D UKD Universitätsklinikum Universitätsklinikum Düsseldorf Düsseldorf Newsletter der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf Ausgabe 1 | Dezember 2011 Augenklinik Aktuell informationen für niedergelassene kollegen Aus den Fachbereichen Liebe Kolleginnen und Kollegen, Keratoplastik – Wann lamellär, wann perforierend? (Prof. Dr. Gerd Geerling) vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Fortbildungsveranstaltung „Minimalinvasiv – Maximaleffektiv?“ am 25. Mai 2011. In diesem ersten Newsletter der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf haben wir für Sie und alle Kolleginnen und Kollegen, die nicht an dieser Düsseldorfer Fortbildung für Augenärzte teilnehmen konnten, die Beiträge zusammengefasst. Kollagenquervernetzung bei Keratokonus (Bernhard Ralla, Assistenzarzt; Prof. Dr. Gerd Geerling) Minimally Invasive Strabismus Surgery (MISS) nach Mojon (Dr. Franz-Andreas Kaszli) Möglichkeiten und Grenzen der 23-Gauge Vitrektomie (PD Dr. Rainer Guthoff, Stellvertr. Direktor und Leiter Retinologie) Wir wollen Ihnen hiermit einen Überblick über die aktuellen klinischen und wissenschaftlichen Entwicklungen unserer Klinik ermöglichen. Sollten Sie Wünsche für zukünftige Newsletter-Ausgaben haben, so kommen wir diesen sehr gerne entgegen. Schicken Sie uns Ihre Anregungen – natürlich auch bzg. der Klinik selber – über die im Impressum ganannte Email-Adresse. Aus der Forschung „Comrade-Studie“ – Dexamethason vs. Ranibizumab bei retinalen Venenverschlüssen (Dr. Anja Lux, Oberärztin) „Sansika-Studie“ – Cyclosporin A Tropfen in der Therapie des trockenen Auges (Thomas Kim) Mit freundlichen Grüßen Organisatorisches Vorankündigungen Sprechstundentage Univ.-Prof. Dr. G. Geerling Direktor der Augenklinik |1 Aus den Fachbereichen Keratoplastik – Wann lamellär, wann perforierend? Prof. Dr. Gerd Geerling V or 165 Jahren beschrieb Mühlbauer erstmals die Technik der lamellären Keratoplastik (LK). Erst im Jahr 1905 berichtete Zirm dann über die erste erfolgreiche perforierende Keratoplastik (PK). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundertssetzte sich die perforierende Keratoplastik auf Grund des technisch einfacheren Vorgehens durch. Hierzu trug die Etablierung der qualitätskontrollierten Gewebekultur in Hornhautbanken, wie sie auch die Univ.-Prof. Dr. Gerd Geerling Lions-Hornhautbank NRW seit langem an der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf anwendet, wesentlich bei. Selbst bei günstigen Ausgangssituationen wie z. B. dem Keratokonus zeigt sich jedoch, dass bis zu 20% der Transplantate nach perforierender Keratoplastik innerhalb von 15 Jahren eintrüben. Die oft jungen Patienten benötigen deshalb im weiteren Lebensverlauf eine zweite oder sogar dritte Transplantation. Die Entwicklung neuer OP-Techniken hat die lamelläre Keratoplastik wieder zu einer interessanten Alternative gemacht [1]. Die neuen, uns zur Verfügung stehenden, Verfahren werden häufig als DALK, DS(A)EK oder auch DMEK abgekürzt. Die DALK („deep anterior lamellar keratoplasty“) ist eine endothelschonende Technik zur vorderen lamellären Keratoplastik bei Keratektasien und Trübungen im vorderen Hornhautstroma. Die intraoperative Separation der Descemetlamelle vom Stroma durch eine intrastromale Luftinjektion („Big Bubble“) macht den Erhalt des gesunden Endothels des Empfängers möglich, so dass ein Transplantat ohne Spenderendothel verwendet werden kann. Dieses Verfahren umgeht dadurch insbesondere die Gefahr einer endothelialen Immunreaktion. Durch die unmittelbare Apposition von Spenderstroma auf Empfänger-Descemet wird eine optisch störende Narbe im lamellären Wundspalt vermieden und so vergleichbare Visusergebnisse wie bei der perforierenden Keratoplastik erzielt [2]. Bei primär isoliertem Endothelversagen kann die DS(A)EK („Descemet stripping automated keratoplasty“) heute bereits als etabliertes, standardisiertes Verfahren der posterioren lamellären Keratoplastik angesehen werden. Die Präparation des Spenderlentikels erfolgt mit Hilfe eines Mikrokeratoms („automatisiert“ = DSAEK) oder manuell (DSEK) [3]. Beide Verfahren sind indiziert bei Fuchs‘scher Endotheldystrophie und Pseudophakie-bedingter bullöser Keratopathie. Dabei wird das Transplantat durch einen kleinen, Katarakt-OP-ähnlichen, Tunnelschnitt implantiert und lediglich durch eine Luftblase an der Hornhautrückseite fixiert. Hohe postkeratoplastische Astigmatismen oder auch expulsive Blutungen sind bei posteriorer lamellärer Keratoplastik deutlich seltener, da die vorderen 95% der Empfängerhornhaut erhalten bleiben. Zur Vermeidung einer Dislokation der Spenderscheibe ist eine kurzfristige postoperative Rücklagerung wichtig. Die DMEK („Descemet membrane endothelial keratoplasty“) ist ein noch junges Verfahren, bei dem lediglich die Descemet-Lamelle mit Endothel transplantiert wird. Auf Grund der Eigenelastizität des Transplantates rollt es sich auf und löst sich schneller vom Wirtsstroma wieder ab. Daher werden bei dieser Technik häufiger weitere korrigierende Eingriffe und ein längerer stationärer Aufenthalt erforderlich. Steroide sollten nach LK unverändert wie nach PK langfristig gegeben werden. Neben den o. g. Standardsituationen wird in der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf insbesondere bei schwieriger Ausgangssituation, wie bei schwer trockenem Auge oder präexistentem Glaukom häufiger lamellär operiert [4]. In größeren Kohortenstudien waren die Visusergebnisse von PK und LK vergleichbar. Allen lamellären Verfahren gemeinsam ist, dass die Rehabilitation des Patienten insgesamt beschleunigt wird. Literatur [1] Geerling G, Duncker GI, Krumeich J, Melles GR (2005): Lamelläre Keratoplastik – Zurück in die Zukunft? Ophthalmologe 102: 1140-51 [2] Geerling G, Seitz B (2005): Keratoplastik – Eine vereinfachte Klassifikation/Terminologie zur Erfassung aktueller Operationskonzepte. Klin. Monatsbl. Augenheilk. (2005) 222: 612-4 [3] Weller KK, Unterlauft JD, Geerling G: 1-Jahres-Ergebnisse nach posteriorer lamellärer Keratoplastik mit manuell disseziertem Spendermaterial. Klin. Monatsb. Augenheilkd. (2010) 227: 460-6. [4] Unterlauft JD, Weller K, Geerling G (2010): A 10.0-mm Posterior Lamellar Graft for Bullous Keratopathy in a Buphthalmic Eye. Cornea 29: 1195-8. Aus den Fachbereichen Kollagenquervernetzung bei Keratokonus Bernhard Ralla, Assistenzarzt; Prof. Dr. Gerd Geerling D ie Kollagenquervernetzung mittels Riboflavin und UV-A-Bestrahlung ist eine neue Therapie, die jetzt an der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf zur Verfestigung der Hornhaut bei Keratektasien, wie Keratokonus, Keratotorus oder Keratoglobus angeboten wird. Weiterhin liegen Berichte über eine erfolgreiche Anwendung bei post-LASIK-Keratektasien, progressiven mikrobiellen Ulzera Bernhard Ralla und bullösen Keratopathien vor. Der Keratokonus stellt jedoch die häufigste Indikation dar. Das Prinzip der Kollagenquervernetzungsbehandlung besteht aus der Applikation von UV-A Licht und Riboflavin (Vitamin B2) in Tropfenform. Die dadurch ausgelöste photooxidative Reaktion führt zur Ausbildung von inter- und intrafibrillären kovalenten Bindungen („cross-links“), die das Kollagengerüst der Hornhaut stabilisieren. Es ist wichtig zu beachten, dass das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Keratokonusprogression variabel und schwierig vorhersehbar ist. In einer großen multizentrischen Studie an über 1.200 Patienten wurde eine mittlere Progression von 0,2 D ± 0,6 D / Jahr nachgewiesen. Nur ca. 20% der Betroffenen benötigen im Krankheitsverlauf eine Keratoplastik. Die Indikation zur Kollagenquervernetzungstherapie sollte daher nur bei nachgewiesener Krankheitsprogression gestellt werden. Als Zeichen einer Progression fordern wir neben einer rein subjektiven Sehverschlechterung entweder • eine Verschlechterung des bestkorrigierten Visus um zwei Zeilen oder mehr im Verlauf der letzten 12 Monate, • die Notwendigkeit einer neuen Kontaktlinsen-Anpassung mehr als 1x in den letzten zwei Jahren, • • • eine Änderung des sphärischen Äquivalents um >0,5 dpt, eine Zunahme des max. K-Wertes um >1 dpt in den letzten zwei Jahren in der Hornhaut-Topographie eine Abnahme der Hornhautmittendicke von mindestens 30µm oder eine Rückflächen-radiusabnahme um >0,1mm. Andernfalls sollte zunächst der weitere Verlauf beobachtet werden. Der Eingriff wird nach Lokalanästhesie mittels Abrasio durchgeführt. Anschließend wird Riboflavin 0,1% AT alle 5 min für 30 min appliziert, bevor die Bestrahlung mit UV-A Licht erfolgt. Postoperativ wird der Patient mit einer therapeutischen Kontaktlinse und Antibiotikum bis zum Epithelschluss, danach mit topischen Steroiden für drei, sowie Benetzungsmitteln für sechs Wochen versorgt. Die Anpassung neuer formstabiler Kontaktlinsen sollte frühestens nach 4-6 Monaten erfolgen, da sich postoperativ die Hornhautradien langsam ändern. Zur Wirksamkeit der Kollagenquervernetzung existiert eine Vielzahl von klinischen Studien, die eine Abnahme der maximalen KWerte sowie eine Verbesserung des bestkorrigierten Visus zeigten. Die Anzahl der Patienten mit langjähriger Verlaufsbeobachtung ist jedoch bislang noch gering. Im eigenen Patientengut fand sich über zwei Jahre an insgesamt 46 Augen eine Abnahme der maximalen K-Werte um 1,24 D und eine Zunahme des bestkorrigierten Visus um eine Zeile im ersten Jahr, mit jeweils stabilem Befund im zweiten Jahr [1]. Als Komplikationen wurden neben einer regelmäßig beobachteten, subepithelialen Narbenreaktion in seltenen Fällen ein Vorderkammerreiz, ein Hornhautinfiltrat oder auch eine reaktivierte Herpeskeratitis beschrieben. Wir selbst haben jedoch auch einen Fall einer perakuten Hornhauteinschmelzung bis hin zur Perforation und Notwendigkeit der Keratoplastik á chaud nach Kollagenvernetzung beobachtet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kollagenquervernetzung bislang die einzige nicht-symptomatische Therapieoption für progrediente Keratektasien darstellt. Sie ist relativ risikoarm, dennoch sollte die Indikation nur bei progredienter Erkrankung gestellt werden. Bei Erstvorstellung eines Patienten in unserer Klinik ist es daher sehr hilfreich, wenn dem Patienten ausführliche Vorbefunde mitgegeben werden. Literatur [1] Kampik D, Koch M, Kampik K, Geerling G (2011): Riboflavin/UVA Kollagen Cross-Linking (CXL) bei Keratoconus: 2-Jahresergebnisse. Klin. Monbl. Augenheilkd. 2011 Jun;228(6):525-530. 2|3 Aus den Fachbereichen Minimally Invasive Strabismus Surgery (MISS) nach Mojon Dr. Franz-Andreas Kaszli E rstmals publizierte Daniel Mojon (St. Gallen, Schweiz) die „MISS“ Technik im Jahre 2007 [1]. Er wies dabei ausdrücklich darauf hin, dass der belgische Augenarzt Gobin schon in einem anderen Zusammenhang die Möglichkeit der Kleinschnitttechnik erwähnte. Gobin beschrieb 1994 als erster die Rücklagerung gerader Augenmuskeln an einer Schlinge durch zwei kleine Schnitte neben dem Muskelansatz (para-insertionale Schnitte) [2]. Die operative Vorgehensweise im Rahmen der „MISS” hat folgende Regeln als Grundlage: • Bindehauteröffnung fern vom Limbus, • Bindehauteröffnung nur dort, wo es chirurgisch notwendig ist, • Minimierung der Bindehauteröffnungen durch Schlüsselloch- technik, • Untertunnelung zur Präparation zwischen zwei Minischnitten, • Erweiterung der Schnitte falls chirurgisch erforderlich, • Minimierung der perimuskulären Gewebsdisruption. Die Einsatzgebiete der „MISS” liegen im Bereich von: • Rücklagerung, Faltungen und Resektionen der geraden Augenmuskeln, • Rücklagerung und Faltung der schrägen Augenmuskeln, • Revisionsoperationen, retroäquatoriale Myopexie, Transpositio- nen. Die Vorteile der Methode liegen in der geringeren postoperativen Entzündungsreaktion und damit in einem reizärmeren Vorderabschnittsbefund. Es kommt kaum zu Benetzungsstörungen und die limbale Gefäßearkade wird geschont. Bei Revisionsoperationen kann der Zugang so gewählt werden, dass der Kleinschnitt neben den Vernarbungen erfolgt. Ein geringeres Risiko für Ischämien des Vorderabschnitts wird beschrieben [3]. Die kürzere Verweildauer im Krankenhaus ist auch aus Kostengründen ein gutes Argument für die „MISS“-Technik. Operationsstrecken von 4 bis 5 mm bei Rücklagerungen und Faltungen sind als ideale Indikation für die „MISS“ anzusehen. Die Methode kann auch mit einer Lupenbrille ausgeführt werden. Als Nachteil der Methode kann der Einsatz eines Operationsmikroskops sowie der erhöhte Zeitfaktor, insbesondere bei Anfängern, gewertet werden. Die Methode ist für unerfahrene Operateure nicht als Erstverfahren geeignet. Bei sehr jungen Patienten (Kleinkinder) mit viel Tenongewebe und älteren Patienten mit schon atrophischer Bindehaut stellt sich das operative Vorgehen erschwert dar. Ein weiterer Nachteil der „MISS“ ist darin begründet, dass keine nachjustierbaren Nähte verwendet werden können. Dennoch wird die MISS von geübten Operateuren bei ausgewählter Indikation auch in unserer Klinik angewendet. Literatur [1] Mojon DS: Comparison of a new, minimally invasive strabismus surgery technique with the usual limbal approach for rectus muscle recession an plication. Br. J. Ophthalmol 91(1), 76-82 (2007) [2] Gobin MH, Bierlaagh JJM: Chirurgie horizontale et cycloverticale simultaneé du strabisme. Centrum voor Strabologie Anvers, Belgium 1994 [3] Kushner, BJ: Br. J. Ophthalmol. 2007;91;5 Aus den Fachbereichen Möglichkeiten und Grenzen der 23-Gauge Vitrektomie PD Dr. Rainer Guthoff, Stellvertr. Direktor und Leiter Retinologie V or genau 40 Jahren publizierte Machemer erstmals über die Vitrektomie am geschlossenen System mit einem Cutter, in dem die Infusion integriert war. Der einzige Zugang dafür hatte einen entsprechend großen AußenP. D. Dr. Rainer Guthoff durchmesser von 1,4mm (=17 Gauge). Die Verteilung der Funktionen Infusion, Beleuchtung und Arbeitskanal auf drei Zugänge (3-Port-Vitrektomie) ab Mitte der 70iger Jahre erlaubte einen verkleinerten Außendurchmesser von 20 Gauge (= 0,9mm), was sich zum „Goldstandard“ entwickelte. Geringe Endophthalmitisraten, Entwicklungen und Weiterentwicklungen von Endolaser, Endotamponaden und Optik begünstigten, dass die Vitrektomie zur zweithäufigsten intraokularen Operation nach der Kataraktoperation aufstieg. Im Vergleich zu den Anfängen der Vitrektomie stiegen die Indikationen und damit die Anforderungen an dieses Verfahren deutlich, was zur Entwicklung von kleineren Vitrektomiezugängen in transkonjunktivaler und transskleraler nahtloser Technik führte. Hierbei konnten sich die 25- und 23-Gauge-Vitrektomie-Verfahren (0,5, bzw. 0,6 mm Aussendurchmesser) etablieren, wobei bei letzterer die Handhabung aufgrund der höheren Instrumentensteifigkeit und durch höheren Volumendurchfluss der 20-GaugeVitrektomie näher kam. Diese nahtlosen Verfahren sind besonders bei der Makulachirurgie aufgrund des Zeitgewinns bei der OP-Eröffnung und beim Verschluss sowie aufgrund des höheren Patientenkomforts durch fehlende Bindehaut- und Skleranaht vorteilhaft gegenüber der konventionellen 20-Gauge-Vitrektomie. Die postoperative Hypotonie, die nach 23- oder 25-Gauge häufiger auftritt, bessert sich meist schnell und spontan, und die Endophthalmitisraten sind nach neueren großen Serien vergleichbar mit denen der 20-Gauge-Vitrektomie. Bei erweiterter Indikation der 23- und 25-Gauge-Vitrektomie für komplizierte Glaskörperchirurgie ist die Wertigkeit dieser Verfahren jedoch noch offen, da deren Vorteile durch Nachteile beim eigentlichen Vitrektomievorgang relativiert werden. Hierbei fällt der Kostenfaktor gegenüber der 20-Gauge-Technik möglicherweise stärker ins Gewicht, da diese Indikationen ein größeres Instrumentenspektrum erfordern. Zusammenfassung: Insbesondere bei der Makulachirurgie bevorzugen wir die 23-Gauge-Vitrektomie auf Grund kürzerer OP-Zeiten und höheren Patientenkomforts gegenüber der herkömmlichen 20-Gauge-Vitrektomie. 4|5 Aus der Forschung „Comrade-Studie“ – Dexamethason vs. Ranibizumab bei retinalen Venenverschlüssen Dr. Anja Lux, Oberärztin B ei Venenverschlüssen des Auges bezogen sich bis vor kurzem die Therapieempfehlungen auf die großen Venenverschlussstudien, die „Central Dr. Anja Lux Retinal Vein Occlusion Study“ (CRVOS) von 1995 und die „Branch Vein Occlusion Study“ (BVOS) von 1984.[1,2] Seit diesen Studien ist die Behandlung von Neovaskularisationen und Ischämien mit panretinaler Laserbehandlung fest etabliert. Die Behandlung des Makulaödems nach venösen Verschlüssen bleibt allerdings weiterhin schwierig. Fokaler Gridlaser korrelierte nur mit einer Visusbesserung im Falle von Venenastverschlüssen, nicht aber bei Zentralvenenverschlüssen. Zur Behandlung des Makulaödems wurden in den letzten Jahren verschiedene Medikamente in den Glaskörper injiziert. Hierzu zählen Triamcinolon®, Macugen®, Avastin® und Lucentis®. Diese Medikamente sind für die Behandlung am Auge, bzw. bei Venenverschlüssen allerdings in der off-label. Seit 2010 ist Ozurdex® als erstes Medikament zur Behandlung des Makulaödems nach venösen Verschlüssen zugelassen. Es handelt sich um Dexamethason (700µg) in einem Long-acting-Release System, was als 6mm langes Implantat mittels pars plana Injektion in den Glaskörper eingebracht wird. In der Ozurdex® Zulassungsstudie GENEVA zeigte sich eine Visusverbesserung um ≥15 Buchstaben bei 21%, 30%, 24% und 23% der Patienten 1, 2, 3 und 6 Monate nach der Injektion bei Vorliegen eines Venenastverschlusses. Bei Zentralvenenthrombosen verbesserten sich 21%, 29%, 18% und 18% um ≥ 15 Buchstaben nach 1,2,3 und 6 Monaten. [3] Im Vergleich dazu erbrachte Lucentis® in der BRAVO Phase 3 Studie bei 33%, 40%, 50% und 61% der Patienten einen ≥ 15 Buchstabengewinn nach 1,2,3 und 6 Monaten bei Vorliegen von Ve-nenastverschlüssen. Bei Zentralvenenthrombosen (CRUISE Phase 3 Studie) besserte Lucentis® den Visus in 25%, 38%, 37% und 48% der Fälle nach 1,2,3 und 6 Monaten. [4,5] Ein Vergleich der Studien GENEVA vs. BRAVO /CRUISE würde Lucentis® den höheren und länger anhaltenden Visusgewinn zusprechen. Auf der anderen Seite wurde Lucentis® monatlich injiziert, Ozurdex® nur halbjährlich. Das Steroid wiederum verursacht Sekundärglaukome. Zum Zeitpunkt der 2-Monatskontrolle nach Ozurdex®- Injektion zeigten 16% der Patienten einen Augeninnendruck von ≥ 25mmHg. [3] Aufgrund leicht abweichender Einschlusskriterien und unterschiedlicher Studienprotokolle können aussagekräftige Schlüsse im Vergleich der drei Studien kaum gezogen werden. Hierzu bedarf es einer direkten Gegenüberstellung von Lucentis® und Ozurdex® unter kontrollierten Studienbedingungen: Seit August 2011 wird an der Augenklinik der Universitätsklinik Düsseldorf die COMRADE – B,C Studie durchgeführt. Es handelt sich um eine multizentische Phase 3 Studie zum direkten Vergleich von Ozurdex® mit Lucentis® bei der Behandlung des Makulaödems nach Ast- oder Zentralvenenverschlüssen. Mit dem neuen Faxanmeldeformular der Klinik (http://www.uniklinik-duesseldorf. de/augenklinik) können Patienten, die die folgenden Einschlusskriterien der Studie erfüllen, mit dem Vermerk „Comrade-Studie“ unter 0211 81-19557 angemeldet werden: • Visusbeeinträchtigung aufgrund eines Makulaödems nach Ast- oder Zentralve- nenverschluss auf 0,05 bis 0,5 • Zeit seit dem Verschluss höchstens 6 Monate • Mindestalter 18 Jahre Literatur [1] The Central Vein Occlusion Study Group M report. Evaluation of grid pattern photocoagulation for macular edema in central vein occlusion. Ophthalmology. 1995 Oct;102(10):1425-33. [2] The Branch Vein Occlusion Study Group. Argon laser photocoagulation for macular edema in branch vein occlusion. Am J Ophthalmol. 1984 Sep 15;98(3):271-82 [3] Haller JA, Bandello F, Belfort R, et al. Randomized, sham-controlled trial of dexamethasone intravitreal implant in patients with macular edema due to retinal vein occlusion. Ophthalmology. 2010;117:1134-1146 [4] Campochiaro PA, Heier JS, Feiner L, et al. Ranibizumab for macular edema following branch vein occlusion (BRAVO). Ophthalmology. 2010;117:1102-1112 [5] Brown DM, Campochiaro PA, Singh RP, et al. Ranibizumab for macular edema following central retinal vein occlusion (CRUISE). Ophthalmology 2010;117:1124-1133 Aus der Forschung „Sansika-Studie“ - Cyclosporin A Tropfen in der Therapie des trockenen Auges Thomas Kim D as trockene Auge oder Sicca Syndrom stellt für die betroffenen Patienten mitunter eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Entsprechend der aktuellen Definition ist das trockene Auge „eine multifaktorielle Störung von Tränenfilm und Augenoberfläche, welche mit physisch-psychischem Unbehagen oder visueller Beeinträchtigung einhergeht. Inflammatorische Prozesse und ein hyperosmolarer Tränenfilm sind wichtige Faktoren, die mit diesem Krankheitsbild assoziiert werden.“ („Dry Eye Workshop Study Group 2007“). Es werden im Wesentlichen zwei große Gruppen: der Tränenmangel-Typ (Sjögren und Nicht- Sjögren artig), bzw. der evaporative Typ, der durch eine erhöhte Verdunstung des Tränenfilms infolge fehlerhafter Zusammensetzung des Tränensekrets bedingt ist, unterschieden. Die Therapieoptionen reichen von der reinen Substitution (Tränenersatzmittel, TEM) in unterschiedlichen Zusammensetzungen und Darreichungsformen, über antibiotische Therapien, die die pathologische Zusammensetzung der Hautflora zum Ziel haben (vor allem bei seborrhoischer Dermatitis), Punctum plugs, bzw. Verödung der Tränenpünktchen, die den Verbleib der vorhandenen Tränen auf der Augenoberfläche verbessern sollen, Nahrungsergänzungsmittel (z. B.: Omega 3 Fettsäurehaltige Kapseln), Lidkantenpflegeprodukte, die darauf abzielen die Quantität und Zusammensetzung des Meibomdrüsensekretes zu optimieren, bis hin zu bedeckenden Spezialbrillen, und in den allerschwersten Fällen speziellen Augentropfen mit epitheliotrophen Faktoren. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, die multifaktorielle Genese des trockenen Auges nicht außer Acht zu lassen. Oftmals ist es erforderlich, unterschiedliche, einander ergänzende, Therapiekonzepte miteinander zu kombinieren. Bezüglich der antiinflammatorischen Therapie stehen bislang nur steroidhaltige AT zur Verfügung, die bei dauerhafter Anwendung bekanntermaßen zu Problemen (Steroid Response, Cataractbildung, etc.) führen können. Als Steroid-sparende Mittel kämen prinzipiell noch die NSAR in Frage, die sich jedoch aufgrund ihrer Epitheltoxizität nicht in der Dauertherapie des trockenen Auges etablieren konnten. Kommerziell stehen zumindest in den USA bereits seit mehreren Jahren cyclosporinhaltige Augentropfen (Restasis) zur Verfügung, mittlerweile auch als Generikum, die ihre antiinflammatorische Wirkung über die Inhibition von Calzineurin entfalten. Bislang sind diese Präparate jedoch nicht auf dem europäischen Markt erhältlich, sondern müssen speziell hergestellt werden. Unser Haus beteiligt sich im Rahmen einer europäischen kontrollierten Phase III Studie der Fa. Novagali Pharma an der klinischen Erprobung einer CSAFormulierung mit einer neu entwickelten Trägersubstanz, die lediglich einmal täglich angewendet werden muss. Auch für diese Studie können Sie Patienten, die die folgenden Einschlusskriterien der Studie erfüllen, mit dem Vermerk „Sansika-Studie“ unter 0211 81-19557 per Fax anmelden( Formular unter (http://www. uniklinik-duesseldorf.de/augenklinik): •Deutliche Symptome des trockenen Au- ges UND GLEICHZEITIG •Schirmer-Test ohne Lokalanästhesie von 2 bis 9 mm in 5 min. UND GLEICHZEITIG •Keratitis superficialis punctata der Horn haut in der Fluoreszeinfärbung •Mindestalter 18 Jahre 6|7 Organisatorisches Vorankündigungen Sprechstundentage Folgende von der Ärztekammer zertifizierte Fortbildungen bieten wir an: Ab sofort können Sie Ihre Patienten auch per Fax für unsere Sprechstunden anmelden. Bitte verwenden Sie hierzu das Faxformular, das Sie auf unserer Internetseite unter www.uniklinik-duesseldorf.de/augenklinik finden. 30.11.2011 Netzhaut-Update Am Mittwoch den 30.11.2011 um 17:15 Uhr findet der Augenärzteabend mit dem Thema: „Aktuelles zur Differentialdiagnose und Therapie bei Uveitis“ statt. Über zahlreiches Erscheinen würden wir uns sehr freuen. • • • Sprechstundentage der Allgemeinen Ambulanz – 0211 81-19557– (orange markiert) Sprechstundentage der Sehschule – 0211 81-16248 – (blau markiert) Sprechstundentage der Privatambulanz – 0211 81-16298 – (grau markiert) Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Hornhaut „Ophthalmologen-Tee“ Jeweils am ersten Mittwoch des Monats (Ausnahme August) laden wir Sie recht herzlich zu unserer internen Fortbildung von 16.00–17.00 Uhr in den Hörsaal der Augenklinik (Geb. 13.75) zu Tee und Kuchen ein. Glaukom Netzhaut/ Uveitis Lider/Augenoberfläche Notfälle • 7. Dezember 2011 Refrationsanomalien und Kontaktlin senanpassung (Prof. Dr. G. Geerling/ Herr Haußer) Sehschule Privatambulanz • 11. Januar 2012 Trauma – Internationale Klassifikation und Therapie (Dr. A. Lux) impressum • 1. Februar 2012 Tränenwegchirurgie (Videothek) (Prof. Dr. G. Geerling) Herausgeber Universitätsklinikum Düsseldorf, Augenklinik Fotos Universitätsklinikum Düsseldorf, Augenklinik (S. 2 u., S. 3 u., S. 4 u. li., S. 5 re.), © Frank Täubel – Fotolia.com (S. 1 o. li.), Universitätsklinikum Düsseldorf, Medienzentrale (S. 1 u. li., S. 1. u. re., S. 2 o. li., S. 3 o. re., S. 5 o. re., S. 6. o. li.) Redaktion, Gestaltung und Produktion Universitätsklinikum Düsseldorf, Unternehmenskommunikation 8