DMS Messumformerschaltungen DMS Messumformerschaltungen für lange Leitungen Beispiele für Auswerteschaltungen INHALT: 1. DMS Brückenschaltungen und Signale 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 Viertelbrücke Halbbrücke, 2 aktive DMS Halbbrücke, 1 aktiv, 1 quer DMS Vollbrücke, 4 aktive DMS Vollbrücke, 2 aktive, 2 quer DMS (Nicht linear) Vollbrücke, 2 aktive, 2 quer DMS (Linear) 2. Problematik der Leitungswiderstände 2.1 Der Leitungswiderstand 2.2 Kompensation der Leitungswiderstände 2.2.1 Dreileitertechnik 2.2.2 Vierleitertechnik 2.2.3 HBM – Brücke bzw. Kreuzer – Schaltung 2.2.4 Sechsleitertechnik 3. Störsignalunterdrückung durch „Lock-In“ Brücken Verstärker 4. Literaturangaben 5. Anhang: Operationsverstärker Datenblätter 1 DMS Messumformerschaltungen 1. DMS Brückenschaltungen und Signale In diesem Kapitel werden die bei Dehnungsmeßstreifen üblichen Schaltungstechniken gezeigt, die allesamt auf der Wheatstone’schen Brückenschaltung beruhen. Die aufgeführten Schaltungen sind sowohl in der Spannungsanalyse als auch im Sensorenbau anwendbar. Für den Sensorenbau wird im allgemeinen ausschließlich die Vollbrückenschaltung gewählt, um ein stärkeres Meßsignal zu erhalten, bestehend aus 4 oder mehr aktiven Dehnungsmeßstreifen. In der Spannungsanalyse bei weitgehend konstanter Umgebungstemperatur genügt auch die Viertelbrückenschaltung. Die Formeln ergeben sich allesamt aus der einfachen Beziehung der Impedanzen bei der Wheatstone’schen Brückenschaltung: Z1 * Z3 = Z2 * Z4 1.1 Viertelbrücke USig Ubat ε K = Signalspannung = Speisespannung = Dehnung = Konstante Abbildung 1: Viertelbrücke In dieser Schaltung gibt es nur einen aktiven DMS (rot unterlegt). Es handelt sich um die meistgebrauchte Schaltung in der Spannungsanalyse. Der aktive DMS wird durch drei passive Widerstände (Ohm’sche Widerstände) zur Vollbrücke ergänzt. Formel: Beispiel: USig K * ε = 4 UBat 2 *1000 * E − 06 4 m m = 0,5 mV V 2 DMS Messumformerschaltungen Bei 1000µm/m Dehnung ist die Signalspannung an der ¼ Brückenschaltung also 0,5mV pro Volt Speisespannung. Der Spannungsverlauf ist hier allerdings nicht Linear. Für die Spannungsanalyse ist die Nichtlinearität aber meist unwesentlich, bei sehr hohen Dehungen jedoch kann der Fehler durchaus 2% und mehr betragen. Für den Sensorenbau hat die Viertelbrücke jedoch keine praktische Bedeutung. 1.2 Halbbrücke, 2 aktive DMS USig Ubat ε K = Signalspannung = Speisespannung = Dehnung = Konstante Abbildung 2: Halbbrücke In dieser Schaltungsvariante sind nun zwei aktive DMS (rot und cyan unterlegt) untergebracht. Sie werden durch zwei passive Widerstände (Ohm’sche Widerstände) zur Vollbrücke ergänzt. Formel: USig K * ε = UBat 2 Beispiel: 2 *1000 * E − 06 2 m m = 1 mV V Bei 1000µm/m Dehnung ist die Signalspannung an der ½- Brückenschaltung also 1mV pro Volt Speisespannung. Der Spannungsverlauf bei dieser Brücke ist Linear. Sie findet Anwendung in der Spannungsanalyse und bei Low Cost Sensoren. 3 DMS Messumformerschaltungen 1.3 Halbbrücke, 1 aktiv, 1 quer DMS USig Ubat ε ν K = Signalspannung = Speisespannung = Dehnung = Querdehnzahl des Meßobjekt-Werkstoffs = Konstante Abbildung 3: Halbbrücke 2 Der aktive DMS (1) wird durch einen quer angeordneten, sogenannten „Poisson“ DMS (2) und zwei passive Widerstände (Ohm’sche Widerstände 3,4) zu einer Vollbrücke ergänzt. Formel: Beispiel: USig K * ε *(1 + ν ) = UBat 4 m *(1 + 0,3) mV m = 0,65 V 4 2 *1000 * E − 06 Bei 1000µm/m Dehnung ist die Signalspannung an dieser Brückenschaltung also 0,65mV pro Volt Speisespannung. Diese Brücke ist nicht völlig Linear. Sie findet Anwendung in der Spannungsanalyse und bei Low Cost Sensoren. Bei Zug- und Druckstäben ist diese Schaltung unvermeidbar. 4 DMS Messumformerschaltungen 1.4 Vollbrücke, 4 aktive DMS USig Ubat ε K = Signalspannung = Speisespannung = Dehnung = Konstante Abbildung 4: Vollbrücke Diese Schaltung besteht aus vier aktiven DMS. Formel: USig = K *ε UBat Beispiel: 2*1000*10-6m/m = 2mV/V Bei 1000µm/m Dehnung ist die Signalspannung an dieser Vollbrückenschaltung also 2mV pro Volt Speisespannung. Diese Brücke ist Linear. Es ist die bevorzugte Standardschaltung im Sensorenbau. Hier ist die bestmögliche Kompensation von Temperatureinflüssen und sonstigen Störgrößen möglich. 1.5 Vollbrücke, 2 aktive, 2 quer DMS (Nicht linear) USig Ubat ε ν K = Signalspannung = Speisespannung = Dehnung = Querdehnzahl des Meßobjekt-Werkstoffs = Konstante Abbildung 5: Vollbrücke 2 5 DMS Messumformerschaltungen Die Schaltung besteht aus zwei aktiven, gleichsinnig beanspruchten DMS (1,3), die durch zwei quer angeordnete, sogenannte „Poisson“ DMS (2,4) zur Vollbrücke ergänzt werden. Formel: USig K * ε *(1 + ν ) = UBat 2 m *(1 + 0,3) mV m = 1,3 2 V Beispiel: 2 *1000 * E − 06 Bei 1000µm/m Dehnung ist die Signalspannung an dieser Brückenschaltung also 1,3mV pro Volt Speisespannung. Diese Schaltung ist Nicht Linear. Sie findet Anwendung in der Spannungsanalyse und bei Zugund Druckstäben. Für Präzisionssensoren muß noch eine Linearisierung mit Halbleiter-DMS gemacht werden. 1.6 Vollbrücke, 2 aktive, 2 quer DMS (Linear) USig Ubat ε ν K = Signalspannung = Speisespannung = Dehnung = Querdehnzahl des Meßobjekt-Werkstoffs = Konstante Abbildung 6: Vollbrücke 3 Die Schaltung besteht aus zwei aktiven DMS (1,2), die durch zwei quer angeordnete, sogenannte „Poisson“ DMS (3,4) zur Vollbrücke ergänzt werden. Formel: USig K * ε *(1 + ν ) = UBat 2 6 DMS Messumformerschaltungen m *(1 + 0,3) mV m = 1,3 2 V Beispiel: 2 *1000 * E − 06 Bei 1000µm/m Dehnung ist die Signalspannung an dieser Brückenschaltung also 1,3mV pro Volt Speisespannung. Diese Brücke ist Linear. Sie findet Anwendung in der Spannungsanalyse und bei Low Cost Sensoren. 2. Problematik der Leitungswiderstände 2.1 Der Leitungswiderstand Der Leitungswiderstand eines elektrischen Leiters ergibt sich wie folgt: l R= ρ* A l A ρ = Leiterlänge = Leiterfläche = spezifischer Widerstand des Leiters Wie leicht ersichtlich ist, macht sich der Leitungswiderstand bei langen Leitungen, wie sie oft benötigt werden, wenn bspw. der Ort der Messung nicht direkt zugänglich ist, stark bemerkbar. Hierzu noch einmal ein Beispiel: Das Meßsignal sei 1,3mV pro Volt Speisespannung. Die Zuleitung sei 10m lang, der Querschnitt des Kabels 0,25mm² und das Material des Leiters Kupfer. Der Speisestrom beträgt 4mA. R = 0,0178 Ω * mm² 10m * = 0,712Ω m 0,25mm² U = R * I = 0,712Ω * 4mA = 2,85mV Ö Das bedeuted, daß der Spannungsverlust durch den Widerstand der Leitungen mehr als doppelt so hoch wie das eigentliche Meßsignal ist. Dies ist natürlich unbrauchbar. 2.2 Kompensation der Leitungswiderstände Um den störenden Einfluß der Leitungswiderstände zu beseitigen, gibt es verschiedene Schaltungsarten, die im folgenden vorgestellt werden. 7 DMS Messumformerschaltungen Es handelt sich im einzelnen um - die Dreileitertechnik - die Vierleitertechnik - die HBM – Brücke bzw. Kreuzer – Schaltung - die Sechsleitertechnik 2.2.1 Dreileitertechnik Schaltbild: Abbildung 7: Dreileiterbeschaltung Die Kompensation erfolgt über die spezielle Anordnung zweier Spannungsteiler, die in die hochohmigen Eingänge eines Operationsverstärkers münden. Rcu R(ϑ) R1,2,3 Formel: = Leitungswiderstand = veränderlicher Widerstand (hier von der Temperatur abhängig = passive Widerstände RCu + R(ϑ ) R3 = 2 * RCu + R(ϑ ) + R1 R 2 + R 3 8 DMS Messumformerschaltungen Wie man erkennen kann, spielen die Leitungswiderstände keine Rolle mehr, wenn man R1, R2 und R3 gleichsetzt. Somit kann man die Länge des Kabels auch frei wählen (zu beachten bleibt natürlich weiterhin, daß man sich jede Menge hochfrequente Störeinflüße einfangen kann, darauf wird aber im Kapitel 3 näher eingegangen). 2.2.2 Vierleitertechnik Schaltbild: Abbildung 8: Vierleiterbeschaltung Rcu R(ϑ) = Leitungswiderstand = veränderlicher Widerstand (hier von der Temperatur abhängig Die Eingänge des Operationsverstärkers sind sehr hochohmig ausgelegt, weshalb auch kein Strom hinein fließen kann. Die Leitungswiderstände der beiden Operationsverstärkerzuleitungen haben somit keinen Einfluß, da durch sie kein Strom fließt. Durch eine Stromquelle wird ein konstanter Strom durch die Schaltung geschickt. Da die Operationsverstärkerzuleitungen wegfallen, liegen der veränderliche Widerstand R(ϑ) und die beiden verbleibenden Leitungswiderstände in Reihe und es ergibt sich für daß Meßsignal der erwünschte Zusammenhang: U (ϑ ) = R(ϑ ) * I 0 Der Einfluß der Leitungswiderstände ist also kompensiert (auch hier müssen noch andere Störungen berücksichtigt werden, siehe Kapitel 3). 9 DMS Messumformerschaltungen 2.2.3 HBM – Brücke bzw. Kreuzer – Schaltung Im folgenden wird die sogenannte HBM – Brückenschaltung bzw. Kreuzer – Schaltung näher erläutert. Sie dient im besonderen zur Eliminierung von Fehlern durch Kabelverbindungen zum DMS, indem sie sie von vornherein nicht entstehen läßt. Die Schaltung und das Prinzip ist nach ihrem Erfinder, einem Herrn Kreuzer, benannt und wird von HBM (Hottinger Baldwin Meßtechnik) in deren Geräten verwendet. Abbildung 9: Abbildung 9: HBM-Brücke bzw. Kreuzer-Schaltung Die in Abbildung 9 dargestellte Schaltung arbeitet ebenfalls nach dem Wheatstone’schen Prinzip. Funktionsweise: Die Brückenschaltung UB wird nicht mehr direkt dem Dehnungsmeßstreifen zugeführt, sondern dient den Verstärkern V2 und V3 nur noch als Referenzspannung (Vergleichsspannung). Die beiden Verstärker V2 und V3 regeln ihre Ausgangsspannung so lange nach, bis die über die Fühlerleitungen an den Meßstellen abgegriffenen und über die Spannungsfolger SF2‘ und SF3‘ zugeführten Spannungen gleich den Spannungen +UB/2 bzw. –UB/2 sind. Die Spannungsabfälle ∆U2 und ∆U3 in den Speisespannungsschaltern S2 werden somit ausgeregelt. Die Ausgangsspannungen der Verstärker V2 und V3 sind um eben diese Spannungsabfälle ∆U2 bzw. ∆U3 höher als die Spannungen +UB/2 bzw. -UB/2. Somit liegt an den Meßstellen die genaue Brückenspeisespannung an. 10 DMS Messumformerschaltungen Wegen der extrem hohen Eingangsimpedanz der Verstärker (V2, V3) und Spannungsfolger (SF2‘, SF3‘) sind die Fühlerleitungen praktisch stromlos, so daß ihre Leitungswiderstände und die Widerstände der Schalter S2‘ keine Spannungsabfälle und somit auch keine Meßfehler verursachen können. Da die Innenhalbbrücke (Widerstände RH), die die äußere Meßhalbbrücke zur Vollbrücke ergänzt, über die Spannungsfolger SF2‘ und SF3‘ an die von den Meßstellen rückgeführten Spannungen angeschlossen sind, liegen die externe und die interne Halbbrücke an den genau gleichen Spannungen, selbst wenn die Spannungsregelung der Verstärker V2 und V3 noch kleine Restfehler übrig ließe. Die Spannungsfolger können mit den modernen Operationsverstärkerschaltungen so präzise ausgeführt werden, daß ihre Fehlerspannungen vernachlässigbar klein sind. Nullpunkts- und Empfindlichkeitsfehler werden so fast 100%-ig eliminiert. Die Schaltung ist für Gleichspannungs- als auch für Trägerfrequenzbetrieb (d.h. wenn als Brückenspeisespannung eine sinusförmige Wechselspannung verwendet wird) geeignet. Bei Trägerfrequenzbetrieb wird sogar eine noch höhere Präzision erzielt, da dann die wenn auch kleinen Offsetspannungen und Temperaturdriften der Verstärker und Spannungsfolger ohne Einfluß sind. Ein weiterer Vorteil ist, daß für jeden zusätzlich anzuschließenden Dehnungsmeßstreifen nur zwei Leitungen und zwei Schalter benötigt werden. Die Schaltung fordert jedoch andererseits, daß ein Ergänzungswiderstand RE nahe den Dehnungsmeßstreifen angeordnet wird, da die Spannungsabfälle, die in den Verbindungsleitungen zwischen den Dehnungsmeßstreifen und dem Ergänzungswiderstand RE auftreten, nicht ausgeregelt werden. Weiterhin bewirkt die direkte galvanische Verbindung der Dehnungsmeßstreifen, daß bei Masseschluß eines Streifens die Meßwerte der ganzen Gruppe falsch werden können. Abbildung 10: Abbildung 10: HBM Brücke mit Viertelbrückenbeschaltung 11 DMS Messumformerschaltungen Die in Abbildung 10 gezeigte Schaltung ist gegenüber der vorherigen Schaltung dadurch erweitert, daß Einzel – Dehnungsmeßstreifen über große Entfernungen von bis zu 1000m anschließbar sind, wobei der Ergänzungswiderstand sogar im Meßgerät angeordnet werden kann. Die Schaltung besitzt außerdem zusätzlich zwei Spannungsfolger SF1 und SF4, sowie den Differenzverstärker DV. Der Spannungsabfall ∆U1, der durch den Speisestrom in die Speiseleitung 4 und dem Schalter S4, d.h. der Verbindung zwischen dem Dehnungsmeßstreifen und dem Ergänzungswiderstand RE erzeugt wird, wird von den Spannungsfolgern SF1 und SF4 abgegriffen, mit Hilfe der Widerstände RT exakt halbiert und somit zu gleichen Teilen den beiden Brückenzweigen der äußeren Halbbrücke zugewiesen. Dadurch wird der Einfluß auf den Nullpunkt durch den Spannungsabfall ∆U1 ausgeschlossen. Da der Spannungsabfall ∆U1 über den Differenzverstärker DV zum Brückenspannungsgenerator geführt und dort die Brückenspeisespannung UB um den Betrag ∆U1 erhöht wird, ist die Summe der Spannungen, die direkt am Dehnungsmeßstreifen und am Ergänzungswiderstand anliegen immer konstant gleich Uref. Die Spannungsabfälle ∆U1 und ∆U2 haben somit auch keinen Einfluß auf die Meßempfindlichkeit. Da die Schaltung den Dehnungsmeßstreifen vollständig an- bzw. abschaltet, werden bei Masseschluß eines Dehnungsmeßstreifens die anderen nicht beeinflußt. Abbildung 11: Abbildung 11: HBM-Brücke 12 DMS Messumformerschaltungen In Abbildung 11 ist einer detaillierten Ausgestaltung der Schaltung aus Abbildung 10 die von HBM angewendete Anschalttechnik für Voll-, Halb- und Viertelbrücken dargestellt. Dabei ist es möglich, Dehnungsmeßstreifen einzeln mit räumlich entfernt angeordneten Kompensations - DMS zu ergänzen, wie z.B. Meßstelle M2 in Abbildung 11, oder Einzel – Dehnungsmeßstreifen mittels des geräteinternen Ergänzungswiderstandes RE ext zur Halbbrücke ergänzen. Wird mit Trägerfrequenz gearbeitet, d.h. wenn als Brückenspeisespannung eine sinusförmige Wechselspannung verwendet wird, so kann die geräteinterne Halbbrücke RH und im Bedarfsfalle auch der Widerstandsteiler RT als induktiver Teiler ausgeführt werden, was eine erhebliche Verringerung der Meßfehler bei Halb- und Viertelbrückenschaltung zur Folge hat, weil induktive Teiler mit erheblich größeren Temperatur- und insbesondere Langzeitstabilitäten ausgeführt werden können als Widerstandsteiler. 2.2.4 Sechsleitertechnik Als nächstes wird die in ihrer Wirkung der Kreuzer – Schaltung ähnliche Sechsleiterschaltung vorgestellt. Sie ist auf den Anschluß von DMS – Vollbrückenschaltungen beschränkt. Abbildung 12: Abbildung 12: Sechsleiterschaltung Ein regelbarer Spannungsgenerator G liefert die Spannung UG zur Speisung des mit einer DMS – Vollbrückenschaltung ausgestatteten Meßgrößenaufnehmers. Infolge des durch den Speisestrom IB an den Leitungswiderständen RK2 und RK3 der Speiseleitung entstehenden Spannungsabfalls erhält der Aufnehmer niedrige Speisespannung UB. Die beiden Fühlerleitungen 6 und 7 melden die Spannung UB zurück an einen Komparator, der sie mit der Referenzspannung Uref vergleicht. 13 DMS Messumformerschaltungen Die Referenzspannung Uref ist gleich der Soll-Brückenspeisespannung. Die Leitungswiderstände RK6 und RK7 der Fühlerleitungen stören nicht, weil kein Strom über sie fließt. Weicht UB von Uref ab, dann erhöht der Generator, gesteuert vom Komparator, seine Spannung UG bis die Fühlerleitungen Übereinstimmung von UB mit Uref melden. Dann liegt am Aufnehmer die SollSpeisespannung an. Die Nachregelung der Generatorspannung kann im Prinzip sowohl manuell als auch automatisch erfolgen. Die automatische Regelung hat den Vorteil, daß Veränderungen der SpeiseleitungsWiderstände während einer Messung, z.B. bei Temperaturänderungen durch den Temperaturkoeffizienten des Kupfers, immer sofort ausgeregelt werden. Das Meßsignal UA entspricht somit zu jedem Zeitpunkt dem Meßwert. Die Widerstände der Signalleitungen RK1 und RK4 sind auch hier wieder ohne Einfluß, weil der Meßverstärker ebenfalls keinen Strom aufnimmt. 3. Störsignalunterdrückung durch „Lock-In“ Brücken Verstärker In diesem letzten Kapitel geht es um eine andere Art von Störeinflüssen, die das Meßsignal verfälschen können: Hochfrequente Einstrahlungen. Lange Meßleitungen zeichnen sich nicht nur dadurch aus, daß sie durch ihren Leitungswiderstand das Meßsignal verfälschen, sie fangen zusätzlich auch jede Menge Störsignale wie hochfrequente Einstrahlungen auf und wirken wie Antennen. Das heißt, das Meßsignal, das später dann an der Auswerteelektronik ankommt, ist vielfach überlagert mit Störsignalen und muß gefiltert werden. Eine Möglichkeit, um eine solche Störsignalunterdrückung (High Noise Rejection) zu realisieren, ist die folgende „Lock-In“ Brückenschaltung der Firma „Linear Technology“ (Jim Williams). Um die Schaltung besser erklären zu können, wurde sie in 4 Einzelkomponenten zerlegt, die separat erklärt werden. Vorab jedoch ersteinmal die Gesamtschaltung: 14 DMS Messumformerschaltungen Abbildung 13: „Lock-In“ Brücken Verstärker Die Schaltung arbeitet nach dem Prinzip der sogenannten „Synchronous Demodulation“, die eine hohe Störsignalunterdrückung gewährleistet. Ein AC (Wechselspannungs-) Trägersignal von 500 Hz speist die Brücke und synchronisiert gleichzeitig den unteren OP, der als Schalter arbeitet (gain stage demodulator). In der oben gezeigten Schaltung dient eine Thermistor-Brücke als Meßbrücke, die extrem kleine Temperaturveränderungen erfassen kann in einer biochemischen MikrowärmemessungsReaktionskammer (biochemical microcalorimetry reaction chamber). Prinzipiell könnte hier auch eine Dehnungsmeßstreifen-Anordnung vorliegen oder dergleichen. Teil 1: Signalerzeugung und Verstärkung 15 DMS Messumformerschaltungen Abbildung 14 Das 500Hz Trägersignal liegt am Eingang des Transformators T1 an (Signalverlauf siehe Abbildung 14a, Signal A). Die Ausgänge des Transformators T1 speisen die Meßbrücke. Die Meßbrücke liegt auf einem definiertem Bezugspotential. Von diesem Bezugspotential aus nach oben zum nächsten Knotenpunkt gibt es ein Spannung, nennen wir sie U1, und von diesem Potential aus nach unten zum nächsten Knotenpunkt gibt es eine Spannung, U2. Im abgeglichenen Zustand sind diese Spannungen gleich groß und entgegengesetzt, so daß sich für die Diagonalspannung UD der Wert Null ergibt. Ändert sich jetzt der linke obere Widerstandswert und damit auch der rechte untere Widerstandswert in eine Richtung, führt dies aufgrund der Brückenbedingung dazu, daß sich die beiden anderen Widerstandswerte in die entgegengesetzte Richtung ändern und eine Diagonalspannung DU messen läßt, das Meßsignal. Dieses Meßsignal liegt in der Größenordnung von einigen µV, so daß es notwendig ist, das Signal zu verstärken. Das Meßsignal wird nun direkt auf den positiven (direkten) Eingang des Operationsverstärkers A1 gegeben, der als Elektrometerverstärker ausgeführt ist. Anhand der beiden Widerstände des Operationsverstärkers läßt sich eine Verstärkung von V=1000 ableiten. Zwischen der Meßbrücke und dem Verstärker liegt nun die eigentliche Zuleitung, die einige Meter betragen kann. Da der Operationsverstärker hochohmige Eingänge besitzt und das Signal somit hochohmig abgegriffen wird, kann der Leitungwiderstand vernachlässigt werden. Wesentlich größere Probleme liegen in der Tatsache, daß die Leitung wie eine Antenne Rauschsignale (Störungen) aufnimmt und das eigentliche Meßsignal von bspw. 5 µV mit einem Rauschsignal von 50 µV überlagert ist. Dies kann jedoch durch diese Schaltung eliminiert werden, worauf jedoch etwas später eingegangen wird. Wichtig in diesem ersten Teil der Schaltung ist noch die Anordnung der beiden Kondensatoren, die prinzipiell als Hochpaß arbeiten. Sie sorgen dafür, daß tiefe Frequenzen und somit DC-Anteile unterdrückt werden. Der Sinn hierbei liegt darin, daß man in Form der Offsetspannung des Operationsverstärkers, die im Bereich von einigen mV liegen kann, durch die hohe Verstärkung von 16 DMS Messumformerschaltungen 1000 einen, im Vergleich zum Meßsignal, riesigen DC-Anteil verstärkt (Offsetspannung ist eine DC-Spannung), der überhaupt nichts mit dem Meßsignal zu tun hat. Abbildung 14a: Signalverläufe Teil 2: Nullpunkt-Durchgangsdetektor (zero crossing detector) Abbildung 15: Nullpunkt-Durchgangsdetektor Der zweite Teil der Schaltung ist der sogenannte Nullpunkts-Detektor. Wie aus der Schaltung zu erkennen ist, wird dieser Teil der Schaltung ebenfalls mit dem Erregersignal von 500 Hz gespeist. Der erste Teil aus Kondensator und zwei Widerständen dient zum Phasenabgleich, der manuell von außen vorgenommen werden kann. Der zweite Teil der Schaltung ist der eigentlich wichtige für die ganze Schaltung. Es handelt sich hier um einen Operationsverstärker ohne Rückkopplung, was bedeutet, daß der OP durch das Anlegen einer Wechselspannung (hier 500 Hz) dauernd zwischen seiner positiven und negativen Versorgungsspannung hin und her kippt und somit als Schalter funktioniert. Bei jedem Nulldurchgang (daher Nullpunkts-Detektor) kippt der OP also an seinem Ausgang und steuert einen Schalter, der im nächsten Abschnitt beschrieben ist. 17 DMS Messumformerschaltungen Teil 3: Der „Synchronous Demodulator“ mit invertierendem Verstärker: Abbildung 16: „Synchronous Demodulator“ Der Schalter LTC1043 wird also vom Operationsverstärker LT1041 direkt geschaltet. Liegt eine negative Halbwelle des Signals an, ist der Weg von Schalterstellung 14 zu 12 niederohmig also leitend geschaltet und das Signal wird auf den negativen (indirekten) Eingang des invertierenden Operationsverstärkers A2 geleitet. Der invertierende Verstärker verstärkt das Signal nun mit einem Faktor –1, was dazu führt, daß die vormals negative Halbwelle des Sinussignal umgeklappt wird zu einer positiven Halbwelle. Liegt eine positive Halbwelle an, so ist der Weg von Schalterstellung 13 zu 12 niederohmig geschaltet und das Signal wird zusammen mit dem Ausgangssignal von A1 (also dem Meßsignal) auf den positiven (direkten) Eingang gelegt. Der OP A2 ist nun im wesentlichen als Impedanzwandler geschaltet und die positive Halbwelle kann unverändert passieren. Dies hat nun zur Folge, daß hinter dem Ausgang von A2 eine quasi-Gleichspannung vorliegt mit der Frequenz 1000 Hz. Mathematisch gesehen handelt es sich hierbei um die Multiplikation des Meßsignals mit dem Erregersignal von 500 Hz. Der nachfolgende Tiefpaß bildet nun mathematisch gesehen den integralen Mittelwert dieses Produktes, was dann den gewünschten Effekt hat, daß das vormals mit Rauschen überlagerte Meßsignal klar und deutlich um einen Faktor 1000 verstärkt am Ausgang als DC-Spannung vorliegt. Die RC-Zeit des Tiefpasses liegt bei 1s (1MOhm * 1µF), wodurch die Grenzfrequenz bei ca. 1/6 Hz liegt. Daraus resultiert die integrale Mittelwertbildung und das gefilterte DC-Meßsignal. 18 DMS Messumformerschaltungen Teil 4: Impedanzwandler: Abbildung 17: Impedanzwandler Der Operationsverstärker A3 dient nun lediglich noch zur Impedanzwandlung. Am Ausgang liegt nun das 1000-fach verstärkte DC-Meßsignal vor, daß völlig frei von Störsignalen und –einflüssen ist. Dieses Schaltungsprinzip ist als One-Chip Technologie direkt erhältlich, braucht also nicht durch diskrete Bauelemente aufgebaut zu werden. 19 DMS Messumformerschaltungen 4. Literaturangaben Î Karl Hoffmann Eine Einführung in die Technik des Messens mit Dehnungsmeßstreifen, HBM Meßtechnik Darmstadt Î http://www.blh.de/german/applikation/bruecken.htm Internetseite der Firma „BLH“ zum Thema Brückenschaltungen Î http://www.lineartech.com/pub/document.html?pub_type=app&document=46 Internetseite der Firma „Linear Technology“ zum Thema „Lock-In“ Brückenschaltungen Î Skript „Elektronik“; Prof. Dr. Hornung Î Skript „Sensortechnik 1“; Prof. Dr. Hornung 20