ArchivEuromedica 1st & 2nd Edition 2011 Harnflora Bei Gesunden Frauen Ju. Naboka, M.I.Kogan, I.A.Gudima, H.S.Ibischew, E.A.Miroschnitschenko, S.I.Gasaew In den letzten Jahrzehnten zeigen komplikationslose Infektionen der unteren Harnwege (KIUHW) bei Frauen keine Tendenz zur geringerer Verbreitung und Erscheinungsschwere, ungeachtet der Einfachheit der Frühdiagnostik und der Effektivität moderner AntibiotikaTherapie. Bei 80% der Frauen im Alter von 20-40 Jahren beobachtet man KIUHW mindestens einmal im Jahr [1,2,3]. In 70-95% der Fälle wird die Erkrankung auf Enterobakterien, vorwiegend Kolibakterium, normalerweise in Form von Monoinfektionen [4,5,6] zurückgeführt. Auf Empfehlung der European Association of Urology liegt die klinisch signifikante Bakteriurie für die Entwicklung der KIUHW bei ≥103 CFU/ml [7]. Dabei hält die Mehrheit der Forscher an der Meinung fest, dass der aszendierende (transurethale) Infizierungsweg der unteren Harnwege, darunter der Harnblase, dominierende Rolle spielt. Die obigen Bestimmungen sind grundlegend in der Ätiologie, Pathogenese sowie in der moderner Diagnostik der KIUHW. Immerhin erscheint es äusserst wichtig zu sein, die existierenden und möglichen Widersprüche hervorzuheben. Der erste davon – wie hoch ist das methodologische Niveau der mikrobiologischen Untersuchungen? Nach allgemeingültigen und verbreiteten Methode wird die mittlere Harnfraktion auf Standard-Nährböden aufgetragen, zu denen in Russland der Fleischnähragar (FNA), Blutagar und Zuckerbouillon zählen. Jedoch erlauben diese Böden nicht, die zahlreiche Gruppe der nicht-clostriden anaeroben Mikroflora zu entdecken, deren Rolle bei der Entwicklung mehrerer Entzündungsstörungen verschiedener Organe und Systeme längst bewiesen ist [8]. Eine weitere bedeutende Wissenslüke und Widerspruch besteht darin, dass man nicht weiss, ob der Harn einer gesunden Frau steril oder ob er mit transitorischer Mikroflora kontaminiert sei [9]? Die Aufgabe besteht in der Bestimmung formaler normativen Kennwerte der Anwesenheit der bedingt pathogener Keime im Harn von gesunden Frauen. Material und Methoden. Untersucht wurden gesunde Frauen ohne urologische, gynäkologische und sonstige Pathologie in der Anamnese. Im letzten Jahr hatten sie keine Infektionskrankheiten überstanden. Die Gesamt-Blutanalyse und Harnanalyse war unauffällig. Ultraschall-Screening der Harnsystems und innerer Geschlechtsorgane war ohne Befund. Die Frauen wurden in 2 Gruppen eingeteilt, in die I. Gruppe aus 22 Frauen im Alter von 17 bis 24 Jahren, die zuvor kein Geschlechtsleben geführt haben, und in die II. Gruppe aus 24 Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren, die ein normales Geschlechtsleben führen. Durchgeführt wurde 3-fache bakteriologische Untersuchung der mittleren Fraktion des Morgenharns mit Abständen von 3 Tagen. Die Urinaussaat und die Bakteriurie wurden unter Anwendung von Nährböden sowie für aeroben und fakultativ anaeroben Bakterien (Endo, Hichrom candida agar, Hichrom selective enterococcus agar, Eigelb-Salz-Agar, 10% Blutagar, zubereitet auf der Basis des Müller-HintonAgars unter Zusatz von Schafserythrozyten), als auch für nicht-clostriden anaeroben (NCA) Bakterien (Müller-Hinton- Nährboden unter Zugabe von Schafserythrozyten, КAB, Blaurock, Schedler Agar und -buillon ) bestimmt. Die AussaatProben wurde unter aeroben und anaeroben (10% CO2, 10% H2, 80% N2) Bedingungen für 2-4 Tagen inkubiert. Die Identifizierung der isolierten Mikroorganismen erfolgte nach morphologischen, tinktorialen, kulturalen und Dr. med. Julia L. Naboka biochemischen Merkmalen Professor des Lehrstuhls für Medizinische mittels Entero-, Neferm-, Mikrobiologie und Virologie der Rostower Staphylo-, Anaerotests (by Staatliche Medizinische Universität, Lachema, Tschechien). Bei allen Rostow am Don isolierten Bakterien wurde die adhesive (AA) und antiLysozym Aktivität (ALA) festgestellt (O.V. Bucharin u.a., 1984; V.M. Brilis u.a., 1986) [10,11]. Ergebnisse. In keiner von 138 Aussaat-Proben der untersuchten Patientinnen I. und II. Gruppe wurden sterile Harnproben bestimmt. Dreifache Untersuchung für jede Frau in der I. und II. Gruppe liess keine plausiblen Unterschiede in der Artenanzahl und Mikrobenkonzentration in den Harnproben feststellen. Das Mikrobenspektrum im Urin der Frauen aus der I. Gruppe ist in der Tabelle 1 aufgeführt. Tabelle 1. Mikroorganismen Häufigkeit Durchschnittswert CFU/ml 1 2 3 Fakultativ anaeroben Bakterien: Corynebacterium sp. 90,9% 102 CNS 90,9% 101 Enterococcus sp. 36,4% 101 Micrococcus sp. 18,2% 102 Staphylococcus aureus 18,2% 102 Enterobacteriaceae (Klebsiella sp.) 18,2% 101 Streptococcus sp. 9,1% 102 Candida sp. 9,1% 101 Nicht-clostriden anaeroben Bakterien: Propionibacterium sp. 72,7% 103 Peptococcus niger 72,7% 103 Eubacterium sp. 54,5% 104 Peptostreptococcus sp. 45,5% 103 Bacteroides sp. 18,2% 101 Es wurde festgestellt, dass im Urin gesunder nicht sexuell aktiven Frauen Corynebakterien (C.renale) und CNS (S.haemolyticus) dominieren, deren Beteiligung an der Rostower Staatliche Medizinische Universität, Rostow am Don, Russland 115 ArchivEuromedica 1st & 2nd Edition 2011 CNS 83,3% 101 Corynebacterium sp. 75,0% 103 Biotopen zustande. Bei Frauen aus der I. und II. Gruppe waren 90% der CNS-Stämme adhäsionsaktiv, mit zuverlässiger Erhöhung (p<0,01) des Anteils von Maximalwerten in der II Gruppe. In dieser Gruppe war die Zahl der Kulturen mit hoher ALA ebenfalls höher. In allen Fällen waren aus dem Harn isolierten Corynebakterien adhäsionsaktiv. Beachtenswert ist die Tatsache, dass 16,7% von Corynebakterien-Kulturen aus der I. Gruppe keine ALA aufweisen, während alle Corynebakterien aus der II. Gruppe sich durch dieses Merkmal mit überwiegend mittleren und hohen Werten auszeichnen. S.aureus, isoliert aus dem Urin der Frauen I. Gruppe, zeichnete sich in 50% der Fälle durch hohe AA- sowie ALA-Werte aus. Alle S.aureus Stämme aus der II. Gruppe waren adhäsionsaktiv, ALA war 75% der Kulturen eigen. Bei Enterokokken, isoliert aus dem Urin der Frauen I. Gruppe, war AA in 50% der Fälle und ALA bei allen Stämmen abwesend. Jedoch zeichneten sich alle Enterokokken-Stämme aus der II. Gruppe durch AA und mittlere ALA-Werte aus. Escherichia-Stämme, isoliert aus dem Urin der Frauen II. Gruppe, zeichneten sich in 75% der Fälle durch AA und ALA aus. Candida sp. 33,3% 102 Diskussion. Bacillus sp. 16,7% 10 Staphylococcus aureus 16,7% 10 Micrococcus sp. 16,7% 101 Escherichia coli 16,7% 101 Streptococcus sp. 8,3% 101 Enterococcus faecalis 8,3% 101 Ungeachtet der grundlegenden Vorstellungen der mikrobiologischen Wissenschaft von der zahlreichen Gruppе der nicht-clostriden anaeroben Mikroflora bei der Entwicklung vieler infektionsbedingter Komplikationen, wird diese Tatsache bei mikrobiologischer Untersuchung des Harns im Normalfall als auch bei der KIUHW insofern nicht berücksichtigt. Hohe Häufigkeit von aeroben-anaeroben Bakterien im Urin gesunder jungen Frauen widerlegt vollkommen die geltende Vorstellung von der Sterilität des Urins. Den durchgeführten Untersuchungen zufolge können wir von der Keimbesiedlung des Urins durch obligate und fakultative Mikroflora sprechen. Unter den fakultativ anaeroben Bakterien können verschiedene Arten von CNS und Corynebakterien der obligaten Mikroflora zugeordnet werden. Unter NCA gehören Peptokokken, Propionibakterien, Eubakterien und Peptostreptokokken dazu. Nun ist die Notwendigkeit entstanden, den Urin nicht allein nach formal zulässiger Bakteriurie, sondern auch nach dem Spektrum beding pathogener Mikroben, die die Normoflora bilden, zu bewerten. Normale Harnflora setzt sich aus NCA und fakultativ anaeroben Bakterien zusammen, was mit den Vorstellungen von der normalen Mikroflora vieler Biotopen, insbesondere, des Dickdarms und der Vagina, übereinstimmt. NCA, die den grössten Teil der obligaten Mikroflora des Menschen bilden, können bei beliebiger Heransetzung sowie lokaler als auch allgemeiner Infektionsresistenz des Organismus zum Faktor des Infektionsprozesses werden. So wurden von S.M. Funegold, führender Spezialist auf den Gebiet der anaeroben Bakteriologie, etliche Gruppen von Anaeroben isoliert, die bis 75% aller Infektionsprozesse hervorrufen können. Das sind grampositive streng anaerobe Kokken, die der Gruppe Bacteroides fragilis angehören, pigmentierende Arten von Prevotella und Porphipomona, Fusobacterium nuckleatum und C.perfringens» (zitiert nach I.I.Schilnikowa, 2009) [8]. erforschung Von uns erhaltenen Daten zeugen von geringer Verbreitung und Konzentration von Enterobakterien im Urin junger gesunden Frauen, die den Angaben in der Fachliteratur zufolge, in der äthyologischer Struktur der KIUHW dominieren. Entwicklung der KIUHW diskutabel ist. Überraschenderweise wurden zugleich im Harn der Frauen aus der I. Gruppe Mikroben entdeckt, deren ätiologische Rolle bei der Entwicklung der Infektionen von Harnwegen bewiesen ist, nämlich: Enterokokkus, Staphylococcus aureus, Candida, Serratia). Zwar ist ihre Bakteriurie minimal. Neu war auch die Entdeckung von verschiedenen NCA bei Frauen dieser Gruppe, dabei betrug die Keimzahl für einige Arten etwa ≥103 CFU/ ml (signifikante Bakteriurie für KIUHW). Es sei zu betonen, dass in allen Fällen die Mikroben im Urin im Bestand von aerobenanaeroben Assoziationen auftraten. Das Mikrobenspektrum im Urin der Frauen aus der II. Gruppe ist in der Tabelle 2 aufgeführt. Tabelle 2. Mikroorganismen Häufigkeit Durchschnittswert CFU/ml 1 2 3 Fakultativ anaeroben Bakterien: 2 1 Nicht-clostriden anaeroben Bakterien: Peptococcus niger 75,5% 102 Propionibacterium sp. 58,3% 104 Eubacterium sp. 41,7% 105 Peptostreptococcus sp. 41,7% 102 Bacteroides sp. 16,7% 104 Veillonella sp. 16,7% 103 Prevotella sp. 16,7% 102 Actinomyces sp. 8,3% 101 Der Harn der sexuell aktiven Frauen enthält ein breiteres Artenspektrum von sowie fakultativ anaeroben, als auch NCA Bakterien. Die dominierenden Mikrobenarten bleiben dieselben. In jedem von 6 Fällen kommt Kolibakterie zum Vorschein, die in der I. Gruppe völlig abwesend war. 3,5 mal häufiger kommen Candida Pilze (C.albicans, C.krusei) vor. Unter NCA überwiegen dieselben Peptokokken und Propionibakterien. Jedoch ist die Anzahl der NCA-Keime höher als in der I. Gruppe . Besonders erstaunlich ist die Präsenz eindeutiger Pathogene aus der Gruppe der NCA (Bakteroiden, Prevotella, Aktinomyzeten, Peptokokken, Peptostreptokokken), bekannter Erreger chirurgischer Infektionen, darunter in Weichteilen. In 92% aller Fälle wurden die Mikroben im Harn im Bestand von aeroben-anaeroben Assoziationen entdeckt und in 8% aller Fälle waren ausschliesslich NCA vertreten. Bekanntlich wird die Kolonisierung jedes Biotopen durch Symbionten, einschließlich bedingt pathogener Mikroben, durch Ausprägung ihrer Adhäsionsmerkmale entscheidend bestimmt. Gerade dank ihrer Adhäsionsfähigkeit kommt eine ganze Schicht der residenten Mikroben des betroffenen 116 ArchivEuromedica Von unserem Standpunkt aus bildet allein die Erforschung einzelner Arten von Bakterien, die an der Entwicklung der KIUHW mitbeteiligt sind, eine Sackgasse, da sich bei gesunden Frauen im Normalfall aerobe-anaerobe Assoziationen mit komplizierten Inter- und Intrabeziehungen der Arten von Assoziationsmitglieder aus dem Harn isolieren lassen. Erhaltene Forschungsergebnisse ergeben folgende Schlussfolgerung 1. Im Urin junger gesunden Frauen ist ein breiter Spektrum von aeroben und anaeroben Mikrobenassoziationen enthalten. 2. Im Urin junger Frauen, die das Geschlechtsleben geführt bzw. nicht geführt haben, dominieren immer die gleichen fakultativ anaeroben Bakterien mit relativ niedrigen Konzentrationen (101 – 102 CFU/ml). 3. Bei grossen Schwankungen der Häufigkeit (16,7-75,5%) verschiedener Arten von nicht-clostriden anaeroben Bakterien im Harn, übersteigt die damit verbundene Bakteriurie meistens (≥ 103 CFU/ml) die für den Harn eines gesunden Menschen formal zulässigen Werte. 4. 90% der Stämme von residenten fakultativ anaeroben Bakterien im Urin junger gesunden Frauen zeichnen sich durch ausgeprägte Adhäsionsfähigkeit aus, die meisten Stämme zeichnen sich durch anti-Lysozim Aktivität aus, die von ihrer potentieller Pathogenität zeugen. 5. Weitere Forschungen in mehreren Zentren müssen Untersuchungen uropathogener Eigenschaften von nicht-clostriden anaeroben Bakterien und die Bewertung ihrer klinischen Signifikanz bei der Entwicklung der 1st & 2nd Edition 2011 infektionsbedingten Entzündungsstörungen der Nieren, Harnwege und Geschlechtsorgane zum Ziel haben. Quellenverzeichnis: 1. Loran O.B. Infektionen der ableitenden Harnwege bei ambulanten Patienten. Unterlagen des Symposiums. М.; 1999: 5-9. 2. Foxman B., Barlov R., D’Arcy H. et al. Urinary tract infection: estimated incidence and associated costs. Ann Epidimiol. 2000, 10: 509-515. 3. Foxman B. Epidemiology of urinary tract infection: incidence, morbidity and economic cost. Dis Mon 2003, 49(2): 53-70. 4. Loran O.B., Sinyakova L.A., Kosova I.V. Rolle der urogenitalen Infektionen in der Ätiologie der Harnblasenentzündung und nichtobstruktiver Pyelonephritis bei Frauen (Teil 1). Urologie, 2005, 2: 74-79. 5. Piljic D, Ahmetagic S, Zildzic M. et al. Etiological factors of community acquired urinary tract infection in hospitalized patients. Med. Arh. 2009, 63(3): 128-32. 6. Czaja C.A., Stamm W.E., Stapleton A.E. et al. Prospective cohort study of microbial and inflammatory events immediately preceding Escherichia coli recurrent urinary tract infecrion in women. J. Infect Dis. 2009, 200(4): 528-36. 7. European Association of Urology. Kurzempfehlungen. Herausgegeben von M.I.Kogan, 2009.- S. 317. 8. Davydov M.I., Dmitrieva I.V. Infektionen in der Onkologie. М: Praktische Medizin; 2009.- S. 471. 9. Stamm W.E. Scienific and clinical challenges in the management of urinary tract infections. Am. J. Med. 2009, 113(1А): 1-4. 10. Brilis V.I., Briline G.L., Lenzner А.А. Forschungsmethode des Adhäsionsprozesses von Mikroorganismen. Laboratornoje Delo, 1986,4: 210-212. 11. Bucharin O.V., Usvyatsov B.Y., Nemtseva N.V. Methoden zur Bestimmung der anti-Lysozim Aktivität von Mikroorganismen. Journal mikrobiologii, 1984,2:27-28. Noncompaction of ventricular myocardium Galina Nartsissova, Olga Lenko Noncompaction of myocardium is genetic cardiomyopathy which is diagnosed by echocardiography. We reviewed 52 cases of noncompaction of myocardium (14 cases of isolated noncompaction, 38 cases of combination of noncompaction of myocardium with congenital heart disease-CHD). Only 18.4% of patients with CHD and signs of noncompaction had myocardial dysfunction with improved after surgical correction. In patients with isolated noncompaction of myocardium was observed clinical manifestations in 42.8%, heart failure with LV dysfunction- in 14.3%. In discussion authors express opinion concerning when this phenomenon is disease or syndrome. excessively expressed trabeculations and deep intertrabecular spases which are informed with a cavity of left ventricle. This phenomenon can be easily diagnosed by echocardiography. The echocardiography and color Doppler are critical importance for diagnosis and family screening of noncompaction of myocardium. Two forms of left ventricular noncompaction (LVNC) have been described- an isolated form and form associated with congenital heart disease. According to our observations the signs of left ventricular noncompaction in children, especially in infants with congenital heart disease are not rare. Keywords: of this study was to identify of ventricular dysfunction and the clinical characteristics of patients with congenital heart disease and signs of ventricular noncomaction and patients with isolated noncomaction of myocardium. noncompaction of myocardium, genetic cardiomyopathy, echocardiographic criteria, myocardial dysfunction, heart failure. Noncomaction of myocardium is rare specific form of cardiomyopathy, characterized by presence numerous, The purpose Novosibirsk Research Institute of Circulation Pathology, Novosibirsk, Russia 117