Sozial-kognitive Lerntheorie (Modelllernen)

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Päd. und psych. Grundbegriffe H14
Werner Wicki, PH Luzern
Sozial-kognitive Lerntheorie
(Modelllernen)
Vorlesung H14
Werner Wicki
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Wurzeln der Theorie: Kritik am Behaviorismus
• Klassische und operante Konditionierung können
zentrale Lernprozesse, wie zum Beispiel den
Spracherwerb, nicht ausreichend erklären (schon
kleine Kinder imitieren Sprachlaute und
erschliessen aktiv Wortbedeutungen, ohne dass
Verstärkung im Spiel wäre).
•  Der Mensch lernt auch ohne Steuerung durch
Verhaltenskonsequenzen.
• Ab den 1960er Jahren beginnt sich die Forschung
(wieder) für kognitive Prozesse (Wahrnehmen,
Denken, Informationsverarbeitung, Problemlösen
etc.) zu interessieren.
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Sozial-kognitive Lerntheorie /
Modelllernen
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Werner Wicki, PH Luzern
Bobo doll-Experiment von Bandura et al.
Vp waren Vorschulkinder, die
zufällig einer von 4
Gruppen zugeteilt
wurden:
Kinder beobachteten …
1. wie eine Frau während 10
Min. eine Plastikpuppe
traktiert und verbal
beschimpft („Schlagt sie
nieder!“ etc.)
2. Wie 1) aber als Film
Es folgte eine Frustrationsphase:
3. Zeichentrickfilm mit
aggressiver Katze
Die Kinder mussten alleine in
4. Kontrollgruppe (sahen einem Raum mit attraktiven
keine Aggressionen)
Spielsachen warten, die sie nicht
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benutzen durften.
Bobo doll-Experiment von Bandura et al.
(Fortsetzung 1)
• Schliesslich wurden die Kinder
in einen dritten Raum
gebracht, in dem sich älteres,
wenig attraktives Spielzeug,
darunter eine aufblasbare
Gummipuppe, befand. Wieder
wurden sie eine Weile allein
gelassen (und beobachtet).
• Kinder der Gruppen 1-3
zeigten nun deutlich mehr
aggressives Verhalten als die
Kinder der Kontrollgruppe. Die
Kinder attackierten die
Gummipuppe auf fast gleiche
Weise wie das beobachtete
Modell.
Sozial-kognitive Lerntheorie /
Modelllernen
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Bobo doll-Experiment von Bandura et al.
(Fortsetzung 2: beobachtete Konsequenzen)
• In einem Anschlussexperiment hatte das
aggressive Verhalten des Modells …
• in der ersten Bedingung positive Konsequenzen,
• in der zweiten Bedingung negative
Konsequenzen (Bestrafung),
• in der dritten Bedingung keine Konsequenzen.
 Kinder, die belohnte Aggressionen beobachtet
hatten, ahmten diese deutlich häufiger und
ausgeprägter nach als Kinder der Bedingungen 2
und 3.
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Albert Bandura…
bezeichnet Lernen als …
• informationsverarbeitende Aktivität,
• bei der Informationen über die Struktur von
Verhaltensweisen und über Umweltereignisse
• in symbolische Repräsentationen verwandelt
werden.
geht davon aus, dass …
• Lernen durch die Beobachtung von Modellen
ausgelöst wird. Dadurch können Menschen von
der Erfahrung anderer Personen profitieren.
Modelle können, müssen aber nicht direkt
beobachtet werden (Filme, Bilder, Texte etc.
können ausreichen).
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Sozial-kognitive Lerntheorie /
Modelllernen
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Merkmale des
Beobachtungslernens
• Verhalten ≠ Lernen: Gelerntes muss nicht
unmittelbar nach dem Lernvorgang gezeigt
werden (es kann auch erst später gezeigt
werden)
• Stellvertretende Verstärkung und Bestrafung:
Verstärkung resp. Bestrafung von Verhalten
muss nicht vom Individuum selbst erfahren
werden: Es kann diese auch an einem Modell
beobachten. Die Wirkung entspricht derjenigen
der operanten Konditionierung.
 Beobachtete Verhaltenskonsequenzen
informieren über die Angemessenheit von
Verhalten.
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Merkmale des Beobachtungslernens
(Fortsetzung)
• Verhalten wird nicht (exakt) imitiert sondern
modelliert: Variationen sind möglich. Die
Beobachtung eines Modells fördert die
Bereitschaft, Verhalten eines bestimmten Typs
zu zeigen.
• Schüler sprechen stark auf gleichaltrige
(kompetente) Modelle an: zum Beispiel auf
andere Schüler, die zeigen, wie ein
mathematisches Problem zu lösen ist.
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Modelllernen
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Die zwei Phasen des Lernens am Modell
Verstärkung
Motivation
Verstärkung
Aufmerksamkeit
Modellverhalten
Nachbildensleistung
Beobachtung
Aufbau von
Wissensrepräsentationen
Gedächtnis
Steuerung der
motorischen
Reproduktion
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Subsysteme des Lernens am Modell
•
•
•
•
Aufmerksamkeitsprozesse
Aufbau von Wissensrepräsentationen
Motorische Reproduktion
Verstärkungs- und Motivationsprozesse
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Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit wird erregt durch …
• Ähnlichkeit mit dem/der Beobachter/in
• Weitere Merkmale des Modells: z.B. kompetent,
freundlich ,mächtig, attraktiv, …
• Relevanz des beobachteten Verhaltens
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Aufbau von Wissensrepräsentationen:
Speicherung von Erfahrung
• Bildliche vs. sprachliche Speicherung (sprachliche
Kodierung führt auf Dauer zu besserem Behalten)
• Sport: gedankliches Wiederholen einer Bewegung:
Umwandlung in eine interne symbolische
Repräsentation
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Motorische Reproduktion
• Es reicht nicht, das Gelernte zu «speichern»:
Wiederholen (körperlich oder gedanklich) und Üben führt
zu deutlich gesteigerten Lernerfolgen
• Selbstbeobachtung und Feedback (informative
Rückmeldung ohne Bewertung) ermöglichen selbst das
Lernen komplexer Problemlösungen
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Verstärkungs- und Motivationsprozesse
• Nicht jedes beobachtete Verhalten wird auch
nachgeahmt: Frage der Motivation!
Motivation wird gesteigert durch:
• direkte und stellvertretende Verstärkung
(letztere wird häufig in der Werbung eingesetzt)
• Selbstverstärkung (pädagogisch besonders
wertvoll): Person belohnt sich selbst
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Kognitives Modellieren
• Das Modell verbalisiert die ein bestimmtes
Verhalten steuernden Gedanken
(Selbstinstruktion).
Schüler können auf diese Weise die
Lösungswege (beobachtetes Modell, das ein
Problem löst) besser verstehen und lernen.
• Auch falsche Lösungswege (mit Korrektur) und
Selbstverstärkungen mit verbalisieren.
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Steuerung des eigenen Lernens
• Schüler sind nicht passive Empfänger von Informationen
(oder „Verstärkungen“)
• Sie können einen aktiven Beitrag zur Erreichung ihrer
Lernziele leisten.
• Wie sehr sie dies tun, ist vom Vertrauen in die Fähigkeit
zur Selbststeuerung abhängig. Dieses Vertrauen
bezeichnet Bandura als Selbstwirksamkeitserwartung.
• Diese setzt sich aus dem aktuellen instrumentellen
Wissen (das Kind weiss, wie etwas zu tun ist) und dem
Glauben, die entsprechenden Fähigkeiten auch zu
haben, zusammen.
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Wie kann die Selbstwirksamkeitserwartung
gefördert werden?
• Aufgabenspezifische Fähigkeitskonzepte (subjektive
Einschätzung, etwas zu können)  werden gesteigert,
wenn Schüler merken, dass sich ihr Wissen und Können
auf einem bestimmten Gebiet dank ihrer Anstrengung
vermehrt hat.
• Bisherige Erfahrungen mit ähnlichen Aufgabensituationen
(Erfolge resp. Misserfolge) haben den grössten Einfluss
auf die wahrgenommene Selbstwirksamkeit.
• Stellvertretende Verstärkung: Erfolg von (ähnlichen)
Personen kann Selbstwirksamkeitserwartung steigern.
• Ermutigung („Ich weiss, du wirst es schaffen!“); aber:
Floskeln vermeiden
• Ängste (Prüfungsangst) reduzieren
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Formulierung von Lernzielen
• Optimistische, herausfordernde, vor allem aber
eigene Ziele formulieren lassen
• Nahe liegende Ziele formulieren lassen  sind
schneller überprüfbar
• Ferne Ziele vermeiden  Vorankommen ist nur
schwer festzustellen
• Schwierige, aber noch erreichbare Ziele 
fördern (bei Erreichen) das Erleben der
Selbstwirksamkeit optimal
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Bewertung von Verhalten resp.
Leistung
1. Individual-bezogener Gütemassstab:
Fortschritt, den ein/e Schüler/-in bezogen auf
sein oder ihr Lernziel macht
2. Sozialer Massstab: Leistung im Vergleich mit
der Klasse (oder einer anderen Gruppe)
3. Kriterien-bezogener (absoluter) Massstab:
Leistungsbewertung bezieht sich auf ein vorher
festgelegtes (Lern-)Ziel
 Der soziale Massstab (Schulnote) unterwandert
die Selbstwirksamkeitserwartungen der
„leistungsschwachen“ Schüler/innen!
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