Praktikum Technische Grundlagen Versuch 3 Vers. 3: Elektrizität 1 (Strom, Spannung, Leistung, Widerstände) Vorbereitung Literatur zu den Stichworten Ohmsches Gesetz, Strom, Spannung, Leistung, Widerstandsschaltungen, metallische Leitung, Halbleiter finden Sie z.B. im ‘Heywang’. Teilversuche: 1. Ohmsches Gesetz 2. Reihenschaltung 3. Parallelschaltung 4. Herdkochplatte mit Siebentaktschaltung 5. Temperaturabhängigkeit eines Metallwiderstandes 1 Ohmsches Gesetz Ziel: Im ersten Versuch sollen den Zusammenhang zwischen Strom, Spannung und Widerstand erarbeiten (Ohmsches Gesetz: R=U/I ). Sie werden für zwei unterschiedliche Widerstandsbauelemente den Zusammenhang zwischen Stromfluss und Spannungsstärke bestimmen. Aufbau: Wählen Sie für den Versuchsaufbau die Experimentierplatte mit der Beschriftung ‘Ohmsches Gesetz’ und verwenden Sie ein Widerstandsbauelement mit einem Widerstandswert von R =1000Ω (Aufdruck). Sie verwenden heute ein Gleichspannungsnetzteil, demgemäß messen Sie den Strom I in Ampere (bzw. mA) mit einem Digitalmultimeter (kurz DMM) in der Gleichstrombetriebsart (ADC). Die Spannung U in Volt messen Sie mit einem zweiten (gleichen) DMM, das Sie in der Betriebsart “Gleichspannung” (VDC) benutzen. Achten Sie darauf, die richtigen Anschlussbuchsen zu verwenden. Orientieren Sie sich für den Aufbau auch an Skizze auf der letzten Seite dieser Anleitung (Abb.7). Diese Skizze können Sie als eine Übersetzung des Schaltbildes (Abb.1) auffassen. A + Netzgerät - I R1 V U Abbildung 1 Bevor Sie das Netzgeräte einschalten, drehen Sie das Spannungspotentiometer ganz 1 9/02 Praktikum Technische Grundlagen Versuch 3 nach links (U = 0V)! Nachdem Sie die Schaltung komplett aufgebaut haben, schalten Sie die DMM ein, dabei wählen Sie gleichzeitig die richtige Betriebsart. Kontrollieren Sie zunächst noch einmal, bevor Sie das Netzgerät einschalten, ob sich das Potentiometer für die Spannungseinstellung im "Linksanschlag" befindet, und stellen Sie sicher, dass das Potentiometer für die Strombegrenzung im "Rechtsanschlag" steht. Durchführung: Erhöhen Sie die Spannung in 1V-Schritten von 0V bis 10V und protokollieren Sie den fließenden Strom in mA und die Spannung. Wiederholen Sie dies in einem zweiten Durchgang mit einem weiteren Widerstandsbauelement R = 10.000Ω. Auswertung: Tragen Sie in einem EXCEL- Diagramm für die beiden Widerstände den fließenden Strom in Abhängigkeit von der Spannung auf. Zeichnen Sie die Ausgleichsgeraden ein. Bestimmen Sie den Ohmschen Widerstand aus der Geradensteigung. Die Geradensteigung (∆I/∆U) in diesem Diagramm entspricht dem Leitwert (in Siemens), dessen Kehrwert den Ohmschen Widerstand ergibt. Wie erklärt sich der Unterschied zum auf dem Widerstand aufgedruckten Wert? 2 Reihenschaltung Ziel: Anhand einer Reihenschaltung, die Sie aus zwei Widerständen R1 und R2 (s. Schaltskizzen Abb. 2) aufbauen, sollen Sie die Gültigkeit der folgenden Gesetzmäßigkeiten nachweisen: a) Die Summe der Teilspannungen ist gleich der Gesamtspannung.: Uges = U1 + U2 b) Das Verhältnis der Teilspannungen ist gleich dem Verhältnis der Einzelwiderstände: U1:U2=R1:R2 c) Der Gesamtwiderstand entspricht der Summe der Einzelwiderstände. U ges U 1 U 2 R ges = = + = R1 + R2 I I I Aufbau und Durchführung: Benutzen Sie die zweite Experimentierplatte. Wählen Sie aus dem Vorrat am Arbeitsplatz anhand der aufgedruckten Widerstandswerte zwei Widerstandsbauelemente aus und prüfen Sie die Werte mit dem Ohmmeter nach (DMM in Stellung 'Ω'). Die Widerstandswerte sollten sich deutlich (Faktor 10), voneinander unterscheiden. Stellen Sie am Netzgerät eine Spannung von maximal 11V ein und schließen Sie zur Verifizierung der Formeln (a) und (b) ein Voltmeter nacheinander wie folgt an: 2 9/02 Praktikum Technische Grundlagen Versuch 3 II. I. Netzgerät + - + R1 V R2 Netzgerät - III. V R1 R2 + Netzgerät - R1 R2 V Abbildung 2 Legen Sie anschließend zur Messung des fließenden Stroms I an beliebiger Stelle ein Amperemeter in den Stromkreis. Bei dieser Reihenschaltung fließt der Strom durch das Messinstrument und durch die beiden Widerstände hindurch - der Strom ist überall gleich groß. Messen Sie schließlich den Gesamtwiderstand Rges unmittelbar mit dem Ohmmeter. Dazu verbinden Sie das Ohmmeter an Stelle des Netzgerätes mit der Schaltung. Auswertung: Berechnen Sie nach Formel (a) die Gesamtspannung, überprüfen Formel (b) und überzeugen Sie sich, dass Rges nach Formel (c) im Rahmen der Messgenauigkeit mit der Summe der Teilwiderstände übereinstimmt. 3 Parallelschaltung Ziel: Prüfen Sie folgende Zusammenhänge, die sich durch die Parallelschaltung von zwei Widerständen (gem. Abb.3) ergeben, rechnerisch und experimentell. a) Die Summe der Teilströme ist gleich dem Gesamtstrom Iges. = I1 + I2 b) Die Teilströme verhalten sich umgekehrt proportional zu den Teilwiderständen I1 : I2 = R2 : R1 c) Der Gesamtwiderstand ergibt sich als Quotient aus Spannung und Strom R ⋅R U U U 1 R ges = = = = = 1 2 I ges I 1 + I 2 U / R1 + U / R2 1 / R1 + 1 / R2 R1 + R2 Aufbau und Durchführung: Weisen Sie Gleichung (a) nach, indem Sie ein Amperemeter nacheinander gemäß folgender Skizzen (Abb.3) in den Stromkreis legen (die Spannung sollte nicht größer als 10V gewählt werden): 3 9/02 Praktikum Technische Grundlagen Versuch 3 I. II. III. A Netzgerät + Iges. - R1 R2 Netzgerät + I1 - R1 A + Netzgerät - R2 A R1 R2 Abbildung 3 Um Beziehung (b) nachzuweisen, setzen Sie die gemessenen Ströme für I1 und I2 ein und bestimmen die Widerstandswerte von R1 und R2 mit dem Ohmmeter. Zur Verifizierung von Gleichung (c) schließen Sie ein Voltmeter parallel zum Netzgerät an die Schaltung an, messen Uges und berechnen Rges = Uges. / Iges. Überzeugen Sie sich schließlich, dass der so berechnete Wert für Rges im Rahmen der Messgenauigkeit mit dem rechnerischen R1 · R2 / ( R1 + R2) übereinstimmt. Wenn Sie wollen, können Sie Rges auch ermitteln, indem Sie das Ohmmeter (Multimeter in der Betriebsart Ω) anstelle des Netzgerätes mit der Experimentierplatte verbinden. 4 Herdkochplatte mit Siebentaktschaltung Erläuterung: Die elektrische Aufnahmeleistung ergibt sich als Produkt aus Strom, Spannung und Kosinus des Phasenwinkels P = U * I * cos ϕ ; [ P] = V * A = W . Der Phasenwinkel ist für Ohmsche Verbraucher mit 0° anzunehmen, der cos(0°) beträgt 1 und wird deshalb bei solchen Verbrauchern meist weggelassen. Aufgabe: In einer haushaltsüblichen Herdkochplatte mit Siebentaktschaltung (Abb.4) werden durch einen geeignet Schalter die drei Heizwiderstände entweder einzeln, in Reihe oder parallel an die Netzspannung U = 230 V gelegt. Dadurch lassen sich unterschiedlich Heizleistungen wählen. Sie sollen in diesem Teilversuch die Kaltwiderstände und die Leistungswerte für unterschiedliche Schaltstufen ermitteln. Für die Stufen ergeben sich folgende Schaltungen der Widerstände (grau Füllung bedeutet Strom durchflossen): U U U U U U Abbildung 4 Aufbau und Durchführung: Messen Sie an der bereitstehenden Herdkochplatte die Widerstandswerte für die Schaltstufen ½, 1, 1½, 2, 2½, 3. Verwenden Sie dazu ein Digitalmultimeter, das Sie über Messleitungen mittels Krokodilklemmen an die Stiftkontakte des Schukoste4 I2 9/02 Praktikum Technische Grundlagen Versuch 3 ckers anschließen (Abb.5). Abbildung 5 Messen Sie anschließend mit einem Leistungsmessgerät (Fabrikat WSE) die bei der jeweiligen Schaltstufe aufgenommene elektrische Leistung. Dazu verbinden Sie zunächst das Leistungsmessgerät mit dem Versorgungsnetz. Am Messgerät schließen Sie dann die Herdkochplatte an. Nun betätigen Sie am Leistungsmessgerät noch die Taste 'Watt', um die Betriebsart 'Leistungsmessung' auszuwählen - der Aufbau ist jetzt versuchsbereit. Bestimmen Sie nun für die einzelnen Schaltstufen (beginnend mit ½) die aufgenommene Leistung, indem Sie die Schaltstufe wählen, den Wert protokollieren und dann die Platte schnell wieder abschalten. Wichtig ist, dass Sie den jeweiligen Wert zügig protokollieren, sobald Sie die Leistung auf ca. 10W genau ablesen können. Warten Sie nicht, bis sich ein wirklich stabiler Wert einstellt (aufgrund der Temperaturabhängigkeit metallischer Widerstände müssten Sie lange warten, und Netzspannungsschwankungen stören leider zusätzlich). Auswertung: Errechnen Sie den Widerstandswert von R1. Berechnen Sie aus den gewonnenen Widerstandswerten den Strom und die Scheinleistung (P = U * I), wobei Sie eine Netzspannung von 230 Veff. zugrunde legen. Erstellen Sie zwei Diagramme: 1. Strom I und Widerstand R in Abhängigkeit von der Schaltstufe 2. Gemessene Leistung und berechnete Leistung in Abhängigkeit von der Schaltstufe Geben Sie eine Erklärung dafür, dass bei den höheren Schaltstufen die Abweichungen zwischen gemessener und berechneter Leistung größer werden (Stichworte: Spannungsabfall in der Zuleitung, Temperaturabhängigkeit des Widerstands metallischer Leiter). 5 Temperaturabhängigkeit eines Metallwiderstandes Aufgabe: Bestimmen Sie den Temperaturkoeffizienten α (TK) von Platin, indem Sie die Widerstandswerte Rϑ eines Pt-100-Widerstands (Platin) für verschiedene Temperaturen messen und geeignet auswerten. Aufbau und Durchführung: Verbinden Sie den bereitliegenden Pt-100 Widerstand (Abb. 6) 5 9/02 Praktikum Technische Grundlagen Versuch 3 über das Anschlussstück mit dem Digitalmultimeter. Benutzten Sie dieses in der Betriebsart ‘Widerstandsmessung’ (Ω). Für die Temperaturmessung verwenden Sie ein Digitalthermometer mit einem eigenen Temperaturfühler. Befüllen Sie einen Topfkocher mit ca. 1l Wasser. Erhöhen Sie die Wassertemperatur schrittweise, indem Sie die Heizung des Gerätes jeweils nur für kurze Zeit einschalten. Bestimmen Sie Widerstandswerte für Temperaturen zwischen 20°C und 100°C in 10K Schritten (Tabelle!). Messen Sie in den Heizpausen die Temperatur und den zugehörigen Widerstand. Wichtig ist, dass Sie beide Fühler gleichzeitig nahe beieinander eintauchen und dass Sie umrühren. Nachdem Sie die Werte abgelesen haben, können Sie auf den nächsten Temperaturwert hoch heizen. PT 100- Widerstand Verbindungsstück Digitalmultimeter Temperaturfühler Thermometer Abbildung 6 Auswertung: Erstellen Sie ein EXCEL- Diagramm. Stellen Sie den Widerstand Rϑ als Funktion der Temperatur grafisch dar. Verwenden Sie die Trendlinienfunktion von EXCEL um eine Ausgleichsgerade durch die Messwerte zu legen. Lassen Sie sich die TrendkurvenFunktion anzeigen, um dieser die Steigung der Geraden (∆R/∆T) und den Schnittpunkt mit der Y-Achse (R0) entnehmen zu können . Den Temperaturkoeffizienten ermitteln Sie, indem die Formel Rϑ = R0 ⋅ (1 + α ⋅ ∆T ) wie folgt umgestellt wird: Rϑ = R0 + R0 ⋅ α ⋅ ∆T α= Rϑ − R0 ∆R 1 ∆R ⋅ = = R0 ⋅ ∆T R0 ⋅ ∆T ∆T R0 Vergleichen Sie den Wert mit Literaturangaben (Achtung der Wert für Platin im Heywang ist falsch!). 6 9/02 + - Netzgerät Netzgerät + - A I R1 U 7 300 mA 10A A OFF ~ A ~ V Ω COM VΩ 300mV Amperemeter Schaltbild V Experimentierplatte 300 mA 10A A OFF ~ A ~ V V Ω CO M VΩ 300mV Voltmeter Laborkabel Kurzschlußstecker Widerstand Widerstand Aufbau einer elektrischen Schaltung im Praktikum technische Grundlagen Aufbau Laborkabel Bauteile Kurzschlußstecker Praktikum Technische Grundlagen Versuch 3 Abbildung 7 9/02