Handreichung für Umwelt und Nachhaltigkeit

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Umwelterziehung
und Nachhaltigkeit
Realschule 9/10
Mensch und Umwelt
Mensch und Umwelt
Ernährung: Die Kartoffel – eine Knolle,
die es in sich hat
Textil: Kleidung und Mode im Fokus
der Nachhaltigkeit
KULTUSMINISTERIUM • MINISTERIUM FÜR UMWELT,
NATURSCHUTZ UND VERKEHR
Die pädagogische
Dimension der
Bildung und
Erziehung für
nachhaltige Entwicklung
erfordert eine
Veränderung in der
Aneignung von und im
Umgang mit Wissen.
Vorwort
U
mwelterziehung und Nachhaltigkeit sind zentrale Themen und Aufgaben der Schule in den
neuen Bildungsplänen 2004. Damit folgen die Intentionen des Bildungsplans der Agenda 21, die der Bildung
eine herausragende Rolle für die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung beimisst. Die Vereinten Nationen haben
deshalb auch eine weltweite Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ von 2005 bis 2014 ausgerufen, deren
Ziel es ist, den Nachhaltigkeitsgedanken in allen Bereichen
des Bildungssystems umfassend zu verankern.
Das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung verknüpft
die Fragen des Natur- und Umweltschutzes mit denen der
internationalen Gerechtigkeit, der wirtschaftlichen Entwicklung sowie den kulturellen Grundwerten und der individuellen Lebensgestaltung. Dieses abstrakte Leitbild
wird viele Lehrerinnen und Lehrer vor die Frage stellen,
wie es im Unterricht vermittelt und für die Schülerinnen
und Schüler erfahrbar gemacht werden kann.
Die pädagogische Dimension der Bildung und Erziehung für nachhaltige Entwicklung erfordert eine Veränderung in der Aneignung von und im Umgang mit Wis-
sen, vor allem aber die Einübung praktischer und sozialer
Kompetenzen sowie die Förderung persönlicher Verantwortungsbereitschaft. Deshalb sind in den Bildungsplänen 2004 – entgegen früherer Lehrpläne – den Fächern
bzw. den neu geschaffenen Fächerverbünden „Leitgedanken zum Kompetenzerwerb“ vorangestellt. Grundlage für
deren Umsetzung sind handlungsorientierte Unterrichtssituationen.
Diesen Ansatz verfolgen die Handreichungen „Umwelterziehung und Nachhaltigkeit“, die gemeinsam vom
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr sowie der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg herausgegeben und von erfahrenen Lehrkräften erstellt werden.
Zur exemplarischen Umsetzung des Leitbildes einer
nachhaltigen Entwicklung wählten die Herausgeber sowie
Autorinnen und Autoren für die Klassenstufe 9/10 der Realschule das Fach Mensch und Umwelt aus. Kooperationen mit anderen Fächern sind selbstverständlich möglich
und erwünscht. Dies gilt auch für die Zusammenarbeit mit
außerschulischen Partnern.
Prof. Dr. Marion Schick
Tanja Gönner
Ministerin für Kultus, Jugend
und Sport Baden-Württemberg
Ministerin für Umwelt, Naturschutz
und Verkehr
Vorsitzende der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg
3
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Ministerien
3
Impressum
5
Mensch und Umwelt
1. Einführung: Bildung für nachhaltige Entwicklung
im Fach Mensch und Umwelt
2. Die Kartoffel – eine Knolle, die es in sich hat
2. 1 Ernährungsbildung im Fach Mensch und Umwelt
6
8
8
2. 1. 1 Nachhaltige Ernährungsbildung
8
2. 1. 2 Grundsätzliche Überlegungen
8
2. 1. 3 Nachhaltige Ernährungsbildung am Beispiel
der Kartoffel
9
2. 1. 4 Die Kartoffel im Unterricht des Fachs
Mensch und Umwelt
11
2. 2 Grundlegende Informationen
12
2. 2. 1 Daten und Fakten
12
2. 2. 2 Qualitäts-Check beim Einkauf
12
Für eine nachhaltige Wirtschaftsweise ist ein saisonaler Einkauf unerlässlich. Das garantiert, dass die Ware frisch und vitaminreich ist. Zudem
entfallen langwierige und umweltbelastende Transporte.
2. 2. 3 Das Qualitätszeichen:
„Gesicherte Qualität mit Herkunftsangabe“
Verbraucher transparent.
Seite 14
12
2. 2. 4 Das Bio-Zeichen Baden-Württemberg
13
2. 2. 5 Saisonale und regionale Vermarktung
14
2. 2. 6 Die Kartoffel im Rampenlicht der „Gentechnik“
14
2. 2. 7 Schmackhaftes aus der Knolle
15
2. 3 Didaktische Überlegungen
Der Weg des Lebensmittels Kartoffel ist damit für den
15
2. 3. 1 Die didaktische Struktur des Umsetzungsbeispiels
15
2. 3. 2 Übersicht über die Materialien M 1 bis M 10
16
M 1 Kartoffelprodukte
17
M 2 Regionaler Einkaufsführer
18
M 3 Unser regionaler Einkaufsführer
19
M 4 Überall Kartoffeln – eine Markterkundung
20
M 5 Karriere einer Ackerfrucht
21
M 6 Ein Weg der Kartoffel – vom Schulgarten bis zum Verzehr 23
M 7 Gentechnik – Stärke pur vom Acker
24
M 8 Schmackhaftes aus der Knolle
30
Viele Kartoffeln werden nach der
Ernte sofort in einer Fabrik weiter verarbeitet. Chips und
M 9 MUM-Projekttag:
Lebensmittel einkaufen, zubereiten und bewerten
reepulver sind bekannte Endprodukte. Kartoffelstärke fin-
32
M 10 Kartoffelchips im Vergleich
Literaturverzeichnis
4
Pommes frites, Knödel, Schupfnudeln sowie Kartoffelpü-
det aber auch Verwendung für Verpackungsmaterialien
und in der Papierherstellung.
35
Seite 12
Inhaltsverzeichnis
3. Kleidung und Mode im Fokus der Nachhaltigkeit
36
3. 1 Vorüberlegungen und Bildungsplanbezug
36
3. 2 Mode im Wandel der Zeit
37
3. 3 Aufgaben und Funktion unserer Kleidung
39
3. 4 Unsere Kleidung
40
3. 5 Ökologische Betrachtung der Bekleidung
40
3. 6 Methodische Überlegungen zu einer
Unterrichtseinheit „Kleidung und Mode“
Quellenangaben
Das Kapitel Kleidung und Mode im
Fokus der Nachhaltigkeit beschäftigt sich auch mit der
Mode im Wandel der Zeiten und bietet drei Unterrichtsmaterialien zu diesem Thema an. Die Schülerinnen und
Schüler sollen die Unterschiede zwischen damals und
heute an Beispielen erarbeiten.
Seite 36
42
45
3. 7 Übersicht über die Materialien M 1 bis M 10
46
M 1 Was ist Mode?
47
M 2 Geschichte der Mode
48
M 3 Mode heute
49
M 4 Unsere Kleidung
50
M 5 Gruppenarbeit: Wir untersuchen unsere Kleidung
52
M 6 Kleidung und Gesundheit
54
M 7 Öko-Textil-Label
55
M 8 Der weite Weg der Kleidung
56
M 9 Textilverbrauch und Entsorgung
57
M 10 Hinweise zur Praxis
58
IMPRESSUM
Umwelterziehung und Nachhaltigkeit
Realschule 9/10
Mensch und Umwelt
Ernährung: Kartoffel
Textil: Kleidung und Mode
Parallel zu Theorieeinheit Kleidung und
Mode läuft die Praxisstunde „Nähen eines Kleidungsstücks“. Hierbei sollten vor allem die modischen Aspekte
beachtet werden, denn nur so kann man Schülerinnen und
Schüler dazu bewegen, das selbst genähte Kleidungsstück auch anzuziehen.
Seite 42
Herausgeber: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport,
Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr mit Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg
Projektleitung: Karl Weinmann, Claus-Peter Herrn
Autorinnen: Karin Kienzler, Sabine Knapp, Silke Würth
Redaktion: Monika Baumhof-Pregitzer (Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg), Claus-Peter Herrn (c/o
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport).
Grafische Gestaltung und DTP: Peter-M. Zettler
Fotos: Burda-Moden, Claus-Peter Herrn, Karin Kienzler,
Sabine Knapp, Universal Pictures, Silke Würth
Druck: e.kurz + co. Druck und Medientechnik Gmbh,
Stuttgart
1. Auflage 1250 Exemplare, Stuttgart, Juli 2010
5
Mensch und Umwelt
1. Einführung: Bildung für nachhaltige
Entwicklung im Fach Mensch
und Umwelt
D
as Fach Mensch und Umwelt ist in der liegen. Deshalb müssen die Themen des Unterrichts
Realschule eines der drei möglichen inhaltlich und methodisch aktualisiert werden.
Wahlpflichtfächer, welches die Schüle- Durch vernetztes, fächerübergreifendes und ganz-
rinnen und Schüler von Klasse 7 bis Klas- heitliches Lernen an exemplarisch ausgewählten In-
se 10 als zusätzliches Kernfach wählen.
halten sowie durch die Vermittlung von Sach-
Es umfasst folgende Themenbereiche:
kenntnissen und die theoretische und praktische
• Ernährung
Auseinandersetzung mit diesen Fähigkeiten werden
• Bekleidung
Kompetenzen entwickelt, damit die Schülerinnen
• Wohnen
und Schüler eine reflekierte und nachhaltige Kon-
• Wirtschaften
sumentscheidung treffen können.
• Zusammenleben in Familie und Gesellschaft.
Das Umsetzungsbeispiel „Die Kartoffel – eine
Dabei sind Gesundheitserziehung und Umwelter- Knolle, die es in sich hat“ bietet die Möglichkeit, eiziehung ein durchgängiges Unterrichtsprinzip.
ne ökologische, ökonomische, soziale und gesund-
Unter „nachhaltiger Entwicklung“ wird eine Ent- heitsförderliche Vernetzung für eine nachhaltige
wicklung verstanden, welche die Bedürfnisse heu- Wirtschaftsweise im privaten Haushalt aufzuzeigen
tiger Generationen befriedigen soll, ohne die Be- und unmittelbar in die Lebens- und Erfahrungswelt
dürfnisbefriedigung kommender Generationen zu der Jugendlichen zu übertragen.
gefährden (nach BUND & Misereor, 1997, Seite 24).
Im Bildungsplan der Realschule werden unter
Dabei sollen ökologische, ökonomische und sozia- anderem folgende Kompetenzen und Inhalte für
le Aspekte gleichberechtigt betrachtet werden.
Dreieck der Nachhaltigkeit
Klasse 10 genannt:
Nachhaltige Entwicklung ist ein grundlegendes Die Schülerinnen und Schüler können
Anliegen des Faches Mensch und Umwelt, Schüle- • komplexe Aufgaben der Nahrungszubereitung
rinnen und Schüler sollen für sich und andere Ver-
selbstständig planen, organisieren, durchführen
antwortung übernehmen.
und bewerten;
Im Bildungsplan 2004 wird hierzu unter ande- • erweiterte Garmethoden und Zubereitungstechrem folgendes Ziel formuliert: „Um den Anforde-
niken anwenden und präsentieren;
rungen der Lebenswelt gerecht zu werden, ist eine • Lebensmittelqualität unter den Aspekten der GeHandlungskompetenz anzubahnen, die Schülerin-
sundheitsverträglichkeit, Sozialverträglichkeit,
nen und Schüler in die Lage versetzt, gegenwärtig
Umweltverträglichkeit beurteilen;
und zukünftig eigenverantwortlich, selbstständig • aktuelle Trends in der Produktion und Behandund kritisch ihre Existenz innerhalb der Gesellschaft
lung von Lebensmitteln erkennen, diese aus Ver-
zu bewältigen“ (Bildungsplan 2004, Realschule, Ba-
brauchersicht bewerten und dieses Wissen in die
den Württemberg, Seite 150).
eigene Lebensmittelauswahl einbeziehen;
In einer sich rasch wandelnden Gesellschaft ist • Internetrecherchen zu ausgewählten Themendie Vermittlung von Kompetenzen ein zentrales An6
bereichen durchführen und auswerten.
Mensch und Umwelt
Eine Ernährungsbildung im Sinne der Bildung
für nachhaltige Entwicklung, die neben der theoretischen Durchdringung von Inhalten auch kochpraktische Erfahrungen ermöglicht, ist zudem ein
wichtiger Beitrag zur Gesundheitsbildung.
Im Umsetzungsbeispiel Kleidung und Mode ist eine Sensibilisierung der Jugendlichen nötig.
Der Kleiderkonsum vieler Schülerinnen und
Schüler ist durch die sich regelmäßig wandelnde Mode sehr hoch, und daher ist es äußerst wichtig, junge Menschen für sinnvolle Kaufentscheidungen zu
sensibilisieren. Der Bildungsplan zielt mit den Kompetenzen für die Klasse 10 auf wesentliche Aspekte der Nachhaltigkeit. So sollen beispielsweise Schülerinnen und Schüler modische Bekleidung unter
ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen
Gesichtspunkten beurteilen können.
Als Beiträge zu einer nachhaltigen Verbraucherbildung sind die beiden Umsetzungsbeispiele
auch geeignet, um auf die fachinterne Überprüfung
In beiden folgenden Umsetzungsbeispielen wer- Voller Schrank: Der Kleider-
und die fächerübergreifende Kompetenzprüfung den in vielerlei Hinsicht fachspezifische Arbeits- konsum vieler Schülerinnen
vorzubereiten.
weisen eingeübt, die Grundlagen der fachinternen und Schüler ist sehr hoch.
In Klasse 10 ist neben der Jahresleistung eine ge- Überprüfung darstellen. Es wird beispielsweise eisonderte Facharbeit zu erstellen, welche die Schü- ne Markterkundung durchgeführt, es werden Prolerinnen und Schüler in der fachinternen Überprü- dukte verglichen, Lebensmittelqualitäten beurteilt
fung als Gruppe oder alleine ausarbeiten, doku- und Informationen oder Befragungen sowie Ergebmentieren und präsentieren. „… es handelt sich um nisse von Recherchen ausgewertet.
Markterkundung (unten)
eine mündliche bzw. fachpraktische Überprüfung
im Rahmen der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit“ (Handreichung zur neuen Realschulabschlussprüfung, Seite 62).
Ein Thema wird zu Beginn des 10. Schuljahrs gewählt, welches den Bildungsstandards 10 entsprechen muss. Oft ist es für die Weiterarbeit der Jugendlichen hilfreich, eine Forscherfrage zu ihrem
Thema zu formulieren. Innerhalb des Unterrichts
wird dann in der Gruppe oder alleine an dem Thema prozessorientiert gearbeitet, wobei fachspezifische Arbeiten zur Lösung der Fragestellung angewendet werden.
7
Mensch und Umwelt
2. Die Kartoffel – eine Knolle, die es in sich hat
D
as Umsetzungsbeispiel „Die Kartoffel, läutert. In Kapitel 2. 2 liegt der Schwerpunkt auf
eine Knolle, die es in sich hat“ ist in grundlegenden Informationen zum Thema. Kapitel
vier Kapitel gegliedert.
2. 3 enthält didaktische Überlegungen zum Umset-
In Kapitel 2. 1 werden sowohl die Grundzüge ei- zungsbeispiel und eine Materialübersicht, welche
ner Ernährungsbildung als auch die Bildungsstan- durch konkrete Materialien in Kapitel 2. 4 ergänzt
dards des Faches Mensch und Umwelt unter be- werden.
sonderer Berücksichtigung der Nachhaltigkeit er-
2. 1 Ernährungsbildung im Fach Mensch und Umwelt
2. 1. 1 Nachhaltige Ernährungsbildung
I
m Themenbereich „Ernährung“ kommt neben sein, einen Kriterienkatalog für eine nachhaltige Er-
den ökologischen, ökonomischen und sozialen nährung zu entwickeln, der diese beiden Grundan-
Aspekten einer Nachhaltigen Entwicklung dem ge- forderungen erfüllt“ (ebenda, Seite 2).
sundheitlichen Aspekt eine zentrale Bedeutung zu
Bei all diesen Überlegungen darf jedoch der Ge-
und dieser sollte in die Nachhaltigkeitsbetrachtung nuss beim Essen nicht zu kurz kommen, Spaß und
einbezogen werden.
Lebensfreude können dadurch täglich erfahrbar ge-
Bei der Betrachtung einer nachhaltigen Ernäh- macht werden. „Eine Kostform ist nur dann zurungsweise steht die Lebensmittelproduktion häu- kunftsfähig, wenn sie dem Menschen einen hohen
fig im Mittelpunkt. Diese Sichtweise ist jedoch zu Grad an Gesundheit und Lebensqualität ermöglicht“
einseitig, da wesentliche Kriterien einer nachhalti- (Karl von Koerber, Jürgen Kretschmer; Zukunftsgen Ernährung aus Sicht des Verbrauchers fehlen. fähige Ernährung; Seite 39). Nur eine ganzheitliche
Deshalb sollten in eine nachhaltige Ernährungsbil- Ernährungsbildung, die alle Sinne anspricht, bietet
dung folgende Kriterien einbezogen werden: die Er- die Chance eine nachhaltige Verhaltensänderung
zeugung, Verarbeitung und Vermarktung der Le- beim Verbraucher zu bewirken.
bensmittel; ihr Einkauf, die Lagerung und Zubereitung sowie der Verzehr von Lebensmitteln im privaten Haushalt und nicht zuletzt die Entsorgung der
Lebensmittel und deren Verpackung. Hierbei wird
Bezug genommen auf das Diskussionspapier Nr.
2. 1. 2 Grundsätzliche
Überlegungen
Ä
rzte stellen heute fest, dass gesundheitliche
Defizite wie der rapide Anstieg von Diabetes
20/05 von Adine Herde, TU Berlin, Oktober 2005: Typ 2, Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel
„Seit mittlerweile fast 20 Jahren wird auf dem Ge- und chronische Rückenleiden, die vor Jahren erst
biet der nachhaltigen Ernährung geforscht. Bislang im Erwachsenenalter auftraten, immer mehr Kinder
liegt allerdings keine Definition vor, die alle Stufen und Jugendliche betreffen.
des Ernährungssystems vom „Anbau bis zum Ab-
Deshalb muss eine Ernährungsbildung in den
bau“ einbezieht und die vier Dimensionen Ge- Schulen implementiert werden, die Schülerinnen
sundheitsförderlichkeit, Umweltverträglichkeit, So- und Schüler befähigt, Konsumentscheidungen rezialverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit berück- flektiert, qualitätsorientiert und selbstbestimmt zu
sichtigt. Ziel des Diskussionspapiers wird es deshalb treffen (aus: Fachgruppe Ernährung und Verbrau8
Mensch und Umwelt
Kriterien für nachhaltige Ernährung im privaten Haushalt
Allgemeine Grundsätze
• Soziale Gerechtigkeit
• Erhalt der kulturellen Vielfalt
• Gleichberechtigung der Geschlechter
Zusammensetzung der Nahrung
• Abwechslungsreiche, bedarfsgerechte Ernährung
• Reichlich: pflanzliche Lebensmittel und Getränke
• Mäßig: tierische Lebensmittel
• Sparsam: fett- und zuckerhaltige Lebensmittel
• Mehrere kleine Mahlzeiten am Tag
Vorbereitung
• Einkauf zu Fuß, per Fahrrad oder
mit öffentlichen Verkehrsmitteln
• Gerechte Preise für Lebensmittel
• Richtige Lagerung von Lebensmitteln
Lebensmitteleigenschaften
• Frisch
• Regional
• Saisonal
• Integriert oder ökologisch
• Gentechnisch unverändert
Zubereitung
• Energiebewusstes Kochen
• Aspekte der Ernährungskultur
• Balance zwischen Fertigkost und
selbst zubereiteten Speisen
Nachbereitung
• Müllvermeidung und Müllverwertung
• Mehrweg- oder Kartonverpackungen
cherbildung der Uni Paderborn; www.evb-online.de; Verhaltensänderung bewirken, ist aber eine unab- Nach: Diskussionspapier Nr.
REVIS; Curriculum der Ernährungs- und Verbrau- dingbare Voraussetzung, um überhaupt ein Pro- 20/05, Oktober 2005, Adine
cherbildung; Oktober 2005). Dabei ist es für den blembewusstsein zu schaffen und zu Lösungsansät- Herde, Kriterien für eine nacheinzelnen Schüler wichtig, mit allen Sinnen zu er- zen zu kommen.
leben, wie gut saisonale und regionale Produkte
haltige Ernährung auf Konsu-
„Im Bereich Ernährung steht die Planung, Be- mentenebene, Zentrum für
schmecken können und dass es Freude bereiten wertung, Zubereitung von bedarfsgerechter, voll- Technik und Gesellschaft, Berkann, selbst etwas zuzubereiten. Da viele Kinder wertiger und gesunder Ernährung unter Berück- lin, Seite 32 (http://www.ztg.tuund Jugendliche zu Hause solche Erfahrungen nur sichtigung des Genusswertes und des Ökologie- berlin.de/pdf/Nr_20_Herde.pdf)
noch selten machen, sollte die Schule unbedingt wertes im Mittelpunkt“ (Bildungsplan 2004; Seite
einen Beitrag zur Ernährungsbildung in diesem ganz- 150).
heitlichen Sinne leisten.
Deshalb ist neben der fachwissenschaftlichen
Auseinandersetzung, der Zubereitung und dem sinn-
2. 1. 3 Nachhaltige Ernährungsbildung
am Beispiel der Kartoffel
lichen Genuss eines Essens in Gemeinschaft eine
größere Bedeutung beizumessen. Ines Heindl nennt
diese Form der Ernährungsbildung „Ästhetisch – kul-
D
ie Kartoffel ist als Grundnahrungsmittel ein
wichtiger Nährstofflieferant, der auf unter-
turelle Ernährungsbildung“ (Ines Heindl, Studien- schiedlichste Art und Weise zubereitet werden
buch Ernährungsbildung, Klinkhardt Verlag, Rie- kann. Als Bindemittel für Suppen oder als wichtiger
den 2003, Kapitel 12). Wissen alleine kann keine Eiweißlieferant bei einer vegetarischen Ernährung,
9
Mensch und Umwelt
Kartoffeln sind immer dabei. Auch für die Land- Wirtschaft:
wirtschaft spielt die Kartoffel in Deutschland eine Die Schülerinnen und Schüler können
wichtige Rolle.
Durch das folgende Umsetzungsbeispiel können
• einen Einkauf von Verbrauchsgütern planen und
durchführen;
vielfältige Vernetzungen von Anbaubedingungen, • allgemeine Kennzeichnungsvorschriften bei LeVermarktung und Verarbeitung sowie Fragen des
bensmitteln […] sowie spezielle Kennzeichnungen
Umweltschutzes und einer gesunden Ernährung
an ausgewählten Produkten erkennen und zu-
exemplarisch erfahrbar gemacht werden. Bei der
ordnen;
Durchführung von Erkundungen, der Recherche im • unterschiedliche Einkaufsstätten des täglichen BeInternet und der Bearbeitung von Tabellen, Dia-
darfs erkunden und bewerten.
grammen und Texten sowie der Präsentation der Ergebnissen werden wichtige methodische und per-
Kompetenzen aus Klasse 9/10
sonale Kompetenzen geschult. Explizit können fol- Ernährung:
gende Kompetenzen und Inhalte von den Schüle- Die Schülerinnen und Schüler können
rinnen und Schülern erworben werden:
• komplexe Aufgaben der Nahrungszubereitung
selbstständig planen, organisieren, durchführen
Kompetenzen aus Klasse 7/8:
Ernährung:
Die Schülerinnen und Schüler können
• mit Lebensmitteln sachgerecht umgehen;
• Grundtechniken der Nahrungszubereitung anwenden;
und bewerten;
• erweiterte Garmethoden und Zubereitungstechniken anwenden und präsentieren;
• Lebensmittelqualität unter den Aspekten Gesundheitsverträglichkeit, Sozialverträglichkeit,
Umweltverträglichkeit beurteilen;
• ausgewählte Lebensmittel als Nähr- und Wirk- • aktuelle Trends in der Produktion und Behandstoffträger unter ernährungsphysiologischen Ge-
lung von Lebensmitteln erkennen, diese aus Ver-
sichtspunkten bewerten;
brauchersicht bewerten und dieses Wissen in die
• die Qualität ausgewählter Lebensmittel unter den
Aspekten regional/saisonal beurteilen.
eigene Lebensmittelauswahl einbeziehen;
• gesundheitliche Folgen von Fehlernährung aufzeigen und Ernährungs- und Verhaltensregeln ableiten.
Wirtschaft:
Die Schülerinnen und Schüler können
• unterschiedliche Konsumverhalten durchschauen und Auswirkungen auf die individuelle Haushaltssituationen erkennen;
• die Mittel des Haushalts verantwortungsvoll in
ausgewählten haushälterischen Situationen unter
ökonomischen/ökologischen und persönlichen Aspekten einsetzen;
• Verbraucherinformationen auswerten und auf den
Fall bezogen nutzen.
10
Mensch und Umwelt
2. 1. 4 Die Kartoffel im Unterricht des Faches Mensch und Umwelt:
Kooperationspartner
Ethische Aspekte
• Weltladen
• Landwirtschaftsamt
• Deutscher
Bauernverband
• Genossenschaften
• Verbraucherzentrale
• Nahrungsveredelung
• Frühjahrskartoffeln
aus fernen Ländern
• Ernährung in Entwicklungsländern
Schmackhaftes aus
der Knolle
• Warenkunde
• Küchentechnische
Eigenschaften
• Rezepte
• Kartoffelprodukte
Exkursionen und anderes
• Kartoffelmuseum
• Kartoffelernte auf dem
Bauernhof
• Angebote der Landjugend
Multiknolle – Karriere
einer Ackerfrucht
• Saisonkalender
• Warenangebot im
Supermarkt
• Direktvermarktung
Geschichte der Kartoffel
• Historisches
• Herkunft
• Anbauregionen
Kartoffel –
Eine Pflanze,
die den Schatten liebt
die Knolle,
• Merkmale von Nachtschattengewächsen
die es
• Gentechnik
• Alte Sorten
• Bundessortenamt
in sich hat
Verbraucherbildung
• Markterkundung
• Lebensmittel einkaufen
zubereiten und bewerten
• Regionaler
Einkaufsführer
Regional und saisonal
Auf die Jahreszeit
kommt es an
• Frühkartoffeln
• Späte Sorten
• Einlagerung
Kartoffel
– ein „Dickmacher“ im Verruf
• Nährstoffe (Kohlenhydrate, Wasser,
Kartoffelanbau
• Saatkartoffeln
• Anbaumethoden im
Vergleich (HQZ, Bio aus
Baden-Württemberg,
Schulgarten)
Eiweiß, Mineralstoffe, Vitamine)
• Schadstoffe (Acrylamid, Solanin, Bestrahlung, Pflanzenschutzmittel, Nitratgehalt)
• Zusatzstoffe in Kartoffelprodukten
Themenbereiche, die im Umsetzungsbeispiel bearbeitet sind
Grundwissen aus Klasse 7 und 8 (siehe MLR-Broschüre „Kartoffel“)
Ergänzende Aspekte
11
Mensch und Umwelt
2. 2 Grundlegende Informationen
Weitere grundlegende Informationen rund um
die Kartoffel befinden sich im beiliegenden Heft des
Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum
aus der Reihe „Blickpunkt Ernährung“: Kartoffeln,
Informationen für Verbraucher.
2. 2. 2 Qualitäts-Check beim
Einkauf
I
m Bereich der Lebensmittelerzeugung und des
Lebensmittelangebots sind gesundheitliche, öko-
logische, ökonomische und soziale Aspekte zu berücksichtigen. Zudem sind in den Produktionsbereichen von Lebensmitteln zukunftsfähige Alternativen anzustreben, die unter anderem den Erhalt der
Bodenfruchtbarkeit, die Bewahrung intakter Ökosysteme und der Artenvielfalt sowie die Gesundheitsvorsorge einbeziehen. Dafür wurden in BadenWürttemberg bereits verschiedene Voraussetzungen durch die Qualitätszeichen „Gesicherte Qualität
mit der Herkunftsangabe Baden-Württemberg“ und
2. 2. 1 Daten und Fakten
I
„Biozeichen Baden-Württemberg“ geschaffen.
n Baden-Württemberg sank die Kartoffelanbau-
fläche von über 20.000 Hektar Anfang der 80er
Jahre auf 5950 Hektar im Jahr 2007. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf den sinkenden ProKopf-Verbrauch von Kartoffeln. Im Jahr 2004/2005
konnte erstmals wieder eine Zunahme der frisch ver-
2. 2. 3 Das Qualitätszeichen:
„Gesicherte Qualität
mit Herkunftsangabe“
D
ieses Qualitätszeichen können Erzeugnisse
wie Gemüse, Zwiebeln, Spargel und Kartof-
zehrten Knollen verzeichnet werden. Die Verede- feln aus integriertem und kontrolliertem Anbau erlungsprodukte wie Pommes frites, Chips, Sticks, Klö- halten.
ße oder auch fertiges Püree wurden etwas weniger Es garantiert für Kartoffeln:
verzehrt.
Neben der Verwendung der Kartoffel als Le-
Baden-Württemberg,
bensmittel wird die Knolle auch zur Herstellung von
• umweltschonende Erzeugung gemäß den Richt-
Stärke verwendet, um Bindemittel, Papier und Kleb-
linien für den integrierten und kontrollierten
stoff oder Verpackungsmaterial zu erzeugen. Kar-
Anbau in Baden-Württemberg:
toffeln dienen zudem als Futtermittel, sind Grundlage der Alkoholherstellung und ihre Bedeutung als
Energieressource im Bereich der regenerativen Energien wächst: siehe: www.wikipedia.org/wiki/Kartoffel und www.emsland-staerke.de/deutsch/Produkte/sonstige.html).
12
• eindeutige Herkunft der Kartoffelrohstoffe aus
• systematische Aufzeichnung über alle Einzelparzellen,
• regelmäßige Bodennährstoffuntersuchungen
und Düngung nach Nährstoffbilanz,
• jährliche Untersuchung des Nitratgehaltes
(Nmin) des Bodens,
Mensch und Umwelt
• Verzicht auf Ausbringung von Klärschlamm und
klärschlammhaltigen Düngemitteln,
• Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln
und Informationsveranstaltungen sowie Felderbegehungen,
• hohe Qualität durch besonderer Regelungen
nur bei Bedarf und nur solche Mittel, die nütz-
bzgl. Handelsklassen und Qualitätsnormen…,
lingsschonend und für Wasserschutzgebiete zu-
• weitestgehende Gentechnikfreiheit der Pro-
gelassen sind,
dukte durch Ausschluss aller Erzeugnisse, die
• Einführungsschulung für Betriebsleiter,
nach EG-Verordnung kennzeichnungspflichti-
• Betriebsanerkennung durch eine Prüfkommis-
ge, gentechnisch veränderte Organismen (GVO)
sion,
• regelmäßige Teilnahme des Leiters des landwirtschaftlichen Betriebs an Weiterbildungs-
enthalten,
Qualitätszeichen Baden-Württem-
• regelmäßige Kontrollen von Herkunft, Anbau berg
und Qualität.
2. 2. 4 Das Bio-Zeichen Baden-Württemberg
D
er geschlossene Betriebskreislauf sowie eine
Dieses Bio-Siegel ist eine verlässliche Orientie-
ressourcenschonende Produktion von Le- rungshilfe für heimische Erzeugnisse mit ökologi-
bensmitteln sind wesentliche Prinzipien des ökolo- schen Anbaumethoden. Bei pflanzlichen Produkten
gischen Landbaus, um eine Umweltbelastung zu mi- (zum Beispiel Kartoffeln) erfolgt der Anbau zu 100 Bio-Siegel Baden-Württemberg
nimieren.
Weitere Grundsätze sind:
• eine ausgewogene Fruchtfolge,
Prozent in den jeweiligen Regionen.
Anbieter von Produkten, die mit einem der beiden Siegel gekennzeichnet sind, können im Inter-
• Verzicht auf genetisch veränderte oder be- net unter www.was-liegt-naeher.de/qualitaetszeistrahlte Lebensmittel,
• natürliche Schädlingsbekämpfung,
chen/adress_suche.php aufgerufen werden.
Weitere Verbände, die nach den Grundlagen des
• Verzicht auf Pflanzenschutz mit chemisch-syn- ökologischen Landbaus arbeiten, sind beispielsweise
thetischen Mitteln,
• keine Lagerschutz- und Reifemittel,
Bioland (organisch-biologische Wirtschaftsweise),
Demeter (biologisch-dynamische Wirtschaftsweise),
• keine Verwendung von leicht löslichen, mine- Naturland und so weiter (siehe auch: www.echtgeralischen Düngern,
• kaum Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen, diese Lebensmittel enthalten beispielsweise keine synthetischen Farbstoffe und keine
Geschmacksverstärker.
Mit dem Biosiegel werden Produkte gekennzeichnet, welche nach der EU-Öko-Verordnung erzeugt und kontrolliert wurden. Bio-Produkte, die in
Baden-Württemberg erzeugt und vermarktet werden, können mit dem speziellen Bio-Zeichen Baden-Württemberg gekennzeichnet werden. Dies ist
eine Kombination des Bio-Siegels des Bundes mit
dem schwarz-gelben Landeswappen.
recht.de/siegel_lebensmittel.html).
Mensch und Umwelt
steht, kann er im Herbst günstig Kartoffeln für den
Winter einlagern.
Durch regionale Erzeugung, Verarbeitung und
2. 2. 5 Saisonale und
regionale
Vermarktung
Vermarktung von Lebensmitteln wird die Lebensmittelqualität deutlich verbessert:
• der Weg des Lebensmittels ist für den Verbraucher transparent,
• erntefrische Produkte sind reich an gesund-
I
m Supermarkt gibt es das ganze Jahr über ernte-
heitsfördernden Substanzen (zum Beispiel Vi-
frische Kartoffeln zu kaufen. Die spezifischen,
tamine und sekundäre Pflanzenstoffe),
heimischen Saisonzeiten scheinen keine Rolle mehr
zu spielen.
Für eine nachhaltige Wirtschaftsweise ist ein saisonaler Einkauf jedoch unerlässlich. Die Ware ist
• kurze Transportwege und ein geringer Energieund Rohstoffverbrauch bei der Produktion und
Vermarktung schonen die Umwelt.
Neben dem Verkauf der regional erzeugten Le-
dann frisch und vitaminreich, langwierige, umwelt- bensmittel im Handel findet auch eine Direktverbelastende Transporte entfallen. Der Verbraucher marktung auf dem Bauernhof, auf Bauern- oder Woerhält schadstoffärmere Produkte und schont seinen chenmärkten statt. Diese Form der Vermarktung bieGeldbeutel. Da sich Kartoffeln gut einlagern las- tet dem Landwirt die Möglichkeit, seine Produkte
sen, kann der Verbraucher auch im Frühjahr noch direkt an den Endverbraucher zu verkaufen. Der
heimische Kartoffeln vom Produzenten kaufen. Endverbraucher kann dort frische, saisonale und reWenn zu Hause der nötige Lagerplatz zur Verfügung gionale Produkte erwerben.
2. 2. 6 Die Kartoffel im Rampenlicht der „Gentechnik“
Z
urzeit spielt die Gentechnik bei der Speise- zeitig hoher Viskosität, Stabilität und Transparenz.
kartoffel noch keine Rolle. Die Weiterent-
Den Forschern ist es gelungen, die Kartoffel gen-
wicklung der sogenannten Industriekartoffel er- technisch so zu verändern, dass nur noch dieser Stärscheint jedoch für die Genforscher im Hinblick auf ketyp vorkommt. Diese Gentechnik-Kartoffel soll
die Stärkeindustrie sehr vielversprechend.
mit der Bezeichnung „Amflora“ vermarktet werden.
Herkömmlich besteht eine Kartoffel aus zwei Die Pressrückstände der Stärkeherstellung, die KarStärkesorten, wobei nur eine dieser Sorten für die toffelpülpe, kommen als Futtermittel oder in BioIndustrie von Bedeutung ist: Amylopektin. Eine Kar- gasanlagen zur Verwendung. Über die möglichen
toffel enthält davon etwa 75 Prozent. Dieser Roh- Folgen für die Lebensmittelkette gibt es bis dato keistoff ist für die Papier-, Klebstoff-, Textil-, Bau- und ne Aussagen. Die dominant vegetative Vermehrung
Kosmetikindustrie sehr wichtig. Durch Amylopek- der Kartoffel, die geringe Samenflugweite von matin wird zum Beispiel Verpackungspapier luft- ximal 20 Metern, sowie das Nichtvorhandensein von
durchlässiger und reißfester. Den großen Vorteil der wilden Verwandten als potenzielle Genverbreiter
reinen Amylopektin-Kartoffelstärke gegenüber der sprechen für ein geringes Risiko beim Anbau der
konventionellen sehen die Forscher der BASF in der „Amflora“.
sehr einheitlichen Oberflächenstruktur bei gleich14
Mensch und Umwelt
2. 2. 7 Schmackhaftes aus der Knolle
O
b ein Kartoffelgericht gelingt oder nicht,
toffeln werden mit einer roten Schrift auf der Ver-
hängt neben der richtigen Vor- und Zube-
packung gekennzeichnet.
reitung von der Kartoffelsorte ab. Es werden drei
verschiedene Kartoffeltypen unterschieden:
• Mehlig kochende Speisekartoffeln haben einen
sehr hohen Stärkeanteil, deshalb lassen sie sich
• Fest kochende Speisekartoffeln haben einen ge-
nach dem Kochen sehr gut zerkleinern und eig-
ringeren Stärkeanteil (rund 14 Prozent) und bräu-
nen sich besonders für die Herstellung von Kar-
nen deshalb beim Anbraten nicht so schnell. Sie
toffelpüree oder Kartoffelteigen. Nach dem Ga-
haben eine feste Konsistenz, sind feinkörnig und
ren ist die Kartoffel trocken, grobkörnig und sehr
feucht. Sie eignen sich besonders für Speisen, bei
weich. Sie wird mit einer blauen Schrift auf der
denen die Form der Kartoffeln erhalten bleiben
Verpackung gekennzeichnet.
soll, wie Bratkartoffeln oder Kartoffelsalat. Diese Kartoffeln werden mit einer grünen Schrift auf
der Verpackung gekennzeichnet.
• Vorwiegend fest kochende Speisekartoffeln haben
einen höheren Stärkeanteil als festkochende Speisekartoffeln. Ihr Fleisch ist mäßig feucht, feinkörnig und nach dem Garen etwas trockener, als
bei festkochenden Sorten. Sie eignen sich sowohl
Sorten
Gericht
Fest kochende Sorten
Annabelle, Bernadette, Gratin
Cliena, Nicola, Princess, Bratkartoffeln
Selma, Sieglinde
Kartoffelsalat
Pellkartoffeln „mit Biss“
Salzkartoffeln „mit Biss“
Vorwiegend fest kochen- Agria,
Pellkartoffeln
de Sorten
Berber,
Bratkartoffeln
Gala,
Salzkartoffeln
Laura,
Beilage zu Gerichten mit
Marabel,
Sauce oder Dip
Mehlig kochende Sorten Afra, Melina
Kartoffelpüree, Klöße
für Bratkartoffeln oder Kartoffelsalat, als auch
oder Knödel, Reibekuchen (Puffer), Schupfnudeln, Gnocchi, Kroketten,
zum Binden von Saucen und Suppen. Diese Kar-
Suppen und Eintöpfe
2. 3 Didaktische Überlegungen
2. 3. 1 Die didaktische Struktur des Umsetzungsbeispiels
D
urch das folgende Umsetzungsbeispiel lassen erkundung durch, kaufen Lebensmittel ein und be-
sich viele Bereiche einer nachhaltigen und schaffen sich wichtige Informationen von außer-
ganzheitlichen Ernährungsbildung darstellen.
unterrichtlichen Partnern, wie Landwirtschaftsamt,
Die einzelnen Inhalte sind als offene Lernarran- Verbraucherzentrale, Bauernverband, Krankenkasgements konzipiert. Sie können entweder im Zu- sen oder Eine-Welt-Laden. Danach werden aus den
sammenhang behandelt, als Projekt organisiert oder Lebensmitteln Gerichte zubereitet und gemeinsam
auch einzeln erarbeitet werden. Sie stellen Arbeits- verkostet. Verschiedene Arbeitsaufträge werden in
anregungen dar, die je nach Aufbau des schulischen arbeitsteiliger Gruppenarbeit bearbeitet, die ErgebCurriculums auszuwählen sowie individuell zu er- nisse werden dokumentiert und z. B. den Mitschügänzen und modifizieren sind.
lerinnen und Mitschülern der anderen Wahl-
Möglich wäre auch die Umsetzung in Form ei- pflichtfächer oder außerunterrichtlichen Partnern
nes Projekttages (siehe Materialien M 9 auf Seite 32). oder Eltern mit Marktständen und einem KartofDie Schülerinnen und Schüler führen eine Markt- felbüfett präsentiert.
15
Mensch und Umwelt
2. 3. 2 Übersicht über die Materialien M 1 – M 10
Unterrichtsbaustein
Informationen beschaffen:
M1
M2
M3
M4
M5
Kartoffelprodukte
Ziele
Methoden
• Informationen zur Verwendung von
• Auswertung der Verpackungen von LeKartoffeln.
bensmitteln.
• Information zur Entwicklung des Kartof- • Auswertung einer Statistik.
felkonsums.
Internetrecherche:
Regionaler Einkaufsführer
PC-Arbeit:
Unser regionaler Einkaufsführer
(Schülerergebnis)
• Eine Markterkundung durchführen.
• Regionale Anbieter kennen lernen.
• Saisonale Produkte entdecken.
-
• Geleitete Auswertung einer
Internetseite.
• Befragung.
• Dokumentation.
• PC - Benutzung
Markterkundung:
Überall Kartoffeln – eine Markterkundung
• Eine Markterkundung durchführen.
• Verschiedene Landwirtschaftsformen
kennen lernen.
• Verbraucherinformationen auswerten
• Haushalten und wirtschaften im privaten Haushalt.
• Markterkundung mit Erkundungsbogen.
• Ergebnispräsentationen einer Gruppenarbeit.
Filmarbeit:
• Globale Zusammenhänge erkennen.
• Filmarbeit
(Arbeitsblatt mit Fragen zum Film).
Karriere einer Ackerfrucht
• Aktuelle Trends in der Produktion von
Lebensmitteln (Bsp. Kartoffel) erkennen, diese aus Verbrauchersicht bewerten und dieses Wissen in die eigene Lebensmittelauswahl einbeziehen.
• Projektorientiertes Arbeiten: (Initiative,
• Die komplexe Aufgabe des eigenen
Planung, Durchführung, Präsentation,
Kartoffelanbaus wird selbstständig geEin Weg der Kartoffel – vom Schulgarten plant, organisiert, durchgeführt und be- Reflexion).
bis zum Verzehr
wertet
• Vorbereitung auf die fächerübergreifende
Kompetenzprüfung; die Schülerinnen und
Schüler erarbeiten alle Projektphasen
Projektarbeit:
M6
Textarbeit:
Gentechnik – Stärke pur vom Acker
M7
Kochpraxis:
M8
Schmackhaftes aus der Kartoffel
Projektorientiertes Arbeiten:
M9
16
• Erweiterte Garmethoden (Garziehen)
• Gemeinsame Zubereitung von Kartofund Zubereitungstechniken (Gnocchis
felspeisen.
formen) anwenden.
• Acrylamid: Ein Schadstoff, der beim Zubereiten entstehen kann.
• Solanin.
• Siehe M 1 – M 9
MUM-Projekttag: Lebensmittel einkaufen, zubereiten und bewerten
Produktlinienanalyse:
M10
• Aktuelle Trends in der Produktion von
• Markieren und exzerpieren.
Lebensmitteln (Bsp. Gentechnik bei
• Internetrecherche.
Kartoffeln) erkennen, diese aus Ver• Rollenspiel.
brauchersicht bewerten und dieses
Wissen in die eigene Lebensmittelauswahl einbeziehen.
• Argumentieren, Meinungen begründen,
Standpunkte und Interessen angemessen vertreten und sie sachrichtig formulieren.
• Andere Perspektiven übernehmen.
• Informationen aus Texten entnehmen, in
eigenen Worten wiedergeben, zu dem
Gelesenen eine Wertung abgeben und
dieselbe begründen.
• Methoden der Texterschließung gezielt
anwenden.
Kartoffelchips im Vergleich
• Verbraucherinformationen auswerten
und beim Einkauf von Kartoffelchips
nutzen.
• Lebensmittelqualität unter den Aspekten Ökonomie, Gesundheitswert, Ökologie beurteilen.
• Befragung durchführen.
• Ergebnispräsentationen einer Gruppenarbeit.
• Kurzreferat halten.
Mensch und Umwelt
M 1 Kartoffelprodukte
Viele Kartoffeln werden nach der Ernte sofort in einer Fabrik weiterverarbeitet. Chips und Pommes frites werden aus rohen Kartoffeln hergestellt. Zur
Herstellung von Knödeln, Schupfnudeln oder Kartoffelpüreepulver werden die Kartoffeln zuerst gekocht
und dann weiterverarbeitet. Kartoffelstärke ist jedoch auch enthalten in verschiedenen Schnäpsen,
in Verpackungsmaterial oder in Papier und wird
auch genutzt, um daraus Glukosesirup oder Maltodextrin herzustellen.
Aufgabe 1:
Lies die Zutatenliste der ausgelegten Produkte. Findest du Inhaltsstoffe, die von Kartoffeln stammen?
Lege hierzu eine Tabelle an.
Denke daran, auch Stärke, Glukosesirup und Maltodextrin können aus Kartoffeln erzeugt werden. Weitere Informationen findest du in einem Nachschlagewerk.
In diesen Produkten sind Kartoffeln enthalten
Hier sind keine Kartoffeln enthalten
Aufgabe 2:
a) Beschreibe die Veränderung des Kartoffelverbrauchs in
Deutschland.
b) Notiere Gründe für die Veränderung des Kartoffelver-
15,6
brauchs in den letzten 30 Jahren.
86,4
21,3
23,0
31,8
31,4
34,1
34,3
33,7
32,5
31,8
58,7
52,0
38,2
37,1
32,9
17
Mensch und Umwelt
M 2 Regionaler Einkaufsführer
Aufgabe:
Sucht in Partnerarbeit Direktvermarkter im Umkreis von 20 km. Erstellt daraus einen Einkaufsführer rund um euren
Wohnort. Besonders gesucht sind Kartoffelanbieter.
Mögliche Datenquellen:
• Broschüre „Frisch vom Bauern“
• Kennt ihr Direktvermarkter? Erkundigt euch bei Mitschülern oder Erwachsenen in der Umgebung…
• Anruf bei der Gemeinde-/ Stadtverwaltung
• Anruf beim örtlichen Bauernverband
• Internetrecherche: z. B. http://www.was-liegt-naeher.de/qualitaetszeichen/adress_suche.php
PLZ:
Über die Eingabe der
Postleitzahl kannst du
Anbieter aus der Region
finden.
Kategorie:
Hier kannst du zwischen
QZBW und BIO BW wählen
Produkte:
Hier kannst du ein bestimmtes Lebensmittel
wählen, z. B. Kartoffel
Schaut euch die Angebote genau an und notiert zu den einzelnen Anbietern:
Adresse
angebotene Produkte
Öffnungszeiten
Auf dem Internetportal werden einzelne Erzeuger genannt.
Bei dieser Markierung findet ihr weitere Informationen zu den einzelnen Erzeugern.
Gibt es Wochenmärkte in eurer Gegend?
Notiert die wichtigsten Informationen auf eurem Einkaufsführer.
18
Telefon/FAX
M 3 Unser regionaler Einkaufsführer
Mensch und Umwelt
Erstellt von Schülerinnen der Realschule Krautheim im Fach Mensch und Umwelt
Adresse
Bauernhof Ehrmann
Karl Ehrmann
Oberginsbacher Str. 12
74653 Ingelfingen / Stachenhausen
Silke und Heinz Hörcher
Talstr. 33
74259 Widdern-Unterkessach
Angebotene Produkte
Öffnungszeiten
Telefon/Fax
Kartoffeln, Gurken, Rindfleisch, Bauern- Keine Öffnungszeiten angegeben
brot, Schnäpse
Tel.: 07940 / 8253
Fax: 07940 / 8244
Angebot: wöchentlicher Lieferservice
Grünspargel
• Schinken, Grillwürste und Hausmacher
Dosenwurst
• Nudeln und Eier aus Freilandhaltung
• Milchprodukte
• Tee und Müsli
• Mehl, Getreide und Körner
• Selbstgemachtes aus der Natur
• Individuell gestaltete Geschenkkörbe
• Obst und Gemüse je nach Saison
• Kartoffeln
[email protected]
Fax: 07943/942543
Dienstag: 9.00-12.00 Uhr
Mittwoch: 9.00-12.00 Uhr 15.00-18.00 [email protected]
Uhr
Freitag: 9.00-12.00 Uhr
15.00-18.00 Uhr
Samstag: 9.00-13.00 Uhr (in der Spargelsaison täglich)
Tel: 07943/562
Fleischverkauf
Fleisch und Wurst: Salami, Rauchfleisch, Öffnung nach Absprache
Tel.: 07937 / 604
Friedrich + Martin Wunderlich Agro GbR geräucherter Bauch, Zebuknacker, geFax: 07937 / 604
Birkenhöfe 3
räucherte Bratwürste, Zebufleisch, Him74677 Dörzbach
beergeist, Williams, Dosenwurst, SchinHomepage:
kenwurst, Bauernwurst, (Bratwurst) Lyowww.zebuvombirkenhof.de
ner, Schweinefleisch i. e. Saft, Leberwurst, Blutwurst, Schwartenmagen.
E-Mail:
Je nach Saison bauen wir auch Grünfriedrich.wunderlich@bauernland-hohenspargel und Erdbeeren an.
lohe.de
Spezialitäten
Kaninchenspezialitäten und Wurst, sowie Freitag 9.00 – 17.00 Uhr
Tel.: 07942 / 532
Manfred Bauer
Pute, Hähnchen, Wild, Enten, Gänse.
Wochenmärkte:
Fax: 07942 / 3738
Neuenstein Donnerstag 14.00 - 17.00 Uhr E-Mail:
Lohe 7
Künzelsau Freitag 7.30 - 12.00 Uhr
[email protected]
74632 Neuenstein
Öhringen Samstag 7.30 - 12.00 Uhr
Hofladen Fischer Lindelberg
Tel.: 07946 / 8627
Frisches Brot und Marmelade, verschie- Hofladen
Fax: 07946 / 8637
dene Beeren oder anderes Obst und
Mittwoch 9.00 - 13.00 Uhr
Roland Fischer
Gemüse, Kartoffeln, Bag in Box Apfel- oder auf Vorbestellung
E-Mail:
Lindelberg 6
saft, Sirup aus eig. Beeren, Wein, Sekt Freitag 9.00 - 18.00 Uhr
74629 Pfedelbach
[email protected]
und verschiedene Schnäpse
Samstag 8. 00 -12.00 Uhr
Grafenhof Heinrich
Tierische Erzeugnisse
Tel.: 07942 / 2256 Fax: 07942 / 941772
Christian Heinrich
Wein / Getränke
E-Mail: christian.heinrich@bauernland-hoMetzdorferstraße 20
henlohe.de
74632 Neuenstein – Großhirschbach
Familie C. v. Wistinghausen-Noz
Puten und Landgockel ganzjährig, Enten Mittwoch bis Samstag, 9 – 12 Uhr, Mitt- Tel. 07940/2270, Fax 4911
Brunnenhof - Mäusdorf
und Gänse je nach Saison, Rindfleisch woch bis Freitag, 14 – 18 Uhr und auf An- www.gefluegelvombrunnenhof.de
74653 Künzelsau
frage.
Demeter-Hofladen Gisela und Martin Käse aus eigener Herstellung, Rind- und
Frank GbR
Schweinefleisch, Wurst, Getreide und
Steinbacher Weg 35
Mehle, Eier, Kartoffeln, Gemüse, Brot,
74653 Künzelsau-Garnberg
Milchprodukte, Naturkostsortiment
Mo 8.30 - 13 Uhr, 17 - 18.30 Uhr
Di 17 - 18.30 Uhr
Mi 8.30 - 13 Uhr, 17 - 18.30 Uhr
Do 15 - 18.30 Uhr
Fr 8.30 - 18.30 Uhr, Sa 8.30 - 13 Uhr
Tel. + Fax 07940/8392
Bioland-Hofgemeinschaft Bittelbronn
Liefer-Service für pasteurisierte TrinkFamilien Haußecker und Müller-Stöcker milch, Kartoffeln, Rindfleisch
Längstalstr. 3
74219 Möckmühl-Bittelbronn
Tel. 06298/1769 Fax 929483
www.hofgemeinschaft-bittelbronn.de
Lydia Riedel-Tramsek
Hagenbach 2
74219 Möckmühl
• Pflanzliche Erzeugnisse,
Kein Hofladen
• Tierische Erzeugnisse,
Nur Lieferservice über die Homepage
• Sonstiges:
• Neben dem Fleisch der Tiere biete ich
Dauerwurstwaren an, Salami, Schinken,
Dosenwurst, eingefrorene Würstchen.
Je nach Anfall und Jahreszeit Erdbeeren, Gemüse, Nüsse, auf langfristige
Vorbestellung Schurwollsteppbetten in
jedem gewünschten Maß und Felle
Tel.: 06298/927576
Fax: 06298/926063
H. und R. Heimberger GbR
Obernbergsiedlung 2
74259 Widdern
Eier, Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln, Rindfleisch, Milch
Tel. + Fax 06298/7317
Bioland-Betrieb
Familie Eckhard & Christa Neckel
Kubacher Str. 19
74653 Künzelsau-Haag
Bioland- Betrieb:
Kartoffeln, Äpfel, Zwiebeln
Tel.: 07944/2159
Tel.: 07944/950922
E-Mail.: [email protected]
Wochenmärkte im Hohenlohekreis:
Ort
Bretzfeld
Dörzbach
Ingelfingen
Krautheim
Künzelsau
Kupferzell
Neuenstein
Tag
Freitag
Samstag
Samstag
Donnerstag
Dienstag, Freitag
Donnerstag
Donnerstag
Homepage:
http://www.Sonnwendhof.de
E-Mail: [email protected]
Erstellt von Schülerinnen der zehnten Klasse der Realschule
Krautheim, Mensch
und Umwelt
19
Mensch und Umwelt
M 4 Überall Kartoffeln – eine Markterkundung
Arbeitsauftrag: Bildet folgende Erkundungsgruppen
Direktvermarkter
Wochenmarkt
Discounter/
Supermarkt
Bioladen
Ihr benötigt Material zum Schreiben, ein Lineal, einen Taschenrechner und einen Stadtplan. Wenn ihr Fotos für die Präsentation erstellen wollt, müsst ihr eine Kamera mitnehmen.
Denkt daran, es ist wichtig, dass ihr euch bei dem Geschäft oder dem Anbieter kurz vorstellt, bevor ihr die Erkundungen
durchführt. Wenn ihr fotografieren wollt, vergesst nicht zu fragen, ob dies erlaubt ist.
1. Sucht den vereinbarten Kartoffelanbieter auf und schaut euch dort das Kartoffelangebot genau an. Bearbeitet dann
die Erkundungstabelle. Vielleicht kann euch der Verkäufer/ die Verkäuferin weitere Informationen geben.
2. Welche Kartoffeln würdet ihr kaufen? Begründet eure Entscheidung. Denkt dabei auch an die Umwelt-, Sozial- und
Gesundheitsverträglichkeit sowie die küchentechnischen Eigenschaften.
3. Bereitet eure Ergebnispräsentation vor, erstellt hierzu ein Informationsplakat.
Artikel
Kartoffelsorte
20
Qualitätssiegel
Herkunft
Anmerkungen
(z.B. Sonderangebote,
nur Großpackungen..)
Menge
Preis
Verwendung in der Küche
Mensch und Umwelt
M 5 Karriere einer Ackerfrucht
Der Film „Die Multiknolle – Karriere einer Ackerfrucht“ beschreibt den
Weg der Kartoffel von einer giftigen Wildpflanze des bolivianischen Urwalds bis zu einem der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Welt. 3000
Jahre Kultivierung durch indianische Bauern sowie eine rund 500-jährige
Weiterentwicklung in Europa haben die Kartoffel zu dem gemacht, was
sie heute ist.
Der Film zeigt diese Geschichte an sieben Stationen auf. Folgende betrachten wir näher.
Alte Kartoffelsorte
1. Züchtung von neuen Kartoffelsorten
Nenne Ziele der Züchtung. Wie lange dauert es bis eine neue Sorte marktreif ist?
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
2. Guatemala in Südamerika
a) Aus welchem Grund sind Wissenschaftler an den Vorfahren der heute kultivierten Sorten interessiert? Was sind
dabei die größten Hindernisse?
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
b) Warum kaufen südamerikanische Bauern europäisches Saatgut, obwohl die Kartoffelpflanze in Südamerika ihre
Heimat hat?
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
3. Bundessortenamt in Hannover
Ergänze den Lückentext:
Derzeit sind etwa _________ verschiedene Kartoffelsorten durch das Bundessortenamt geprüft und zugelassen.
Der ________________ und der ____________ von Sorten, die aus dem amtlichen Register herausgenommen wurden,
ist _______________erlaubt. Diese Sorten werden allerdings in sogenannten __________________________ gesammelt.
Zugelassene Sorten sind über ______________________ geschützt. Möchte ein Landwirt eine dieser Sorten anpflanzen,
so zahlt er beim Kauf des Saatguts ______________________________. Der Anbau von Saatgut aus der Vorjahresernte
ist ________________________ und wird mit hohen Strafen belegt.
4. Welche Ziele verfolgt die „Internationale Arche-Bewegung“?
______________________________________________________________________________________________________________
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
21
Mensch und Umwelt
5. Kartoffel als Handelsgut
50 Prozent der europäischen Kartoffelernte werden in Fabriken unter anderem zu Fertiggerichten „veredelt“. Wie
wirkt sich diese Tatsache auf die Sortenvielfalt aus? Welche Sorte hat den größten Marktanteil?
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
6. Die Kartoffel als Nachwachsender Rohstoff (vgl. www.suedstaerke.de)
Zurzeit gibt es ca. 20.000 Produkte aus Kartoffelstärke. Industrielle Einsatzgebiete der Kartoffelstärke sind:
• Stärke als Alternative für _____________________________________________________________________________________
• Stärke für die ________________________________________________________________________________________________
• Stärke für die ________________________________________________________________________________________________
• Stärke für die ________________________________________________________________________________________________
• Stärke für die ________________________________________________________________________________________________
Ein Fabrikbesitzer bezeichnet die Kartoffelstärke als „weißes Gold“. Wie ist diese Bezeichnung zu verstehen?
_________________________________________________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________________________________________________
Aufgabe: Rollenspiel
1. Überlegt euch eine Problemsituation, die dargestellt werden soll (z. B. Die Bauern aus Guatemala fordern von
den Europäern Ausgleichszahlungen für die Kartoffelpatente).
2. Teilt eure Klasse in mehrere Spielgruppen. Denkt auch an eine Beobachtergruppe.
3. Verteilt die Rollen innerhalb eurer Gruppe. Überlegt euch gemeinsam, wie sich die einzelnen Personen verhalten
könnten, damit der Streit fair abläuft.
4. Im Anschluss an das Spiel sprechen alle zuerst über ihr eigenes Erleben im Rollenspiel. Gemeinsam diskutiert
ihr, welche Konsequenzen ihr aus dem Spiel bzw. Film zieht.
22
Rollenkarte
Rollenkarte
Rollenkarte
Bauer aus Guatemala
Wissenschaftler
Mitarbeiter eines
Getränkeherstellers
Mensch und Umwelt
M 6 Ein Weg der Kartoffel – vom Schulgarten zum Verzehr
1. Zugelassene Sorten:
Kannst du herausfinden, wie viele verschiedene Kartoffelsorten zurzeit als Saatkartoffeln in Deutschland zum kommerziellen Anbau und Verkauf zugelassen sind? _____________Sorten
(Tipp: Infos findest du unter der Homepage des Bundessortenamtes: http://www.bundessortenamt.de/internet30/fileadmin/Files/PDF/bsl_kartoffeln_2008.pdf)
2. Welche Sorten sollen im Schulgarten angebaut werden?
Die Vielfalt der Kartoffelsorten ist mit den derzeit zugelassenen Sorten noch nicht erschöpft. Die nicht mehr zugelassenen „alten“ Kartoffelsorten dürfen laut Saatgutverkehrsordnung nicht als Saatkartoffeln gehandelt werden. Man kann
diese Raritäten jedoch ausschließlich unter der Bezeichnung „Speisekartoffeln“ beziehen. Einige Anbieter pflegen diese genetischen Ressourcen, um die Vielfalt der Kartoffel auch für zukünftige Generationen zu bewahren. Diese sogenannte Erhaltungszucht ist kostenintensiver; daraus ergibt sich auch ein höher Preis gegenüber normalen Sorten.
• Recherchiere, wo du alte Kartoffelsorten beziehen kannst.
• Nenne Gründe, die für die Erhaltung alter Kartoffelsorten sprechen.
(Diese Internetseiten können dir weiterhelfen: www.kartoffelvielfalt.de; www.erlesene-kartoffel.de)
• Erstelle eine Übersicht über das aktuelle Angebot.
• Vergleicht nun in der Klasse eure Ergebnisse.
• Nun müsst ihr die anstehende Arbeit aufteilen.
1. Zu jeder alten Kartoffelsorte soll ein übersichtlicher Steckbrief erstellt und vor der Klasse präsentiert werden.
2. Entscheidet euch nun für verschiedene Sorten, die in eurem Schulgarten angebaut werden sollen und fertigt
eine Bestellliste an. Berücksichtigt dabei die Größe eures Feldes, Abnahmemenge, Versandkosten, Preise bei verschiedenen Anbietern, Kriterien beim Anbau von Kartoffeln wie zum Beispiel Abstand der Saatkartoffeln…
3. Besprecht die Ergebnisse mit der Lehrkraft.
3. Weiteres Vorgehen: Projektplanung
Überlegt nun gemeinsam
Welche Aufgaben sind zu erledigen? (Welche kurzfristig bzw. langfristig)
Erstellt dazu einen Zeitplan (zum Beispiel: Bestellung, Anbau, Pflege, Handeln bei Schädlingsbefall, Ernte, Verkauf,
Rezepte…)
Wer ist für welche Aufgaben verantwortlich? (Bildet Kleingruppen)
Wann müssen die Aufgaben erledigt sein – und in welcher Form? (Schriftlich, mündlich)
Wie soll das Projekt finanziert werden?
Wie wird der Projektverlauf dokumentiert?
In welcher Form werden eure Ergebnisse präsentiert? (In der Klasse, Eltern, gemeinsamer Verzehr der Kartoffeln…)
Wo und wie kann euch eure Lehrkraft unterstützen?
Wann wollt ihr euch das nächste Mal treffen?
23
Mensch und Umwelt
M 7 Gentechnik – Stärke pur vom Acker
Stärke für die Knolle
Eine Industriekartoffel soll der Grünen Gentechnik zum Durchbruch verhelfen
Wenn alles so läuft, wie Ralf-Michael
wendet, als Oberflächenbeschichtung
gesamte Ernte abliefern. Die Pülpe, al-
Schmidt es sich vorstellt, werden näch-
verhindert sie, dass beim Schreiben die
so das, was nach Verarbeitung in der
stes Frühjahr in Deutschland große
Farbe verläuft. In der Textilindustrie
Fabrik übrig bleibt, wird an Kühe und
Mengen gentechnisch veränderter Kar-
werden Garne mit einem Film aus Stär-
Mastbullen verfüttert.
toffeln angepflanzt. Der Vizepräsident
ke umgeben, der den Faden stabiler
Zum Stärkehersteller Südstärke ha-
der Firma BASF Plant Science in Lud-
und unempfindlicher gegen Schmutz
ben Mitarbeiter von BASF schon vor
wigshafen erwartet, dass sein Unter-
macht. Dabei ist vor allem eine be-
Jahren Kontakt aufgenommen. „Für
nehmen innerhalb der nächsten Mo-
stimmte Stärkesorte begehrt: Amylo-
uns kommt eine Verarbeitung von Am-
nate aus Brüssel die Zulassung für den
pektin. In herkömmlichen Kartoffeln ist
flora zurzeit nicht in Frage”, sagt aber
kommerziellen Anbau der Sorte „Event
es zu etwa 75 Prozent enthalten. Die
Geschäftsführer Richard Lenk. Sein
EH92-527-1” bekommt, die unter dem
restliche Stärke besteht aus Amylose,
Unternehmen beliefere wie die meis-
Namen „Amflora” vermarktet werden
die meistens eher störend ist. Die Gen-
ten Stärkehersteller in Deutschland
soll. „Wir haben Anfang des Jahres ei-
tech-Kartoffel Amflora wurde so ver-
auch die Lebensmittelindustrie und die
ne abschließende Stellungnahme der
ändert, dass sie nur noch Amylopektin
fordere
European Food Safety Authority be-
produziert. Dafür wurde das Gen für ein
„Wenn bekannt würde, dass wir in un-
kommen, wonach unsere Kartoffel si-
Enzym, die „Granule Bound Starch
serem Betrieb gentechnisch veränder-
cher für Mensch, Tier und Umwelt ist”,
Synthase” (GBSS) ausgeschaltet, das
te Kartoffeln verarbeiten, bekämen wir
sagt er. „Jetzt warten wir nur noch auf
in konventionellen Kartoffeln an der Bil-
ein Imageproblem”, sagt Lenk. Tat-
die Zustimmung der EU-Kommission.”
dung von Amylose beteiligt ist.
sächlich wäre es schwierig, die Verar-
gentechnikfreie
Produkte.
Bis spätestens April müssen die Saat-
Auf wie vielen Hektar im Frühjahr
beitung gentechnisch veränderter und
kartoffeln unter der Erde sein, sonst ist
die Amylopektin-Kartoffel gesät wer-
konventioneller Kartoffeln zu trennen.
im Jahr 2007 kein Anbau mehr mög-
den soll, sagt Ralf-Michael Schmidt
Auch wirtschaftlich lohne sich Amflo-
lich.
nicht. Das müssten die Kunden aus der
ra nicht. Zwar könne man sich mit der
Amflora ist keine Speisekartoffel,
Industrie entscheiden; Interesse gebe
Amylopektin-Kartoffel bei der Stärke-
sondern wurde speziell für die Stärk-
es. „Wenn die Genehmigung da ist,
herstellung einen Verarbeitungsschritt
eindustrie entwickelt. Diese verbraucht
können wir sofort anfangen”, sagt
sparen. „Dafür sind die Kartoffeln teu-
in Deutschland etwa 650 000 Tonnen
Schmidt. Amflora soll dann von soge-
rer und nicht so ertragreich wie her-
Kartoffeln pro Jahr, ein Drittel der Ern-
nannten Vertragsbauern angebaut wer-
kömmliche Sorten”, sagt Lenk.
te. Kartoffelstärke wird unter anderem
den, die fest an bestimmte Stärkeher-
Ob sich das Projekt Amflora ökono-
bei der Herstellung von Papier ver-
steller gebunden sind, denen sie ihre
misch für BASF lohnen wird, erscheint
24
Mensch und Umwelt
sistent gegen dieses Medikament weralso fraglich. Doch das ist dem Konzern
dicken. Diese sind genetisch identische
möglicherweise gar nicht so wichtig.
Klone der Ursprungsknolle. Zwar blü-
Dass Amflora nicht im Lebens-
Entscheidender für BASF und andere
hen Kartoffelpflanzen auch. Doch die
mittelbereich eingesetzt werden soll,
Hersteller von gentechnisch veränder-
Samen fliegen höchstens 20 Meter
könnte die Markteinführung zusätzlich
tem Saatgut könnte die politische Be-
weit. Und selbst für den Fall, dass Am-
erleichtern. Das glaubt auch Carel
deutung von Amflora sein, über die we-
flora-Pollen eine konventionelle Kar-
Mohn, Sprecher des Bundesverbands
niger gesprochen wird: Die Stärke-
toffel befruchten, entstünden daraus le-
der Verbraucherzentralen: „Solange die
knolle hat das Potential, der Grünen
diglich Beeren, die nicht gegessen wer-
Gentech-Kartoffel nichts mit Lebens-
Gentechnik in Deutschland zum Durch-
den und die in der Regel nicht keimfä-
mitteln zu tun hat, wird es keine große
bruch zu verhelfen. „Anbau- und An-
hig sind. Das könnte auch die Bauern
öffentliche Diskussion um ihren Anbau
wendungsschwerpunkt von Amflora
überzeugen, die Amflora anbauen sol-
geben”. Christoph Then von der Um-
wäre unter anderem Deutschland”,
len. Der Mais MON 810 wird vor allem
weltschutzorganisation Greenpeace
sagt Ralf-Michael Schmidt. „Und wenn
deswegen kaum verwendet, weil die
hält es dennoch für möglich, dass das
Landwirte und Verbraucher erst einmal
Bauern
Schadensersatzansprüche
gentechnisch veränderte Erbgut von
sehen, dass dabei nichts passiert, könn-
fürchten, wenn sich die Pflanze unge-
Amflora in die Nahrungskette gelangt.
te so etwas wie Normalität einkehren.”
wollt ausbreitet. Zu Recht: Nach dem
Rein äußerlich sei die Amylopektin-Kar-
Eingeschränkter Pollenflug
derzeit noch geltenden Gentechnikge-
toffel nicht von herkömmlichen Indus-
„Es gibt kaum eine gentechnisch
setz, haftet derjenige, der eine verän-
triekartoffeln und auch nicht von Spei-
veränderte Pflanze, die besser geeignet
derte Pflanze anbaut für eventuelle
sekartoffeln zu unterscheiden. Es sei
wäre, der Grünen Gentechnik die Tür
Schäden, wenn beispielsweise die Pol-
daher nicht auszuschließen, dass die
zu öffnen”, sagt Heike Moldenhauer,
len auf das Feld eines benachbarten
Gentech-Knollen bei Transport, Lage-
Gentechnikexpertin beim BUND. An-
Biobauern fliegen und der deswegen
rung oder Verarbeitung versehentlich
ders als beim Mais MON 810, der bis-
seine Ernte nicht mehr los wird.
mit herkömmlichen Sorten vermischt
den.
her einzigen gentechnisch veränderten
Auch das sonst überzeugende Ar-
würden. „Zudem bleiben pro Hektar
Pflanze, die in Deutschland kommerziell
gument vieler Gentechnikkritiker, die
mindestens 10.000 Knollen auf dem
angebaut werden darf, ist bei Amflora
manipulierten Pflanzen könnten sich
Acker, die von der Erntemaschine nicht
kaum zu befürchten, dass Pollen auf be-
unkontrolliert in der Umwelt ausbrei-
erfasst werden” sagt Heike Molden-
nachbarte Äcker gelangen. „Die Koe-
ten, greift bei Amflora nicht. Anders als
hauer. Die Wahrscheinlichkeit, dass ei-
xistenz mit konventionellen Pflanzen ist
Raps haben Kartoffeln in Deutschland
nige davon im nächsten Jahr trotz aller
bei Amflora nicht das Problem”, räumt
keine wilden Verwandten, mit denen sie
Frostempfindlichkeit keimen, sei groß.
sogar Benny Haerlin von der Organi-
sich kreuzen könnten, um ihre verän-
Auch BASF kann offenbar nicht ganz
sation „Save our Seeds” ein, die sich
derten Gene unkontrolliert zu verbrei-
ausschließen, dass Amflora eines Ta-
für eine gentechnikfreie Landwirtschaft
ten. Munition liefert Kritikern höchstens
ges
einsetzt. Denn Kartoffeln vermehren
ein Gen, das die Pflanze widerstands-
taucht.Um sich abzusichern, hat die Fir-
sich vor allem vegetativ, also unge-
fähig gegen das Antibiotikum Kana-
ma für ihre Gentech-Knolle vorsichts-
schlechtlich. Aus der Mutterknolle
mycin macht. Dieses könnte auf Bakte-
halber auch eine Genehmigung als Le-
wachsen unterirdische Ausläufer, de-
rien im Boden übertragen werden und
bens- und Futtermittel beantragt.
ren Enden sich zu neuen Kartoffeln ver-
dazu führen, dass Krankheitserreger re-
doch
in
Lebensmitteln
auf-
TINA BAIER
25
Mensch und Umwelt
Forschung
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. 12. 2006, Nr. 285
Die Gen-Kartoffel und das reißfeste Papier
Von Michael Roth
mission hatte sich indes schon für den Anbau ausgesprochen. Die
LUDWIGSHAFEN, 6. Dezember. Eine herkömmliche Kartoffel be-
Kartoffel ist das erste gentechnisch veränderte Produkt, das seit 1998
steht zu drei Vierteln aus Wasser. Das übrige Viertel, vorwiegend Kar-
in der Europäischen Union die Zulassung zum Anbau erhalten soll.
toffelstärke, ist ein wichtiger Rohstoff für die Papier- und Klebstoff-
Die BASF hofft nun auf die Genehmigung rechtzeitig zur Anbausai-
industrie. Diese Stärke besteht aus den Komponenten Amylose und
son 2007.
Amylopektin. Durch Amylopektin wird Verpackungspapier luft-
Feldversuche und Tests gab es bereits in den Ländern, in denen
durchlässiger und reißfester. Das spart Zeit, die beim Einfüllen von
„Amflora“ später auch wachsen soll. Die BASF nennt Deutschland,
Mehl oder Zement in Papiersäcke wichtig ist. Papier zum Drucken,
die Niederlande, Tschechien und Schweden, nicht aber die konkre-
das mit der Stärke beschichtet wird, glänzt stärker und nimmt Druck-
ten Anbauregionen. Bekannt ist, dass der Anbau in Brandenburg
farben besser an. Als Bestandteil von flüssigem Klebstoff verlängert
und Sachsen-Anhalt schon einmal geübt wird – allerdings mit kon-
Amylopektin den Zeitraum, in dem Klebstoff verarbeitet werden
ventionellen Kartoffeln.
kann.
Die Landwirte sollen mit dem Anbau der Feldfrucht mit roter
Die Trennung des Stärkegemischs Amylose und Amylopektin in
Schale Erfahrungen mit einer besonderen Qualitätssicherung sam-
der Kartoffel ist allerdings auf-wendig, weil viel Wasser und Energie
meln. Solche sogenannten qualitätssichernden Anbausysteme (Iden-
verbraucht werden. Die klassische Züchtung einer amylose-freien Kar-
tity Preservation Systems) sind seit Jahren Standard beim Anbau von
toffel mit guten Erträgen ist bisher nicht gelungen. Wissenschaftler
Sonderkulturen, wie beispielsweise der Saatgutvermehrung und beim
der BASF haben eine Kartoffel entwickelt, die reine Amylopektin-
Anbau von besonderen Pflanzenölen.
stärke bildet. Die Amylose wurde mit Hilfe der Gentechnik ausgeschaltet.
„Amflora“ wird im Rahmen eines Vertragsanbaus produziert. Sie
wird direkt an den Landwirt geliefert und getrennt von herkömm-
„Mit der Kartoffel bieten wir ein neues innovatives Produkt mit
lichen Speisekartoffeln angebaut. Zu benachbarten Kartoffelfeldern
hohem Marktpotential und großen Chancen für die einheimische
müssen Mindestabstände eingehalten werden. Die Landwirte müssen
Landwirtschaft und Stärkeindustrie", sagt Anne van Gastel, Marke-
sicherstellen, dass die Pflanz- und Erntemaschinen keine Reste an-
tingdirektorin bei der BASF. Zum Umsatzpotential und anderen be-
derer Kartoffeln enthalten. Amflora darf nur in geschlossenen Be-
triebswirtschaftlichen Kennzahlen macht die BASF keine Angaben.
hältern transportiert werden. Alle Maßnahmen müssen dokumentiert
Mit rund 35 Prozent sind Kartoffeln aber ein wichtiger Rohstoff in
werden. Die Ernte wird direkt in die Stärkefabrik geliefert. Die Kar-
der europäischen Stärkeproduktion. Jedes Jahr werden in Europa rund
toffeln gelangen nicht in den Handel, verspricht die BASF.
zwei Millionen Tonnen Stärkekartoffeln angebaut, in Deutschland
650.000 Tonnen.
Nach einer Ernte liegt die Anbaufläche brach, und es wird kontrolliert, ob Kartoffelknollen im Boden geblieben sind, aus denen
Doch bis die BASF ihre „Amflora“ benannte Gen-Kartoffel an-
neue Pflanzen wachsen. Diese werden dann entfernt. Eine Bestäu-
bauen kann, wird es noch dauern. Im zuständigen Regelungsausschuss
bung herkömmlicher Kartoffeln mit dem Pollen von „Amflora“ ist
der EU erhielt ein Zulassungsantrag nicht die notwendige Mehrheit.
nicht unmöglich, aber selten, heißt es bei der BASF. Die einzelne Kar-
Nun müssen Ministerrat oder Kommission entscheiden. Die Kom-
toffelpflanze befruchte sich normalerweise selbst. Viel entscheiden-
26
Mensch und Umwelt
der sei aber, dass man Kartoffeln nicht durch Samen, sondern über
heitlichen Absatzmarktes. Dies koste ein Vielfaches der möglichen
Knollen vermehre und auspflanze. Selbst wenn also Pollen der Am-
Einspargewinne. „Wirtschaftlicher Blödsinn“, urteilt Höfken.
flora-Kartoffel eine herkömmliche Pflanze bestäube, gelange die neue
Dem widerspricht die BASF. „Amflora“ sei eine ertragstarke Sor-
Erbinformation nicht in die Knollen und werde nicht weitervererbt.
te. „Und seien Sie versichert, wir werden keine unwirtschaftlichen
Erwartungsgemäß gibt es Widerstände. Neben den üblichen Be-
Projekte verfolgen“, sagte eine BASF-Sprecherin zu den Vorwürfen
denken der unkontrollierten Verbreitung vermutet die Bundestags-
der Grünen. Alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette – Stärke-
fraktion der Grünen, dass die EU mit einer Zulassung ein politisches
hersteller, Landwirte und auch die BASF – werden profitieren.
Zeichen für die Gentechnik setzen wolle. „Sie versucht damit, der
Die Gen-Kartoffel ist nicht die einzige Aktivität der BASF im Be-
Agro-Gentechnik durch die Hintertür Akzeptanz zu verschaffen“, er-
reich der Pflanzenbiotechnologie. An acht Standorten in fünf euro-
klärt die verbraucherpolitische Sprecherin Ulrike Höfken. Doch das
päischen Ländern und in Nordamerika arbeiten mehr als 600 For-
werde ihr nicht gelingen. Auch wirtschaftlich bringe die Stärkekar-
scher. Mit Forschungsinstituten, Universitäten und Biotech-Unter-
toffel nichts, sagt Höfken voraus. Das habe auch die Stärkeindustrie
nehmen gibt es Kooperationen. Die BASF-Forschung in der Pflan-
versichert. Zwar werde ein Verarbeitungsschritt eingespart, doch die
zenbiotechnologie konzentriert sich auf die Bereiche effizientere Land-
neuen Kartoffeln seien teurer und nicht so ertragreich. Die BASF-
wirtschaft, gesündere Ernährung und – wie „Amflora“ – Pflanzen als
Kartoffel bewirke zudem eine notwendige Trennung eines bisher ein-
nachwachsende Rohstoffe.
Nach langjährigen Prüfungsverfahren hat die EU-Kommission am 2. März 2010 den Anbau der gentechnisch veränderten
Amflora-Kartoffel genehmigt. Damit wurde in der EU erstmals seit 1998 eine gentechnisch veränderte Pflanze für den
Anbau zugelassen. Dazu schreibt die „Stuttgarter Zeitung“ vom 6. März 2010
STUTTGARTER
ZEITUNG
Samstag, 6. März 2010
Um jeden Fußbreit Boden wird gekämpft
Amflora: Die Industrie feiert die Zulassung der BASF-Genkartoffel als Durchbruch für die grüne Gentechnik. Umweltschützer sehen dafür keine Akzeptanz in der Bevölkerung. Von Andreas Schröder
…Und BASF scheint, nach dem mehr als 13 Jahre dauernden, letztlich
erfolgreich beendeten Zulassungsmarathon um Amflora beflügelt und
setzt nach: Noch in diesem Jahr will der Konzern die Zulassung für
zwei weitere Genkartoffeln auf den Weg bringen. Der Antrag für eine Amflora-Nachfolgerin, die ebenfalls eine bestimmte Sorte Stärke
(Amylopektin) in reiner Form bildet, die für industrielle Anwendungen – etwa bei der Papierherstellung – vorteilhaft ist, stehe unmittelbar bevor, sagt eine BASF-Sprecherin. Im Jahresverlauf solle zudem der Antrag für den Anbau einer sogenannten Prozesskartoffel
mit dem Namen Fortuna eingereicht werden. Diese solle nur in verarbeiteter Form in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommen
und in fünf Jahren verkauft werden. Amflora hat offenbar das Feld für
weitere Produkte bereitet…
…Der Bund für Umwelt- und Naturschutz sieht Amflora als Gesundheitsrisiko, weil die Kartoffel ein Resistenz-Gen gegen Antibiotika enthalte – darunter ein Antibiotikum, das zu den wichtigsten Arzneien
gegen Tuberkulose gehöre. Unterstützung erhalten die Umweltschützer von einem EU-Land: Frankreich kristisiert das Vorgehen der
EU-Aufsicht für Lebensmittel, weil sich die Behörde nur für gesundheitliche Folgen interessiere und die Auswirkungen von gentechnisch
veränderten Pflanzen auf die Umwelt nicht weiter in Betracht gezogen habe, sagte die Staatssekretärin Chantal Jouanno der Zeitung „Les
Parisiennes“. „Wir respektieren die Kompetenz der Lebensmittelbehörde nicht, weil ihre Einschätzungen für unvollständig halten“, lautet das unmissverständliche Urteil Jouannos.
27
Mensch und Umwelt
Aufgaben:
1. Bleistift, Lineal, Textmarker und ein dünner roter Filzstift sollten als Arbeitsmaterial griffbereit auf dem Tisch liegen.
2. Lies die beiden Texte grob durch, um einen Eindruck davon zu bekommen, um was es geht!
3. Unterstreiche zunächst wichtige Stellen mit dem Bleistift.
4. Das Unterstrichene kurz überfliegen und die Schlüsselbegriffe mit einem Textmarker kenneichnen.
5. Schreibe die Schlüsselbegriffe geordnet auf ein gesondertes Papier.
6. Informationen, die zur Erläuterung der Schlüsselbegriffe dienen, mit dem dünnen roten Filzstift unterstreichen.
7. Beantworte nun folgende Fragen und fülle die Tabelle aus.
1. Wie viel Tonnen Kartoffeln werden jährlich für die Stärkeindustrie verbraucht?
________________ Tonnen
2. Nenne Produkte die aus Kartoffelstärke hergestellt werden (vgl. www.suedstaerke.de/produkte.htm).
Stärke für
Einsatzgebiete
a) die_______________________________(Bsp. :_____________________________________________________________________)
b) die_______________________________(Bsp.:______________________________________________________________________)
c) die_______________________________(Bsp. :______________________________________________________________________)
d) den______________________________(Bsp. :______________________________________________________________________)
3. Beschreibe, worin sich „Amflora“ gegenüber herkömmlichen Kartoffeln unterscheidet.
_________________________________________________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________________________________________________
4. Ist es bereits möglich in Deutschland großflächig gentechnisch veränderte Kartoffeln anzupflanzen?
(Den aktuellen Stand kannst du über folgende Internetadressen abfragen:
www.bvl.bund.de; www.genfoodneindanke.de; www.nabu.de; www.transgen.de; www.bmelv.de)
_________________________________________________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________________________________________________
28
Mensch und Umwelt
5. Vervollständige die Tabelle
Was spricht für die Zulassung der
Genkartoffel Amflora?
Pro-Argumente
Was spricht gegen die Zulassung der
Genkartoffel Amflora?
Contra-Argumente
6. Neben der veränderten Stärkezusammensetzung ist die Kartoffel für die Gentechnikforscher noch für
weitere Bereiche interessant. Informationen dazu findest du unter folgender Internetseite:
www.transgen.de/datenbank/pflanzen/44.kartoffel.html.
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29
Mensch und Umwelt
M 8 Schmackhaftes aus der Kartoffel
Gnocchi (Kartoffelklößchen)
Zutaten
Zubereitung
1 kg Kartoffeln
(mehlig-kochende Sorte)
Kartoffeln in Salzwasser weichkochen (Dampfdrucktopf 10 Min.). Pellen und noch heiß durch
die Kartoffelpresse auf die bemehlte Arbeitsplatte drücken.
Eigelb, Ricotta dazu geben.
Das Kartoffelpüree leicht salzen, nach und nach
soviel Mehl unterkneten bis ein glatter, homogener Teig entstanden ist (der Teig soll nicht mehr
an den Fingern kleben).
1 Eigelb
125 g Ricotta
etwa 250 g Mehl
Salz
Topf mit kochendem Salzwasser
Geräte
Zum Formen der Gnocchi eigroße Portionen vom
Teig abnehmen und jeweils auf einer bemehlten
Fläche zu fingerdicken Röllchen drehen. 2 – 3 cm
Stücke abschneiden. Jedes Teigstückchen mit
Daumen oder Zeigefinger auf die Innenseite einer Gabel drücken.
Die fertigen Gnocchi auf die leicht bemehlte Arbeitsplatte legen.
Inzwischen in einem großen Topf 2 l Salzwasser
zum Kochen bringen.
Gnocchi nach und nach ins kochende Wasser geben, bei geringer Temperatur etwa 4 Min. garziehen lassen. Ab und zu vorsichtig umrühren, damit die Klößchen nicht aneinander kleben bleiben.
Sobald die Gnocchi oben schwimmen, mit dem
Schaumlöffel herausnehmen und gut abtropfen
lassen.
1 EL
Butter
Salbeiblättchen
Salbeiblättchen in 1 EL heiße Butter zart anbraten.
Gnocchi in der Salbeibutter schwenken, zur
Tomatensauce servieren.
50 g frisch geriebener Parmesan
Tomatensauce
Zutaten
Zubereitung
1 EL Butter
1 Zwiebel
Zwiebel fein hacken, in der zerlassenen Butter andünsten.
Tomaten einrühren, salzen und pfeffern, langsam zu einer
sämigen Sauce köcheln.
Im Sommer kann die Tomatensauce mit frischen, enthäuteten Tomaten zubereitet werden.
1 – 2 Dosen gewürfelte
Tomaten
30
Geräte
Mensch und Umwelt
Sahne-Pilzsauce
Zubereitung
1/2 EL Butter
1 Knoblauchzehe
In einem breiten Topf 1/2 EL Butter zerlassen, 1 Knoblauchzehe hineinpressen und sanft andünsten.
200 g Sahne
150 ml Gemüsebrühe
Sahne und Gemüsebrühe angießen, bei stärkerer Hitze
cremig einköcheln.
Salz
Pfeffer
Saft einer 1/2 Zitrone
Sahnesauce abschmecken.
1 EL Butter
300 g frische Pilze (Champignons, Austernpilze, Pfifferlinge oder Steinpilze)
In einer Pfanne 1 EL Butter zerlassen. Dünn geschnittene
Pilze portionsweise einrühren und anbraten.
Geräte
Bilder: Kochpraxis Klasse 8 der Theodor-Schüz-Realschule Herrenberg
Zutaten
1/2 Bund glatte Petersilie
Petersilie fein hacken, mit den schmalen Schinkenstreifen
100 g milder roher Schinken unter die Pilze mischen und bei milder Hitze mitbraten.
Salz, Pfeffer
Vorsichtig salzen und pfeffern.
1/2 Bund Basilikum
Sahnesauce mit der Pilz-Schinken-Mischung vermengen.
Evtl. mit Basilikumblättchen bestreuen.
Bunter Salatteller
Zutaten
Zubereitung
1/2 Kopf Romana
1/2 Kopf Friséesalat
1/2 Kopf Radicchio
2 Tomaten + 1/2 Gurke
Blattsalate waschen, gut trocken schütteln und in mundgerechte Stücke zerpflücken.
1 Zwiebel
100 g Roquefort
evtl. Oliven
In Ringe schneiden.
Würfeln
Die Blattsalate in 4-5 Suppenteller geben, mit Tomatenund Gurkenscheiben, Zwiebelringe und Roquefortwürfeln garnieren.
Für die Salatsauce:
2 EL Weinessig
1 TL Senf
Pfeffer, Salz
6 EL Salatöl
1 EL gehackte Petersilie
Mit dem Schneebesen gut vermengen und vor dem Servieren über den Salat geben.
Geräte
In Scheiben schneiden.
31
Mensch und Umwelt
M 9 MUM-Projekttag: Lebensmittel einkaufen, zubereiten
und bewerten
Die Schülerinnen und Schüler führen eine Verbraucherentscheidung vom begründeten Lebensmitteleinkauf und dessen
Produktion bis zur Zubereitung des Lebensmittels und dessen Bewertung durch. Dabei sollen alle Bereiche einer nachhaltigen Ernährungsbildung einbezogen werden. „Ziel ist es, Verantwortung für sich und andere in der Gesellschaft
nachhaltig zu übernehmen“ (Bildungsplan 2004; Seite 150).
Die Schülerinnen und Schüler bilden Kleingruppen von ca. 4 Personen. Sie beschaffen sich wichtige Informationen
rund um das Thema Kartoffel bei außerunterrichtlichen Partnern in ihrer Region, z. B. Landwirtschaftsamt, Bauernverband, Verbraucherzentrale, eine Welt Laden, usw. und planen den Einkauf für ein gemeinsames „Kartoffelbuffet“. Die
einzelnen Gruppen wählen Lebensmittel aus unterschiedlichen landwirtschaftlichen Produktionsweisen aus und kaufen
mit einem vorgegebenen finanziellen Budget ein (Haushalten mit begrenzten Mitteln). Die eingekauften Lebensmittel
werden selbst weiterverarbeitet und gemeinsam verkostet.
Die Ergebnisse der Recherche werden in arbeitsteiliger Gruppenarbeit dokumentiert und z. B. den Mitschülerinnen
und Mitschülern der anderen Wahlpflichtfächer oder den außerunterrichtlichen Partnern oder den Eltern in Form eines
Kartoffelbüffets mit Marktständen präsentiert.
Zur Durchführung des Tages können die Umsetzungsbeispiele M 1 bis M 8 eingesetzt werden.
Möglicher Ablauf des Tages:
Zeit
Möglicher Inhalt
1. Schritt
8.00 Uhr – 8.30 Uhr
• Vorstellen des Tagesablaufes mit Hilfe einer Wandzeitung.
• Planung des Tages.
• Gruppenbildung.
• Einstieg in das Thema (M 1).
2. Schritt
8.30 Uhr – 12.00 Uhr
• Lebensmitteleinkauf und Erkundung (M4).
• Informationen zur landwirtschaftlichen Produktionsweise beschaffen,
z. B. beim Landwirtschaftsamt, Bauernverband, Verbraucherzentrale,
eine Welt Laden usw. (M 5; M 7).
3. Schritt
12.00 Uhr – 13.30 Uhr
• Zubereitung der Speisen für das Buffet (M 8).
• Herstellen von Preisschildern für die einzelnen Produkte.
4. Schritt
13.30 Uhr – 14.00 Uhr
• Verköstigung der Speisen.
• Eigene Kaufentscheidung treffen und begründen.
5. Schritt
14.00 Uhr – 14.30 Uhr
Küche aufräumen.
6. Schritt
14.30 Uhr – 16.30 Uhr
• Erstellen der Ergebnispräsentation in arbeitsteiliger Gruppenarbeit, die
Materialien und Ergebnisse der Erkundung bei den außerunterrichtlichen
Partnern werden einbezogen.
7. Schritt
16.30 Uhr – 17.00 Uhr
• Planung einer Präsentationsveranstaltung
„Markt der Möglichkeiten“.
• Feedback.
32
Mensch und Umwelt
Arbeitsaufträge zur Erstellung der Ergebnispräsentation:
Präsentationsgruppe 1: Rund um die Landwirtschaft
Erstellt mit Hilfe der Literatur und der mitgebrachten Unterlagen aus der Markterkundung eine Präsentation für eure
Mitschülerinnen und Mitschüler zu diesem Thema.
Versucht folgende Begriffe zu klären:
natürliche Düngemittel, synthetische Düngemittel, natürliche und künstliche Pflanzenschutzmittel, geschlossener
Nährstoffkreislauf, Fruchtfolge, Stickstoffsammler.
1. Erklärt die Begriffe in eurer Präsentation.
2. Stellt Besonderheiten der Kartoffelerzeugung dar.
3. Gestaltet ein Plakat zum Thema, sucht auch passende Bilder.
4. Erstellt eine Zusammenfassung für eure Mitschülerinnen und Mitschüler.
Präsentationsgruppe 2: Gesicherte Qualität mit Herkunftsangabe in Baden-Württemberg
Erstellt mit Hilfe der Literatur und der mitgebrachten Unterlagen aus der Markterkundung eine Präsentation für eure
Mitschülerinnen und Mitschüler zu diesem Thema.
1. Versucht folgende Fragen zu klären:
• Welche Besonderheiten hat das Herkunfts- und Qualitätszeichens Baden-Württemberg?
(Denkt daran, ihr müsst die verwendeten Begriffe auch erklären können.)
• Wie kann der Verbraucher erkennen, dass die angebotene Ware aus kontrolliertem und integrierten Pflanzenbau
stammt?
• Wie ist diese Form der Landbewirtschaftung zu bewerten?
2. Gestaltet ein Plakat zum Thema, sucht auch passende Bilder.
3. Erstellt eine Zusammenfassung für eure Mitschülerinnen und Mitschüler.
Präsentationsgruppe 3: Ökologischer Landbau
Erstellt mit Hilfe der Literatur und der mitgebrachten Unterlagen aus der Markterkundung eine Präsentation für eure
Mitschülerinnen und Mitschüler zu diesem Thema.
1. Beantwortet folgende Fragen:
• Welche Besonderheiten kennzeichnen den ökologischen Landbau.
• Wie kann der Verbraucher erkennen, dass die angebotene Ware aus ökologischem Landbau stammt?
• Wie ist diese Form der Landbewirtschaftung zu bewerten?
2. Gestaltet ein Plakat zum Thema, sucht auch passende Bilder.
3. Erstellt eine Zusammenfassung für eure Mitschülerinnen und Mitschüler.
33
Mensch und Umwelt
M 10 Kartoffelchips im Vergleich
„Am besten schmekken mir die teuren Paprika-Chips von…“
„Ich esse die Chips
gerne beim Fernsehen!“
„Nur Light-Produkte kommen
bei mir in den
Einkaufswagen.“
„Ich beteilige mich
gerne bei den Gewinnspielen. Auch
DVDs habe ich mir
schon ausgeliehen!“
„Es gibt Tage,
an denen ich damit einfach nicht
aufhören kann!“
„Beim Kauf achte
ich auf „Bio“Qualität“!
„Ich achte beim
Einkaufen auf den
Preis.“
Vom Anbau bis zum Verzehr (Produktlinienanalyse)
1. Schritt:
Stellt im Team Bewertungskriterien für die verschiedenen Chips-Produkte auf. Es wurden sowohl konventionelle als
auch ökologische Produkte eingekauft.
Mögliche Kriterien:
1. Verkaufspreis je 100 g
2. Genusswert: z. B. Aussehen, Geruch, Geschmack, Konsistenz
3. Gesundheitswert: z. B. Zutaten, Zusatzstoffe, Nährstoffe, Energiegehalt
4. Eignungswert: z. B. zweckmäßige Verpackung, Portionsgröße, Haltbarkeit
5. Ökologischer Wert: z. B. Verpackungsmüll, Transportwege
2. Schritt:
Führt die Untersuchungen im Team durch und notiert eure Ergebnisse. Am besten ist es, wenn ihr dazu eine übersichtliche Tabelle am PC erstellt.
3. Schritt:
Stellt eure Ergebnisse im Plenum vor.
34
Mensch und Umwelt
Literatur:
Internetadressen:
LITERATUR
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden- Württemberg (2003). „Bildungsplan 2004 Realschule“
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg; Referat 34 (2006). „Handreichung zur neuen Realschulabschlussprüfung“
Heindl, I. (2003): „Studienbuch Ernährungsbildung, Ein europäisches Konzept zur schulischen Gesundheitsförderung“;
Bad Heilbrunn/Obb.: Klinkhardt.
Hofer, K. (1999): „Ernährung und Nachhaltigkeit, Entwicklungsprozesse – Probleme – Lösungsansätze“; Heft Nr.135; Geographisches Institut Universität Bern; Bern. Online unter: http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2004/1689/pdf/ab135.pdf
von Koeber, K. / Kretschmer, J. (2000); „Zukunftsfähige Ernährung – Gesundheits-, Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialverträglichkeit im Lebensmittelbereich“; ERNO 1(1); Seite 39-46. Online unter: http://www.bfeoe.de/hintergrund/ERNO1Zuk.pdf
von Koeber, K../Männle, T./Leitzmann, C. (2004); „Vollwert Ernährung: Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen
Ernährung“; Stuttgart: Haug.
Heseker, H.; „Ernährung in der Schule – Anspruch und Wirklichkeit“, Universität Paderborn;
Online unter: http://dsg.uni-paderborn.de/fileadmin/evb/forschung_und_entwicklung/EiS/E-AUW1.pdf
BUND-Magazin Seite 12 –16 (April 2004) „Nachhaltige und sinnliche Esskultur“;
online: www.bfeoe.de/hintergrund/BUND-ErnZuk.pdf
Herde, A.: „Kriterien einer nachhaltigen Ernährung auf Konsumentenebene“; ZTG-Themenschwerpunkt (2005); Berlin
vom Berg, D.; „Lehren und Lernen von Kulturtechniken“; Haushalts-und Ernährungswissenschaften, Uni Oldenburg; Oldenburg; Online unter: http://dsg.uni-paderborn.de/evb/forschung-und-entwicklung/eis-startseite/eis-dokumente/dorotheavom-berg-lehren-und-lernen-von-kulturtechniken/
Konferenz der Kultusminister (28.Februar 1997): „Eine Welt/Dritte Welt“ in Unterricht und Schule“;
Online unter: http://www.friedenspaedagogik.de/content/pdf/4435
Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg (2007): „Kartoffeln Informationen für Verbraucher“
Online unter: http://www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1200793_l1/index1215773436727.html
Bethge, P.: „Gentechnik – Pharmafabrik auf dem Acker“; in: Der Spiegel. Heft 22/2006; S. 154
Klippert, H. (1997): „Methoden-Training“; Belz Verlag; Weinheim und Basel.
www.was-wir-essen.de; www.gep.de/ezef/index_208.html
EZEF (Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit); Arbeitshilfe zum Video „Die Multiknolle – Karriere
einer Ackerfrucht“; S. 1 – 7
Stiftung Warentest: Jugend und Konsum Online unter: http://www.stiftung-warentest.de/download/public.ashx/jugendkonsum.pdf?pool=unternehmen&type=file&id=jugend-konsum&lang=de&filetype=file&acctitle=jugend-konsum
www.bmelv.de: Häufig gestellte Fragen zur Kartoffelsorte „Amflora“.
Materialien für den Unterricht:
Video: Die Multiknolle – Karriere einer Ackerfrucht
EZEF (Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit); Verleih: EMZ 2-15, 17-19; Verleih: Evangelisches
Medienhaus GmbH Stuttgart; www.evangelisches-medienhaus.de (VC 1317/1); Laufzeit: 44 Min.
DVD: We feed the world – ein Film von Erwin Wagenhofer „Über Ernährung und Globalisierung, Fischer und Bauern,
Fernfahrer und Konzernlenker, Warenströme und Geldflüsse – ein Film über den Mangel im Überfluss.“ (Bestellung online: www.filmladen-onlineDVD- Shop; 19.90 zzgl. Versandkosten)
„Die Kartoffel – Lernen an Stationen“, Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum;
Online unter: http://www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1200901/index.html
Poster und Arbeitsblätter: „Die Kartoffel“; i.m.a – information.medien.agrar e.V (2004); Bonn
„Kartoffel – eine Knolle ernährt die Welt“; Centrale Marketing Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH (Food,
school and life: Heft 2 / 2008); Bonn
„Geschäftsbericht 2005; Zahlen/Daten/Fakten“; Verbraucherzentrale Baden Württemberg e.V. (4/2006); Stuttgart
Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden Württemberg (2009): „Konsumieren mit Köpfchen – Materialien
zur Verbraucherbildung für Jugendliche. MLR 18-2009-37
Weitere Anregungen:
Besuch eines Kartoffelmuseums:
1. Das Kartoffelmuseum; Grafinger Straße 2; 81671 München; Tel.: 089/404050;
e-mail: [email protected]; www.kartoffelmuseum.de; der Eintritt ist kostenlos
2. Deutsches Kartoffelmuseum Fußgrönheim e.V.; Hauptstraße 65; 67136 Fußgrönheim; Tel.: 06237/929266;
www.deutsches-kartoffelmuseum.de
35
Mensch und Umwelt
3. Kleidung und Mode
im Fokus der Nachhaltigkeit
3. 1 Vorüberlegungen und Bildungsplanbezug
D
ie Bekleidung ist für alle Menschen sehr
Deshalb fordert der Bildungsplan für den Tex-
wichtig, sie bietet uns Schutz und tilbereich „das Beziehungsgefüge Bekleidung, ÖkoSelbstbewusstsein. Daher boomt die nomie, Ökologie und Gesundheit“ aufzuarbeiten
Modeindustrie. Jedes Jahr werden vier Kollektio- und in verantwortungsbewusstes Kleidungs- und
nen in den Modezentren dieser Welt vorgestellt und Verbraucherverhalten zu überführen.
entsprechend auch verkauft. Große Bekleidungs- Die Schülerinnen und Schüler können
ketten wie H&M, C&A, adessa, Takko machen mo-
• die Auswirkungen von Produktion und Kon-
dische Bekleidung für jedermann erschwinglich. Der
sum von Textilien auf Menschen und Umwelt
Markt ist vielseitig und die Nachfrage entsprechend
bei Kaufentscheidungen berücksichtigen;
groß. Auch unsere Schülerinnen und Schüler sind
• Bekleidung nach bekleidungsphysiologischen
modebewusst und wollen sich entsprechend ihrem
Aspekten auswählen und beurteilen;
„Style“ kleiden. Somit bilden sie eine
• beim Kauf von Bekleidung durch Kenntnis
wichtige Zielgruppe für die Beklei-
moderner Materialien situationsgerecht ent-
dungsindustrie. „Die Kleidung ist so
scheiden;
günstig, da kann ich es mir leisten, sie
• modische Bekleidung unter ökologischen, öko-
wegzuwerfen, wenn wieder etwas
nomischen und gesellschaftlichen Aspekten
Neues aktuell ist!“, hört man nicht
selten junge Menschen, aber
beurteilen;
Bekleidung und Mode gehören mit zu den wich-
auch Erwachsene sagen. Wir tigsten Themen im Leben unserer Schülerinnen und
leben in allen Bereichen in Schüler. Die Gespräche um Markenbekleidung, moeiner
Wegwerfgesell- dische Kleidung und Accessoires sind auf Schulhö-
schaft. Gefallen einem fen und in Klassenzimmern allgegenwärtig.
die Kleidungsstücke
Deshalb ist es wichtig, dieses Thema in Klasse
nicht mehr, gibt man 9 ausführlich zu bearbeiten. Besonders in der Pusie zur Altkleider- bertät ist Kleidung Ausdruck der Persönlichkeit. Die
sammlung, im Glauben, et- Jugendlichen möchten schon Teil der Erwachsewas Gutes zu tun und kauft nenwelt sein und zeigen gerade über die Kleidung,
sich etwas Neues.
dass sie – zumindest optisch – bereits dazu gehören.
Gerade in dieser Phase sind die Heranwachsenden
zu sensibilisieren, mit Verstand Bekleidung zu kaufen, sowie die eigene Kleidung und den Umgang
mit dem Modetrend kritisch zu hinterfragen.
36
Mensch und Umwelt
3. 2 Mode im Wandel der Zeit
Was ist Mode überhaupt?
M
sich die aktuelle Mode oft gravierend von ihren „al-
ode umschreibt den Ausdruck des vorherr- ten Vorbildern“.
schenden Zeitgeschmacks einer Gesell-
Es gibt aber auch Bekleidungsformen, die eine
schaft. Aber nicht nur die Bekleidung unterliegt der Beständigkeit erreichen, wie beispielsweise das KosMode, sondern auch die entsprechenden Accessoi- tüm und der Anzug: Dies sind klassische (zeitlose)
res, die Lebensgestaltung, Mobiliar, Autos, Sprache, Kleidungsstücke. Oft findet man auch gewisse „BaMusik, Denkweise…
sics“ im Kleiderschrank, die egal, welche Mode ge-
Zudem bietet Mode einem jeden einzelnen die rade vorherrscht, immer zum aktuellen Trend pasGrundlage, sein eigenes Schmuck- und Geltungs- sen ( Material M 1).
bedürfnis in seinem persönlichen Stil hervorzuheben und auch seine Stellung, beziehungsweise die
Entwicklung und Bedeutung der Mode
Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu zeigen. Man den-
S
ke gerade in der Jugendszene an die Hip-Hopper
chon im Altertum bei den Griechen und Rö-
mern gab es Mode und die entsprechenden Mo-
oder Skater. Musik, Kleidung, Sport bieten hier die detrends, die noch stärker als heute die ZugehörigGrundlage für einen Modetrend der Jugend.
keit einer bestimmten Gesellschaftsschicht anzeig-
Mode entsteht unter anderem durch Trendset- te.
ter. Modemacher lassen sich durch sie inspirieren,
Macht und Reichtum, Rang- und Standesunter-
greifen diese Trends auf und machen Vorschläge für schiede wurden durch die Kleidung herausgestellt.
eine bevorstehende Modesaison. Werden diese Vor- Bei Adeligen und höheren Gesellschaftsschichten
schläge von einem großen Teil der Bevölkerung an- war Mode ein zentrales Thema. Oftmals trat hier die
genommen, sind sie zur Mode geworden. Hat sich Zweckmäßigkeit der Kleidung in den Hintergrund,
Mode durchgesetzt, kann jeder Einzelne in dem ent- Sitte und Moral prägten die entsprechende Form.
sprechenden Rahmen seine individuelle Linie fin- Aber auch ästhetische Aspekte und eine erotische
den, hieraus entstehen nicht selten wieder Trend- Wirkung spielten eine Rolle. Die Kleidung war in
setter für eine neue Mode.
diesen Schichten ein Prestigeobjekt, man machte
Die Themen für eine Modesaison umfassen die sich auch keine Gedanken um das Material, weshalb
Silhouette, Schnittformen und diverse Details, Ma- in dieser Bekleidung oft Goldfäden oder Seide verterialien, Farben und Dessins sowie das modische arbeitet wurden .
Beiwerk (= Accessoires). Durch unser dicht gestricktes Netz der Medien wird die interessierte Öf-
Trends: Spanische Weltmode, vornehme
fentlichkeit über das Modegeschehen informiert.
Damenrobe aus dem Frühbarock zur Zeit
Mode erscheint, setzt sich durch und ver-
Shakespeares, Louis XIV als „Trendsetter“
schwindet wieder, oft erneuert sie sich an Vergan-
der Barock-Mode immer up to date und ei-
genem, aktuell haben wir von der Schnittgestaltung
ne Biedermeier-Familie (von oben).
wieder eine Anlehnung an die 80er Jahre. „Man muss
alles nur lange genug wieder aufbewahren, dann wird
Englischer Landadel im frühen 19. Jahr-
es wieder modern“, sagen viele Erwachsene. Doch
hundert (nächste Seite) – dem modischen
meist ist es nur die Schnittgestaltung, die über-
Übergang vom nachrevolutionären Empire
nommen wird, in Farbe und Material unterscheidet
zum Biedermeier.
37
Mensch und Umwelt
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts prägt die Mode unseren Alltag sehr stark. Viele Prominente sind Vorbilder oder Trendsetter unserer Bekleidung. Mode
erreicht jeden, in jeder Bevölkerungsschicht. Unterschiede stellt man auf den ersten Blick kaum fest,
nur beim genaueren Hinsehen erkennt man, dass
von Universal Pictures
Aus „Stolz und Vorurteil“ mit freundlicher Genehmigung
Wie zeigt sich die Mode heute?
gehobene Bevölkerungsschichten qualitativ hochwertigere Kleidung tragen, die nicht selten auch von
den Ateliers aktueller Modedesigner stammen.
Eine Kleidungsordnung gibt es selten, dennoch
bekleidet man sich zu Festen anders als im Alltag.
Beim einfachen Volk musste die Bekleidung
zweckmäßig sein; geringe Einkünfte ließen auch die
edlen Materialien nicht zu, so dass diese Bekleidung
selten einem Modeideal entsprach. Bis in die Mitte
des 19. Jahrhunderts bestimmten der Adel und die
Höfe oder das gehobene Bürgertum die Kleidermode, dann aber übernahm die „Haute Couture“ die
Führungsrolle. Modeschöpfer schufen zunächst exklusive Modelle für ausgewählte Schichten. Paris entwickelte sich mehr und mehr zum Modezentrum
der Damenmode, während für die Herrenmode der
englische Stil bevorzugt wurde.
Die Industrialisierung und das Aufkommen der
Konfektion (= serienmäßige Herstellung von Kleidungsstücken) sowie die Entwicklung der Chemiefasern ermöglichten allmählich allen Bevölkerungsschichten die Teilnahme am Modegeschehen. Doch
noch bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts
herrschte das Modediktat der „Haute Couture“, an
dem sich auch die Maßschneider und Konfektionä- Einige Berufe geben eine Kleiderordnung vor und
re orientierten.
diverse Berufe verlangen auch eine Schutzbeklei-
Erst ab den 60er Jahren setzte sich der unkon- dung.
ventionelle Bekleidungsstil durch und die Beklei-
Die Mode gibt heute eine bestimmte Richtung
dung wurde weniger als Statussymbol angesehen, vor, dennoch bietet diese eine große Spannbreite,
sondern diente eher als Mittel der Selbstdarstellung. in der jeder seine Individualität ausleben kann, um
Die Modebranche reagierte darauf und entwickelte sich in seiner Kleidung wohlzufühlen. Das Modeeine Konfektionsmode, das so genannte „Prêt-à-por- diktat der Haute Couture hat deutlich nachgelassen,
ter“. Hierbei wurden die Verbraucherwünsche mit die Mode bestimmt allerdings mehr denn je unseberücksichtigt.
38
ren Alltag.
Mensch und Umwelt
3. 3 Aufgaben und Funktion unserer Kleidung:
D
ie Bekleidung gehört neben Nahrung und
Eingeschlossene Luft ist der be-
Wohnung zu den Grundbedürfnissen eines ste Wärmeisolator, weshalb an
Menschen und hat einige Aufgaben: Neben der kalten Tagen viel Luft im
schmückenden Funktion und der Bedeckung der Mikroklima eingeschlossen
Scham, zeigt sie eine Gruppenzugehörigkeit an. Ganz werden muss. Bei Kälte biewichtig ist jedoch, dass sie uns Schutz vor Umwelt- ten sich daher eher angeraute
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einflüssen bieten soll. Hier ist auf jeden Fall die Stoffe, bauschige Garne und WatWechselwirkung zwischen Körper, Klima und Klei- tierungen an. Zweckmäßig ist es, bei
dung zu nennen:
frostigen Temperaturen mehrere Klei-
Körper: Unser Körper benötigt für all seine Stoff- dungsstücke übereinander zu tragen. Verwechselvorgänge eine gleichmäßige Kerntempera- schließen zudem Strickbündchen oder Roll-
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tur von etwa 37° C. Unsere Haut ist das Regelorgan kragen die Kleidungsöffnungen, findet kaum ein
für die Aufrechterhaltung des Wärmegleichgewich- Austausch vom Mikro- ins Makroklima statt.
tes. Sie gibt Wärme und Feuchtigkeit ab, damit der
An warmen Tagen sollte der Lufteinschluss so
Körper nicht überhitzt bzw. unterkühlt. Wir leben gering wie möglich sein. Feuchte Luft wird umso
zwar in einem gemäßigten Klima, dennoch erleben schneller abtransportiert, je besser der Austausch
wir große Temperatur- bzw. Klimaschwankungen, zum Makroklima funktioniert. Deshalb besteht Somwelche die Haut alleine nicht bewältigen kann.
merbekleidung aus Stoffen, die aus glatten, festen
Klima: In Deutschland leben wir in einer gemä- Garnen gewoben werden. In der warmen Jahreszeit
ßigten Klimazone – wir erleben also regelmäßig Re- ist Kleidung mit weiten offenen Arm- und Halsgen, Wind, Nebel, Sonne und Schnee. Unser Kör- ausschnitten zu bevorzugen.
per muss sich diesem Klima anpassen und benötigt
Die Feuchtigkeit wird durch unsere Kleidung
hierzu die Hilfe von Bekleidung, damit er nicht auf fünf verschiedenen Wegen abgeleitet. Es kommt
unterkühlt beziehungsweise überhitzt.
dabei darauf an, ob es sich um Wasserdampf oder
Kleidung: Sie ist die einzige Variable in dieser um Flüssigwasser (Schweiß) handelt.
Beziehung Körper-Klima-Kleidung, die wir selbst Textilporen: Textile Flächen sind nicht in sich geverändern und dem Wetter anpassen können. Die schlossen, sondern weisen kleine Öffnungen, die
Kleidung muss uns wärmen und dabei aber die ver- Textilporen auf. Durch diese Öffnungen kann der
dunstete Flüssigkeit durchlassen, damit kein Hit- Wasserdampf hindurch nach außen diffundieren.
zestau entsteht. Andererseits soll sie sich nicht feucht Belüftung: Bei jeder Bewegung des Köpers bewegt
anfühlen, denn durch die Verdunstungskälte der sich unsere Kleidung und damit auch die Luft, die
Kleidung frieren wir wieder. Zudem hält die Klei- im Mikroklima eingeschlossen ist. Es erfolgt ein Luftdung äußere Klimaeinflüsse von unserer Haut be- austausch der feuchten mit der trockenen Luft. Groziehungsweise unserem Körper fern.
ße Kleideröffnungen und weitere Kleidung fördern
Die Bekleidung muss also:
diesen Austausch.
• Wärme isolieren (uns warm halten)
Anlagerung von Feuchtigkeit an der Oberfläche von
• Wasser aufsaugen und Wasserdampf durchlas- Fasern: Synthetikfasern können Schweiß an der Fasen
• einen Luftaustausch ermöglichen.
seroberfläche recht schnell nach außen transportieren. Die Flüssigkeit kann dann leicht verdunsten.
39
Mensch und Umwelt
Aufnahme von Feuchtigkeit in die Faser: Insbeson- arbeiten wie ein Kanalsystem und leiten die Flüsdere Zellulose-Fasern nehmen Flüssigkeit in der Fa- sigkeit weiter.
ser auf, sie quellen dann auf und trocknen deshalb
Dieser Ausgleichssmechanismus funktioniert
sehr langsam. Synthetische Fasern können dies nicht nur, wenn das Makroklima eine deutlich niedrigere
und trocknen deshalb viel schneller.
Luftfeuchtigkeit hat. Deshalb findet man schwüles
Kapillartransport: Nebeneinander liegende Fasern Wetter auch als sehr unangenehm, weil die Kleibilden feine Zwischenräume, die Kapillare. Diese dung diesen Ausgleich nicht mehr leisten kann.
3. 4 Unsere Kleidung
E
in Blick in den Kleiderschrank offenbart ver-
In der Regeneratherstellung (Viskose) geht man
schiedenste Kleidungsstücke aus unterschied- von dem Ausgangsmaterial Nadelhölzer aus. Durch
lichsten Materialien. Von Baum- über Schurwolle, Chemikalien werden die Holzstoffe herausgelöst, erSeide, Viskose, Polyester und Polyamide bis hin zu halten bleiben schwer entsorgbare Rückstände. Der
den modernen Synthesefasern wie Mikrofaser (eine Wasserverbrauch ist extrem hoch, zudem werden
Spezialform von Synthesefasern), Elastan und der Bleichmittel eingesetzt. Um die Spinnlösung zu geMembran Gore-Tex ® findet man alles.
winnen, wird der heraus gelöste Holzstoff in hochDie Ökologiebilanz ist aber auch bei Naturfa- prozentiger Natronlauge aufgelöst. Hierzu wird weisern nicht immer ausgeglichen. Monokulturen, wie ter hochgiftiger Schwefelkohlenstoff zugesetzt, der
bei der Baumwolle, bergen große Probleme; Insek- in der Entsorgung sehr problematisch ist.
tizide werden gespritzt, ebenso Entlaubungsmittel.
In der Synthesefaser-Herstellung (Polyamid) ver-
Probleme wie die des Aralsees sind überall bekannt. wendet man als Ausgangsmaterial Erdöl oder KohAber auch in der Schafzucht werden recht häufig le, also endliche Rohstoffe. Hieraus werden die
Chemikalien eingesetzt. Weil es beispielsweise in Grundbausteine, die so genannten Monomere, geneuseeländischen Großschafherden zu aufwändig wonnen, in diesem Schritt werden nicht nur Chewäre, die Schafe von Hand zu scheren, werden die mikalien eingesetzt, sondern man benötigt auch sehr
Tiere dort „chemisch geschoren“: Nach dem Sprit- viel Energie.
zen einer Chemikalie verlieren sie ihr Fell. Bevor die
In der Entsorgung sind insbesondere Funk-
Tiere die chemische Keule bekommen, werden sie tionstextilien wie Gore Tex sehr besorgniserregend:
in Plastiknetze eingehüllt, damit das Wollvlies ent- Die Kunststoffmembran aus Teflon (Polytetrafluosprechend aufgefangen werden kann.
rethylen) kann nicht verrotten und ist letztendlich
Alle Chemiefasern, sowohl die Zelluloserege- Sondermüll. Aus diesem Grund nimmt die Firma
nerate wie Viskose und Synthesefasern sind ökolo- Gore Tex abgetragene Kleidungsstücke auch zurück
gisch ziemlich problematisch.
und recycelt die Membran.
3. 5 Ökologische Betrachtung der Bekleidung
A
uch große Handelshäuser setzen verstärkt auf schen und auch sozialen Gesichtspunkten gewon-
Öko-Textilien, die lange den Ruf hatten, sack- nen und weiterverarbeitet werden. Auch in der
artig geschnitten und unmodern zu sein. Diese Vor- Weiterverarbeitung dürfen keine entsprechenden
urteile sind nicht mehr zu halten. Die Öko-Kleidung Ausrüstungschemikalien eingesetzt werden. Der Anentspricht durchaus gängigen Modevorstellungen, spruch an Öko-Textilien endet jedoch nicht mit dem
deren Rohstoffe unter gesundheitlichen, ökologi- Verkauf des Textils. Es muss auch gewährleistet sein,
40
Mensch und Umwelt
dass das fertige Kleidungsstück nach der Entsorgung an Kontaktallergien, Neurodermitis oder Hautverrottet. So entstehen weniger Abfälle und Ab- krankheiten wie Psoriasis. Öko-Labels helfen diewässer.
Mit Öko-Textilien kauft man zudem modische,
ser Gruppe, hautverträgliche Bekleidung kaufen.
Zu erkennen ist Öko-Kleidung an ihren ent-
gesunde und langlebige Kleidung, die durch um- sprechenden Labels. Davon gibt es zahlreiche, von
weltverträgliche Produktionsprozesse hergestellt denen aber nicht alle garantieren, dass die Textilworden ist. Da auch soziale Aspekte beachtet wer- ien wirklich nach ökologischen Gesichtspunkten
den, kommen diese Kleidungsstücke aus Produk- hergestellt wurden. Dennoch geben einige Labels
tionsstätten mit menschenwürdigen Arbeitsbedin- (siehe nebenstehende) zuverlässig Auskunft.
gungen.
Wie wohl wir uns in unserer Kleidung fühlen
Wesentlich ist die Hautverträglichkeit der Tex- hängt aber nicht nur von einem Ökostandard ab,
tilien. Nicht nur der Anbau, die menschenwürdigen sondern auch von der Schnittgestaltung. Zu enge
Arbeitsbedingungen und die Verrottbarkeit von Kleidung kann unser Wohlbefinden maßgeblich beTextilien haben bei Öko-Bekleidung einen hohen einflussen.
Stellenwert. Viele Menschen leiden heute verstärkt
Kennzeichnung von ÖkoTextilien: die Öko-Labels
Der weite Weg der Kleidung
Bis die Kleidung in unseren Geschäften angeboten
wird, hat sie eine weite Reisen hinter sich. Etwa 80
Prozent der Textilien, die in Deutschland verkauft
werden, wurden im Ausland produziert. Die Lohnkosten spielen dabei die wichtigste Rolle: Eine Textilarbeiterin in Südostasien verdient im Vergleich zu
einer deutschen Arbeiterin einen Bruchteil. Leider
sind die Arbeitsbedingungen in diesen Ländern sehr
schlecht. Die Näherinnen arbeiten im Akkord täglich – sechs Tage in der Woche – über zwölf Stunden. Auf Umwelt- und Arbeitsschutz wird nicht geachtet. Schädliche Chemikalien verseuchen Böden,
Luft und Trinkwasser, und nicht selten leiden diese Menschen unter Allergien und anderen Krankheiten, die auch ihre Lebenserwartung reduzieren.
Eine Jeans hat von der Ernte der Baumwolle über ippinen, bevor sie in Griechenland gewaschen, um
deren Verarbeitung bis zum Verkauf bei uns rund dann nach Deutschland ausgeliefert zu werden.
56.000 Kilometer zurückgelegt. Die Baumwolle wird
Als Transportmittel dient in der Regel das Flug-
beispielsweise in Indien oder an der Schwarzmeer- zeug, was ökologisch aufgrund der Kerosinabgase
Irgendwo in Afrika: traditio-
küste geerntet; zum Verspinnen geht die Faser in als sehr kritisch einzustufen ist. Trotz der hohen
nelle Textilfärberei (großes
die Türkei oder nach Asien; danach wird in Polen Transportkosten sind die Jeans deutlich günstiger
Foto), Baumwolle in der Ur-
oder allgemein Osteuropa der Stoff gewoben. Ge- anzubieten, als wenn sie in Deutschland hergestellt
form am Baum, Textilarbei-
näht werden die Hosen beispielsweise auf den Phil- worden wären.
terinnen in Fernost (unten)
41
Mensch und Umwelt
Textilverbrauch und Entsorgung schen Kleidungsstücke. So geht beispielsweise vieAuch im Bereich der Bekleidung leben wir in einer lerorts in Afrika die Textilindustrie kaputt , die tyWegwerfgesellschaft. Modische Bekleidungsstücke pischen afrikanischen Kleidungsstücke verschwinwerden zu Beginn einer jeden Saison gekauft, ist die- den, womit auch eine uralte Kultur verloren geht.
se vorbei, wirft man entweder die Kleidung weg Mit unserer Wegwerfmentalität schaden wir den Beoder steckt sie in einen Altkleidersack, in der dürftigen eher als dass wir ihnen nutzen.
Hoffnung, dass man damit noch etwas Gutes tut.
Das Recycling von Textilien ist leider sehr pro-
In Deutschland verbraucht jeder Einzelne et- blematisch, da viele unserer Kleidungsstücke aus
wa 20 Kilo Bekleidung, die irgendwann wieder weg- verschiedenen Materialien bestehen, die nicht in ihgegeben wird. So fallen allein jährlich etwa 750.000 re Einzelbestandteile zurückgeführt werden können.
Tonnen Altkleider aus Altkleidersammlungen und Einzig bei Funktionstextilien funktioniert dieses ReContainern an. Doch wohin kommen unsere einst cyclingsystem gut: Gore-Tex ® und Sypatexmateriso modischen Kleidungsstücke, die wir abgelegt ha- alien verrotten nicht. Sie werden deshalb vom Herben?
steller wieder zurück genommen und in neuen TexWeil wesentlich mehr Altkleider gesam- tilien verarbeitet.
melt als von Bedürftigen benötigt werden, veräu-
Ansonsten müssten diese Kleidungsstücke als
ßern die Hilfsorganisationen den Überschuss an Sondermüll entsorgt werden.
Kleidungsstücken an Gewerbetreibende. Diese ver-
Am umweltfreundlichsten wäre es, wenn nicht
kaufen die Ware ins Ausland, meist nach Afrika und nur wahllos nach modischen Gesichtspunkten, sonChic, funktionell, aber ökolo-
auch nach Osteuropa, wo der Handel mit Altklei- dern bewusst eingekauft würde. So ließe sich durch-
gisch bedenklich:
dern blüht. Unsere Kleidung ist aber für den afri- aus Abfall vermeiden. Zudem ist die Kleidung in-
Jacke aus nicht verrottbarem
kanischen Markt nicht immer ein Segen. Denn dort Secondhand-Läden oder Auktionshäusern wie E-Bay
Gore-Tex ®
sind unsere alten Kleider billiger als die einheimi- besser aufgehoben als in einem Altkleidersack.
3. 6. Methodische Überlegungen zu einer Unterrichtseinheit
„Kleidung und Mode“
Seite aus einer PowerPointPräsentation der Klasse 9 der
I
m Folgenden wird die gesamte Unterrichtsein- bilden die Grundlage für diese Einheit; gerade die
heit „Kleidung und Mode“, die im Bildungsplan Versuchsanleitungen zur Bekleidungsphysiologie
Realschule Wolfach zum The-
unter „Textil“ zu finden ist, methodisch vorgestellt. findet man dort.
ma „Geschichte der Mode“
Die in Baden-Württemberg gängigen Schulbücher
Der Begriff Mode ist für die Schülerinnen und
Schüler ein gängiger Begriff. Man kleidet sich modisch, kauft modische Kleidung…
Doch was ist Mode überhaupt? Meist denken
unsere Jugendlichen nur an Bekleidung, doch Mode ist um einiges vielschichtiger. Ein Lückentext
kann die entsprechende Grundlage dazu liefern
( Material M 1: Was ist Mode?).
Schließlich ist es interessant, die Ursprünge der
Mode kennenzulernen, weshalb auch die Geschichte
der Mode ein Thema sein sollte. Die „Geschichte der
42
Mensch und Umwelt
Mögliche Epochen sind:
Römer/Griechen – Germanen – Gotik – Barock – Rokoko – Biedermeier – Jugendstil
– 20. Jahrhundert – aktuelle Mode
Mode“ ist ideal für eine Internetrecherche. So kom- Stundenblock einzuplanen. Im Vorfeld benötigt man
men auch die neuen Medien zum Einsatz.
noch ein bis zwei Stunden als Vorbereitung. Grund-
Die Schülerinnen und Schüler werden in Klein- lage für die Versuchsaufbauten bieten die gängigen
gruppen aufgeteilt und bekommen die Aufgabe, ei- Schulbücher, die in Baden-Württemberg eingeführt
ne Mode-Epoche zu untersuchen. Dabei sollen sie sind.
nicht nur die Schnittvariationen und die verwen-
Die Schülerinnen und Schüler haben nun das
deten Materialien, sondern auch die sozialen Unter- Handwerkszeug, um ihr Wissen zur Bekleidungsphyschiede der Menschen der jeweiligen Epoche her- siologie anwenden zu können.
ausarbeiten. Das Internet bietet dazu die ideale Platt-
In dieser Phase sollten auf jeden Fall Alltagssitua-
form. Die Ergebnis-Sicherung kann – je nach Profil tionen mit eingebaut werden wie das Rennen zur Halder Schule bzw. Vorwissen der Gruppen – in Form testelle oder der Sportunterricht. Wird die Einheit im
einer kurzen PowerPoint-Präsentation oder als Pla- Winter unterrichtet, lässt sich das Wärmehalteverkat erfolgen.
mögen konkret nachvollziehen. In der kalten Jahres-
Entsprechend der Schüleranzahl und eigens ge- zeit ziehen sich die Jugendlichen „vielschichtig“ an,
setzten Schwerpunkten bieten sich exemplarisch womit die Bekleidungsphysiologie spürbar wird.
vier Epochen zur Auswahl an.
Mode im Zeitalter der Gotik
Im Zentrum der Unterrichtseinheit, auch im Hin- (oben) und zur Zeit Martin
Ein Unterrichtsblock von drei Stunden muss blick auf die Nachhaltigkeit, steht der Teilabschnitt Luthers.
hierfür ausreichen. Deshalb sollte nur das Wesent- „Unsere Kleidung“.
liche zur Ergebnissicherung beitragen. Auf jeden Fall
Die Schülerinnen und Schüler sollen als Haus-
ist darauf einzugehen, dass die heutige Mode keine aufgabe ihren Kleiderschrank durchforsten und hergesellschaftlichen Unterschiede herausstellt, es den- ausfinden, aus welchen Materialien ihre Kleidungsnoch aber „Kleiderordnungen“ gibt ( Materialien stücke bestehen.
M 2: Geschichte der Mode + M 3: Mode heute).
Dabei stellt sich heraus, dass die meisten Textil-
Zu „Aufgaben und Funktion der Kleidung“ sind ien wohl aus Baumwolle sind – denkt man nur an die
die Jugendlichen selbst gefordert. Sie tragen ja tag- vielen T-Shirts, Sweatshirts und Jeans. Doch hier wurtäglich ihre Kleidung und spüren somit deren Funk- de oft bereits „Elasthan“ mit verarbeitet. Die Sporttion am eigenen Leib.
ler, Ski- und Snowboardfahrer nennen sicherlich auch
Somit stehen die Begriffe Körper – Klima –Klei- viele Chemiefasern wie Gore-Tex ®, Mikrofaser etc.
dung im Zentrum dieser Einheit.
Eine Vorbesprechungsstunde dient der Materia-
Da die Bekleidungsphysiologie für Schülerinnen liensammlung. Die Jugendlichen werden in Kleinund Schüler oftmals schwer nachzuvollziehen ist, gruppen aufgeteilt und bekommen jeweils ein Matesollen einige Versuche zum Wärmehaltevermögen, rial, mit dem sie sich auseinandersetzen sollen.
Wassertransport, zu Konfektion und Ventilation
Die Eigenschaften dieses Materials, die Herstel-
durchgeführt werden. Auch Rollenspiele – wie Ein- lung, Verarbeitung und Einsatz bei der Bekleidung Recherche im heimischen
kauf von Sportbekleidung – bieten sich hier an.
sollen Inhalt der Gruppenarbeit sein, doch auch die Kleiderschrank.
Die Versuche liefern das Grundwissen für die fol- kritische Betrachtung im Hinblick auf die Ökobilanz
genden Stunden. Für ihre Auswertung ist ein Drei- darf nicht fehlen.
43
Mensch und Umwelt
Ziel ist es, dass sich die Schülerinnen und Schü- Labels. Die Schülerinnen und Schüler sollen reler gegenseitig mit der Thematik vertraut machen: cherchieren, welche Anforderungen an Öko-TextilEin Plakat zum Aufhängen im Handarbeitsraum, ei- ien gestellt werden. Nicht nur der Anbau bzw. die
ne kleine Ausstellung in der Schule zum Thema Zucht, sondern auch Arbeitsbedingungen, Haut„Unsere Kleidung“ oder auch Handouts für die Mit- verträglichkeit sowie Verrottbarkeit sind für die Verschüler sind mögliche, teils auch gewünschte Er- gabe eines Öko-Labels maßgeblich. Die Jugendgebnisse.
lichen sollen sich auch über die Vor- und Nachtei-
Für die Vorbesprechung ist eine Stunde anzu- le von Öko-Bekleidung Gedanken machen ( Masetzen, die Gruppenarbeit selbst dauert einen gan- terial M 7: Öko-Textil-Labels).
zen Unterrichtsblock mit drei Schulstunden; zur Re-
In einem weiteren Schritt soll die Klasse erfah-
flexion braucht man nochmals eine Unterrichts- ren, wie weit unsere Kleidung reist, bis sie im Kleistunde. Hier kann die besondere Form der Grup- derschrank hängt ( Material M 8: Der weite Weg
penarbeit, die „Jigsaw-Methode“ angewendet wer- der Kleidung). Ein weiterer, ganz wichtiger Aspekt
den ( Material M 4: Unsere Kleidung + M 5: Grup- ist der Textilverbrauch und dessen Entsorgung. Gepenarbeit: Wir untersuchen unsere Kleidung).
Ein Beispiel für ökologische
rade die Bekleidung aus „modernen Materialien“ ist,
Im Anschluss an die Gruppenarbeit bietet es sich genau betrachtet, Sondermüll. Aber auch die Alt-
Kleidung: Das Butzbacher
an, über die Kleidung und Gesundheit zu sprechen. kleidersammlung und die Textilverwertung (Recy-
Unternehmen Hess-Natur
Sowohl die Natur, als auch die Gesellschaft wirken cling) werden behandelt ( Material M 9: Textil-
macht sozial faire und den-
auf uns ein. Bekleidung schützt uns vor Wetter und verbrauch und Entsorgung). In allen drei Bereichen
noch modische Kleidung aus
Klimaeinflüssen und zeigt aber auch, dass wir zu ei- bietet sich abermals eine Internetrecherche an. Die
Bio-Baumwolle
ner bestimmten Gesellschaft gehören. Wir fühlen Lehrkraft gibt zu jedem Thema ein Arbeitsblatt vor,
uns gesund, wenn wir uns in un- und die Jugendlichen müssen sich die Lösungen mitserer Kleidung wohlfühlen. Reizt hilfe des Internets erschließen. Bei der Besprechung,
die Kleidung, kann sie beispiels- was mit unseren alten Kleidern passiert, darf eine
weise Kontaktallergien auslösen, Diskussion zum Thema „Kulturverfall“, zum Beiist sie zu eng, fühlen wir uns nicht spiel in den afrikanischen Ländern, nicht fehlen. Wir
wohl. Dies alles soll die Jugend- Europäer meinen, wir tun etwas Gutes, dabei zerlichen zum Nachdenken anregen. stören wir vielerorts eine bestehende Kultur.
Das vorliegende Arbeitsblatt (
Zum Abschluss dieser Einheit sollte eine Re-
Material M 6: Kleidung und Ge- flektion zum Thema stattfinden. Die Klasse kann
sundheit) bietet nicht nur eine Er- sich hierzu in einen Stuhlkreis setzen, und jeder soll
gebnissicherung zu diesem Thema, seine Meinung und den Lernzuwachs zu dieser Einsondern kann auch eine Grundla- heit äußern. Unterstützen kann man diese Reflexion
ge zur Diskussion sein.
entweder durch einen Ball, den sich die Jugend-
Abschluss der Einheit und da- lichen zuwerfen. Wer den Ball hat, darf/muss seine
mit die Zusammenführung aller Meinung sagen. Dies bietet sich bei eher stillen Klasnachhaltigen Elemente bildet das sen an. Bei einer lebhafte Klasse, bei der viel durchThema „Ökologie und Bekleidung“. einander gesprochen wird, erfüllt diese Funktion ein
Eine Überleitung vom Thema Sprechholz: Nur derjenige, der das Sprechholz hat,
Kleidung und Gesundheit hin zur darf über die Einheit reflektieren, die anderen müsÖkologie liefern die Öko-Textil- sen still zuhören. Die Lehrkraft soll in beiden Fäl44
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darauf achten, dass jeder zu Wort
kommt.
Parallel zur ganzen Theorieeinheit
läuft die Praxis „Nähen eines Kleidungsstückes“ ( Materialien M10: Hinweise zur
Praxis).
Hier sollten natürlich die modischen As-
pekte beachtet werden, denn nur so kann der
junge Mensch dazu bewegt werden, das selbst
genähte Kleidungsstück später auch anzuzie-
hen. Burda-Moden bietet als Einzelschnittan-
gebot jugendliche Schnitte im Rahmen der Kol-
lektion „Young Fashion“ an. Diese Schnitte ent-
die Preise
etwas erkunden, damit die Schüle- Young Fashion von Burda:
sprechen nicht nur modischen Aspekten, sondern rinnen und Schüler bereits wissen, was auf sie zu- Fetzige Kleiduung mit Nähanstellen meist auch Variationsmöglichkeiten dar. Die kommt. Bei einem Gruppeneinkauf lässt sich zu- weisung.
Nähanleitungen sind nicht allzu anspruchsvoll, so meist ein Rabatt von 10 bis 15 Prozent aushandeln.
dass auch Anfänger damit zurecht kommen
Im Stoffgeschäft soll die Gruppe erst einmal
Meist können sich nicht alle Heranwachsenden selbst das Angebot erkunden. Die Lehrkraft und das
auf einen Schnitt einigen – insbesondere wenn auch Verkaufspersonal stehen aber jederzeit zur Beratung
Jungs in der Klasse sind. Deshalb lässt man die Ju- zur Verfügung. Häufig wählen die Schülerinnen und
gendlichen in Kleingruppen einen Schnitt auswäh- Schüler nur nach Farbe und Musterung aus und
len, so dass sie sich gegenseitig unterstützen und schauen weniger auf geeignete Stoffarten; in diesem
innerhalb der Gruppe Variationen mit einbringen Fall ist eine gute Beratung wichtig!
können.
Die Jugendlichen sollen auch immer ihren
Beim Stoffkauf bietet sich eine Exkursion zum Schnitt beim Stoffkauf mit dabei haben, da die Annächstliegenden Stoffgeschäft an. Die Lehrkraft soll- gaben der Schnitthersteller oft sehr großzügig sind;
te jedoch vorher dort vorbeischauen und sich an- erfahrungsgemäß lassen sich auf diese Art bis zu 30
Quellenangaben:
QUELLEN
melden; so sieht sie, ob passende Stoffe da sind, kann Zentimeter einsparen.
Kartsedt C., Worm T.: Ohne Gift rein in die gesunde Klamotte. NATUR+KOSMOS 03/2006, S. 34 bis 43, natur media GmbH, Leinfelden-Echterdingen
Eberle, H., Hermeling, H., Hornberger, M.: Fachwissen Bekleidung, Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten, 6. Auflage, 2005
Gabur, I., Hempfer, F.: Kleidung und Mode: Arbeitsmappe, Eigenverlag, Bodnegg, 5. überarbeitete Auflage 2002
Schlieper, C.: Betrifft Mensch und Umwelt Band 2, 9./10. Schuljahr, Verlag Handwerk und Technik, Hamburg, 4. völlig neu bearbeitete
Auflage, 2005
Schmid, M.: Mensch und Umwelt, Haushalt, Wirtschaft, Gesundheit Band 2, Oldenbourg Schulverlag GmbH, München, 1. Auflage, 2006
Jöhle-Gutmacher D., Natterer M., u. a.: OptiMUM Mensch und Umwelt Band 2, für die Klassen 9/10, Bildungshaus Schulverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH, Braunschweig, 2006
45
Mensch und Umwelt
3. 7 Übersicht über die Materialien M 1 bis M 10:
Materialbaustein
Ziele
Methoden
M1
Was ist Mode?
• Mode ist mehr als nur Kleidung
• Wie entsteht ein Modetrend?
• Lückentext
• Diskussion
M2
Geschichte der Mode
• Epochen der Modegeschichte
• Wie hat sich Mode entwickelt?
• Internetrecherche
• PowerPoint
• Präsentation/Vortrag
M3
Mode heute
• Mode zeigt nicht mehr den gesellschaft- • Tafelanschrieb nach
lichen Stand an
Diskussion
• Kleiderordnungen
M4
Unsere Kleidung
• Bewusstes Betrachten des Kleiderschrankes
• Einteilung der Bekleidung nach
Materialien
M5
Gruppenarbeit: Wir unter- • Untersuchung eines textilen Materials
suchen unsere Kleidung.
nach Anbau etc.
• Materialeigenschaften herausfinden
• umweltbedenkliche Prozesse herausfinden und kritisch beleuchten
• Teamfähigkeit
• Gruppenarbeit
• Erstellen eines Plakates
• Präsentation/Vortrag
• Evtl. Ausstellung
M6
Kleidung und Gesundheit • Kleidung und Gesundheit hängen
eng zusammen
• Gesellschaft und Klima haben
Einfluss auf unsere Kleidung und auch
auf unser Wohlbefinden
• Kleidung kann Allergien auslösen
• Auswertung eines
Schaubildes
• Diskussion
M7
Öko-Textil-Labels
• Internetrecherche
• Beschriftung der Labels
M8
Der weite Weg der Klei- • Bewusst werden, wie weit Kleidung
dung
bereits gereist ist
• Billiglohnländer
• Internetrecherche
• Zuordnung von Bildern
und Wegen
M9
Textilverbrauch und Ent- • Welche Möglichkeiten gibt es zur Entsorsorgung
gung der alten Kleidung?
• Recycling von Kleidung
• Kulturverfall z. B. in Afrika
• Internetrecherche
• Mind-Map-Erstellung
• Diskussion
• Kritische Reflexion
M 10
Hinweise zur Praxis
• Praktisches Arbeiten an
der Nähmaschine
46
• Erkennen und Zuordnen von entsprechenden Labels
• Sensibilisierung für Öko-Bekleidung
• Sinnvolle Schnittauswahl
• Einkauf von Stoffen
• Mind-Map Erstellung
• Jigsaw-Methode
Mensch und Umwelt
M 1 Was ist Mode?
Bei dem Stichwort „Mode“ denken viele wahrscheinlich an Kleidung und Accessoires, vielleicht auch noch an Frisuren
und Make up.
Mode nimmt aber auch auf viele andere Dinge Einfluss wie __________________, Autos, Sprache (___________________),
Denkweise, _______________________________ , die Art Feste zu feiern, wie man seine Freizeit verbringt usw.
Mode bedeutet die ________________________________ der Gestaltung von Dingen und des Verhaltens.
Zur Kennzeichnung der Mode gehört der _________________________________________________________________________.
Wie kommt Mode zustande? Dies lässt sich vereinfacht folgendermaßen darstellen:
• Etwas Neues erscheint und erregt Beachtung ( „____________________________________________“ ).
• Beachtet werden möchten viele, also machen viele mit.
• Wer nicht mitmacht, wird zum Außenseiter.
• Wenn alle das Gleiche tun oder besitzen, findet es keine Beachtung mehr.
• Der Kreislauf beginnt von vorne…
In diesem Kreislauf wechseln sich _____________________________________ und __________________________ ständig ab.
Folgende Wörter müssen in den Lückentext eingefügt werden:
Ständige Wandel – Anpassung – Möbel – Trendsetter – Jugendsprache – zeitgemäße Art – Abhebung - Musik
47
Mensch und Umwelt
M 2 Geschichte der Mode
Erstellt in eurer Gruppe eine PowerPoint-Präsentation zu einer vorgegebenen Epoche.
Inhaltlich sollten folgende Punkte abgehandelt werden:
• Name der Epoche mit genauer Zeitangabe
• Wer machte bzw. wer trug modische Kleidung?
• Wie sah modische Bekleidung zu dieser Zeit aus?
• Aus welchen Materialien war diese Bekleidung gemacht?
Beim Erstellen eurer Powerpoint-Präsentation müsst ihr folgende Grundregeln beachten:
• Präsentiere pro Folie immer nur ein
Thema bzw. Unterpunkt!
• Benutze eine gut lesbare Schriftart!
• Formuliere kurze und klare Sätze, halte
dich dabei an die „6 x 6“-Regel, d. h. 6
Textzeilen pro Folie, 6 Wörter pro Zeile.
Mehr Text ist nicht gut, da die Präsentation dich in deinem Vortrag unterstützen
und nicht ersetzen soll.
• Achte darauf, dass die gewählte Schrift
groß genug ist! (Mindestens Größe 32 für Überschriften, Größe 24 für den normalen Text.)
• Sei vorsichtig beim Einsatz von Farbe! Verwende in der Präsentation durchgängig die gleichen Farben (und nicht zuviele).
• Mache Wichtiges deutlich, indem du Überschriften größer schreibst, wichtige Aussagen fett machst oder eine andere
Farbe verwendest. Vermeide aber Unterstreichungen, denn sie weisen in der Regel auf einen „Hyperlink“ hin.
• Setze Bilder ein, lasse aber genügend Platz, dass sie wirken können.
Und nun könnt ihr mit euren Recherchen und der Präsentation loslegen!
Denkt daran, dass ihr euch auch noch Gedanken um den Vortrag machen müsst!
48
Mensch und Umwelt
M 3 Mode heute
Möglicher Tafelanschrieb:
Berufskleidung
Sie bietet nicht nur Schutz,
sondern hat vor allem die
Aufgabe, die Zugehörigkeit
zu einer bestimmten Berufsgruppe zu zeigen – z. B.
Ärzte, Bankangestellte, Polizei, Köche, Bäcker, Jäger…
Arbeitsschutzkleidung
Sie bietet Schutz und Sicherheit am Arbeitsplatz.
Meist ist sie wasserdicht,
flammenhemmend oder
hat Signalfarben – z. B. Feuerwehr, Straßenarbeiter,
Bergarbeiter…
Mode heute
Kleidung zeigt heute
keinen gesellschaftlichen Stand mehr an,
dennoch gibt es auch
heute noch bestimmte
„Kleiderordnungen“
Festliche Kleidung
Sie schmückt uns und hebt
sich von Alltagskleidung
ab. Meist sind diese Kleidungsstücke aufwändiger
in der Schnittführung, das
Material ist kostbarer, dafür
weniger strapazierfähig –
z. B. Hochzeit, Taufe,
Beerdigung…
Sportbekleidung
Sie soll uns beim Sport genügend Bewegungsfreiheit
ermöglichen, uns vor Witterung und Verletzung Schutz
bieten und Schweiß gut abtransportieren – z. B.
Badeanzug,
Jogginghosen,
Fahrraddress…
49
Mensch und Umwelt
M 4 Unsere Kleidung
Sammeln der Materialien der Kleidung der Schülerinnen und Schüler in Form einesr Mind-Map an der Tafel, wie zum
Beispiel diese:
Jeans → Baumwolle
Hosen
Microfaser/Polyester
Baumwolle mit Elasthan
„Edle Hosen“ → Wolle
Sportkleidung
Leinen
Gore-Tex/Sympatex
(funktionelle Schichten)
Unsere Kleidung
Baumwolle
Viskose
Seide
T-Shirts/Sweatshirts/Pulli
Kleider/Röcke
Leder
Jacken
Baumwolle
Mischung Baumw.
Viskose
Polyamid
Schurwolle
Baumwolle
Polyester/Polyamid
Leder
Schurwolle
Leinen
Die Schülerinnen und Schüler werden in „Materialgruppen“ eingeteilt, so dass jedes vorhandene Material abgedeckt
ist, wobei man Polyester, Polyacryl und Polyamid in eine Gruppe zusammenfassen kann.
Diese Zusammenfassung und die Einteilung der „Materialgruppen“ soll in einer Einzelstunde geschehen, die eigentliche Gruppenarbeit findet in einem Drei-Stunden-Block statt und kann entweder in einer herkömmlichen arbeitsteiligen
Gruppenarbeit stattfinden oder in der Jigsaw-Methode, die im Folgenden vorgestellt wird:
Die „Jigsaw-Methode“
Sie ist eine Variation des Stationenlernens und eignet sich hervorragend für die Bearbeitung umfangreicher Materialien, insbesondere bei der Erarbeitung umfangreicher Texte. Somit können gerade diese Lernbereiche erschlossen werden, in denen die Jugendlichen nur geringe Vorkenntnisse mitbringen. Zudem könnte diese Methode eingesetzt werden, um begriffliche Strukturen aufzubauen und das Verstehen von Zusammenhängen zu ermöglichen/erleichtern.
Die Zusammenarbeit in der Gruppe wird gefördert; da alle Schülerinnen und Schüler wechselseitig voneinander abhängig sind, kann sich keiner „zurückziehen“. Zudem wird die Eigenverantwortung des Einzelnen gestärkt sowie der
sprachliche Ausdruck gefördert.
Verlauf:
1. Phase: Aus der MuM Gesamtgruppe werden (in Abhängigkeit von der Gesamtgröße und der Anzahl der zu
bearbeitenden Themen 3er bis 4er Gruppen) Untergruppen – sogenannte Stammgruppen – gebildet.
Diese Stammgruppen erhalten nun das Thema, in unserem Fall ein textiles Material, eine oder mehrere
Aussagen zu diesem Thema sowie (Leit-)Fragen, die sich auf unterschiedlichste Teilbereiche des Gesamtthemas beziehen (= Expertenthemen). Die Schülerinnen und Schüler erhalten nun die Möglichkeit, kurz über das
50
Mensch und Umwelt
Thema zu diskutieren. Sie teilen die einzelnen Stammgruppenmitglieder in die Expertengruppen A, B, C oder
D zu. Sie bearbeiten die gestellten Aufgaben.
Diese Gruppen sind für ihren eigenen Lernfortschritt selbst verantwortlich.
2. Phase: Hierzu treffen sich aus jeder Stammgruppe die entsprechenden Experten und bilden die Expertengruppen.
Gemeinsam werden nun die Ergebnisse ausgetauscht und diskutiert. In der Regel benötigt man für Phase
1 und 2 zwei bis drei Schulstunden. Es bietet sich an, diese beiden Phasen in den Drei-Stunden-Block zu legen, und, falls es die schulische Situation zulässt, pro Stammgruppe einen PC mit Internetanschluss in dieser
Zeit zu reservieren.
3. Phase: Nun kehren die Experten wieder in ihre Stammgruppe zum Informationsaustausch zurück. Jeder Experte berichtet zu seinem Thema das neue Wissen und gibt es somit an die Stammgruppenmitglieder weiter.
Diese dritte Phase sollte dann in einer Einzelstunde stattfinden, so können die Experten ihr Wissen als Hausaufgabe entsprechend überarbeiten und für die Stammgruppenmitglieder aufbereiten.
Als Ergebnissicherung können Arbeitsblätter oder Plakate ins Auge gefasst werden, die durch die Expertenteams erstellt und dann für alle vervielfältigt werden. Auch eine Ergebniskontrolle in Form von Lückentext,
Fragen zum Thema, einem schriftlichen Bericht oder sogar als Test wäre denkbar.
Jede Stammgruppe soll zu ihrem gestellten Thema ein Plakat gestalten, das dann z. B. in Form einer Ausstellung im Schulhaus präsentiert wird.
Eine weitere Besprechung im Plenum erfolgt nicht mehr.
Material:
Vergleichbar zum Stationenlernen erstellt die Lehrkraft Info-Texte oder nennt zum Thema passende Internetadressen; ggf. können auch die Expertengruppen zur Bearbeitung auch über die Originalmaterialien (Bücher, Textkopien…) verfügen.
51
Mensch und Umwelt
M 5 Gruppenarbeit: Wir untersuchen unsere Kleidung
Ihr sollt euch mit dem Material ________________________________ beschäftigen.
• Lest das Info-Blatt zu eurem Material aufmerksam durch und teilt euch danach in folgende drei Expertengruppen auf:
Expertengruppe A:
Wie wird das Material angebaut, gezüchtet, hergestellt?
Expertengruppe B:
Welche Eigenschaften hat das Material? Wie wird es deshalb in der Bekleidungsindustrie eingesetzt?
Expertengruppe C:
Welche umweltbedenklichen Prozesse und Chemikalien werden zur Herstellung und Produktion
eingesetzt? Welche Auswirkungen kann das langfristig für die Natur beziehungsweise unsere eigene Gesundheit haben?
• Erstellt ein übersichtliches Plakat, darauf sollen eure Ergebnisse dargestellt werden. Ihr könnt jederzeit im Internet Bilder, Graphiken, Schaubilder etc. herunterladen und damit euer Plakat gestalten.
Zusätzlich sollt ihr für eure Expertengruppen einen Stichwortzettel erstellen, damit ihr eure Ergebnisse entsprechend
weitergeben könnt.
Ihr habt für die Erarbeitung in der Stammgruppe und die Erstellung des Plakates zwei Schulstunden Zeit. Danach wechselt ihr in eure Expertengruppe. Nehmt auch hier ein Blatt und einen Stift mit, damit ihr die Ergebnisse der anderen Experten mit notieren könnt. Dafür habt ihr eine weitere Schulstunde Zeit!
Stellt nicht nur eure Ergebnisse vor, sondern diskutiert auch über die Unterschiede.
Hausaufgabe:
Die Experten müssen jeweils die Ergebnisse ihrer Expertengruppen so ordnen und strukturieren, dass sie in der Folgewoche ihre Stammgruppe informieren können.
Überlege dir dabei auch, wie du diese Ergebnisse deinen Gruppenmitgliedern präsentieren kannst!
52
Mensch und Umwelt
Beim Erstellen eures Plakates müsst ihr folgende Grundregeln beachten:
Das wichtigste zuerst:
Die Überschrift
Bilder und
Zeichnungen
• Schreibt sie möglichst groß und lesbar
• Macht euch über die Platzierung Gedanken
• Bilder sagen oft mehr als 1000 Worte,
achtet darauf, dass ihr passende
Bilder auswählt
• Aber ACHTUNG, das Plakat soll kein
Fotoalbum sein
Das Plakat
Keine
Textmenge
und
Gliederung
Langeweile
• Wenn ihr ungewöhnliche
• Verwendet keine langen TextpasDinge findet, klebt sie auf das
sagen
Plakat (z. B. Realobjekte, Stoff• Macht das Plakat nicht zu voll
proben…)
• Überlegt euch eine gute optische
Diese Dinge nennt man „EyeAufteilung
catcher“. Sie wecken Neugierde
53
Mensch und Umwelt
M 6 Kleidung und Gesundheit
„Bin ich gut gekleidet, bin ich auch gesund und fühle mich wohl?“
Unsere Kleidung dient nicht nur zu unserem Schutz, sondern hilft auch, uns physisch und psychisch gesund zu erhalten. Dies steht letztendlich in einem engen Zusammenhang mit der Natur und der Gesellschaft. Die Natur konfrontiert
die Menschen mit ihrem Klima und dem stetigen Wetterwechsel. Darauf reagiert man mit angemessener Kleidung, die
jedoch auch wieder eine Belastung für die Natur darstellt, da sie ja gepflegt und nach gewisser Zeit entsorgt wird. Die
Gesellschaft legt Schönheitsideale und die daraus folgende Mode fest. Jeder Einzelne reagiert darauf, indem er sich
modische Kleidung kauft.
G
1. Hülle
= Haut
2. Hülle
= Kleidung
N
A
T
U
R
Das
ICH
E
S
E
L
L
S
C
H
A
F
T
Aufgaben:
• Lies den Text und versuche die Pfeile mit den Schlagworten zu beschriften.
• Überlege, wie sehr die Kleidung und Gesundheit zusammenhängen und versuche, die folgende Tabelle zu ergänzen:
Kleidung und Körper
54
Kleidung und Körperbewusstsein
Mensch und Umwelt
M 7 Öko-Textil-Labels
In der folgenden Tabelle findest du vier verschiedene Öko-Textil-Labels, die man heute in vielen Bekleidungsstücken
findet.
Recherchiere im Internet oder in bereitgelegter Literatur, was diese verschiedenen Labels für eine Bedeutung haben
und schreibe dies in die zweite Spalte der Tabelle.
Öko-Textil-Label
Bedeutung
Nachdem du dich nun über Öko-Bekleidung etwas eingelesen hast, sollst du dir noch folgende Überlegungen machen
und diese auf die Rückseite dieses Arbeitsblattes schreiben:
• Welche Vorteile hat die Öko-Bekleidung?
• Welche Nachteile bringt die Öko-Bekleidung jedoch auch mit sich?
55
Mensch und Umwelt
M 8 Der weite Weg der Kleidung
Recherchiere im Internet, welchen weiten Weg unsere Kleidung vom Anbau bis zum Verkauf in deutschen Bekleidungsgeschäften zurückgelegt hat.
Schneide die unten stehenden Symbole aus und klebe sie an der Stelle der Weltkarte auf, wo der jeweilige Arbeitsschritt stattfindet. Verbinde die jeweiligen Stationen miteinander und versuche herauszufinden, wie viele Kilometer die
Bekleidung zurückgelegt hat (Wähle ein T-Shirt oder eine Jeanshose als Beispiel).
1. Ernte
56
2. Spinnen
3. Weben
4. Färben
5. Nähen
6. Verkauf
Mensch und Umwelt
M 9 Textilverbrauch und Entsorgung
Was passiert mit unseren Altkleidern?
Recherchiere im Internet, was tatsächlich mit unseren Altkleidern passiert, beziehungsweise welche Möglichkeiten wir
haben, unsere abgetragenen Kleidungsstücke anderweitig zu entsorgen. Erkunde auch, was zum Beispiel mit Bekleidung aus Gore-Tex gemacht wird? Erstelle eine Mind-Map um das T-Shirt (unten) herum.
Wohin
mit den
alten
Kleidern?
57
Mensch und Umwelt
M 10 Hinweise zur Praxis
Parallel zur beschriebenen Theorieeinheit läuft die Praxis „Nähen eines Kleidungsstückes“.
Das Kleidungsstück sollte in der Schnittgestaltung zwar modischen Aspekten entsprechen, doch in der Herstellung nicht
zu schwierig sein, so dass die Jugendlichen in der vorgegebenen Zeit ein tragbares und schönes Kleidungsstück nähen
können.
Die namhaften Schnittanbieter weisen in ihren Kollektionen Schnitte aus, die genau diesen Anforderungen, wie wir
sie in der Schule stellen, entsprechen.
Bei Burda Style handelt es sich z. B. um die Schnitte aus der Kollektion Burda Young. Burda Style offeriert Schulen
einen Bestellservice, bei dem die Schnitte der Burda Young-Reihe nur die Hälfte kosten. Dennoch bieten sich oftmals
auch weitere einfache und schöne Schnitte von anderen Herstellern wie Onion (Dänemark) oder Jalie (England). Schnitte veröffentlicht auch die finnische Zeitschrift „Ottobre“. Die Adressen dieser Firmen gibt’s entweder bei Stoff-/Zeitschriftenhändlern vor Ort oder im Internet.
Models in
eigener Sache: Die Klasse 9 b der Realschule Wolfach präsentiert selbst
geschneiderte Kleidung
Wichtig ist es, die Jugendlichen in der Schnittauswahl mit einzubeziehen. Dann nähen sie viel lieber, weil sie sehen,
dass man ihre Wünsche berücksichtigt.
Der Stoffeinkauf stellt immer eine große Hürde dar. Meist kaufen die Jugendlichen nach Farbe und Musterung und
nicht nach dem passenden Stoff. Es wäre fatal, wenn sie statt eines Jeans-Stoffes ein Sweatshirt-Stoff mitbringen würden. Deshalb bietet es sich an, den Stoffeinkauf gemeinsam als Exkursion durchzuführen. Die Lehrkraft kann in diesem
Fall beratend zur Seite stehen, um eventuelle Fehlkäufe zu vermeiden. Zudem erhalten in Stoffgeschäften angemeldete
Klassen einen Rabatt von 10 bis 15 Prozent für alle Schülerinnen und Schüler.
In diesem Zusammenhang macht ein Nähtag Sinn: Dazu werden zwei MUM-Einheiten mit einer kleinen Mittagspause zu sechs Unterrichtsstunden verbunden. So geht die Arbeit schnell von der Hand. Am Ende dieses großen Blocks
steht bereits die erste Anprobe – ein besonderes Erfolgserlebnis. Dieser Nähtag lässt sich allerdings nur dann verwirklichen, wenn der eigentliche MUM-Block zwischen der 4. bis 6. Stunde liegt und kein Nachmittagsunterricht anliegt.
Burda Style bietet außerdem für Lehrerinnen-Gruppen ab etwa zwölf Personen hervorragende Fortbildungen an. In
deren Mittelpunkt stehen u. a. Kleidungsstücke, zu denen viele kreative Variationsmöglichkeiten gezeigt werden. Bei
Interesse wendet man sich entweder an den Verlag direkt oder die Fachleiterin des Schulamtes.
58
Das Internetportal
Das Internetportal unterstützt und begleitet die badenwürttembergischen Aktivitäten zur Weltdekade „Bildung
für nachhaltige Entwicklung“ als zentrale Informationsquelle.
Die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
(2005 – 2014)
Die Vereinten Nationen haben die Jahre 2005 bis 2014
zur Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
ausgerufen. Damit sind die UN-Mitgliedsstaaten die Verpflichtung eingegangen, in diesen zehn Jahren besondere
Anstrengungen zu unternehmen, um das Leitbild der
nachhaltigen Entwicklung in allen Bereichen der Bildung
zu verankern. In Deutschland koordiniert die Deutsche
UNESCO-Kommission mit dem von ihr berufenen Nationalkomitee die Umsetzung der UN-Dekade.
„Zukunft gestalten – Nachhaltigkeit lernen. Bildung
für nachhaltige Entwicklung in Baden-Württemberg“
Unter www.dekade-bw.de finden Sie Informationen:
zum Bildungskonzept „Bildung für nachhaltige
Entwicklung“
zur Umsetzung der UN-Dekade in Deutschland und
Baden-Württemberg
zum Netzwerk „Nachhaltigkeit lernen“
zu den unterschiedlichen Bildungsbereichen
zu Fördermöglichkeiten
zu offiziell ausgezeichneten UN-Dekade-Projekten
zu Veranstaltungen
ein gemeinsames Projekt des
Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport und der
Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg beim
Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr
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