Steinkrebs >> Zusatzinformation Der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) Das Aussehen der Krebse ist unverwechselbar. Mit den großen Scheren und den langen Antennen, den vielen Beinen und dem Panzer sehen sie ein bisschen aus wie Tiere aus der Urzeit. Und tatsächlich gehen Funde ihrer Vorfahren auf fast 600 Millionen Jahre zurück. Der Steinkrebs ist die kleinste europäische Flusskrebsart. Er erreicht nur selten eine Länge von mehr als 8 cm. Die Weibchen sind stets etwas kleiner als die Männchen. Der Krebskörper ist in Kopf, Brust und Hinterleib gegliedert und wird von einem dicken Panzer bedeckt. Im Gegensatz zum größeren „Bruder“, dem Edelkrebs, sind die Scherenunterseiten des Steinkrebses nicht orangerot, sondern hellgrau bis weißbraun. Als Lebensraum bevorzugt der Steinkrebs kühle, rasch fließende Bäche mit kiesigsteinigem Untergrund. Er ist auf Versteckmöglichkeiten, unter Steinen, in überhängenden Uferböschungen und zwischen Baumwurzeln, angewiesen. Sein Hauptverbreitungsgebiet liegt bei uns im Alpenraum und den angrenzenden Mittelgebirgen. Steinkrebse sind dämmerungs- und nachtaktiv. Zur Nahrungssuche schreiten sie auf ihren Laufbein-Paaren langsam über den Gewässergrund. Bei Gefahr fliehen sie rückwärts, indem sie den Hinterleib blitzschnell zum Bauch einschlagen. Generell sind Steinkrebse Allesfresser. Sie fressen Wasserpflanzen und Algen, tierische Nahrung wie Insektenlarven, Kleinkrebse, Schnecken, Muscheln und Würmer, sowie abgestorbene Pflanzenteile und tote Fische. Die Beute wird mit den Scheren gepackt und mit den zweiten und dritten Beinpaaren zerteilt und zum Mund geführt. Die Paarung findet beim Steinkrebs ab Oktober statt. Der Zeitpunkt wird von der Wassertemperatur und der Tageslänge gesteuert. Zur Paarungszeit wandern die Krebse auf der Suche nach einem Weibchen auch tagsüber umher. Mit anderen Männchen kommt es zu heftigen Rivalenkämpfen mit den Scheren. Doch selbst bei der Paarung benehmen sich die Männchen wie richtige Rüpel. Sie packen das Weibchen mit den Scheren und drehen es auf den Rücken. Mit den sogenannten Griffelbeinen, die nur die Männchen besitzen, formen sie kleine Spermapakete. Diese kleben sie nahe der Geschlechtsöffnung des Weibchens fest. Nach einiger Zeit scheidet das Weibchen die Eier zusammen mit einen Schleim aus. Dieser Schleim löst die Spermapakete auf und die Eier können jetzt erst befruchtet werden. Steinkrebs >> Zusatzinformation Die an den Schwimmbeinchen an der Schwanzunterseite haftenden Eier werden vom Weibchen den ganzen Winter über getragen und gepflegt. Der Schlupf der kleinen Krebslarven erfolgt ab Mai. Noch etwa zehn Tage bleiben die kleinen Krebschen an der Mutter. Nur etwa 10-20 % der Jungkrebse werden erwachsen. Im Leben der Krebse stellt vor allem die „Häutung“ eine große Gefahr für die Tiere dar. Da ihr fester Panzer nicht mitwachsen kann, müssen sie sich regelmäßig häuten. Dabei reißt der Panzer zwischen Brust und Hinterleib auf und der Krebs streift die alte Hülle ab. Bis jedoch die neue Haut wieder fest wie ein Panzer ist, dauert es mehrere Tage. In dieser Zeit nennt man sie auch „Butterkrebse“. Um nicht leichte Beute zu werden halten sie sich in ihren Verstecken auf und fressen während dieser Zeit auch nicht. Die Häutungsfrequenz ist vom Nahrungsangebot und der Wassertemperatur abhängig. Sie nimmt jedoch mit zunehmenden Alter ab. Da sich die Weibchen während sie die Eier mit sich tragen nicht häuten können, bleiben sie immer kleiner als die Männchen. Im Gegensatz zum Edelkrebs wurde der kleine Steinkrebs nie fischereilich genutzt. Von der vor ca. 140 Jahren aus Amerika eingeschleppten Krebspest, ist der Steinkrebs nicht so stark betroffen wie der Edelkrebs. Diese, für einheimische Krebsarten tödliche Pilzerkrankung, wird hauptsächlich von nordamerikanischen Krebsarten übertragen. Diese sind infiziert, erkranken jedoch nicht daran. Zum Glück für den Steinkrebs dringen diese fremden Krebsarten kaum in kleinere Fließgewässer mit hoher Strömungsgeschwindigkeit vor. Viele dieser fremden Krebsarten stammen aus dem Aquarienhandel und werden immer wieder aus Unachtsamkeit und Unwissen in freie Gewässer ausgesetzt., Der Steinkrebs ist vor allem durch Gewässerverbau und Gewässerverschmutzung gefährdet. Uferabbrüche und der Eintrag von Sand und Lehm können einen Bestand gefährden. Besondere Vorsicht sollte bei der Verwendung von Insektiziden in Gewässernähe geboten sein, da Krebse als Gliedertiere besonders empfindlich auf diese Mittel reagieren. In der Roten Liste Deutschland ist der Steinkrebs als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. zitiert nach: H. Groß: Artenhilfsprogramm Steinkrebs; Info Dienst der Landwirtschaftsverwaltung Badenwürttemberg, P. Dehus