Defibrillator

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Defibrillator
Ein im Rettungsdienst verwendeter Defibrillator mit EKG-Funktion
Nahansicht
Ein Defibrillator ist ein medizinisches Gerät zur Defibrillation und Kardioversion. Es kann
durch gezielte Stromstöße Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern und
Kammerflattern (Defibrillation) oder ventrikuläre Tachykardien, Vorhofflimmern und
Vorhofflattern (Kardioversion) beenden. Defibrillatoren werden auf Intensivstationen, in
Notfallaufnahmen, an vielen anderen Orten im Krankenhaus sowie in Fahrzeugen des
Rettungsdienstes und vielen Arztpraxen bereit gehalten, seit den 1990er Jahren zunehmend
auch in vielen öffentlich zugänglichen Gebäuden und Orten für eine evtl. Anwendung durch
medizinische Laien.
Inhaltsverzeichnis
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1 Indikation und Therapie
o 1.1 Kardioversion
2 Aufbau
3 Bauarten
o 3.1 Manueller Defibrillator
o 3.2 Halbautomatischer Defibrillator (AED)
ƒ 3.2.1 Public Access Defibrillator (PAD)
ƒ 3.2.1.1 Hürden des Gesetzgebers
in Deutschland
o 3.3 Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator
4 Literatur
5 Weblinks
Indikation und Therapie
Hauptartikel: Defibrillation
In 60 bis 70 Prozent aller plötzlichen Herztode liegt anfangs ein sogenanntes
Kammerflimmern vor. Ein Defibrillator kann diese elektrisch kreisende Erregung im Herzen
durch gleichzeitige Stimulation von mindestens 70 Prozent aller Herzmuskelzellen
unterbrechen. Dabei wird eine große Anzahl von Zellen gleichzeitig depolarisiert, was zur
Folge hat, dass diese Zellen eine relativ lange Zeit (etwa 250 ms = Refraktärzeit der Zellen)
nicht mehr erregbar sind. Der kreisenden Welle wird quasi der Weg abgeschnitten und das
Herz befindet sich wieder in einem Zustand, in dem das natürliche Erregungsleitungssystem
die Stimulation des Herzens wieder übernehmen kann. Entscheidend bei der Defibrillation ist
der frühestmögliche Einsatz, da die durch das Kammerflimmern hervorgerufene
Unterversorgung von Gehirn mit Sauerstoff binnen kurzer Zeit zu massiven neurologischen
Defiziten führen kann. Aus diesem Grund werden auch im öffentlichen Raum immer mehr
automatisierte externe Defibrillatoren (AED) platziert.
Kardioversion
Defibrillator (Corpuls 08/16)
Hauptartikel: Kardioversion
In manchen Fällen tritt ein Herzflimmern nur in den Vorhöfen auf (Vorhofflimmern). Dieser
Zustand ist noch nicht lebensbedrohlich, da der Ventrikel (Herzkammer) weiterhin kontrahiert
und Blut durch den Körper pumpt. Allerdings ist die Pumpleistung des Herzens in diesem Fall
reduziert und es besteht außerdem die Gefahr, dass sich das Flimmern der Vorhöfe auf die
Ventrikel überträgt. Außerdem kann ein Vorhofflimmern zur Thrombenbildung im Herzohr
der Vorhöfe führen, welche unter anderem einen Schlaganfall oder eine Lungenembolie
verursachen können. Auch hier kann eine Defibrillation das Vorhofflimmern durchbrechen.
Diese Therapieform bezeichnet man als Kardioversion.
Aufbau
Prinzipiell besteht ein Defibrillator aus einem Akkumulator, einem DC/DC-Wandler, einem
Kondensator, einer Ausgangsschaltung und einer Steuereinheit. Da die Spannung des
Akkumulators für einen Elektroschock zu klein ist, muss mit Hilfe eines DC/DC-Wandlers
eine größere Spannung erzeugt werden mit der der Kondensator auf eine zuvor eingestellte
Energie aufgeladen wird. Auf Knopfdruck gibt der Kondensator seine gespeicherte Energie,
bis zu 360 Joule, an den Patienten ab.
Diese Energie wird über großflächige Elektroden abgegeben, welche entweder mit den
Händen auf den Brustkorb des Patienten gedrückt werden (die sogenannten "Paddles") oder
auf den Brustkorb geklebt werden ("Klebeelektroden" oder "Fast-Patches"). Vor allem bei
öffentlich erreichbaren Defibrillatoren (PAD) werden - um die Bedienung zu vereinfachen
und die Gefahr eines Stromschlages für den Anwender zu reduzieren - praktisch nur
Klebeelektroden verwendet.
Die Ausgangsschaltung sorgt für die Generierung bestimmter Pulsformen. Die Steuereinheit
regelt den Ladevorgang des Kondensators, leitet die Ausgangsschaltung und sorgt auch dafür,
dass bei nicht erfolgter Schockabgabe die Energie des Kondensators über einem internen
Widerstand verbraucht wird (Schutzschaltung). Moderne Defibrillatoren arbeiten biphasisch.
Das bedeutet, dass von der Ausgangsstufe nicht nur ein Stromstoß abgegeben wird, sondern
dass durch Spannungswechsel an den Paddles auch Stromstöße in umgekehrter Richtung
abgegeben werden. Da bei dieser Methode mit geringeren Energien gearbeitet werden kann,
ist die biphasische Defibrillation für den Patienten schonender.
Bauarten
Manueller Defibrillator
Konventionelle (manuelle) Defibrillatoren beinhalten auch Funktionen eines EKG und
werden zum Beispiel im Rettungsdienst verwendet. Einige dieser Geräte können zusätzlich
auch als externe Herzschrittmacher sowie zur Messung der Sauerstoffsättigung, zur
Blutdruckmessung oder als Kapnometer eingesetzt werden und haben oftmals auch eine
Option zur halbautomatischen Defibrillation für die Anwendung durch das nicht-ärztliche
Rettungsdienstpersonal eingebaut.
Halbautomatischer Defibrillator (AED)
Ein halbautomatischer Defibrillator (AED)
Bei halbautomatischen Defibrillatoren, sogenannte automatisierte externe Defibrillatoren
(AED), analysiert eine Software den Herzrhythmus und entscheidet danach, ob eine
Defibrillation sinnvoll ist. Erst bei einem positiven Ergebnis wird die Funktion freigeschaltet
und kann durch den Anwender ausgelöst werden. Optional können solche Geräte (je nach
Hersteller) auch eine EKG-Ableitung der Klebeelektroden auf einem Display darstellen oder
es lässt sich ein gesondertes EKG-Kabel für den AED erwerben. AEDs sind durch ihre Bauund Funktionsweise besonders für Laienhelfer geeignet. Durch den sinkenden Preis zwischen
etwa 1.500 und 2.500 verbreiten sich solche Geräte auch zunehmend in Betrieben.
Public Access Defibrillator (PAD)
Hinweisschild auf öffentlichen Defibrillator
Defibrillator am Londoner Flughafen Heathrow
Um eine möglichst frühzeitige Defibrillation zu erreichen, werden zunehmend öffentlich
erreichbare Defibrillatoren (public access defibrillators, PAD) eingesetzt, etwa in
Einkaufszentren, Flughäfen, Bahnhöfen und anderen öffentlichen Gebäuden. Bei diesen
Geräten handelt es sich um halbautomatische Defibrillatoren, die den Anwender mit
Sprachanweisungen durch die Defibrillation führen und teilweise auch Anweisungen zur
eventuell nötigen kardiopulmonaren Reanimation geben.
Oftmals werden diese Geräte als „Vollautomaten“ bezeichnet. Dies ist falsch und kann
irreführend sein, weil bei den meisten Geräten letztlich der Anwender den elektrischen Impuls
durch Knopfdruck freigeben muss.
Die Defibrillatoren sind nicht in der Lage, die eventuell notwendigen Herzkompressionen zu
ersetzen. Meist sind die PAD an Informationsschaltern, in Portierlogen etc. untergebracht,
damit sofort geschultes Personal zur Verfügung steht. Frei erreichbar angebrachte
Defibrillatoren (vergleichbar mit Feuerlöschern) sind in der Regel mit einem Alarmsystem
verbunden, um automatisch geschulte Helfer zu rufen und Diebstähle zu verhindern. Vor
allem im amerikanischen Raum sind PAD schon sehr weit verbreitet, aber auch in Europa ist
ein Trend zu PAD zu erkennen. In Deutschland sind PAD zum Beispiel in den Haltestellen
der Münchner U-Bahn vorhanden. Die Björn-Steiger-Stiftung in Deutschland engagiert sich
mit ihrer Aktion „Kampf dem Herztod“ besonders, auch in Österreich werben viele
Hilfsorganisationen, wie das Österreichische Rote Kreuz für die vermehrte Anschaffung und
Installation von PAD.
Hürden des Gesetzgebers in Deutschland
Defibrillatoren, auch die halbautomatischen, gehören zweiffellos zu den Medizinprodukten.
Das Medizinproduktegesetz jedoch schreibt vor, daß Medizinprodukte nur nach Einweisung
durch den Hersteller zum Einsatz gebracht werden dürfen. Der Einsatz von Geräten, auch der
halbautomatischen Defibrillatoren, ohne vorherige Schulung durch den Hersteller ist damit
nach der gegenwärtigen Rechtslage gesetzeswidrig. Da die Verletzung des
Medizinproduktegesetzes an sich bereits strafrechtliche Folgen nach sich ziehen kann, ist eine
Bestrafung des Anwenders auch ohne Verursachung irgend eines Schadens möglich. Da es
sich beim Einsatz eines solchen Gerätes naturgemäß um einen akuten Notfall handelt, ist eine
Bestrafung des Helfers und vor allem aber des Laien-Helfers bei Sachgerechter Benutzung
auszuschließen. Präzedenzfälle liegen derzeit nicht vor. Als Rechtfertigungsgrund kann in
Deutschland der §34 StGB dienen.
Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator
Bei Patienten mit hohem Risiko für Kammerflimmern können miniaturisierte automatische
Defibrillatoren (Implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren oder ICD von englisch Internal
Cardioverter/Defibrillator), ähnlich einem Herzschrittmacher, implantiert werden. Ihre
Elektroden haben dann direkten Kontakt zum Herzmuskel und lösen bei Bedarf selbstständig
aus. Durch den direkten Kontakt sind viel geringere Energien möglich, der Patient merkt
häufig nur einen leichten Schlag - so ähnlich wie beim Anfassen eines elektrischen
Weidezauns. In manchen Fällen wird von Patienten eine starke Empfindung dieser
Schockabgaben geschildert. Da gelegentlich mehrere Elektroschocks dicht hintereinander
erfolgen, kann die psychische Belastung enorm hoch und eine Betreuung durch Psychologen
notwendig werden.
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