Praktische Allergologie Bearbeitet von Werner J. Heppt, Claus Bachert 2., vollst. überarb. Aufl. 2010. Buch. 448 S. Hardcover ISBN 978 3 13 106812 5 Format (B x L): 17 x 24 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Klinische und Innere Medizin > Allergologie Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte. 2 2 Immun­ologische Grundlagen allergischer Erkrankungen • FcεRII oder CD23, der niedrig affine Rezeptor, wird auf B-Zellen und anderen antigenpräsentierenden Zellen exprimiert – sowohl membrangebunden als auch in sezernierten löslichen Formen. Er ist an komplexen Mechanismen der IgE-Regulation beteiligt, die die Interaktion mit einem weiteren Oberflächenmolekül von B-Zellen, dem CD21, einschließen. Weitere Bindungspartner von CD23 einschließlich verschiedener Integrine wurden identifiziert und spielen bei entzündlichen Reaktionen eine Rolle. Verschiedene Vorgänge, wie die lokale Synthese von IgE-Antikörpern im Gewebe, der Transport von IgE auf dem niedrig affinen IgE-Rezeptor (CD23), das „Homing“ von Mastzellen in das Gewebe und die Heraufregulation von FcεRI durch IgE in situ, führen dazu, dass die Konzentration von IgE im Gewebe höher als die im Blut ist. Ohne diese erhöhte Gewebekonzentration wäre die Gefahr einer systemischen Anaphylaxie durch eine Kreuzvernetzung von IgE auf zirkulierenden Basophilen deutlich höher. Im Jahr 2000 konnte die Kristallstruktur des Komplexes zwischen einem Fragment von IgE-Fc und der IgE-bindenden Region von FcεRI geklärt werden. Unerwarteterweise zeigte sich eine asymmetrisch gebogene Konformation. Diese und weitere Erkenntnisse implizieren, dass bei der Bindung von IgE an FcεRI allosterische Veränderungen ein wesentliches Merkmal sind. Klassifikation allergischer Reaktionen Die klassische Unterteilung der allergischen Reaktionen nach Coombs und Gell aus dem Jahr 1963 umfasst 4 Typen und kann dem heutigen Verständnis der allergischen Reaktionen angepasst werden (Tab. 2.1): • Typ I: Bei der Soforttypreaktion interagiert ein gelöstes Antigen mit zellgebundenem IgE. Das Antigen bzw. Allergen bindet an IgE-Antikörper, die an hoch affine IgE-Rezeptoren (FcεRI) auf der Oberfläche von Mastzellen oder Basophilen gebunden sind. Dies induziert die Freisetzung von präformierten Mediatoren und die Neusynthese von Lipidmediatoren sowie verschiedenen Zytokinen. • Typ II: Dieser umfasst Typ-IIa- und Typ-IIb-Reaktionen: –– Bei den zytolytischen oder zytotoxischen Typ-IIa-Reaktionen werden antikörpersensibilisierte Zellen durch komplementassoziierte Lyse zerstört oder durch das retikuloendotheliale System beseitigt. –– Bei Typ-IIb-Reaktionen beeinflussen Antikörper gegen Oberflächenrezeptoren der Zellen die Zellfunktion oder das Signaling. Bei diesem Reaktionstyp wirken die Antikörper zellstimulierend, indem sie entweder als Agonist oder Antagonist die Zellfunktion verändern. • Typ III: Die Typ-III-Reaktion wird auch als „Arthus-“ oder „Immunkomplexreaktion“ bezeichnet. Sie ist durch eine Interaktion von löslichen Antigenen mit IgG und Komplement und eine durch Neutro- 22 phile dominierte Entzündungsreaktion gekennzeichnet. • Typ IV: Typ-IV-Reaktionen lassen sich in eine Th1- und eine Th2-Form unterteilen. –– Der Typ IV-Th1 stellt die klassische Hypersensitivität vom verzögerten Typ dar, die durch CD4-positive Th1-Lymphozyten verursacht wird. –– Dem Typ IV-Th2 liegt eine zellvermittelte eosinophile Hypersensitivität zugrunde, wie sie bei chronisch-allergischen Reaktionen und der Spätphasenreaktion mit Aktivierung von CD4-positiven Th2-Lymphozyten, möglicherweise auch von CD8-positiven T-Zellen, vorkommt. –– Auslöser der durch die Gewebeschädigung charakterisierten zytotoxischen Typ-IV-Reaktion sind CD8-positive, zytotoxische T-Lymphozyten. Fazit Generell unterscheidet man die angeborene von der erworbenen Immunität. Erstere richtet sich gegen Mikroben und Parasiten und läuft unabhängig von Antikörpern und T-Zellen ab, während die Immunreaktionen der erworbenen Immunität antigenspezifisch sind. In beiden Bereichen hat die Forschung in den letzten Jahrzehnten bedeutende neue Erkenntnisse erbracht, die in der Zukunft die Grundlage für aus: Heppt u.a., Praktische Allergologie (ISBN 9783131068125) © Georg Thieme Verlag KG Klassifikation allergischer Reaktionen 2 Tab. 2.1 Modifizierte Klassifikation allergischer Reaktionen nach Coombs und Gell. Klassifikationstyp Beschreibung Auslöser Antigen Beispiele Typ I Soforttypreaktion Interaktion von Allergen mit IgE auf Mastzellen oder Basophilen löslich akute Symptome der allergischen Rhinitis, ­Anaphylaxie zytolytische oder zytotoxische Reaktion IgG-Antikörper reagiert mit Antigen auf Zelloberfläche zell­ gebunden Reaktion auf inkompatible Bluttransfusion, bestimmte allergische Medikamentenreaktionen • Typ IIb zellstimulierende Reaktion (veränderte Zellfunktion) IgG-zellstimulierender Antikörper, der mit Oberflächenrezeptoren interagiert zell­ gebunden chronische Urtikaria, ­Myasthenia gravis Typ III Immunkomplex­ reaktion (Arthus) Antigen-Antikörper-Komplexe, Komplement­aktivierung löslich Serumkrankheit, extrinsische allergische Alveolitis klassische Hypersensitivität vom verzögerten Typ Antigenpräsentation an Th1-Zellen löslich Tuberkulinreaktion, Kontaktallergie • Th2 chronisch-allergische Reaktion Antigenpräsentation an Th2-Zellen löslich chronisches Asthma bronchiale, Spätphasenreaktion • zyto­ toxisch Gewebeschädigung durch zytotoxische T-Lymphozyten zytotoxische CD8+Zellen erkennen Antigenfragmente auf der Oberfläche der Zielzelle zell­ gebunden Diabetes mellitus Typ I, Organabstoßung Typ II • Typ IIa Typ IV • Th1 neue Therapieansätze bilden könnten. So wurde z. B. festgestellt, dass für das Risiko der Entwicklung einer allergischen Erkrankung der Zeitpunkt und die Art der Aktivierung des angeborenen Immunsystems ausschlaggebend sind. Die bedeutende Rolle von regulatorischen T-Zellen bei der antigenspezifischen Immunreaktion macht sie bzw. die sie regulierenden Zytokine als Ansatzpunkte für therapeutische und präventive Maßnahmen interessant. Unter den antigenpräsentierenden Zellen ist z. B. für die Mastzellen eine Beteiligung an der Pathophysiologie von Asthma, allergischer Rhinokonjunktivitis, Urtikaria und Anaphylaxie belegt. Ein besseres Verständnis der Pathomechanismen der allergischen Entzündung eröffnet ebenfalls neue Wege für ein therapeutisches Eingreifen. Literatur Akdis CA, Akdis M. Mechanisms and treatment of allergic disease in the big picture of regulatory T cells. J Allergy Clin Immunol 2009; 123(4): 735–746; quiz: 747–748 Bradding P, Walls AF, Holgate ST. The role of the mast cell in the pathophysiology of asthma. J Allergy Clin Immunol 2006; 117(6): 1277–1284 Gould HJ, Sutton BJ. IgE in allergy and asthma today. Nat Rev Immunol 2008; 8(3): 205–217 Gurish MF, Boyce JA. Mast cells: ontogeny, homing, and recruitment of a unique innate effector cell. J Allergy Clin Immunol 2006; 117(6): 1285–1291 Hogan S, Rosenberg HF, Moqbel R et al. Eosinophils: biological properties and role in health and disease. Clin Exp Allergy 2008; 38: 709–750 Iwasaki A, Medzhitov R. Toll-like receptor control of the adaptive immune responses. Nat Immunol 2004; 5(10): 987–995 aus: Heppt u.a., Praktische Allergologie (ISBN 9783131068125) © Georg Thieme Verlag KG 23