Standort Zeuthen Neutrinos Gammastrahlung Multi

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HIMMELS
BOTENª
Die Astroteilchenphysik auf der Suche
nach kosmischen Quellen
Proton
Neutrino
Photon
Die Erde ist ständig einem unsichtbaren Teilchenregen aus dem Weltall ausgesetzt. Unter kosmischer Strahlung verstand man
bisher geladene Teilchen, wie Protonen und leichte Kerne. Heute versuchen Astroteilchenphysiker mit speziellen Detektoren auch
hochenergetische Photonen (Gammastrahlung) und Neutrinos nachzuweisen, die zusammen mit den geladenen Teilchen erzeugt
werden. Einige der Teilchen aus dem Kosmos erreichen schwindelerregende Energien. Doch wo liegen die Quellen dieser hochenergetischen Geschosse? Wie gelingt es der Natur, die Teilchen auf derartige Energien zu beschleunigen?
Standort Zeuthen
DESY in Zeuthen beteiligt sich an mehreren
internationalen Forschungsprojekten zum
Nachweis von hochenergetischen Neutrinos und Gammastrahlung aus kosmischen
Quellen: IceCube und IceTop am Südpol,
H.E.S.S. in Namibia, MAGIC auf der Kanarischen Insel La Palma, VERITAS in Arizona,
USA, das Weltraumteleskop Fermi und CTA.
Neutrinos
Auf der Suche nach Antworten bauten
DESY-Wissenschaftler aus Zeuthen am
Südpol in internationaler Zusammenarbeit den größten Teilchendetektor der
Welt – IceCube, ein Neutrinoteleskop der
Superlative.
Da Neutrinos nur sehr selten mit Materie
wechselwirken, benötigt man für ihren
Nachweis ein gigantisches Volumen von
einem Kubikkilometer. 5160 lichtempfindliche Sensoren wurden tief in das glasklare
Eis am Südpol gelassen.
Mit dem Nachweis von Neutrinos werden
die Forscher die ersten Fähnchen auf die
gegenwärtig noch weiße Himmelskarte
des Hochenergie-Neutrino-Universums
stecken.
Gammastrahlung
In Zukunft gehen DESY-Forscher mit dem
Cherenkov Telescope Array CTA auf die
Jagd nach hochenergetischer elektromagnetischer Strahlung aus dem Weltall.
Diese Teleskope bestehen aus
Beschleuniger | Forschung mit Photonen | Teilchenphysik
Deutsches Elektronen-Synchrotron
Ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
riesigen Spiegelsystemen, die das
atmosphärische Leuchten von Luftschauern, die von hochenergetischen Photonen
(Gammastrahlung) erzeugt werden, auf
milliardstel Sekunden schnelle Kameras
fokussieren.
Theoretisches Wissen
Von der Beschleunigung energiereicher
Teilchen im Universum bis zur Erforschung
dunkler Materie – ungelöste Fragen der
theoretischen Astroteilchenphysik beschäftigen eine Forschergruppe, die sowohl am
DESY als auch an der Universität Potsdam
beheimatet ist. Die theoretischen Untersuchungen liefern den wichtigen Hintergrund
für die wissenschaftlichen Arbeiten der
Experimentalphysiker.
Multi-Messenger
Die vollständige Landkarte des Hochenergie-Himmels wird sich erst erschließen, wenn wir alle Informationen, die der
Kosmos liefert, konsequent ausnutzen.
Die möglichen Botenteilchen (engl.
Messenger) aus dem All sind die Gammastrahlung, Neutrinos, geladene kosmische
Teilchen und in Zukunft vielleicht auch
Gravitationswellen. Dem Prinzip der MultiMessenger-Astronomie folgend setzen
auch die DESY-Forscher auf mehrere
dieser Himmelsboten.
GRENZ
GÄNGEª
Theoretische Astroteilchenphysik
stößt vor
Aktivitäten in Zeuthen
Kosmische Strahlung
Magnetfelder
Turbulente Strömung
Am DESY modellieren Wissenschaftler
interdisziplinär die Prozesse, die in
den gewaltigen natürlichen Teilchenbeschleunigern des Universums einzelnen
Elementarteilchen riesige Energiemengen
zuführen und damit kosmische Strahlung
erzeugen.
Der Ursprung der kosmischen Strahlung
und ihre Entstehungsprozesse gehören zu
den wichtigsten und zugleich schwierigsten Fragen der Physik des Universums. Die
natürlichen Beschleuniger geben einzelnen
Teilchen von der Größe eines Atomkerns
die Energie eines kräftig geschlagenen
Golfballs. Wie funktioniert das? Wo kommt
die Energie her und warum wird sie auf
wenige Teilchen konzentriert? Die Theoretische Astroteilchenphysik dringt in
die Grenzgebiete unseres Wissens, um
Antworten auf diese Fragen zu finden.
Zur Verfügung stehen dabei nur die
Messungen beispielsweise der Gammastrahlung, die in astrophysikalischen
Quellen erzeugt wird.
Astrophysikalische Quellen sind oft
viele Lichtjahre groß, die physikalischen
Prozesse der Teilchenbeschleunigung operieren jedoch auf sehr viel kleineren räumlichen Skalen, etwa eine Lichtsekunde groß
und oft noch weniger als das. Dies stellt
die theoretische Astroteilchenphysik vor
besondere Herausforderungen. Magnetische Felder spielen eine wichtige Rolle,
aber wie werde sie erzeugt, und vor allen
Dingen, unter welchen Bedingungen?
Es zeigt sich, dass die Natur die Energie großräumiger Strömungen ausnutzt,
um einzelne Teilchen zu beschleunigen.
Störungen in der Strömung spielen dabei
eine besondere Rolle. So wie Felsbrocken
in einem Gebirgsbach das fließende Wasser in einen wilden Mahlstrom verwandeln, so wird auch im Kosmos das Gas
verwirbelt und dadurch magnetisiert. Die
Forscher nutzen auch hier Computersimulationen, um diese Prozesse zu verstehen.
Die modellierte Anwachsrate
Modellierte Helligkeitsverteilung der
von elektrischen magnetischen
Die Darstellung zeigt, wie sich
Gammastrahlung eines Supernova-
Wechselfeldern. Umfangreiche
Magnetfelder (oben) und die Dichten
restes in der vom Vorgängerstern
Computersimulationen sind notwendig,
zweier Gaskomponenten einstellen
erzeugten Blase heißen Gases.
um der Natur Antworten zu entlocken.
können.
Beschleuniger | Forschung mit Photonen | Teilchenphysik
Deutsches Elektronen-Synchrotron
Ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
GEISTER
TEILCHENª
Jamie Yang/NSF
Nachweis kosmischer Neutrinos
am Südpol mit IceCube
Neutrinos
IceCube
50 Meter
Sie wurden 1930 von W. Pauli „erfunden“,
um die Energieerhaltung beim Kernzerfall
(β-Zerfall) zu gewährleisten. Erst 1956
gelang der experimentelle Nachweis dieser Geisterteilchen an einem Kernreaktor.
Inzwischen hat man drei Neutrinoarten entdeckt, νe, νμ, ντ, die mit den
drei Leptonen Elektron, Myon und Tauon
jeweils eine Familie bilden. Da Neutrinos
nur schwach mit Materie wechselwirken,
sind sie extrem schwer nachzuweisen.
Sie können ohne „anzustoßen“ die Sonne
oder die Erde durchfliegen. Um wenigstens einige einzufangen, benötigt man ein
großes Nachweisvolumen.
Für das Neutrinoteleskop IceCube wurde
ein Volumen von 1 km³ des antarktischen
Eises mit optischen Sensoren bestückt.
Der Neutrinonachweis erfolgt dabei indirekt. Wenn ein Myon-Neutrino in der Nähe
des Detektors auf ein Proton eines Eismoleküls trifft, dann kann ein Myon entstehen, das die Flugrichtung und einen
großen Teil der Energie des Neutrinos beibehält. Es bewegt sich mit nahezu Lichtgeschwindigkeit durch das glasklare Eis
und strahlt dabei Cherenkov-Licht ab, das
von den Lichtsensoren registriert wird. Mit
dieser Information lassen sich Richtung
und Energie des Myons und damit auch
des Neutrinos registrieren.
1450 Meter
Eiffelturm
324 Meter
2450 Meter
Unten: Blick auf die SüdpolDer IceCube-Detektor
Wegen der extremen Entfernung zu ihren
Quellen kommen nur sehr wenig hochenergetische Neutrinos auf der Erde an.
Darum erfordert ihr Nachweis gigantische
Detektoren.
station im antarktischen Sommer
IceCube wird ergänzt durch die IceTopTanks an der Eisoberfläche. Mit ihnen
werden Teilchenschauer gemessen, die
durch hochenergetische Kernteilchen in
der Atmosphäre erzeugt wurden.
60°
30°
0°
Richtungsverteilung von ca. 100 000 Neutrinos, die mit
dem teilinstallierten IceCube-Detektor im Jahr 2010
registriert wurden. Das Bild zeigt den Nordhimmel, den
IceCube „durch die Erde hindurch“ sieht.
Beschleuniger | Forschung mit Photonen | Teilchenphysik
Deutsches Elektronen-Synchrotron
Ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
Freija Descamps/NSF
24 h
Mehr Informationen
zu IceCube:
http://icecube.wisc.edu
KOSMISCHE
BESCHLEUNIGERª
ESA/NASA/the AVO project/Paolo Padovani
Gebündeltes Wissen der
Gammastrahlen-Astronomie
Ultimative
Beschleunigung
Kosmisches
Puzzlespiel
Gammastrahlen machen Teilchenbeschleuniger in unserem Universum sichtbar. Diese Strahlungsquellen produzieren
kosmische Teilchen (Elektronen und Atomkerne) mit weitaus höheren Energien, als
es mit irdisch realisierten Beschleunigern,
wie dem LHC, möglich ist. Nur in einigen
wenigen extremen Objekten im Universum
herrschen die richtigen Bedingungen: In
Explosionsschockwellen von explodierten
Sternen, Magnetfeldern schnell rotierender
Neutronensterne oder in sogenannten
„Jets” in der Umgebung Schwarzer Löcher.
Bei der Wechselwirkung der
beschleunigten Teilchen mit ihrer
Umgebung entsteht Gammastrahlung, die
uns direkt auf die Beschleunigungsprozesse rückschließen lässt. Jede verstandene Strahlungsquelle liefert ein Bauteil
zum Puzzle des gesamten Universums
und seines Energiehaushaltes.
Rotierendes Magnetfeld
Überrest einer Sternexplosion
eines Neutronensterns
in Gammastrahlen
Die Atmosphäre als
Gamma-Detektor
Alle Augen auf CTA
Hochenergetische Gammastrahlen
sind sehr selten – selbst die stärksten
Quellen senden uns pro Quadratmeter
Detektorfläche nur wenige Gamma-Lichtteilchen pro Jahr. Anstatt die Gammas
selbst zu fangen, ist es daher effektiver
zu beobachten, wie Gammastrahlen in
der oberen Atmosphäre in kleinen, kurzen
Lichtblitzen absorbiert werden. Dadurch
kann man permanent eine Fläche von
100 000 m² beobachten und GammaAstronomie betreiben.
DESY ist mittlerweile an allen bodengebundenen Gammastrahlen-Teleskopsystemen beteiligt, die momentan in
Betrieb sind – MAGIC, H.E.S.S. und
VERITAS. Damit ist DESY für das
zukünftige Cherenkov Telescope Array
CTA ideal aufgestellt.
Zusätzlich sind auch Analysten des
Weltraum-Gammateleskops FERMI am
DESY. Eine Theoriegruppe arbeitet zudem
speziell am theoretischen Verständnis des
Gammastrahlenhimmels.
Beschleuniger | Forschung mit Photonen | Teilchenphysik
Deutsches Elektronen-Synchrotron
Ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
Gammastrahlen
Luftschauer
Cherenkov-Licht
EINHUNDERT
AUGENª
DESY/Milde Science Comm./Exozet
Das Cherenkov Telescope Array CTA –
die Zukunft der Gamma-Astronomie
Hochenergetische
Gammastrahlung
Eintausend neue
Quellen
Wenn hochenergetische Gammastrahlung
auf die Erdatmosphäre trifft, entsteht ein
Luftschauer aus Elektronen, Positronen
und Photonen.
Astrophysiker aus aller Welt planen ein
neues, wesentlich sensitiveres Instrument:
das Cherenkov Telescope Array CTA.
Damit sollen etwa 50 – 100 Teleskope
unterschiedlicher Größe auf einer Fläche
von mehr als 1 km2 installiert werden.
CTA wird mit der angestrebten Winkelauflösung das erste Instrument sein, das es
erlaubt, Strukturen von wenigen Lichtjahren Größe zu erkennen. Damit werden
wesentliche neue Informationen zu Ort
Die geladenen Teilchen senden schwache
Cherenkov-Lichtblitze aus, die nur wenige Nanosekunden lang sind. In dunklen
Nächten können die Spiegel großer Teleskope dieses Licht auf hochempfindliche
Kameras bündeln. Mit mehreren Teleskopen lässt sich die Richtung der Gammastrahlung und damit die Position der Quelle rekonstruieren. Auch die Energie und die
Art des Primärteilchens kann gemessen
werden.
Der große Erfolg der derzeitigen GammaTeleskope zeigt, welches Potential in dem
jungen Feld der Astroteilchenphysik mit
hochenergetischen Gammastrahlen steckt.
Eine Vielzahl von galaktischen und extragalaktischen Gammaquellen wurde entdeckt, die den gegenwärtigen Erkenntnisstand über die Funktionsweise kosmischer
Beschleuniger wesentlich erweitert haben.
DesignHerausforderungen
und Physik der Beschleunigung der
kosmischen Strahlung gewonnen. Es
wird erwartet, dass mit CTA mehr als
1000 neue Quellen von TeV-Gammastrahlen entdeckt werden – das ist
zehnmal mehr als mit den existierenden
Teleskopen messbar ist.
Um den gesamten Himmel beobachten zu
können sollen Arrays auf der Süd- und auf
der Nordhalbkugel installiert werden.
H.E.S.S.
Mehr Informationen
zu CTA:
http://www.cta-observatory.org
Deutsches Elektronen-Synchrotron
Ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
º Zehnfach höhere Sensitivität
º Erweiterung des Messbereiches zu
größeren und kleineren Energien
º Dreifach höhere Winkelauflösung
º Neuartige Beobachtungsmöglichkeiten
º Optimierung für Zuverlässigkeit und
ferngesteuerten Betrieb
Der MST-Prototyp
CTA
Beschleuniger | Forschung mit Photonen | Teilchenphysik
Im Gegensatz zu den bereits existierenden
Teleskopen werden wesentliche Verbesserungen angestrebt:
Kosmische Quellen im zentralen Teil der
galaktischen Ebene, die gegenwärtig mit
den H.E.S.S.-Teleskopen beobachtet
werden können. Dazu im Vergleich die
möglichen Beobachtungen mit CTA.
Die Entwicklung kostengünstiger Hochleistungskomponenten für CTA stellt eine
technische Herausforderung dar sowohl
im Hinblick auf die Quantität aber auch die
Qualitätsanforderungen.
DESY-Forscher haben einen mechanischen
Prototyp eines mittelgroßen CTA-Teleskopes in voller Größe in Berlin-Adlershof
errichtet. Hier werden Wissenschaftler und
Ingenieure den Aufbau, die Genauigkeit
sowie das Antriebs- und Sicherheitssystem
prüfen und optimieren.
TEILCHEN
NEBELª
Gammastrahlen-Astronomie
mit den H.E.S.S.-Teleskopen
Teilchennebel
Pulsare beschleunigen Teilchen, die sich
über viele tausend Jahre in ihrer „näheren”
Umgebung ansammeln – es entstehen
mehrere Lichtjahre (10 Billionen Kilometer)
große Pulsarwind-Nebel. Ihre Erscheinung
am Himmel kann deshalb mehrere Monddurchmesser umspannen – sie sind so
ausgedehnt jedoch nur in Gammastrahlen
sichtbar.
Dec (deg)
Wenn schwere Sterne am Ende ihres
Lebens in einer Supernova-Explosion
kollabieren, hinterlassen sie oft ein
extrem dichtes Objekt – einen Pulsar.
Pulsare sind nur etwa 20 km groß, aber
dennoch etwas schwerer als die gesamte
Sonne. Sie drehen sich regelmäßig viele
Male pro Sekunde um ihre eigene Achse
und beschleunigen mit ihrem Magnetfeld
Elementarteilchen – ein kosmischer
Teilchenbeschleuniger!
Die H.E.S.S.Teleskope in Namibia
Im inneren Bereich unserer Galaxie, der
Milchstraße, befinden sich viele Pulsarwind-Nebel. Von der Südhemisphäre
aus lässt sich die Milchstraße am besten
beobachten.
Das H.E.S.S.-Teleskop im KhomasHochland in Namibia ist das einzige
Gammastrahlen-Teleskopsystem der
Südhemisphäre und das einzige, das
zwei verschiedene Teleskopgrößen
verwendet.
Das riesige H.E.S.S.-II-Teleskop ist
darüber hinaus das größte Gammastrahlen-Teleskop weltweit. Es wiegt
580 Tonnen und ist über 30 Meter hoch.
58.8
58.9
Aktivitäten in Zeuthen
Wir arbeiten am alltäglichen Betrieb der
H.E.S.S.-Teleskope und der Analyse ihrer
Daten. Wir bearbeiten speziell das Thema
der Pulsarwind-Nebel und versuchen
zu verstehen, was genau in ihrer Umgebung passiert und wie sich solche riesigen
Nebel entwickeln.
60
Excess (a.u.)
Rotierende
Energiebündel
Links: Gammastrahlen-Pulsarwind-Nebel HESS
MSH 1552
H.E.S.S.
J1825-137 im Größenvergleich zum Mond
50
Mitte: Pulsarwind-Nebel im Röntgenlicht (Krebsnebel)
Rechts: Pulsarwindnebel MSH 15-52 in Gammastrahlen
59
40
gemessen
59.1
Röntgenlicht (weiße Konturen)
30
59.2
20
59.3
59.4
10
0
15h16m
Deutsches Elektronen-Synchrotron
Ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
Mehr Informationen
zu H.E.S.S.:
www.mpi-hd.mpg.de/hfm/HESS
59.5
Beschleuniger | Forschung mit Photonen | Teilchenphysik
mit H.E.S.S. (farbig), und zum Vergleich im
15h14m
15h12m
RA (hours)
MIKRO
QUASARª
ESO
Die VERITAS-Teleskope untersuchen
die Beschleunigung von Teilchen zu extrem hohen Energien
Schwarze Löcher als
Teilchenbeschleuniger
Die VERITAS-Teleskope
in Arizona
Aktive Galaxien und
Mikroquasare
Im Universum beobachten wir astrophysikalische Quellen mit faszinierenden Eigenschaften. Dazu zählen fast unvorstellbar
intensive Ausbrüche elektromagnetischer
Strahlung, wie sie in der Umgebung von
schwarzen Löchern im Zentrum von Galaxien und in Doppelsternsystemen auftreten.
In der Umgebung dieser Schwarzen Löcher
können gebündelte Ströme von Materie
und Energie, sogenannte Jets, entstehen,
die sich mit nahezu Lichtgeschwindigkeit
ausbreiten. Beobachtungen haben
gezeigt, dass sie Quellen außergewöhnlich
energiereicher Gammastrahlung sind.
Hochenergetische Gammastrahlung von
astrophysikalischen Quellen wird mit
bodengebundenen Teleskopen wie dem
VERITAS-System in Arizona beobachtet.
Dabei messen vier 12-m-große Teleskope,
ausgestattet mit ultraschnellen Kameras,
die Wechselwirkung der Gammastrahlung
mit der Atmosphäre. Daraus leiten sich die
Richtung und Energie der einfallenden
Photonen ab.
Viele Sterne finden sich in Doppelsternsysteme, in denen zwei Sterne ähnlich
wie Erde und Mond um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen. Doppelsterne
in denen eines der Objekte ein schwarzes
Loch ist nennt man Mikroquasare. Einfallendes Gas bildet eine rotierende Scheibe
um das wenige Sonnenmassen schwere
schwarze Loch. Dabei können in einem
wenig verstandenen Prozess Jets aus
hoch energetischen Teilchen und Strahlung entstehen.
VERITAS arbeitet im Verbund mit vielen
anderen Teleskopen, wie Röntgensatelliten
und optischen und Radioteleskopen.
Im Zentrum vieler Galaxien findet sich
ein schwarzes Loch mit milliardenfach
größerer Masse als in Mikroquasaren.
Auch hier werden hochenergetische Jets
beobachtet, die oftmals vielfach größer als
die Galaxie sind. Galaxien mit Jets werden
Aktive Galaxien genannt.
Oben: Die Aktive Galaxie Centaurus A. In
ihrem Zentrum befinden sich ein 55 Millionen
Sonnenmassen schweres schwarzes Loch.
Mehr Informationen
zu VERITAS:
https://veritas.sao.arizona.edu
Beschleuniger | Forschung mit Photonen | Teilchenphysik
Deutsches Elektronen-Synchrotron
Ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
NASA/CXC/M.Weiss
Rechts: Illustration eines Doppelsternsystems
Wie beschleunigen Jets Teilchen zu
extremen Energien? Wie entstehen
überhaupt Jets in der Umgebung von
schwarzen Löchern? Das sind die grundlegenden Fragen, denen die VERITASGruppe bei DESY durch Beobachtungen
mit den VERITAS-Teleskopen nachgeht.
AKTIVE
GALAXIENª
Robert Wagner/MPI für Physik München
Was passiert im Kern?
Eine Suche nach Antworten mit MAGIC
Die MAGIC-Teleskope
100 Facetten
Das MAGIC-Experiment besteht aus zwei
Teleskopen, die auf der Insel La Palma in
den Kanaren stehen.
Sie sind die schnellsten Teleskope weltweit und können sich innerhalb von nur
30 Sekunden um ihre eigene Achse
drehen und auf eine Quelle ausrichten.
Somit können auch sehr kurze Phänomene von wenigen Minuten erfolgreich
beobachtet werden.
AGNs werden in zahlreiche Untergruppen
eingestuft, wie etwa Blazar, Seyfertgalaxien
oder Radio Galaxie, je nachdem aus
welcher Richtung man auf sie schaut.
Die beobachteten Eigenschaften unterscheiden sich je nach Gruppe stark. So
senden Blazare als einzige Untergruppe
keine infrarote Strahlung aus, während bei
Seyfertgalaxien des ersten Typs keine Jets
zu sehen sind.
Der helle Kern
Die Verteilung der AGNs am Himmel
Ein Active Galactic Nucleus (AGN) ist
das Zentrum einer aktiven Galaxie. Es
besteht aus einem super-massereichen
schwarzen Loch um den sich eine Akkretionsscheibe bildet, die dem schwarzen
Loch ständig Materie zuführt. Senkrecht
dazu steht ein Jet, der große Mengen an
Materie mit nahezu Lichtgeschwindigkeit
herausschleudert.
AGNs sind mit die hellsten Objekten am
Himmel und obwohl sie punktförmig
erscheinen, können sie so groß sein wie
unser Sonnensystem!
Blazar
Man schaut
direkt in den Jet
Kooperationen
Quasar
Man schaut schräg
auf den Jet
ESO/M. Kornmesser
Radio Galaxie
Man schaut senkrecht
zum Jet auf den AGN
Ein Active Galactic Nucleus (AGN)
Ein Teleskop alleine kann nicht alle Fragen
beantworten, insbesondere nicht bei aktiven
Galaxien. Daher gibt es weitreichende
Kooperationen zwischen verschiedenen
Experimenten um Antworten zu finden: Bei
MultiWaveLength-Kampagnen arbeiten wir
eng mit optischen, Radio- und RöntgenTeleskopen zusammen, um das gesamte
Energiespektrum der ankommenden Gammastrahlen abzudecken.
Der Neutrino-Trigger von IceCube teilt uns
die Entdeckung einer Quelle und ihre Position mit. So können wir nach unterschiedlicher
Materie von einer einzelnen Quelle zu suchen.
Aktivitäten in Zeuthen
Jeder in der Kollaboration ist einen Monat
pro Jahr vor Ort in La Palma bei der Datennahme. Der Rest des Jahres besteht aus
Datenanalyse und Modellierung verschiedener astrophysikalischer Objekte. Die Themenvielfalt ist groß – ein Schwerpunkt liegt in der
Analyse und Modellierung von AGNs.
von MAGIC entdeckte AGNs
bekannte AGNs
MAGIC-Blickfeld
Beschleuniger | Forschung mit Photonen | Teilchenphysik
Deutsches Elektronen-Synchrotron
Ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
Mehr Informationen
zu MAGIC:
http://magic.mppmu.mpg.de
KOSMISCHE
STRAHLUNGª
NASA E/PO, Sonoma State University, Aurore Simonnet
Fermi auf der Suche nach Ursprung, Ausbreitung und Natur
der kosmischen Strahlung in unserer Milchstraße
Fermi LAT
Die Kosmische Strahlung wurde 1912
von dem österreichischen Physiker Victor
Franz Hess entdeckt. Dafür erhielt er 1936
den Nobelpreis. Er stellte schnell fest,
dass die beobachtete Strahlung durch
energetische Teilchen aus dem Weltraum
verursacht werden muss.
Hundert Jahre später wissen wir sehr viel
mehr über diese Strahlung aus dem Weltraum, trotzdem gibt sie uns immer noch
viele Rätsel auf. Die Strahlung besteht
hauptsächlich aus Protonen, Atomkernen
und Elektronen. Diese Teilchen erreichen
dabei Energien die zehn Milliarden mal
höher sind als die Protonen die wir auf der
Erde mit Teilchenbeschleunigern wie dem
Large Hadron Collider am CERN in Genf
erreichen können.
Die Gesamtenergie die in der kosmischen Strahlung in unserer Milchstraße
steckt ist enorm. Die Strahlung heizt und
ionisiert das interstellare Gas und spielt
eine Rolle bei der Sternentstehung. Daher
ist das Studium von Herkunft, Natur und
der Verbreitung der kosmischen Strahlung
in unserer Galaxie essentiell, um die Entwicklung der Milchstraße zu verstehen.
Das Fermi Large Area Telescope LAT
ist ein Teleskop für Gammastrahlung im
Bereich von einigen GeV. Solche Gammastrahlung ist Licht, das Milliarden Mal
energetischer ist als das Sonnenlicht.
Die Strahlung kann die Atmosphäre nicht
durchdringen und produziert auch noch
keine Luftschauer, die groß genug sind,
um sie von der Erde aus mit CherenkovTeleskopen wie CTA zu beobachten.
Man benötigt daher Satelliten für die
Beobachtung.
Fermi LAT ist das momentan leistungsfähigste Gammastrahlungsteleskop
und wurde 2008 von der NASA in Cape
Canaveral an Bord einer Delta-II-Rakete
gestartet. Seitdem umkreist es auf einer
Höhe von ca. 550 km die Erde und registriert Gammastrahlung die auf dem
Teleskop auftrifft. Das LAT beobachtet zu
jedem Zeitpunkt ca. 20 % des Himmels
und erstellt ca. alle drei Stunden ein komplettes Bild des Himmels im Gammalicht.
Deutsches Elektronen-Synchrotron
Ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
Supernova-Überrest IC443
Wo entsteht die kosmische Strahlung?
Auch dank der Beobachtungen des Fermi
LAT hat man heute Überreste von Sternenexplosionen als die wahrscheinlichsten
Kandidaten identifiziert. Wenn ein Stern
explodiert setzt er unglaubliche Energien
frei und produziert eine Schockwelle in der
Teilchen beschleunigt werden.
Die Schockwelle der Sternenexplosion breitet sich über Jahrtausende im interstellaren
Raum aus und wird dabei mehrere Lichtjahre groß. Man bezeichnet sie allgemein
als Supernova-Überreste. Durch Beobachtung der Überreste mit Gammastrahlungsteleskopen kann man nun diagnostizieren
wie Teilchen dort beschleunigt werden.
Ausbreitung in der Milchstraße
Der Himmel in Gammastrahlen wie ihn das Fermi LAT sieht ist
rechts gezeigt. Das helle Band in der Mitte ist unsere
Milchstraße, die vielen einzelnen Punkte isolierte Gammastrahlungsquellen. Man kann sehen,
dass die meiste Gammastrahlung von einem
diffusen Leuchten herrührt, welches das Band
Mehr Informationen
zu Fermi:
http://fermi.gsfc.nasa.gov
Beschleuniger | Forschung mit Photonen | Teilchenphysik
Ursprung in Überresten von Sternenexplosionen
Greg Stewart, SLAC National Accelerator Laboratory
Kosmische Strahlung
der Milchstraße nachzeichnet. Dieses entsteht
wenn die kosmische Strahlung mit dem in der
ganzen Milchstraße verteilten Gas wechselwirkt. Durch
Studium dieses Leuchtens lernen die Physiker wie sich die
kosmische Strahlung in der ganzen Milchstraße verteilt.
n
Inter
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E
O
D
NASA/
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