Dharma (Sanskrit: Halt, Gesetz; Pali dhamma), zentraler Begriff des Hinduismus, der mehrere
Bedeutungen hat: Er bezeichnet die Weltordnung, die gesellschaftliche Ordnung, das Gesetz des
Kosmos, sowie die Heilsordnung. Als eines der „vier Ziele der Menschen" (neben Sinnengenuss,
Gewinn weltlicher Güter und Erreichung der Erlösung) steht das Dharma für den Glauben, dass die
Art und Weise, wie die Dinge sind (deskriptives Gesetz), z. B., dass die Sonne im Osten aufgeht,
nicht von der Art und Weise zu trennen ist, wie die Dinge sein sollten (vorgeschriebenes Gesetz),
wie z. B., dass Brahmanen kein Rindfleisch essen sollen. Die Sanskrit-Lehrbücher vom Dharma
(Dharmasutras und Dharmasastras) versuchen mit ihren argumentativen Kommentaren das
besondere, relativistische Dharma der Kaste (svadharma, das, was eine jede Person ist und was sie
deshalb tun sollte) mit dem allgemeinen, absoluten Dharma einer universalen Ethik (sanatana
dharma, ewiges Dharma, das, was alle tun sollten: die Wahrheit sagen, nicht töten, tugendhaft sein
usw.) in Einklang zu bringen.
Im Buddhismus ist Dharma die ewige Wahrheit, die schon vor Buddha existierte und die dieser
wiederentdeckte und verkündete. Das Dharma bildet zusammen mit Buddha selbst und dem
Sangha (Gemeinschaft der Mönche) das Triratna (Drei Juwelen), die Grundlage des Buddhismus.
Das buddhistische Dharma, insbesondere die vier edlen Wahrheiten, dienen zur Überwindung der
Unwissenheit, welche die Lebewesen im Kreislauf der Existenzen gefangen hält, und damit als ein
Heilmittel gegen das menschliche Leiden (dukkha). Im Plural (dharmas) bezeichnet der Begriff auch
die verschiedenen Elemente, aus denen sich die Existenz zusammensetzt.
Hinduismus
Der Hinduismus ist eine der bedeutendsten Weltreligionen, nicht nur
was die Zahl seiner Anhänger betrifft (ca. 700 Millionen), sondern auch
aufgrund des großen Einflusses, den er seit etwa 1500 v. Chr.,
während seiner langen Entwicklungsgeschichte, auf die vielen anderen
Religionen ausübte. Der Hinduismus, der in hohem Maße dazu neigt,
fremde Elemente aufzunehmen, wurde seinerseits von diesen
unterschiedlichen Religionen beeinflusst, was zum größten Teil zu
seinem ausgeprägten Synkretismus, d. h. zu der Vielzahl von
Glaubensformen und Praktiken, führte. Neben der hinduistischen Lehre
führten insbesondere die geographischen und wirtschaftlichen
Bedingungen in Indien dazu, dass sich der Hinduismus zu einem
sozialen und religiösen System entwickelte, das alle Aspekte des
menschlichen Lebens bestimmt.
Hinayana-Buddhismus
(Sanskrit, Pali "kleines Fahrzeug") Dieser Name war ursprünglich ein Spottname für die
konservativere, meist auf ihr eigenes Seelenheil bedachte Richtung. Sie ist vor allem in Ceylon,
Kambodscha und Thailand vorherrschend und folgt zum größten Teil den ursprünglichen Lehren
Buddhas. (siehe auch unter Theravada-Buddhismus).
Für seine Anhänger bedeutet das Ziel des Nirwana die Vernichtung der Individualität. Das kleine
Fahrzeug betont das göttliche Wesen Buddhas.
Richtung des Buddhismus, die heute nur noch in Sri Lanka, Birma, Thailand, Laos und Kambodscha
verbreitet ist. (südl. Buddhismus).
Karma
Dieser Glaube ist in engem Zusammenhang mit dem Karma-Gesetz zu sehen. Das Karma umfasst
die Taten einer Person sowie deren ethische Folgen. Diese Taten der Menschen bedingen die
Wiedergeburt, wobei gute Taten zwangsläufig belohnt und böse Taten bestraft werden.
Dementsprechend existiert in der Welt weder unverdientes Glück noch ungerechtfertigtes Leid,
sondern bloß eine universelle Gerechtigkeit. Das Karma vollzieht sich somit vielmehr aufgrund eines
gewissen moralischen Naturgesetzes als aufgrund eines Systems göttlichen Gerichts. Das Karma
bestimmt z. B. Art, Schönheit, Intelligenz, Langlebigkeit, Wohlstand und sozialen Status. Nach
Buddha können unterschiedliche Karmas zu einer Wiedergeburt als Mensch, als Tier, als hungriger
Geist, als Bewohner der Hölle oder sogar als einer der Hindugötter führen.
Obwohl der Buddhismus die Existenz der Götter nicht ausdrücklich leugnet, räumt er ihnen auch
keine besondere Rolle ein. Ihr Leben in der Himmelswelt ist lang und genussreich, sie befinden sich
jedoch in der gleichen Lage wie die anderen Wesen, da sie schließlich auch den Weg des Todes
und möglicherweise der Wiedergeburt in einer niedrigeren Daseinsform gehen müssen. Sie sind
nicht die Schöpfer des Universums und haben auch keine Macht über das menschliche Schicksal.
Von den möglichen Existenzebenen, in denen man wieder geboren werden kann, ist die Welt der
Menschen vorzuziehen, da die Gottheiten von ihren Vergnügungen so beansprucht werden, dass sie
darüber die Notwendigkeit der Erlösung vergessen. Somit ist die Möglichkeit der Erleuchtung nur
den Menschen gegeben.
Konstitutiv:
das Wesen einer Sache bestimmend.
Lamaismus
(tibetisch [b]lama: der Obere), in Tibet, Sikkim, Bhutan, Ladakh und der Mongolei vorherrschende
Religion. Der Lamaismus ist eine Sonderform des Buddhismus (Mahayana, Vajrayana), der
Elemente der vorbuddhistischen Bon-Religion in sich aufgenommen hat. Im Jahr 747 n. Chr. kam
der buddhistische Mönch und Gelehrte Padmasambhava, „der aus einem Lotus Geborene" (um 717762), von Nordindien nach Tibet, wo er den ersten Orden der Lamas (Mönche) gründete. Von dort
aus verbreitete sich die Religion sehr schnell. Die Zusammenkünfte, die dreimal täglich stattfinden,
werden durch das Läuten einer kleinen Glocke angekündigt. In den Versammlungsräumen sitzen die
lamaistischen Mönche entsprechend ihrem geistlichen Rang in Reihen. Die mystische Versenkung
wird dadurch unterstützt, dass magische Rituale vollzogen werden. Hierzu gehören Gesänge mit
Musikbegleitung sowie das Murmeln mystischer Beschwörungsformeln. Die am meisten
gebräuchliche Formel lautet: Om mani padme hum, was übersetzt heißt: Oh, Juwel in der
Lotusblüte.
Organisation
Der Lamaismus ist hierarchisch aufgebaut. Die Ranghöchsten in der Hierarchie
sind die beiden Lamas: der Dalai-Lama und der Pantschen-Lama. Der Dalai-Lama
gilt als die Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara, während der PantschenLama als Inkarnation des Buddha Amitabha angesehen wird. Vor der Besetzung
Tibets durch die Chinesen 1950 hatten beide Lamas die gleiche Macht. Heute
besitzt der Dalai-Lama jedoch aufgrund seiner Befugnis zur Rechtsprechung eine
weit größere Autorität. Nach der Besetzung Tibets floh der gegenwärtige
14. Dalai-Lama nach Indien, wo er heute in Dharamsala im Exil lebt.
Rituale, Festtage und heilige Schriften
Die Verbindung von Ritualen und Mystik mit magischen Vorstellungen ist im
Lamaismus auf den Einfluss des Tantrismus zurückzuführen. Nach Auffassung
des Tantrismus kann das Aussprechen von mystischen Formeln (Mantras) magische
Kräfte beschwören. Auch der Gebrauch von Mandalas geht auf tantrische Einflüsse zurück.
Mandalas sind magische Diagramme, die in Form eines Kreises symbolisch den Kosmos darstellen
und als Meditationshilfen dienen.
Es gibt zahlreiche lamaistische Feste. Das bedeutendste ist das Neujahrsfest, das den
Frühlingsanfang markiert und im Februar gefeiert wird. Daneben gibt es das Blumenfest, an dem der
Inkarnation Buddhas gedacht wird. Dieses steht am Anfang des Sommers. Das Wasserfest, das im
August und September stattfindet, leitet den Herbst ein.
Die Schriften des Lamaismus sind in zwei große Sammlungen unterteilt: den Tandschur, den Kanon
der heiligen Bücher, und den Kandschur, eine Sammlung von Ratschlägen und Vorschriften.
Mahayana Buddhismus
das „große Fahrzeug", wobei der Theravada-Buddhismus von den Anhängern des Mahayana auch
geringschätzig als Hinayana-Buddhismus oder „kleines Fahrzeug" bezeichnet wird.
Der Buddhismus gewann nicht nur in Indien an Bedeutung, sondern auch in Sri Lanka, Thailand,
Kambodscha, Birma und Laos, wo hauptsächlich der Theravada-Buddhismus verbreitet ist. Der
Einflussbereich des Mahayana-Buddhismus erstreckt sich neben Nordindien hauptsächlich auf
China, Japan, Taiwan, Tibet, Nepal, die Mongolei, Korea und Vietnam. Weltweit wird die Anzahl der
Buddhisten auf circa 300 Millionen Anhänger geschätzt, die zu 99 Prozent in Asien beheimatet sind.
Bild: Stehender Buddha ein geschenk Japans an Korea im 8. Jahrhundert.
Mahayana unterscheidet drei Arten Buddhas:
•
Bodhisattwas gleichen Gautama vor seiner Erleuchtung
•
Manushi-Buddhas waren wie Buddha Erleuchtete auf Erden; sie sind ins Nirwana
eingegangen und für Gebete nicht mehr erreichbar
•
Dhyani-Buddhas kommen niemals auf die Erde, sondern warten im Himmel auf ihr Nirwana
und sorgen für die Bedürfnisse der Menschen
Da es den meisten Menschen nicht möglich ist, das Nirwana selbständig durch Meditation zu
erreichen, können sie sich an Bodhisattwas wenden, die ihre eigene Erleuchtung und das Nirwana
aufschieben, um anderen zur Erlösung zu verhelfen.
Mahayana behauptet, daß jeder Mensch die Möglichkeit hat, ein Buddha zu sein, auch wenn man
dafür viele Geburten durchmachen muß.
Ein Unterschied zum kleinen Fahrzeug besteht darin, daß im Mahayana-Buddhismus das Nirwana
optimistisch mit einem grundsätzlichen Absoluten identifiziert wird.
Der Buddhismus ist nach Christentum, Islam und Hinduismus die Religion mit den viertmeisten
Anhängern.
Mandala
(Sanskrit: Kreis), im Tantra- und esoterischen Buddhismus ein kosmologisches Diagramm, das als
Fixierpunkt bei der Meditation dient und ein Abbild des Universums darstellt. Indem sich der
Meditierende nacheinander auf jeden einzelnen seiner Kreise konzentriert, nähert er sich seinem
Zentrum. Jedes Mandala, auf dem eine bestimmte Anzahl von Gottheiten oder abstrakte Symbole
dargestellt sind, besitzt eine eigene unverwechselbare Charakteristik, obgleich die Grundstruktur
aller Mandalas gleich ist. Der japanische esoterische Buddhismus verwendet zwei Hauptmandalas,
die Schoß-Welt und die Diamanten-Welt. Mandalas des Buddha Vairocana sind besonders in einer
Richtung des buddhistischen Tantrismus verbreitet, wo sie die Fülle der himmlischen Buddhas
sowie die Buddhanatur aller Realität zeigen. Künstlerische Darstellungen von Mandalas reichen von
bemalten Bildrollen bis hin zu den Sandmalereien des tibetischen Buddhismus. Auch der riesige
Tempel von Borobudur in Java hat die Form eines gigantischen steinernen Mandalas.
Mantras
Mantra (Sanskrit: Mitte des Denkens), im Hinduismus ein magischer Satz oder eine Silbe.
Ursprünglich bezeichnete der Begriff eine vedische Hymne. Die Gayatri-Anrufung der Sonne, bei
Sonnenaufgang rezitiert, ist das bekannteste vedische Mantra; doch zu jedem hinduistischen Ritual
gehören die verschiedensten Mantras, die von der Gottheit den erwünschten Segen erflehen (oder
erzwingen). Im Lamaismus gilt der Satz Om mani padme hum als Mantra. Mantras aus dem
Atharva-Veda wird die Kraft der schwarzen Magie und die direkte Einwirkung auf Freund oder Feind
zugeschrieben. Tantrische Mantras vereinigen diese beiden Aspekte, indem sie während der
Anrufung der Gottheit unmittelbar durch die Macht des Wortes magische Kräfte beschwören.
Meditation
Meditation
(lateinisch
meditatio:
das
Nachdenken), Form religiöser oder spiritueller
Kontemplation, die für die meisten östlichen
Religionen, insbesondere den Hinduismus, den
Buddhismus und den Taoismus, ebenso
grundlegend ist wie das Gebet für das
Christentum, den Islam und das Judentum. Der
Unterschied liegt darin, dass im Gebet Gott
angerufen bzw. Zwiesprache mit ihm gehalten
wird, während es sich bei der Meditation
östlicher Prägung um die Versenkung in einen
speziellen Bewusstseinszustand handelt.
Die Tradition der Meditation lässt sich in Indien,
wo sie mit dem Sanskritwort dhyãna bezeichnet
wird, am weitesten zurückverfolgen. Aus dieser Bezeichnung wurde in China Chan und in Japan
Zen. Buddha entwickelte 500 v. Chr. aus der Praxis des Yoga eigene Meditationsformen, die der
indische Gelehrte Patanjali systematisiert um 250 v. Chr. in seinen Yoga-Sutren beschrieb. Der
Einfluss dieser beiden Lehrer prägt bis heute weltweit die Praxis der Meditation.
Östliche Formen der Meditation erreichten im 19. und vor allem im 20. Jahrhundert auf
verschiedenen Wegen die westliche Welt. Viele Menschen lernten die Meditation durch den
Buddhismus und durch Yoga, aber auch durch bestimmte neue religiöse Bewegungen, etwa die
Transzendentale Meditation des Maharishi Mahesh Yogi kennen. In den sechziger Jahren stellte
Bhagwan Shree Rajneesh eine Verbindung zwischen der indischen Meditation und der westlichen
Psychotherapie her.
Heutzutage wird die Meditation häufig auch als nichtreligiöse Methode zur Entspannung und zum
Abbau von Stress eingesetzt. Die Behauptung, sie sei von gesundheitlichem Nutzen, wird durch
wissenschaftliche Untersuchungen gestützt, die zeigen, dass die Meditation die Hirnströme
verändern, physiologische Veränderungen hervorrufen und langfristig zu einer psychischen
Besserung führen kann.
Grundzüge der östlichen Methode
Es gibt viele verschiedene Schulen mit jeweils eigenen Lehrtraditionen; der klassische Beginn der
Meditation besteht jedoch darin, mit geradem Rücken und geschlossenen Augen im Schneidersitz
auf dem Boden zu sitzen. Man konzentriert sich auf den eigenen Atem und darauf, die eigenen
Gedanken und Gefühle ohne Urteil oder Steuerungsversuch, vielmehr als schweigender und
distanzierter Beobachter wahrzunehmen. Werden die Gedanken abgelenkt, so konzentriert sich der
Meditierende bei jeder Ablenkung erneut darauf, nur auf seinen Atem zu achten. Mit zunehmender
Übung werden die Meditationen auf längere Zeiträume ausgedehnt. Wichtig ist eine entspannte und
gelassene Haltung, die zur Verlangsamung und genauen Beobachtung der Funktion des Geistes
führt. Die spirituellen Ziele der Meditation sind innerer Frieden, ein Zustand des Erleuchtetseins,
Selbsterkenntnis und Weisheit.
Christliche Meditation
Im Christentum wird die Meditation in der Regel als eine Form des stillen Gebets und des
Nachdenkens verstanden. In diesem Punkt unterscheidet sie sich von der östlichen Meditation. Die
Kontemplation, die mit der Meditation nahe verwandt ist, spielte im europäischen Mittelalter eine
besondere Rolle in der christlichen Mystik. Später trugen insbesondere die Jesuiten durch ihre
Spiritualität, insbesondere die Exerzitien (geistliche Übungen), zur Verbreitung der Praxis der
Meditation bei. Im Protestantismus wurde bis vor kurzem der Meditation keine besondere Bedeutung
beigemessen.
Nidana
Kette der Kausalität, Verursachung von Abhängigkeit
Nirwana:
(sanskrit: verlöschen, verwehen), im Buddhismus Zustand frei von Leiden und individueller
bewusster Existenz. Das Wort leitet sich von einem Verb mit der Bedeutung „abkühlen", oder
„ausblasen" ab, wie z. B. beim Auslöschen einer Kerze. Im übertragenen Sinn bedeutet es, dass nur
im Nirvana die Flammen der Begierde, des Hasses und der Unwissenheit verloschen sind. Mit dem
Erreichen des Nirwana endet der ewige Kreislauf der Wiedergeburt.
Das Wesen des Nirwana wurde im Westen heftig diskutiert; für die einen meint Nirwana die völlige
Auslöschung, während andere es als ewige Glückseligkeit interpretierten. Beide Standpunkte sind
fragwürdig; denn das Nirwana ist letzten Endes nicht beschreibbar und kann nur unmittelbar
erfahren werden. Die Mahayana-Buddhisten in Ostasien interpretieren Nirwana nicht als ein
äußerliches Ziel, sondern als das innerste Wesen des Einzelnen, das dieser nur erkennen muss. Sie
bezeichnen es als Buddhaschaft oder Leere.
Pagode
ostasiatischer Tempel (s. Zeichnung oben)
Reinkarnation oder Seelenwanderung
Begriff für religiöse Vorstellungen vom Übergang
der Seele beim Tod in eine andere Daseinsform.
Seelenwanderung und Reinkarnation, oder die
Wiedergeburt einer Seele in einem neuen Körper
(insbesondere in einem neuen menschlichen
Körper) sind gleichbedeutend. Der vor allem in
östlichen Religionen wie dem Buddhismus und dem
Hinduismus beheimatete Reinkarnationsglaube
beinhaltet in der Regel eine lange Abfolge von
Wiedergebu rten, während der sich die Seele in
unterschiedlichsten
menschlichen,
göttlichen,
tierischen oder sogar pflanzlichen Körpern
wiederfinden
kann.
Je
nach
persönlicher
Bewährung (Läuterung) im Vorleben erfolgt der
Übergang
in
höhere
oder
niedrigere
Existenzformen, bis in manchen Vorstellungswelten
schließlich der Weg in eine Art Paradies (Nirwana) oder aber in ein Höllenreich vollzogen wird. In
neuerer Zeit erlebte der Glaube an Seelenwanderung im Zeichen der New Age-Bewegung und eines
neuen Mystizismus eine Renaissance, basierend auf Geistesschulen aus dem 19. Jahrhundert wie
Spiritismus, Theosophie, Anthroposophie und Esoterik. So genannte Rückführungen auf frühere
Existenzen, die oft unter Einsatz von Hypnose oder anderen Psychotechniken durchgeführt werden,
erheben hierbei den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit.
Geschichte der Reinkarnationsvorstellungen
Die alten Ägypter glaubten an die Seelenwanderung; ihre Toten wurden einbalsamiert, um den
Körper so zu erhalten, dass er sein Gegenstück ka, eine belebende Kraft, in die nächste Welt
begleiten konnte. Bei den alten Griechen war insbesondere unter den Pythagoräern die Idee der
Seelenwanderung verbreitet. Nach der Lehre des Pythagoras überlebt die Seele den Tod des
Körpers, da sie unsterblich und im Körper gefangen ist. Nach einer Reihe von Wiedergeburten, die
alle auf eine Zeit der Reinigung in der Unterwelt folgen, befreit sich die Seele von dem Kreislauf der
Wiedergeburten.
Für Platon war die Seele ewig, präexistent (bereits vor der Geburt existierend) und spirituell. Nach
dem Eintritt in den Körper kann sie durch die Berührung mit den körperlichen Begierden unrein
werden; sie kann sich jedoch an ihre früheren Existenzen erinnern. Die Befreiung aus dem Körper ist
jedoch erst möglich, nachdem die Seele eine Reihe von Seelenwanderungen durchlaufen hat. Falls
die Seele in ihren verschiedenen Existenzen einen guten Charakter ausgebildet hat, kehrt sie in den
Zustand reinsten Daseins zurück. Falls sich ihr Charakter aber in den Seelenwanderungen ständig
verschlechterte, endet sie im Tartarus, dem Ort ewiger Verdammnis.
Die Idee der Seelenwanderung wurde weder vom orthodoxen Judentum noch vom offiziellen
Christentum übernommen. Dagegen machten die Kabbalisten sie zu einem Teil ihrer Philosophie. In
der Frühzeit des Christentums übten die Lehren der Gnostiker und Manichäer einen Einfluss auf
einige christliche Gruppen aus, so dass diese von ihnen die Vorstellung der Seelenwanderung
übernahmen. Die Lehren wurden von der frühen christlichen Kirche als Häresie verurteilt.
Im religiösen Denken und in der Philosophie des Ostens scheint der Glaube an die
Seelenwanderung ein Teil der ältesten religiösen Überzeugungen der arischen Eroberer Indiens
gewesen zu sein. Sie erscheint erstmals in Form einer Lehre in der religiösen und philosophischen
Sammlung der indischen Upanishaden. Seither entwickelte sich die Vorstellung von Samsara zu
einer der elementaren Lehren dreier großer Religionen des Ostens: des Hinduismus, Buddhismus
und Jainismus. So ist nach dem Glauben des heutigen volkstümlichen Hinduismus der Zustand, in
dem die Seele wieder geboren wird, durch die in früheren Existenzen begangenen guten oder
schlechten Taten (Karma) vorherbestimmt; die Seelen jener, die Böses tun, werden in einem
niedrigeren Zustand wieder geboren. Erlösung von Samsara und Karma wird schließlich nach der
Buße für schlechte Taten und der Erkenntnis erreicht, dass die Ich-Seele (atman) und die All-Seele
(Brahman) eins sind. Der Buddhismus lehnt die Existenz von Atman ausdrücklich ab. Doch die
buddhistische Vorstellung einer Kette von Ursachen und Wirkungen der Wiedergeburten
unterscheidet sich nicht wesentlich von der hinduistischen Lehre der Seelenwanderung.
Schon in der Frühzeit existierten in verschiedenen Kulturen verschiedene Formen des Glaubens an
eine Seelenwanderung. Man nahm an, dass der Körper von einer einzigen Seele oder Lebenskraft
bewohnt werde, die sich beim Tod (und auch während des Schlafes) durch den Mund und die
Nasenlöcher vom Körper trennte. Vom Körper nach dem Tod getrennt, trachtet die Seele danach,
einen neuen Körper zu finden, und wird, wenn es nicht anders geht, auch den Körper eines Tieres
oder irgendeiner anderen niederen Lebensform wählen. Im Glauben dieser Kulturen geht bei der
Wiedergeburt die Seele einer verstorbenen Person in den Körper eines Kindes derselben Familie
über. Auf diese Weise werden Familienähnlichkeiten erklärt.
Ramayana
Ramayana (Sanskrit: Ramas Lebenslauf), neben dem Mahabharata das zweite große indische
Epos. Das Ramayana besteht aus sieben Büchern und 24 000 Doppelversen. Es wurde vermutlich
im 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr. begonnen, wobei das erste und das siebte Buch später
geschrieben wurden. Das Ramayana erzählt vom Leben des mythischen Prinzen Rama, der siebten
Inkarnation des Gottes Vishnu. Als rechtmäßiger Erbe vom Thron seines Vaters verdrängt, geht
Rama in Begleitung seiner Frau Sita und seines Bruders Laksmana ins Exil. Dabei wird Sita vom
Dämonenfürst Ravana entführt. Rama begibt sich auf die Suche. Mit Hilfe des Affenkönigs Hanuman
und einer Armee aus Affen und Bären besiegt Rama Ravana, erschlägt ihn und rettet Sita. Er
gewinnt seinen Thron zurück und regiert als weiser König. Das siebte Buch schildert die Zweifel des
Volkes an der ehelichen Treue Sitas sowie die Geburt von Ramas Zwillingssöhnen Kusha und Lava,
die Sita in der Verbannung unter dem Schutz des Einsiedlers Valmiki, der auch als der Verfasser
des Epos auftritt, zur Welt bringt. Nach vielen Jahren kommen Rama und Sita wieder zusammen.
Trotz seines weltlichen Charakters enthält Ramayana zahlreiche wedische Elemente (siehe Veda).
Darüber hinaus sind Rama, Sita, Laksmana und Hanuman Idealtypen: Sie stehen für königliches
Heldentum, für brüderliche bzw. eheliche Treue sowie für Pflichterfüllung. Noch heute werden
Szenen des Rama-Mythos in ganz Indien und (in Varianten) in Südostasien dramatisch umgesetzt.
Das vielfach übersetzte und bearbeitete Werk (die bekannteste – und eigenständigste –
Überarbeitung stammt von dem religiösen Dichter Tulsidas aus dem 16. Jahrhundert) übte großen
Einfluss auf die Entwicklung der indischen Literatur aus.
Sangha
Sangha (Sanskrit: Menge, Schar), buddhistische Mönchsgemeinschaft, die von Buddha selbst
eingeführt wurde und die neben Buddha und dem Dharma (Lehre, Gesetz) das „dritte Kleinod" des
Buddhismus darstellt. Im Gegensatz zu anderen Religionen wie z. B. dem Christentum gibt es im
Buddhismus neben der Gemeinschaft der Mönche und Nonnen keinen Klerus, der in der Welt tätig
ist. Der Theravada-Buddhismus vertritt die Auffassung, dass nur diejenigen Mönche das Nirvana
erlangen können, die Buddhas Lehre vom Dharma befolgen, während Laien, die nicht der Sangha
angehören, grundsätzlich nicht in der Lage sind, am Ende ihres Lebens ins Nirwana einzugehen.
Anfänge
Die ersten Mitglieder des Sangha waren die ersten fünf Asketen, zu denen Buddha nach seiner
Erleuchtung sprach und die er zu Mönchen, oder Bhikkus, weihte. Während der folgenden Monate
wuchs der Sangha auf 60 Jünger, die alle Arhats waren, die schon die Erleuchtung erlangt hatten. Er
sandte diese von Benares aus, um das Dharma zu lehren. Häuser und Ländereien, die ihnen von
reichen Anhängern geschenkt worden waren, ermöglichten es den Mönchen, die ersten
buddhistischen Klöster einzurichten. Später gründete Buddha auch den Orden der buddhistischen
Nonnen.
Die ersten buddhistischen Mönche waren Bettelmönche mit kahlgeschorenen Köpfen und
ungesäumten orangefarbenen Gewändern, die sich kaum von anderen indischen Wandermönchen
unterschieden. Während der Regenzeit, zu der das Reisen schwierig war, ließen sie sich
gemeinsam nieder. In der Regel wohnten sie in getrennten Hütten; doch einmal alle 14 Tage, zur
Zeit des Neu- und Vollmonds, fanden sie sich zum Uposatha-Treffen ein, um die Klosterregeln zu
rezitieren, ihre Standhaftigkeit zu bezeugen und ihre Verfehlungen zu bekennen. Das Vinaya-pitaka,
ein Teil des grundlegenden Kanons der buddhistischen Lehre, des Tipitaka, sorgte für Lebensregeln
der Mönche und Nonnen. Obwohl der Sangha zu einer sesshaften Gemeinschaft wurde, spielt im
Theravada-Buddhismus das Wandermönchtum auch heute noch eine besondere Rolle.
Organisation
Buddhistische Mönche und Nonnen waren traditionellerweise zur Armut und zum Zölibat verpflichtet,
sie besaßen nur drei Gewänder, eine Bettelschale und einige andere Geräte. Sie sollten um ihre
Nahrung betteln und sich der Arbeit enthalten. Die 227 Vorschriften der in Pali niedergeschriebenen
Ordensdisziplinen (Vinaya), in manchen buddhistischen Gemeinschaften mit Ergänzungen
versehen, kennen nur vier Übertretungen, die den sofortigen Ausschluss rechtfertigen: Töten,
Diebstahl, Bruch des Keuschheitsgelübdes und sich auf unlautere Weise der eigenen geistigen
Entwicklung zu brüsten. (Töten bezieht sich auch auf Tiere; aus diesem Grund ernähren sich
buddhistische Mönche vegetarisch.) Andere Bestrafungen waren der zeitweilige Ausschluss aus
dem Orden, Verlust der Mönchsgewänder oder förmliche Beichte vor den Mitmönchen.
Übertretungen sind nach ihrer Schwere aufgelistet, mit zusätzlichen Sonderregeln für die Nonnen.
Diese Vorschriften machen einen der frühesten Teile des Tipitaka aus. In den meisten
buddhistischen Richtungen versammeln sich die Mönche immer noch alle 14 Tage, um die Regeln
zu rezitieren und Übertretungen zu bekennen.
In den Klöstern bildeten sich später interne Hierarchien; doch zwischen den Klöstern gab es nur
schwache, auf Autorität gegründete Beziehungen. Da Buddha sich ausdrücklich geweigert hatte,
einen Nachfolger zu ernennen, und nur dem Dharma Autorität verliehen hatte, begannen die
Mönche in einem gewissen Sinne als gleichwertige Partner auf der Suche nach Erlösung. Die
wachsende Größe und Komplexität des Sangha führte zu einer Verteilung der Aufgaben, die häufig
auch von Laien ausgeübt werden.
Form und Organisation des Sangha sind von Land zu Land verschieden, insbesondere zwischen
den Traditionen des Theravada- und Mahayana-Buddhismus. Dabei vollziehen fast alle
buddhistischen Gemeinschaften bei der Weihe die Tonsur (Scheren des Haupthaares). In einigen
Ländern, wie in China, wurde dem Novizen brennendes Harz auf den Schädel gegossen, um seine
Standhaftigkeit zu prüfen.
Die Aufnahme in den Sangha hängt vom Wunsch des Anwärters ab, auch wenn Buddha angeordnet
hatte, dass kein Mönch die Weihen ohne Zustimmung seiner Eltern erhalten sollte. In China und
Tibet gab es eine Probezeit von einem Jahr, bevor der Anwärter als Novize aufgenommen wurde;
ein weiterer Aufstieg war in China im Allgemeinen nur mit Verbindungen zur Regierung möglich. In
anderen Ländern regelte der Staat die Weihe, indem er Prüfungen abhalten ließ.
Praxis
Traditionell wird der Sangha von der Laiengemeinde unterhalten, während dieser wiederum die
Laien im Dharma unterrichtet. Durch die Unterstützung des Sangha kann der Laie gutes Karma
ansammeln. Buddhistische Klöster haben auch andere Funktionen übernommen, insbesondere
Armen- und Krankenfürsorge und Erziehung. Tempel sind Mittelpunkte der Andacht für den Sangha
sowie die Laien, und Predigten dienen dazu, die Laienschaft zu unterweisen.
In der Regel übt der Sangha grundsätzlich keine politische Macht aus und mischt sich nicht in
politische Konflikte ein. Fälle, bei denen einzelne Mönche politisch handelten, waren 1959 die
Ermordung des Premierministers von Sri Lanka, Solomon Bandaranaikes, sowie die
Selbstverbrennung von Mönchen aus Protest gegen das Diem-Regime in Vietnam. Bis zur
Besetzung Tibets durch China 1959 hatten dort in einem theokratisch organisierten Staat der DalaiLama und der Dge-lugs-pa sowohl die religiöse als auch die politische Führung inne. Bis heute wirbt
der Dalai-Lama weltweit für die Wiedererlangung der Autonomie Tibets. In Japan hielten sich die
Klöster Privatarmeen; sie waren militante Verteidiger ihrer Interessen und gelegentlich in politische
Machtkämpfe verwickelt.
Soka-gakkai
(Gesellschaft zur Schaffung von Werten), buddhistische Laiengruppierung in Japan, die sich aus der
buddhistischen Nichiren-Sekte entwickelte. Soka-gakkai wurde am 18. November 1930 von
Makiguchi Tsunesaburo gegründet, einem Volksschullehrer und Erziehungsreformer, der zum
Nichiren-Buddhismus konvertierte. Er wollte die Gesellschaft mit Hilfe eines umfassenden
Erziehungsprogramm reformieren, das Werte des Nichiren beinhaltete. In Übereinstimmung mit
Nichiren verehrte auch er das Lotos-Sutra. Makiguchi und seine wenigen Anhänger wurden 1943
wegen ihrer Kritik an der shintoistischen Staatsreligion und an der Regierungspolitik verhaftet, wobei
Makiguchi im Gefängnis starb. Die nach Japans Niederlage 1945 befreiten Soka-gakkai-Mitglieder
leiteten eine Missionierungskampagne ein, die zu einer raschen Verbreitung der Bewegung führte.
Sokka-gakkai setzt sich auf allen Gebieten des bürgerlichen Lebens für Reformen ein, die auf der
Werttheorie des Nichiren fußen. Ein wichtiger Ansatzpunkt für ihre Kritiker waren ihre gewaltsamen
Bekehrungsmethoden, Shakubuku („den Irrtum zerstören und zum Folgen zwingen") genannt. 1964
gründeten sie ihre eigene politische Partei Komeito („Partei der Sauberkeit"). Obwohl diese 1970
ihre religiöse Bindung an die Sokka-gakkai verstärkte, blieb sie eine bedeutende politische Kraft.
Gegenwärtig umfasst die Sekte, einschließlich ihrer Anhänger außerhalb Japans, etwa 6 Millionen
Mitglieder.
Samsara
Samsara (Sanskrit: Wanderung durch die Wiedergeburten),
grundlegende Vorstellung im Hinduismus, Buddhismus und
Jainismus. Samsara bezeichnet den Kreislauf des Lebens,
des Todes und der Wiedergeburt, dem alle Wesen als Folge
ihres Karmas (ihrer bösen und guten Taten der vergangenen
Existenzen) unterworfen sind. Jedes Wesen wandert die
Hierarchie der Existenzformen hinauf und hinab, von den
Göttern zu den kleinsten Insekten, wobei es immer wieder in
eine der verschiedenen Welten, Himmel oder Höllen,
hineingeboren wird. Sowohl der Hinduismus als auch der
Buddhismus trachten danach, diesen Prozess zu überwinden
und Befreiung für jedes Wesen zu erlangen (Nirwana), denn
das Leben selbst wird als Leiden (dukkha) betrachtet. Der
Hinduismus
sieht
Samsara
als
das
tatsächliche
Voranschreiten einer Seele, des Atman, von einem Körper
zum anderen, bis zu ihrer Erlösung (moksha), wenn sie
gewahr wird, dass sie mit dem Brahman, der Weltseele, eins
ist. Diese Erlösung wird durch verschiedene Reinigungsrituale
erreicht, durch das Aufarbeiten des schlechten Karmas und durch das Aufgeben weltlicher
Begierden. Durch Anatman, der Verneinung der Existenz einer ewigen Seele, die grundlegend für
den Buddhismus ist, unterscheidet sich die buddhistische Sicht von Samsara von der hinduistischen.
Nach buddhistischer Lehre geht von einer Wiedergeburt zu anderen durch den Kausalprozess des
Pratityasamutpada (Entstehen in Abhängigkeit) kein eigentliches „Selbst" von einem zum anderen
Leben über. Das Nichtwissen, das das Entstehen in Abhängigkeiten in Gang setzt, wird durch die
Vier Edlen Wahrheiten
Sanskrit
Sanskrit (von Sanskrit samskrta: „geregelt, genormt"), die klassische Literatur- und
Gelehrtensprache Indiens und die heilige Sprache der Brahmanen. Sanskrit gehört zum indischen
(indoarischen) Zweig der indoiranischen Sprachen, einer Untergruppe der indogermanischen
Sprachen. Mit dem Vedischen, einer der altindischen Sprachen, wurde Sanskrit etwa ab dem Beginn
des Christentums vorwiegend als Literatursprache der geistlichen, gelehrten und gebildeten Kasten
Indiens bewahrt, eine Stellung, die das Sanskrit auch noch im 20. Jahrhundert in Indien innehat. Das
heute bekannte Sanskrit beruht auf der durch den indischen Grammatiker Panini (5. Jahrhundert
v. Chr.) genormten Form des ursprünglichen Sanskrit. Paninis theoretische Arbeiten bilden die Basis
für moderne Grammatiken des Sanskrit. Sein Werk gilt als die wissenschaftlich fundierteste
Grammatik, die vor dem 19. Jahrhundert verfasst wurde. Sanskrit wird in der Devanagari-Schrift
geschrieben.
Merkmale und Geschichte
Sanskrit lässt sich von den frühesten Formen der indischen Sprache unterscheiden, wie sie in den
vedischen religiösen Schriften, den Brahmanas, Veden und Upanishaden, überliefert sind. Die unter
Vedisch (oder vedisches Sanskrit im Unterschied zu klassischem Sanskrit) zusammengefassten
Sprachformen weisen dialektale, stilistische und chronologische Unterschiede auf. Wie Sanskrit war
jedoch auch das Vedische eine mehr oder weniger artifizielle Hochsprache, die von
umgangssprachlichen Elementen beeinflusst und von mehreren Generationen geistlicher Sänger
verändert wurde. Vedisch (um 1500 v. Chr. bis ca. 200 v. Chr.) und Sanskrit (den Beginn des
klassischen Sanskrit markiert nach heutiger Auffassung die Entstehung der Grammatik des Panini)
sind Ausprägungen des Altindischen, das auch viele nichtliterarische, umgangssprachliche Dialekte
besitzt. Die früheste Form des Altindischen ist das Vedische, dem das klassische Sanskrit und das
epische Sanskrit (die Sprache der großen Volksepen Mahabharata und Ramayana) folgten. Aus
anderen alten Dialekten sind mittelindische Sprachen wie Prakrit und Pali hervorgegangen.
Gegenüber dem umgangssprachlichen Prakrit (um 3. Jahrhundert v. Chr. bis ca. 12. Jahrhundert
n. Chr.) nahm das hochsprachliche Sanskrit etwa die Stellung ein, die das Lateinische im
abendländischen Kulturkreis besaß.
Vedisch unterscheidet sich vom klassischen Sanskrit etwa in dem Maß, in dem sich das Griechisch
von Homer vom klassischen Griechisch unterscheidet. Die Grammatik des Vedischen hat ein
reicheres Formensystem als das Sanskrit, das viele der früheren grammatischen Formen
aufgegeben hat; Substantive z. B. besitzen nur im Singular in der am häufigsten vorkommenden
Substantivdeklination verschiedene Kasusendungen für die acht Kasus des Sanskrit. Im Vedischen
ist der Konjunktiv verloren gegangen, und das Sanskrit hat nur einen von ehemals zwölf
verschiedenen Infinitiven bewahrt. Bis zum Mittelalter hat das Sanskrit auch den vedischen
Tonakzent aufgegeben, der noch zur Zeit des Panini ganz zum Tragen kam. Ungeachtet dieses
Formenabbaus ist Sanskrit eine komplexe Sprache, die nicht nur über ein reiches Flexionssystem
verfügt, sondern auch durch bestimmte Vokalalternationen und kontextabhängige
Lautabwandlungen charakterisiert ist. Im Sanskrit werden drei Genera (maskulin, feminin und
neutrum) und drei Numeri (Singular, Dual und Plural) unterschieden. Sanskrit hat mehr als jede
andere indogermanische Sprache, vielleicht mit Ausnahme des Altgriechischen, die sprachlichen
Merkmale der rekonstruierten indogermanischen Sprache bewahrt.
Einfluss auf Europa
Nach dem 16. Jahrhundert befassten sich europäische Missionare mit der Sprache und der Literatur
des Sanskrit. 1790 erschien in Europa die erste Grammatik des Sanskrit. Die Entdeckung des
Sanskrit und indischer Sprachlehrmethoden durch westliche Gelehrte war für die Entwicklung der
Linguistik von großer Bedeutung. Aus der Erkenntnis, dass europäische Sprachen eine strukturelle
Ähnlichkeit mit dem Sanskrit aufweisen, leitete sich die Entdeckung der indogermanischen
Sprachfamilie her. Die Begründung der Wissenschaft der vergleichenden Linguistik oder der
vergleichenden Philologie wurde wesentlich durch die Beschäftigung mit der Methodik des Panini
angeregt. Die in Sanskrit abgefassten Schriften hatten einen großen Einfluss auf die Forschung in
Bereichen der vergleichenden Mythologie und Religion sowie der vergleichenden
Rechtswissenschaft.
Buddhas Leben
Eine vollständige Biographie von Buddha wurde erst Jahrhunderte
nach seinem Tod erstellt. In den frühesten Quellen wird sein Leben
nur fragmentarisch belegt. Westliche Gelehrte sind sich jedoch
allgemein einig, dass das Jahr 563 v. Chr. als sein Geburtsjahr
angenommen werden kann.
Siddhartha Gautama, Buddha, wurde in Kapilawastu, nahe der
heutigen Grenze zwischen Indien und Nepal, als Sohn des
Herrschers über ein kleines Königreich geboren. Die Legende
besagt, dass die Weisen bei seiner Geburt aus bestimmten Zeichen
schlossen, dass es sich bei ihm um eine bedeutende Persönlichkeit
handle, der es bestimmt sei, entweder ein Weiser oder der Herrscher
eines Imperiums zu werden. Der junge Prinz wuchs in Luxus und
Geborgenheit auf, bis er sich eines Tages in seinem 29. Lebensjahr
der Leere seines bisherigen Lebens bewusst wurde. Unter Verzicht
auf irdische Bindungen machte er sich auf die Suche nach Frieden und Erleuchtung und strebte
nach Erlösung aus dem Kreislauf der Geburten. Während der nächsten Jahre praktizierte er Yoga
und führte ein Leben in strengster Askese.
Schließlich verwarf er jedoch den Weg der Askese und wählte den Mittelweg zwischen Maßlosigkeit
und Selbstverleugnung. Unter einem Feigenbaum meditierend, gelang es ihm, verschiedene höhere
Bewusstseinsebenen zu erreichen, bis er schließlich die ersehnte Erleuchtung fand. Unmittelbar
nach seiner Erleuchtung zog er von Ort zu Ort und begann zu predigen. Er sammelte Schüler um
sich und organisierte sie in eine Ordensgemeinschaft, die Sangha genannt wird.
Buddhas Lehren
Buddha verbreitete seine Lehren mündlich; er hinterließ keine Niederschriften seiner Gedanken. Die
schriftliche Formulierung seiner religiösen Überzeugungen erfolgte erst später durch seine
Nachfolger.
Die vier edlen Wahrheiten
Im Mittelpunkt von Buddhas Erleuchtung steht die Erfahrung
der vier edlen Wahrheiten: (1) Leben ist Leiden; was mehr
bedeutet als die bloße Erkenntnis von der Existenz des
Leidens im Leben. Es ist die Erkenntnis, dass das Leiden in
der Natur des menschlichen Wesens, in seiner Essenz liegt,
von der Geburt an bis zum Zeitpunkt seines Todes. Darüber
hinaus bringt auch der Tod keine Erlösung, denn Buddha
übernimmt hier die hinduistische Idee vom Leben als
Kreislauf, in dem der Tod zur Wiedergeburt führt. (2) Die
Ursache allen Leidens liegt in der Unwissenheit, der Begierde
und dem Neid, wobei die beiden Letzteren wiederum durch
Unwissenheit bedingt sind. (3) Das Leiden kann beendet
werden durch die Überwindung von Unverständnis und des
Gebundenseins. (4) Der Weg zur Vernichtung des Leidens
aber ist der „edle, achtfache Pfad", bestehend aus: rechte
Anschauung, rechtes Wollen, rechtes Reden, rechtes Tun,
rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Denken, rechtes
Sichversenken. Diese wiederum können in drei Kategorien,
Eckpfeiler der buddhistischen Glaubenslehre, zusammengefasst werden: Moral, Weisheit und
Samadhi oder Meditation.
Bild: Rad des Lebens (Samsara) Das Rad des Lebens, auch Rad des Gesetzes genannt, zeigt die
buddhistische Auffassung von der zyklischen Natur des Lebens. Die drei großen menschlichen
Laster, die das Rad antreiben, werden im Zentrum des Rades in Form von Tieren dargestellt: Der
Hahn symbolisiert Gier, das Schwein steht für Unwissenheit, und die Schlange ist Symbol des
Hasses.
Stupa
Stupa , auf Sri Lanka als Dagoba und in Tibet
und
Nepal
als
Tschorte
bezeichnet;
Sakralbauwerk
der
jainistischen
oder
buddhistischen Architektur, in dem sich Reliquien
z. B. eines Buddhas befinden. Die Stupaform
leitet sich von den acht Hügeln ab, unter denen
nach Buddhas Tod dessen sterbliche Überreste
nach einem hinduistischen Beerdigungsritus
bestattet wurden. Damit war der Grundstein für
die buddhistische Tempelarchitektur gelegt. In
dem alten buddhistischen Ort Vaisali fand man
Asche in den verfallenen Stupas, die angeblich
von Buddha selbst stammte.
Die frühesten Stupas waren halbrunde Hügel,
die Reliquien und Steinplastiken enthielten. Sie
waren mit einem einzelnen Mast (Jaschti) versehen, der drei schirmartige Scheiben (Chattras) trug;
Hügel und Säule waren mit einem Geländer umgeben. Der Hügel stellte den kosmischen Berg Meru
dar, der Mast seine Achse, die viereckige Einzäunung (Harmika) um die Säule den Himmel und die
drei Scheiben die „Dreifache Zuflucht" des buddhistischen Glaubens. Die Geländer ergaben sich aus
der hinduistischen Tradition, geheiligte Plätze einzufrieden. Die vier Tore (Toranas) in der
Einzäunung um den Stupa wurden mit Reliefplastiken der Jatakas, Legenden aus Buddhas Leben,
versehen.
Stupas können aus kleinen, rudimentären Gebilden, aber auch aus reich verzierten Bauwerken
bestehen, wie der Stupa in Sanchi (Indien), der vermutlich im 3. Jahrhundert v. Chr. erbaut wurde.
Der Stupa durfte nur in Richtung der Sonne umgangen werden, ein Ritus, der sich jedoch später im
Mahayana-Buddhismus änderte. Mit der Verbreitung des Buddhismus wandelte sich die Gestalt der
Stupas; sie wurde komplexer, Kuppel und Säule verschmolzen zu einer Kegelform. Im Vergleich
zum relativ schlichten Stupatyp auf Sri Lanka wurden die Stupas in Nepal verziert und mit Augen
versehen. Im Hinayana-Buddhismus in Südostasien ist ein glockenförmiges Stupaprofil verbreitet. In
Ostasien vereinigte man die Stupaform mit der des chinesischen Wachturms, woraus sich die
Pagode entwickelte.
Tantra
Tantra (Sanskrit: Fäden, Gewebe), eine Gruppe von esoterischen religiösen Schriften und Ritualen
des Hinduismus und Buddhismus. Die Hindu-Tantras wurden im Mittelalter nach dem Vorbild der
Puranas in Form eines Dialogs zwischen der Gottheit Shiva und seiner Gefährtin Parvati
geschrieben. In diesem Zwiegespräch erläutert Shiva ihr die Philosophie und die Mythen, die dem
Tantra-Ritual zugrunde liegen. Dieses Ritual verlangt die Umkehrung normaler sozialer
Verhaltensweisen der Hindu (z. B. inzestuöse Sexualakte) und die Umkehrung normaler
physiologischer Prozesse (z. B. Samen von der Frau an den Mann abzugeben). Es kehrt auch die
Reinigungszeremonie des orthodoxen Hinduismus panchagavya um, die darin besteht, sich den
„fünf Erzeugnissen der Kuh" (Milch, Butter, Quark, Urin und Kot) zu enthalten, bzw. sich von ihnen
zu reinigen. Im Tantra treten an deren Stelle die „fünf m’s": maithuna (Geschlechtsverkehr), matsya
(Fisch), mansa (Fleisch), mudra (Getreidekörner) und mada (Wein). Tantra-Jünger lernen von einem
Guru ihre psychosexuelle Energie, "die zusammengerollte Schlangenmacht (Kundalini) am unteren
Ende der Wirbelsäule„, über aufeinander folgende Energiebrennpunkte (chakras) bis zum höchsten
Chakra auf dem Scheitel anzuheben, wo sie dann in dieser gebündelten psychosexuellen Energie
die Vereinigung des Gottes und der Göttin erfahren. Dieser Übungsweg (sadhana) beginnt mit einer
systematischen allmählichen bildlichen Vorstellung der Gottheit, die mit Hilfe von Diagrammen
(ayantras) und Zauberformeln (mantras) sichtbar gemacht wird.
Der buddhistische Tantrismus ist die dritte große Schulrichtung des Buddhismus, das Donnerkeiloder Diamantfahrzeug (Vajrayana), das sich aus dem Mahayana-Buddhismus entwickelte. Er wurde
in Tibet vollendet und beeinflusste, vor allem in Assam und Bengalen, den hinduistischen
Tantrismus, von dem er selbst auch beeinflusst wurde. Der Tantrismus, der einst in ganz China und
Nepal verbreitet war, ist heute im Wesentlichen nur noch in Nordindien zu finden.
Tantrismus
Im 7. Jahrhundert entwickelte sich in Nordindien durch die Verschmelzung des Mahayana mit
Volksglauben und Magie eine neue Form des Buddhismus, der als Tantrismus (siehe Tantra)
bekannt ist. Ähnlich wie beim Hindu-Tantrismus, der um die gleiche Zeit entstand, unterscheidet sich
der buddhistische Tantrismus vom Mahayana durch die starke Betonung der sakramentalen
Handlungen. Der Tantrismus, auch als Vajrajana, das diamantene Fahrzeug, bekannt, ist eine
esoterische Tradition. Die einleitenden Zeremonien beinhalten den Eingang in ein Mandala, einen
mystischen Kreis oder eine symbolische Karte des geistigen Universums. Wichtig im Tantrismus ist
auch die Verwendung der Mudras, oder rituellen Gesten, sowie der Mantras, oder heiligen Silben,
welche abwechselnd rezitiert werden und als Mittel zur Meditation dienen. Vajrajana wurde zur
vorherrschenden Form des Buddhismus im Tibet und wurde auch über China nach Japan überliefert,
wo es heute noch von der Shingon-Schule praktiziert wird.
Taoismus
Taoismus (Daoismus), religiös-philosophische Lehre in China aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Unter
den chinesischen Philosophieschulen ist der Taoismus nach dem Konfuzianismus die bedeutendste
Denkrichtung.
Grundlehren
Die wichtigsten philosophischen und mystischen Lehren des Taoismus finden sich im Tao-te king
(Buch vom Tao und seiner Kraft), einer Textsammlung aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., die dem
historisch verbürgten Lao-tse zugeschrieben wird sowie im Tschuang-tse, einem ebenfalls aus dem
3. Jahrhundert v. Chr. stammenden Buch von Parabeln und Allegorien, das dem Philosophen
Tschuang-tse zugeschrieben wird. Während der Konfuzianismus den Einzelnen auffordert, nach den
Regeln eines idealen Gesellschaftssystems zu leben, geht der Taoismus davon aus, dass der
Einzelne keinen Wert auf die Vorschriften der Gesellschaft legen, sondern nur danach streben soll,
der kosmischen Grundordnung, dem Tao (Weg), zu entsprechen. Dieses kann weder in Worten
beschrieben noch gedanklich erfasst werden. Da das Tao „ohne Handeln" ist, muss man sich, um
ihm zu entsprechen, an das „Nichtstun" (wu-wei) angleichen. Der Mensch erreicht die
Übereinstimmung mit dem Tao, indem er nach seiner eigenen Natur lebt und sich von allen Lehren
und von allem Wissen befreit. Aus dem Tao bezieht er mystische Kräfte (Tô). Diese ermöglichen,
alle weltlichen Unterschiede, sogar den Unterschied zwischen Leben und Tod, zu überwinden. Auf
gesellschaftspolitischer Ebene fordern die Taoisten die Rückkehr zu einem einfachen bäuerlichen
Leben.
Geschichte
Der Taoismus hatte einen großen Einfluss auf die chinesische Ästhetik, Gesundheitsvorsorge und
Religion. Neben dem oben beschriebenen philosophischen und mystischen Taoismus existierte
auch eine volkstümliche Form, die versuchte, durch Magie und den Gebrauch verschiedener Elixiere
Unsterblichkeit zu erlangen. Im Taoismus hat sich im Laufe der Geschichte ein allgemeines
Hygienesystem entwickelt, das heute noch praktiziert wird. Dieses basiert auf regelmäßiger Atmung
und dient der Krankheitsvorbeugung und der Lebensverlängerung.
Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden volkstümliche taoistische Organisationen, die an
Wunderheilungen glaubten. Unter dem Einfuß des Buddhismus übernahm der Taoismus später ein
institutionalisiertes Mönchtum und entwickelten die Vorstellung eines spirituellen, statt körperlichen
Lebens nach dem Tod. Das religiöse System war auf Gemeindeebene organisiert, wobei die
taoistischen Priester durch Spenden unterstützt wurden. Der Taoismus war zu verschiedenen
Epochen die offizielle Religion Chinas. Später spaltete er sich in verschiedene Richtungen. In China
ist heute der Taoismus weitgehend mit dem Buddhismus und anderen Religionen verschmolzen.
Tendai-Schule
Tendai-Schule (auch Wade-Giles, T’ien-t’ai), bedeutende chinesisch-japanische Schule des
Mahayana-Buddhismus, benannt nach dem Berg T’ien-t’ai im Südosten von China, wo ihr erstes
Kloster gegründet wurde. Heute ist die Schule allgemein unter ihrem japanischen Namen bekannt,
da sie insbesondere in Japan an Ansehen und Einfluss gewann, während sie sich in China bereits
im 13. Jahrhundert weitgehend auflöste.
Lehre
Die Tendai-Schule entwickelte sich anfangs aus dem Studium des Lotos-Sutra oder Saddharmapundarika-Sutra („Sutra des Lotos des guten Gesetzes"), eines bedeutenden Werkes des
Mahayana-Buddhismus. Das Lotos-Sutra wurde erstmals im 3. Jahrhundert n. Chr. ins Chinesische
übersetzt, und im 6. Jahrhundert gründete dann der chinesische Mönch Zhiyi (538-597 n. Chr.) auf
dem Berg T’ien-t’ai ein Kloster, wo er seine Deutung des Sutra lehrte. Er brachte alle vorhandenen
Sutras des Theravada und Mahayana in ein fünfteiliges Schema, das die unterschiedlichen Ebenen
der von Buddha offenbarten Lehren zusammenfasste und stellte die Lotos-Sutra als höchste
Synthese der buddhistischen Lehre dar. Dadurch erhielt die Schule ihre sprichwörtliche Vielfalt und
die Möglichkeit, auch andere buddhistische Bewegungen in sich aufzunehmen bzw.
hervorzubringen. Von Nagarjuna übernahm die Schule auch das Prinzip der dreifachen Wahrheit:
(1) alle Dinge sind leer und entbehren jeglicher wesentlicher Wirklichkeit, (2) alle Dinge besitzen eine
vorläufige Wirklichkeit, (3) alle Dinge sind gleichzeitig sowohl absolut unwirklich wie auch vorläufig
real. Folglich bildet die vergängliche Welt der Erscheinungen eine Einheit mit dem unveränderlichen
und undifferenzierten Urgrund des Daseins. Diese Lehre wurde in einer komplexen Kosmologie von
3 000 sich gegenseitig durchdringenden Daseinsbereichen entwickelt.
Entwicklung in China und Japan
Im 8. und 9. Jahrhundert wuchs die von Zhiyi gegründete Gemeinschaft schnell an und entwickelte
sich zur wichtigsten buddhistischen Gemeinschaft Chinas, wobei das Stammkloster auf dem Berg
T’ien-t’ai zu einem bedeutenden Zentrum buddhistischer Studien wurde. 804 kam der japanische
Mönch Saicho (767-822) zum Studium in das Kloster und kehrte mit einer Lehre zurück, die das
Kernstück der japanischen Tendai-Schule bilden sollte und die er von dem neuen klösterlichen
Zentrum auf dem Berg Hiei bei Kyoto verkündete. Zunächst widersetzten sich ihm die Mönche des
alten buddhistischen Zentrums von Nara, die sich bei der Ordination nach dem Theravada richteten
anstatt nach den von ihm vertretenen Mahayana-Regeln. Der japanischen Tendai-Schule fügte er
auch Elemente des Zen und des esoterischen Buddhismus hinzu. 823, kurz nach Saichos Tod,
wurde die neue Sekte von der kaiserlichen Regierung schließlich anerkannt, was zur Begründung
des Mahayana-Buddhismus in Japan führte. Durch die beiden bedeutenden Tendai-Mönche, Ennin
(794-864) und Enshin (814-891), wurde der Einfluss der Sekte, insbesondere am Hof, größer, und
um das Klosterzentrum auf dem Berg Hiei, Enryakuji, entstand eine weitläufige Tempelanlage.
Während sich die chinesische Tendai-Schule nach den großen Buddhistenverfolgungen aus dem
Jahre 845 niemals wieder richtig erholen konnte, entwickelte sie sich in Japan neben der Shingonshu zu einer der vorherrschenden Sekten der Heian-Zeit, Japans goldenem Zeitalter (794-1185). Die
Tendai-Schule, die als elitärer galt als die Shingon-Schule und insbesondere unter dem Adel der
Heian-Zeit verbreitet war, förderte die Synthese des Buddhismus mit dem japanischen Shintoismus.
Es gelang ihr, sich rechtzeitig Wohlstand und politische Macht zu sichern, und während der Wirren
gegen Ende der Heian-Zeit verließen bewaffnete Mönche und Laienbrüder den Berg Hiei und übten
Druck auf die Regierung aus. Auch die Spaltungen innerhalb der Schule führten gelegentlich zu
bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Tempel des
Berges Hiei. Aufgrund ihrer pluralistischen Lehre begünstigte die Tendai-Schule die Bildung neuer
Richtungen. So z. B. hatten sowohl die japanische Zen-Bewegung wie auch der Reines-LandBuddhismus ihren Ursprung in der Tendai-Schule, spalteten sich schließlich von ihr ab und
entwickelten ihre eigenen Gemeinschaften und Glaubensformen. Die Schule wurde zunehmend
weltlich und konnte ihre Macht und ihren Einflussbereich bis 1571 aufrechterhalten, als Oda
Nobunaga, der die Einigung Japans herbeiführte, die Klosteranlage Enryakuji angriff und zerstörte,
wobei ihre Mönche als auch die Ortseinwohner niedergemetzelt wurden. Obwohl ihre militärische
und politische Macht somit gebrochen war, überlebte die Tendai-Schule als wichtige Strömung
innerhalb des japanischen Buddhismus und umfasst heute circa fünf Millionen Anhänger.
Theravada-Buddhismus
Theravada
(Pali:
„Schule
der
Ordensältesten"),
einer
der
beiden
Hauptzweige
des
buddhistischen
Glaubens, der in Sri Lanka, Birma, Laos,
Kambodscha und Thailand verbreitet ist.
Der
Theravada
rühmt
sich
der
Überlieferung der wahren Lehren und
Praktiken Buddhas, ein Anspruch, den
auch der Mahayana-Buddhismus erhebt.
Die Schule des Theravada führt seine
Abstammung auf den ursprünglichen
Sangha, auf jene Klostergemeinde zurück,
die zu den ersten Anhängern Buddhas
gezählt wird und die als kanonische Schrift
den Palitext (Pali ist eine zu Buddhas
Lebzeiten verbreitete Sprache) der Tipitaka verehren, die erste große Zusammenfassung
buddhistischen
Schriftgutes.
Die Theravada-Lehre verehrt den Buddha als einzigen, mit höchsten Fähigkeiten ausgestatteten,
allerdings sterblichen Lehrer, im Unterschied zum Mahayana, der in der Nachfolge Buddhas eine
Reihe transzendierender Wesen anerkennt. Das Ziel jedes Theravadin ist der Arhat, der Weise, der
das Nirvana erreicht hat und niemals wiedergeboren wird. Im Unterschied zum Bodhisattwa des
Mahayana, der aus Mitleid allen Wesen zur Erlösung verhelfen will, ist der Arhat hauptsächlich um
sein eigenes Heil bemüht. Der Theravada neigte zu doktrinärem Konservatismus und zu einer
vorsichtigen Auslegung seines Kanons, was dazu führte, dass er von den Vertretern des
rivalisierenden Mahayana, die ihre Tradition als „Großes Fahrzeug" bezeichneten, abfällig Hinayana
oder „Kleines Fahrzeug" genannt wurde.
Bild: Singhalesische Ruinen auf Sri Lanka In Sri Lanka wurde eine der frühesten und reinsten
Formen des Theravada-Glaubens bewahrt. Viele Überreste buddhistischer Schreine, wie der hier
abgebildete, und erinnern an diese Zeit.
Thai
Thai, eine Volksgruppe von etwa 55 Millionen Menschen in Südostasien. Die Thai stammen von
Völkern ab, die etwa im 10. Jahrhundert aus dem heutigen China südwärts und ostwärts zogen und
sich in der nördlichen Region der indochinesischen Halbinsel niederließen. Thai findet man heute in
Indien, Myanmar, Laos, Vietnam, Südchina und vor allem in Thailand, wo sie die Mehrheit der
Bevölkerung stellen. Sie sprechen Thai, eine meist dem sinotibetischen Sprachstamm zugeordnete
Sprache, die nur geringfügige Dialektschwankungen aufweist.
Die ersten thailändischen Königreiche entstanden im 13. Jahrhundert und gewannen im
15. Jahrhundert an Bedeutung, als das Reich der Khmer unterging. Der thailändische Staat
widersetzte sich mehr als 150 Jahre westlichen Einflüssen und öffnete sich erst im 19. Jahrhundert
für Europäer, bewahrte aber seine Unabhängigkeit. Die absolute Monarchie wurde 1932 durch eine
konstitutionelle abgelöst und der als abwertend empfundene Landesname Siam 1939 in Thailand
geändert.
Die Thai leben von alters her an den Unterläufen der Flüsse. Sie sind vorwiegend Subsistenzbauern
(Selbstversorger), als wichtigstes Getreide bauen sie Reis an und ergänzen ihre Ernährung durch
Schweine- und Geflügelzucht. Die meisten Thai besitzen eigenes Ackerland. Deichbau und
Getreideernte werden aber als Kollektivarbeiten durchgeführt.
Die Thai sind überwiegend Buddhisten, obwohl viele von ihnen traditionellen Glaubensvorstellungen
anhängen. Die Thai-Monarchie ist stark vom Hindu-Brahmanismus beeinflusst worden.
Triratna
Triratna, dreifache Zuflucht des Buddhismus. Buddha, Dharma (Lehre) und Sangha (Gemeinschaft
der Mönche) gelten als die Stützpfeiler der Religion, als die „drei Edelsteine" (die Bedeutung von
Triratna in Sanskrit). Zusammen versprechen sie den Gläubigen die Hoffnung auf Erleuchtung.
Für den frühen Buddhismus und die Theravada-Überlieferung, die an ihm festhält, sind der
historische Buddha, seine Lehren und die Heiligkeit des Sangha, den er gründete, die drei
Zufluchten. Der Mahayana-Buddhismus und der esoterische Buddhismus interpretieren die dreifache
Zuflucht aber häufig anders. Die erste Zuflucht schließt zwar den historischen Buddha ein, doch gibt
es noch andere Buddhas, bei denen Zuflucht gesucht werden kann. Jünger des Reinen Landes
vertrauen auf den Buddha Amitabha. Im buddhistischen Tantra vertraut der Jünger auf seinen Lehrer
(guru) und auf den Buddha. Die zweite Zuflucht, Dharma, deutet der Mahayana-Buddhismus als
seine eigenen Lehren, wie sie in den Mahayana-Sutras ausgeführt werden; der esoterische
Buddhismus dagegen als die von verschiedenen Buddhas offenbarten Tantras. Und schließlich
umfasst die dritte Zuflucht im Mahayana-Buddhismus vornehmlich die Gemeinschaft der Mönchsund Laien-Bodhisattvas und im esoterischen Buddhismus die Versammlung der tantrischen
bodhisattvas und heiligen Yogins.
Tipitaka
(Dreikorb; Sanskrit: Tripitaka), Kanon der buddhistischen Schriften, der nach Themen geordnet aus
drei Teilen oder „Körben" besteht. Das Tipitaka wird von den Theravada-Buddhisten als vollständige
schriftliche Sammlung der Lehren Buddhas angesehen. Auch der Mahayana-Buddhismus erkennt
den Kanon als maßgebliche Schrift an, wobei jedoch den Mahayana-Sutras eine größere Bedeutung
beigemessen wird. Sein Inhalt wurde von den Jüngern des Buddha anfänglich mündlich
weitergegeben und in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. niedergeschrieben. Buddha zog
offensichtlich Volkssprachen wie den weit verbreiteten Dialekt Pali dem Sanskrit vor, einer Sprache,
die in priesterlichen und gebildeten Kreisen Indiens verbreitet war. Doch nach dem Tod des Buddha
akzeptierten seine Anhänger schließlich die Sanskrit-Sprache und übersetzten die ursprünglich in
Dialekten ausgelegten Lehren ins Sanskrit. Große Teile dieser schriftlichen Sammlung, die auch als
Sanskrit-Tipitaka bezeichnet wird, wurden ins Chinesische sowie ins Tibetische übersetzt. Der
vollständige Kanon ist jedoch nur in Pali erhalten.
Das Zusammenstellen des Tipitaka begann mit dem 1. Buddhistischen Konzil in Rajagriha (dem
heutigen Rajgir) kurz nach dem Tod Buddhas. Das Konzil, an dem 500 Arhats teilnahmen, war
einberufen worden, um die von Buddha gelehrten klösterlichen Regeln (Vinaya) sowie die Lehre
(Dharma) festzulegen, die in den Lehrreden des Buddhas (Sutras) enthalten sind. Man teilte
schließlich die Sutras in mehrere Sammlungen ein, die zuerst mündlich überliefert und dann in Sri
Lanka niedergeschrieben wurden. Das niedergeschriebene Werk wird als Pali-Kanon bezeichnet.
Auf dem 3. Konzil in Pataliputra (heute Patna) im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde zum ersten Mal der
dritte „Korb" (Pitaka) der philosophischen Systematisierungen (Abhidharma) rezitiert. Der
kanonische Status dieses letzten „Korbes" ist jedoch umstritten. Der Mahayana-Buddhismus und
einige der frühen Schulen nahmen ihn nicht auf, sondern fügten eigene Werke hinzu, so dass das
Sanskrit-Abhidharma sich beträchtlich von der Pali-Fassung unterscheidet.
In seiner heutigen Fassung setzt sich das Tipitaka aus dem Vinaya-Pitaka, dem Sutra-Pitaka und
dem Abhidharma-Pitaka zusammen. Das Vinaya-Pitaka, das die Regeln des Zusammenlebens von
buddhistischen Mönchen und Nonnen festlegt, besteht aus drei Textgruppen: dem Sutta-Vibhanga
(Trennung der Regeln), den Khandhakas (Abschnitten) und dem Parivara (Anhang). Das SuttaVibhanga ist unterteilt in das Mahavibhanga (Regeln für die Mönche) und das Bhikkhuni-Vibhanga
(Ordensregeln für die Nonnen). Das Pratimoksha (Buch der Regeln) stellt das Kernstück des SuttaVibhanga dar. Es ist eine Sammlung von 227 Vorschriften für Mönche und 311 für Nonnen. Jede
Vorschrift ist mit einer Geschichte verbunden, die erzählt, wie Buddha diese Regeln festlegte. Die
22 Khandhakas erklären Bestimmungen bezüglich des Aufbaus und der Funktion des Sangha sowie
des klösterlichen Zusammenlebens. Sie befassen sich u. a. mit der Ordination, dem Klosterkalender,
der Ernährung und Kleidung. Ein großer Teil des ersten Khandhaka liefert eine Teilbiographie des
Buddha, und die beiden letzten handeln von den frühbuddhistischen Konzilen. Das Parivara gilt im
Allgemeinen als Nachtrag zum Vinaya. Es besteht in Form von Fragen und Antworten und fasst im
Wesentlichen die Regeln und Vorschriften zusammen, die in dem Sutta-Vibhanga und den
Khandhakas ausführlich erläutert werden. Neben dem Pali-Vinaya, das von den Mönchen der
Theravada-Tradition befolgt wird, existieren mehrere andere Fassungen mit einer unterschiedlichen
Anzahl an Regeln, von denen eine in Tibet und eine andere in China und Korea befolgt werden. So
sind drei Vinaya-Fassungen als lebendige Traditionen erhalten, die sich auf Buddha zurückführen
lassen.
Die Sammlungen des Sutra-Pitaka enthalten die historischen Reden des Buddha, die später durch
umfassende Kommentare sowie Mythen und Legenden ergänzt wurden. Es ist in fünf Sammlungen
unterteilt: Digha-Nikaya (Sammlung der langen Reden), Majjhima-Nikaya (Sammlung der
mittellangen Reden), Samyutta-Nikaya (Sammlung der vereinten Reden), Anguttara-Nikaya
(Sammlung der zahlenmäßig gegliederten Reden) und Khuddaka-Nikaya (Sammlung der
vermischten Texte). Diese Gruppierungen entstanden durch das Auswendiglernen der Sutras von
Gelehrten, die sich dabei auf bestimmte Textlängen spezialisierten. Das Digha-Nikaya enthält
34 Sutras, von denen sich einige mit dem Leben und Tod des Buddha befassen. Das MajjhimaNikaya umfasst 152 Sutras, obwohl die chinesische Übersetzung, die auf dem verloren gegangenen
Sanskrit-Original beruht, aus 222 Sutras besteht. Das Samyutta-Nikaya enthält 59 Abteilungen, die
nach fünf Gruppen geordnet sind: insgesamt sind es 2 941 Sutras, von denen einige zu den
wichtigsten dogmatischen Erklärungen zählen wie z. B. über Anatman (das Fehlen einer ewigen
Seele) und Pratitya-Samutpada (bedingtes Entstehen). Das Anguttara-Nikaya besteht aus 2 308
kurzen Sutras, die entsprechend der Anzahl der behandelten Themen in jeder einzelnen eingeteilt
ist. Das Khuddaka-Nikaya enthält 15 unabhängige Werke, darunter Gedichte, Loblieder von
Mönchen und Nonnen, dogmatische Erklärungen wie das berühmte Dhammapada (Wort der Lehre),
und die Jatakas, die Erzählungen über die früheren Existenzen des Buddha. Ein Werk schildert die
Existenzen der 24 früheren Buddhas.
Das Abhidharma-Pitaka in der Pali-Fassung enthält sieben Werke über Themen, die von der Lehre
Buddhas abgeleitet sind, stellt aber überwiegend Lehren des Theravada-Buddhismus dar. Viele
Mahayana-Schulen haben diesen „Korb" durch eigene Abhandlungen ersetzt. Es handelt sich um
Werke von Gelehrten, jedoch nicht um eigene Worte Buddhas. Das erste Werk ist das
Dhammasangani (Zusammenfassung des Dharma), eine Kategorisierung der Wirklichkeit nach
ethischen Grundsätzen; das Vibhanga (Trennung), das weitere Definitionen der verschiedenen
Aspekte der Wirklichkeit liefert, und das Dhatukatha (Erörterung über die Elemente), das mehr
Klassifikationen dieser Aspekte gibt, sind im Wesentlichen Nachträge zu dem erstgenannten. Das
Puggalapannatti (Bestimmung der Person) ist eine Klassifizierung von Arten der menschlichen
Persönlichkeit, die größtenteils dem Sutra-Pitaka entnommen wurde. Das Kathavatthu (Punkte des
Meinungsstreites), dem Vorsitzenden des dritten buddhistischen Konzils, Moggaliputta,
zugeschrieben, behandelt strittige Fragen und weicht zum Teil von der Lehre des Theravada ab.
Das Yamaka (Paare) ist eine paarweise angeordnete Auflistung von grundlegenden
psychologischen Vorstellungen. Das Patthana (Aktivierungen) behandelt erschöpfend 24 Formen
von kausalen Beziehungen zwischen physischen und geistigen Phänomenen, wobei diese Werke in
erster Linie für die fortgeschrittenen Schüler des Buddhismus verfasst wurden.
Nach seiner Festlegung setzte sich das Tipitaka als autoritative Schrift durch. Als vollständiges Werk
blieb jedoch nur das in der Theravada-Tradition stehende Pali-Tipitaka erhalten. Neben dieser
Fassung existieren noch fünf andere Vinaya-Fassungen, die früher zu verschiedenen
frühbuddhistischen Schulen gehörten. Neben erhaltenen Teilen des ursprünglichen Sanskrit-Textes
existieren fünf Vinaya-Fassungen in chinesischer und eine in tibetischer Übersetzung. Ein
vollständiges Sanskrit-Pitaka ist in chinesischer Übersetzung und kleinere Teile in Sanskrit sowie in
tibetischer Übersetzung erhalten. Außerdem liegt ein vollständiges Abhidharma-Pitaka in Sanskrit
vor. Das chinesische und tibetische Tipitaka sowie andere Tipitaka-Fassungen enthalten
Sammlungen verschiedener Traditionen, so z. B. mahajanistische Sutras, Abhandlungen, Tantras
sowie Kommentare.
Upanishaden
Upanishaden, Sanskrit upanisad: das Sich-in-der-Nähe-Niedersetzen (zu Füßen eines Lehrers);
esoterische und mystische Schriften des Brahmanismus, die zu den Veden gehören. Diese
wiederum sind Grundlage für eines der sechs orthodoxen Systeme der hinduistischen Philosophie,
des Vedanta. Es existieren etwa 150 Upanishaden (von denen 108 offiziell anerkannt werden), die in
Prosa als auch in Versform geschrieben wurden. Vermutlich entstanden die Upanishaden in ihrer
heutigen Form zwischen 400 und 200 v. Chr. Von einigen Texten nimmt man allerdings an, dass sie
bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. geschrieben wurden.
Die Upanishaden beschäftigen sich mit dem Wesen des Brahmans, der universellen Seele, die mit
Atman gleichgesetzt wird, der innersten Seele jedes Individuums. Andere Themen sind das Wesen
und der Sinn des Daseins, verschiedene Arten der Meditation und der Gottesverehrung sowie
Eschatologie, Erlösung und die Lehre von der Seelenwanderung.
Vairocana
(Sanskrit: Strahlendes Licht oder Großes Strahlendes Licht), im Mahayana-Buddhismus die höchste
kosmische Form des Buddha. Er gilt gewöhnlich als die Verkörperung des innersten Wesens, als der
ewige Leib (dharma-kaya) des Buddha, als die höchste Form in der trinitären Struktur des
Mahayana, in der Buddha der Schöpfungsurgrund alles Seienden ist. Vairocana ist der höchste der
fünf kosmischen „selbstgeborenen" Buddhas; er wird aber gelegentlich auch gesondert über diese
fünf Buddhas gesetzt. Für die Shingon-Sekte in Japan, wo er Dainichi Nyorai heißt, ist er der
Urgrund und Erhalter der Welt. Shingon-Mandalas zeigen Vairocana im Zentrum der Welt auf einem
Thron als Manifestation der anderen Buddhas und aller Dinge. Er erscheint auch in vielen anderen
Formen, u. a. als der grimmige japanische Verteidiger des Buddhismus, Fudo Myo-o.
Vayrayana
Das Vayrayana (Diamantenes Fahrzeug), das auch Mantrayana genannt wird, ist die dritte große
buddhistische Schulrichtung mit heute ca. 20 690 000 Anhängern.
Tantrayana oder Fahrzeug des gespannten Wagens ist die Bezeichnung einer Richtung, nach deren
Lehre man mit Hilfe von Riten, heiligen Sprüchen und Formeln wie mit einem Fahrzeug den Ozean
des Kreislaufs des leidvollen Daseins überqueren und ans jenseitige Ufer, das Nirwana, gelangen
kann.
Veda oder Weda
Veda (Sanskrit veda: Wissen), auch Weda, Plural: Veden bzw. Weden oder Vedas bzw. Wedas, die
älteste religiöse Literatur der Inder. Die Veden begründeten die vedische Religion und gehören
zugleich zu den heiligen Schriften des Hinduismus.
Der Veda besteht aus vier Hymnensammlungen, getrennten poetischen Abschnitten und
zeremoniellen Formeln. Die ältesten Sammlungen heißen Rigveda, Samaveda, Yajurveda und
Atharvaveda. Manchmal werden sie auch als die Samhitas (Lied- und Spruchsammlungen)
bezeichnet. Siehe auch Sanskrit-Literatur.
Die vier Veden wurden in Vedisch geschrieben, einer frühen Form des Sanskrit. Die Entstehung der
ältesten Teile wird auf die Zeit zwischen 1300 bis 1000 v. Chr. datiert. In ihrer heutigen Form reicht
die Geschichte der Veden nur bis etwa ins 3. Jahrhundert v. Chr. zurück. Vor der Niederschrift der
heute verwendeten Texte wurde der Stoff der Veden mündlich von hinduistischen Weisen, den so
genannten Rischis, überliefert. Dabei blieben viele der Erzählungen, die wahrscheinlich ursprünglich
aus der indogermanischen oder der dravidischen Kultur Indiens stammten, erhalten und sind noch in
den Texten zu erkennen (siehe indische Literaturen).
Inhalt
Bei den ersten drei Samhitas handelt es sich um rituelle Anleitungen, die in der vedischen Zeit von
jenen drei Priesterklassen verwendet wurden, die für die Durchführung der Opferzeremonien
verantwortlich waren. Es sind dies der Rigveda, der Samaveda und der Yajurveda. Der Rigveda
enthält über 1 000 Hymnen (Sanskrit Rig: Hymne), die in verschiedenen Versmaßen geschrieben
und in zehn Büchern zusammengefasst sind. Es wurde von den so genannten Hotri, oder
Rezitanten, benutzt, die durch das laute Lesen der Hymnen die Götter anriefen. Der Samaveda
enthält Versteile, die überwiegend dem Rigveda entnommen worden sind. Es wurde von den so
genannten Udgatri, den Sängern, verwendet, die seine Hymnen bzw. Melodien (Sanskrit Sama:
Melodie) sangen. Der Yajurveda besteht aus zwei revidierten Teilen, die teilweise in Prosa und
teilweise in Versen abgefasst sind. Beide enthalten Opferformeln (Sanskrit Dschaja: Opfer), die
jedoch unterschiedlich angeordnet sind. Es wurde von den so genannten Adhvaryu verwendet,
Priestern, die die geeigneten Formeln aus dem Yajurveda rezitierten, während sie die
Opferhandlungen vollzogen.
Der vierte Veda, der Atharvaveda erhielt seinen Namen, da er der Überlieferung zufolge teilweise
einem Rischi namens Atharvan zugeschrieben wird. Er besteht fast ausschließlich aus einer großen
Vielfalt von Hymnen, Zaubergesängen und Zaubersprüchen. Der Atharvaveda war insbesondere für
den häuslichen Gebrauch bestimmt und ursprünglich von den Priestern nicht akzeptiert, vor allem,
weil sein Inhalt von den anderen Texten abwich. Erst, nachdem die Brahmanen, Angehörige der
vierten und höchsten hinduistischen Priesterkaste, das Buch bei den Opferzeremonien als rituelle
Anleitung benutzten, wurde er offiziell anerkannt. Die Wiedergeburtslehre des Weda, wurde vom
Buddhismus als einzige Lehre übernommen.
Ergänzende Schriften
Zum Textbestand der Veden gehören zusätzlich die so genannten Brahmanas und die Mantras.
Erstere sind in Prosa verfasste Kommentare, die jedem einzelnen der vier Veden zugeordnet sind.
Sie befassen sich mit den Details und der Interpretation der Opferliturgie. Bei den Mantras handelt
es sich um die poetischen Verse der vier Veden, wobei der Begriff mantras speziell für diese Teile
der vier Verssammlungen verwendet wird. Manche Gelehrte halten die Mantras für den ältesten Teil
der Veden.
Als Ergänzungen zu den Brahmanas entstanden später esoterische Schriften, die so genannten
Aranyakas oder Waldabhandlungen, wobei erster Begriff von dem Sanskrit-Wort für Wald (aranya)
abgeleitet ist. Die Aranyakas wurden von brahmanischen Eremiten geschrieben und erläutert, die
davon ausgingen, dass der endgültige Sinn der Schriften nur in völliger Abgeschiedenheit erfasst
werden könne. Teile der Aranyakas werden als Upanishaden bezeichnet. Diese metaphysischspekulativen Meditationen stehen in einem engen Zusammenhang zu den Brahmanas. Sie betonen
die Macht des geheimen Wissens und stellen die ersten hinduistischen Versuche dar,
philosophische und theologische Gedanken systematisch zu erfassen und zu ordnen. Die Vedanta
und die meisten anderen indischen philosophischen Systeme entwickelten sich aus den
Upanishaden.
Die so genannten Sutras sind die jüngsten Schriften der vedischen Kultur. Der Begriff stammt
ebenfalls aus dem Sanskrit und bedeutet wörtlich „Fäden", womit hier eine „Kette" von Regeln,
Unterweisungen und Anleitungen gemeint ist. Als Aphorismensammlungen, in denen die vedischen
Opferriten und häuslichen Zeremonien (wie Heirats- und Bestattungsrituale) sowie das religiöse und
weltliche Gesetz dargelegt werden, sind die Sutras vor allem aufgrund ihres Einflusses auf die
Entwicklung des hinduistischen Gesetzes von Bedeutung. Hinsichtlich der ihnen zuerkannten
Autorität stehen sie unter den Veden, Brahmanas und Upanishaden. Jene Texte, insbesondere aber
die Veden, werden als quasi gottgegebene Apaurusheya verehrt (Sanskrit apaurusheya: nicht von
menschlicher Abstammung).
Vegetaria Festival auf Phuket
Jedes Jahr im Oktober, dies Jahr vom 5. bis 14.Oktober, kann man auf
Phukets Straßen Bilder dieser Art sehen. Vor 174 Jahren kam eine
wandernde Theatergruppe aus China nach Phuket in den Distrikt Kathu. Sie
wurden dann dort von der Malaria befallen. Daraufhin verfolgten sie eine
strikte vegetarische Diät, um deren Götter Kiu Hong Tal Te und Yok Hong
Tal Te zu besänftigen, die sie mit der Krankheit geschlagen hatten. Die Kur
half, die Götter waren wieder gnädig gestimmt, und zur Erinnerung wird nun
jedes Jahr in Phuket das Vegetarier-Festival begangen.
Die Teilnehmer hängen der animistischen Tradition ihrer Vorfahren aus
China an, deren Tempel auch in Phuket diese Religion repräsentieren. Sie
existiert
in
friedicher
Koexistenz
mit
dem
Buddhismus.
Sie veranstalten Umzüge, auf denen sie sich in Trance versetzen und mit
Durchbohrung ihrer Wangen ohne nennenswerten Blutverlust und Schmerz die Existenz des Geistes
in ihrem Körper beweisen. Es ist schon ein beeindruckendes Erlebnis, wenn man Scharen von
Leuten mit Dolchen und Nadeln im Gesicht herumlaufen sieht, als wäre es ganz normale PiercingSchmuckstücke.
Die Umzüge beginnen früh morgens und nehmen jeden Tag eine andere Route durch Phuket Town.
Die Teilnehmer tragen meist Weiß, die Farbe der Reinheit, die symbolisch die Reinigung des
Körpers durch die Diat ausdrücken soll.
Vegetarische Ernährung
Die Hauptsache ist aber die Konzentration auf vegetarisches
Essen. Die Vegetarier auf der ganzen Welt behaupten, daß es
nicht notwendig ist, Tiere zu töten, um sich gesund zu ernähren.
Weiterhin belegen sie die Schädlichkeit von tierischem Eiweiß für
den Körper, weil es sich in Harnsäure umwandelt, die vom Körper
neutralisiert und ausgeschieden werden muß. Drittens bezweifeln
sie den Nährwert von tierischem Eiweiß in gekochter Form, weil es
dem Körper bei der Verdauung mehr Energien entzieht, als es ihm
zuführt. Die moderne Ernährungslehre beweist weitestgehend
diese Thesen.
Neun Tage lang wird an Phukets Straßen und in den Restaurants
vegetansches Essen angeboten. Viele folgen dem Beispiel der
chinesischen Schausteller und ernähren sich diese neun Tage nur
vegetarisch. Meist besteht das angebotene Essen aus
Sojaprodukten. Soja ist ein Hauptileferant von pflanzlichem Eiweiß.
Sesam und die verschiedensten Arten von Bohnen gehören
ebenfalls zu den bevorzugten Nahrungsmitteln in der Festivalzeit. Wir probierten einige dieser
Gerichte und kamen zu der überzeugung, daß es sicherlich für europäische Zungen wesentlich
schmackhafteres vegetarisches Essen gibt. Es ist zumindest stark gewöhnungsbedürftig.
Das kommt wahrscheinlich daher, daß bei der Zubereitung der Speisen auf stark riechende, scharfe,
saure, salzige und bittere Pflanzen und Gewürze verzichtet wird - wie Zwiebeln, Knoblauch, Sellerie,
Essig, Chili usw. Bitteres Essen beeinträchtigt nach Meinung der chinesischen Vegetarier negativ as
Herz, salziges die Nieren, saures die Leber und scharfes die Lunge.
Zen-Buddhismus
Zen, buddhistische Schule der Meditation, die in China und später in Japan aus der Verschmelzung
des indischen Mahayana-Buddhismus und dem chinesischen Taoismus entstand. Der japanische
Begriff Zen entwickelte sich aus dem chinesischen Ch’an, das vom Sanskrit-Wort dhyana abgeleitet
ist und einen meditativen Zustand innerer Versenkung bezeichnet. Dhyana meint in erster Linie den
Bewusstseinszustand eines Buddhas, dessen Geist sich nicht mehr um die Unterscheidung
zwischen der Individualität des einzelnen im Vergleich zu anderen bemüht. Alle buddhistischen
Strömungen vertreten die Auffassung, dass jedes Ding nur in Relation zu einem anderen existiert.
Dieses Charakteristikum der „Leere" (Sanskrit sunyata) verweist indes nicht auf die Nichtigkeit der
Welt, sondern sagt lediglich aus, dass kein System fester Definitionen oder Klassifikationen die
Natur zu erfassen vermag. Die Wirklichkeit ist das „So-Sein" (Pali tathata) der Natur oder der Welt,
unabhängig von allen damit verbundenen Gedanken.
Lehre und Praxis
Zen ist der chinesische Weg zum buddhistischen Ziel, die Welt so zu betrachten, wie sie ist, ohne ihr
eigene Ideen oder Gefühle (Sanskrit trishna) hinzuzufügen. Diese Haltung des „Nicht-Geistes"
(chinesisch wu-hsin) entspricht einer Bewusstseinsstufe, auf der die Gedanken vorbeifließen, ohne
Spuren zu hinterlassen. Im Gegensatz zu anderen buddhistischen Richtungen lässt diese Ebene
sich in der Philosophie des Zen nicht durch eine graduelle Praxis erlangen, sondern muss sich direkt
und plötzlich in einer Art Erleuchtungserlebnis äußern (chinesisch tun-wu; japanisch satori). Der Zen
lehnt daher sowohl Theorien als auch spirituelle Übungen ab und vermittelt seine Vorstellung von
Wahrheit mit Hilfe der Methode des direkten Zeigens, das auf alle philosophischen oder religiösen
Probleme mit nichtsymbolischen Wörtern oder Taten antwortet. Die Replik liegt in der Handlung an
sich, nicht in dem, was diese darstellt. Als typisches Beispiel mag die Erwiderung des Zen-Meisters
Yao-shan dienen, der auf die Frage, was der Weg des Zen sei, zurückgab: „Eine Wolke am Himmel
und Wasser in der Kanne!" Die Anhänger des Zen machen sich aufnahmebereit für derartige
Antworten, indem sie meditieren (japanisch za-zen) und dabei ohne geistigen Kommentar
beobachten, was immer auch geschieht.
Schulen
Die beiden bedeutendsten Schulen des Zen sind die Rinzai-Schule und die Soto-Schule in Japan.
Letztere legt größeren Wert auf die Meditation selbst, während erstere Meditationsprobleme
(japanisch koan) anhand von Dialogen (japanisch mondo) wie dem oben zitierten erörtert,
vorzugsweise zwischen alten Meistern und ihren Schülern. Die Schüler der Soto-Schule sind
gehalten, ihr Verständnis für eine Antwort des Lehrers in nonverbaler, direkter Form – z. B. durch
Zeigen – im Rahmen eines Einzelgesprächs (japanisch anzen) zu verdeutlichen.
Einfluss auf Kunst und Handwerk
In der Regel vermitteln halbklösterliche Einrichtungen die Philosophie des Zen an Laien, die sich für
einen beschränkten Zeitraum der Gemeinschaft anschließen. Ein Zenkloster entspricht daher in
gewissem Sinne einer Trainingsstätte, in der Meditationsübungen mit einer beträchtlichen Menge an
manueller Arbeit abwechseln. Die Studenten solcher Schulen widmen sich besonders der Kunst und
dem Handwerk, vor allem der Malerei, Kalligraphie, Gartenarbeit, Architektur und der TeeZeremonie. In Japan kommen häufig Schwertfechten (Kendo), Bogenschießen (Kyudo) und Jiu-Jitsu
hinzu.
Auf Kunst und Handwerk des Fernen Ostens übte der Zen großen Einfluss aus, weil sich seine
Philosophie eher mit der Tat als mit der Theorie verband und die Natur, so wie sie erscheint, stets
deren Interpretation vorzog. Der Geist dient nach Auffassung des Zen als Fensterglas und nicht als
Spiegel und sollte deshalb eine direkte Sicht auf die Dinge statt deren Auslegung ermöglichen. Alle
die Natur und die Wirklichkeit betreffenden Theorien stören im Grunde den unmittelbaren Blick. Mit
dieser Position steht der Zen in direkter Nachfolge des buddhistischen Religionsstifters Gautama
Buddha. Dieser hielt Leid für ein Resultat des Wünschens, da Geist und Empfindungen sich selbst
zunichte machten, wenn sie sich bewusst an die Welt der Erfahrungen klammerten. Die Zenmalerei
schöpft in erster Linie aus der Natur: Vögel, Gräser, Felsen und Berge in einem Stil, der ein
Maximum an Technik mit einem Minimum an Planung und Überlegung vereint. Ikonographische
Darstellungen lehnt der Zen indessen ab. Er bemüht sich darum, die Erfahrungen selbst, nicht aber
die Ideen, die sich aus ihnen ableiten, ins Bild zu fassen und fühlt sich keinem System, keiner Lehre
und keinem Glauben verpflichtet.
Geschichte
Der Tradition zufolge verbreitete der indische Buddhistenmönch Bodhidharma den Zen um das Jahr
520 in China. Zu den wichtigsten Gestalten der ganz auf China konzentrierten Anfangsphase
gehörten Hui-neng, Te-shan und Lin-chi. Die chinesischen Tuschezeichnungen der Sung-Dynastie
(960-1280) zählen zu den besten künstlerischen Werken der Zen-Schule.
Japaner, die in China studiert hatten, führten die beiden großen Zen-Sekten in ihrer Heimat ein: der
buddhistische Mönch Eisai Myoan den Rinzai Zen (1191), sein Mitbruder Dogen Kigen den Soto Zen
(1227). Beide Richtungen leben in Japan fort. Japanische Maler wie Sesshu, Sesson Shukei und
Jasoku schufen Bilder, die die Naturbetrachtung des Zen zum Ausdruck bringen. Unter seinem
Einfluss entwickelte sich die Tee-Zeremonie in Japan zu einem ausgefeilten Ritus. Die Versform des
haiku verdankt ihre Entstehung ebenfalls dem Zen.
Das Abendland begann sich nach der Veröffentlichung des ersten fachlich kompetenten Beitrags
über den Zen mit dessen Lehre und Praxis auseinanderzusetzen. Er stammte von dem japanischen
Wissenschaftler Daisetz T. Suzuki und erschien in englischer Sprache unter dem Titel Essays in
Zen-Buddhism (Essays zum Zen-Buddhismus). Nach dem 2. Weltkrieg und der Besetzung Japans
durch die Amerikaner nahm das Interesse der Europäer und US-Bürger insbesondere unter
Künstlern, Philosophen und Psychologen abermals zu. Eine große Anziehungskraft übte der Zen vor
allem auf abstrakte und nichtgegenständliche Maler und Bildhauer aus. Die Philosophen entdeckten
Parallelen zum Konzept des österreichischen Denkers Ludwig Wittgenstein, zur Theorie der
allgemeinen Semantik des amerikanischen Publizisten und Wissenschaftlers Alfred Korzybski und,
in gewissem Maße, zu Überlegungen des deutschen Existenzphilosophen Martin Heidegger.
Asiatische Sprachen
Austroasiatische Sprachen,
wichtige südostasiatische Sprachfamilie mit drei großen
untergeordneten Sprachfamilien: Munda, das von mehreren
Millionen Menschen in Ostindien gesprochen wird, Nikobaresisch mit
circa 20 000 Sprechern auf den Nikobaren (westlich von Thailand),
und Mon-Khmer, das in zwölf Sprachzweige mit fast 100 Sprachen
aufgeteilt ist und insgesamt von etwa 70 Millionen Menschen in
Südostasien gesprochen wird. Daneben gibt es noch Aslian, das von
circa 55 000 Sprechern auf der Malaiischen Halbinsel gesprochen
wird. Nur wenige dieser Sprachen haben eine Schrifttradition. Zu den Mon-Khmer-Sprachen gehören
Khmer, die Nationalsprache von Kambodscha, Mon, eine eng verwandte Sprache, die in Teilen von
Burma und Thailand gesprochen wird, Khasi und Vietnamesisch.
Die Munda-Sprachen sind mehrsilbig. Sie unterscheiden sich von anderen austroasiatischen
Sprachen in der Wortbildung und Satzstruktur (siehe indische Sprachen). In der Unterfamilie der
Mon-Khmer-Sprachen haben Khmer und Mon viele Wörter aus den indischen Sprachen Sanskrit und
Pali entlehnt. Im Viet-Muong, einem Zweig der Mon-Khmer-Sprachen, wurde das Vietnamesische
stark vom Chinesischen beeinflusst. Es ist monosyllabisch (die Wörter bestehen aus nur einer Silbe)
und besitzt, wie andere Viet-Muong-Sprachen, ein komplexes Tonsystem. Einige andere MonKhmer-Sprachen weisen einfache Tonsysteme auf. Sehr viel häufiger sind aber Differenzierungen in
der Vokalqualität: gemurmelt, knarrend oder stimmhaft. Die Lautsysteme der austroasiatischen
Sprachen sind insofern ungewöhnlich, als sie eine große Anzahl von Vokalen enthalten, oft bis zu
35. Suffixe (Nachsilben) gibt es in den Mon-Khmer-Sprachen nicht, Präfixe (Vorsilben) und Infixe
(Zwischensilben) sind jedoch allgemein üblich. Partikel, die am Satzende stehen, können die
Haltung des Sprechers ausdrücken. Spezifische Modifikatoren, so genannte Expressiva, vermitteln
die Vorstellung von Farben, Geräuschen und Gefühlen. In einigen Sprachen gibt es keine
stimmhaften Verschlusslaute wie g, d und b. Wörter können mit palatalisierten Konsonanten wie ñ
enden. Weitere bedeutungsunterscheidende Laute sind u. a. die Implosive d und b, die durch das
Einziehen der Atemluft erzeugt werden.
Mon und Khmer werden mit aus dem Indischen abgeleiteten Alphabeten geschrieben, die an die
komplexere Phonologie dieser Sprachen angepasst wurden. Vietnamesisch schrieb man einige
Jahrhunderte lang mit modifizierten chinesischen Schriftzeichen. 1910 wurde jedoch ein
Schriftsystem übernommen, das das lateinische Alphabet mit zusätzlichen Zeichen nutzt. Dieses im
Jahr 1650 entwickelte Schriftsystem war das erste, mit dem sich Tonhöhen notieren ließen. Dafür
benutzt es Akzentzeichen. Die meisten anderen austroasiatischen Sprachen besitzen erst seit
weniger als 100 Jahren ein Schriftsystem. Im Allgemeinen ist der Anteil der Analphabeten recht hoch
Chinesische Sprache
Chinesisch, Sprache des chinesischen Volkes (Han), der größten ethnischen Gruppe Chinas,
sowohl in der Volksrepublik China als auch in Taiwan. Von den mehr als einer Milliarde Chinesen
sprechen rund 95 Prozent Chinesisch im Gegensatz zu den nichtchinesischen Sprachen wie
Tibetisch, Mongolisch, Lolo, Miao und Thai, die von Minderheiten gesprochen werden. Chinesisch
wird auch von den großen Immigrantengemeinden in Südostasien, Nord- und Südamerika und auf
Hawaii gesprochen. Die Sprache weist mehr Sprecher auf als jede andere Sprache der Welt. An
zweiter Stelle folgt Englisch, an dritter Spanisch.
Als dominierende Sprache Ostasiens hat das Chinesische die Schrift und den Wortschatz der
Sprachen benachbarter Länder stark beeinflusst, die nicht mit dem Chinesischen verwandt sind, wie
das Japanische, das Koreanische und das Vietnamesische. Man schätzt, dass bis zum
18. Jahrhundert mehr als die Hälfte aller gedruckten Bücher in chinesischer Sprache verfasst waren.
Allgemeine Merkmale
Das Chinesische gehört wie das Tibetische, Birmanische und andere Sprachen Süd- und
Südostasiens zur sinotibetischen Sprachfamilie. Neben einem Kernwortschatz und einem
bestimmten Inventar von Lauten weist es wie die meisten verwandten Sprachen Eigenschaften auf,
die es von den westlichen Sprachen unterscheidet: Diese Sprachen sind geprägt durch
Monosyllabismus (Einsilbigkeit) der Wortwurzeln und durch Fehlen von jeglicher Flexion. Das
Chinesische ist eine Tonsprache, d. h., um Bedeutungsunterschiede zwischen Wörtern anzuzeigen,
die nach ihrer Lautstruktur gleich sind, werden die Wörter mit verschiedenen Tönen versehen: hoch,
steigend, fallend-steigend, fallend.
Standardsprache und Dialekte
Das gesprochene Chinesisch umfasst viele Dialekte, die in sieben Hauptgruppen zusammengefasst
werden können (siehe Tabelle). Die Dialekte weisen so große Unterschiede auf, dass sich die
Sprecher verschiedener Dialekte mündlich nicht miteinander verständigen können. Die Unterschiede
zwischen den Dialekten sind in Aussprache und Wortschatz vergleichbar mit den Unterschieden
zwischen den einzelnen romanischen Sprachen. Eine schriftliche Verständigung zwischen
Sprechern verschiedener Dialekte ist jedoch sehr wohl möglich, denn die chinesische Schrift ist
dialektübergreifend gleich und stellt damit ein großes kulturell bedeutendes Moment der Einheit
Chinas dar. Doch es gibt einen nordchinesischen Dialekt, im Westen Mandarin genannt, der die
Standardsprache bildet. Dieser Dialekt wird beispielsweise auch in Peking gesprochen. Mandarin
bildet auch die Grundlage der modernen Schrift (Baihua), die die klassische chinesische Schrift in
den Schulen nach 1917 ablöste, und der offiziellen gesprochenen Sprache (Putonghua), die seit
1956 landesweit in den Schulen unterrichtet wird. Deshalb spricht man im Westen üblicherweise von
einer einzigen chinesischen Sprache.
Entwicklung der Sprache
Die modernen chinesischen Dialekte (ab dem 11. Jahrhundert n. Chr.) entwickelten sich aus dem
Altchinesischen (8. bis 3. Jahrhundert v. Chr.) dessen Lautsystem annähernd rekonstruiert werden
konnte. Obwohl auch im Altchinesischen Silben die bedeutungstragenden Einheiten sind, so war es
doch nicht völlig ohne Flexionsformen. Die nächste Entwicklungsstufe des Chinesischen, die
sorgfältig analysiert wurde, war das mittlere Chinesisch (ungefähr bis zum 11. Jahrhundert n. Chr.).
Zu dieser Zeit hatte sich das reiche Lautsystem des Altchinesischen zu der extremen Reduzierung
der modernen Dialekte hin entwickelt. So verfügte das Altchinesische beispielsweise über
Konsonantenfolgen wie p, ph, b, bh, (das h steht für Aspiration oder Behauchung). Im
Mittelchinesischen reduzierte sich dies zu p, ph, bh, und im Mandarin sind nur noch p und ph übrig.
Im modernen Mandarin besteht die Silbe mindestens aus einem so genannten abschließenden
Element, nämlich einem Vokal (a, e) oder Halbvokal (i, u) oder einer Kombination (einem Diphthong
oder Triphthong), mit einem Ton (hoch, steigend, fallend-steigend oder fallend) und manchmal
einem abschließenden Konsonanten, der jedoch nur ein n, ng oder r sein kann. Das Altchinesische
verfügte zusätzlich über ein abschließendes p, t, k, b, d, g und m. Dem abschließenden Element
kann ein Anfangskonsonant, niemals aber eine Konsonantengruppe vorangehen. Im Altchinesischen
gab es vermutlich Konsonantengruppen, wie beispielsweise in klam und glam. Da sich die lautlichen
Unterscheidungsmerkmale verringerten, weil beispielsweise das abschließende n das
abschließende m absorbierte, so dass aus Silben wie lam und lan einfach lan wurde, reduzierte sich
der Bestand an Tonsilben im Mandarin auf rund 1 300. Das Ergebnis war, dass die meisten Silben
mehr als eine Bedeutung erhielten. So wurden noch im Mittelchinesischen die Worte für „Lyrik",
„Ehre", „feucht", „verlieren", „Leichnam" und „Laus" alle unterschiedlich ausgesprochen. Im Mandarin
werden sie alle als shi mit gleichem Ton ausgesprochen. Tatsächlich entstanden so viele
Homonyme, dass die Verständigung nicht mehr gewährleistet wäre, wenn sich nicht gleichzeitig
Wörter mit zwei Silben entwickelt hätten. So wurde aus „Lyrik" shi-ge (dichterisches Lied), aus
„Lehrer" wurde shi-zhang (Lehrer-Ältester). Obwohl ein modernes chinesisches Lexikon mehr
zweisilbige als einsilbige Worte aufweist, besitzen doch die einzelnen Silben ihre eigenständige
Bedeutung.
Grammatik
Sprachen wie das Lateinische oder Russische, die ein hohes Maß an Flexion aufweisen, fügen dem
Wortstamm Flexionsmorpheme hinzu oder modifizieren den Vokal des Wortstammes (Ablaut), um
syntaktische Beziehungen im Satz anzuzeigen. Das moderne Chinesisch ändert zu diesem Zweck
jedoch niemals Laute und fügt nur selten neue hinzu. Da es keine Flexionsformen für Substantive
gibt, die anzeigen könnten, ob es sich beispielsweise um ein Subjekt oder ein Objekt handelt, und
keine Hinweise darauf gegeben werden, ob Verben, Substantive und Adjektive in Numerus und
Kasus übereinstimmen, spielt die Wortstellung als syntaktisches Mittel eine besondere Rolle. Die
Wortstellung im Chinesischen ist vergleichbar mit dem Englischen: Subjekt – Prädikat – Objekt. Bei
genauerer Betrachtung weist die Grammatik dieser beiden Sprachen jedoch größere Unterschiede
auf: Im Englischen ist das Subjekt meist Träger der Handlung, während es im Chinesischen häufig
als Thema vorangestellt wird, das einfach kommentiert wird. Ein Beispiel: Nei-ke schu jezi hen da,
wörtlich übersetzt „(Für diesen) Baum Blätter sehr groß", also „Dieser Baum hat sehr große Blätter".
Ein weiteres Merkmal des Chinesischen ist, dass die Tempora des Verbs im Allgemeinen nicht
ausgedrückt werden. Statt der Relativsätze stehen relativ komplizierte modifizierende Wendungen
dem zu modifizierenden Begriff voran: Jianle schu jiu mai de neige ren, „Gesehen haben Buch sofort
kaufen ist der Mann", wird übersetzt mit „Der Mann, der jedes Buch, das er sieht, sofort kauft".
Die chinesische Schrift
Das Chinesische besitzt keine alphabetische, sondern eine ideographische Schrift, d. h. eine
Symbolschrift, bei der jedem Wort ein Schriftzeichen zugeordnet ist. Um eine chinesische Zeitung
lesen zu können, muss man 2 000 bis 4 000 Zeichen beherrschen. Insgesamt gibt es über
40 000 Zeichen. Die ältesten Texte, die man gefunden hat, sind Weissagungen, die höfische
Wahrsager der Shang-Dynastie in Schildkrötenpanzer oder Schulterblätter von Rindern eingeritzt
haben. Die ältesten dieser Inschriften stammen aus dem frühen 14. Jahrhundert v. Chr. Auch wenn
das Schriftsystem seit dieser Zeit standardisiert und verändert wurde, so sind seine Grundprinzipien
und viele der Symbole im Grunde erhalten geblieben. Wie andere alte Schriftsysteme hat sich auch
die chinesische Symbolschrift aus einer Bilderschrift entwickelt. Man ging dazu über, die Sprache
Wort für Wort abzubilden, als man realisierte, dass Wörter, die zu abstrakt sind, um sie mit einer
Zeichnung wiederzugeben, eher durch ihren Klang als durch ihre Bedeutung abgebildet werden
können. Im Gegensatz zu anderen Schriften enthält ein chinesisches Schriftzeichen Hinweise auf
seinen Bedeutungsbereich und zu seiner phonetischen Realisierung. Die Lautbestimmungen wurden
nicht dem Wandel der Aussprache angepasst, sie entsprechen noch immer dem
Aussprachestandard, der vor 3 000 Jahren galt. Die Bausteine des Systems bilden einige hundert
Piktogramme für Grundworte wie „Mensch", „Pferd", und „Axt". Ergänzend dazu gibt es erweiterte
oder zusammengesetzte Piktogramme. So bedeutet beispielsweise ein Symbol, das einen
Menschen abbildet, der Getreide trägt, „Ernte" und daraus resultierend „Jahr" (nian).
Piktogramme von Konkreta wurden als phonetische Anleihen verwendet, um abstrakte Wörter
gleichen oder ähnlichen Klanges abzubilden. Das zugrunde liegende Prinzip ist das des Rebus oder
Bilderrätsels. So wurde das Piktogramm für „Kehrschaufel" (ji) verwendet, um „dies", „sein" und „ihr"
(qi oder ji) abzubilden. Während der Zhou-Dynastie (11. bis 3. Jahrhundert v. Chr.) wurden viele
Zeichen auf diese Weise doppelt verwendet. Wenn sich die Schriftgelehrten dieser Zeit darauf
geeinigt hätten, dass das Piktogramm für „Kehrschaufel" für jede Silbe, die ji ausgesprochen wird,
verwendet wird, hätten sie das Prinzip der phonetischen Silbentabelle, einem Vorläufer des
Alphabets entdeckt. Aber wegen der Vielzahl der Homonyme im Chinesischen zogen sich die
Schriftgelehrten auf die Bildersprache zurück. Das Bild der Kehrschaufel wurde mit der Zeit
ausschließlich für die Worte „sein" und „ihr" verwendet. In den seltenen Fällen, in denen man sich
tatsächlich auf eine Kehrschaufel beziehen wollte, vermied man Missverständnisse, indem man ein
zusammengesetztes Symbol verwendete, bei dem „Kehrschaufel" das Piktogramm für „Bambus"
hinzugefügt wurde, um das Material, aus dem Kehrschaufeln hergestellt wurden, zu repräsentieren.
Um Mehrdeutigkeiten zu eliminieren, entwickelte sich mit der Zeit das Prinzip, Piktogramme zu
kombinieren. So bedeutet „Kehrschaufel" in Kombination mit „Erde" statt mit „Bambus" „Basis,
Fundament". Noch heute werden sowohl einfache als auch zusammengesetzte Piktogramme für
einen Teil des Grundwortschatzes verwendet: „zu Hause", „Mutter", „Kind", „Reis", „Feuer". Rund
95 Prozent der Wörter im Lexikon werden jedoch durch Komposita wiedergegeben.
Um moderne Begriffe ausdrücken zu können, werden im Chinesischen im Allgemeinen Äquivalente
aus dem ursprünglichen Vorrat bedeutungstragender Silben verwendet, oder diese Ausdrücke
werden in phonetischer Schreibweise wiedergegeben. „Chemie" wird im Chinesischen
beispielsweise als „Studium der Transformationen" ausgedrückt.
Shih Huang Ti, der erste Herrscher über ein vereinigtes China unterdrückte viele regionale Schriften
und setzte einen vereinfachten Schreibstandard, die so genannte kleine Siegelschrift in Kraft.
Während der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) entwickelte sie sich in eine Schreibschrift,
eine Fließschrift, eine Skizzen- und eine Standardschrift. Das gedruckte Chinesisch orientiert sich an
der Standardschrift. Hand- oder Schnellschriften (die Fließ- und Skizzenschriften) führten viele
abgekürzte Zeichen in die künstlerische Kalligraphie und die geschäftliche und private
Korrespondenz ein, waren aber lange von offiziellen Dokumenten ausgeschlossen. Das Drucken
abgekürzter Zeichen ist in Taiwan noch immer verboten, aber in der Volksrepublik China allgemeine
Praxis geworden.
Methoden der Transliteration
Im angelsächsischen Sprachraum wurden chinesische Wörter (mit Ausnahme von Personennamen
und Ortsbezeichnungen) seit 1892 nach einem phonetischen Buchstabensystem, der so genannten
Wade-Giles-Umschrift transliteriert, die von den britischen Orientalisten Sir Thomas Wade und
Herbert Giles entwickelt wurde. Personennamen wurden individuell verschieden übertragen,
Ortsbezeichnungen nach den unsystematischen Schreibweisen der chinesischen Post. Seit 1958
wurde eine Alphabetschrift als Hilfsschrift, genannt Pinyin (wörtlich „buchstabieren"), eingeführt, die
58 traditionelle Schriftzeichen einschließt. Sie wird dort für Telegramme und in der Grundschule
verwendet. Es gibt Bestrebungen, die traditionellen Schriftzeichen durch Pinyin zu ersetzen, aber es
ist unwahrscheinlich, dass sich dieses System völlig durchsetzen wird. Die Vereinfachung des
Lautsystems, die im Lauf der Zeit erfolgt ist, und die so entstandenen Homonyme lassen den
prägnanten klassischen Stil unverständlich werden, wenn er in einer alphabetischen Schrift
geschrieben wird. Seit dem 1. Januar 1979 benützt auch die Xinhua (Neue chinesische
Nachrichtenagentur) Pinyin für Nachrichtentexte, die ins Ausland gelangen. Die Regierung der
Vereinigten Staaten, viele wissenschaftliche Publikationen und Zeitungen, wie die New York Times,
haben das Pinyin-System übernommen, wie auch diese Enzyklopädie.
Indische Sprachen
Indische Sprachen, zu ihnen zählen mehr als 150 Einzelsprachen, die
auf dem Indischen Subkontinent gesprochen werden. Die große
Mehrzahl der indischen Sprachen gehört als indoarische Sprache zur
Untergruppe der indoiranischen Sprachen, einem Zweig der
indogermanischen
Sprachfamilie,
oder
zu
der
nichtindogermanischen dravidischen Sprachfamilie. Eine sehr viel
kleinere Gruppe der indischen Sprachen gehört zu der
austroasiatischen und sinotibetischen Sprachfamilie.
Staatssprachen
Auf dem Indischen Subkontinent gibt es keine gemeinsame Sprache aller Inder. Hindi und Englisch
sind die beiden offiziellen Amtssprachen Indiens, und beide Sprachen sind in den verschiedenen
Sprachregionen Indiens verbreitet. Daneben gibt es 15 von der indischen Verfassung anerkannte
Staatssprachen, die in Schulen und bei offiziellen Transaktionen gebraucht werden: Assamesisch,
Bengali, Gujarati, Kashmiri, Marathi, Oriya, Punjabi, Sindhi, Hindi, Urdu, Sanskrit, Tamil, Telugu,
Kannada (oder Kanaresisch) und Malayalam. Die Staatssprache Pakistans ist Urdu; die
Staatssprache von Bangladesh ist Bengali.
Indoiranische Sprachen
Etwa Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr. zogen die Indoiraner ostwärts, weg von den anderen
indogermanischen Völkern, und ließen sich im Iran nieder. Vermutlich um 1000 v. Chr. hatten sich
die zwei Sprachzweige, Indisch (auch Indoarisch genannt) und Iranisch, abgespalten. Das Iranische
wurde in einer Gegend gesprochen, das ungefähr dem heutigen Iran und Afghanistan entspricht,
und das Indische entwickelte sich in Nordwestindien. Die Sprecher des Indischen müssen den
Sprechern des Dravidischen in Nordindien begegnet sein; die Urvölker mit dravidischen Sprachen
wurden zurückgedrängt oder gezwungen, in den Süden auf die Halbinsel zu ziehen, wo sie sich
heute befinden.
Die Geschichte der indischen Sprachfamilie wird gewöhnlich in drei Hauptperioden eingeteilt:
(1) Altindisch; dazu gehört Wedisch und das Klassische Sanskrit; (2) Mittelindisch (ab ca. dem
3. Jahrhundert v. Chr.), das die unter der Sammelbezeichnung „Prakrit" geläufigen Dialekte des
Sanskrit umfasst (darunter auch Pali); und (3) Neu- oder modernes Indisch (ab ca. dem
10. Jahrhundert n. Chr.); dazu gehören die modernen Sprachen, die im nördlichen und zentralen Teil
des Indischen Subkontinents gesprochen werden.
Das wedische Sanskrit (um 1500 v. Chr. bis ca. 200 v. Chr.) ist die älteste Form des Sanskrits und
die Sprache, in welcher der Weda, die heiligen Schriften des Hinduismus, abgefasst ist. Eine spätere
Ausprägung der Sprache, das klassische Sanskrit (ab ca. 500 v. Chr.), wurde in religiösen,
literarischen und theoretischen Schriften verwendet. So sind auch die beiden großen indischen Epen
aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr., das Mahabharata und das Ramayana in klassischem
Sanskrit verfasst. Als Sprache der Priester und Gelehrten genießt es noch heute weite Verbreitung.
Das mittelindische Prakrit existierte in vielen regionalen Varietäten, die schließlich eigene Literaturen
entwickelten. Pali, die Sprache der buddhistischen kanonischen Schriften, ist die älteste
Literatursprache des Prakrit. Es dient noch in Sri Lanka, Myanmar und Thailand als Liturgiesprache.
Die einzelnen Dialekte des Prakrit wurden in der Umgangssprache bis ungefähr zum
12. Jahrhundert n. Chr. gesprochen, aber schon etwa im 10. Jahrhundert begannen sich die
modernen indischen Dialekte zu entwickeln. Insgesamt gibt es heute mehr als 400 Millionen
Sprecher der indoarischen (indischen) Sprachen. Es ist schwierig, die genaue Zahl dieser Sprachen
zu bestimmen. Ungefähr 35 davon sind von Bedeutung, insbesondere Hindi, Urdu, Bengali, Gujarati,
Punjabi, Marathi, Bihari, Oriya und Rajasthani. Jede dieser Einzelsprachen hat mehr als zehn
Millionen Sprecher.
Obwohl die Sprachen Hindi und Urdu verschiedene Namen tragen, sind es eigentlich nur geringfügig
voneinander abweichende Dialekte einer Sprache. Die Hauptunterschiede liegen in der Herkunft
ihres Wortschatzes, in den Schriften sowie in den religiösen Traditionen. Der Wortschatz des Hindi
wurde im Wesentlichen aus dem Sanskrit übernommen, Urdu hingegen hat viele Wörter persischen
und arabischen Ursprungs. Hindi wird in der Devanagari-Schrift geschrieben, Urdu in einer persischarabischen Schrift. Die weit größte Sprechergruppe des Hindi sind Hindus; Urdu hingegen wird
überwiegend von Muslimen gesprochen – in Indien wie auch in ganz Pakistan.
Es gibt zwei Hauptvarietäten des Hindi, die von insgesamt circa 180 Millionen Sprechern benutzt
werden. Westhindi, das sich in der Gegend um Delhi entwickelt hat, umfasst die Literatursprachen
Hindi und Urdu. Osthindi wird vor allem im mittleren Uttar Pradesh und im östlichen Madhya Pradesh
gesprochen; seine wichtigsten Schriften sind im Awadhi-Dialekt abgefasst. (Hindustani ist eine ältere
Bezeichnung, die seit der Teilung von 1947 immer seltener verwendet wird. Unter Hindustani
versteht man die Mischform des westlichen Hindi-Urdu, die sich in den Lagern und auf den
Marktplätzen um Delhi herausgebildet hat. Es war vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in ganz Indien
verbreitet und diente als Lingua franca unter den verschiedenen Sprachgruppen.) Bengali, das in
Westbengalen und von fast der ganzen Bevölkerung von Bangladesh gesprochen wird, hat weltweit
die sechsthöchste Sprecherzahl (ca. 120 Millionen). Ebenso wie Hindi stammt auch Bengali vom
Sanskrit ab. Es ist die Sprache des Dichters Rabindranath Tagore, der 1913 den Literaturnobelpreis
verliehen bekam. Unter den modernen indischen Sprachen weist sie die umfangreichste literarische
Produktion auf.
Punjabi (auch Panjabi) wird im Punjab, einer Region, die sich über Teile des nordwestlichen Indiens
und Ostpakistans erstreckt, gesprochen und war die Sprache der Begründer der Sikh-Religion. Die
heiligen Lehren dieser Religion sind schriftlich in Punjabi in der Gurmukhi-Schrift belegt, die von
einem Sikh-Guru entwickelt worden ist. In Indien hat Punjabi viele Gemeinsamkeiten mit dem Hindi;
im Westen, in Pakistan, weichen die Dialekte des Punjabi stark voneinander ab.
Unter dem Begriff Bihari werden drei miteinander verwandte Sprachen zusammengefasst – Bhojpuri,
Maithili und Magahi – die hauptsächlich im Nordosten Indiens in Bihar gesprochen werden. Trotz der
etwa 40 Millionen Sprecher ist Bihari keine von der Verfassung anerkannte Staatssprache Indiens.
Sogar in Bihar wird im Bildungswesen und in offiziellen Angelegenheiten Hindi gebraucht.
Zu den anderen wichtigen indischen Sprachen gehören Singhalesisch, die Staatssprache Sri
Lankas, und Romani, die Sprache der Zigeuner, die sich in Indien entwickelt hat und auf der ganzen
Welt verbreitet ist. Das Lautinventar und die Grammatik des Romani ist deutlich vom Sanskrit
beeinflusst, aus dem sich diese Sprache entwickelt hat.
Die meisten Schriften der indischen Sprachen gehen letztlich auf die Brahmi-Schrift zurück, die vom
Nordsemitischen abstammt. Devanagari, das sich aus der Brahmi-Schrift entwickelt hat, wird für
Nepali, Marathi und Kashmiri (von Hindus) gebraucht, außerdem für Hindi, Sanskrit und die PrakritDialekte. Gujarati, Bengali, Assamesisch und Oriya haben jeweils eigene Schriftsysteme, die auf
Devanagari zurückgehen. Eine persisch-arabische Schrift wird für Urdu, Sindhi (das auch in
Devanagari geschrieben wird) und Punjabi gebraucht.
Dravidische Sprachen
Es gibt etwa 25 dravidische Sprachen mit insgesamt über 150 Millionen Sprechern, überwiegend
aus dem Süden und Osten Indiens. Die vier wichtigsten dravidischen Sprachen sind als offizielle
Staatssprachen anerkannt – Tamil in Tamil Nadu, Telugu in Andhra Pradesh, Kannada (Kanarese)
in Mysore und Malayalam in Kerala. Sie haben eine lange literarische Tradition und eigene
Schriftsysteme. Telugu hat unter den dravidischen Einzelsprachen die größte Sprecherzahl. Tamil
hat die umfangreichste Literatur, die, nicht ganz so alt wie früher vermutet, wahrscheinlich auf das 1.
bis 5. Jahrhundert n. Chr. zurückgeht. Tamil hat die größte geographische Ausdehnung und wird
auch im nordwestlichen Sri Lanka gesprochen. Die anderen dravidischen Sprachen werden von
einer kleineren Sprecherzahl gesprochen und sind in der Mehrzahl keine Schriftsprachen. Die
dravidischen Sprachen haben viele Wörter aus den indischen Sprachen entlehnt, vor allem aus dem
Sanskrit. Umgekehrt haben die indischen Sprachen Laute und grammatische Strukturen des
Dravidischen übernommen.
Andere Sprachgruppen
Die Munda-Sprachen mit circa zwölf Einzelsprachen werden von ungefähr fünf oder sechs Millionen
Menschen in verstreuten Gebieten im Nordosten und in der Mitte Indiens gesprochen. Die wichtigste
Munda-Sprache ist Santali, die die größte Sprecherzahl hat und die einzige Munda-Sprache ist, die
eine Schrift besitzt. Wie man heute weiß, existierten in Indien die Munda-Sprachen wie auch die
dravidischen Sprachen schon vor der indogermanischen Invasion.
Linguisten nehmen an, dass die Munda-Sprachen mit den Mon-Khmer-Sprachen des südöstlichen
Asiens verwandt sind und zählen diese Sprachzweige zu der austroasiatischen Sprachfamilie. Eine
Mon-Khmer-Sprache, Khasi, wird in Indien in der Provinz Assam gesprochen. Eine kleine Anzahl
sinotibetischer Sprachen wird auch entlang der Grenzen Indiens, von Tibet bis Myanmar,
gesprochen.
Indogermanische Sprachen
auch indoeuropäische Sprachen genannt, die am weitesten verbreitete Sprachfamilie der Welt mit
folgenden Unterfamilien: Albanisch, Armenisch, Baltisch, Keltisch, Germanisch, Griechisch,
Indoiranisch, Italisch (mit den sich daraus entwickelnden romanischen Sprachen), Slawisch und den
beiden ausgestorbenen Unterfamilien Anatolisch (mit dem Hethitischen) und Tocharisch.
Indogermanische Sprachen werden heute von etwa zwei Milliarden Menschen gesprochen.
Indoiranische Sprachen,
eine Gruppe verwandter Sprachen, die von über 500 Millionen
Menschen in einem Gebiet von der Osttürkei bis nach Bangladesh
und in einem Großteil Indiens gesprochen wird. Die indoiranischen
Sprachen bilden eine Untergruppe der indogermanischen
Sprachen.
Die indoiranischen Sprachen werden üblicherweise in einen
iranischen und einen indischen (auch indoarischen) Zweig unterteilt.
Zu den iranischen Hauptsprachen zählt das alte Avestisch und Alt
persisch, verschiedene mittelalterliche Sprachen, Neupersisch,
Paschto oder Afghanisch, Kurdisch und Belutschisch. Diese Sprachen werden von mehr als
60 Millionen Menschen gesprochen. Zur iranischen Gruppe gehören auch die Sprachen der alten
Skythen und Sarmaten und ein Relikt davon, das heutige Ossetisch (siehe Osseten), das im
Kaukasus gesprochen wird. Der indische Zweig besteht aus über 500 Sprachen, die von rund
500 Millionen Menschen im Norden und in der Mitte des Indischen Subkontinents gesprochen
werden. Zu ihnen gehört: das alte Sanskrit, mittelalterliche Sprachen, die unter dem Sammelnamen
Prakrit zusammengefasst werden, und moderne Sprachen wie Hindi, Urdu, Bengali, Gujarati und
andere indische Sprachen, Nepali (Amtssprache in Nepal und Sikkim) und Singhalesisch
(Amtssprache in Sri Lanka). Als Untergruppe des indischen oder als dritter indoarischer Zweig
werden die dardischen Sprachen eingeordnet, zu denen Kashmiri und Romani (die Sprache der
Roma) zählen.
Die frühe Sanskritliteratur ist neben der hethitischen die älteste Literatur innerhalb der
indogermanischen Sprachen. Sanskrit und Avestisch weisen viele Ähnlichkeiten auf, und man nimmt
an, dass sie das Konsonantensystem und die komplexen Flexionsformen des ProtoIndogermanischen recht genau wiedergeben. Die modernen indischen und iranischen Sprachen
tendierten dazu, das alte Konsonantensystem zu vereinfachen und die Flexionsformen durch
Wortkombinationen zu ersetzen. Die indischen Sprachen wurden darüber hinaus von der Lautung
und der Grammatik der nichtindogermanischen, drawidischen Sprachen beeinflusst.
Osseten
Osseten, iranisches Volk, das Gebiete am zentralen Großen Kaukasus bewohnt. Die Osseten
stammen von den Alanen ab und sprechen Ossetisch, eine Sprache, die zum iranischen Zweig der
Unterfamilie der indoiranischen Sprachen gehört. Es gibt zwei Dialekte des Ossetischen, Iron und
Digoron. In der Schriftsprache wird heute das lateinische Alphabet benutzt, während die Osseten
früher das armenische Alphabet verwendeten. Die Osseten leben in einem Gebiet im
Zentralkaukasus (einem Teil Kaukasiens), dessen nördlicher Teil zu Russland und dessen südlicher
Teil zu Georgien gehört. Zurzeit gibt es etwa 542 000 Osseten. Die Osseten, die im Norden leben,
sind Sunniten. Sie exportieren Holz und bauen verschiedene Feldfrüchte sowie Getreide an. Die
Osseten, die im Süden leben, sind orthodoxe Christen. Sie leben vor allem von der Viehzucht und
halten Schafe, Ziegen und Rinder. Zu den traditionellen Produkten der Osseten gehören Leder-,
Pelz- und Metallwaren.
Persische Sprache,
auch unter dem Namen Farsi bekannt, das am weitesten verbreitete
Mitglied des iranischen Zweiges der indoiranischen Sprachen,
einer Unterfamilie der indogermanischen Sprachen. Persisch ist
die Sprache des Iran (früher Persien), wird aber auch von etwa fünf
Millionen Sprechern in Afghanistan und in einer älteren Form in
Tadschikistan und im Pamirgebirge gesprochen. Das moderne
Persisch wird in arabischer Schrift geschrieben und besitzt
zahlreiche arabische Lehnwörter sowie eine umfangreiche Literatur.
In der Entwicklung der iranischen Sprachen unterscheidet man drei Perioden: die altiranische, die
mitteliranische und die neuiranische. Altiranisch ist im Avestischen und im Altpersischen vertreten.
Avestisch wurde wahrscheinlich im Nordosten des alten Perserreiches gesprochen; es ist die
Sprache des Avesta, der heiligen Schriften des Zoroastrismus. Abgesehen von seiner Verwendung
in diesen religiösen Werken war Avestisch bereits Jahrhunderte vor dem Aufkommen des Islam
ausgestorben. Altpersisch ist im Südwesten in den Keilinschriften der persischen Könige aus der
Achaimeniden-Dynastie (um 550 bis 330 v. Chr.) überliefert. Gesprochen wurde es bis zum
3. Jahrhundert v. Chr., wobei die Amtssprache im Achaimenidenreich jedoch das Aramäische war.
Altpersisch und Avestisch stehen dem Sanskrit nahe und sind – wie Sanskrit, Griechisch und
Lateinisch – stark flektierende Sprachen.
Mitteliranisch wird nicht nur durch das Mittelpersische und das verwandte Parthische vertreten,
sondern auch durch einige Sprachen Zentralasiens. Parthisch war die Sprache des Arsakiden- oder
Partherreiches (um 250 v. Chr. bis 226 n. Chr.). Obwohl man Parthisch hauptsächlich aus den
Inschriften der ersten Könige der späteren Dynastie der Sassaniden kennt, war es mit dem
Aufkommen der Sassaniden bereits im Aussterben begriffen. Während der arsakidischen Epoche
beeinflusste es jedoch die persische Sprache. Die Sprache des Sassanidenreiches (226-641 n. Chr.)
war Mittelpersisch, das häufig auch Pehlewi genannt wird – ein Begriff, der im engeren Sinn nur auf
die Sprache bestimmter zoroastrischer Schriften anzuwenden ist. Mittelpersisch besitzt eine
einfachere Grammatik als Altpersisch. Es wurde meist in einer Schrift aufgezeichnet, die dem
Aramäischen entliehen ist und Buchstaben verwendet, von denen jeder mehr als nur einen Laut
repräsentiert. Nach der Eroberung durch die Araber im 7. Jahrhundert setzte der Verfall des
Mittelpersischen ein. Obgleich ein großer Teil der mittelpersischen Literatur in das Arabische
übersetzt wurde, ging nach der Islamisierung das meiste verloren. Im sassanidischen Persien und
angrenzenden Regionen Zentralasiens wurden auch noch andere mitteliranische Sprachen
gesprochen: Charismisch (Corismisch, Chwaresmisch) in Choresm, Baktrisch in Baktrien
(Nordafghanistan), Soghdisch in dem ausgedehnten Gebiet Sogdiana, in dem auch die Städte
Samarkand und Buchara liegen, sowie Sakisch (ein Name, der mit verschiedenen skythischen
Königreichen in Verbindung gebracht wird) in Chinesisch-Turkistan. Soghdisch brachte christliche,
buddhistische und weltliche Literatur hervor, und der hotan-sakische Dialekt war das Medium für
bedeutende buddhistische Schriften. Mit Ausnahme der vorislamischen Ossarieninschriften
entstanden die meisten der charismischen Texte nach der Islamisierung. Baktrisch ist lediglich in
einigen Inschriften erhalten, die vor kurzem in Afghanistan entdeckt wurden.
Das Neupersische hatte sich im 9. Jahrhundert vollständig ausgebildet. Es stellt die
Weiterentwicklung einer überregionalen Standardsprache dar, die beträchtliche parthische und
mittelpersische Anteile sowie zusätzliche Einflüsse aus anderen iranischen Sprachen aufweist.
Neupersisch (Farsi) ist die Amts- und Kultursprache Irans und wird in einer erweiterten arabischen
Schrift geschrieben. Verglichen mit dem Mittelpersischen besitzt das Neupersische eine stark
vereinfachte Grammatik. Es hat die meisten der altpersischen Flexionssysteme aufgegeben und
besitzt keine Kasusflexion. Der neupersische Wortschatz enthält einen sehr großen Anteil an
arabischen Wörtern.
Sinotibetische Sprachen
Sinotibetische Sprachen, Sprachfamilie, bestehend aus über
300 Sprachen, die vom Nordosten Indiens nach Osten bis Taiwan und
von China nach Süden bis zur Malaiischen Halbinsel verbreitet sind.
Die
Zugehörigkeit
einzelner
Sprachen
und
deren
Verwandtschaftsverhältnisse untereinander sind nach wie vor
umstritten. Wegen der vielen Entlehnungen ist es äußerst schwierig, den lexikalischen
Grundbestand der einzelnen Sprachen zu rekonstruieren. In der Regel werden zwei Untergruppen
gebildet: der sinitische Zweig, der aus Mandarin, Kantonesisch und weiteren chinesischen Sprachen
besteht (siehe chinesische Sprache), und der tibetobirmanische Zweig, dessen bekannteste
Vertreter Tibetisch und Birmanisch sind. Der tibetobirmanische Zweig, der mehr Sprachen umfasst
und auch von einer größeren Vielfalt von Ethnien gesprochen wird als der sinitische, ist jedoch
schwieriger zu klassifizieren und hat weniger Sprecher. Die tibetische Schrift wurde zwischen dem 7.
und 9. Jahrhundert von buddhistischen Missionaren aus Indien entwickelt und stützt sich auf ein
Alphabet, das dem indoarischen gleicht. Das birmanische Alphabet ist indischen Ursprungs und geht
in seiner gegenwärtigen Form auf das 15. Jahrhundert zurück. Das Tibetobirmanische wird meist in
vier Verzweigungen dargestellt, die sich in neun Verästelungen aufspalten. Der Ursprung vieler
tibetobirmanischer Sprachen (von denen nur ein Bruchteil untersucht wurde) liegt u. a. auf dem
Territorium des heutigen Tibet, Nepal, Birma, Westchina und des indischen Staates Assam.
Die Thai-Sprachen werden gelegentlich als dritter Zweig des Sinotibetischen betrachtet oder dem
sinitischen Thaizweig (Sino-Thai-Gruppe) zugeordnet. Zu diesen zählen die thailändische Sprache
(Thai, früher Siamesisch), Lao und wenig untersuchte Sprachen in Birma, Assam, Nordvietnam und
im Südwesten Chinas. Vielfach werden die Thaisprachen auch den austroasiatischen Sprachen
zugeordnet.
Die sinotibetischen Sprachen unterscheiden sich von den indogermanischen Sprachen u. a. durch
zwei Haupteigenschaften: Sie sind isolierend oder monosyllabisch und verwenden Tonhöhen zur
Bedeutungsunterscheidung. Vermutlich waren diese Sprachen früher einmal agglutinierend
(mehrere grammatisch unterschiedliche Wortelemente wurden zu komplexen Wörtern
zusammengefügt, die zusammenhängend einem deutschen Satz oder einer Phrase ähneln). Im
Verlauf der Jahrhunderte wurden diese Sprachen monosyllabisch. In einer monosyllabischen
Sprache werden keine Kasus- und Tempusmarkierungen anhand von Flexionsmorphemen
vorgenommen. Stattdessen drückt jedes, in der Regel einsilbige (monosyllabische) Wort im Satz
eine eigene Bedeutung aus. Bedeutung und Satzbau werden durch die Wortstellung und Partikel
(Wörter, die grammatische Beziehungen oder einen Bedeutungsaspekt verdeutlichen) bestimmt. Die
Wortarten wie Substantive, Verben und Adjektive werden nicht so deutlich unterschieden wie etwa
im Deutschen. Dieser weitgehende Verlust von bedeutungstragenden Suffixen, Präfixen und Infixen
mag zur Herausbildung einer weiteren bedeutenden Eigenschaft beigetragen haben. Diese besteht
darin, dass die Veränderung der Tonhöhe in ansonsten gleich lautenden Worten eine
Bedeutungsänderung zur Folge haben kann und manchmal auch eine grammatikalische Funktion
übernimmt. In extremen Fällen, wie im Südosten Chinas, werden bis zu acht verschiedene
Tonhöhen verwendet.
Die Thailändische Sprache
Die Sprache der Thai gehört nach allgemeiner Auffassung zur Sino-Tibetischen Sprachfamilie, zu
der auch Chinesisch, Vietnamesisch, Laotisch, Birmesisch und Tibetisch gehört. Nach gängiger
Lehrmeinung sind die Thai etwa im 7. Jahrhundert aus Yünnan vor den vorrückenden Chinesen
geflohen, und so langsam nach Süden gelangt. Dort haben sie sich im Gebiet von Siam (dem
heutigen Thailand) mit den bereits ansässigen Mon und Khmer vermischt. In ihrer Sprache nahmen
sie Wörter dieser Volksgruppen auf, und durch den Hinduismus und später Buddhismus kamen sehr
viele Begriffe aus dem Sanskrit und der davon abgeleiteten südindischen Pati Sprache hinzu. Diese
prägen noch heute den Wortschatz so stark, daß mitunter gebildete Thailänder davon überzeugt
sind, ihre Sprache basiere auf dem Sanskrit. Charakteristisch für isolierende Sprachen, wie
Chinesisch, Vietnamesisch oder Thai, ist, daß Wörter eigentlich aus einer oder mehreren Silben
bestehen, die jede ursprünglich eine eigene Bedeutung hatte. So ist es nicht verwunderlich, das
Wörter die gleich geschrieben werden, aber unterschiedlich betont werden, auch eine
unterschiedliche Bedeutung haben.
Die Thailändische Sprache läßt nur eine begrenzte Anzahl von Mitlauten am Silbenende zu. Eine
Silbe endet entweder auf den stimmhaften Mitlauten "m, n, y, ng, w, ai" oder den Stimmlosen
Mitlauten wie "k, p, t". Da die meisten Thai eine Fremdsprache so ähnlich aussprechen wie die
eigene Sprache, in der nun mal kein Wort mit "s, l, f" endet, wird z.B. aus Tennis = Thennit, aus Golf
= Golth. Genauso haben Thai’s Schwierigkeiten wenn in der Mitte eines Wortes ein "r" steht, sie
sprechen dann das "r" nicht aus, da im Thailändischen dieser Buchstabe nicht gesprochen wird. Sie
sprechen dann nicht Gerd sonder Ged oder Martin = Matin.
So begrenzt die Anzahl der Mitlaute am Wortende ist, so vielfältig ist die Zahl der Selbstlaute und deren
Kombination, die die Silbenmitte bestimmen. Wichtig ist daher ein genaues zuhören und üben..., um die
Laute genau zu unterscheiden.
Es gibt in Thailand eine Standardsprache die von der Aussprache in der Zentralebene abgeleitet ist. Diese
Standardsprache bildet die Grundlage für ein reines unverfälschtes Thai (ähnlich wie in Deutschland das
Hochdeutsch). Die Dialekte im Norden, Nordosten oder im Süden weichen erheblich von der Sprache in der
Zentralebene ab.
Der Bangkok Dialekt hat abweichend von der Standardsprache einige Besonderheiten. Dort sprich man oft
"L" statt "R", oder lassen das "R" als zweiten Mitlaut ganz wegfallen. Diese Abweichungen können mitunter
schon zu Mißverständnissen führen.
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