Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold MTRA Universitätsspital Basel Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie Basel 21.02.2015 Basics Allgemein Hirntumoren im Kindesalter die zweitgrößte Gruppe maligner Erkrankungen nach Leukämien Jährliche Inzidenz (0-15 Jährigen) 2-4/100000 geschätzt Hirntumoren sind intrakranielle Raumforderungen Ausbreitung raumersetzend oder raumverdrängend Wachstum abgegrenzt oder infiltrierend selten diffus das Gehirn durchdringend Die Klassifikation folgt dem Tumorsitz im ZNS (bestimmt die klinische Symptomatik und Operabilität) und histologischen Aufbau (bestimmt Wachstums- und Metastasierungsverhalten) Beide sind inhaltlich miteinander verknüpft und bestimmen die Prognose Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 2 Histologische Klassifizierung der Tumoren im ZNS • Astrozytische Tumoren (30-35%) Astrozytome Glioblastoma multiforme Gliosarkom • Ependymale Tumoren (10-15%) Ependymom • Embryonale Tumoren (15-20%) Medulloblastom Primitiver neuroektodermaler Tumor des ZNS (cPNET) • Primäre Lymphome des ZNS Keimzelltumoren (3-5%) Germinom (in Klammern anteilmäßige Häufigkeit an den Hirntumoren des Kindesalters) Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 3 Histologische Klassifizierung der Tumoren im ZNS • Astrozytische Tumoren (30-35%) Astrozytome Glioblastoma multiforme Gliosarkom • Ependymale Tumoren (10-15%) Ependymom • Embryonale Tumoren (15-20%) Medulloblastom Primitiver neuroektodermaler Tumor des ZNS (cPNET) • Primäre Lymphome des ZNS Keimzelltumoren (3-5%) Germinom (in Klammern anteilmäßige Häufigkeit an den Hirntumoren des Kindesalters) Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 4 Lokalisation der Hirntumoren im Kindesalter (in Klammern anteilmäßige Häufigkeit) (Kleinhirnzelt) Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 5 Basics zu Medulloblastom und PNET Krankheitsbild Das Medulloblastom und PNET Tumoren (primitive neuroektodermale Tu des ZNS) sind Tumoren, die durch eine Entartung von Zellen des Gehirns oder RM entstehen Sie werden als primäre ZNS-Tumoren bezeichnet, da sie direkt vom Zentralnervensystem ausgehen Beide Formen sind so genannte embryonale Tumoren; d.h. sie gehen aus extrem unreifen und undifferenzierten Zellen des ZNS hervor und wachsen sehr schnell und unkontrolliert (können über Liquor und die Hirnhäute in andere Bereiche des ZNS streuen) Histologisch gesehen sind beide Arten sehr ähnlich Medulloblastome wachsen im Kleinhirn PNET Tumore meist supratentoriell (oberhalb des Kleinhirnzeltes) daher auch die Bezeichnung stPNET Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 6 Basics zu Medulloblastom und PNET Häufigkeit Medulloblastome und ZNS-PNET sind mit 25% die zweithäufigsten ZNSTumore im Kindes-und Jugendalter (nach den niedrigmalignen Gliomen) Inzidenz: etwa 90 Kinder (unter 15 Jahren) pro Jahr in Deutschland Dies entspricht einer Häufigkeit von 7 Neuerkrankungen / 1.000.000 Kinder 75 bis 85 % davon sind Medulloblastome Das Medulloblastom der häufigste bösartige solide Tumor bei Kindern (kommt gelegentlich auch bei jungen Erwachsenen vor) Durchschnittsalter bei Diagnose zwischen 5.-7. Lebensjahr; Jungen sind häufiger betroffen (Verhältnis1,5:1) stPNET - Tumoren kommen im Kindes- und Jugendalter selten vor; Geschlechterverhältnis gleich Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 7 Bestrahlungstechnik Früher: meistens 2D-geplant Wandernder Feldanschluss täglich, damit das Gebiet der Felderüberlappung «verschmiert» wird Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 8 Bestrahlungstechnik Lagerung des Patienten Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 9 Bestrahlungstechnik Vielleicht die technisch anspruchsvollste Radiotherapie Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 10 Bestrahlungstechnik Lagerung mit Maske und individuellen Bleiblöcken Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 11 Protonen vs. Photonen Protonen 3D-Photonen IMRTPhotonen Myonggeun (IJROBP 2011) Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 12 Protonen vs. Photonen Die moderne Photonenstrahlentherapie bietet deutliche Verbesserungen im Vergleich zu den früheren Techniken Einige Vorteile einer Protonentherapie relativieren sich, was sicherlich als Vorteil bleibt ist die tiefere Integraldosis (=Dosis im gesamten Patienten) Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 13 Beispiel: moderne craniospinale Radiotherapie VMAT: spezielle Form der intensitätsmodulierten Radiotherapie Brustdrüsen Herz Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 14 Beispiel: moderne craniospinale Radiotherapie VMAT: spezielle Form der intensitätsmodulierten Radiotherapie Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 15 Patientenlagerung Rückenlage Maskensystem Bodyfix Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 16 Beispiel: Medulloblastom 14-jährige Patientin mit einem Medulloblastom Dosiskonzept : 13x1.8 Gy Neuroachse 17x1.8 Gy Boost auf die hintere Schädelgrube 3 x1.8 Gy Boost auf den Resttumor Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 17 59.4 Gy Beispiel: Medulloblastom Bestrahlung der Neuroachse (VMAT) Volumetric Modulated Arc Therapy Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 18 Beispiel: Medulloblastom Aufteilung des Bestrahlungsvolumens auf 4 Isozentren Jeweils nur eine Längsverschiebung um einen konstanten Wert Isozentrum Schaedel Isozentrum HWS Isozentrum BWS Isozentrum LWS Isoverschiebung um 2 cm nach der Hälfte der Fraktionen Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 19 Beispiel: Medulloblastom Bestrahlung der Neuroachse (VMAT) Schonung des Innenohrs Wichtig: Exakte Positionierung, da sonst Unterdosierung des Zielvolumens Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 20 Beispiel: Medulloblastom Bestrahlung der Neuroachse (VMAT) 35% Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 21 Beispiel: Medulloblastom Boostbestrahlung (VMAT) Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 22 Vorher - Nachher Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 23 Beispiel: PNET 20-jähriger Patient mit einem PNET Tumor Dosiskonzept: 20x1.8 Gy Neuroachse 12x2.0 Gy Boost 60.0 Gy frontal präzentral li Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 24 Beispiel: PNET Bestrahlung der Neuroachse (VMAT) Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 25 Beispiel: PNET Bestrahlung der Neuroachse (VMAT) Schonung der Linsen und der Tränendrüsen Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 26 Beispiel: PNET Bestrahlung der Neuroachse (VMAT) Nieren- und Darmschonung Rotationsbereich für WS - RT Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 27 Beispiel: Germinom 20-jähriger Patient mit einem disseminierten Germinom Keimzelltumor des ZNS >75% der Patienten sind bei Diagnosestellung zwischen 10-20 Jahre alt Der Tumor spricht in der Regel sehr gut auf eine Strahlen- bzw. Chemotherapie an In weit über 80% befindet sich der Tumor in der Mittellinie im Bereich der Pinealis (Zirbeldrüse) (kleines Organ im Epithalamus ein Teil des Zwischenhirns Hormon Melatonin Dosiskonzept: 10x2.0 Gy Neuroachse 10x2.0 Gy Befall Ventrikel 10x2.0 Gy Befall SWK 3-4 Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 28 Beispiel: Germinom Bestrahlung der Neuroachse (VMAT) Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 29 Beispiel: Germinom Bestrahlung der Neuroachse (VMAT) Schonung der Augen, der Linsen und der Tränendrüsen Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 30 Beispiel: Germinom Bestrahlung der Neuroachse (VMAT) Schonung der Nieren- und Darmregion Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 31 Qualitätskontrolle des Bestrahlungsplanes Mittels QA Phantom (Delta4 Phantom der Firma ScandiDos) Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 32 Qualitätskontrolle des Bestrahlungsplanes Mittels QA Phantom (Delta4 Phantom der Firma ScandiDos) Problem: Sehr langes Bestrahlungsfeld Max. Feldlänge des Phantoms: 38 cm D.h. Abstrahlung aller Felder auf ein Isozentrum Die Dosis des Planes kann überprüft werden Nicht aber die Feldanschlüsse !!! Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 33 Qualitätskontrolle des Bestrahlungsplanes Mittels Gafchromic Film. Ein speziell für die Bedürfnisse der Strahlentherapie entwickelter radiochromer Film, selbstentwickelnd, dosisleistungsunabhängig, weist keinen Fraktionierungseffekt auf und ist nahezu energieunabhängig Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 34 Qualitätskontrolle des Bestrahlungsplanes Filmdosimetrie : Aufbau und Auswertung Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 35 Fragen oder Anmerkungen Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 36 Vielen Dank Ganzachsenbestrahlung Oliver Weinhold 21.02.2015 37