Carl-Engler-Schule Karlsruhe Skalierung und Kalibrierung 1 (2) Skalierung und Kalibrierung 1. Begriffe In der Systemtechnik gibt es Bausteine, die als Umformer bezeichnet werden. Sie besitzen einen Eingang und einen Ausgang. Sie formen eine bestimmte physikalische Größe am Eingang (z.B. Temperatur) in eine andere physikalische Größe am Ausgang um (z.B. elektrische Stromstärke). Zu den Umformern werden daher auch alle Sensoren gezählt. Der Zusammenhang zwischen der Eingangsgröße und der Ausgangsgröße wird durch eine mathematische Formel (oder eine Tabelle) beschrieben. Im einfachsten Fall kann dazu eine Geradengleichung (Lineare Funktion) verwendet werden. Nur dieser Fall wird hier als Kalibrierung betrachtet. Ein Mess- oder Auswertesystem muss also durch diese Funktion das eine Signal in das andere Signal umrechnen können. Dazu muss die Steigung m (factor, slope) und der Achsenabschnitt b (offset, intercept) angegeben werden. Bei einer Skalierung sind die Werte für m und b bereits bekannt (z.B. aus dem Datenblatt oder von einer früheren Messung) und werden in das Mess- oder Auswertesystem eingegeben. Bei einer Kalibrierung (oder Kalibration) müssen die Werte für m und b erst durch eine Messreihe bestimmt werden, bevor sie in das Mess- oder Auswertesystem eingegeben werden können. Dazu werden bekannte, sichere Werte auf den Eingang gegeben (Merkmalswerte, Standardwerte) und am Ausgang die zugehörigen Signalwerte gemessen oder abgelesen. Bei einer Eichung wird durch eine autorisierte Stelle eine Kalibrierung durchgeführt, das geeichte System mit einem Stempel versehen und ein amtliches Eichprotokoll erstellt. 2. Verfahren 2.1 Einpunkt-Kalibrierung Sind Einund Ausgangsgröße zueinander proportional, genügt ein einziger Punkt, um den gesamten Zusammenhang zu beschreiben. Die Gerade geht durch den Ursprung (b=0). Beispiel: ein Drucksensor liefert eine Spannung von 1,6V pro bar (m=1,6; b=0) Signalwerte (z.B. Spannung U in V) Eine Kalibrierung kann durch verschiedene mathematische Funktionen beschrieben werden. Häufig verwendet werden Potenz-, Polynom- oder Exponentialfunktionen. Wird eine Kalibrierung durch eine Geradengleichung beschrieben, nennt man sie auch Lineare Kalibrierung. Es können drei Fälle unterschieden werden: 10 Lineare Kalibrierung 8 Einpunkt-Kalibrierung 6 4 2 f(x) = 1,60x 0 0 Zweipunkt-Kalibrierung Hängen Ein- und Ausgangsgröße voneinander linear ab, genügen zwei Punkte, um den gesamten Zusammenhang zu beschreiben. Die Gerade geht nicht unbedingt durch den Ursprung. Zur Bestimmung der Gleichung gibt es mehrere Möglichkeiten. a) in Tabellenkalkulation im Diagramm eine Trendlinie mit Anzeige der Formel einfügen. b) Berechnung aus (x1 /y1) und (x2 / y2) ( y 2− y 1) m = ( x 2−x 1) kalibrierung.odt Lineare Kalibrierung 8 Zweipunkt-Kalibrierung 6 4 f(x) = 1,25x + 1,75 2 0 0 b = y1 −m∗x1 Sep 2011 6 10 Signalwerte (z.B. Spannung U in V) 2.2 1 2 3 4 5 Merkmalswerte (z.B. Druck p in bar) 1 2 3 4 5 Merkmalswerte (z.B. Druck p in bar) www.ces.karlsruhe.de/culm/ 6 Seite 1 von 2 Carl-Engler-Schule Karlsruhe Skalierung und Kalibrierung 2 (2) Mehrpunkt-Kalibrierung Liegen mehrere Messpunkte vor, ergeben sie meist wegen vorhandener Messunsicherheiten keine Gerade. Dann wird mit Hilfe der Tabellenkalkulation eine Ausgleichsgerade (Trendlinie linear, Lineare Regression) erstellt. Signalwerte (z.B. Spannung U in V) 10 2.3 Lineare Kalibrierung 8 Mehrpunkt-Kalibrierung 6 4 f(x) = 1,42x + 0,42 2 0 0 3. 1 2 3 4 5 Merkmalswerte (z.B. Druck p in bar) 6 Kalibrierfunktion und Analysenfunktion 6 10 8 Lineare Kalibrierung Kalibrierfunktion 6 4 f(x) = 1,42x + 0,42 2 0 0 1 2 3 4 5 Merkmalswerte (z.B. Druck p in bar) Merkmalswerte (z.B. Druck p in bar) Signalwerte (z.B. Spannung U in V) Bei der Erfassung der Kalibrierdaten werden bei einer systematischen Veränderung der Merkmalsgröße die zugehörigen Werte der Signalgröße gemessen. Es ergibt sich das Kalibrierdiagramm bzw. die Kalibrierfunktion. Zur Anwendung benötigt man jedoch die Umkehrung, die dann Analysenfunktion genannt wird. Man kann dazu entweder die Kalibrierfunktion nach der Merkmalsgröße umstellen oder die Funktionsgleichung zum Analysendiagramm bestimmen. 6 Lineare Kalibrierung Analysenfunktion 4 2 f(x) = 0,70x - 0,28 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Signalwerte (z.B. Spannung U in V) Aus der Kalibrierfunktion U(p) = 1,42*p + 0,42 erhält man durch Umstellen nach p die Analysenfunktion p(U) = 0,70*U – 0,28 4. Aufgaben a) Ein Bauteil zur Temperaturmessung liefert eine Spannung von 10mV/K zur direkten Anzeige der Temperatur in °C. Gesucht: Kalibrierfunktion, Analysenfunktion, Spannung bei T=50°C, Temperatur bei U=0,345V b) Ein Bauteil zur Temperaturmessung liefert eine Spannung von 10mV/K für einen Messbereich der Temperatur in °C zwischen -20°C und 80°C. Gesucht: Kalibrierfunktion, Analysenfunktion, Spannung bei T=50°C, Temperatur bei U=0,345V c) Ein Abstandssensor liefert bei einem Abstand von s 1=200mm einen Strom von I1=5mA und bei einem Abstand von s2=700mm einen Strom von I2=17mA. Der Sensor verhält sich linear im Signalbereich von 4mA bis 20mA. Gesucht: kalibrierung.odt Kalibrierfunktion, Analysenfunktion, Messbereich, Signal bei einem Abstand von s=550mm, Abstand bei einem Signal von I=10,0mA Sep 2011 www.ces.karlsruhe.de/culm/ Seite 2 von 2