Psychologie als Wissenschaft

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Psychologie als Wissenschaft
Herbstsemester 2011
Prof. Dr. Adrian Schwaninger
Unterlagen zu dieser Vorlesung
 Folien der Vorlesung:
Allgemeine Psychologie 1 (nächste Woche)
 Lehrbuch: Myers, D.G. (2008). Psychologie. Berlin
Heidelberg: Springer.
- Daraus folgende Kapitel:
• Prolog: Kurze Geschichte der Psychologie
• Kritisch denken mit wissenschaftlicher Psychologie
- Weitere Unterlagen:
• http://www.lehrbuch-psychologie.de/
• http://lb-psychologie.de/projekte/myers__die_zweite
Prof. Dr. Hartmut
Adrian Schwaninger
Schulze
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Überblick Teil 1: Einführung
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Definition von Psychologie als Wissenschaft
Entwicklung der wissenschaftlichen Psychologie
Moderne Psychologie
Ansätze der modernen Psychologie
Integration im biopsychosozialen Ansatz
Arbeitsfelder der wissenschaftlichen Psychologie
Grundlagenforschung
Angewandte Forschung
Klinische Psychologen vs. Psychiater
Prof. Dr. Hartmut
Adrian Schwaninger
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Definition Psychologie
 Psychologie ist die Wissenschaft vom Verhalten
(alles, was ein Organismus macht) und von den
mentalen Prozessen (dem Erleben, den subjektiven
Erfahrungen, die wir aus dem Verhalten
erschliessen).
 Das Schlüsselwort in dieser Definition ist
Wissenschaft: Keine Aneinanderreihung von
Befunden sondern eine Methode Fragen zu stellen
und sie zu beantworten.
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Adrian Schwaninger
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Beispiel: Erste psychologische Experimente von
Wilhelm Wundt ab 1879
 Frage: Wieviel Zeit braucht es für eine bewusste Wahrnehmung?
 Forschungsmethode: Experiment
-
Bedingung 1: Taste drücken, sobald man ein Geräusch hört
Bedingung 2: Taste drücken, sobald einem bewusst wird, dass man das Geräusch
hört.
 Befunde:
-
Reaktionszeit in Bedingung 1 = 0.1 Sekunden
Reaktionszeit in Bedingung 2 = 0.2 Sekunden
 Schlussfolgerung: Dauer für das bewusst
werden eines Geräusches = 0.1 Sekunden.
 Spätere Studien zu Wahrnehmung
und Bewusstsein haben gezeigt, dass diese
Schlussfolgerung zu einfach ist => Wissenschaft
als Prozess der Wissen schafft und verbessert
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Adrian Schwaninger
Schulze
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19. Jahrhundert bis 1920: Wissenschaft vom
Seelenleben
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Psychophysik (Ernst Heinrich Weber, Gustav Theodor Fechner): Experimente
zum Zusammenhang zwischen physikalisch messbaren Reizen (z.B. Anzahl
Kerzen) und Erleben (z.B. Helligkeit)
Erstes psychologisches Labor 1879 in Leipzig (Wilhelm Wundt): Experimente zu
inneren Empfindungen
Strukturalismus (Edward Bradford Titchener u.a.): Suche nach den
grundlegenden Elementen der Seele durch Introspektion (Selbstbeobachtung).
Funktionalismus (William James u.a.): Gegenrichtung zum Strukturalismus.
Welche Funktion haben mentale Prozesse (z.B. Denken) und Verhalten (z.B.
riechen) für den Organismus um sich anzupassen, zu überleben und zu
gedeihen (inspiriert durch die Evolutionstheorie von Charles Darwin).
Gestaltpsychologie (Max Wertheimer, Kurt Koffka, Wolfgang Köhler):
Organisation der menschlichen Erfahrung (v.a. Wahrnehmung) und die zu
Grunde liegenden Reizmuster: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Psychoanalyse (Sigmund Freud): Theorien zu Trieben, menschlicher
Entwicklung und Aufbau der Psyche.
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Behaviourismus, Humanistische Psychologie
und kognitive Wende
 Behaviorismus (John B. Watson, Burrhus F. Skinner):
Psychologie = Wissenschaftliche Untersuchung des
beobachtbaren Verhaltens (Introspektion sei nicht
wissenschaftlich und daher überflüssig).
 Humanistische Psychologie (Carl Rogers, Abraham Maslow):
Bedeutung von Umwelteinflüssen, des persönlichen Wachstums
und des Bedürfnisses, geliebt und angenommen zu werden.
Betonung des Wachstumspotenzial gesunder Menschen.
 Kognitive Wende (ab 1960): Rückkehr zur Erforschung mentaler
Prozesse; besondere Aufmerksamkeit widmete man der
Wahrnehmung, der Informationsverarbeitung und dem
Gedächtnis.
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Moderne Psychologie
 Die Psychologie breitet sich aus und wird global. In
69 Ländern auf der Erde arbeiten, lehren und
forschen Psychologen in vielen Bereichen.
 Psychologen untersuchen das Verhalten und
Erleben des Menschen von unterschiedlichen
Blickwinkeln aus (u.a. Neurowissenschaft,
Evolutionstheorie, Verhaltensgenetik,
Psychodynamik, Lerntheorie, Kognitionstheorie,
soziokulturelle Theorie).
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Neurowissenschaftlicher Ansatz
 Auf welche Weise werden durch den Körper und
das Gehirn Emotionen, Erinnerungen und
Wahrnehmungen überhaupt möglich?
 Beispiele:
- Welche Gebiete im Gehirn
sind für Wahrnehmung,
Denken, Sprache etc. nötig?
- Wie werden Informationen im
Körper und vor allem im Gehirn
weitergeleitet und verarbeitet?
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Evolutionstheoretischer Ansatz
 Wie förderte die natürliche Selektion von
Merkmalen die Weitergabe der eigenen Gene?
 Beispiele:
- Genkombination (Vermehrung)
-> Variation (Nachkommen)
-> Selektion (Umweltpassung)
-> Evolution (Entwicklung)
- Auf welche Weise beeinflusste
die Evolution bestimmte Verhaltenstendenzen von heute?
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Verhaltensgenetischer Ansatz
 Wie stark beeinflussen unsere Gene und unsere
Umwelt unsere individuellen Unterschiede?
 Beispiele:
- Wie stark sind Intelligenz, Persönlichkeit, sexuelle Orientierung oder
Depressionsanfälligkeit genetisch
bestimmt?
- Wie stark werden sie durch die Umwelt geprägt?
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Psychodynamischer Ansatz
 Wie entwickelt sich Verhalten aus unbewussten
Trieben und Konflikten?
 Beispiele:
- Wie können wir die Persönlichkeitsmerkmale oder die Störung eines
Menschen in Begriffen wie Sexualoder Agressionstrieb erklären?
- Wie als maskierter Ausdruck unerfüllter Wünsche
und Kindheitstraumata?
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Lerntheoretischer Ansatz
 Wie erlernen wir beobachtbare Reaktionen?
 Beispiel: Konditionierung = Form des Lernens, bei
der ein Organismus Reize (Stimuli) miteinander
assoziiert:
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Kognitiver Ansatz
 Wie kodieren, verarbeiten und speichern wir
Information, und wie rufen wir sie wieder ab?
 Beispiele:
- Wie benutzen wir Informationen,
wenn wir uns erinnern, argumentieren, oder ein Problem lösen?
- Wie werden Gesichter verarbeitet, gespeichert und erkannt?
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Soziokultureller Ansatz
 Wie variieren Verhalten und mentale Prozesse je
nach Kultur und Situation?
 Beispiele:
- Worin sind sich alle Menschen
ähnlich?
- Worin unterscheidet sich das
Verhalten mit Freunden im
Vergleich zum Verhalten mit
Vorgesetzten?
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Integration: Biopsychosozialer Ansatz
Diese integrierte Sichtweise
umfasst
verschiedene
Analyseniveaus und bietet
ein vollständigeres Bild des
jeweiligen Verhaltens oder
mentalen Prozesse.
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Arbeitsfelder der wissenschaftl. Psychologie
 Grundlagenforschung = Grundlagenorientierte Wissenschaft zur
Vermehrung des Wissens und der Kenntnisse. Meist ausgeübt von
Psychophysiologen, Entwicklungs- und Kognitions-, differentiellen und
Sozialpsychologen.
 Angewandte Forschung = Wissenschaftliche Untersuchungen zur
Lösung konkreter Probleme. U.a. praktiziert von Arbeits-, Betriebs- und
Organisationspsychologen, sowie die vielen verschiedenen
Anwendungsfelder, u.a. in der klinischen Psychologie.
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Arbeitsfelder der wissenschaftl. Psychologie
 Kinische Psychologen vs. Psychiater:
- Klinische Psychologen untersuchen,
testen und behandeln Menschen mit
psychischen Störungen (mit Hilfe der
Psychotherapie).
- Psychiater untersuchen, testen und
behandeln ebenfalls Menschen mit
Störungen, aber sie sind Mediziner,
die sowohl Medikamente verschreiben als auch Psychotherapie anbieten können.
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Überblick Teil 2: Kritisch denken mit
wissenschaftlicher Psychologie
 Wissenschaftliche Methode
 Forschungsmethoden
- Beschreibung
- Korrelationsstudie
- Experiment
 Hinweise zur statistischen Argumentation
- Datenbeschreibung
- Masse der zentralen Tendenz
- Inferenzstatistik
 Kritisches Denken
- Definition
- Rückschaufehler (Hindsight Bias)
- Übertriebene Selbstsicherheit
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Wissenschaftliche Methode
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Wissenschaftliche Methode
 Theorie: Auf Prinzipien gestütztes Erklärungsmodell, das
Beobachtungen in einen Zusammenhang stellt und Vorhersagen
erlaubt.
 Hypothese: Meist aus einer Theorie abgeleitete überprüfbare
Vorhersage.
 Operationalisierung: Festlegung der Vorgehensweise (Operation) bei
der Definition der Untersuchungsvariablen. Beispiel: Test für
Selbstwert und Depressionsskala.
 Replikation: Wiederholung der wesentlichen Parameter eines
Experiments, in der Regel mit anderen Versuchsteilnehmern in
anderen Situationen. Mit Hilfe der Replikation kann festgestellt
werden, ob sich die Grundannahmen eines Experiments auf andere
Versuchsteilnehmer und andere Situationen übertragen lassen.
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Beschreibung
 Einzelfallstudie: Beobachtungstechnik, bei der
ein Individuum gründlich und intensiv beobachtet
wird in der Hoffnung, auf diese Weise universelle
Prinzipien entdecken zu können.
 Befragung: Technik, bei der selbst berichtete
Einstellungen oder Verhaltensweisen von
Menschen ermittelt werden; im Allg. bei einer
repräsentativen Zufallsstichprobe angewandt.
 Beobachtung in natürlicher Umgebung
(Feldbeobachtung): Beobachten und Erfassen
von Verhalten in natürlichen Situationen unter
Verzicht auf Manipulation oder Kontrolle der
Situation.
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Korrelationsstudie
 Der Korrelationskoeffizient ist ein statistisches Maß für die
Stärke und Dauerhaftigkeit eines Zusammenhangs zwischen zwei
Faktoren.
 Bei einer positiven Korrelation (von größer als 0 bis +1,00)
wachsen die beiden Faktoren zusammen an und nehmen
zusammen wieder ab.
 Bei einer negativen Korrelation (von kleiner als 0 bis -1,00)
nimmt eine Variable in dem Maße zu, wie die andere abnimmt.
Perfekte positive
Korrelation: R = 1.0
Kein Zusammenhang: R = 0.0
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Perfekte negative
Korrelation: R = -1.0
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Fiktives Beispiel (keine echte Daten)
Scatterplot (Streudiagramm)
Korrelation
r = - 0.79
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Korrelation ist nicht gleich Kausalität!
 Eine Korrelation ist ein
Hinweis auf einen
möglichen UrsacheWirkungs-Zusammenhang (Kausalität).
 Eine Korrelation ist kein
Beweis für Kausalität
oder, wenn Kausalität
vorhanden ist, für die
Richtung des Einflusses.
 Ursache für die
Korrelation kann ein
dritter Faktor sein.
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Experiment
 Das Experiment ist eine Forschungsmethode, bei der
ein oder mehrere Faktoren (unabhängige Variablen)
manipuliert werden, um die Auswirkung auf eine
Verhaltensweise oder einen mentalen Prozess
(abhängige Variable) zu beobachten.
 Durch Zufallszuweisung der Teilnehmer zu
verschiedenen Gruppen (randomisierte Gruppen)
können andere wichtige Faktoren kontrolliert werden.
 Mit einem Experiment kann Kausalität (UrsacheWirkungs-Zusammenhang) untersucht werden.
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Beispiel für ein Experiment
 Von der Mutter gestillte Kinder haben einen leicht höheren
IQ als Flaschenkinder.
 Liegt dies an Nährstoffen in der Muttermilch?
 Experiment mit 424 Frühgeburten, welche im
Krankenhaus bleiben mussten.
Muttermilch
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Zusammenfassung Forschungsmethoden
Forschungsmethode
Forschungsziel
Praktische
Durchführung
Mögliches Problem
Beschreibung
Verhalten beobachten und
beschreiben
Einzelfallstudien,
Befragungen oder
Feldbeobachtung
Nicht repräsentative
Stichprobe,
Urteilsfehler bei der
Beobachtung
Korrelationsstudie
Aufdeckung von
Zusammenhängen
zwischen verschiedenen
Faktoren
Statistische
Berechnung der
Zusammenhänge
(Korrelation)
Macht keine Aussage
über Ursache und
Wirkung (Kausalität)
Experiment
Erkundung von UrsacheWirkungs-Zusammenhängen (Kausalität)
Ein oder mehrere
Faktoren werden
gezielt manipuliert
(unabhängige
Variablen)
Manchmal nicht
durchführbar,
Ergebnisse nicht
immer generalisierbar
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Datenbeschreibung
Wenn Ihnen Abbildungen
präsentiert werden, lesen
Sie die Bezeichnung der
Achsen und achten Sie auf
den dargestellten Bereich!
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Masse der zentralen Tendenz
 Median: Teilt die Werte einer Verteilung genau in der Mitte. Eine Hälfte
der Werte liegt unterhalb, die andere Hälfte oberhalb des Medianwertes.
 Modalwert: Der in einer Verteilung am häufigsten auftretende Wert.
 Mittelwert: Arithmetische Mittel, wird am leichtesten durch einige wenige
sehr große oder sehr geringe Werte beeinflusst.
=> Achten Sie darauf, welches Mass der zentralen
Tendenz einem Bericht zugrundeliegt. Handelt es
sich dabei um den Mittelwert, dann schauen Sie
nach, ob nicht ein paar untypische Werte den
Mittelwert verzerren.
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Inferenzstatistik
 Drei Prinzipien, mit deren Hilfe man über Stichproben hinweg
generalisieren kann:
- Repräsentative Stichproben (Zufallsziehung) sind besser als
verzerrte Stichproben (z.B. Freiwillige aus Bekanntenkreis).
- Weniger variierende Beobachtungen sind zuverlässiger als jene,
die eine grössere Variation aufweisen.
- Mehr Fälle sind besser als wenige.
 Statistische Signifikanz: Statistische Aussage über die
Wahrscheinlichkeit, mit der das Ergebnis einer Untersuchung dem
Zufall zuzuschreiben ist.
 Mehr dazu in Vorlesungen zu Statistik, Experimentalpsychologisches
Praktikum und Methodenlehre.
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Kritisches Denken
 Kritisches Denken ist eine Art zu denken, die Argumente
und Schlussfolgerungen nicht einfach blindlings akzeptiert.
 Stattdessen werden Vorannahmen einer Prüfung
unterzogen, Wertvolles wird von Wertlosem unterschieden,
Beweise werden auf ihre Richtigkeit hin überprüft und
daraus resultierende Schlussfolgerungen erfasst.
 Folgende Beispiele illustrieren, weshalb kritisches Denken
so wichtig ist:
- Rückschaufehler (Hindsight Bias)
- Übertriebene Selbstsicherheit
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Bild-Zeitung, Juni 2008
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Wirtschaftsblatt, 13. August 2008
Die Rohstoff-Blase lässt kräftig Luft ab
Die Hausse macht Pause – bei Rohstoffen folgte auf die Rally seit Oktober 2001
eine der schärfsten Korrekturen in der Geschichte. Das Comeback des US-Dollar
macht weitere Preisrückgänge wahrscheinlich.
Spekulanten ziehen die Reißleine. Verwunderlich ist das Ausmaß der
Korrektur jedenfalls nicht, denn über den Anteil der Finanzspekulation an den
haussierenden Preisen seit 2001 ist schon viel gemutmaßt worden.
Kursdaten Brent Crude Oil
19.09.2008
Währung
52 Wochen Hoch
52 Wochen Tief
97.00
USD
147.50
75.52
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Kursverlauf Brent Crude Oil seit 2005
Quelle: www.ariva.de
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Rückschaufehler (Hindsight Bias)
 Tendenz, nach dem Eintreten eines Ereignisses zu glauben,
man hätte es vorhersehen können (Verzerrung durch
nachträgliche Einsicht).
 Beispiele:
- Nach Abwärtstrends der Börse schreiben
Investmentgurus, die Börse sei doch ganz offensichtlich
überreif für eine Korrektur gewesen.
- Ein Arzt liest einen Autopsiebericht und Informationen
über einen Krankheitsfall und schliesst daraus, man hätte
die Todesursache leicht vorhersagen können.
- Es kommt vor, dass Menschen ein Tageshoroskop lesen
und finden, es hätte den Tag tatsächlich vorausgesagt.
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Übertriebene Selbstsicherheit
 Übertriebene Selbstsicherheit kann im Alltag unsere
Urteilsfähigkeit trüben.
 Beispiel Annagramme:
- Serwas  Wasser
- Tessmy  System
- Hartox  Thorax
 Wieviel Zeit braucht man für ein einziges Annagramm?
- 10 Sekunden
- 60 Sekunden
- 3 Minuten
 Test:
- Achenfi  ???
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Übertriebene Selbstsicherheit
 „Ihr Sound gefällt uns nicht. Gittarengruppen sind
nicht mehr gefragt.“
Erklärung von Decca Records, warum sie mit den
Beatles 1962 keinen Plattenvertrag schliessen
wollten.
 „Die Computer der Zukunft werden wahrscheinlich
nicht einmal eineinhalb Tonnen wiegen.“
Zeitschrift Popular Mechanics im Jahre 1949.
 „Für unsere amerikanischen Vettern mag das
Telefon ja eine nützliche Erfindung sein, aber nicht
für uns. Wir haben genügend Botenjungen.“
Urteil einer britischen Expertengruppe über die
Erfindung des Telefons im 19. Jhrt.
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Fazit
 Wir sind oft zu sehr von unseren eigenen Urteilen
überzeugt.
 Dies geht zum Teil auf unsere Tendenz zurück, nach
Informationen zu suchen, mit deren Hilfe sich unsere
Urteile als richtig erweisen.
 Die Psychologie als Wissenschaft mit ihren Methoden
schränkt die Irrtumsmöglichkeiten ein, indem sie uns
die Grenzen der Intuition und des gesunden
Menschenverstands überschreiten lässt.
 Viel Spass beim kritischen Denken mit der Psychologie
als Wissenschaft!
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