Kapitel 5 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes 5.1 Quantisierung des freien elektromagnetischen Feldes In diesem Kapitel wird die Quantisierung verschiedener Feldgleichungen behandelt, man spricht auch von quantisierten Feldtheorien. Die Basis einer Feldtheorie bildet immer eine Gleichung (oder ein Satz von Gleichungen), die das Verhalten einer Größe beschreibt, die ein physikalisches System charakterisiert. Diese Größe nennt man das Feld. Die Hydrodynamik z. B. ist eine Feldtheorie für das Geschwindigkeitsfeld~v(~r,t), die Elektrodynamik hat Feldgleichungen für ~E- und ~B-Felder (bzw. die Potentiale), nämlich die Maxwell-Gleichungen. Die Feldgleichung für die nichtrelativistische Quantenmechanik ist die Schrödinger-Gleichung, und in der relativistischen QM hat man Klein-Gordon- und Dirac-Gleichung. Die Allgemeine Relativitätstheorie erklärt die Gravitation mit Hilfe der Einsteinschen Feldgleichungen für die Metrik gµν . Wenn es sich um klassische Feldgleichungen handelt, so steht man vor der Aufgabe, klassische Felder in quantenmechanische Operatoren überführen zu müssen. Hier führen wir die Quantisierung der Maxwell-Gleichungen durch. 5.1.1 Maxwell-Gleichungen und Korrespondenzprinzip Bevor wir uns der eigentlichen Quantisierung des Lichtfeldes zuwenden wollen wir einige Vorarbeiten aus der Mechanik, der Elektrodynamik und der QM-I wiederholen. Korrespondenzprinzip Das Korrespondenzprinzip hat uns schon in der QM-I geholfen eine formale Herleitung1 der Schrödingergleichung für ein Teilchen vorzunehmen. Man geht dabei von den Hamilton’schen Bewegungsgleichungen aus, wir werden es bei der Quantisierung des elektromagnetischen Feldes ebenso manchen. Für die kanonisch konjungierten Variablen qi und pi gelten folgende Äquivalenzen: 1 Die elementaren Naturgesetze kann man streng genommen nicht herleiten sondern nur postulieren und experimentell überprüfen. In der Physik sieht man es als den besseren Weg an allg. Prinzipien und Symmetrieforderungen zu postulieren und deren Konsequenz zu testen. 55 56 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes (1) (2) (4) (5) (6) (7) (8) Mechanik Phasenraum Funktion A(qi , pi ) Hamiltonfunktion H qi , pi Poisson Klammer {A, B} {qi , p j } = 0 dA ∂A dt = ∂t + {A, H} Quantenmechanik Hilbertraum Operator  Hamiltonoperator Ĥ Operatoren q̂i , p̂i Kommutator [Â, B̂] = ÂB̂ − B̂ [q̂i , p̂ j ] = ih̄δi j ih̄ dtd  = ih̄ ∂∂t + [Â, Ĥ] Diese Tabelle beschreibt das Korrespondenzprinzip. Insbesondere sieht man aus Punkt (7) und (8), dass der klassische Grenzfall h̄ → 0 erfüllt ist. Poisson Klammer Wir rufen uns die Definition f ∑ qn , pm = i=1 ∂qn ∂pm ∂qn ∂pm − ∂qi ∂pi ∂pi ∂qi f = ∑ δni δmi = δnm , i=1 der Poisson Klammer für die kannonischen Variablen in Errinnerung, es gilt demmach A, B = − B, A . Hamilton’sche Bewegungsgleichungen Ein klassisches Feld ist nichts anderes als eine Funktion F(q1 , . . . , q f , p1 , . . ., p f ,t) auf dem Phasenraum {~q,~p}. Es gelten die Hamilton’schen Bewegungsgleichung dF dt f ∂F ∂F ∂F = +∑ q̇i + ṗi ∂t ∂pi i=1 ∂qi f ∂F ∂F ∂H ∂F ∂H = − +∑ , ∂t ∂pi ∂qi i=1 ∂qi ∂pi | {z } (5.1) ≡ {F,H} wobei {F, H} eine Poisson Klammer ist. Feldoperator Wir suchen nun eine Feldoperator Fop , welcher im klassischen Grenzfall (5.1) erfüllt. Da wir zwischen dem Schrödinger-Bild (Operator mit Superscript ‘S ’) und dem Heiseberg-Bild Fop unterscheiden suchen wir eine Feldoperator Fop welcher nach erfolgreicher Quantisierung dFop = dt S ∂Fop ∂t ! + H 1 Fop , Hop , i h̄ (5.2) erfüllt, also nach dem Korrespondenzprinzip die klassischen Bewegungsgleichungen (5.1) quantenmechanisch erweitert. 5.1 Quantisierung des freien elektromagnetischen Feldes 57 Freie elektromagnetische Felder In Coulomb-Eichung (~∇ · ~A = 0) reduzieren sich die Maxwellgleichungen für das Vektorpotential ~A(~x,t) und dem Skalarpotential ϕ(~x,t) im Vakuum (ohne Quellen) auf ∆ϕ = 0, ~A = 0, ∆ = = 2 2 ∂2 + ∂∂2 y + ∂∂2 z ∂2 x 1 ∂2 −∆. c2 ∂2t , (5.3) Die Felder erhält man dann mittels ~B = ~∇ × ~A und ~ ~E = − 1 ∂A − ~∇ϕ . c ∂t (5.4) Die Lösungen der freien Maxwellgleichungen (5.3) können zu ϕ = 0 gewählt werden, da im Unendlichen das Potential verschwindt Transversale elektromagnetische Felder Die Felder ~E und ~B sind wie ~A transversale Felder, denn für eine ebene Welle ~A = ~A0 ei(~k·~x−ωt) führt ~∇ · ~A = 0 auf ~k · ~A = 0. Deswegen heißt die Coulomb-Eichung auch transversale Eichung. Es hat sich als günstig erwiesen, die Coulomb-Eichung auch für die Quantisierung beizubehalten. Feldenergie Keine Quantisierung ohne Hamiltonoperator, und dazu brauchen wir den Ausdruck für die Gesamtenergie Z 1 ~E 2 + ~B2 d 3 r (5.5) Ekl = 8π des Strahlungsfeldes. Wir suchen nun eine Operator ~Aop für das Vektorpotential so dass i h̄ mit H =E ˆ kl gilt. d~ Aop = ~Aop , H dt ⇐⇒ ~A = 0 (5.6) Periodische Randbedingungen Die Quantisierung ist einfacher wenn man es mit abzählbar vielen Freiheitsgraden zu tun hat. Das ist Vektorfeld kontinuierlich und hat überabzählbar viele Freiheitsgrade. Wir verwenden daher periodische Randbedingungen ~A(x + L, y, z,t) = ~A(x, y, z,t) usw. für ein endliches Volumen V = L3 , welches wir erst am Ende der Rechungen unendlich gross werden lassen. Fourier-Reihen Felder, welche auf einem endlichen Hyperkubus leben lassen sich in Fourier-Reihe entwickeln. Die allgemeine Lösung für (5.3) lautet dann ! r i~k·~r −i~k·~r 2π h̄c e e ~A(~r,t) = ∑ ∑ Aλ (~k,t) √ + A∗λ (~k,t) √ ~uλ (~k) . (5.7) k V V ~k λ 58 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes Die~k-Summe erstreckt sich über alle erlaubten~k-Vektoren. Für sie gilt wegen der periodischen Randbedingungen ~k = 2π (n1 , n2 , n3 ) , ni ∈ Z . L Der Index λ geht von 1 bis 2 und gibt die Polarisation an. Der Faktor unter der Wurzel wird sich später als günstig erweisen und ist ansonsten bedeutungslos. Die Vektoren ~u1 und ~u2 sind zwei aufeinander senkrecht stehende Einheitsvektoren, die mit ~k ein orthogonales Dreibein bilden (transversale Eichung): ~uλ (~k) ·~uµ(~k) = δµλ . ~k ·~uλ (~k) = 0, Außerdem wählt man noch o.B.d.A. ~uλ (~k) = ~uλ (−~k ). Harmonische Oszillatoren Wichtig ist nun, daß wegen (5.3) für jeden Fourier-Koeffizienten Aλ (~k,t) die Gleichung ∂2 A (~k,t) = −c2~k2 Aλ (~k,t) ∂t 2 λ (5.8) gilt, also eine Differentialgleichung für einen harmonischen Oszillator. Man sagt, die Normalmoden des Strahlungsfeldes verhalten sich wie harmonische Oszillatoren. Diese Tatsache wird später den Ausgangspunkt für die Lichtfeldquantisierung bilden. Allgemeine Lösung der Wellengleichung Um (5.8) zu erfüllen, setzen wir ω~k = c|~k| . Aλ (~k,t) = Aλ (~k) e−iω~k t , Die allgemeine Lösung der Wellengleichung (5.3) ist damit ~A(~r,t) = ∑∑ ~k λ s 2π h̄c2 ω~k ! −i(~k·~r−ω~k t) i(~k·~r−ω~k t) e e √ ~uλ (~k) . + A∗λ (~k) Aλ (~k) √ V V (5.9) Die zeitunabhängigen Feldamplituden Aλ (~k) werden bei der Quantisierung dann zu Operatoren im Schrödinger-Bild werden. Energie des Lichtfeldes Unter Verwendung von (5.9) wollen wir die Gesamtenergie des Strahlungsfeldes nur durch die Fourier-Koeffizienten Aλ (~k) ausdrücken. Es ist mit (5.4) und ϕ = 0 Z Z 1 1 3 2 ~2 ~ 1c E +B d r = Ekl = 8π 8π c Wir berechnen die beiden Teile des Integrals getrennt. ∂~A ∂t !2 2 + ~∇ × ~A d 3 r . 5.1 Quantisierung des freien elektromagnetischen Feldes 59 Der ∂~A/∂t-Term zur Feldenergie Es ist " !2 ! Z Z ω~k ω~k′ 1 2π h̄c2 ∂~A 1 3 −√ d r = ~uλ (~k) ·~uλ′ (~k′ ) × ∑ ∑ 2 2 8π c ∂t 8π c V ω~k ω~k′ ~k,~k′ λ,λ′ i~k·~r ∗~ −i~k·~r ~ × × Aλ (k,t) e − Aλ (k,t) e # ′ ′ ~ ~ × Aλ′ (~k′ ,t) eik ~r − A∗λ′ (~k′ ,t) e−ik ~r d 3 r (5.10) Hier kann man die Beziehungen 1 V Z i(~k−~k′ )~r 3 d r = δ~k,~k′ e ausnutzen. Außerdem ist und ∑′ ~uλ(~k)~uλ′ (~k) λ,λ 1 V = Z ~ ~′ ei(k+k )~r d 3 r = δ~k,−~k′ (5.11) ∑ λ wegen ~uλ (~k)~uλ′ (~k) = δλ,λ′ . Damit wird (5.10) zu 1 ∗~ ∗~ ∗ ~ ∗~ ~ ~ ~ ~ A ( k,t)A ( k,t) + A ( k,t)A ( k,t) − A ( k,t)A (− k,t) + A (− k,t)A ( k,t) . h̄ω ~ λ λ λ λ λ λ λ 4 ~∑ k λ k,λ Der ~∇ × ~A-Term zur Feldenergie Er liefert bis auf ein Vorzeichen das gleiche Ergebnis wie der andere Term: 1 8π Z ~∇ × ~A 2 1 d r = h̄ω~ A (~k,t)A∗λ(~k,t) + A∗λ(~k,t)Aλ(~k,t) + 4 ~∑ k λ k,λ ∗ ~ ∗~ ~ ~ + Aλ (k,t)Aλ(−k,t) + Aλ(−k,t)Aλ(k,t) 3 Die letzten beiden Terme heben sich also jeweils weg und es wird schließlich Ekl = 1 ∗~ ∗~ ~ ~ A ( k)A ( k) + A ( k)A ( k) h̄ω λ ∑ ~k λ λ λ 2∑ ~ λ k ω~k = c|~k| . (5.12) Die Zeitabhängigkeit wurde hier schon weggelassen, da sie sowieso herausfällt. Natürlich sind Aλ und A∗λ Zahlen, also könnte man die Klammer zusammenfassen. Allerdings wollen wir ja auf eine Quantisierung hinaus, also sollte auf die Reihenfolge der Größen, die später Operatoren werden sollen, genau geachtet werden. Um einen geeigneten Formalismus parat zu haben, wiederholen wir nun kurz die Theorie des harmonischen Oszillators. 60 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes 5.1.2 Quantisierung des harmonischen Oszillators Der harmonische Oszillator H = p2 mω2 2 + x 2m 2 wird mittels der Kletter-Operatoren a und a† mωx − ip a† = √ 2 h̄mω mωx + ip a = √ 2 h̄mω diagonalisiert. Sie genügen den Vertauschungsrelationen † a, a = 1 a, a = a† , a† = 0 , (5.13) und der Hamiltonian für den harmonischen Oszillator lautet dann 1 H = h̄ω a a + 2 † 1 = h̄ω N + , 2 mit N = a† a. Für den Besetzungszahloperator N gelten die Vertauschungsrelationen N, a = −a N, a† = a† . (5.14) (5.15) Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren Die Relationen (5.15) erlauben eine rein algebraische Herleitung des Eigenwertspektrums des harmonischen Oszillators. Der Teilchenzahloperator N habe das Eigenwertspektrum {β}, N |βi = β |βi . Dann gilt † Na |βi Na|βi (5.15) = = † † a + a N |βi = a† (1 + N)|βi = (1 + β)a†|βi (−a + aN)|βi = (β − 1)a|βi . Das heiß t, der Zustand a† |βi ist Eigenzustand zu N mit Eigenwert (1 + β), und a|βi ist Eigenzustand zu N mit Eigenwert (β − 1). Das rechtfertigt die Bezeichnung Kletter-Operatoren. Man nennt a† und a auch Erzeuger bzw. Vernichter. Für einen beliebigen Zustand |ψi gilt hψ|N|ψi = hψ|a† a|ψi = haψ|aψi ≥ 0 , daher muss der niedrigste Eigenwert β0 von N größer oder gleich 0 sein. Damit folgt sofort a|β0 i = 0 und β0 = 0 . Der Operator N hat also als Spektrum die natürlichen Zahlen einschließlich der 0, deswegen werden seine Eigenzustände ab jetzt mit |ni bezeichnet. 5.1 Quantisierung des freien elektromagnetischen Feldes 61 Normierung und Matrixelemente Wegen hn|N|ni = n haben die Kletter-Operatoren auf die Zustände |ni die folgende Wirkung: √ √ a† |ni = n + 1|n + 1i (5.16) a|ni = n|n − 1i Einen beliebigen Eigenzustand zum Besetzungszahloperator generiert man also mittels (a† )n |ni = √ |0i . n! Schreibt man die Bewegungsgleichung für den Vernichter im Heisenberg-Bild, so wird die Analogie zur klassischen Beschreibung des Lichtfeldes schon deutlich: i h̄ d aH (t) = aH (t), H dt Setzt man hier den Hamiltonian (5.14) ein, so bekommt man d aH (t) = −iω aH (t) , dt (5.17) und das ist nach nochmaliger Ableitung nach t genau von der Form (5.8). Die letzten beiden Gleichungen bilden die eigentliche Motivation für die folgenden Schritte. 5.1.3 Quantisierung des Lichtfeldes Der klassische Ausdruck (5.12) für die elektromagnetischen Feldenergie stellt sich als Summe über harmonische Osziallatoren dar. Wir können also die entsprechende Quantisierungsvorschrift übernehmen. Photonen sind Bosonen Nun folgt der entscheidende Schritt zur Quantisierung. Wir nehmen in der klassischen Gesamtenergie (5.12) die Ersetzungen Aλ (~k) −→ aλ (~k) A∗λ (~)k −→ a†λ~k vor, wobei die Kletter-Operatoren den bosonischen Vertauschungsrelationen aλ (~k), a†λ′ (~k′ ) = δ~k,~k′ δλ,λ′ (5.18) (5.19) genügen. Das Vektorpotential wird nun also zu einem Operator. Zur Vereinfachung packen wir den Polarisationsindex λ ab jetzt stets mit in ~k hinein, so daß (5.19) nun lautet: a~k , a~†′ = δ~k,~k′ k 62 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes Hamiltonian Der Hamilton-Operator für das elektromagnetische Feld schreibt sich dann mit (5.18) aus der klassischen Feldenergie (5.12) zu Hem = ∑ h̄ω~k ~k a~† a~k + k 1 2 = ∑ h̄ω~k ~k 1 N~k + 2 . (5.20) Nun ist die Analogie des elektromagnetischen Feldes zum harmonischen Oszillator komplett: Das Feld kann beschrieben werden als eine unendliche Zahl harmonischer Oszillatoren, die durch den Wellenvektor ~k unterschieden werden. Operator für das Vektor-Potential Das Vektorpotential wird mit den kanonischen Ersetzungen (5.18) zu einem hermiteschen Operator, der aus einer Linearkombination von Kletter-Operatoren besteht, ~Aop (~r,t) = ∑ ~k s 2π h̄c2 i(~k·~r−ω~ t) ~ † k + a e−i(k·~r−ω~k t) ~ a~k e u~k ~k V ω~k ω~k = c|~k| . (5.21) Sämtliche Eigenschaften des quantisierten Lichtfeldes lassen sich nun direkt aus dieser Darstellunga ableiten. Heisenbergsche Bewegungsgleichung Die Heisenberg-Gleichung i h̄ d~Aop = ~Aop , H , dt i h̄ d~Aop ~ − Aop , H = 0 dt (5.22) für diesen Operator ist äquivalent zur Wellengleichung (5.3), d.h. mit ~Aop (~r,t) = 0, ~ e±i(k·~r−ω~k t = 0 , welche ja für jede einzelnen Welle schon erfüllt ist. Wir betrachten nun die einzelnen Terme von Aop und verwenden die Vertauschungrelation [N, a] = −a, siehe (5.15), ih̄(−iω~k )a~k − h̄ω a~k , N~k = h̄ω~k a~k − h̄ω~k a~k = 0 . Damit ist auch die Bewegungsgleichung erfüllt. Zeitabhängigkeit Die Kletter-Operatoren in (5.21) sind vollkommen zeitunabhängig, d.h. im Schrödinger-Bild. Man kann die Zeitabhängigkeit auch wieder auf sie übertragen, via a~k (t) = eiHt/ h̄ a~k e−iHt/ h̄ . 5.1 Quantisierung des freien elektromagnetischen Feldes 63 Nun ist 1 iHt/ h̄ d a~k (t) = e a~k , H e−iHt/ h̄ dt i h̄ (5.19) = Daraus folgt a~k (t) = e−iω~k t a~k 1 iHt/ h̄ e h̄ω~k a~k e−iHt/ h̄ = −iω~k a~k (t) . i h̄ a~† (t) = eiω~k t a~† . und k k was natürlich mit (5.21) konsistent ist. Feldoperatoren Die Operatoren für das elektrische und magnetische Feld sind dann laut (5.4) in der Coulom~ beichung ~B = ~∇ × ~A und ~E = − 1c ∂∂tA , gleich r 2π h̄ω~k i(~k·~r−ω t) ~k − h.c. ~ a~k e u~k V ~k s 2 ~Bop (~r,t) = i ∑~k × 2π h̄c a~ ei(~k·~r−ω~k t) − h.c. ~u~ k k V ω~k ~ ~Eop (~r,t) = i ∑ (5.23) (5.24) k Die Buchstaben “h.c.” stehen für das hermitesch Konjugierte des ersten Ausdruckes in der † Klammer, also in diesem Fall für a~ exp −i(~k ·~r − ω~k t) . k Impuls Es sei noch der Ausdruck für den Impuls des quantisierten Lichtfeldes erwähnt. Klassisch ist die Impulsdichte des elektromagnetischen Feldes durch ~P = 1 4πc Z V ~E × ~B d 3 r (5.25) gegeben. Verwendet man die Formeln (5.23) und (5.24), so ergibt das in Abhängigkeit von den Kletter-Operatoren ~Pop = ∑ h̄~k a~†k a~k ~k = ∑ h̄~k N~k . ~k Der Impuls eines einzelnen Photons ist also h̄~k. Zusammenfassung Es lassen sich jetzt folgende Regeln für die quantenmechanische Beschreibung des Lichtfeldes angeben: 64 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes • Vakuum Es existiert ein Vakuum-Zustand |0i mit a~k |0i = 0 ∀ ~k h0|0i = 1 . und • Photonen Ein Photon in einem Zustand mit festem Impuls h̄~k wird beschrieben durch a~† |0i . k • Allg. Zustand Ein allgemeiner Photonenzustand mit n~ki Photonen pro Impuls h̄~ki (man sagt auch “in der Mode ~ki ”) wird beschrieben durch n n (a~† ) ~k1 (a~† ) ~k2 qk1 qk2 · · · |0i = n~k ! n~k ! 1 2 Dafür schreibt man auch kurz |n~k , n~k , . . .i 1 2 n (a~† ) ~ki k ∏ q i |0i . n~ki ! i=0 ∞ |{n~k }i . oder (5.26) (5.27) Der Vakuum-Zustand lautet folglich korrekterweise |0, 0, . . .i. Die Darstellung (5.27) heißt auch Besetzungszahldarstellung. • Besetzungszahloperator Der Besetzungszahloperator N~ki hat die Eigenschaft N~ki | . . . , n~ki , . . .i = n~ki | . . . , n~ki , . . .i . Der Hamiltonian (5.20) separiert in Einzelbeiträge zu den verschiedenen Moden. Deswegen kann der allgemeine Zustand (5.27) auch als direktes Produkt |n~k i ⊗ |n~k i ⊗ · · · = |n~k i|n~k i · · · 1 2 1 2 geschrieben werden. Für jeweils eine Mode~k bilden dann die {|n~k i} ∀ n ein VONS. Falls einmal nur eine einzige Mode interessiert, schreibt man für den betrachteten Zustand oft auch nur |n~k i. • Photonen sind Bosonen Da die Besetzungszahlen n~k beliebige Zahlen aus N0 sein dürfen, hat man es mit Bosonen zu tun: Ein Energieniveau (hier eine Mode) kann beliebig stark bevölkert sein. Daher gibt es kohärente Zustände und Laserlicht, was wir im Abschnitt 5.2.1 besprechen werden. Fock-Raum Man beachte, daß man hier mit der Besetzungszahldarstellung (5.27) auf einen Hilbertaum 5.2 Eigenschaften des Strahlungsfeldes 65 umgeschaltet hat, der zur Darstellung variabler Teilchenzahlen geeignet ist. So ein Raum heißt Fock-Raum, wie er auch bei der zweiten Quantisierung von Fermionen auftritt. Nullpunktsenergie Bildet man den Erwartungswert des Hamiltonian (5.20) mit dem Vakuum-Zustand, so zeigt sich ein überraschendes Ergebnis: 1 → ∞. (5.28) h0|Hem |0i = ∑ h̄ω~k 2 ~ k Die Energie des Vakuums ist offenbar divergent! • I.A. betrachten wir lediglich Energie-Differenzen und eine unendlich grosse Energie des Vakuums spielt daher keine Rolle. • Die Vakuumsenergie hängt von den Randbedingungen ab und verändert sich in beschränkten Geometerien, wie z.B. zwischen zwei Leiterplatten, was man experimentell mittels des Kasimir-Effektes nachweisen kann. 5.2 Eigenschaften des Strahlungsfeldes 5.2.1 Kohärente Zustände Die Zustände |n~k , n~k , . . .i mit festen Photonenzahlen entsprechen keinem klassischen elektro1 2 magnetischem Feld. Die Fragestellungen welche in diesem Zusammenhang auftauchen wollen wir nun untersuchen. Verschwindende Felder Nach (5.23) hat der Operator des elektrischen Feldes die vollständige Dartstellung r ~Aop 2π h̄ω~k i(~k·~r−ω t) ∂ 1 ~k − h.c. ~ ~Eop (~r,t) = − a~k e u~k . = i∑ c ∂t V ~ (5.29) k Im folgenden sind wir nur an einer bestimmte Mode ~k des Feldes interessiert. Für diese Mode lautet (5.29) einfach r 2π h̄ω~k i(~k·~r−ω t) ~ ~Eop~k = i k a~k e − h.c. ~u~k . (5.30) V Der Erwartungswert dieses Operators in einem Zustand |n~k i mit fester Anzahl n~k von Photonen ist dann hn~ |~Eop~k|n~ i = 0 , k k da ~Eop~k linear in Erzeugern und Vernichtern ist und die {|n~k i} ∀ n ein VONS bilden. Nicht-klassische Felder Der Erwartungswert des elektromagnetischen Feldes in Zuständen mit fester Photonenzahl verschwindet. 66 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes Zustände mit festen Photonenzahlen sind daher nicht klassich. Endliche Energiedichte Andererseits gilt für die Energiedichte im selben Zustand 1 1 ~2 1 1 ~ 2 ~ 2 , E + Bop |n~k i = hn~k | Eop |n~k i = h̄ω~k n~k + hn~k | 8π op 4π V 2 wie wir es erwartet hätten. Das Ganze läßt vermuten, daß es mit der Photonenzahl etwas Besonderes auf sich hat. Wir werden nun zeigen, daß der Besetzungszahloperator nicht mit dem Phasen-Operator kommutiert. In einem Eigenzustand von N~k ist die Phase des Feldes vollkommen unbestimmt und damit verschwinden die klassischen Erwartungswerte. Um den Übergang zur klassischen Feldtheorie korrekt zu beschreiben muss man daher kohärente Überlagerungen von Zuständen mit unterschiedlichen Photonenzahlen betrachten. Phasen-Operator Für den Rest dieses Abschnittes behandeln wir eine einzige Mode des Strahlungsfeldes, also werden wir die ~k-Abhängigkeit aller Operatoren weglassen. Zunächst definieren den Phasen-Operatoren φ mittels a = √ a† = e−iφ N + 1 eiφ , † √ N = a† a , N + 1, (5.31) wir zerlegen also die Erzeuger und Vernichter formal in Amplitude und Phase. Diese Vorgehensweise lässt sich allg. bei Bosonen durchführen. Wie wir sehen werden ist der PhasenOperatoren “fast selbstadjungiert”, φ ≃ φ† , nur beim Vakuumzustand |0i wird man aufpassen müssen. Wir müssen nun zunächst zeigen, dass die Darstellung (5.31) unitär ist. Die Aufgabe ist also die, diejenigen Vertauschungrelationen von N = a† a und φ zu finden, so dass [N, φ] = ? [a, a†] = 1 . ⇐⇒ Eigenschaften des Phasen-Operators Man kann Gl. (5.31), unter Beachtung der Reihenfolge, invertieren: √ N +1 −1 a = eiφ a† √ N +1 −1 † = e−iφ . (5.32) Wir errinnern uns an die Matrixelmente (5.32) und (5.16), √ √ a|ni = n |n − 1i a† |ni = n + 1 |n + 1i , und finden eiφ |ni = √ N +1 −1 = (1 − δn,0 ) √ a|ni N +1 −1 √ n|n − 1i = |n − 1i ; n > 0 0 ; n=0 (5.33) 5.2 Eigenschaften des Strahlungsfeldes 67 sowie † e−iφ |ni = a† √ N +1 = |n + 1i . −1 |ni = (n + 1)−1/2 a† |ni (5.34) Aus diesen beiden Beziehungen folgt die Matrixdarstellung der Phasen-Operatoren: hn|eiφ |mi = δn,m−1 † hn|e−iφ |mi = δn−1,m und somit † † hm|eiφ e−iφ |ni = δm,n , hm|e−iφ eiφ |ni = (1 − δn,0 ) δm,n . (5.35) Wenn φ selbstadjungiert wäre, dann würden e±iφ vertauschen. Gleichung (5.35) zeigt das dieses fast der Fall ist, bis auf n = 0, also insbesondere für grosse Teilchenzahlen. Observable Phasen † † Die Operatoren sind daher nicht hermitesch, denn eiφ = e−iφ aufgrund der obrigen Beziehungen, und daher in dieser Form keine physikalischen Observablen. Man kann jedoch hermitesche Operatoren aus den Phasen-Operatoren kombinieren: † eiφ − e−iφ , sin φ ≡ 2i † eiφ + e−iφ cos φ ≡ . 2 (5.36) Falls φ selbstadjungiert wäre, entspräche diese Definition jeweils dem Imaginär- sowie dem Realteil. Für einen allgemeinen Operator φ definiert man durch (5.36) neue Operatoren sin φ und cos φ. Kommutationsrelationen Im folgenden machen wir die Approximation φ ≃ φ† , welche bis auf das Vakuum exakt ist. Dann folgt aus √ √ 1 = a a† − a† a = N + 1 eiφ e−iφ N + 1 − e−iφ (N + 1)eiφ = N − e−iφ N eiφ = .N − e−iφ eiφ N + [N, eiφ ] −iφ −iφ eiφ = N − [e , N] + N e die Kommutationsrelationen i h N, eiφ = −eiφ , Es gelten daher die Vertauschungsrelationen N, cos φ = i sin φ i h N, e−iφ = e−iφ . N, sin φ = i cos φ N, φ = i (5.37) , (5.38) die ausdrücken, daß es prinzipiell nicht möglich ist, Phase und Teilchenzahl gleichzeitig scharf zu bestimmen, die beiden Messungen sind also nicht verträglich. 68 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes Unschärferelation Die Phase φ und der Teilchenzahloperator N = a† a sind für Bosonen kanonische konjungierte Variabeln. Man errinere sich dabei an die Heisenbergsche Unschärfrelation (∆A)(∆B) ≥ 1 1 | < [A, B] > | = , 2 2 A, B = i , wobei letztere Beziehung für kanonisch konjugierte Operatoren A und B gilt. Exkurs: Supraleitung Dieses Ergebnis ist für die Supraleitung essentiell. Supraleitung kommt durch SingulettPaarung von Elektronen zustande und in einer sehr groben Näherung kann man diese SingulettPaare als Bosonen betrachten, denn nach dem Spin-Statistik-Theorem sind Teilchen mit ganzahligen internem Spin Bosonen. Das supraleitenden Kondensat ist durch eine feste Phase charakterisiert, man spricht auch von einer spontanen Brechung der globalen Eichinvarianz. Wenn die Phase fest ist, dann kann es nach (5.38) die Teilchenzahl nicht sein. Daher ist die BCS-Wellenfunktion |ψBCS i = ∏ u~k + v~k c~† c† ~ |0i k,↑ −k,↓ | {z } ~k Elektronenpaar eine kohärente Überlagerung von Zuständen mit verschiedenen Anzahl von Singulett-Paaren! Schwankungsquadrate In einem reinen Zustand |ni mit fester Photonenzahl verschwindet natürlich die Schwankung des Besetzungszahloperators: q ∆N = hn|N 2 |ni − hn|N|ni2 = 0 Dagegen hat cos φ eine endliche Schwankungsbreite. Es gilt hcos φi = 0 und E 2 − δn,o 1 D iφ −iφ† −iφ† iφ hcos φi = = e e +e e 4 4 2 in einem reinen Zustand |ni, und somit für ∆ cos φ = ∆ sin φ √ q 1/ 2 ; n > 0 2 2 ∆ cos φ = hcos φi − hcos φi = . 1 ; n=0 2 Kohärente Zustände Um einen Übergang zur makroskopischen Elektrodynamik zu erreichen, kann man Zustände 5.2 Eigenschaften des Strahlungsfeldes 69 mit verschiedenen Teilchenzahlen linear kombinieren. Man definiert einen kohärenten Zustand |ci (auch Glauber-Zustände genannt, Nobelpreis 2005) via |ci ≡ e−|c| 2 /2 ∞ cn √ ∑ |ni n=0 n! mit c ∈ C, c = |c|eiθ . (5.39) Wenn man für den Zustand |ni die Darstellung (5.26) benutzt, kann man das auch kompakter schreiben: ∞ 2 cn (a† )n |ci = e−|c| /2 ∑ √ √ |0i = exp −|c|2 /2 + ca† |0i n! n=0 n! Ein Glauber-Zustand |ci enthält nur die {|ni} einer einzigen Mode, also ist ~k immer noch scharf festgelegt. Eigenschaften des Glauberzustandes Es gilt zunächst allgemein n n−1 |0i a a† |0i = aa† − a† a + a† a a† n−1 n−1 |0i = . . . |0i + a† a a† = a† n−1 = n a† |0i , woraus übrigens auch N(a† )n |0i = n(a† )n |0i folgt. Damit gilt a|ci = c e−|c| 2 /2 ∞ ∑ n=1 (a† )n−1 p |0i = c|ci . (n − 1)! (n − 1)! cn−1 p Der Glauberzustand ist also ein Eigenzustand des Vernichters. Wir fassen die Beziehungen a|ci = c|ci hc|a|ci = c, hc|a† |ci = c∗ , hc|ci = 1 . (5.40) zusammmen. Wir bemerken, dass die kohärenten Zustände keine orthogonale Basis bilden, denn i.A. hc|c′ i = 6 0. Elektrisches Feld eines kohärenten Zustandes Der Erwartungswert r r 2π h̄ω 2π h̄ω i(~k·~r−ωt+θ) ~k·~r−ωt) i( ce − c.c. ~u = i |c| e − c.c. ~u = hc|~Eop|ci = i V V r 2π h̄ω = −2 |c| sin ~k ·~r − ωt + θ ~u . (5.41) V des elektrischen Feldes in einem kohärenten Zustand entspricht der klassischen Erwartung. 70 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes Es besteht also eine Eins-zu-Eins Beziehung zwischen den ebenen Wellen der klassischen Elektrodynamik und kohärenten Zuständen |ci, da mittels c = |c|eiθ sowohl die Amplitude wie auch die Phase der ebenen Welle mittels (5.41) bestimmt werden können. Photonen-Anzahl-Fluktuationen As den Beziehungen (5.40) und N 2 = a† aa† a = a† a + a† a† aa folgt hc|N|ci = |c|2 hc|N 2 |ci = |c|4 + |c|2 , und so daß ∆N = q hN 2 i − hNi2 = |c| . (5.42) Die relative Schwankung der Photonenzahl ist damit 1 1 ∆N . = = p hNi |c| hNi (5.43) Je größer also die Teilchenzahl, desto geringer ist ihre relative Schwankung. Die Wahrscheinlichkeit, bei einer Messung genau m Photonen zu finden, ist 2 m 2m c 2 /2 −|c| = e−|c|2 |c| , |hm|ci| = √ e m! m! 2 sie gehorcht also einer Poisson-Verteilung. Schwankungen der Phase Wir gehen von der Unschärferelation ∆A ∆B ≥ 1 h [A, B] i 2 für zwei hermitesche Operatoren A und B aus. Mit (5.38) für die Vertauschungsre allgemeine lation N, sin φ = i cos φ erhalten wir für die Schwankungen ∆ sin φ von sin φ ∆N ∆ sin φ ≥ 1 h cos φ i 2 und mit (5.42) für ∆N = |c| und ∆ sin φ = ∆ cos φ finden wir ∆ cos φ 1 ≥ . | hcos φi | 2|c| (5.44) Die Abschätzung ergibt streng genommen nur eine untere Schranke für die relative Schankungen der Phase, erspart uns aber eine aufwendige Rechnung. Im Allgemeinen werden sind die wirklichen Schwankungen von zwei Operatoren von der gleichen Grössenordnung wie durch die jeweiligen Unschärferelation angegeben. Die relative Phasenschwanken verschwinden also im Grenzfall grosser Photonenzahlen hNi = |c|2 , genau wie die relativen Schwankungen der Photonenzahlen selber, Gleichung (5.43). 5.2 Eigenschaften des Strahlungsfeldes 71 Klassischer Grenzfall Das Lichtfeld ist in Phase und Teilchenzahl um so besser definiert ist, je mehr Photonen es enthält. Im Grenzfall großer Photonenzahlen entspricht der klassichen Beschreibung. Das ist auch intuitiv klar. Bei wenigen Photonen treten deren quantenmechanischen Eigenschaften deutlich zu Tage, und mitteln sich im Grenzfall hoher Phononenzahlen weg. 5.2.2 Wechselwirkung von Strahlung mit Materie In diesem Abschnitt soll nur die Emission und Absorption von Photonen durch Materie (hier gebundene Elektronen) untersucht werden. Minimalsubstitution Der gesamte Hamiltonian für Materie und Strahlung lautet H = Hem + Hmat + HI , (5.45) wobei Hem das Lichtfeld alleine, Hmat die Materie alleine und HI die Wechselwirkung zwischen beiden beschreibt, 1 ~p 2 Hem = ∑ h̄ω~k N~k + , Hmat = ∑ i +V (~r1 ,~r2 , . . .) . 2 i 2mi ~ k Wir vernachlässigen hier Spin-Effekte. Der Index i zählt die beteiligten Teilchen durch. Die Wechselwirkung HI ergibt sich mit der Einführung elektromagnetischer Felder durch Minimalsubstitution in Coulomb-Eichung: ~pi → e ~pi − ~Aop (~ri ,t) , c wobei e die Elementarladung inst. Dabei ist zu beachten, daß für das Vektorpotential der Operator (5.21) einzusetzen ist, er beschreibt das Vektorpotential an der Stelle ~ri des i-ten Teilchens. Licht-Materie-Wechselwirkung Für die Wechselwirkung HI von Licht und Materie kommt dann mit ~Aiop = ~Aop (~ri ,t) 2 2 e e ~i i i ~Aop HI = ∑ − ~pi · Aop + ~Aop · ~pi + 2 2m c 2m c i i i e2 ~ i 2 e ~i ≡ HI′ + HI Aop Aop · ~pi + ∑ = −∑ 2 m c 2m c i | i {z i | i {z } } paramagnetisch diamagnetisch (5.46) 72 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes heraus, wobei wegen der Coulomb-Eichung, ~∇ · ~A = 0, h̄ ~p · ~A = ~∇ · ~A + ~A · ~p = ~A · ~p i gesetzt wurde. Die beiden Terme in (5.46) bezeichnet man als paramagnetische und diamagnetische Anteile. Der diamagnetische Term ∼ (~A)2 koppelt an die Materie auschliesslich durch den Ortsoperator~ri im Argument des Vektorpotentials ~Aiop = ~Aiop (~ri ,t). Zustandsraum Der gesamte Hamiltonian (5.45) wirkt auf einen Zustand, der sowohl das Lichtfeld als auch die Materie enthält: |Materiezustandi ⊗ |Lichtfeldzustandi Störoperator für ein einzelnes Elektron Im folgenden betrachten wir einen Spezialfall: Wir fragen nach den Übergangsraten, die ein einzelnes gebundenes Elektron in einem Atom (z. B. dem Wasserstoff-Atom) durch die Anwesenheit eines Strahlungsfeldes erfährt. Der Hamiltonian der Wechselwirkung lautet jetzt e HI′ = − ∑ mc ~ k s 2π h̄c2 i~k·~r a~k e + h.c. ~u~k · ~p . V ω~k (5.47) Zwei Vereinfachungen wurden hier gemacht. Erstens wurde der ~A2 -Term vernachlässigt und zweitens ist HI′ zeitunabhängig, da jeder eiωt -Faktor in der folgenden Rechnung sowieso wegfallen würde.2 Fermi’s goldene Regel Wir betrachten nun HI′ als Störung. Die Goldene Regel für die Übergangsrate von einem Anfangszustand |ii in einen Endzustand | f i lautet dann Γi→ f = 2 2π δ(Ei − E f ) h f |HI′ |ii . h̄ (5.48) Gesamtenergien Die Energien Ei und E f sind die Gesamtenergien von Strahlungsfeld und Materie vor und nach dem Übergang, genau wie |ii und | f i die Zustände in beiden Hilbert-Räumen angeben. Wir nehmen an, der Anfangs- und Endzustand sei jeweils ein Eigenzustand von H0 = Hem + Hmat : Hmat |εi i = εi |εi i Hmat |ε f i = ε f |ε f i Man kann auch den zeitabhängigen Operator ~Aop (~r,t) ins Schrödinger-Bild transformieren und würde das gleiche Ergebnis erhalten. Die Zustände, die in der folgenden Rechnung auftreten, wären dann zeitabhängig, was allerdings nicht ins Gewicht fiele. 2 5.2 Eigenschaften des Strahlungsfeldes 73 1 |{n~ik }i = ∑ h̄ω~k 2 ~k 1 f f f |{n~ }i Hem |{n~ }i = ∑ h̄ω~k n~ + k k k 2 ~ Hem |{n~ik }i n~ik + k Die Zustände lauten dann f k |ii = |εi i ⊗ |{n~ik }i, | f i = |ε f i ⊗ |{n~ }i . Wir betrachten nun nacheinander die Emission und die Absorbtion eines Photons. Emission eines Photons h̄~k Die Energien von Anfangs- und Endzustand sind 1 Ei = εi + ∑ h̄ω~k′ n~k′ + 2 ~k′ 1 + h̄ω~k , E f = ε f + ∑ h̄ω~k′ n~k′ + 2 ~′ k denn es soll genau ein Photon der Energie h̄ω~k emittiert werden. Die Zustandsvektoren sind |ii = |εi i ⊗ | . . ., n~k , . . .i | f i = |ε f i ⊗ | . . ., n~k + 1, . . .i . Die Goldene Regel sagt nun aus, daß bei einem entsprechenden Übergang Ei − E f = εi − (ε f + h̄ω~k ) = 0 gelten muß. Das ist die Energie-Erhaltung. Es gilt weiter s 2π h̄c2 e ~′ h f |HI′ |ii = − ∑ hε f |~u~k′ e−ik ·~r~pεi ih. . . , n~k + 1, . . .|a~†′ |. . . , n~k , . . .i . k mc ~ ′ V ω~k′ k Die Vernichter kommen nicht mehr vor, da die zugehörigen Matrixelemente sowieso verschwinden (links stehen mehr Photonen als rechts). Von der Summe bleibt nur ein Summand übrig, nämlich der für ~k = ~k′ . Nur in diesem Fall wird durch den Erzeuger in der richtigen Mode ein Photon erzeugt, und das Skalarprodukt verschwindet nicht. Der zweite Faktor in der Klammer ergibt also q † h. . . , n~k + 1, . . .|a~ ′ |. . ., n~k , . . .i = n~k + 1 δ~k,~k′ , k und die Übergangsrate für die Emission ist somit Γei→ f 2 4π2 e2 −i~k·~r δ(εi − (ε f + h̄ω~k )) n~k + 1 hε f |~u~k e ~p|εi i . = 2 m V ω~k (5.49) 74 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes Eine Diskussion dieser Formel folgt später. Absorption eines Photons h̄~k Die Energien von Anfangs- und Endzustand sind Ei Ef 1 = εi + ∑ h̄ω~k′ n~k′ + 2 ~k′ 1 − h̄ω~k , = ε f + ∑ h̄ω~k′ n~k′ + 2 ~′ k denn nun wird das Photon dem Lichtfeld “entzogen”. Die Zustandsvektoren sind |ii = |εi i ⊗ | . . . , n~k , . . .i | f i = |ε f i ⊗ | . . . , n~k − 1, . . .i . Bei der Berechnung des Matrixelementes h f |HI′ |ii tragen in diesem Fall die Erzeuger nichts bei, und es bleibt nur der Vernichter mit ~k =~k′ übrig. Auf analoge Weise wie bei der Emission ergibt sich Γai→ f = 2 4π2 e2 i~k·~r δ(ε − (ε − h̄ω )) n hε |~ u e ~ p|ε i . i f f i ~k ~k ~k 2 m V ω~k (5.50) Diskussion: Absobtion vs. Emission Die beiden Ausdrücke (5.49) und (5.50) für Emissions- und Absorbtionsprozesse sind identisch, bis auf die Besetzungszahlfaktoren • Spontanen Emission Von spontaner Emission spricht man wenn ein Photon in Abwesenheit andere Photonen emittiert wird. Sponate Emission ist möglich da der Faktor (n~k + 1) in (5.49) in Abwesenheit eines äusseren Photonenfelds (n~k = 0) nicht verschwindet. • Stimulierte Emission Der Faktor (n~k + 1) in (5.49) besagt, dass in Anwesenheit eines äusseren Feldes mit der gleichen Quantenzahl die Emissionswahrscheinlichkeit erhöht ist, proportional zur Intensität des äusseren Lichtfeldes. Man spricht von stimulierter Emission, essentiell für den Laser, da eine Mode h̄~k nur Photonen mit exakt der gleichen Wellenlänge λ = 2π/|~k| zur Emission bringt. Man erhält also kohärente Strahlung. • Absorbtion Die Interpretation des Besetzungszahlfaktors n~k in (5.50) für Absorbtionsprozesse ist vergleichsweise trivial. Es können nur Photonen absorbiert werden welche vorhanden sind. 5.2 Eigenschaften des Strahlungsfeldes 75 Elektrische Dipol-Übergang Wir betrachten den elektrische Dipol-Übergang , welcher dann stattfindent, wenn man die ~ Exponentialfunktion eik·~r im Matrixelement als konstant gleich 1 annehmen kann. Dieses ist möglich, wenn ~k ·~r ≈ 2πa0 ≪ 1 , (5.51) λ also wenn die Wellenlänge λ der beteiligten Strahlung groß gegen typische Abmessungen des Systems ist (hier der Bohrsche Radius). Warum (5.51) elektrische Dipol-Näherung heißt, wird klar, wenn man das Matrixelement weiter umformt. Wir verwenden h̄2 ∂2 ∂2 h̄2 ∂ ih̄ h̄2 ∂2 ,x = x−x 2 = = px 2 2 2m ∂x 2m ∂x ∂x m ∂x m und erhalten im im Hmat ,~r |εi i = hε f |Hmat~r −~rHmat |εi i h̄ h̄ im hε f |~r|εi i ε f − εi . = h̄ hε f |~p|εi i = hε f | (5.52) Das ist aber genau das Dipol-Matrixelement, das sich auch ergibt, wenn man als Wechselwirkung gleich die elektrische Dipol-Energie im Feld Edip = −e~r · ~Eop einsetzt. Auswahlregeln Die Matrixelemente in (5.49) und (5.50) legen fest, mit welcher Wahrscheinlichkeit oder ob überhaupt der betrachtete Übergang stattfindet. Sie sind für die Auswahlregeln zuständig. Für den elektrischen Dipol-Übergang besagt das Matrixelement (5.52) daß Anfangs- und Endzustand auf jeden Fall unterschiedliche Parität haben müssen, wenn der Übergang erlaubt sein soll, denn~r ist ungerade unter Raumspiegelung. Im Atom sind daher elektrischen Dipol-Übergänge vom s-Niveau in die p- oder die fSchale erlaubt, nicht aber in die d-Schale. Übergänge höherer Ordnung Übergänge, die in nullter Ordnung verboten sind, können dennoch stattfinden, wenn höhere Ordnungen zuschlagen, also die Exponentialfunktion weiter entwickelt wird: ~ e±ik·~r ≈ 1 ± i~k ·~r + · · · Die nächste Ordnung (linear in ~k ·~r) beschreibt dabei magnetische Dipol- und elektrische Quadrupolübergänge. 5.2.3 Lebensdauer eines angeregten Zustandes Es erscheint seltsam, das̈ in (5.49) und (5.50) noch das Periodisierungsvolumen V steht. Eigentlich sollten Übergangsraten von dieser Hilfsgröße unabhängig sein. In der folgenden 76 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes Rechnung wird schließlich V → ∞ gehen, um aber sinnvolle Ergebnisse zu bekommen, muß man noch Übergänge in eine Gruppe von Endzuständen betrachten und über diese und zusätzlich alle möglichen ~k-Vektoren des Photons summieren. Die δ-Funktionen sorgen dann für die Energie-Erhaltung. Als erstes Beispiel betrachten wir die spontane Emission aus einem beliebigen Zustand in eine Menge von Endzuständen. Lebensdauer eines angregten Zustandes Wir definieren die Lebensdauer τ eines angeregten Zustandes über die Übergangsrate durch spontane Emission in Zielniveaus |ε f i: 1 ≡ τ = ∑ Γi→ f f ,~k ∑∑∑ f ~k λ 2 2 4π2 e2 ~ ε − ε , hε |~ u ( k) ·~ r|ε i δ ε − ε + h̄ω i f f i f i ~ λ k h̄2V ω~k (5.53) wobei wir den Ausdruck (5.52) für das Dipol-Matrixelment verwendet haben. • Der Ausdruck (5.2.3) besteht aus dem Anteil der spontanen Emission in (5.49), summiert über alle Zielniveaus f des Atoms und alle Wellenvektoren ~k des Photons. • Die δ-Funktion sorgt dafür, das̈ von den Summen nur die Glieder übrig bleiben, bei denen die freigewordene Energie auch ins Strahlungsfeld geht. • Der Polarisationsindex λ ist in (5.2.3) wieder explizit, mit dem Einheits-Polarizationsvektor ~uλ (~k) des Lichtfeldes. Thermodynamischer Limes Nun soll V gegen unendlich gehen. Durch die Ersetzung 1 V ∑ ~k → 1 (2π)3 Z d3k wird das bewerkstelligt, denn das Volumen einer Mode im ~k-Raum ist bei periodischen Randbedingungen gleich (2π)3 /V , bei kontinuierlichem ~k aber gleich d 3 k. Summation über Polarisationszustände Zuerst kümmern wir uns um die λ-Summation. Es ist 2 2 |~r|εi i ∑ ~uλ(~k) · |hε f {z } λ=1 (5.54) ≡ d~ zu berechnen. Da die ~uλ mit ~k ein orthogonales Dreibein bilden müssen (siehe Abb. 5.1), sonst aber frei wählbar sind, kann man z. B. ~u2 so wählen, daß es auf das Dipol-Matrixelement d~ senkrecht steht, so daß die Summe nur noch das Glied mit ~u1 enthält. Bezeichnet ξ den Winkel zwischen d~ und ~u1 , so ist der Winkel zwischen d~ und ~k gleich ϑ = (π/2 − ξ). Damit wird die obige Summe einfach zu hε f |~r|εi i2 sin2 ϑ . 5.2 Eigenschaften des Strahlungsfeldes 77 ~u2 6 ~k HH HH ϑ HH ξ HH j H ~u1 ? d~ - Abbildung 5.1: Das orthogonale Dreibein aus den beiden Polarisationsvektoren ~u1 , ~u2 und dem Wellenvektor des Photons ~k kann so gelegt werden, dass das DipolMatrixelemnt d~ in der ~u1 -~k Ebene zu liegen kommt. Integration über Photonen-Impulse Günstigerweise legt man das Koordinatensystem für die~k-Integration so, daß d~ in kz -Richtung zeigt, dann kommt der sin2 ϑ für eine Integration in Kugelkoordinaten recht gelegen: 2 2 1 Z 2 δ ε − ε + h̄ω 4π2 e2 1 f i ~ k k sin ϑ sin2 ϑ = ∑ 2 hε f |~r|εi i ε f − εi dk dϑ dφ 3 τ (2π) ω h̄ ~k f Z 2 2 Z e2 3 ε f − εi ε δ ε − ε + ε dε = ∑ hε |~ r|ε i sin ϑ dϑ dφ f i f i 4 3 f 2π h̄ c {z } {z }| | 8π/3 εi −ε f Im letzten Schritt wurde die k-Integration auf die Variable ε = h̄ω~k umgeschrieben. Das Winkelintegral ergibt 8π/3, und damit lautet das endgültige Ergebnis 2 εi − ε f 3 1 4e2 . hε |~ r|ε i = f i ∑ τ 3h̄c3 f h̄ (5.55) Wie man sieht, sind spontane Emission und Auswahlregeln “Gegenspieler”: • Wenn ein System sich in einem Zustand befindet, von dem aus nur verbotene Übergänge nach unten führen, so ist dieser angeregte Zustand sehr langlebig. • Wenn man es fertigbringt, “von oben herab” ein solches Niveau zu bevölkern, dann kann man eine Besetzungsinversion erreichen. Anwendung findet dieses Prinzip in jedem Laser. 78 Quantisierung des elektromagnetischen Feldes