Triumvirat - San Domenico Golf

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4 | 2015
Triumvirat
Die Spieler
der Saison
Nervensache
Europas Niederlage
im Solheim Cup
Abenteuer
Die wunderbaren
Küsten Südafrikas
Kinderspiel
Wie man Kids
Golf nahebringt
golfreisen
Kulinarischer Golfausflug, Folge 30:
Apulien
Orecchiette
und Negroamaro
Apulien liegt am italienischen Stiefel dort, wo bei Menschen die Achillessehne sitzt. Puglia, wie es in
der Landessprache heißt, war denn auch viele Jahre eine Region, die einen Ruf als Problemzone hatte.
Seit der Süden Italiens nicht nur bei den Nordlichtern eine bella figura macht, punktet auch Apulien: als
­attraktive Ferienregion mit gut 800 Kilometern Strand und 300 Sonnentagen, als Kornkammer Italiens
(Hartweizen), als Produktionszone für Lebensmittel und zunehmend auch als Heimat von hochwertigem
Von Christian Wenger
Wein. Golfer finden sechs Plätze mit 18 und einen mit 9 Löchern.
Einst Problemzone, heute Komfortzone: Apulien mit dem San Domenico Golf Club
(oben), schönen Stränden, köstlichen Nudeln und gediegenem Wein sowie den
­typischen Rundhäusern namens Trulli.
und andere prägten Menschen, Kultur, Gebräuche und die Landwirtschaft. Häuser und Siedlungen wurden zum Schutz gegen Eroberer zu kleinen Festungen ausgebaut. Heute sind die Gehöfte
als Masserien begehrte, weil meistens stilvoll und gekonnt renovierte Hideaways und Hotels.
Bei Savelletri liegt
Sean Connerys Lieblingsplatz
Fotos: Stuart Forster/Kathrin Ziegler/Getty Images, iStockphoto/Thinkstock, Jacob Sjöman Photography
H
ochebenen und viel Flachland mit einem trocken-­
heißen Klima und wenig Niederschlägen sind für
Apulien typisch. Die Nähe des Adriatischen und
des Ionischen Meeres sorgt für kühle Nächte, die
für den Anbau von Qualitätsweinen nötig sind.
Gut 400 Kilometer lang ist die Küste vom Sporn
bei Foggia bis zur Spitze des Stiefelabsatzes hinter Lecce, weitere
400 bis nach Taranto. Runde 50 Kilometer ist Apulien tief bis
zur Grenze mit Kampanien bzw. der Basilikata. Die Hauptund Hafenstadt Bari liegt auf der Hälfte der Küstenlinie.
Mit einer Rebfläche von 106 000 Hektar liegt Apulien hinter
Venetien und Sizilien mengenmäßig an der Spitze der italienischen Weinproduktion. Qualitativ ist noch viel aufzuholen: Zwar
gibt es vier DOCG- und 28 DOC-Zonen, diese machen aber erst
knapp fünf Prozent der Produktion aus. Ein großer Teil der Weine
wird für die Destillation von anonymen und beliebigen Massenweinen verwendet. Da der Konsum dieser Weine wie der Bedarf
der Wermutproduzenten an alkoholstarken Weißweinen auch in
Italien rückläufig ist, sind einige Produzenten aufgewacht und
machen Anstrengungen, die großartigen Ressourcen Apuliens
auszunutzen, sich auf einheimische Trauben zu konzentrieren
und in Sachen Qualität neue Maßstäbe anzulegen.
Vor allem drei Rebsorten haben sich mit interessanten Weinen in die Gastronomie und den Weinhandel hier in Deutschland
vorgearbeitet: Negroamaro, Primitivo und Uva di Troia. Daneben
gibt es viele weitere interessante Sorten. Alle sind typische Weine
aus dem Süden Italiens: dunkel in der Farbe, kraft- und temperamentvoll im Gaumen, alkoholreich und meistens tanninstark.
Die Namen einiger herausragender Produzenten stehen im
­Serviceteil.
Die Namen der Rebsorten deuten darauf hin, dass auch der
Absatz des italienischen Stiefels, genauso wie die benachbarten
Regionen Kalabrien, Basilikata und Sizilien, im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte erlebt hat. Griechen, Römer, Byzantiner, Langobarden, Sarazenen, Staufer, Normannen
Auch bei der im Prinzip eher ärmlichen Küche Apuliens geraten Kenner wegen ihrer geradlinigen Schlichtheit ins Schwärmen.
Der Umgang mit den vielfältigen Früchten des Meeres ist souverän. Sie kommen roh (Seeigel und marinierter Fisch), gedämpft,
gegrillt oder gebraten auf den Tisch. Den besten Überblick bekommt man morgens auf dem Fischmarkt in Gallipoli, eine alte
Griechenstadt, die auch heute noch eine Augenweide ist. Hand­
gemachte Pasta wie die fingernagelgroßen Orecchiette (Öhrchen),
die von den unterschiedlichsten Saucen aus Gemüse, aus Karden,
Kichererbsen, Karotten, Bohnen oder Tomaten begleitet werden,
Mozzarella oder die etwas gehaltvollere Burrata aus Andria, einheimisches Olivenöl und das aus Hartweizen hergestellte Brot
von Altamura sind einzigartig.
San Domenico gilt als das Vorzeige-Resort Apuliens. Es soll
Sean Connerys Lieblingsplatz sein, was allerdings von einigen
­anderen Plätzen auch behauptet wird. Es liegt beim Fischerdorf
Savelletri zwischen Bari und Brindisi und ist umringt von drei
­außerordentlich gepflegten Unterkünften, darunter das neue,
im apulischen Stil gebaute Borgo Egnazia. Der Platz wurde als
Championship Course angelegt, hat reichlich Wasserhindernisse
und ausladende Fairways, für deren Breite bei dem oft starken
Wind, den die Nähe zur Küste mit sich bringt, auch erfahrene
Pros dankbar sind. In der Nähe der 14. Spielbahn hat man vor 15
Jahren auf den Ruinen des römischen Gnathia einen sehenswerten archäologischen Park angelegt. Wenige Autominuten entfernt
lässt sich Alberobello besuchen, das Steindorf aus über tausend
noch intakten Trulli mit den typischen runden Spitzdächern aus
sorgsam geschichteten Steinen. Der eine oder andere Trullo ist
sogar noch bewohnt. Von hier lohnen sich die knapp 18 Kilometer zu einem der meistfotografierten und anmutigsten Dörfer in
ganz Italien: Cisternino, wo schon vor den Griechen und Römern
Wein und Oliven angebaut wurden.
Näher bei Bari liegt der Golfclub Bari Alto, der nett zu spielen
ist, aber weder große Ansprüche stellt noch nachhaltige Erinnerungen hinterlässt. Wesentlich spannender und nahe der Barockstadt Lecce sind der Acaya Golfclub sowie – nicht mehr am
Adriatischen, sondern am Ionischen Meer auf der anderen Seite
des Absatzes – bei Taranto der Golfclub Riva dei Tessali und dessen 15 Kilometer entfernter Bruderclub Metaponto. Acaya ist
zwar übersichtlich flach, aber viel Wasser und quer über die Fairways laufende flache Hecken lauern gnadenlos auf nicht präzis
­genug geschlagene Bälle. Direkt am Club gibt es ein von Hilton
geführtes First-Class-Hotel.
Riva dei Tessali ist seit vielen Jahren Gastgeber der Italian
Challenge Tour, das Finale wird auf San Domenico ausgetragen.
Die Fairways verlaufen unter zahlreichen ausladenden Pinien und
sind dazu noch sehr schmal und in Verbindung mit dem meist
starken Wind oft dramatisch herausfordernd. Der Zweitclub Metaponte ist das Gegenteil: flach und offen entlang an Oliven- und
Orangenbäumen. Ideal spielt es sich hier entweder im intensiven
Duft zur Blütezeit oder zur Reifezeit der Orangen. Dann liegen
nämlich in beiden Clubs an einigen Abschlägen frische Orangen
zur freien Bedienung, Schälmesser inklusive.
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golfreisen
Acaya Golf Club
Von Nord nach Süd. Längen, CR und Slopes:
gelbe Abschläge, Preise: Woche/Wochenende
Bari Alto Golf Club, Casamassima, www.
barialtogolfclub.com, Tel. +39 080 6977105,
­[email protected], 18 Löcher, Par 70,
5726 m, CR 70,1, Slope 125. Flacher Park- und
Palmland-Kurs, Design: William W. Amick/­
Giorgio Ferraris, Eröffnung: 1996, Hcp. 45/36,
Greenfee: 50 bis 60 Euro, Cart: 40 Euro, Spiel
nach Anmeldung.
Riva dei Tessali – Metaponto, Riva dei Tessali
www.rivadeitessali.com, Tel. +39 099 8431844,
[email protected], 2 x 18 Löcher, Par 71/
72, 5738/6057 m, CR 71,6/72,1, Slope 130/128.
Flacher Woodland-Kurs, Design: John D. Harris/
Marco Croze, Eröffnung: 1968, Hcp. 36, Greenfee: 100 Euro, Hotelgäste ermäßigt, Cart: 40
­Euro, Spiel jederzeit nach Anmeldung.
San Domenico Golf Club, Savelletri di Fasano,
www.sandomenicogolf.com, Tel. +39 080
4829200, [email protected],
18 Löcher, Par 72, 5993 m, CR 72,1, Slope 132.
Linksähnlicher, sanfthügeliger Küstenkurs, Design: European Golf Design/Brian L. Jorgensen,
Eröffnung: 2001, Hcp. 36, Greenfee: 95 bis 120
Euro, reduziert für Gäste der San Domenico
­Hotels, Cart: 50 Euro, Spiel jederzeit nach
­Anmeldung.
Coccaro Golf Club, Savelletri di Fassano,
www.masseriatorrecoccaro.com, Tel. +39 080
4827838, [email protected],
9 Löcher, Par 27, 1109 m. Leicht hügeliger
­Inland-Kurs, Eröffnung: 1999, Greenfee:
25 ­Euro, Spiel jederzeit.
Acaya Golf Club, Acaya, www.acayagolfresort.it,
Tel. +39 0832 861378, direzionesportiva@
acayagolfresort.it, 18 Löcher, Par 71, 5612 m,
CR 71,8, Slope 130. Offener, flacher Kurs, Design: Hurdzan-Fry, Eröffnung: 2007, Hcp. 36
Greenfee: 90 Euro, Sonderkonditionen für Hilton-Hotelgäste, Cart: 40 Euro, Spiel jederzeit
nach Anmeldung.
Riva dei Tessali, Castellaneta, www.rivadeitessali.it, Tel. 39 099 8341844, golf@rivadeites­
sali.it, 18 Löcher, Par 71, 5738 m, Slope 130.
Leicht hügelig, Wasser, Design: John Harris,
­Eröffnung: 1968, Hcp. 36, Greenfee: 65 Euro,
Cart: 40 Euro, Spiel jederzeit nach Anmeldung.
Metaponto, Bernalda, www.metapontogolf.it,
Tel. +39 0835 748916, golfclubmetaponto@
libero.it, 18 Löcher, Par 72, Slope 128, 6057 m.
Flach, mit Baumbestand, Design: Marco Croze
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Hcp. 36, Greenfee: 75 Euro, Cart: 40 Euro,
Spiel jederzeit nach Anmeldung.
Übernachten
Doubletreeresort by Hilton, Acaya
www.acayagolfresort.com, Tel. +39 0852
861385, [email protected], 97 Zimmer und
Suiten ab 110 Euro. Zimmer mit Blick auf Golfplatz oder botanischen Garten, Spa und Restaurants lassen nur wenige Wünsche offen.
Masserias: San Domenico/Cimino/Borgo Egnazio, Savelletri di Fasano, www.masseriasandomenico.com, Tel. +39 080 4827769, info@
masseriasandomenico.com, über 200 Zimmer
und Suiten, Villen und Wohnungen ab 330 Euro. Apuliens Fünf-Sterne-Luxusresort besteht
aus drei unterschiedlichen Hotels und einem
Meisterschafts-Golfplatz.
Masseria Alchimia, Fasano, www.masseria-­
alchimia.it, Tel. +39 335 6094647, [email protected], 10 Zimmer und Appartements
von 69 bis 119 Euro. Keine Stadt und kein anderes Hotel in Sichtweite. Ländliche Urlaubsidylle
mit schweizerisch-deutscher Betreuung.
Masseria Torre Maizza, Savelletri di Fasano
www.masseriatorremaizza.com, Tel. +39 080
4827838, [email protected], 33
Zimmer ab 295 Euro. Zum Hotel gehören auch
die Masseria Torre Coccaro und der gleichnamige Beach-Club mit gerühmter Küche.
Masseria Il Frantoio, Ostuni, www.masseriail­
frantoio.it, Tel. +39 0831 330276, prenota@
masseriailfrantoio.it, Zimmer ab 200 Euro.
Agriturismo mit Museum. Restaurant mit biologischer Küche und sehr persönlicher Betreuung
durch den Patron.
Hotelclub Il Baricentro, Casamassima, www.
hotelclubilbaricentro.it, Tel. +39 080 6977290,
[email protected], 28 Zimmer und Suiten ab
138 Euro. Drei-Sterne-Hotelanlage 18 Kilometer
außerhalb von Bari, nahe der Schnellstraße,
mit Kongresszentrum.
La Fiormontina, Lecce, www.lafiermontina.com,
Tel. +39 0832 302481, [email protected],
16 Zimmer und Suiten von 330 bis 440 Euro.
Vom Stararchitekten renoviertes Herrenhaus
aus dem 17. Jh. im antiken Stadtzentrum, Pool
zwischen Olivenbäumen.
Essen und Trinken
Pantagruele, Brindisi, Tel. +39 0831 56 06 05,
Via Salita Di Ripalta 1. Modernes Lokal, spezialisiert auf Fische und Meeresfrüchte in der klas-
sischen Zubereitung der cucina casalinga.
Osteria Piazetta Cattedrale, Ostuni, Tel. +39
0831 335026, Largo Arcidiacono 7. Ziemlich
umfassendes Angebot apulischer Weine in
Kombination mit einheimischen Spezialitäten.
Rifugio dei Ghiottoni, Fasano, Tel. +39 080
14800, Via nazionale dei Trulli 116. Muntere
­Restaurant-Pizzeria unter einem alten Gewölbe
– ein absolutes Muss sind die Orecchiette mit
Rübengrün.
Antichi Sapori (Pietro Zito), Montegrosso di
Andria, Tel. +39 0883 569529, Plaza San Isidoro 10. Die Küche arbeitet nach alten Rezepten
und mit streng kontrollierten Zutaten – einen
Tisch gibt es nur auf Reservierung.
Pashà, Conversano, Tel. +39 080 4951079,
­Piazza Castello 7. Moderne, schlanke, schnörkellose Mittelmeer-Küche, ergänzt durch Kochschule und einen neuen Michelin-Stern.
Cielo (im Hotel Sommità), Ostuni, Tel. +39 0831
305925, Via Scipione Petrarolo 7. Kreative
Gourmetküche mit rohem Fisch und Meeresfrüchten im stylishen Ambiente der Gewölbe
­einer Masseria.
La Puritate, Gallipoli, Tel. +39 0833 264205,
Via San Elia 18. Modernes, anspruchsvolles
­Restaurant in der Altstadt Gallipolis. Die legendäre Fischsuppe unbedingt vorbestellen.
Weine
dieser Produzenten versprechen Genuss:
Cantine San Marzano, Castel di Salve, Castello Monaci, Conte Spagnoletti Zeuli, Conti Zecca, Fatalone
Giancòla, Gianfranco Fino, Sava, Leone de Castris,
Masseria Li Veli, Milla Una, Polvanera, Produttori
Vini di Manduria, Racemi, Tenuta Monaci, Tenute
Chiaromonte, Tenute Rubino, Terre del Grico
Anschauen und Einkaufen
La Limonaia, Torre Canne di Fasano, Via de
F­ aro. Mit über 40 mit Natur und Passion her­
gestellten Eissorten dürften auch erfahrene
Schleckermäuler zurechtkommen.
Antico Pastifico Benedetto Cavaleri, Maglie, Via
Garibaldi 64. Die weiß-blau gestreiften Packungen signalisieren vollendete Pastaherstellung
und höchste Nudelkunst.
Guna Beach Club, Brindisi, Contrada Apani.
­Einer der derzeit angesagten Beachclubs für
Alt und Jung. Kiting und Windsurfing, Wellness
und schlanke Küche.
Nächste Folge: Frankreich: Loire
Foto: Acaya Golf Club
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