1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Selexid® - Filmtabletten 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG 1 Filmtablette enthält 200 mg Pivmecillinamhydrochlorid. Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1. 3. DARREICHUNGSFORM Filmtabletten. Selexid-Filmtabletten sind weiße, kreisrunde, konvexe Tabletten mit Filmüberzug, mit der Prägung des Assyrischen Löwen auf der einen und der Zahl „137“ auf der anderen Seite. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete Selexid kann bei Infektionen mit Mecillinam-empfindlichen Erregern eingesetzt werden, wie bei: Infektionen der Harnwege: akute Cystitis, Pyelitis, Pyelonephritis; chronische oder rezidivierende Harnwegsinfekte; postoperative Bakteriurie nach urologischen und gynäkologischen Eingriffen; symptomatische oder asymptomatische Bakteriurie in der Schwangerschaft; Salmonellosen, Shigellosen; als Alternative antibiotischer Behandlung des Typhus abdominalis; zur Sanierung von Salmonellenausscheidern; Enteritiden durch andere Mecillinam-empfindliche Bakterien (E. coli etc.). 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Dosierung Erwachsene und Kinder über 6 Jahre (über 20 kg Körpergewicht): Akute Harnwegsinfekte (Cystitis, Pyelitis, Pyelonephritis): 3mal täglich eine Filmtablette bei einer Behandlungsdauer von 5 bis 10 Tagen. Bei unkomplizierter, akuter Cystitis ist die Gabe von 2mal täglich 2 Filmtabletten über 3 Tage angezeigt. Chronische oder rezidivierende Harnwegsinfekte: 3 bis 4mal täglich 1 – 2 Filmtabletten bei einer Behandlungsdauer von 1 – 2 Wochen. Asymptomatische oder symptomatische Schwangerschaftsbakteriurie: 3mal täglich eine Filmtablette bei einer Behandlungsdauer von 1 Woche. Salmonellosen und andere Enteritiden: 3mal täglich 2 bis 4 Filmtabletten während 2 Wochen. Salmonellenausscheider: 3mal täglich 2 – 4 Filmtabletten während 2 – 4 Wochen. Kinder unter 6 Jahren (unter 20 kg Körpergewicht): 20 – 60 mg pro kg Körpergewicht täglich in 3 – 4 Einzeldosen aufgeteilt. Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion: Anfangsdosis und Dosisintervalle können unverändert bleiben, nur die Erhaltungsdosis muss dem Grad der Niereninsuffizienz entsprechend der Kreatinin-Clearance angepasst werden. Kreatinin-Clearance 30 ml/min oder höher: volle Dosis; 10 – 30 ml/min: 50% der Dosis; unter 10 ml/min: 25% der Dosis. Art der Anwendung Zum Einnehmen. Die Selexid-Filmtabletten werden unzerkaut während einer Mahlzeit mit ausreichend Flüssigkeit (zum Beispiel ein Glas Wasser) eingenommen, um das Risiko einer Reizung oder Ulceration des Ösophagus zu minimieren. 4.3 Gegenanzeigen Überempfindlichkeit gegen Den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Überempfindlichgeit gegen anderen Penicilline oder Cephalosporine. Kinder unter 3 Monaten, unterernährte Kinder und Kinder mit bestimmten angeborenen Stoffwechsel-Anomalien (Methylmalonsäure- bzw. Propionsäureazidämie). Ösophagusstenose und / oder obstruktive Veränderungen im Gastrointestinaltrakt sowie verzögerte Passage durch den Ösophagus, da eine ösophageale Ulceration bei längerem Kontakt mit der Schleimhaut auftreten bzw. die bestehende sich verschlimmern kann. Patienten mit Funktionsstörungen, die bekanntlich zu schwerem Carnitin-Mangelsyndrom wie z.B. Methylmalonazidurie und Propionazidämie führen. 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Die Möglichkeit einer Kreuzallergie ist zu beachten. Bei Patienten mit besonderer Bereitschaft zu allergischen Reaktionen ist Vorsicht geboten. Während der Verwendung über längere Zeit ist es ratsam, regelmäßig Leber- und Nierenfunktionsprüfungen sowie Blutbildkontrollen durchzuführen und die Dosierung bei deutlich eingeschränkter Nierenfunktion anzupassen. Bei einer länger als 10 Tage dauernden Antibiotikatherapie ist wie bei allen Antibiotika auf das Auftreten resistenter Bakterien bzw. Pilze zu achten. Die gleichzeitige Behandlung mit Valproinsäure, Valproat oder anderen Medikamenten, die zu einer Freisetzung von Pivalinsäure führen, sollte vermieden werden (siehe Abschnitt 4.5 „Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen“). Pivmecillinam erhöht die Exkretion von Carnitin mit dem Harn und reduziert den SerumCarnitinspiegel. Dies ist bei der üblichen Therapiedauer von 1 bis 2 Wochen ohne klinische Relevanz. Die langfristige Anwendung (über 2 Wochen) erhöht das Risiko einer CarnitinDepletion. Bei Auftreten schwerer und anhaltender Durchfälle sollte an eine antibiotikabedingte pseudomembranöse Colitis gedacht werden, die lebensbedrohlich sein kann. In einem solchen Fall ist Selexid abzusetzen und eine entsprechende Therapie einzuleiten. Ein Erregernachweis muss durchgeführt werden. Peristaltikhemmende Präparate sind kontraindiziert. Die Selexid-Tabletten müssen wegen des Risikos einer Ösophagus-Ulzeration mit mindestens einem halben Glas Flüssigkeit eingenommen werden. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Die gleichzeitige Verabreichung von Probenecid vermindert die Ausscheidung von Mecillinam und erhöht damit den Blutspiegel des Antibiotikums. Die Methotrexat-Clearance des Körpers kann bei gleichzeitiger Einnahme von Penicillinen vermindert sein. Die gleichzeitige Behandlung mit Valproinsäure, Valproat oder anderen Medikamenten, die zu einer Freisetzung von Pivalinsäure führen, sollte aufgrund des erhöhten Risikos einer Carnitin-Depletion vermieden werden (siehe Abschnitt 4.4). 4.6. Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit Schwangerschaft Durchgeführte epidemiologische Studien lassen nicht auf Nebenwirkung von Pivmecillinam auf die Schwangerschaft oder die Gesundheit des Fetus/Neugeborenen schließen. Selexid kann während der Schwangerschaft bei entsprechender Indikationsstellung angewendet werden. Stillzeit Wie bei anderen Penicillinen können Spuren des Wirkstoffes in der Muttermilch nachgewiesen werden. Bei therapeutischen Dosen von Selexid sind die möglichen Auswirkungen auf den Säugling wie z. B: Durchfall und Sprosspilzbesiedlung nicht zu erwarten aber können nicht ausgeschlossen werden. Fertilität Die konventionellen Studien zur Reproduktionstoxizität zeigen keine Auswirkung auf die Fertilität. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen Selexid hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Durch das Auftreten von Nebenwirkungen (siehe Abschnitt 4.8 "Nebenwirkungen") kann jedoch ggf. das Reaktionsvermögen verändert und die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr sowie zum Bedienen von Maschinen beeinträchtig werden. 4.8 Nebenwirkungen Die zusammenfassenden Daten aus klinischen Studien mit über 2.500 Patienten, die eine 37tägige Behandlung erhielten, zeigen, dass bei weniger als 10% der Patienten Nebenwirkungen aufgetreten sind. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren gastrointestinale Beschwerden und verschiedene Hautreaktionen. Obere gastrointestinale Reaktionen traten bei 5%, Durchfall bei 2% und Hautausschlag bei 1% der Patienten auf. In Einzelfällen wurden anaphylaktische Reaktionen sowie Änderungen der Blutwerte und Leberfunktionsstörungen beobachtet. Die Behandlung wurde bei weniger als 1% der Patienten aufgrund von Nebenwirkungen abgebrochen. Die Nebenwirkungen sind nach MedDRA Organklassen aufgeführt und die einzelnen unerwünschten Nebenwirkungen nach absteigenden Häufigkeit aufgelistet: Sehr häufig (>1/10) Häufig (>1/100, <1/10) Gelegentlich (>1/1.000, <1/100) Selten (>1/10.000, <1/1.000) Sehr selten (<1/10.000) Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar) Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems Sehr selten Thrombozytopenie Granulozytopenie Leukopenie Eosinophilie Erkrankungen des Immunsystems Selten: Anaphylaktische Reaktion Erkrankungen des Nervensystems Gelegentlich: Kopfschmerzen Benommenheit Schwindel Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Häufig: Diarrhöe Erbrechen Abdominale Beschwerden Nausea Bauchschmerzen. Antibiotika-assoziierte Kolitis Mund Ulzeration Ösophageale Ulzeration Ösophagitis Leber- und Gallenerkrankungen Sehr selten: Anormale Leberfunktion. Leichte, reversible Erhöhungen der GOT, GPT, alkalischen Phosphatase und des Bilirubins. Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Häufig: Rash* Urticaria Pruritus Selten: Angioneurotische Ödeme * verschiedene Arten von Rash wie erythematös, makulär oder makulo-papulär wurden beschrieben. Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Gelegentlich: Fatigue Untersuchungen Nicht bekannt: Verminderte Carnitin-Werte Klassenspezifische Nebenwirkungen von Beta-Lactam Antibiotika Angioneurotische Ödeme Anormale Leberfunktion Leichte, reversible Erhöhungen der GOT, GPT, alkalischen Phosphatase und des Bilirubins Anaphylaktische Reaktion Thrombozytopenie Granulozytopenie Leukopenie Eosinophilie Klassenspezifische Nebenwirkungen von Penicillinen Antibiotisch bedingte Kolitis Klassenspezifische Nebenwirkungen von Pivaloyl-haltigen Präparaten Verminderte Carnitin-Werte Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen: Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen Traisengasse 5 1200 WIEN ÖSTERREICH Fax: + 43 (0) 50 555 36207 Website: http://www.basg.gv.at/ 4.9 Überdosierung Es gibt keine Erfahrungen mit einer Selexid-Überdosierung. Das Auftreten von Nausea, Erbrechen und Gastritis sind nach einer übermäßigen Dosierung von Selexid wahrscheinlich. Die Behandlung sollte sich auf symptomatische und unterstützende Maßnahmen beschränken. 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakokinetische Gruppe: Penicilline mit erweiterten Spektrum ATC-Code: J01C A08 Selexid ist ein oral wirksames Antibiotikum. Chemisch ist es der Pivaloyloxymethylester der Amidinopenicillin-Säure, Mecillinam. Obwohl Selexid wie andere Penicilline und die Cephalosporine die Biosynthese der bakteriellen Zellwand hemmt, so ist das Ziel der Hemmung ein anderes. Zusammen mit Enterobakterien bindet Mecillinam fast ausschließlich an PBP-2, während Penicilline und Cephalosporine eine Bindung mit PBP-1 und PBP-3 eingehen. Diese unterschiedliche Wirkungsweise ist wahrscheinlich für die synergistische Wirkung verantwortlich, welche sowohl in vitro als auch in vivo zwischen Selexid und verschiedenen Penicillinen und Cephalosporinen sowie für das äußerst seltene Auftreten von Kreuzresistenzen beobachtet wurde. Selexid ist stark wirksam gegen die meisten Enterobakterien, einschließlich E. coli, Klebsiellen, Proteus, Enterobacter, Serratia, Salmonellen, Shigellen und Yersinien. Selexid ist weniger wirksam gegen grampositive Bakterien. Staph.saprophyticus, der in vitro eine Grenzempfindlichkeit aufweist (MIC 16-32 mg/L), ist in vivo aufgrund der hohen Mecillinam-Konzentration, die im Urin ausgeschieden wird, sensibel. Selexid hat geringen Einfluss auf die normale Haut sowie die orale, intestinale und vaginale Mikroflora. Empfindlichkeitsgrenzwerte: NCCLS: S>8 mg/L, R732 mg/L (für E. coli) SRGA: S>1 mg/L, R716 mg/L Empfindlich Europäischer Bereich der erreichten Resistenz E. coli *) Enterobacteriaceae, andere *), **) Klebsiella spp. *) P. mirabilis *) 0-2% 2% 5% 4% Resistent E. faecalis *) S. saprophyticus *) P. aeruginosa *) Die klinische Wirksamkeit wurde für die akute Zystitis nachgewiesen. **) Enterobakterien, andere: Acinobacter spp., Citrobacter spp., Enterobacter spp., Morganella morganii Mecillinam ist begrenzt sensibel auf die meisten von Enterobakterien produzierten βLactamasen, daher besteht keine allgemeine Kreuzresistenz mit anderen Penicillinen, wie z.B. Ampicillin/Amoxicillin. Bei Enterobakterien kann eine Selexid-Resistenz durch eine merkliche Produktion einiger Beta- Lactamasen sowie einer Veränderung der Penicillin-bindenden Proteine bedingt sein. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Resorption Pivmecillinam-Hydrochlorid ist das Pro-Pharmakon von Mecillinam. Es wird bei oraler Anwendung gut resorbiert und anschließend im Organismus durch unspezifische Esterasen im Blut, der Magen- Darm-Schleimhaut und anderen Geweben zu Mecillinam hydrolisiert, das antibakteriell wirksam ist. Maximale Mecillinam-Blutspiegelwerte von durchschnittlich 5 mg/L werden bei Erwachsenen nach oralen Gaben von 400 mg Pivmecillinam nach ca. 1 Stunde erreicht. Die Halbwertszeit im Blut beträgt 1,2 Stunden. Verteilung Die Proteinbindung beträgt 5-10%. Metabolisation und Elimination Mecillinam wird nur geringfügig metabolisiert. Etwa 50% der verabreichten Dosis werden nach den ersten sechs Stunden mit dem Urin in Form von Mecillinam ausgeschieden. Zum Teil wird Mecillinam auch durch die Galle ausgeschieden, wodurch eine Gallenkonzentration entsteht, die das 3fache der Serumwerte beträgt. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Reproduktionstoxizität, Genotoxizität und zum kanzerogenen Potential lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile Kern: Mikrokristalline Zellulose, Hydroxypropylzellulose, Magnesiumstearat. Überzug: Paraffin, Simeticon-Emulsion, Hypromellose. 6.2 Inkompatibilitäten Nicht zutreffend. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 3 Jahre. 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung Nicht über 25ºC lagern. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Flasche aus Braunglas mit Polypropylen-Schraubverschluss. Blisterpackung bestehend aus PVC-Blister mit einer Hülle aus Polyamid-beschichtetem Aluminium. Blisterpackung bestehend aus oPA/Aluminium/PVC und Aluminium-Durchdrückfolie. Packungsgrößen: 12 und 30 Stück. 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung Keine besonderen Anforderungen. 7. INHABER DER ZULASSUNG LEO Pharma Ges.m.b.H. Modecenterstraße 17-19/Unit 4 1110 Wien 8. ZULASSUNGSNUMMER 1–17644 9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 29. März 1984 / 28. Dezember 2005 10. STAND DER INFORMATION Juni 2014 REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten.