Amusien - Deutsche Gesellschaft für Musikphysiologie und

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Musikphysiologie und Musikermedizin 2005, 12. Jg., Nr. 1
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Amusien - eine Einführung in das Phänomen angeborener
und erworbener cerebraler Störungen der Musikalität
C. Schlesiger, Prien am Chiemsee und S. Evers, Münster
Zusammenfassung
Amusien sind erworbene oder angeborene
hirnorganische Einschränkungen musikalischer
Fähigkeiten. Diese Arbeit führt in bisherige
Klassifikationen der Amusien ein und gibt einen Überblick über verschiedene Ursachen
dieser Musikalitätsstörungen. Gegenüber der
angeborenen, sog. kongenitalen Amusie stellen die erworbenen musikalischen Funktionsstörungen des Gehirns unterschiedlicher Genese (z.B. nach einem Schlaganfall oder nach
operativen Eingriffen am Gehirn) die häufigere
Ursache von Amusien dar. Seltene Ätiologien
von Amusien und historische Aspekte dieses
Phänomens ergänzen diese Einführung in ein
noch wenig erforschtes Gebiet der Musikphysiologie. Abschließend wird auf Aspekte der
Therapie von Amusien eingegangen.
Schlüsselworte
Amusie, Musikalitätsstörungen, Musikverarbeitung, zerebrale Läsionen, Schlaganfall
Summary
Amusias – an introduction to the phenomenon of congenital and acquired cerebral
disturbances of musicality
Amusias constitute acquired or congenital
cerebral disturbances of musical abilities. This
article describes the current system of classification and gives an overview of various etiologies of amusias. In contrast to congenital
amusia, the acquired types of this disorder
constitute the most common form and are the
result of different etiologies, e.g. stroke or brain
surgery. This introduction into a little researched area of music physiology also discusses rare etiologies for amusia and historical
aspects of the phenomenon. The article ends
by presenting several therapeutic options for
the disorder.
Key Words
Amusia, Musical disorders, music perception,
cerebral lesions, stroke
1. Einführung
1.1
Einleitung
Die Untersuchung von cerebralen Störungen
der Musikalität geht zurück bis in die Anfänge
der Neuropsychologie. Wenige Jahre nachdem
Broca (1861) den ersten Fall einer Sprachstörung als Folge einer Läsion der frontalen Region der linken Gehirnhemisphäre beschrieben
hatte, veröffentlichte Bouillaud (1865) die erste
Serie von Fällen, in denen ein Verlust verschiedener musikalischer Fähigkeiten infolge
eines Schlaganfalls aufgefallen war.
Das lange bestehende Interesse an Musikalitätsstörungen ist sicherlich auch Folge der faszinierenden Beobachtung, dass musikalische
Funktionen, z.B. nach einer cerebralen Läsion,
auf eine hochselektive Weise beeinträchtigt,
aber auch ausgespart werden können. So
kann ein Hirnschaden selektiv musikalische
Fähigkeiten beeinflussen, während das gesamte sonstige kognitive System (einschließlich der Sprache) weitgehend intakt bleiben
kann. Ein grundlegendes Interesse an diesen
musikalischen Beeinträchtigungen entstand
auch dadurch, dass sie allgemeine Prinzipien
widerspiegeln, die den musikalischen Funktionen auch im normalen Gehirn zugrunde liegen.
Die älteste und am häufigsten benutzte Methode der Neuropsychologie ist in diesem Zusammenhang die Untersuchung von Patienten
mit akzidentellen Hirnschäden. In den letzten
Jahren kamen zunehmend moderne neurophysiologische und bildgebende Untersuchungsmethoden zum Einsatz.
1.2
Begriffsbestimmung Amusie
Zur historischen Entstehung des Begriffs Amusie
berichtet
Feuchtwanger
(1932):
„…Historisch stammt der Terminus „Amusie“
(nach dem Zeugnis Kußmauls) von dem
Sprachpathologen Steinthal, der unter „Amousoi“ Menschen verstand, „denen mit den Worten auch die Noten aus dem Sinn kommen.“…“
Er bezieht sich dabei wahrscheinlich auf dessen Arbeit „Einleitung in die Psychologie und
Sprachwissenschaft“ (Steinthal und Misteli
1871). Der Begriff Amusie wurde ferner von
Knoblauch (1888) als frühestes kognitives Modell der Musikverarbeitung eingeführt. Das Alpha privativum dieses Begriffs bedeutet den
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C. Schlesiger & S. Evers - Amusien
Verlust des Musischen, der Musikalität. Im
Laufe der Zeit hat sich etabliert, hierunter ausschließlich den Verlust der cerebralen Aspekte
von Musikalität zu verstehen. Bis heute gibt es
allerdings keine einheitliche Definition von Musikalität. Sie bedeutet musikalische Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sich teilweise auch
gegenseitig bedingen.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben,
zählen hierzu:
2. Motorische Amusie
Defizite der motorischen Funktionen wie
Singen, Spielen eines Instrumentes etc.
aufgrund von cerebralen Läsionen oder
Funktionsstörungen
Fähigkeiten der Sinneswahrnehmungen
wie z.B. das Erkennen und die Diskrimination von Tonhöhe, -dauer und -intensität
(d.h. unspezifische akustische Fähigkeiten);
Fähigkeiten des Auffassens und Erinnerns
von Melodien, Rhythmen, Klangfarben und
Akkorden (d.h. spezielle musikalische perzeptive Fähigkeiten);
die Fähigkeit der stilistischen und ästhetischen Bewertung von Musikwerken mit
zunehmender musikalischer Erfahrung;
expressive und produktive Fähigkeiten der
musikalischen Gestaltung, die Geschicklichkeit im Umgang mit einem Instrument
und der Stimme (d.h. sowohl technische
als auch stilistische und expressive Aspekte der Musikproduktion).
Die heute gebräuchliche Einteilung der Amusien ist angelehnt an den Vorschlag von Benton (1977):
-
-
-
Aufgrund der Notwendigkeit einer Themenbegrenzung wird in dieser Arbeit vorwiegend auf
die Aspekte der Musikperzeption und der Musikverarbeitung, nicht aber auf produktive, stilistische o. ä. Aspekte eingegangen.
1.3
Formen der Amusie
Musikalische Dysfunktionen wurden meist in
Analogie zu den besser erforschten Sprachstörungen, den Aphasien, untersucht. Dementsprechend resultieren die ersten und einfachsten Einteilungen der Amusien auch aus diesem
Bereich.
1. Sensorische Amusie (Ton- und Melodietaubheit)
Unfähigkeit, z.B. Tonhöhendifferenzen zu
erkennen, leicht veränderte Melodien zu
unterscheiden etc.. Musik kann aber in
manchen Fällen noch als solche identifiziert
und von Sprache abgegrenzt werden. Die
so genannte akustische Agnosie (auch
Aphasia auditoria s. acustica, modern auch
kortikale Taubheit) bezeichnet die Unfähigkeit, Gehörwahrnehmungen mit dem akustischen Erinnerungsgut zu identifizieren und
gehört somit nach dieser Definition zu den
sensorischen Amusien.
3. Musikalische Alexie (Notenblindheit)
Unfähigkeit, ein musikalisches Notenbild
zu lesen bzw. zu verstehen (wohl aber es
als ein solches zu erkennen)
1. Oral expressive oder vokale Amusie
Unfähigkeit, zu Singen (sowohl von
Texten als auch von rein musikalischen Elementen ohne Sprache)
2. Instrumentale Apraxie
Störung von (sinnvollen) Handlungen
und Bewegungsabläufen trotz einer
erhaltenen Bewegungsfähigkeit und
Wahrnehmung
3. Musikalische Agraphie
Unfähigkeit, gehörte Töne niederzuschreiben oder vom Blatt zu kopieren,
fast immer assoziiert mit verbaler
Agraphie
4. Musikalische Amnesie
Unfähigkeit, bekannte Melodien zu erkennen oder zu singen, es kann aber
Ton für Ton nachgesungen werden;
Musik wird aber als solche erkannt und
kann von Sprache abgegrenzt werden
5. Musikalische Alexie
Unfähigkeit, musikalische Noten zu lesen; Wörter und Symbole können allerdings gelesen werden; häufig auch
weitere Störungen der musikalischen
Wahrnehmung und Sprache; meist mit
Störungen des verbalen Gedächtnisses assoziiert
6. Rhythmus-Wahrnehmungsstörungen
Meist perzeptive und expressive Aspekte der Rhythmuswahrnehmung
gemeinsam betroffen
7. Rezeptive Amusie
Unfähigkeit, Töne, Lautstärke, Klangfarbe und Rhythmus zu unterscheiden;
meist assoziiert mit Worttaubheit und
auditiv-agnostischen Ausfällen anderer
Art
Musikphysiologie und Musikermedizin 2005, 12. Jg., Nr. 1
1.4
Abgrenzung von Amusie und Aphasie
Wie bereits erwähnt folgen manche Einteilungen der Amusien denen der Aphasien. Daher
sollen zum besseren Verständnis einige kurze
Hinweise zur Aphasie gegeben werden. Anschließend wird auf die Frage der Koinzidenz
beider Symptome eingegangen.
Unter einer Aphasie versteht man eine zentrale
Sprachstörung nach (weitgehend) abgeschlossener Sprachentwicklung.
Sie kann in unterschiedlicher Ausprägung auftreten und verschiedene Komponenten des
Sprachsystems (Phonologie, Syntax, Lexikon,
Semantik) betreffen, auch sprachabhängige
Leistungen wie Lesen und Schreiben können
zusätzlich beeinträchtigt sein. Von der Aphasie
unterschieden wird die Dysarthrie, die eine rein
motorische Störung der Sprachproduktion beschreibt, ohne dass Sprachplanung und
Sprachverständnis beeinträchtigt sind.
Die heute im klinischen Alltag gebräuchliche
Einteilung unterscheidet:
1. Motorische
Aphasie
(sog.
BrocaAphasie) mit stark gestörter Sprachproduktion bei nur leicht gestörtem Sprachverständnis
2. Sensorische Aphasie (sog. WernickeAphasie) mit einem stark gestörten
Sprachverständnis bei flüssiger Sprachproduktion
3. Amnestische Aphasie mit Wortfindungsstörungen, Paraphasien (Sprechstörung,
bei der es zum Versprechen, zur Vertauschung von Wörtern und Lauten oder zur
Verstümmelung von Wörtern kommt) und
leicht gestörtem Sprachverständnis bei
meist flüssiger Sprachproduktion
4. Globale Aphasie mit einer ausgeprägten
Störung sowohl des Sprachverständnisses, als auch der Sprachproduktion; häufig
kommen nur einzelne Wörter, aber auch
Paraphasien, Neologismen (Wortneuschöpfungen) und Sprachautomatismen
vor.
Während in den meisten Fällen das Auftreten
von Symptomen einer Amusie mit denen einer
Aphasie assoziiert ist, berichten einige Autoren
über Fälle von Amusie ohne Aphasie.
Einen der ersten Hinweise auf das isolierte
Auftreten amusischer Symptome gab Edgren
(1895). Er beschrieb fünf Patienten mit rein
musikalischen Störungen gegenüber 23 Patienten, die an einer Störung sowohl musikalischer als auch sprachlicher Fertigkeiten litten.
Aktuellere Beispiele einer „reinen“ Amusie finden sich exemplarisch bei Peretz et al. (1997),
Picirilli et al. (2000).
9
Auch die sog. kongenitale, also angeborene
Amusie, auf die später noch detaillierter eingegangen wird, ist ein Beispiel für das isolierte
Auftreten amusischer Symptome
2. Klinische Manifestationen und
Ätiologie der Amusie
2.1
Amusie bei Patienten mit zerebralen
Läsionen
In der neuropsychologischen Forschung ist seit
langem bekannt, dass cerebrale Läsionen zu
Einschränkungen der musikalischen Fähigkeiten führen können.
So genannte Läsionsstudien (also Untersuchungen an Menschen mit einer wie auch immer verursachten Schädigung einer umschriebenen Gehirnregion) können für das Verständnis der Musikperzeption und –verarbeitung
wichtige Hinweise liefern.
Frühe Einzelfallbeschreibungen finden sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts, beispielsweise in der Hirnchirurgie (Mann 1898). Im 20.
Jahrhundert finden sich vermehrt Fallberichte
über amusische Symptome, so bei Wertheim
(1969) und Benton (1977). Peretz (1990) untersuchte in den 90er Jahren Patienten mit unilateralen und bilateralen Hirnschäden. Sie überprüfte die musikalischen Fähigkeiten von
linkshemisphärisch geschädigten Patienten im
Vergleich zu denen von rechtshemisphärisch
Geschädigten anhand verschiedener Tests, in
denen beispielsweise Melodiekontur und Metrum bzw. Tonhöhe und die zeitliche Dimension
variiert wurden.
Die Ergebnisse waren konsistent mit der Annahme einer hierarchischen Beteiligung der
zerebralen Hemisphären, in der die rechte
Hemisphäre aufgrund ihrer globalen Verarbeitungsweise die Melodie abbildet, die linke Hemisphäre dagegen für die Intervallstruktur (also
das Erkennen einzelner Intervalle) zuständig
ist. Im Hinblick auf die zeitliche Dimension
wurde lediglich die Unterscheidung von Zeitwerten, also des Rhythmus, durch eine – sowohl linksseitige als auch rechtsseitige – Läsion beeinträchtigt, während die Interpretation
des Metrums einer musikalischen Sequenz
überwiegend unverändert blieb. Peretz spricht
in diesem Zusammenhang von einer doppelten
Dissoziation hinsichtlich der Verarbeitung von
Tonhöhe und Rhythmus.
In einer weiteren Arbeit berichteten Peretz et
al. (1994) von zwei Patienten mit bilateralen
Läsionen des temporalen Cortex, die eine Reihe von funktionalen Dissoziationen in auditorischen Bereich zeigten. Die Perzeption von
Sprache und Umgebungsgeräuschen war bei
diesen Patienten erhalten, die Perzeption von
10
Melodien, Prosodie und Stimmen aber beeinträchtigt. Da die Verarbeitung melodischer,
nicht aber rhythmischer Variationen musikalischer Sequenzen selektiv gestört war, gingen
die Autoren davon aus, dass das vorliegende
Defizit nicht auf eine generelle Beeinträchtigung des auditorischen Gedächtnisses oder
der sequenziellen Verarbeitung zurückgeführt
werden kann. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass die Melodieverarbeitung nicht
durch eine generelle auditorische Architektur
(für Sprache, Geräusche, Prosodie und Musik)
vermittelt wird, sondern dass es für diese Aufgabe spezialisierte cortikale Subsysteme geben muss, die sich im Bereich des Gebiets der
Läsionen befinden.
Griffith et al. (1997) berichteten in einer Fallstudie über einen 75-jährigen Patienten mit einem rechtsseitigen zerebralen Infarkt, der zwischen dem Versorgungsgebiet der A. cerebri
media und dem der A. cerebri posterior lokalisiert war und den Bereich der Inselregion mit
einschloss. Der Patient klagte neben anderen
neurologischen Symptomen über einen Verlust
seiner musikalischen Fähigkeiten. Die durchgeführte Testung erbrachte ein dissoziiertes
rezeptives musikalisches Defizit bei gleichzeitig normalem Verständnis von Umgebungsgeräuschen und Sprache: Während die Unterscheidung kontinuierlicher Veränderungen von
Frequenzen (veränderte Sinusfrequenzen)
möglich war, bestand ein Defizit in der Analyse
schneller zeitlicher Sequenzen von komplexen
Tönen, das möglicherweise seiner musikalischen Einschränkung zugrunde lag. Nach Ansicht der Autoren unterstützt dieser Fall die
Wahrscheinlichkeit einer Existenz der Amusie
als eigenständige Form einer auditiven Agnosie, zeigt aber auch, dass – anders als von Peretz angenommen – bilaterale Läsionen nicht
erforderlich sind, um ein solches musikalisches
Defizit hervorzubringen.
Ein Jahr später veröffentlichten Münte et al.
(1998) eine Studie, in der 12 Patienten mit einer akuten cerebrovaskulären Läsion untersucht wurden. Bei ca. der Hälfte dieser Patienten ergaben sich Defizite in der Musikperzeption. Es zeigte sich, dass die Amusie-Gruppe
gegenüber den Patienten ohne amusische
Symptome sowie der Kontrollgruppe der Normalprobanden in elektrophysiologischen Untersuchungen eine signifikante Beeinträchtigung in der frühen Reizerfassung aufwies. Die
Autoren vermuten daher eher Einschränkungen genereller und „früher“, nicht musikspezifischer kognitiver Prozesse als Ursache
der in dieser Untersuchung sehr häufig auftretenden Amusien.
Schuppert et al. (2000) untersuchten 20 Patienten mit erstmalig aufgetretenen, fokalen, unilateralen cerebrovaskulären Läsionen des
Frontal-, Temporal- oder Parietallappens mit-
C. Schlesiger & S. Evers - Amusien
hilfe einer eigens entwickelten Testbatterie.
Einschränkungen in der Musikverarbeitung
fanden sich bei 62,5% der Patienten mit einer
Schädigung der rechten Hemisphäre und bei
75% der Patienten mit einer linkshemisphärischen Läsion. Insgesamt zeigten 69% der untersuchten Patienten Symptome einer Amusie.
In der Studie wurden gezielt sowohl lokale (analytische) als auch globale Perzeptionsmechanismen untersucht (lokal: Intervall und
Rhythmus; global: Melodiekontur und Metrum).
In der Analyse der Befunde kristallisierte sich
für die Autoren eine hierarchisch angeordnete
Organisation der Musikverarbeitung heraus, in
der die rechte Hemisphäre initial Kontur und
Metrum einer musikalischen Sequenz erfasst,
woraufhin Untersysteme der linken Hemisphäre Intervalle und Rhythmen identifizieren. Die
Diversität der Profile neuropsychologischer Defizite nach Hirnläsionen lässt allerdings die Annahme einer strengen Hemisphären-Spezifität
für Musikperzeption aus Sicht der Untersucher
fraglich erscheinen. Schuppert et al. (2000)
gehen dagegen von einem individuellen, zwischen den Hemisphären komplex verknüpften
neuralen Netzwerk aus, das durch individuelle
Aspekte von Musikalität und musikalisches
Verhalten entscheidend in seiner Plastizität mit
beeinflusst werden kann.
Diese Untersuchung wurde später erweitert,
indem bei 12 Patienten mit einem erstmaligen
unilateralen ischämischen Schlaganfall, von
denen 6 Patienten Symptome einer Amusie
zeigten, zusätzlich ereigniskorrelierte Potentiale abgeleitet wurden (Kohlmetz et al. 2001). Es
stellte sich heraus, dass Patienten mit Symptomen einer Amusie eine Störung der Orientierungsreaktion des Gehirns aufwiesen, die
sie signifikant sowohl von der Kontroll- als
auch von der Patientengruppe ohne Symptome einer Amusie unterschieden. Diese Daten
weisen erneut auf die hohe Prävalenz amusischer Symptome bei Schlaganfallpatienten hin
(hier: 50%), zeigen aber zudem, dass bei betroffenen Patienten, zumindest teilweise, auch
Defizite in der basalen auditorischen Informationsverarbeitung bestehen, die möglicherweise
mit einer Einschränkung in der unspezifischen,
automatischen Klassifikation von auditorischen
Stimuli zusammenhängen.
Eine Untersuchung von 20 Patienten, die aufgrund einer Blutung in einer Hemisphäre an
einem Gehirngefäß operiert wurden, führten
Ayotte et al. (2000) durch. 35% dieser Patienten zeigten ausgeprägte oder leichte Zeichen
einer musikalischen Agnosie.
Während Läsionen des rechten Temporal- oder Parietallappens häufiger mit einer Amusie
bei Menschen einhergeht, die keine musikalische Erfahrung haben (Peretz 1990; LiegeoisChauvel et al. 1998; Schuppert et al. 2000),
kann es bei denselben Personen bei einer
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linkshemisphärischen Läsion häufig zu einem
erhaltenen Musikverständnis bis hin zu einer
erhaltenen Kommunikationsfähigkeit über Musik kommen, während die Sprachproduktion
und das Sprachverständnis deutlich eingeschränkt bis ausgefallen sind (Yamadori et al.
1977; Happe et al. 1999). Interessanterweise
spielt die Sprachdominanz der Hemisphäre für
die Musikverarbeitung wahrscheinlich keine
Rolle (Evers et al. 2002).
2. 2
Amusie bei anderen Erkrankungen
des ZNS
Kaga et al. (2003) berichteten über vier Kinder,
deren bilaterale auditorische Cortices im frühen
Kindesalter
durch
eine
HerpesEnzephalitis geschädigt worden waren. Neben
einem geringen Hörverlust (keine Taubheit)
fand sich ein Verlust fast aller auditiver perzeptiver Fähigkeiten bei allen vier Kindern, die
mittlerweile in spezialisierte Schulen für behinderte bzw. hörgeschädigte Kinder eingegliedert
wurden.
Den ersten bekannten Fall eines Zusammenhangs zwischen Amusie und Epilepsie beschrieben Bautista und Ciampetti (2003). Es
handelte sich dabei um eine 43-jährige Frau,
die als aktives Kirchenchormitglied Veränderungen ihrer Stimme bemerkt hatte. Gleichzeitig waren intermittierende Parästhesien der linken oberen Extremität und des Gesichts aufgetreten. Eine genaue Untersuchung (insbesondere hinsichtlich der Prosodie) ergab eine Verarmung der Tonhöhenvariationsmöglichkeit
und Schwierigkeiten mit der Intonation, woraus
eine monotone Sprache mit wenig spontaner
Prosodie resultierte. Die Schwierigkeiten beim
Singen ergaben sich durch die Unfähigkeit,
präzise Tonhöhenunterschiede zu produzieren.
Im EEG zeigten sich sechs Episoden von epilepsietypischer Aktivität im rechten temporooccipitalen Cortex, die jeweils etwa 30 Sekunden andauerten. Nach der Einstellung mit einem antiepileptischen Medikament (Phenytoin
300 mg/die) waren die beschriebenen Symptome komplett rückläufig.
2. 3
Kongenitale Amusie
Amusie bedeutet nicht zwangsläufig eine erworbene Einbuße musikalischer Fähigkeiten.
Manche Menschen haben beispielsweise von
Geburt an große Schwierigkeiten, sich Sprache anzueignen, was nicht Folge eines Hörschadens, einer mentalen Retardierung oder
eines Mangels an akustischer Stimulation
durch die Umwelt ist. Solche spezifischen Störungen der Sprache bzw. Sprachentwicklung
betreffen zwischen 3-6% der Bevölkerung (Ayotte et al. 2002).
11
Die Möglichkeit, dass einzelne Menschen unter
einem möglicherweise angeborenen, selektiven Defizit der Musikverarbeitung leiden, wird
bereits seit über hundert Jahren in Erwägung
gezogen. Allerdings gab es bisher nur einige
wenige, zum Teil anekdotenhafte Berichte, die
eine solche Annahme stützen konnten.
Der Neuropsychologe Norman Geschwind
(1984) berichtete beispielsweise von einem
Mann, der aus einer Familie stammte, in der
neben ihm mehrere Familienmitglieder unter
einer Einschränkung der musikalischen Fähigkeiten litten. Obwohl dieser drei Fremdsprachen fließend sprechen konnte, war er nicht in
der Lage, ein bekanntes Lied zu singen, die
Höhe zweier Töne zu unterscheiden oder einen Rhythmus zu halten, obwohl er als Kind
einen intensiven Musikunterricht erhalten hatte.
Die Forschungsgruppe um Isabelle Peretz beschäftigt sich seit langem mit diesem Phänomen, das die Bezeichnung kongenitale (angeborene) Amusie erhielt. Wie der Begriff sagt,
handelt es sich um das Phänomen von der
Geburt an gegenüber der Norm eingeschränkter musikalischer Fähigkeiten. Hyde und Peretz (2003) nehmen mit geschätzten 4% der
Gesamtbevölkerung für die kongenitale Amusie eine ähnlich hohe Prävalenz an, wie sie für
umschriebene Sprachentwicklungsstörungen
besteht.
Die kongenitale Amusie, früher auch als Tontaubheit (tone deafness) bezeichnet, ist eine
lebenslange Einschränkung, die es betroffenen
Individuen trotz normaler Hörfähigkeit (messbar in der Audiometrie) und teils überdurchschnittlicher intellektueller, Sprach- und Gedächtnisleistungen unmöglich macht, grundlegende musikalische Fähigkeiten zu entwickeln.
In einer Untersuchung von 11 Erwachsenen
mit kongenitaler Amusie (Ayotte et al. 2002)
fanden sich vor allem massive Einschränkungen in der Fähigkeit, Tonhöhen zu unterscheiden, ferner Probleme mit dem musikalischen
Gedächtnis sowie teilweise sogar eine Unfähigkeit, Melodien anhand ihres Rhythmus zu
unterscheiden. Fast alle Untersuchten hatten
Schwierigkeiten, im gleichen Takt mit einem
vorgegebenen musikalischen Rhythmus zu
bleiben. Interessanterweise differenzierten Bella und Peretz (2003) diese Schwierigkeit in einer Untersuchung von acht Individuen mit kongenitaler Amusie, die aufgefordert wurden, im
Takt des „Bolero“ Maurice Ravels mitzuklopfen: Dies war der Amusie-Gruppe völlig unmöglich, während denselben Personen das
Mitklopfen mit isochronen, nichtmusikalischen
Geräuschen keine Schwierigkeiten bereitete.
Interessanterweise waren die amusischen
Probanden durchaus in der Lage, Tonhöhenunterschiede in gesprochener Sprache zu verstehen, beispielsweise die Unterschiede in der
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C. Schlesiger & S. Evers - Amusien
Prosodie zwischen „She is rich?“ und „She is
rich!“. Die Tatsache, dass die Tonhöhendifferenzierung gesprochener Sprache bei den
Personen mit kongenitaler Amusie unberührt
bleibt, spricht für eine Musik-spezifische Einschränkung mit Aussparung der Sprachdomäne.
Drayna et al. (2001) zeigten in einer genetischen Zwillingsuntersuchung, in der die Probanden bekannte Melodien identifizieren
mussten, in die eine falsche Note eingefügt
worden war, eine Vererbbarkeit der Fähigkeit
zur Tonhöhendiskriminierung von 70-80%.
2. 4
Sonstige Ursachen der Amusie
Alle Einflüsse, welche die an der Musikperzeption und –verarbeitung beteiligten Strukturen in
relevantem Maße beeinträchtigen, können
amusische Symptome hervorrufen.
An dieser Stelle sollen beispielhaft einige (seltene) Ätiologien von Amusien genannt werden.
Chirurgische Eingriffe am Gehirn verletzen fast
zwangsläufig mehr oder weniger große Gewebemengen, die potentiell an der Musikverarbeitung beteiligt sein können.
Ein Beispiel dafür ist die mikrochirurgische
Therapie pharmakoresistenter Epilepsien, bei
denen ein umschriebener, gut zugänglicher epileptogener Focus nachweisbar ist, dessen
Entfernung aller Wahrscheinlichkeit nach keine
zusätzlichen neurologischen Ausfälle zur Folge
hat.
Liegeois-Chauvel et al. (1998) untersuchten
die Musikverarbeitung bei 65 rechtshändigen
Patienten, die sich aufgrund einer therapierefraktären Epilepsie einer unilateralen temporalen Cortektomie unterzogen hatten sowie 24
Kontrollprobanden. Die Patienten wurden hinsichtlich ihrer Fähigkeit untersucht, Änderungen in Intervallen sowie Unterschiede in
Rhythmen und Metren zu erkennen, indem ihnen Sequenzen einfacher musikalischer Phrasen mit Variationen entweder in der Tonhöhe
oder der zeitlichen Dimension präsentiert wurden.
Aufgrund der genauen Kenntnis der jeweiligen
(iatrogenen) cerebralen Läsionen konnte eine
Zuordnung der musikalischen Funktion zur cerebralen Lokalisation erfolgen. Dabei zeigte
sich, dass nach einer rechtsseitigen temporalen Cortektomie hinsichtlich der Unterscheidung von Melodien sowohl die Information über die Melodiekontur als auch über die Intervalle beeinträchtigt ist. Eine linksseitige temporale Cortektomie beeinträchtigte dagegen lediglich die Verfügbarkeit der IntervallInformationen. Die Entfernung eines Teils des
auditorischen Cortex (hinterer Teil des Gyrus
temporalis superior) schädigte vor allem die
Verarbeitung von Tonhöhen- und zeitlichen
Veränderungen.
Vom Fall eines 31-jährigen Chorleiters, der
sich aufgrund einer medikamentös nicht behandelbaren Epilepsie mit sog. GesangsAnfällen (der Patient schlug in den Anfällen die
Oberschenkel zusammen und sang kurze Melodien) einer Resektion im Bereich des rechten
Frontallappens unterzog, berichteten McChesney-Atkins et al. (2003). Während der chirurgische Eingriff ihn anfallsfrei machte, war seine
postoperative Amusie so ausgeprägt, dass er
nicht länger als Chorleiter tätig sein konnte.
Vor dem chirurgischen Eingriff war er in der
Lage, einen Chor zu leiten und mitzusingen,
auch wenn er bisher keine formale musikalische Ausbildung erhalten hatte und nicht fähig
war, Noten zu lesen.
Nach dem Eingriff bemerkte der Patient
Schwierigkeiten hinsichtlich der Tonhöhe, des
Rhythmus und des musikalischen Gesamteindrucks eines Stücks und stellte eine Unfähigkeit fest, Lieder zu singen, die ihm eigentlich
gut bekannt waren. Auffälligkeiten in der
Sprachprosodie ergaben sich nicht.
Einen Fall musikalischer Agraphie stellten Midorikawa und Kawamura (2000) vor. Eine 53jährige Klavierlehrerin unterzog sich aufgrund
eines Meningeoms im Bereich des linken Seitenventrikels einer Operation, die über einen
hoch-parietalen Zugangsweg durchgeführt
wurde. Kurze Zeit nach dem Eingriff stellte sie
sich in einer neurologischen Klinik vor. In der
Eingangsuntersuchung wurden u. a. eine
Agraphie und eine musikalische Agraphie ohne
Aphasie oder Apraxie festgestellt. Während
sich die Agraphie innerhalb weniger Monate
vollständig zurückbildete, blieb die Fähigkeit,
Melodien in Notentext aufzuschreiben, deutlich
gestört (musikalische Agraphie). Die Patientin
war lediglich in der Lage, sehr langsam einzelne Noten zu lesen oder zu schreiben.
Yoshikawa und Abe (2003) berichteten über
zwei Kinder (ein 7-jähriger Junge und ein 14jähriges Mädchen), die als antikonvulsive Medikation aufgrund einer Epilepsie die Substanz
Carbamazepin erhielten. Beide berichteten
kurz darauf, dass sich Umweltgeräusche wie
die Schulglocke, das Telefonklingeln, der
Gameboy etc. in der Tonhöhe verändert hätten. Beim Klavierspielen bemerkten die Kinder,
dass jede Note einen Halbton tiefer klang, als
gewohnt. Nach dem sofortigen Absetzen des
Carbamazepins war die beschriebene Tonhöhenveränderung innerhalb kurzer Zeit rückläufig. Plasmaspiegelkontrollen des Medikaments
ergaben keinen Hinweis auf eine Intoxikation.
Der Mechanismus, über den Carbamazepin
die Tonhöhenperzeption stört, ist nicht bekannt. Chaloupka et al. (1994) vermuten, dass
subtile Veränderungen der mechanischen Ei-
Musikphysiologie und Musikermedizin 2005, 12. Jg., Nr. 1
genschaften des Corti-Organs durch Carbamazepin für diese veränderte Tonhöhenwahrnehmung verantwortlich sind. In allen bisher
beobachteten Fällen waren die Veränderungen
jedenfalls vollständig reversibel. Carbamezepin
war in anderen Fällen Ursache von musikalischen Halluzinationen, so dass diese Substanz
möglicherweise bei einigen Menschen als exogene Ursache von Störungen der Musikperzeption in Betracht kommt (Evers und Ellger
2004).
2. 5
Historisches – Maurice Ravel
Das Phänomen der Amusie ist auch aus der
jüngeren Musikgeschichte bekannt.
Der berühmte französischer Komponist Maurice Ravel (1875-1937) litt wahrscheinlich an
einer progressiven (degenerativen) cerebralen
Erkrankung unbekannter Ätiologie, die als ursächlich für verschiedene amusische Symptome gewertet wird (Amaducci et al. 2002).
Obwohl sich erste Zeichen einer neurologischen Erkrankung möglicherweise bereits
1927 manifestierten, zeigte Ravel weiterhin
über mehrere Jahre ein enormes Potential für
musikalische Erfindungen.
Ravels Symptome schlossen eine Aphasie,
Agraphie, Alexie und Apraxie ein. Zusätzlich
traten Einschränkungen im musikalischen Bereich auf: Die Unfähigkeit, ein Stück vom Blatt
zu spielen, aus der Erinnerung seine eigenen
Kompositionen zu spielen (außer ein paar Takten) und gehörte Noten zu benennen oder aufzuschreiben. Auf der anderen Seite war Ravel
in der Lage, kleinste Fehler bei der Aufführung
seiner Werke zu bemerken.
Amaducci et al. (2002) gehen von einer vorwiegenden, wenn auch nicht ausschließlichen
Einschränkung linkshemisphärischer Funktionen aus. Sie postulieren, dass einige späte
Kompositionen Ravels, namentlich das „Concerto for the Left Hand“ und möglicherweise
auch der „Bolero“ bestimmte Eigenschaften
vorwiegend rechtshemisphärisch vermittelter
musikalischer Fähigkeiten wiedergeben und
somit den Einfluss der neurologischen Erkrankung auf Ravels kreativen Prozess zeigen.
Münte (2002) nennt im Zusammenhang mit
dem Phänomen Amusie gleich mehrere historische Persönlichkeiten, die unter einer sog.
Tontaubheit (tone deafness) litten (später als
kongenitale Amusie bezeichnet): Che Guevara
sowie die beiden Präsidenten der Vereinigten
Staaten, Theodore Roosevelt und Ulysses S.
Grant. Von Letzterem ist überliefert, er habe
einmal zu einem Reporter gesagt: „I only know
two tunes. One of them is Yankee Doodle and
the other isn’t. “
13
3. Therapeutische Aspekte
In den bisherigen Studien wird kein Bezug auf
den Verlauf amusischer Symptome genommen. So ist unbekannt, wie weit sich amusische Störungen nach einem Schlaganfall wieder zurückbilden können. Bei den Aphasien ist
dies sehr viel besser untersucht, dort hat sich
bereits seit Langem ein eigener Berufszweig,
die Logopädie, etabliert.
Es ist anzunehmen, dass sich amusische Störungen ähnlich den aphasischen zum Teil
spontan zurückbilden können. Möglicherweise
können diese aber auch durch ein gezieltes
musikalisches Training günstig
beeinflusst
werden. Ein erster, sinnvoller Schritt für die
Behandlung der Amusien wäre allerdings zunächst die Einigung auf eine einheitliche Klassifizierung von Musikalitätsstörungen. Bisher
ist der Begriff Amusie noch nicht einmal in das
Diagnosesystem der ICD (Internationale Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation) aufgenommen worden.
Eine klare Klassifizierung der amusischen
Symptome könnte zu einer Standardisierung
der Testverfahren führen, was wiederum Voraussetzung dafür wäre, dass verschiedene
Therapiekonzepte in der Behandlung der Amusie miteinander vergleichbar würden.
Es fehlt zum jetzigen Zeitpunkt eine ausreichende Erfahrung, wie das Training von musikalischen Fähigkeiten z.B. bei Patienten nach
einem Schlaganfall konkret aussehen könnte.
Anders ist dies bei der Aphasie, für die es klare
Therapiekonzepte gibt.
Zu untersuchen wäre in diesem Zusammenhang auch der Einfluss anderer Therapieformen, z.B. der Einsatz von bestimmten (z.B.
dopaminergen) Medikamenten oder der
Transkraniellen Magnetstimulation, welche experimentell bereits in der Behandlung der Aphasien angewendet werden.
Es ist den Menschen, die an einem Verlust
musikalischer Fähigkeiten leiden, zu wünschen, dass das Interesse am Phänomen Amusie sich nicht nur auf neue Erkenntnisse zur
Funktionsweise des Menschlichen Gehirns beschränkt, sondern auch auf die therapeutischen Aspekte bezieht.
14
4. Literatur
1. Amaducci L, Grassi E, Boller F. Maurice
Ravel and right-hemisphere musical creativity: influence of disease on his last musical works? Eur J Neurol 2002; 9: 75-82
C. Schlesiger & S. Evers - Amusien
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15
Anschriften der Verfasser:
Dr. med. Dipl.-Musiktherapeut
Christian Schlesiger
Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck
Am Roseneck 6
83209 Prien am Chiemsee
PD Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Universitätsklinikum Münster
Albert-Schweitzer-Str. 33
48149 Münster
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