Handout zur Veranstaltung Demonstrationsexperimente WS 2009/10 Thema: Schiefe Ebene Sarah Zinke, Sebastian Purucker, Katrin Stumpf 1. Versuchsbeschreibung Auf einer geneigten Ebene lässt sich die Gewichtskraft eines Körpers in zwei physikalisch sinnvolle Komponenten zerlegen. Die eine Kraft wirkt in Richtung des Weges und die andere senkrecht zu ihm. Materialliste Geneigte Ebene Stativ 2 große Stativstangen 1 kleine Stativstange Maßstab Schlitz für Maßstab 2 Doppelmuffen 2 Kraftmesser (z.B.1,2N) 2 Angelschnüre Mess- und Experimentierwagen mit Stift Stiel mit Haken Schlitzgewicht 50g Anordnung Die geneigte Ebene wird nach folgender Abbildung aufgebaut. Die Angelschnüre werden am Experimentierwagen befestigt. Abb.1: PHYWE-Schriftenreihe: Physik in Demonstrationsveruschen, Mechanik Versuch M2.5 Prinzip Befindet sich ein Körper auf einer geneigten Ebene, wird er durch zwei Kräfte, die im Schwerpunkt des Körpers angreifen, in Ruhe gehalten. Ein fester Körper verhält sich häufig so, als wäre seine gesamte Masse im Schwerpunkt vereinigt. Dort kann man sich die wirkenden Kräfte angreifend denken. Die Wirkungslinie der einen Kraft verläuft parallel zur geneigten Ebene. Dies bedeutet, dass sie in Richtung des Weges wirkt. Sie wird mit Hangabtriebskraft FH bezeichnet. Die zweite Kraft wird Normalkraft FN bezeichnet. Sie wirkt senkrecht zum Weg. Ein in Richtung der geneigten Ebene gehalterter Kraftmesser hält den Experimentierwagen auf der Ebene. Laut dem Gesetz von Kraft gleich Gegenkraft ist die angezeigte Kraft vom Kraftmesser gleich der Hangabtriebskraft. Durch die Höhe ℎ und die Länge 𝑙 ist die Neigung der Ebene festgelegt. Die Neigung ist definiert als ℎ den Quotienten von Höhe und Länge 𝑙 . Wird die Höhe der geneigten Ebene verändert, so verändert man auch die Neigung. In diesem Experiment werden sowohl die Neigung als auch der Hangabtrieb für verschiedene Höhen der geneigten Ebene bestimmt. Die Normalkraft FN wird dadurch bestimmt, indem man mit einem zweiten Kraftmesser senkrecht zur geneigten Ebene die Kraft misst, die benötigt wird, um den Experimentierwagen gerade von der geneigten Ebene abzuheben. Hier wiederum gilt nach dem Gesetz von Kraft gleich Gegenkraft, dass man die Normalkraft misst. Die Normal- und die Hangabtriebskraft werden bei konstanter Neigung und verschiedenen Massen des Experimentierwagens gemessen. 1.2 Lernvoraussetzungen - Die Schüler wissen wie der Kraftbegriff definiert ist und haben eine anschauliche Vorstellung von dem Begriff Kraft - Die Schüler wissen, dass die Kraft durch einen Vektor darstellbar ist - Die Schüler wissen wie ein Federkraftmesser funktioniert, können ihn bedienen und an ihm einen Messwert ablesen - Die Schüler kennen das Gesetz von Kraft gleich Gegenkraft und können es anwenden - Die Schüler wissen wie die Neigung definiert ist. - Die Schüler kennen den Begriff Gewichtskraft und wissen wie er definiert ist - Die Schüler wissen was eine Wirkungslinie einer Kraft ist 1.3 Lernziele dieses Versuches 1.3.1 Grobziele Die Schüler sollen eine Kraftzerlegung eines Körpers auf der schiefen Ebene durchführen können. 1.3.2 Feinziele Die Schüler sollen die Begriffe Normalkraft und Hangabtriebskraft kennen und diese an einem Körper, der sich auf einer schiefen Ebene befindet, einzeichnen können. Die Schüler sollen vertiefen, dass man eine Kraft als Vektor darstellen kann und dieser einen Angriffspunkt, eine Richtung und einen Betrag hat. Die Schüler sollen erkennen, dass an einem Körper auf der geneigten Ebene zwei Kräfte angreifen. Die Schüler sollen wissen wie diese Kräfte heißen und wie man sie richtig einzeichnet. Die Schüler sollen wissen, dass die Wirkungslinie der Hangabtriebskraft parallel zur geneigten Ebene verläuft und die der Normalkraft senkrecht dazu. Die Schüler sollen ihre Fertigkeit sichern ein Experiment selbstständig anhand einer Anleitung aufzubauen und dieses durchzuführen. Die Schüler sollen ihre Fertigkeit vertiefen Messwerte eigenständig in eine Tabelle einzutragen und den Anweisungen ihrer Versuchsauswertung Folge zu leisten. Die Schüler sollen die Definition der Neigung vertiefen. Die Schüler sollen wissen, dass die Formeln 𝐹𝐻 𝐺 = ℎ 𝐹𝑁 𝑙 𝐺 = 𝑏 𝐹𝐻 𝑙 𝐹𝑁 ℎ = 𝑏 an der schiefen Ebene gelten. 1.4 Übergeordnetes Unterrichtsthema Das übergeordnete Unterrichtsthema sind die Bewegungsfunktionen (Zeit-Ort, Zeit-Geschwindigkeit, Zeit-Beschleunigung) für Bewegungen unter konstanter Krafteinwirkung. Die schiefe Ebene wird hierbei explizit bei den Kräftezerlegungen in einfachen Fällen erwähnt. 1.4.1 Stellung des Versuchsthemas innerhalb der Unterrichtseinheit Die schiefe Ebene wird im Gymnasium (G8) in der Unterrichteinheit 9.3 Kinematik und Dynamik geradliniger Bewegungen durchgeführt. Diese Einheit umfasst circa 16 Unterrichtsstunden und soll an die Grundbegriffe der 7. Jahrgangsstufe anknüpfen. 1.4.2 Weitere Lernziele, die die gesamte Unterrichtseinheit thematisch erschließen Die Schüler sollen lernen durch Deutung der Bewegungsdiagramme den zeitlichen Verlauf von Bewegungen zu analysieren. Bei der Behandlung von Bewegungen mit konstanter Geschwindigkeit bzw. mit konstanter Beschleunigung soll den Schülern deutlich gemacht werden, dass sich idealisierte Vorgänge durch mathematische Funktionen beschreiben lassen und dadurch genauere Vorhersagen möglich werden. Die Kinder sollen durch weiterführende Beispiele zum Zusammenhang zwischen Kraft, Masse und Beschleunigung ein tieferes Verständnis des Kraftbegriffs gewinnen. 1.5 Experimentelle Alternativen Eine experimentelle Alternative wäre die Verwendung eines Rollkörpers anstatt eines Experimentierwagens. 1.6 Mögliche bzw. notwendige Modifikationen des Demonstrationsexperiments bei einem Einsatz als Gruppenexperiment Bei einem Einsatz als Gruppenexperiment müssen keine Modifikationen bei dem Demonstrationsexperiment geneigte Ebene vorgenommen werden. 1.7 Unterrichtsverfahren Das Unterrichtsverfahren ist das Normalverfahren. 1.7.1 Sozialformen Die verwendeten Sozialformen sind das Unterrichtsgespräch mit Demonstrationsexperiment und der Schülerversuch. 1.7.2 Lehrformen und Lernformen Die verwendeten Aktionsformen sind erarbeitend-fragend und entdecken lassend. 1.7.3 Motivationssituation oder Einstiegssituation Als Einstiegssituation wird die schiefe Ebene gerade auf den Tisch gelegt und die Frage gestellt was man nun tun könnte, damit sich der auf der Ebene befindende Wagen entlang dieser bewegt. Nachdem ein Schüler die erwartete Antwort gebracht hat, dass man die Ebene einfach an einer Seite anheben könnte, lenkt man die Kinder direkt zu den wirkenden Kräften und der Kraftzerlegung an der geneigten Ebene und führt den Versuch durch. Als Einstiegssituation könnte man den Schülern erzählen, dass man auf dem morgendlichen Schulweg einen Schüler auf seinem Fahrrad einen Berg herunterfahren gesehen hat und sich dabei gefragt hat, welche Kräfte auf ihn gewirkt haben. 1.8 Sicherung der Lernziele Die Sicherung der Lernziele erfolgt anhand eines Arbeitsblattes, auf dem die besprochenen Erkenntnisse festgehalten werden. Darüber hinaus wird ein Schülerversuch durchgeführt, dessen Ergebnisse ebenfalls auf dem Arbeitsblatt festgehalten werden. Kraftzerlegung eines Körpers auf der geneigten Ebene Wiederholung Kräfte lassen sich als Vektoren darstellen. Sie haben einen Angriffspunkt, eine Richtung und einen Betrag. Versuchsaufbau Ein Körper, der sich auf einer geneigten Ebene befindet, wird durch zwei Kräfte, die im Schwerpunkt des Körpers angreifen, in Ruhe gehalten. Ein fester Körper verhält sich häufig so, als wäre seine gesamte Masse im Schwerpunkt S vereinigt. Dort kann man sich die wirkenden Kräfte angreifend denken. Die Wirkungslinie der einen Kraft verläuft parallel zur Ebene, d.h. sie wirkt in Richtung des Weges und wird mit Hangabtriebskraft FH bezeichnet. Die zweite Kraft wirkt senkrecht zum Weg und wird mit Normalkraft FN bezeichnet. Experiment 1. Baue nach der Abbildung die geneigte Ebene auf. Achte darauf, dass der Kraftmesser parallel zur geneigten Ebene gehaltert ist. 2. Bestimme die Gewichtskraft G des Experimentierwagens und trage den Wert ein. 3. Ein Stück Schnur, dessen beide Enden mit Schlaufen versehen sind, wird mit einer Schlaufe am Experimentierwagen befestigt, die andere Schlaufe wird in den Haken des Kraftmessers parallel auf der geneigten Ebene eingehängt. Befestige mit einer Schnur den zweiten Kraftmesser an der Stange des Experimentierwagens, halte den Kraftmesser senkrecht zur geneigten Ebene; dann ist die Normalkraft gleich der Kraft, die benötigt wird, um mit dem Kraftmesser in der beschriebenen Lage den Experimentierwagen gerade von der geneigten Ebene anzuheben. Achte darauf, die Reibung im Kraftmesser möglichst klein zu halten. Klopfe hierfür einige Male an der Kraftmesserhülse. 4. Bestimmte die Hangabtriebskraft FH und die Normalkraft FN für zwei verschiedene Höhen ℎ. Trage FH und FN, die an den Kraftmessern abgelesen werden, und die Höhe der geneigten Ebene in den entsprechenden Spalten in der Tabelle ein. Bestimme für beide Höhen die Basis 𝑏. 5.Miss die Länge 𝑙 der geneigten Ebene. Gewichtskraft G = Länge 𝑙 = Höhe ℎ FN [N] [cm] ℎ 𝑙 Basis 𝑏 [cm] FH [N] 𝐺 ℎ 𝑙 𝐺 𝑏 𝑙 ℎ 𝑏 𝐹𝐻 𝐹𝑁 Auswertung ℎ 1. Berechne für die verschiedenen Höhen ℎ die Neigung 𝑙 und trage die Werte in einer weiteren Spalte in deiner Tabelle ein. Welche Maßeinheit hat die Neigung? ℎ 2. Berechne für die verschiedenen Neigungen das Produkt 𝐺 𝑙 (Einheit?), trage die Werte in einer weiteren Spalte in der Tabelle ein und vergleiche die Werte des errechneten Produktes mit den gemessenen Hangabtriebskräften. (Beachte dabei, dass du die Reibung im Kraftmesser nicht vollständig beseitigen kannst!) Ergebnisse An der schiefen Ebene gilt: 𝐹𝐻 𝐺 = ℎ 𝐹𝑁 𝑙 𝐺 = 𝑏 𝐹𝐻 𝑙 𝐹𝑁 ℎ =𝑏 1.9 Lernzielkontrolle Die Lernzielkontrolle erfolgt über ein gemeinsames Gespräch über die Ergebnisse des Schülerversuchs. Dabei wird die Kräftezerlegung anschaulich anhand einer Zeichnung mit dem Programm Geogebra dargestellt. 1.10 Präkonzepte, Misskonzepte Ein Misskonzept zur Kräftezerlegung an der schiefen Ebene könnte sein, dass die Schüler in der Annahme sind, dass die Normalkraft eine Kraft ist, deren Kraftpfeil nach oben eingezeichnet wird und der Kraftpfeil der Hangabtriebskraft in Richtung des Kraftmessers zeigt.