Friedreichsche Ataxie ist eine automal rezessiv vererbte Erkrankung, bei der ein Gendefekt auf Chromoson 9 entspricht. Frataxin, ein möglicherweise in der EisenHomöostase bestimmter Organe involviertes Protein, wird fehlerhaft exprimitiert. Frataxin ist für den Eisenhaushalt der Mitochondrien (für den Energiehaushalt der Zellen wichtig) der Nervenzellen im Kleingehirn verantwortlich. Das Frataxin wird also falsch gesteuert, so dass Zellen des Kleinhirns nach und nach absterben, was die Funktion dieses Organs immer mehr erschwert. Dadurch können das Kleinhirn und das Rückenmark nicht mehr alle ihre Aufgaben genügend wahrnehmen. Die Krankheit ist progressiv, dass heisst, der Zustand der Betroffenen verschlechtert sich langsam, aber kontinuierlich. Genetische Studien wurden Ende der Achzigerjahre in Angriff genommen, im März 1996 führten sie zur Entdeckung des Gens, das die Friedreichsche Ataxie verursacht. Seit das Gen bekannt ist, lässt es sich mit einer Blutprobe mit Sicherheit diagnostizieren. Symptome Kleinhirnsyndrom (Läsion des Kleinhirns) • Gleichgewichtsstörungen • schwankender Gang • Sprechschwierigkeiten mit polternder und schleppender Stimme • ungeschickte Hände • gestörte Bewegungskoordination Pyramidenbahnläsion • Ermüdbarkeit der unteren Gliedmassen • Schwierigkeiten bei Feinmotorik und komplexen Bewegungen Schädigung der Hinterstrangbahnen des Rückenmarks • Störung der Tiefensensibilität • Gleichgewichtsstörungen (besonders bei Dunkelheit) Nervenschädigungen • Ausfall bestimmter Reflexe • spastische Bewegungsstörungen Morphologische Schädigungen • Hohlfüsse • Skoliose (Verkrümmung der Wirbelsäule) Diabetes Seltene Komplikation Herzstörungen • Verdickung der Herzwand • Rhythmusstörungen • Herzinsuffizienz Hörschwäche • Hörschwäche, vor allem bei Nebengeräuschen (Geräuschkulisse) Es ist unterschiedlich, welche Symptome und in welchem Ausmass sie bei den Betroffenen auftreten. Die Symptome treten meist im Pubertätsalter (13-14 Jahre) oder im Kindesalter (4-6 Jahre) auf. Seltener können die Symptome auch im früheren Erwachsenenalter (20-40 Jahre) beginnen. Die ersten Anzeichen der Krankheit sind Gang- und Gleichgewichtsstörungen sowie Koordinationsschwierigkeiten der oberen Extremitäten (langsame, unpräzise Bewegungen). In den meisten Fällen folgen Sprechschwierigkeiten, häufiges Kältegefühl in den Füssen und starke Ermüdung. Die fortschreitende körperliche Schädigung beschleunigt sich im Anfangsstadium, schwächt dann meistens etwas ab. Im Verlauf der Zeit nehmen die Gleichgewichtsstörungen so stark zu, dass der Rollstuhl unumgänglich wird. Der Verlauf der Patienten, auch in derselben Familie, ist sehr unterschiedlich. Trotz nachhaltigen Bemühungen in der medizinischen Forschung gibt es bis heute für die Betroffenen keine Heilungsmöglichkeiten. Ganz wichtig sind deshalb die therapeutischen Massnahmen. • Physiotherapie (Mobilisation und Stärkung des der unteren Extremitäten und des Rumpfes) • Ergotherapie (Basteln, Abklärungen von Hilfsmitteln) • Orthophonie (Schulen der Artikulierung sowie der mündlichen und schriftlichen Ausdrucksweise) Ein Pariser Forscherteam fand heraus, dass bei der Friedreichsche Ataxie eine abnormale Eisenhäufung in den Mitochondrien besteht. Aufgrund dieser Erkenntnis versuchten die Forscher, die durch die Eisenansammlung verursachte Toxizität mit einer antioxidierenden Substanz zu reduzieren, und zwar mit Idebenone. Trotz zahlreichen Studien konnten bisher keine Wirkungen bezüglich des Fortschreitens der Krankheit nachgewiesen werden. Bisher konnte jedoch festgestellt werden, dass Idebenone in einigen Fällen auf die Herzwandverdickung Einfluss hat.