DIE REPORTAGE Hypochonder: das wahre Leiden

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FOCUS-FAKTEN UND IMPULSE:
DIE REPORTAGE
Hypochonder: das wahre Leiden der
eingebildet Kranken
Mit der Reportage „Hypochonder: Das wahre Leiden der eingebildet Kranken“ (FOCUS Nr. 38/ 2006, Seite 186 ff.) schildert
FOCUS Ursachen, Krankheitsbild und Therapiemöglichkeiten
dieser Krankheit.
©2006: PROMEDIA, Alsdorf, www.promedia-germany.de
ZUM THEMA
Mit freundlicher
Unterstützung von
Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH
Baustein 10/Sept. 2006
zu FOCUS Nr. 38/2006,
Seiten 186 ff.
So lebendig wie möglich, so berichtend wie nötig: So lässt sich das
Wesen der Reportage in aller Kürze zusammenfassen.
Eine Reportage dringt in das Zentrum des Geschehens. Sie ist erlebnisorientiert und vermittelt Atmosphäre.
Da der Autor sich auf Augenhöhe mit den beteiligten Personen bewegt,
ist er in der Lage, seine persönlichen Eindrücke direkt vom Ort des
Geschehens zu schildern.
Eine wichtige Rolle kommt dabei der für diese Textsorte typischen
Zeitform des Präsens zu. Perspektivenwechsel des Autors sorgen für
Spannung und halten das Leseinteresse wach. Die Eingangs- und die
Schlussszene korrespondieren häufig miteinander. Daneben enthält
die Reportage aber auch immer genügend sachliche Informationen, um
Vorgeschichte, Hintergrund und Zusammenhang des Themas überblicken zu können.
Stichwort: Was ist Hypochondrie?
„Hypochondrie ist eine ernst zu nehmende psychische Störung, in der
der Betroffene
• unbeirrbar an der Überzeugung festhält, an einer bösen Krankheit
zu leiden, ohne dass eine bestätigende Diagnose von Seiten des Arztes vorliegt.
• Hypochonder leben in der permanenten Angst, etwas könnte mit
ihrem Körper nicht stimmen.
• Körperliche Signale werden fehlinterpretiert. Sie sind davon überzeugt, eine tödliche oder zumindest eine Schmerz auslösende
Krankheit zu haben.
• Die Gedanken der Person kreisen immer nur um die Themen
Gesundheit bzw. Krankheit.
• Hypochonder beobachten ihren Körper exzessiv, achten extrem auf
Veränderungen und tendieren dazu, kleinste und irrelevante Abweichungen als Signal für eine schlimme Krankheit zu interpretieren.
So kann zum Beispiel eine kleine Hautabschürfung als ein erstes
Anzeichen für Hautkrebs gehalten werden.
Bei manchen Personen kann die Überzeugung so stark sein, dass sie
wirklich mit der Zeit krankheitsspezifische Symptome entwickeln. Im
wahrsten Sinne des Wortes werden sie krank vor Sorge. Allgemein
haben Betroffene eine erhöhte Angst vor dem Tod. Die reine Einbildung einer Krankheit treibt nach Zahlen der WHO jeden 18. Patienten
zum Arzt.
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Wie wird Hypochondrie diagnostiziert?
Um eine positive Diagnose stellen zu können, muss die Angst, an einer
bösen Krankheit zu leiden, bereits sechs Monate bestehen. Trotz wiederholter Versicherung von Seiten der Ärzte wird an der Überzeugung
festgehalten. Das alltägliche Leben des Betroffenen ist durch die ausgeprägte Angst beeinträchtigt. Im Folgenden werden einige typische Verhaltensweisen und Gedanken angeführt:
• sehr häufige Arztbesuche
• unbeirrbare Überzeugung, an einer Krankheit zu leiden, auch
wenn der Arzt das Gegenteil festgestellt hat. Die Versicherung des
Arztes, alles sei in Ordnung, wird nicht akzeptiert
• es werden immer wieder neue Ärzte aufgesucht (sogenanntes Doktorshopping)
• immer wieder wird der eigene Körper auf Abnormitäten hin untersucht
• die Gedanken kreisen um eine Krankheit, die vermehrt öffentlich
diskutiert wird (im TV, im Radio oder in den Zeitungen)
• ständig wird über Krankheiten und Schmerzen nachgedacht
• Gedanken über den Tod sind sehr häufig.
Folgende falsche Annahmen werden gemacht:
• gesund ist man nur dann, wenn man sich hundertprozentig wohl
fühlt
• es ist möglich, sich absolut sicher zu sein, dass man gesund bzw.
nicht krank ist
• von vielen Ärzten werden böse Krankheiten oft übersehen
Interessanter Weise wird die Störung Hypochondrie nicht sehr häufig diagnostiziert. Ärzte zögern, diese Diagnose zu stellen, aus Angst,
sie könnten eine ernste Krankheit übersehen haben. Natürlich besteht
immer die Möglichkeit, dass ein Hypochonder irgendwann tatsächlich
eine Krankheit bekommt. Die tatsächliche Krankheit von einer Hypochondrie zu unterscheiden fällt dann aber sehr schwer. Auf der anderen Seite suchen Betroffene nur sehr selten Psychiater auf, da sie ja
überzeugt sind, an einer körperlichen und nicht an einer seelischen
Krankheit zu leiden.“(Quelle: www.netdoktor.de/krankheiten/fakta/hypochondrie.htm)
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DIDAKTIK
Die im vorliegenden Baustein vorgeschlagene Beschäftigung mit der
journalistischen Darstellungsform Reportage rückt eine weitere Absicht
von FOCUS ins Blickfeld: den Leser emotional anzusprechen.
Charakteristische Merkmale der Reportage werden vertieft und ermöglichen die gebotene Textkritik.
Die Vor-Ort-Recherche von Autor Andreas Wenderoth ermöglicht den
Schülern hautnahe und bewegende Einblicke in Einzelschicksale von
Betroffenen und liefert zudem Basisinformationen zum Krankheitsbild
Hypochondrie. Deren mögliche Ursachen diskutieren die Schüler auf
der Basis zweier ausgewählter Textstellen.
Eine weiterführende Informationsrecherche über die Zusammenhänge von Stress und die Entstehung von Krankheiten dient einer umfassenderen Einordnung des Themas. Die dabei vorgesehene Arbeit in
Gruppen fördert die Schüler in ihrer Sozialkompetenz, insbesondere in
ihrer Kommunikations- und Teamfähigkeit. Durch die Präsentation der
Gruppenergebnisse im Plenum erhalten alle Schüler einen umfassenden und aktuellen Kenntnisstand zum Themenkomplex. Im Idealfall
ziehen die Schüler hieraus konkrete Lehren für ihren eigenen Umgang
mit Stresssituationen.
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LERNZIELE
u Kenntnisse der Struktur und der stilistischen Merkmale der
Textsorte „Reportage“ vertiefen
u Durch eine bewegende
Reportage Einblicke in
Einzelschicksale von
Hypochondern gewinnen
u Kenntnisse über Ursachen, Krankheitsbild
und Therapiemöglichkeiten der Hypochondrie gewinnen
u Hintergrundinformationen zum Zusammenhang von Stress
und der Entstehung
von Krankheiten
recherchieren und präsentieren
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ARBEITSBLATT
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Mit der Reportage „Hypochonder: Das wahre Leiden der eingebildet Kranken“ (FOCUS Nr. 38/ 2006, Seite 186 ff.) schildert
FOCUS Ursachen, Krankheitsbild und Therapiemöglichkeiten
dieser Krankheit.
GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
Textanalyse
WISSENS-CHECK
DEUTSCH
Strukturieren Sie die FOCUS-Reportage von Andreas Wenderoth
„Leiden an sich” (FOCUS Nr. 38, Seite 186 ff.) in einzelne Sinnabschnitte.
u Wie definiert die
Weltgesundheitsorganisation WHO
„Gesundheit“?
v
Meistens handelt es sich bei Reportagen um längere Texte. Damit
Spannung und Lebendigkeit für den Leser bis zur letzten Zeile aufrechterhalten bleiben, arbeiten die Autoren mit dem Verfahren des
Wechselns. Unten sind die wichtigsten Möglichkeiten aufgeführt.
Untersuchen Sie, welche dieser Mittel der Schreiber der vorliegenden Reportage verwendet. Halten Sie Ihre Ergebnisse schriftlich
fest und belegen Sie sie am Text.
u Wieso verursachen
Hypochonder eine
Kostenlawine?
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u
Wechsel der Perspektive
(von außen, Informationen des Beobachters bzw. journalistischen
Fragers/ Betroffener, Erlebnisse der Beteiligten)
Wechsel von Naheinstellung und Gesamtsicht
(Einzelfall/ Allgemeines)
Wechsel der Aktualität
(aktuell/ latent aktuell z. B. Skandal/ bestehendes Problem)
Wechsel der Tempi
(Präsens = beschleunigt eher Tempo; gerade Erlebtes/ Perfekt =
verlangsamt eher Tempo; Rückblick)
Wechsel der formalen Mittel
(Erlebnis – belebendes Element/ Stimmung – Atmosphäre schaffen/
Zitate – soll auflockern/ Dokumentation – füllend)
Quelle: Der Semesterspiegel, Kurszeitung Journalistische Arbeitsmethoden, WS 2001/ 2002, Fachhochschule Stuttgart, Hochschule
der Medien
w
x
Inwiefern unterstützen die abgebildeten Gemälde die Wirkung und
Aussage des Textes?
Wie würde sich ein journalistischer Bericht zum selben Thema von
der Reportage unterscheiden? Beachten Sie auch die Bildauswahl.
Diskussion und Bewertung
y
Die heutige tiefenpsychologische Forschung liefert für die Hypochondrie „recht weit gefächerte Deutungsmodelle - von einer
`Gefühlsblindheit`, einer `Identitätsangst` bis zur traumatischen
`Einkapselung`.“ Professor Detlef Nutzinger, Psychiater, Psychotherapeut und Klinikchef der Medizinisch-Psychosomatischen Klinik
u Welche Wurzeln kann
Hypochondrie haben?
u Wie geht die kognitive Verhaltenstherapie bei der Behandlung von Hypochondern vor?
WEB-TOUR
www.netdoktor.de/
krankheiten/fakta/
hypochondrie.htm
Unabhängige Gesundheitsseite mit ausführlichen Informationen zum
Thema
www.dr-mueck.de/HM_
Stress/HM_Stress-Info.htm
Seite der Praxis für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie,
Coaching, Mediation und
Prävention, Dr. Dr. med.
Herbert Mück in Köln
www.wissenschaft.de/
wissen/hintergrund/
252543.html
Stress, Freude, Trauer:
Wie Umwelteinflüsse die
Aktivität der Gene beeinflussen
http://de.wikipedia.org/
wiki/Stress_%28Medizin%29
Erläuterungen der freien
Enzyklopädie Wikipedia
zum Thema „Stress“
http://de.wikipedia.org/wiki/
Der_eingebildete_Kranke
Ausführliche Informationen
der freien Enzyklopädie
Wikipedia zum Werk und
zum Autor Molière, Hinweis
auch auf die französische
Originalversion
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DIE REPORTAGE
Bad Bramstedt, sieht den Nährboden der Hypochondrie „im gesellschaftlichen Bestreben … stets leistungskräftig und schön zu sein,
was zwangsläufig zu gewissen Diskrepanzen mit der Wirklichkeit
führe.“
Diskutieren Sie diese Aussagen im Plenum. Berücksichtigen Sie
dabei auch die Äußerungen des Haward-Professors und Psychiaters
Arthur Barsky im Interview mit FOCUS (Seite 192) über das „Grassieren der Hypochondrie“ und seine aktuelle Studie.
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Weiterführende Recherche:
©2006: PROMEDIA, Alsdorf, www.promedia-germany.de
z
Die meisten Hypochonder wissen wenig über die Zusammenhänge
zwischen Stresseinwirkungen und Reaktionen des vegetativen Nervensystems (FOCUS, Seite 189). Informieren Sie sich in Kleingruppen mit Hilfe einer Internetrecherche über diese Zusammenhänge
und die mögliche Entstehung von Krankheiten. Präsentieren Sie
Ihre Ergebnisse – möglichst in elektronischer Form – im Plenum.
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