1. Oszilloskop Grundlagen Ein Oszilloskop ist ein elektronisches Messmittel zur grafischen Darstellung von schnell veränderlichen elektrischen Signalen in einem kartesischen Koordinaten-System (XY- Darstellung) als Kennlinie oder Zeitfunktion. Funktion Die aus der Kathodenröhre (1) austretenden Elektronen werden dort durch eine Beschleunigungsspannung auf die Geschwindigkeit vA beschleunigt. Der Elektronenstrahl passiert den Ablenkkondensator (2), wo die Messspannung ein elektrisches Feld erzeugt, das den Strahl um den Winkel α ablenkt. Nach der Flugstrecke l erreicht der Strahl den Fluoreszenzschirm (4), wo er als Lichtpunkt dargestellt wird. Dabei ist die Ablenkung y aus der Mitte des Schirms proportional zur Messspannung. Moderne Oszilloskope haben zwischen dem Eingang und dem Ablenkkondensator noch einen einstellbaren Verstärker, damit man Signale im Bereich von µV bis ca. 10V darstellen kann. Heutige digitale Oszilloskope verwenden keinen Elektronenstrahl zur Darstellung. Viel mehr wird die Eingangsspannung gemessen und digital auf einer LCD-Anzeige dargestellt. Oszilloskop als Messgerät Das Oszilloskop besitzt zwei zueinander senkrechte Ablenksysteme, die auf die zugeführte Spannung reagieren (simultane Spannungsmessgeräte): x- Richtung (horizontal) und y- Richtung (vertikal) in der Bildschirm- Ebene. Das Oszilloskop besitzt zwei Betriebsarten: - X- Y- Betriebsart: Kennlinien- Aufzeichnung; - X- T- Betriebsart: periodische Zeitsignal- Aufzeichung. Schaltsymbol Oszilloskop Auf dem Bildschirm ist ein Gitternetz aus Skalenteilen ( Div ) aufgetragen, den zugehörige Messbereich zeigt der Messbereich- Umschalter (moderne Oszilloskope blenden den Messbereich oder den Skalenteil ein). 1 xy-Betriebsart UCh1 UCh2 UCh1 wird auf der x-Achse, UCh2 auf der y-Achse dargestellt. Dabei hat jeder Eingang eine eigene Skalenverstärkung kScale (Volt pro Skalenteil, V/DIV). Diese Betriebsart ist u.A. geeignet zur Darstellung der Kennlinie von Bauteilen (Strom-SpannungsDiagramm). xt-Betriebsart UCh1, UCh2 In dieser Betriebsart wird an die horizontalen Ablenkplatten eine Sägezahnspannung angelegt, das Messsignal wird an die vertikalen Ablenkplatten angelegt. Dadurch erhält man ein Spannungs-Zeit-Diagramm der Eingangsspannung. Die Skalenverstärkungen sind kt in [ms/DIV oder µs/DIV] und kScale in [V/DIV]. Diese Betriebsart dient zur Analyse des Eingangssignals (Zeitverzögerung, Sprungantwort, Signalverzerrung). Darstellung von periodischen Signalen, Trigger Um am Display ein ruhiges Bild des Messsignals zu erhalten, muss die Zeitablenkung mit dem Signal synchronisiert werden. Dies geschieht durch den Wert der Triggerspannung UT: Steigt die Eingangsspannung über UT, so beginnt ein (horizontaler) Durchlauf des Elektronenstrahls. Nach diesem Durchlauf „wartet“ das Oszilloskop ohne Bild, bis die Messspannung wieder UT überschreitet. Tirgger-Einstellmöglichkeiten Triggerspannung UT („Triggerlevel”) Kanal: Soll auf Kanal 1 oder Kanal 2 „gehört“ werden (Ch1 oder Ch2) - Triggerflanke: aufsteigend oder absteigend (aufsteigend: Signal beginnt wenn Messsignal von unten über UT ansteigt, absteigend: Signal beginnt, wenn Messsignal von oben unter UT abfällt) 2 2. Funktionsgenerator Grundlagen Ein Funktionsgenerator ist eine einstellbare Spannungsquelle, mit der unterschiedliche Wechselspannungssignale erzeugt werden können. Dabei sind folgende Einstellmöglichkeiten gegeben: Signalform Sinusform Dreieckform Rechteckform Duty in % Bei Rechteckform das Verhältnis Bei Dreieckform das Verhältnis Zeit wo Signal "1" ist Zeit wo Signal "0" ist Zeit der aufsteigenden Flanke Zeit der absteigenden Flanke Frequenz f in [Hz] Amplitude USS USS = Umax . Umin (U Spitze-Spitze) Offset Spannung der Mittellinen, also UOffs = 1 (Umin + Umax ) 2 3 3. RC-Tiefpass 3.1. Sprungverhalten Legt man an einen RC-Tiefpass eine rechteckige Wechselspannung so wird dieser abwechselnd geladen und entladen. I 0..10V 10V R R R UC UC C UC C RC-Tiefpass Ersatzschaltbild Ladevorgang C Ersatzschaltbild Entladevorgang Entladevorgang Anfänglich ist der Kondensator mit der Spannung U0 und der Ladung Q0 = C ⋅ U 0 geU . Der R Strom ist gleich der negativen Änderung der Ladung (negativ, weil I aus dem KondU dQ densator gerechnet wird), also I = − = −C ⋅ . Setzt man diese beiden Ausdrücke dt dt für I gleich, so ergibt sich die Differentialgleichung für die Kondensatorspannung: laden. Diese Spannung verursacht im Widerstand R einen Strom gemäß I = dU U =− dt RC Gl. 1 Lösung dieser Gleichung (z.B. mit dem Ansatz U = A ⋅ e −bt , A und b zu bestimmende Konstanten) liefert die Funktion der Spannung: U (t ) = U 0 ⋅ e − t RC Gl. 2 Das heißt, die Kondensatorspannung entlädt sich exponentiell. Halbwertszeit Die Halbwertszeit t1 2 ist definiert als die Zeit, bis die Spannung auf den halbe Wert abgesunken ist, also U (t1 2 ) = 1 U 0 . Eingesetzt in Gl. 2 ergibt sich daraus 2 t1 2 = RC ⋅ ln(2) 3.2. Gl. 3 Übertragungsfunktion und Phasenverschiebung R Ue Ua C RC-Tiefpass Schließt man den RC-Tiefpass an die Eingangsspannung U e = U Ch1 = u e sin (ω ⋅ t ) an, so ergibt sich ein Zeitverzögertes Ausgangssignal U a = U Ch 2 = u a sin (ω ⋅ t − ϕ ) . Man defi- niert: 4 Die Spannungsverstärkung Vu = ua und die Phasenverschiebung ϕ . ue Messung der Phasenverschiebung ∆t Am Oszilloskop stellt sich die Phasenverschiebung nicht als Winkel (in Radiant oder Grad) dar, sondern als Zeitverzögerung ∆t . Dabei entspricht eine Verzögerung von ∆t = T = 1 = 2π einem Winkel von 2π (360°). Daraus ergibt sich die Umrechnung für f ω ϕ zu: ϕ = 2π ⋅ f ⋅ ∆t = ω∆t Gl. 4 Man kann also durch die Messung der Zeitverzögerung bei bekannter Frequenz die Phasenverschiebung errechnen. 5 1. Messung der Phssenverschiebung zweier Sinus-Signale Grundlagen Misst man mit einem Oszilloskop Eingangssignal und Ausgangssignal einer elektronischen AC-Schaltung, so besteht im allgemeinen eine Phasenverschiebung zwischen diesen Signalen. In der XT-Betriebsart kann der Winkel der Phasenverschiebung gemessen werden. Messung der Zeitverschiebung ∆t U t T=1/f Die Abbildung zeigt das XT-Diagramm für zwei Sinus-Signale mit Phasenverschiebung. Am Oszilloskop kann man die zeitliche Verschiebung ∆t direkt ablesen: es ist dies die Zeit zwischen zwei Nulldurchgängen (Zeit = Länge am Oszilloskop x Sec/Div). Ist das Ausgangssignal nach links verschoben, so ist ∆t negativ, ansonsten positiv zu werten. Berechnung des Phasenwinkels Über eine Schlussrechnung kann man nun die Beziehung zwischen ∆t und ϕ erhalten: Bei einer Verschiebung um die Zeit T (Periodendauer) wäre der Winkel 360°. Also gilt für die Zeit ∆t: ϕ = 360° ⋅ 2. ∆t = 360° ⋅ f ⋅ ∆t T Berechnung der komplexen Übertragungsfunktion Grundlagen Betrachtet man die elektrischen Messgrößen als Realteile der komplexen Funktionen ) u = u 0 ⋅ e jωt ) i = i 0 ⋅ e jωt wobei u0, i0 die (komplexe) Amplitude der Messgröße und ω=2πf die Kreisfrequenz ist. Dann kann man AC-Schaltungen ähnlich wie DC-Schaltungen berechnen, nur tritt an die Stelle des ohmschen Widerstandes nun die (komplexe) Impedanz Z. Dabei hat ein reiner Widerstand Z=R, ein reiner Kondensator Z=1/jωC und eine reine Spule Z=jωL. Berechnung der Übertragungsfunktion eines RC-Tiefpasses Anhand des Beispiels eines RC-Tiefpasses soll die rechnerische Vorgehensweise demonstriert werden: 1 R Ue Ua C RC-Tiefpass In dieser Schaltung ist nun Z1=R und Z2=1/jωC. Aus dem Ohmschen Gesetz ergibt sich ) ) ) ue ue = und damit die Spannung an Z2 zu der Gesamtstrom i = Z gesamt Z1 + Z 2 Z2 ) u e (Spannungsteilerregel!). Z1 + Z 2 ) Die komplexe Übertragungsfunktion Vu ist definiert als das Verhältnis von Ausgangs) ua = zu Eingangsspannung, also ) ) ue Z2 Vu = ) = = ua Z1 + Z 2 1 jωC 1 = 1 1 + jωRC R+ jωC in diesem Beispiel. Erweitert man den Bruch mit dem konjugiert komplexen des Nenner so erhält man: ) Vu = 1 1 − jωRC 1 − jωRC ⋅ = 1 + jωRC 1 − jωRC 1 + (ωRC)2 Zur Bestimmung der Verstärkung Vu (=Betrag der komplexen Übertragungsfunktion) und der Phasenverschiebung ϕ geht man nun wie folgt vor: ( ) 2 Vu = Vu = 1 + (ωRC) ) −1 2 − ωRC ) Im(Vu ) 1 + (ωRC)2 ϕ = arctan = arctan ) Re(V ) 1 u 1 + (ωRC)2 2 = arctan(−ωRC)