_________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Volkmar Meyer-Schönbohm Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Die Entstehung der Tone und Kaoline Die Kaoline und Tone sind durch die Verwitterung feldspathaltigen Gesteinen entstanden. Feldspat findet sich im Erstarrungsgestein. Für die Entstehung der Tonminerale haben die Erstarrungsgesteine eine besondere Bedeutung, sie sind die Muttergesteine der Tonminerale. Als Tonminerale bezeichnet man nur diejenige Mineralart, die dem Ton seine charakterliche Eigenschaft verleiht, dazu gehört in erster Linie die Bildsamkeit und die Verfestigung beim Brand. Mineral - Gestein Das Mineral ist chemisch und physikalisch ein einheitlicher und anorganischer Stoff. Beim Quarz ist jedes Quarzstäubchen chemisch gesehen Quarz, es sind feste Stoffe, in sich einheitlich und am Aufbau der Erdkruste beteiligt. Gestein ist nicht einheitlich sondern setzt sich aus verschiedenen Mineralen zusammen (Quarz, Feldspat, Glimmer) mit unterschiedlichen chemischen Eigenschaften. Verwitterung der Gesteine Gesteine werden an der Oberfläche durch die Verwitterung zerkleinert und chemisch zersetzt. Mechanische Verwitterung Schroffe Temperaturwechsel Bergstürze Gletscher Wasser Zerspringen Zerschlagen Zerreiben Zermahlen Durch die mechanische Verwitterung vergrößert sich die Oberfläche und ist dadurch leicht der chemischen Verwitterung ausgesetzt. Chemische Verwitterung Das Wasser der Erdoberfläche greift das Gestein chemisch an. Es ist neutral, salzig, sauer, alkalisch und wirkt lösend und zersetzend auf das Gestein. Besonders die Humussäure und die Moorsäure zersetzen feldspathaltige Gesteine. Feldspat + Kohlensäure Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd = Kaolin + Pottasche + Kieselsäure _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Ablagerung der Tonminerale (Sedimentation) Alle Tonminerale (Kaolinit, Illit oder Montmorillonit) bestehen aus sehr kleinen Teilchen, die im Wasser einige Zeit in der Schwebe bleiben. Durch unterschiedliche Mineraldichte und Beschaffenheit setzen sich die Teilchen in der Reihenfolge ihrer Sinkgeschwindigkeit ab. Am Boden entstehen so horizontale Schichten aus Tonmineralien, Sand, Quarz und Muttergestein. (Stehende Gewässer) Im fließenden Wasser sinken zuerst die schwereren Teilchen ab, die feineren und leichteren Teilchen werden fortgetragen und lagern sich oft erst im Meer ab. Während des Transports können fremde und neue Beimengungen hinzugefügt werden. Geschieht der Transport nicht durch das Wasser, sondern durch den Wind, so entstehen bei der Sedimentation keine Schichten. Die Ablagerungen werden als Löß bezeichnet. Das Klima wechselt im Laufe geologischer Zeiträume. Feuchte Gegenden trocknen aus und so verfestigt sich die Ablagerung unter ihrem eigenen Druck und es entstehen die Ablagerungsgesteine die aber nicht fest oder gar hart zu sein brauchen. Werden Ablagerungen durch Gebirgsfaltung in große Tiefen befördert, so werden unter Einwirkung von bedeutendem Druck und Wärme die Teilchen verfestigt und es entsteht Tonschiefer. Primäre und sekundäre Tonlager Tone die sich am Entstehungsort abgelagert haben, nennt man primäre Tone. Es sind meist hellbrennende Tone und Kaoline. Umgelagerter Kaolin - Kaolinitton. Unter sekundärem Ton versteht man Tone, die verschiedene Tonmineralien enthalten können, sowie Sande, Feldspat und Eisenverunreinigungen, oder Kalk. Durch das Wasser oder die Erdrutsche vom Entstehungsort abgetrieben, liegen sie auf sekundärer Lagerstätte. Manchmal enthalten diese Tone auch Sedimente wie Kohle aus ehemaligen Mooren. Lehme liegen direkt an der Oberfläche und stammen aus der jüngsten Zeit der Erdgeschichte. Sie enthalten Ablagerungen, die aus Tonmineralien, einem hohen Anteil von Quarzsand oder Glimmer und feinem Kalk bestehen. Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Abbau von Kaolinen und Tonen Wenn ein Tonvorkommen vermutet oder entdeckt wird, werden Probebohrungen in unterschiedlichen Tiefen vorgenommen, um die Mächtigkeit und Qualität der Lagerstätte zu untersuchen. Die meisten Tone werden auf sekundären Lagerstätten gefunden, haben sich also im Wasser abgesetzt und liegen in Schichten. Diese Schichten sind in ihrer Zusammensetzung unterschiedlich (fett, mager, hell oder dunkel brennend, rein oder mit Sanden versetzt). 1. Übertagabbau Die Vegetationsschicht, die Erde, Wurzeln und Geröll werden mit Baggern abgetragen. Für das Abtragen der Tonschicht verwendet man unterschiedliche Maschinen (Schaufelradbagger, Kugelschaufler, Kreiselbagger oder Löffelbagger). Wertvolle und reine Tone, die oftmals in geringen Schichtdicken auftreten, werden von Hand mit Preßluftspaten oder mit einem Tonpflug abgebaut. Der Abtransport geschieht dann mit sog. Feldbahnen oder Förderbänder und mit LKW. 2. Untertagabbau Tonlager die sich in alten geologischen Schichten gebildet haben, werden im Tiefbau unter Tage abgebaut. Kaolin liegt meist auf dem Muttergestein (Granit) als weiches lockeres Pulver oder in Felsspalten. Mit einem starken Wasserstrahl wird der Kaolin herausgeschwemmt. Der Schlamm wird im Schlämmverfahren vom Quarzsand getrennt. Der Schlicker muß durch möglichst feine Siebe laufen und danach in Trockenöfen oder im Trockensprühverfahren getrocknet werden. Andere Kaoline oder Tone werden mit Baggern, ähnlich wie über tage gewonnen. Hierbei handelt es sich meist um verunreinigte Kaoline (mit Feldspat und Quarz), er wird als Rohkaolin bezeichnet . Er muß besonders gereinigt werden. Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Die Bildsamkeit der Tone Die Tonminerale haben die Form von Plättchen (Kristalle, die plättchenförmig ausgebildet sind). Diese Plättchen haben das Bestreben, an ihrer Oberfläche Wasser anzulagern, sie umgeben sich mit Wasserhäutchen. Die Tonplättchen quellen, nehmen das Wasser aber nicht auf. Die Tonteilchen halten das Wasser fest und umgekehrt infolge der Oberflächenspannung und verbinden sich so zu einer zusammenhängenden Masse. Durch Druck läßt sich die Masse verformen, das liegt in der Hauptsache daran, daß die Tonplättchen durch das Zwischenschichtwasser übereinandergleiten können - es wirkt wie ein Schmiermittel. Die Plastizität hängt auch von der Korngröße der Minerale ab. Man unterscheidet: plastische, fette Tone mit einem PH-Wert kleiner als 7 (schwach sauer) unplastische, magere Tone mit einem PH-Wert größer als 7 (schwach basisch) Durch Zusätze läßt sich die Plastizität einer Masse verändern. Soda unplastisch - Säureplastisch Ebenso läßt sich durch Mahlen der Masse (verkleinern der Korngröße) die Plastizität verbessern. Wird einem Ton gebranntes Tonmehl zugegeben (Schamotte), so erhält man eine magere und unplastische Masse. Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Einführung - Materialkunde - Technologie Die Bezeichnung "Keramik" umfaßt ein sehr weites Gebiet. Der Name kommt von dem griechischen Wort "Keramos" und war die Bezeichnung für ein als Trinkgefäß benutztes Horn. "Keramaus" hieß der griechische Töpfer. Somit ist der Überbegriff "Keramik" für alle Gegenstände gültig, die aus tonsubstanzhaltigem Material gearbeitet sind. Keramische Erzeugnisse gehören zu den ältesten handwerklichen Gegenständen. Nach vorhandenen Funden darf man den Beginn der Herstellung solcher Erzeugnisse auf etwa 12000 J.v.Chr. setzen, wobei Überraschungen durch neue Funde an anderen Stellen nicht auszuschließen sind. Man unterscheidet nach Kunstepochen, Fundort oder Entstehungsort sowie nach Werkstoff und definiert Eigenschaften und Verwendungszweck. Wird die keramische Masse gebrannt, bezeichnet man den entstandenen Werkstoff als "Scherben". Einteilung der Keramik Grobkeramik (Baustoffe) mit porösem Scherben: Ziegeleierzeugnisse, Drainagerohre, Leichtbausteine. mit dicht gesintertem Scherben: Bauteile für die Kanalisation, Grobsteinzeug, säurefestes Steinzeug. Feinkeramik (Baustoffe) mit porösem Scherben: Glasierte und unglasierte Bauterrakotten, Steingutplatten. mit dicht gesintertem Scherben: Fußbodenplatten, Spaltplatten, Futtersteine. Feinkeramik (Geschirr und Geschenkartikel, Technische Erzeugnisse) mit porösem Scherben: Allgemeine Tonwaren, Töpfergeschirr, Fayence und Majolikaerzeugnisse, Geschirr und Geschenkartikel aus Steingut, Sanitärgegenstände aus Steingut. mit dicht gesintertem Scherben: Steinzeuggeschirr und Gebrauchsgegenstände, sowie technische Erzeugnisse, Porzellanerzeugnisse, technische Artikel, kochfeste Erzeugnisse einschließlich geschmolzener Oxide der Oxidgemische. Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Scherben Poröser Scherben Unter "porösem Scherben" ist zu verstehen, daß der gebrannte Scherben noch freien (offenen) Porenraum aufweist, in den sowohl Feuchtigkeit, als auch Feststoffteilchen eindringen können. Gesinterter Scherben Unter dicht "gesintertem Scherben" ist zu verstehen, daß im gebrannten Scherben kein freier Porenraum vorhanden ist. Das Material ist gesintert (geschmolzen), dicht. Flüssigkeiten können nicht mehr in den Scherben eindringen. Die Keramik wird in den folgenden Gruppen nach Art und Farbe des Scherbens unterschieden. (Siehe Tafel 1) Porös und farbig Ziegelwaren sind in der Regel unglasiert und haben einen hohen Gehalt an Verunreinigungen (Eisen, Kalk, Alkalien). Bei einer Brenntemperatur von ca. 9000C sind diese von geringer Bedeutung für die Formgebung. Ein hoher Kalkanteil in der Masse färbt den Ziegel von rot nach gelb. Der Schmelzbereich liegt bei 10000C bis 11500C. Töpfereierzeugnisse Die Rohstoffbasis bilden nieder brennende Tone, Feldspate und feldspathaltige Sande, Kalkspat und Dolomit. Die Formgebungsarten sind: Freidrehen, modellieren, Einformen, Überdrehen. Das Dekor ist häufig eine Engobemalerei, sowie farbige Glasuren und Unterglasurfarben. Die Brenntemperatur beträgt zwischen 9800C und 11200C. Majolika (Mallorca) 16. Jahrhundert Maßgebend ist ein cremefarbener Scherben mit einer deckenden Zinnglasur. Die Brenntemperatur liegt bei 11000C bis 11800C. Die italienischen Erzeugnisse waren mit Scharffeuerfarben bemalt, wobei blaue und gelbe Farben vorherrschten. Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Schamotteerzeugnisse sind hochgebrannte und zerkleinerte Tone, die keine Schwindung mehr beim Brand aufweisen. Sie dienen zum magern der keramischen Masse (setzt die Trocken- und Brennschwindung herab). Schamottesteine dienen als Brennhilfsmittel und zum Ausmauern der Brennöfen, da sie die hohen Brenntemperaturen auf Dauer aushalten können - 16000C. Porös und weiß Steingut gehört zu den feinkeramischen Erzeugnissen mit porösem Scherben. Diese Gruppe umfaßt alle Erzeugnisse, deren Scherben eine unwesentliche Verfärbung aufweist. Die teilweise höhere Brenntemperatur des Steinguts im Vergleich zu Tonwaren und die Auswahl feinerer Rohstoffe geben dieser Gruppe eine etwas höhere Festigkeit und erweitern die Dekorationsmöglichkeiten. Ursprungsland des Steinguts ist England. In Wedgwood wurde es 1750 bekannt. Man unterscheidet: Weichsteingut Mischsteingut: Hartsteingut: Sanitärsteingut: 11000 C - 11500 C 11500 C 12000 C - 12500 C 12000 C Typisch ist bei Steingut die Unterglasurtechnik. Auf den gebrannten Scherben wird mit Oxiden gemalt. Darüber kommt eine transparente, farblose Glasur. Ebenso werden Dekorfolien und Edelmetallpräparate als Dekorart verwendet. (Geschirr aller Art, Ziergegenstände, Wandplatten, Wandfliesen, bakteriologische Filter). Fayencen nach der Italienischen Stadt Faenza benannt, bezeichnet die Ware nach dem Entstehungsort und ist aus einem weißen, hellbrennenden Scherben. Eine weiße und deckende Zinnglasur, sowie die Aufglasurtechnik sind typisch für die Fayencen. Bei der Aufglasurtechnik wird in die ungebrannte und getrocknete Glasur gemalt, weshalb sie auch Inglasurtechnik genannt wird. Der zweite Brand erfolgt bei 10500 C. Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Dicht und farbig (undurchscheinend) Steinzeug hat einen dicht gesinterten farbigen oder hellbrennenden Scherben. Durch die Silikatverschmelzung (Sinterung) erhält das Steinzeug hohe mechanische Festigkeit und ist deshalb auch beständig gegen Laugen und Säuren. In Deutschland sind Steinzeugerzeugnisse bereits seit dem 11. Jahrhundert bekannt. Die Rohstoffbasis bilden farbig und hellbrennende Tone, Kaolin, Feldspat, Pegmatit, Quarz und Wollastonit. Als Glasuren werden Rohglasuren sowie Lehmglasuren und Spatglasuren verwendet. Eine Besonderheit sind die salzglasierten Steinzeugwaren. Beim Brand wird Kochsalz in den Brennofen gegeben. Das Chlorid des Salzes verdampft, schlägt sich als Dampf auf der Ware nieder und verbindet sich mit dem Quarz des Scherbens zu einem glasähnlichen Überzug. Grobsteinzeug Rohre, Steinzeugklinker, Tröge, Isolatoren, Säurebehälter. Feinsteinzeug Gebrauchsgegenstände, Service, Geschirr, Fußbodenplatten. Die Brenntemperatur liegt zwischen 12200C und 13400C. Eine nicht unwesentliche Bedeutung hat Steinzeug auch in der Plattenindustrie, besonders für Bodenplatten und auch im Bereich der chemisch-technischen Industrie. Klinkerwaren Durch Zusätze von Flußmittel und Magerungsmittel bis zur Dichtsinterung gebrannter Ziegel. Brenntemperatur 12000C - 13500C. Dicht und weiß (undurchscheinend) Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd Vitreous - China Vitreous-China ist ein sogenanntes Halbporzellan. Ursprungsland ist Nordamerika Es hat die Zusammensetzung von Steingut, mit einem etwas höheren Anteil von Flußmittel, weshalb es dicht brennt. Es wird mit Weichporzellanglasuren glasiert und bei 12500C - 13000C gebrannt. _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Dicht und weiß (durchscheinend) Porzellan wurde in Europa in Frankreich um 1700 bekannt(Ursprungsland ist China). In Meißen 1709 durch Böttger und Tschirnhaus entdeckt. Das Porzellan ist der edelste Werkstoff im keramischen Bereich. Der dicht gesinterte Scherben, die Lichtdurchlässigkeit (Transparenz) und der weiße Scherben sind die besonderen Merkmale für Erzeugnisse aus dieser Gruppe. Die hohe Festigkeit des Scherbens und das große Widerstandsvermögen der Porzellanglasur gegenüber chemischer und mechanischer Beanspruchung erhöhen den Gebrauchswert. Man unterscheidet in: Mischporzellan 11600C - 12000C Weichporzellan 12000C - 13200C Hartporzellan 13700C - 14700C Knochenporzellan enthält - 50 % Knochenasche Rohstoffbasis bilden Kaolin, Feldspat, Pegmatit, Quarz und Zusätze von sehr hellbrennenden Tonen. Dekorarten: Unterglasur- und Aufglasurfarben, Einsinkfarben, Scharffeuerfarben, Lüster, Effektglasuren, Edelmetallpräparate (Platin, Gold, Silber) Das Brennen von Porzellanen unterscheidet sich von allen vorher genannten Werkstoffgruppen dadurch, daß Porzellanerzeugnisse in reduzierender Brennatmosphäre, also ohne Sauerstoff gebrannt werden gegenüber der oxidierenden Brennatmosphäre aller übrigen keramischer Erzeugnisse. Eine Ausnahme bilden nur bestimmte technische Sondererzeugnisse. Sondererzeugnisse alkalifreie Porzellane als Widerstandskörper Technisches Porzellan Elektroporzellan Ferroelektrische Erzeugnisse Sinterkorund Oxidkeramik Diese Sonderezeugnisse sollten hier nur erwähnt werden, da sie eine keramische Sonderstellung einnehmen. Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Die Glasur Unter einer Glasur versteht man einen dünnen, glasartigen Überzug auf einem keramischen Scherben. Glasuren sind Gläser und unterscheiden sich von Erzeugnissen der Glasindustrie nur dadurch, dass sie nicht selbständig auftreten, sondern immer nur in Verbindung einer keramischen Unterlage. Aufgabe der Glasur Beseitigung der Saugfähigkeit und Durchlässigkeit von Flüssigkeiten, Fetten, Gasen bei porösen Erzeugnissen. Erhalten einer glatten Oberfläche zur Sauberhaltung des Gegenstandes. Der Wunsch nach glasigem Glanz oder matter Oberfläche aus gestalterischen Gründen. Schutz für die unter der Glasur liegenden Malerei. Eigenschaften der Glasur Durchsichtigkeit, Farblosigkeit, Farbigkeit, Opak Glätte, Glanz, Härte, Mattheit Dichte Beschaffenheit der Oberfläche Spröde in kaltem und formbar in heißem, zähflüssigem Zustand. Niedrige Wärmedehnung Schlechter Wärmeleiter Isolierend gegen Strom Kein Schmelzpunkt Schmelzintervall, Schmelzbereich Unlöslichkeit Beständig gegen Wasser Beständig gegen Säuren (außer Flußsäure) Haftung auf keramischem Scherben Zusammensetzung der Glasur Basische Oxide / Flußmittel Kaolin Saure Oxide Quarz / Glasbildner Färbende Oxide oder Carbonate Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Flußmittel Zusätze oder Beimengungen, die die Schmelztemperatur einer Glasur oder den Sinterbereich eines Scherbens heruntersetzen. Die Schmelztemperatur eines Flußmittels muß unterhalb der Brenntemperatur der Glasur liegen. Die wichtigsten Flußmittel sind Feldspate, eine Reihe weiterer Alkali- und Erdalkaliverbindungen, Borverbindungen, Blei- und Eisenoxide. Schmelzbarkeitsreihe nach ihrer Flußwirkung sortiert: PbO, Na2O, K2O, FeO, ZnO, CaO, MgO, BaO, CuO, NiO, Al2O3 . Oxide und Carbonate Aus natürlich vorkommenden färbenden Schwermetallen gewonnen, zeigen Oxide für sich allein gebrannt, keine Farbentwicklung. Erst in chemischer Verbindung mit Silikatgemischen bilden sich beim Brand die charakteristischen Farben der betreffenden Oxide heraus. Carbonate sind in ihrer Farbgebung etwas schwächer als Oxide und werden daher für zartere Farbtöne verwendet Als Beispiel: Kobaldoxid CO2 Molekulargewicht: 44 Kobaldcarbonat CO2O3 Molekulargewicht: 119 Farbkörper Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd Unabhängig von der unmittelbaren Verwendung zur Färbung von Glasuren und Massen, werden Oxide mit Silikatgemischen (Tonerde, Quarz, Kaolin) vermischt und bei hoher Temperatur geglüht. Das aus dem Glühofen kommende , schlackenartige zusammengeschmolzene Farbprodukt wird fein zermahlen, gewaschen und getrocknet und kommt als Farbkörper in den Handel. Durch Zugabe von Farbkörpern in Glasuren und Massen wird die Farbpalette wesentlich größer als bei Oxideinfärbungen. _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Tabelle der Oxide Die Oxide werden in drei keramische Glasur-Gruppen eingeteilt. Basenoxide Sesquioxide Saure Oxide (Netzwerkwandler und Flußmittel) Oxide ein- und zweiwertiger Metalle (Neutrale oder Amphotere Oxide) Oxide der dreiwertigen Metalle (Glas- oder Netzwerkbildner) Oxide vier- und mehrwertiger Grundstoffe Segerformel Der Keramiker, Prof. Dr. Seger erfand eine Formel (Segerformel) mit deren Hilfe man die Rohstoffe zu einem Masseversatz umrechnen kann. Die Segerformel gibt an, in welchem zahlenmäßigen Verhältnis die Oxidmolekühle zueinander stehen. Sie stellt theoretisch gesehen die chemische Formel einer Glasur dar, aber in keramischer Schreibweise und mit der Besonderheit, daß die Summe der Basenoxide stets gleich 1 gehalten wird. Mit Hilfe des Molekulargewichts eines jeden Rohstoffes, kann danach der Versatz errechnet werden. Segerformel für eine Glasur für 1260C 0,40 Mol ZnO 0,20 Mol K2O 0,40 Mol CaO Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd 0,25 Mol Al2O3 2,50 Mol SiO2 _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Keramische Formel Molekulargewicht Für die keramischen Glasurrohstoffe gibt es eine eigene Formeltabelle, in der außer der keramischen Formel auch die Molekulargewichte (Mol) angegeben sind. Beispiele: Kalifeldspat Kalkspat Kaolin Kalziumsulfat Quarz Zinkoxid K2O Al2O3 6SiO2 CaO CO2 Al2O3 2SiO2 2H2O CsO SO4 2H2O SiO2 ZnO 556 100 258 172 60 81 Mit Hilfe dieser keramischen Formeln ist ersichtlich, welche Rohstoffe außer dem Hauptstoff in den Versatz eingerechnet werden. Wird zum Beispiel Kalifeldspat verwendet um K2O einzuführen, wird genau soviel Al2O3 mit eingeführt. Außerdem die 6-fache Menge SiO2. Dies muß später bei der Verwendung von Kaolin oder Quarz berücksichtigt werden. Es ist deshalb durchaus möglich, daß einer Glasur kein Quarz beigemischt werden muß, da bereits andere Rohstoffe, wie Feldspat und Kaolin genügend SiO2 eingebracht haben. Glasurversatz 111,2 Teile Kalifeldspat 40,0 Teile Kalkspat 35,6 Teile Zinkoxid 12,6 Teile Kaolin 72.0 Teile Quarz Diese Glasur läßt sich durch Zugabr von 4% Zinnoxid in eine rein weiße Glasur trüben. Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Fachliteratur (Quellennachweis) Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd Technologie der Keramik H. Stern Selbstverlag Landshut Maschinelle Formgebung der Keramik VEB Verlag Leipzig Glasuren und ihre Farben W, Knapp Verlag Düsseldorf Technologie der Feinkeramik VEB Verlag Leipzig _________________________________________________________________________________________________________ Keramik _________________________________________________________________________________________________________ Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd