Was sind die Kennzeichen des islamischen Fundamentalismus und Extremismus? – Eine theologische Annäherung Abdelaali El Maghraoui [email protected] Wichtigste Kennenzeichen des Islamismus al-Wala´ wa al-Bara´: Die Assoziation und Dissoziation Lieben und Hassen um Gottes willen Takfir: Die Erklärung anderer Menschen zum Abtrünnigen vom Glauben Gläubig und Ungläubig Bai´a: Huldigung und Unterwerfung unter den Befehl eines Anführers, meistens Amir Führer und Untertan blinde Gehorsamkeit 2 Abdelaali El Maghraoui © 25.04.2016 Universität Tübingen Wichtigste Kennenzeichen des Islamismus Tauhid: „Einheit der Gläubingen“ Transzendierung innerislamischer Unterschiede Herstellung einer Einheit gegen die Feinde Umma als allgemeines Kalifat Das Endziel al-Gharb: Der Westen als Feinbild moralische Verkommenheit Bedrohung der Einheit der Umma (Gemeinde) bewusste Instrumentalisierung westlicher Kulturen? Jihad- und Märtyrerkult: Jihad als individuelle Pflicht missionarisch gewalttätiger Paradiesjungfrau: Die Verwandlung des Paradieses in eine Jungfrau 3 Abdelaali El Maghraoui © 25.04.2016 Universität Tübingen Die Besetzung der Großmoschee von Mekka am 20.11. 1979 = 01.01.1400 mehrere Hunderte schwerbewaffnete Islamisten einer Bewegung namens „al-Gma´a as-salafia al-muhtasiba“ unter der Leitung von Dschuhaiman Ibn Seif al-Uteibi Zielsetzung: Befreiung der islamischen Welt von allen unislamischen Missständen Rückkehr zum Urislam Rückkehr Übernahme Scharia als Rechtsordnung Die Huldigung (Bai´a) einer auserwählten Person namens Muhammad Abdullah al-Qahtani als Führer und Kalif der Muslime Dschuhaiman als Idol späterer militanter Islamisten 4 Abdelaali El Maghraoui © 25.04.2016 Universität Tübingen Iğtihād Rationale Rechtsfindung Zweifel/ Vorsicht Nicht immer bindend Flexi bilität Sunna ≈ Hadith Aussprüche und Handlungen von Mohammad (gest.632) erst im 9. Jh. gesammelt Koran Anlass Gottes Wort Sukzessiv: 610-632 n.Ch. Kontexten 114 Suren Kapitel Abrogation 6 236 Verse 500 unmittelbare Gesetzverse Quellen des islamischen Denkens 5 | Abdelaali El Maghraoui © 25.04.2016 Universität Tübingen Absolutheitsanspruch – Eine totalitäres Welt- und Menschenbild Sure 3:19: „Als (einzig wahre) Religion gilt bei Gott der Islam…“ Sure 3:110: „Ihr (Gläubigen) seid die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen entstanden ist. Ihr gebietet, was recht ist, verbietet, was verwerflich ist, und glaubt an Gott…“ Hadith: „Der Islam ist überlegen, nichts ist ihm übergeordnet“ (al-Bukhari) 6 Abdelaali El Maghraoui © 25.04.2016 Universität Tübingen Eine Gemeinschaft der Mitte… Sure 2: 142 „Und so haben Wir euch zu einer Gemeinschaft der Mitte gemacht.“ Sure 2: 256 „Es gibt Keinen Zwang in der Religion…“ Sure 18:29: „Sprich: Das ist die Wahrheit von eurem Herrn. Wer glauben will, möge glauben, und wer ablehnen will, möge ablehnen…" Sure 5:48 „Und wenn Gott gewollt hätte, hätte er euch zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht“ 7 Abdelaali El Maghraoui © 25.04.2016 Universität Tübingen Fest steht… Sure 10:99: „Und wenn dein Herr gewollt hätte, wären die, die auf der Erde sind, alle zusammen gläubig geworden. Willst du nun die Menschen dazu zwingen, dass sie glauben?“ Sure 49:13: „O ihr Menschen! Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr euch kennenlernt (bzw. damit ihr einander erkennen möget.) Wahrlich, der Angesehenste von euch ist vor Gott der, der unter euch der Gerechteste ist.“ 8 | Abdelaali El Maghraoui © 25.04.2016 Universität Tübingen Fest steht… J. W. Goethe: „Wenn Islam Gott ergeben heißt, In Islam leben und sterben wir alle.“ (WA I, 6, 128) Malcolm X.: „Wenn wir alle lernen als menschliche Wesen zu denken, statt als Kapitalisten, Kommunisten und Sozialisten, dann wird dies eine Welt für alle Menschen sein.“ 9 | Abdelaali El Maghraoui © 25.04.2016 Universität Tübingen