Zusammenfassung 1-6 Zusammenfassung Gegenstand dieser Arbeit ist das III-V-Nitrid Galliumnitrid, insbesondere Heterostrukturen aus Aluminium-Galliumnitrid, die jeweils als Schichten auf SaphirSubstraten gewachsen sind. Ziel war die Herstellung von In-Plane Gate Transistoren (IPG) mittels fokussierter Ionenstrahlimplantation. Solche Transistoren werden aus speziellen AlxGa1-xN/GaN Heterostrukturen hergestellt, in denen ein (quasi-)zweidimensionales Elektronengas (2DEG) ausgebildet ist. Diese als HEMT (high electron mobility transistor) bezeichneten Schichtsysteme besitzen im Falle der genannten Nitride flächige Elektronendichten in der Größenordnung 1012 cm-2 und Beweglichkeiten von rund 1000 cm2/Vs. Diese im Vergleich mit anderen HEMT-Strukturen hohen Elektronendichten in Verbindung mit der großen chemischen und thermischen Beständigkeit der Nitride machen diese zu attraktiven Ausgangsmaterialien für elektronische Bauelemente, die auch in chemisch aggressiver oder heißer Umgebung eingesetzt werden können. Um Bauelemente herstellen zu können, muss zunächst die Halbleiterschicht in kleine Bereiche, die voneinander elektrisch isoliert sind, sogenannte Mesen, strukturiert werden. Die im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Verfahren werden in Kapitel 2 vorgestellt. Am schonendsten für das Material und mit technisch geringem Aufwand geschieht die Strukturierung bei vielen Halbleitern üblicherweise durch nasschemisches Ätzen. Aber gerade die chemische Beständigkeit der Nitride macht dies zu einer großen Herausforderung. Deshalb wurden Versuche unternommen, GaN-Schichten durch (UV-)lichtunterstütztes elektrochemisches Ätzen zu strukturieren, was in Kapitel 2.1 beschrieben wird. Die Ätzraten waren mit ca. 50 nm/min groß genug, um eine Strukturierung vorzunehmen. Dabei ist es gelungen, 3 µm dicke GaN-Schichten auch mit vergleichsweise geringen Elektronendichten von 1016 cm-3 bis auf das Substrat herunter zu ätzen. Da jedoch hohe Leistungsdichten des Zusammenfassung 1-7 UV-Lichts von rund 500 mW/cm2 notwendig waren, die nur innerhalb eines kleinen Lichtflecks erreicht werden können, ist dieses Verfahren nicht geeignet, größere Flächen des Materials gleichzeitig bzw. mit ausreichender Homogenität zu strukturieren. Um den gewünschten Ätzprozess auf größere Flächen auszudehnen, wurde aus diesem Grunde ein Plasmaätzverfahren zur Mesastrukturierung entwickelt. In Kapitel 2.2 wird beschrieben, wie durch eine einfache Vorrichtung, die in eine herkömmliche Vakuumanlage eingebaut wird, homogen und mit Ätzraten von rund 10 nm/min GaN strukturiert werden kann. In dieser Vorrichtung treffen, durch eine Spannung von 5 kV beschleunigt, ArgonIonen auf einen rund 10 cm2 großen Probenteller. Dies erlaubt es, auch Probenflächen im Bereich von cm2, wie sie in dieser Arbeit als typische Größen von Probenstücken verwendet wurden, als Mesen zu strukturieren. Damit konnte das notwendige Ziel erreicht werden, aktive Bereiche in einer GaN-Schicht und damit auch in den HEMT-Strukturen von einander zu trennen. Für die Realisierung von elektronischen Bauelementen ist eine elektrische Kontaktierung mit ohmschen Kontakten notwendig. In Kapitel 2.3 wird die Herstellung und Optimierung elektrischer Kontakte beschrieben. Durch geeignete Wahl von Dauer und Temperatur erfolgt die thermische Aktivierung von Titan-Aluminium Kontakten in einem schnellen thermischen Ausheilofen. Es konnten so auf dem verwendeten AlxGa1-xN/GaN HEMT normierte Kontaktwiderstände von unter 0,4 Ωmm realisiert werden, was bereits industriellen Anforderungen genügt. Damit konnten die technologischen Voraussetzungen geschaffen werden, um Mesen der Aluminium-Galliumnitrid Heterostrukturen elektrisch zu kontaktieren und in diesen Bereichen durch fokussierte Ionenstrahlen Transistoren herzustellen. Das Zustandekommen des (quasi-)zweidimensionalen Elektronengases in einer AlxGa1-xN/GaN HEMT Struktur wird in Kapitel 3 beschrieben. Anders als in den wohlbekannten AlxGa1-xAs/GaAs Heterostrukturen spielen in den Nitriden piezoelektrische Felder eine entscheidende Rolle. Der Sprung von piezoelektrischen Feldern an Materialgrenzen führt zur Bildung ortsfester Polarisationsladungen, die durch bewegliche Ladungen kompensiert werden. Diese freien Ladungsträger bilden das 2DEG an der Heterogrenzfläche. Die weiteren Unterkapitel widmen sich der Probencharakterisierung. Eine sehr empfindliche Methode zur Bestimmung der Schichtqualität stellt die Fotolumineszenz dar. Eine Beschreibung des entsprechenden Messplatzes, der im Rahmen dieser Arbeit aufgebaut Zusammenfassung 1-8 wurde, liefert Kapitel 3.2. Messungen der Fotolumineszenz an der AlxGa1-xN/GaN HEMT Struktur, sowohl bei Raumtemperatur als auch bei 5 K beweisen die gute Materialqualität. Die in Galliumnitrid häufig beobachtete gelbe Lumineszenz konnte ebenfalls nachgewiesen werden. Sie belegt das Vorhandensein von Defektniveaus, deren Entstehung diskutiert wird. Elektrische Hall-Messungen, die sowohl bei Raumtemperatur als auch bei 4,2 K durchgeführt wurden, folgen in Kapitel 3.3. Bei Raumtemperatur beträgt die Elektronendichte rund 4x1012 cm-2 und die Beweglichkeit ungefähr 950 cm2/Vs; bei 4,2 K sind es ebenfalls rund 4x1012 cm-2 bzw. rund 5700 cm2/Vs. Die in dieser Arbeit verwendete HEMT-Struktur zeigt bei Raumtemperatur eine Leitfähigkeit durch den buffer, die jedoch bei T = 4,2 K wegen der fehlenden thermischen Aktivierung von Dotierniveaus ausgeschaltet ist. Deswegen wurden die meisten elektrischen Messungen bei T = 4,2 K ausgeführt. Das verwendete HEMT besitzt zudem eine ausgeprägte Fotoleitfähigkeit und zeigt einen starken lang anhaltenden Fotoeffekt (persistent photoconductivity effect, PPE) über mehrere Tage. Da dies auch einen Einfluss auf elektronische Bauelemente hat, wurde der PPE ausführlich untersucht und in Kapitel 3.4 beschrieben. Man findet, dass der PPE sich thermisch, aber nicht optisch unterdrücken lässt. Aufgrund dieser Befunde wird ein einfaches Modell beschrieben, wonach der für diesen Effekt verantwortliche Defektzustand an Gitterschwingungen angekoppelt ist, die einen starken Einfluss auf seine elektronische Struktur nehmen. Damit wird ein schnelles Wiedereinfangen der Elektronen, insbesondere bei tiefen Temperaturen, verhindert. Kapitel 4.1 beginnt mit einer Beschreibung der derzeit verfügbaren Typen von Feldeffekttransistoren auf der Basis von Nitriden und gibt eine Motivation zur Herstellung von In-Plane Gate Transistoren. In Kapitel 4.2 wird die Funktionsweise einer fokussierenden Ionenstrahlanlage beschrieben. Mit deren Hilfe wurden in das AlxGa1-xN/GaN HEMT Ionen implantiert, die eine Isolation des Materials bewirken. Durch die Implantation entlang von Linien können so leitfähige Bereiche des 2DEG in der HEMT Struktur voneinander abgetrennt werden. Die Herstellung von IPGs auf der Grundlage der in den vorangegangenen Kapiteln erarbeiteten Probenprozessierung und die elektrische Charakterisierung von IPGs wird in Kapitel 4.4 beschrieben. Durch die Ionenimplantation wurden leitfähige Kanäle definiert, deren Breite und somit deren Widerstand sich durch eine Gatespannung steuern lassen. Sie lassen sich bei 4,2 K sowohl anreichern als auch verarmen und sogar vollkommen verschließen. Typische Werte liegen zwischen einigen kΩ im geöffneten Zustand und bei GΩ Zusammenfassung 1-9 im geschlossenen Zustand, d.h. es können Ströme zwischen 0,1 mA und nA gesteuert werden. Dabei betragen die Steilheiten 3-4 µS. Dies sind die ersten In-Plane Gate Transistoren, die in Nitriden hergestellt werden konnten. Ihre typischen Kanalweiten betragen 1 µm. Es zeigt sich, dass die Ausbreitung der Verarmungszone proportional zur angelegten Gatespannung ist. Die experimentellen Befunde stimmen mit den theoretischen Überlegungen überein. Frequenzabhängige Messungen, die in Kapitel 4.4.1 vorgestellt werden, deuten darauf hin, dass es zu parasitären Einflüssen, etwa durch Umladungseffekte an der Oberfläche kommt. Dies limitiert die Fequenzeigenschaften der hergestellten Bauelemente. Andererseits könnten diese Oberflächeneffekte den Einsatz von IPGs als Sensoren ermöglichen. Dieser Sachverhalt wird abschließend in Kapitel 4.5 als Ausblick diskutiert.