HOCHSCHULE FÜR TECHNIK UND WIRTSCHAFT DRESDEN (FH) University of Applied Sciences Fachbereich Elektrotechnik Praktikum Grundlagen der Elektrotechnik Versuch: Grundstromkreis Versuchsanleitung 0. Allgemeines Eine sinnvolle Teilnahme am Praktikum ist nur durch eine gute Vorbereitung auf dem jeweiligen Stoffgebiet möglich. Von den Teilnehmern wird daher eine intensive Beschäftigung mit der erforderlichen Theorie sowie mit der Aufgabenstellung bzw. ihrem Zweck vorausgesetzt. Es gelten die allgemeinen Verhaltensvorschriften der Hochschule, insbesondere die Laborordnung des Fachbereiches Elektrotechnik und die Arbeitsordnung für das Praktikum „Grundlagen der Elektrotechnik“. 06/2014 -1 - 1. Versuchsziel Kennen lernen der Strom-Spannungs-Beziehung und der Leistungsverhältnisse im Grundstromkreis, experimentelle Überprüfung der wichtigsten Berechnungsverfahren linearer Netzwerke. 2. 2.1. Grundlagen Grundstromkreis Der Grundstromkreis ist der einfachste elektrische Stromkreis. Er besteht aus der Zusammenschaltung eines aktiven Zweipols (Quellspannung Uq und Innenwiderstand Ri) und eines passiven Zweipols (Außenwiderstand Ra). Als Grundschaltung der Elektrotechnik ist er von allgemeiner Bedeutung, da sich auch komplizierte Schaltungen auf ihn zurückführen lassen. U A Ui Ri Ul = Uq IAB UAB passiver Zweipol Arbeitspunkt A UAB aktiver Zweipol Ra Uq 0 B aktiver Zweipol IAB Ik I passiver Zweipol Abb.1 : Schaltbild des Grundstromkreises Abb.2 : U-I-Kennlinie des aktiven und passiven Zweipols 2.1.1. Strom-Spannungs-Beziehungen Die Beziehung zwischen Strom und Spannung an den Anschlussklemmen AB des passiven Zweipols wird durch das Ohmsche Gesetz beschrieben: U AB =R a I AB Für den aktiven Zweipol erhält man aus dem Maschensatz U AB =U q -R i I AB Die grafische Darstellung beider Kennlinien (Abbildung 2) ergibt im Schnittpunkt den Arbeitspunkt A, dessen Koordinaten den Strom IAB im Kreis und die Spannung UAB zwischen den Anschlussklemmen beim Zusammenschalten beider Zweipole angeben. -2- Rechnerisch erhält man den Strom IAB und die Spannung UAB im Grundstromkreis aus dem Ohmschen Gesetz bzw. der Spannungsteiler-Regel: I AB = Uq R ges U AB =U q = Uq R i +R a =I k 1 R 1+ a Ri Ra 1 =U q R R i +R a 1+ i Ra Je kleiner Ra wird, desto größer wird der Strom IAB und umso mehr nähert er sich dem Kurzschlussstrom Ik. Die Spannung UAB hingegen wächst mit zunehmendem Ra und erreicht bei Ra die Leerlaufspannung U lAB =U q . Kurzschluss: R a =0 U AB =0 I AB =I k = Leerlauf: R a = U AB =U1 =U q I AB =0 Uq Ri 2.1.2. Leistungen im Grundstromkreis Die von der Spannungsquelle Uq abgegebene Gesamtleistung Pges teilt sich auf in die am Innenwiderstand Ri umgesetzte Verlustleistung Pi und die an den Außenwiderstand Ra abgegebene Nutzleistung Pa. Pges =Pi +Pa Für die Nutzleistung gilt: Pa I 2 AB U 2q R a Ra (R i R a ) 2 Sie ist sowohl für Ra = 0 als auch für Ra = Null. Dazwischen durchläuft sie ein Maximum. Durch Differentiation von findet man für die von einem aktiven -3- Zweipol maximal abgebbare Leistung die Bedingung R a =R i . Dieser Sonderfall heißt Anpassung. Hier beträgt: Pa =Pa max = U q2 4 Ri Der Wirkungsgrad ist definiert als das Verhältnis der abgegebenen zur insgesamt aufgewendeten Leistung: η= Pa Ra = Pges R i +R a Folgende charakteristischen Gebiete sind zu unterscheiden: Kurzschlussgebiet: R a <<R i Pa <<Pa max Pi >>Pa 0 Anpassung: Ra Ri Pa Pa max Pi Pa = 0,5 Leerlaufgebiet: R a >>R i Pa <<Pa max Pi <<Pa 1 2.2. Elektrische Netzwerke Ein elektrisches Netzwerk entsteht durch Zusammenschalten mehrerer Zweipole. Es enthält - Knoten und - Zweige (aktive und passive Zweipole zwischen zwei benachbarten Knoten). Als Maschen bezeichnet man die Aneinanderreihung von Zweigen zu geschlossenen Umläufen. Grundlage aller Berechnungsmethoden bilden die Kirchhoffschen Sätze: Knotenpunktsatz: I =0 Maschensatz: U =0 Für lineare Netzwerke (alle aktiven und passiven Zweipole haben eine lineare UI-Kennlinie) wurden vereinfachte Berechnungsmethoden abgeleitet, z.B. der Helmholtz’sche Überlagerungssatz und die Zweipoltheorie. -4- 2.2.1. Berechnung mit Hilfe der Kirchhoffschen Gesetze Für jedes beliebige Netzwerk mit z Zweigen und k Knotenpunkten liefern die Kirchhoffschen Gesetze (k-1) Knotenpunktgleichungen und z-(k-1) Maschengleichungen, die voneinander unabhängig sind. Ersetzt man in den Maschengleichungen die Spannungen durch die Beziehung U=I R , so erhält man ein System von z-Gleichungen, in dem die Zweigströme I die Variablen sind, und das mit den bekannten Methoden der Determinantenrechnung oder anderen Verfahren gelöst werden kann. 2.2.2. Berechnung mit Hilfe des Überlagerungssatzes von Helmholtz In linearen Netzen lässt sich jeder Zweigstrom auffassen als Vorzeichen behaftete Summe von Teilströmen, wobei jeder Teilstrom von einer Spannungsquelle angetrieben wird und sich so verhält, als wären alle übrigen Spannungsquellen unwirksam (gedankliches Kurzschließen der Spannungsquellen, aber nicht der zugehörigen Innenwiderstände). 2.2.3. Berechnung mit Hilfe der Zweipol-Theorie (Nur für Studenten mit Elektrotechnik im Hauptfach) Besteht ein Netzwerk nur aus linearen Elementen, so muss sich auch zwischen zwei beliebig herausgegriffenen Punkten A und B eine lineare U-I-Beziehung einstellen. Zur Berechnung eines Zweigstromes kann deshalb der interessierende Zweig herausgeschnitten, das Restnetzwerk durch einen aktiven Zweipol ersetzt und die Schaltung damit auf den Grundstromkreis zurückgeführt werden. Je nach Aufgabenstellung und Art des Netzwerkes kann die Spannungsquellenoder Stromquellenersatzschaltung zur Anwendung kommen: -5- SpannungsquellenErsatzschaltung Schaltbild StromquellenErsatzschaltung A A Riers Riers UAB Iqers UAB Uqers B Berechnung der Ersatzkenngrößen B U qers U lAB Iqers I k AB (Spannung UAB im Netzwerk bei RAB = , d.h. Leerlauf) (Strom IAB im Netzwerk bei RAB = 0, d.h. Kurzschluss) Riers= an den Klemmen AB hinein gemessener Widerstand (dabei Quellspannungen gedanklich überbrückt bzw. Stromquellen unterbrochen) Anwendungsbereich 3. Leistungselektronik Informationstechnik Vorbereitungsaufgaben 3.1. Für einen aktiven Zweipol werden nacheinander durch Anschluss zweier verschiedener Widerstände R1 und R2 folgende Wertepaare gemessen: mit R1: U1=6,5V I1=0,5A mit R2: U2=3,5V I2=1,5A Bestimmen Sie die Widerstände R1 und R2 wie die Kenngrößen Uq, Ik und Ri des aktiven Zweipols! -6- 3.2. Stellen Sie graphisch die von obigem aktiven Zweipol abgegebene Leistung Pa in Abhängigkeit vom Widerstand Ra (Ra=0...15) dar! 3.3. Bestimmen Sie nach dem Helmholz’schen Überlagerungssatz den Strom IAB in nachstehendem Netzwerk! U q1 =U q 2 =U q3 =10V R1 =...=R 8 =2Ω Uq1 R6 R1 R4 Uq2 R7 R3 A R5 IAB R8 4. R2 Uq3 B Messaufgaben A A Uq Uq V Ra V Ri Ra Ri Schaltung 1 Schaltung 2 4.1. Nehmen Sie nach Schaltung 1 die Strom-Spannungs-Kennlinie des aktiven Zweipols auf und bestimmen Sie aus dieser die Kenngrößen Uq, Ik und Ri. -7- 4.2. Messen Sie nach Schaltung 2 I und U in Abhängigkeit vom Widerstand Ra und stellen Sie die Kennlinien in normierter Form R U I und =f( a ) Ul Ik Ri sowohl mit linearem als auch mit einfach-logarithmischem (Ordinate linear dargestellt) Achsenmaßstab dar! [Wählen Sie Ra = (0,125; 0,25; 0,5; 1; 2; 4; 8; 16) Ri!] 4.3. Berechnen Sie aus den Messwerten für I, U, Ik und Ul die normierten Leistungskurven (bezogen auf die Leistung Pk =I 2k R i ): Pa Pi ; ; Pk Pk Pges Pk und in Abhängigkeit von Ra Ri und stellen Sie diese graphisch dar. Welche maximale Leistung kann der untersuchte aktive Zweipol abgeben? 4.4. Zeichnen Sie das Schaltbild des Netzwerkes am Versuchsplatz ab! Messen Sie mit dem Digitalmultimeter die Einzelwiderstände des Netzwerkes und den Ersatzinnenwiderstand Riers bei überbrückten Quellspannungen! Kontrollieren Sie den gemessenen Riers durch Berechnung aus den Einzelwiderständen! 4.5. Messen Sie die Quellspannungen Uq aller Spannungsquellen und die Leerlaufspannung U lAB des Netzwerkes! Berechnen Sie nach dem Überlagerungssatz den Zweigstrom IAB im untersuchten Netzwerk! 4.6. Überprüfen Sie die Anwendbarkeit des Überlagerungssatzes durch Messung der von den einzelnen Quellspannungen Uq hervorgerufenen Teilzweigströme I AB ν und des Gesamtzweigstromes IAB! Vergleichen Sie die Messergebnisse für die Teilzweigströme und den Gesamtzweigstrom mit den in 4.5. errechneten Werten! -8-