Fieber – Freund oder Feind? ieber wird oft als Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung angesehen. Wenn eine Erkältung im Anzug ist, die Nase läuft und es im Hals kratzt, können wir das noch aufs Wetter schieben. Steigt aber die Körpertemperatur, wissen wir, dass wir wirklich krank sind. Oft hält man das Fieber selbst für die Krankheit. Es ist jedoch nur ein Symptom. In der Medizin wird Fieber als Temperaturanstieg über der durchschnittlichen normalen Körpertemperatur von 37° C definiert. Da wir Menschen Warmblüter sind, halten wir unsere Körpertemperatur nicht nur willkürlich (indem wir die Klimaanlage einschalten, einen Pullover anziehen), sondern auch unwillkürlich konstant (Steuerung durch den Hypothalamus im Gehirn). Bei zu hohen Körpertemperaturen gerinnt das Körpereiweiß, was zum Tode führen kann, bei Unterkühlung drohen Herzrhythmusstörungen. Fieber entsteht durch eine reizbedingte Prostaglandinausschüttung, die eine erhöhte Solltemperatur des im Hypothalamus gelegenen Thermostats bedingt. Zum Glück hat Gott uns so geschaffen, dass unsere Körper- F 6 temperatur sich ständig anpasst, ohne dass wir uns darüber Gedanken machen müssen! Es ist ein weitverbreitetes Gerücht, dass Fieber etwas Schlechtes sei. Bis zu einem bestimmten Punkt wirkt sich Fieber sogar sehr günstig aus. Zunächst einmal ist Fieber nur ein Symptom, keine Krankheit. Fieber ist ein Zeichen dafür, dass unser Körper versucht, sich selber zu helfen. Die Ursachen für Fieber sind mannigfaltig. Meistens liegt eine Infektion zugrunde, aber auch andere Erkrankungen (Herzinfarkt, Trauma, Strahlenbelastung) können mit Fieber einhergehen. Der verstorbene Dr. John Christopher glaubte, dass Fieber auftrete, sobald die Giftkonzentration im Körper ein gefährliches Maß überschritten habe. Der Körper reagiere dann mit Fieber und anderen Symptomen. Noch sind nicht alle Funktionen des Fiebers völlig erforscht. Man weiß aber, dass das Wachstum von Bakterien und Viren temperaturabhängig ist. Hohe Temperaturen steigern außerdem die Bildung der für die Körperabwehr wichtigen Antikörper und T-Zellen. Fieber beschleunigt sowohl die Herzfrequenz als auch die Stoffwechselaktivität um 13 % pro Grad Celsius Temperaturan- Unser festes FUNDAMENT 6/2002 stieg. Die Geschwindigkeit, mit der sich die weißen Blutkörperchen zu einem Infektionsherd hinbewegen, verdoppelt sich mit jedem halben Grad Temperaturerhöhung. Darüber hinaus beschleunigt der gesteigerte Stoffwechsel die chemischen Reaktionen. Das hilft den Zellen, sich während der Krankheit schneller zu regenerieren. Ab welcher Temperatur sollte uns das Fieber Sorgen machen? Für gesunde Erwachsene gilt (Ausnahme sehr junge und alte Personen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem): Temperaturen bis knapp 39 Grad können ohne weiteres hingenommen werden. Zwischen 39 und 40 Grad Fieber sollten lindernde Maßnahmen ergriffen werden. Eine Fiebersenkung ist jedoch noch nicht zwingend nötig. Lassen sich Temperaturen über 40,5° C mit Fieber senkenden Anwendungen nicht verringern, sollte man den Rat eines Arztes einholen, denn möglicherweise wird das Fieber nicht durch ein Virus, sondern z. B. durch lebensgefährliche Bakterien hervorgerufen. Ab 41,7° C kann es zu Hirnschäden und bei Temperaturen über 44,4° C zu tödlichen Verläufen kommen. Fieber sollte niemals ignoriert, sondern ausgenutzt und beobachtet werden. Dr. Christopher Sheryle Beaudry schrieb: »Der Versuch das Fieber zu senken, ohne die Ursache zu beheben, ist so, als wolle man Wasser aus einem sinkenden Schiff schöpfen, ohne das Leck abzudichten.« Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Körper während der Krankheit zu unterstützen und die Vorteile des Fiebers zu nutzen, während man es unter Kontrolle behält. Entgiften Sorgen Sie für regelmäßigen Stuhlgang, so wird sichergestellt, dass die Gifte ausgeschieden werden. Wasseranwendung Bei Temperaturen über 39,4° C profitiert der Körper von Schwamm- oder Wannenbädern. Das Wasser sollte lauwarm sein, nicht kalt. Fängt der Kranke während des Bades an zu frösteln, muss die Wassertemperatur erhöht oder das Bad beendet werden. Anschließend tupfen Sie sich nur trocken, da durch die Reibung beim Abtrocknen das Fieber ansteigen kann. Das Haar darf feucht bleiben, um dem Körper weiter Wärme zu entziehen. Einwickeln oder nicht? Darüber streiten sich die Gelehrten. Eltern wird seit Jahren geraten, ihre Kinder einzupacken, um das Fieber zu brechen. Bitte bedenken Sie zuvor folgendes: Das Wärmeregulationssystem eines Kindes ist noch nicht voll ausgereift. Wird ein Kind zu dick eingepackt, kann die Temperaturregelung enorm erschwert werden. Der Thermostat des noch nicht voll entwickelten Hypothalamus stellt sich möglicherweise auf eine noch höhere, gefährlichere Temperatur ein, statt bei der Krankheitsbekämpfung zu helfen. Aus diesem Grund können wir Einwickeln, besonders bei Kindern, nicht empfehlen. Leichte Kleidung und eine leichte Decke reichen aus. Ernährung Zusätzliche Flüssigkeitszufuhr während des Fiebers ist sehr wichtig, damit der Körper sich seiner Gifte besser entledigen und eindringende Krankheitskeime aus dem Körper spülen kann. Der Körper verdunstet während des Fiebers mehr Flüssigkeit über die Haut. Auch aus diesem Grund ist eine vermehrte Flüssigkeitsaufnahme erforderlich. Erwachsene sollten mindestens 3,5 Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen, darunter reines Wasser, frisch gepresste, ungesüßte Säfte und Kräutertees. Passen sie diese Mengen dem Alter Ihres Kindes an. Zur Fiebersenkung haben sich Kräutertees aus Katzenminze, Pfefferminze, Holunderblüte, Schafgarbe und Thymian bewährt. Viele naturheilkundlich ausgebildete Ärzte empfehlen, die Nahrungsaufnahme bei Infektionskrankheiten zu reduzieren, damit der Körper besser entgiften kann. Der Körper sagt uns, was er braucht und daher ha- ben wir während einer Krankheit in der Regel auch keinen Appetit. Wenn Sie oder Ihr Kind krank sind und keinen Hunger verspüren, dann essen Sie auch nichts! Einige Fastentage schaden einem sonst gesunden Menschen nicht. Viel wichtiger ist es, ausreichend zu trinken. Viel frisches Wasser, ungesüßte Säfte und Kräutertees versorgen den Körper mit ausreichend Flüssigkeit und helfen dem Immunsystem optimal zu arbeiten. Ellen White sagte über die Nahrungsbedürfnisse während des Fiebers: »Kranke können in solchen Fällen für sich selbst mehr tun als andere. Sie sollten die Natur zunächst von der Last befreien, die sie ihr aufgeladen haben und die Ursache beheben. Fasten Sie eine kurze Zeit und geben Sie dem Magen die Möglichkeit zu ruhen. Senken Sie das Fieber durch eine vorsichtige und wohlüberlegte Wasseranwendung. Diese Bemühungen werden der Natur bei ihrem Kampf helfen, den Körper von Schlacken zu befreien.« (Counsels on Diet and Food, 304; Bewusst essen, 126) Wir warten auf eine himmlische Zukunft ohne Schmerzen und Krankheit, aber bis es soweit ist, werden wir es immer noch damit zu tun haben. Arbeiten Sie mit der Natur zusammen, nicht gegen sie und helfen Sie so Ihrem Körper, die Aufgaben zu bewältigen, für die er geschaffen wurde. Aus: Landmarks, Wichita, KS, USA, November 2001 Der Versuch das Fieber zu senken, ohne die Ursache zu beheben, ist so, als wolle man Wasser aus einem sinkenden Schiff schöpfen, ohne das Leck abzudichten. Unser festes FUNDAMENT 6/2002 7