7 Amateurfunk mit dem MW-Radio hören Wer mit geringem Aufwand in die Welt des Amateurfunks hineinhören will, steht meist vor dem Problem eines geeigneten Empfängers: Entweder man baut diesen selbst, dann braucht man neben Messgeräten auch ein wenig Erfahrung, oder man kauft – dann braucht man einige EuroScheinchen. Hier werden zwei interessante Kompromisslösungen auf Basis eines üblichen Radios beschrieben. auch jeder Amateurfunksuper besitzt. Ohne einen kleinen Eingriff in das Gerät geht es dabei nicht. Variante 2 vermeidet einen Geräteeingriff, erfordert aber ein wenig mehr Bauelementeaufwand und lässt sich am besten nur für ein einziges Band verwirklichen. Besonders bietet sich das 40m-Band an, da es von den meisten Rundfunkempfängern erfasst wird. Diese Lösung wird hier als erste beschrieben. Man kann dieses Konzept aber auch recht leicht erweitern, indem man einen Konverter mit in die Schaltung einfügt. Dann kann man z. B. im 80-m-Band hören, obwohl die7.1 So oder so ses vom Radio nicht direkt empfangen wird. Dieses KonUm die populärsten Afu-Betriebsarten CW (A1A, Mor- zept wird als zweites vorgestellt. setelegrafie ohne Modulation durch eine Tonfrequenz) und SSB (J3E, Sprechfunk mit einem Seitenband und unter- 7.2 Connection via Injection drücktem Träger) mit einem AM-Radio zu empfangen, kann man zwei Wege gehen: Einen stabilen freischwingenden VFO für 7…7,1 MHz aufzubauen, ist nicht ganz leicht. Neben besondere An1. Man setzt dem ZF-Signal eine Frequenz entsprechend forderungen an die Bauelemente tritt die Forderung nach der herabgemischten Trägerfrequenz zu. einem gut geschirmten Gehäuse. Deshalb wird hier die 2. Man setzt dem Eingangssignal eine Frequenz entspre- Frequenz eines VFOs für 1…1,1 MHz mit quarzstabilen 6 chend der Original-Trägerfrequenz zu. MHz gemischt und das Summensignal herausgefiltert. Um den Transistor herum ist der nun recht unkritische VFO In beiden Fällen erfolgt schließlich Direktmischung über aufgebaut. Bei solch niedrigen Frequenzen ist es übrigens den Diodengleichrichter des AM-Demodulators, der dann nicht ganz so leicht, ein zuverlässig anschwingendes Dequasi als Produktdetektor missbraucht wird. Man muss sich sign zu erarbeiten. Die Schaltung ist jedoch bewährt und da letztendlich je nach Empfängertyp und Bastelambition arbeitet sehr zuverlässig. selbst entscheiden. Variante 1 bedient sich des BFO (beat Zur Abstimmung wird ein Rundfunk-Drehkondensator frequency oscillator - Überlagerungsoszillator), wie ihn ja eingesetzt. Die 1:3-Untersetzung gewährleistet ein beque- Bild 7.1: Beim Injektionsoszillator für das 40-m-Band werden die Frequenzen 1…1,1 MHz und 6 MHz gemischt 36 Amateurfunk mit dem MW-Radio hören Bild 7.2: Musteraufbau des Injektionsoszillators mes Einstellen auch bei SSB. Mit dem Serienkondensator 150 pF wird die variable Kapazität auf 100 pF verkürzt, was bei der eingesetzten Festinduktivität (HF-Drossel) genau 100 kHz Abstimmbereich ergibt. Wer besonders hohe Stabilität wünscht, legt bei den fünf frequenzbestimmenden Festkondensatoren Wert auf eine kleine keramische Ausführung. Gemischt wird idealerweise im NE/SA 602/612. Neben dem Standardquarz genügen bekanntlich zwei Kondensatoren, um dessen Oszillator zu komplettieren. Über eine kleine Kapazität wird das VFO-Signal unsymmetrisch eingekoppelt. Am Ausgang liegt der mit kapazitiven Spannungsteilern an IC-Ausgangswiderstand und Poti angepasste 7,05-MHz-Schwingkreis. Die Frequenzvariation erfolgt innerhalb seiner 3-dB-Bandbreite, sodass die Ausgangsspannung (am Hochpunkt ungefähr 500 mV) genügend konstant bleibt. Zur Injektion genügt eine sehr kleine Spannung, deren Wert mit dem niederohmigen Potentiometer optimiert werden kann. zwei Anschlüsse) zu erden. In einem zweiten Schritt sollte die Schaltung komplettiert werden. Es ist schon von Vorteil, für den Abgleich des Ausgangskreises parallel zum 1-nF-Kondensator ein Oszilloskop einzusetzen, doch besitzt man dieses nicht, kann man auch mit einer kleinen Hilfsschaltung arbeiten, die man vorteilhaft parallel zum Kondensator 75 pF anschließt. Sie stellt lediglich einen HF-Diodengleichrichter aus einer Schottky-Diode und einem folgenden RC-Glied von etwa 10 nF parallel zu 100 kOhm dar. Man misst mit einem Digitalvoltmeter im 2-V-Bereich die Gleichspannung am RC-Glied. Bei halb eingedrehtem Drehkondensator wird mit dem Trimmer 35 pF maximale Gleichspannung eingestellt. Der Stromverbrauch liegt bei 4 mA. Bei 6 V Betriebsspannung sollte man bleiben, denn der NE/SA 602/612 verlangt maximal 4,5 V und hat bekanntlich 8 V als Grenzwert. Um das Ausschalten nicht zu vergessen, kann man noch eine LED hinzufügen. Als Quasi-Antenne wird ein Stück Kabel verwendet. Aufbautipps Der Aufbau dieses externen Zusatzes kann großzügig z. B. auf einer Universalleiterplatte im Europakarten-Format erfolgen. Zunächst stellt man den VFO fertig und hört dann zur Betriebskontrolle das Signal mit einem MW-Radio ab. Nach dessen Skala sollte man sich für einen genauen Frequenzabgleich indes nicht richten, denn da gibt es mitunter größere Abweichungen. Hier ist der Hinweis wichtig, dass es besonders bei ganz eingedrehtem Kondensator zu einer Unsicherheit kommen kann, die sich in einem größeren Frequenzsprung nach unten äußert. Weiter scheint es wichtig, den Anfänger besonders darauf hinzuweisen, Bild 7.3: Grundkonzept für den Konverter mit auch ja den Rotor bei Drehko und Trimmern (hier die Injektionsoszillator 37 Amateurfunk mit dem MW-Radio hören Bild 7.4: Mit einem Transistor und zwei ICs wird das Konzept umgesetzt Erfahrungen Ist alles vorbereitet, wird eine Station eingestellt. Nachmittags kann man auf 40 m leicht starke Signale aus ganz Europa empfangen. Ruft eine Station DX, darf man annehmen, dass sie am Bandanfang (7…7,01 MHz) sendet. Man dreht das Potentiometer voll auf, den Drehkondensator fast nach links und stellt den Trimmer 70 pF so ein, dass die Station mehr oder weniger weggedrückt wird. Dann stellt man am Potentiometer zurück und korrigiert die Frequenz, bis wohlklingende NF-Töne statt zerhacktem Rauschen erklingen. 7.3 Konverter und BFO für 80 m auf 1,6 MHz Die Empfangsfrequenz von 3,5…3,8 MHz wird hier mit einer Oszillatorfrequenz von 1,9…2,2 MHz so gemischt, dass sich als Differenzfrequenz 1,6 MHz ergibt. Das Radio ist fest auf diese „ruhige“ Frequenz kurz vor Ende des MWBereichs (1,605 MHz) eingestellt. Zum Empfang auf 3,5 MHz schwingt der Oszillator also ebenfalls auf der niedrigsten Frequenz 1,9 MHz (3,5 MHz – 1,9 MHz = 1,6 MHz), zum Empfang auf 3,8 MHz auf der höchsten (2,2 Bild 7.5: Layout einer möglichen Leiterplatte 38 Amateurfunk mit dem MW-Radio hören Bild 7.6: Der Bestückungsplan MHz). Diese erste ZF von 1,6 MHz wird dann für SSB- m-Band die zweite Oberwelle auf 6,6 MHz ab. Mit C3 Empfang mit einer gleichgroßen, für CW-Empfang mit kann die Frequenz optimiert werden. einer um etwa 1 kHz versetzten Frequenz gemischt. • Aufbau des Injektions-BFOs. Dessen Signal kann man problemlos bei 1,6 MHz mit jedem Radio nachweisen, Einfache Schaltung wenn man etwas Draht an den Ausgang lötet und dieZum Abstimmen des Vorkreises und des ersten Oszilla- ses in die Nähe der Ferritantenne bringt. Man stellt mit tors wird ein Rundfunkdrehko 2 x 330 pF o. ä. eingesetzt. C3 auf Maximum. C9 und C17 verkürzen den Abstimmbereich. Das Anten- • Es folgen Vorkreis, SFET-Stufe und Bandpass. C2 und nensignal gelangt über P1 an den Vorkreis, ein FET BF C4 kann man im Betrieb einstellen. 256B oder C dient als Impedanzwandler. Der Gleichlauf von Eingangs- und Oszillatorkreis er- Tipps und Erfahrungen fordert ein bestimmtes Verhältnis der Induktivitäten. Um Vermutete Fehler lassen sich meist über eine Gleichspandem so gut wie möglich zu entsprechen, wurden je zwei nungsmessung einkreisen. Erhält der Konverter 1 mV (etwa Spulen eingesetzt. 3,6 MHz), ergeben sich etwa 5 mV Resonanzspannung am C18 führt das gewünschte 1,6-MHz-Signal an einen ein- Gate und 2…3 mV an Source. Die Resonanzspannung im fachen Schwingkreis. C21 und C24 sorgen dafür, dass die Resonanzfrequenz wenig von der kapazitiven Ausgangsbelastung abhängt. IC2 arbeitet nur als Oszillator. Es ergibt sich mit P2 eine Frequenzvariation von +/-1,5 kHz. D3 stabilisiert die Abstimmspannung. C29 ist recht unkritisch. Aufbau und Abgleich Wichtig ist es, in den Oszillatoren Neosid-Spulen und Styroflexkondensatoren zu verwenden, da nur diese Kombination beste Temperaturstabilität mit „Fertigbauelementen“ verspricht. Ausgehend von wenigen Messmitteln empfiehlt sich folgendes Vorgehen beim Aufbau: • Aufbau des ersten Oszillators. An Pin 1 wird ein Widerstand 10 kOhm gegen Masse gelegt, an Pin 4 kann etwas Draht angelötet werden. Der Drehko wird fast ausgedreht (kleinste Kapazität). Man hört mit einem Radio im 49- Bild 7.7: Ansicht der bestückten Platine 39 Amateurfunk mit dem MW-Radio hören Bild 7.8: Es kann losgehen: das komplette Empfangsequipment ZF-Kreis beträgt rund 10 mV, die Ausgangsspannung ungefähr 1 mV. Der Konverter arbeitet bereits gut mit einem einfachen Taschenempfänger zusammen. Dabei wurde eine Empfindlichkeit von 15 µV für 3 dB Rauschabstand ermittelt. Das ist nicht allzu viel, aber auf Grund der Intermodulation sollte man sich sowieso auf das Aufnehmen stärkerer Stationen beschränken. Bei CW-Stationen gelang das gut mit einem unter Dach gespannten Multibanddipol. Bei SSB-Stationen gab es leider Schwierigkeiten mit der Verständlichkeit. Der Störpegel auf Mittelwelle ist abends recht hoch. Der Unterschied zwischen Empfangsfrequenz und erster ZF (1,6 MHz) ist nicht sehr groß: Geht das 80-m-Band auf, dann nimmt auch die Signalfülle am oberen Ende der Mittelwelle zu. 40