Brückenkurs Mathematik Dr. Karl TH Nürnberg Zahlen und Symbole … Logarithmen name Nachname Copyright ©: Hubert Karl Alle Rechte vorbehalten. Diese Publikation darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Autors weder ganz noch auszugsweise reproduziert werden. 1-1 Brückenkurs Mathematik Literaturvorschläge: Für die zu behandelnden Themen gibt es natürlich eine umfangreiche Fachliteratur die empfohlen werden kann. Die fachlichen Inhalte der ersten beiden Tage sind so angelegt, dass hierfür noch nicht unbedingt ein Fachbuch notwendig ist. Allerdings können die nachfolgenden Bücher empfohlen werden, wenn sich herausstellt, dass einige dieser besprochenen Themen neu sind, bzw. dass sie durch Übungen abgesichert werden sollen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit kann empfohlen werden: [1] [2] [3] [4] [5] Lüdde: „Mathematik in Übungsaufgaben“ Teubner Verlag Stuttgart, Leipzig ISBN 3-519-00256-6 Stingl, Peter: „Einstieg in die Mathematik für Fachhochschulen“ Hanser Verlag München, ISBN 978-3-446-41936-0 Wörle, Helmut: „Mathematik in Beispielen für Ingenieurschulen“ Bd.1 Elementare Mathematik, Oldenbourg Verlag Rießinger, Thomas: „Übungsaufgaben zur Mathematik für Ingenieure“ Springer Verlag, ISBN 978-3-540-89209-0 Kreul ; Ziebarth: „Mathematik leicht gemacht“ Verlag Harri Deutsch, ISBN 978-3-8171-1836-6 Scholz Siegfried: „Analysis und lineare Algebra für Naturwissenschaftler“ Als kostenloses PDF unter www.bookboon.com/de/analysis-und-lineare-algebra-ebook 2 1-1 Zahlen Symbole / Rechenoperationen 1. Zahlen und Symbole 1.1 Anmerkungen zu mathematischen Beweisen Die Sätze der Mathematik müssen sich beweisen lassen. Das ist der große Vorteil dieser wissenschaftlichen Disziplin. Als bewiesen gilt eine Aussage dann, wenn sie sich aus einer anderen (bereits bewiesenen), vorhergehenden, Aussage ableiten lässt. Auch der Beweis dieser vorhergehenden Aussage stützt sich auf eine bewiesene Aussage die voranging usw. Verfolgt man solche „Beweisketten“ zurück, so kommt man letztendlich auf Grundannahmen die nicht weiter begründbar sind, die aber jedem (scheinbar) unmittelbar einleuchten. Diese Grundannahmen nennt man Axiome. Von den Axiomen soll wenigstens ansatzweise noch einmal die Rede sein. Ein erstes wichtiges Beweisverfahren ist der konstruktive Beweis. Hier wird ein Verfahren angegeben, das zur Lösung führt (die Lösung wird konstruiert). Bekannt ist ein Beweis den C.F. Gauß (1777 – 1855) angeblich als Fünfjähriger angegeben hat. Als ihm in der Schule die Aufgabe gestellt wurde, die Zahlen von 1 bis 60 zusammenzuzählen behauptete er, diese Summe sei S = 1830. Und er bewies seine Behauptung konstruktiv so: die gesuchte Summe von 1 an einmal aufsteigend und einmal von 60 ab fallend dargestellt liefert Jedes der untereinanderstehenden Zahlenpaare ergibt zusammenaddiert 61. Demnach ist die gesamte Summe rechts: „ “ und links: „2S“. Zusammenfassend haben wir: und folglich: . Ohne dass es gleich bemerkt wird, benutzt dieser Beweis auch die (als bewiesen angesehene) Aussage, dass sich der Wert einer Summe nicht ändert wenn man die Reihenfolge seiner Summanden verändert. Ein anderes wichtiges Beweisverfahren ist der direkte Beweis. Wie eingangs geschildert beweist man die Richtigkeit einer neuen Aussage dadurch, dass man mit einer bereits bewiesenen Aussage und mit Hilfe bewiesener mathematischer Sätze die Richtigkeit dieser neuen Aussage beweist. Versuchen wir uns einmal mit dem Beweis der (neuen) Aussage: „Das Quadrat einer geraden Zahl ist wieder eine gerade Zahl“. Hierzu eine Vorbemerkung: die geraden Zahlen sind die Zahlen 2,4,6,8… aber auch -2, -4, -6,… . Diese lassen sich offenbar immer so darstellen: „ “ wobei „ „ H. Karl “ ist. Und jetzt können wir folgendermaßen schließen: .“ 3 1-1 Brückenkurs Mathematik Stimmt auch die Aussage: „Das Quadrat einer ungeraden Zahl ist wieder eine ungerade Zahl“? Zum Beweis dieser Aussage, machen wir von der Tatsache Gebrauch, dass sich jede ungerade Zahl „u“ darstellen lässt als „ +1“ wobei „r“ wie oben eingeführt. Wir schließen jetzt wie folgt: Die Richtigkeit dieses Beweises setzt die Gültigkeit er binomischen Formeln voraus (die wir nochmals besprechen sollten). Ein weiteres Beweisverfahren ist die Beweismethode der vollständigen Induktion und der Widerspruchsbeweis. Wir kommen darauf noch zurück. 1.2 Anmerkungen zur Darstellungsart der Mengenlehre Die Mengenlehre wurde von dem deutschen Mathematiker G. Cantor (1845 - 1918) begründet. Sie ist eine sehr abstrakte und „unanschauliche“ Disziplin. Umso unverständlicher ist es, dass man über viele Jahre versucht hat, die Mengenlehre den Schulkindern in der ersten Klassen der Grundschule zu vermitteln. Davon ist heute (wenn überhaupt) wohl nur noch die Darstellungsart der Mengenlehre geblieben. Diese ist allerdings manchmal sehr vorteilhaft und wir sollten sie kennenlernen. Georg Cantor definierte: „Eine Menge ist die Zusammenfassung bestimmter, wohlunterschiedener Objekte unserer Anschauung oder unseres Denkens – welche die Elemente einer Menge genannt werden – zu einem Ganzen. “ Ein Beispiel für eine Menge ist: Alle Münzen meiner Münzsammlung. Enthielte diese Münzsammlung nur: ein Eurostück und fünf 10-Centstücke, dann bestünde diese Menge nur aus 2 Elementen! Man beachte: Eine Menge enthält wohlunterschiedene Objekte. Bezeichne ich meine Münzsammlung mit dem Buchstaben „M“, dann kann ich in der Nomenklatur der Mengenlehre auch schreiben Die Darstellungsart der Mengenlehre hilft uns verschiedene Zahlenarten zu kennzeichnen. Sie sind anschließend dargestellt, zusammen mit ihren üblichen symbolischen Bezeichnungen wie „ “, „ “ usw. 4 1-1 Zahlen Symbole / Rechenoperationen = = {1,2,3,4,…} ={0,1,2,3,…} = {…,-2,-1,0,1,2,3,…} Es ist interessant, sich die rationalen Zahlen genauer anzuschauen! Rationale Zahlen lassen sich als Bruch von zwei ganzen Zahlen „p“ und „q“ schreiben. Da man jede ganze Zahl natürlich auch als Bruch darstellen kann (man denke z.B. an ), so folgt zwangsläufig, dass die Menge der rationalen Zahlen die Menge der ganzen Zahlen enthält. Um dies auszudrücken schreibt man in der Nomenklatur der Mengenlehre . Offenbar spielen die rationalen Zahlen in der Naturwissenschaft und der Technik eine zentrale Rolle. Interessanterweise gibt es aber auch Zahlen, die sich nicht als Bruch von zwei ganzen Zahlen darstellen lassen. Das sind die irrationalen Zahlen. Ein bekannte irrationale Zahl ist die Kreiszahl . Sie hat unendlich viele Nachkommastellen – und diese wiederholen sich auch nicht periodisch. Vermehrt man die Menge der rationalen Zahlen um die Menge der irrationalen Zahlen, dann bekommt man die Menge der reellen Zahlen. Bevor wir diese Vorbemerkungen verlassen und uns dem elementaren Rechnen mit rationalen Zahlen (also den Brüchen und damit dem Bruchrechnen) zuwenden, noch ein paar Bemerkungen zu den irrationalen Zahlen: Wie schon erwähnt, ist die Zahl eine irrationale Zahl. Der Beweis, dass irrational ist, gelang aber erst im 19. Jahr- hundert. Man hat deshalb in früheren Zeiten immer wieder versucht, diese Zahl durch Brüche nachzubilden. So gibt z.B. der Grieche Archimedes als Näherungswert an: und Cl. Ptolemäus: Japanische Untersuchungen aus dem Jahre 1700: Tippen Sie diese drei Brüche in Ihren Taschenrechner ein, so werden Sie sehen, dass damit die Zahl π schon mehr oder weniger gut angenähert ist. Trotzdem bleibt das grundsätzliche Problem bestehen. Schauen wir uns nochmals den ersten Bruch genauer an! H. Karl 5 1-1 Brückenkurs Mathematik Hier wird also an die Schulmathematik erinnert: und meinen das selbe. Die Berechnung von Hand ausgeführt, ergibt eine rationale Zahl in der Darstellung als Dezimalzahl (Dezimalbruch). Nämlich: = Schauen wir uns noch eine weitere rationale Zahl an: ebenfalls die Darstellung als Dezimalzahl. Wir erhalten und versuchen wir hier . Sie sollten beide Berechnungen von Hand durchführen können. Die Handrechnung lehrt uns folgendes (und das gilt für alle rationalen Zahlen): Entweder (wie im Falle „p3“) bricht die Division nach endlich vielen Schritten ab, weil wir im Laufe der Rechnung den Rest Null erhalten, oder die Dezimaldarstellung wiederholt sich periodisch (wie im Falle „p1“). Und das muss so sein wie man auch bei p1 sieht: Es gibt nur 6 verschiedene Reste bei der Division. (Rest = 1,…, Rest = 6). Die Zahl „7“ kann kein Rest sein, denn dann könnte man durch eine höhere Zahl dividieren und die Division würde abbrechen. Wenn spätestens nach 6 durchgeführten Divisionsschritten die Division nicht mit Rest Null abgebrochen ist, wiederholt sich ein bereits einmal erhaltener Rest und die Rechenschritte beginnen von vorne. Das zeigt auch das Beispiel der Dezimaldarstellung von „p1“: Nach spätestens 6 Nachkommastellen muss sich die Ziffernfolge wiederholen – mehr als 6 verschiedene Reste gibt’s eben nicht. Die Wiederholung der Nachkommastellen kann (in anderen Beispielen) natürlich auch früher beginnen: Beispiel . Hier wären 9 Reste möglich (also Wiederholung nach der 9 Nachkommastelle), aber die Wiederholung beginnt bereits mit der 1. Nachkommastelle. Fassen wir unsere bisherigen Erkenntnisse zu rationalen Zahlen zusammen: Jede rationale Zahl kann als Bruch von zwei ganzen Zahlen „p“ und „q“ (q ) geschrieben werden; gleichbedeutend damit kann auch jede rationale Zahl entweder als endliche Dezimalzahl (endlicher Dezimalbruch) dargestellt werden (z.B. ) oder als unendlich periodische Dezimalzahl (unendlich periodischer Dezimalbrach) dargestellt werden (z.B. ) Gilt übrigens auch die Umkehrung? Kann man stets eine Dezimalzahl (endlich oder unendlich periodisch) in einen Bruch umwandeln? Diese Frage kann positiv beantwortet werden. Wir kommen im nächsten Punkt darauf zurück. 6 Zahlen Symbole / Rechenoperationen 2. Grundlegende Rechenoperationen 2.1 Bruchrechnen 1-1 2.1.1 Elementare Rechenregeln zum Bruchrechnen Diese Rechenregeln kennen Sie von der Schule her: Zwei Brüche werden addiert bzw. subtrahiert indem man die beiden Brüche (die addiert oder subtrahiert werden sollen) zunächst gleichnamig macht. Statt gleichnamig machen, sagt man auch, dass man einen Hauptnenner bestimmt. Anschließend werden ihre Zähler addiert bzw. subtrahiert. Die allgemeine Regel für diese Rechnungen bei gleichnamigen Brüchen lautet: Beispiel: Im vorletzten Schritt haben wir im Zähler und Nenner den Multiplikator „5“ ausgeklammert und gekürzt. Es verbleibt der Nenner „30“. Wir hätten unsere Rechnung auch gleich mit dem Hauptnenner „30“ durchführen können: Berechnen sie selber Die Rechnungen zeigen, dass es vorteilhaft ist, wenn man die Zwischenergebnisse geeignet kürzt. Kürzen durch einen Faktor und dividieren mit diesem Faktor meint dasselbe. Wir erwähnen diese scheinbar überflüssige Bemerkung deshalb, weil damit eine wichtige Erkenntnis für das praktische Rechnen verbunden ist. Betrachten wir dazu das nachfolgende Beispiel: H. Karl 7 1-1 Brückenkurs Mathematik Aber Vorsicht: Division durch „0“ (=Kürzen mit „0“) ist immer verboten! Dass die Division mit „0“ dazu führt, dass sonst jedes noch so unsinnige Ergebnis möglich ist, zeigt folgendes Beispiel: liefert: Hier ist die Problematik natürlich offensichtlich. Oft kommt die Null „getarnt“ in einer Rechnung vor und man merkt das Problem erst, bei Erhalt eines unsinnigen Ergebnisses (TR steht für Rechnung mit dem Taschenrechner): Soweit ist alles formal richtig. Setzen wir jetzt das Ergebnis aus der 2. Zeile in die erste Zeile ein, dann erhalten wir: Jetzt kürzen wir mit auf beiden Seite der Gleichung und erhalten: „ “. Das unsinnige Ergebnis erhalten wir aufgrund der unerlaubten Kürzung mit „ auf beiden Seiten der Gleichung. Zu dieser Problematik noch eine Anmerkung: Der Ausdruck „ “ ist unsinnig, da aus folgt, dass „x“ jede Zahl sein kann. Nun zu den restlichen Rechenregeln für Brüche: Zwei Brüche werden multipliziert nach der Vorschrift: Zwei Brüche werden dividiert nach der Vorschrift: Man sagt auch: Zwei Brüche werden durcheinander dividiert, indem der erste Bruch „ “ mit dem Kehrwert des zweiten Bruches, also mit „ “ multipliziert wird. 8 1-1 Zahlen Symbole / Rechenoperationen Berechnen Sie selber: An dieser Stelle bietet sich auch das Rechnen mit Doppelbrüchen an: Eine weitere Rechenaufgabe sei: Berechne den Wert „W“ aus: Weitere Rechenaufgaben zum Thema „Bruchrechnen“ sollen in den Übungsstunden durchgerechnet werden. 2.1.2 Über die Umwandlung von unendlichen Dezimalbrüchen in Brüche Vorbereitend brauchen wir eine Formel die man als die Grenzsumme für die geometrische Reihe bezeichnen könnte und die Sie vermutlich schon einmal in der Schule behandelt haben. Es geht um die Bestimmung von wobei „ε“ zunächst eine beliebige reelle Zahl sein darf. „N“ soll eine beliebige natürliche Zahl sein. Die Angabe der Summenformel hierfür ist konstruktiv. Wir schreiben: Subtrahieren wir die beiden Gleichungen voneinander, so erhalten wir: Also Lässt man jetzt N→∞ gehen und berücksichtigt, dass für den Fall der Ausdruck geht, so erhalten wir für N→∞: H. Karl 9 1-1 Brückenkurs Mathematik Stellen wir uns jetzt als Aufgabe, die unendlich periodische Dezimalzahl z.B.: durch einen Bruch nachzubilden. Da die Periodizität erst mit der 2. Nachkommastelle beginnt, betrachten wir: Somit erhalten wir: 2.2 Prozentrechnen Von der Schule her kennen Sie sicher die Formel: Beispiel 1: Um welchen Betrag (=Prozentwert) vermehrt sich ein Kapital von 2000€ (= Grundwert) nach einem Jahr bei einem Jahreszins von 3% (=Prozentsatz)? Das Ergebnis (Prozentwert = 60€) ist klar. Offenbar kommt es zunächst nur darauf an, dass wir uns in jedem speziellen Fall klarmachen, was Prozentwert, Prozentsatz und Grundwert ist und wie man die obige Formel richtig umstellt. Machen wir zunächst hierzu einige Beispiele. Beispiel 2: Es haben 2 Behälter unterschiedliches Fassungsvermögen. Behälter 1 hat 5 m3 Fassungsvermögen und Behälter 2 hat 10 m3 Fassungsvermögen. Tatsächlich sind in den Behältern enthalten: in Behälter 1: 3 m3 und im Behälter 2 sind 4 m3 enthalten. Berechnen Sie den Nutzungsgrad in %. Hier entsprechen offenbar die Fassungsvermögen den Grundwerten und die tatsächliche enthaltenen Füllungen den Prozentwerten. Der Nutzungsgrad ist hier offenbar ein anderes Wort für Prozentsatz. Wir rechnen also für Behälter 1: - Nutzungsgrad Und für Behälter 2: : - Nutzungsgrad. Behälter 2 enthält also mehr Flüssigkeit, ist aber weniger genutzt als Behälter 1. Beispiel 3: Wie viele kg Titan sind in 275 kg Stahl enthalten, wenn der Titangehalt 4% ist? (11kg Titan). Weitere Beispiele in den Übungen. 10 1-1 Zahlen Symbole / Rechenoperationen 2.3 Potenzrechnen Potenzrechnungen erweisen ihren Vorteil für das praktische Rechnen wenn es um die Behandlung von „unhandlichen“ Größenordnungen geht. Ausführliche Beispiele heute in den Übungen. Bekanntlich ist die abkürzende Schreibweise für (Man nennt „n“ auch den Exponenten und „a“ die Basis.) Insbesondere gilt sodann und . Weiterhin ; Statt der Multiplikatoren a, b und c darf jede endliche Anzahl von Multiplikatoren verwendet werden. Beispiel: = 32 Quotienten Beispiele: ; Verschiedene Exponenten Man beachte in diesem Zusammenhang auch Sinnvollerweise setzt man auch . , da man „a“ beliebig klein setzen darf. (Kann dies Ihr Taschenrechner?) 2.4 Die binomischen Formeln 2.4.1 Grundgleichungen Es gilt bekanntlich H. Karl 11 1-1 Brückenkurs Mathematik Die rot markierten Formeln müssen Sie kennen. Falls nicht, dann lernen Sie sie auswendig und vergessen Sie diese niemals. Mit Hilfe einer diese Binomischen Formeln gelingen kleine Tricks für Kopfrechner. Ohne Taschenrechner und ohne Handrechnung überlegt man sich, dass gilt: . 2.4.2 Eine weitere Beweistechnik: die vollständige Induktion Die Beweistechnik der vollständigen Induktion wird in der Mathematik sehr häufig verwendet. Um eine mathematische Behauptung zu beweisen, die von einer „Zählvariablen“ (nennen wir sie „n“) abhängt, geht man dabei so vor: Man zeigt zunächst, dass die behauptete Aussage für ein (möglichst kleines, aber festes) n gilt. („Induktionsanfang“) Man macht die Annahme, dass die zu beweisende Behauptung für ein beliebiges „n“ gilt („Induktionsannahme“) und folgert daraus, dass diese Behauptung dann auch für „n+1“ gültig ist. („Induktionsschluss“). Diese recht „unanschauliche“ Beweismethode wollen wir an einer bereits bekannten (und von Gauss bewiesenen; vgl. Punkt 1.1) Formel durchführen. Diesmal aber nicht für den Sonderfall, dass alle natürlichen Zahlen von 1, …,60 aufaddiert werden, sondern wir geben eine Formel an für die Aufsummierung zu einer beliebigen aber festen Zahl „n“. Wir behaupten: Die Summe der ersten „n“ Summanden berechnet sich nach der Formel und beweisen durch vollständige Induktion. „Induktionsanfang“: Wir setzen „n=1“ und überzeugen uns, dass einerseits S =1 gilt (wenn man einfach in die Summe einsetzt) – andererseits liefert dies auch die Formel: Für „n=1“ ist die Formel also richtig. „Induktionsannahme“: Wir nehmen einfach an, die behauptete Beziehung sei richtig. Es gelte also „Induktionsschritt“: Wir schreiben den Summenausdruck nochmals an. Allerdings laufen jetzt die Summanden bis ….n+1: Wir nehmen jetzt an, die in der Induktionsannahme behauptete Formel sei richtig 12 1-1 Zahlen Symbole / Rechenoperationen . Aus der angenommenen Richtigkeit der Formel für beliebiges „n“ folgt auch die Richtigkeit der Formel für „n+1“. Die Beweismethode der vollständigen Induktion werden wir auch im Zusammenhang mit dem binomischen Satz brauchen. Und den behandeln wir jetzt. 2.4.3 Der binomische Satz 2.4.3.1 Das Zeichen n! (gelesen „n – Fakultät“) Damit ist folgendes gemeint: 1! =1 2! =1.2 3! =1.2.3 4! =1.2.3.4 n! =1.2.3…n = = = = 2.1! 3.2! 4.3! n.(n-1)! Im Hinblick auf später noch mitzuteilende Zusammenhänge ist es sinnvoll zu setzen: 0! = 1 2.4.3.2 Das Zeichen (gelesen „n über k“) – auch „Binominalkoeffizient“ genannt. Damit ist folgendes gemeint: Beispiel: Weiterhin gilt: . Man beachte auch die Zwischenergebnisse dieses Beispiels. Offenbar gilt H. Karl 13 1-1 Brückenkurs Mathematik und allgemeiner . Natürlich müssen wir das nochmals beweisen. Vgl. Mitschrift zum Vortrag. Zusammenstellung der Zwischenergebnisse: Anwendungen Weiteres Zwischenergebnis (vgl. Vortrag) 2.4.3.3 Formulierung des binomischen Satzes Andere Darstellung: Beweis im Rahmen des Vortrags. 2.4.4 Anwendung des binomischen Satzes auf Ausdrücke vom Typ Hier gilt Und weiter: 14 1-1 Zahlen Symbole / Rechenoperationen 2.4.5 Anordnung der Binominalkoeffizienten im Pascalschen Dreieck Ordnet man die Binominalkoeffizienten in folgender Dreiecksform (Pascalsches Dreieck) an: usw. Bzw. ausgerechnet: Zeile 1: 1 1 Zeile 2: Zeile 3: 1 1 1 2 3 1 3 1 usw. Man erkennt, dass (ab der dritten Zeile) sich jeder dieser Binominalkoeffizienten als die Summe der beiden darüber liegenden Werte ergibt. Bezeichnet „n“ die betrachtete Zeile und „k“ die betrachtete Spalte, so muss dies wegen ja auch so sein. Aufgabe: Unter Verwendung des Pascalschen Dreiecks gebe man an. 2.4.6 Anwendungen des binomischen Satzes. Offenbar gilt für „kleine x – Werte“ („für “): Rechenbeispiel hierzu: Folgerungen: Wegen und folglich erhält man nach Wurzelziehen auf beiden Seiten in der letzten Zeile: Aufgabe: Versuchen Sie selber zu beweisen, dass gilt Aufgabe: Berechnen Sie näherungsweise und ohne Taschenrechner. Weiter Aufgaben in den Rechenübungen. H. Karl 15 1-1 Brückenkurs Mathematik 2.5 Wurzelziehen von einfachen und komplizierten Ausdrücken. 2.5.1 Vorbemerkungen Wenn von der Gleichung die Unbekannte gesucht ist, dann berechnet sich diese als . Die Rechenoperation „Wurzelziehen“ ist offenbar die Umkehrung des Potenzierens. Beispiel: Man nennt den Ausdruck unter der Wurzel (im Beispiel „2“) den Radikanden. Nebenbei sei bemerkt, dass interessanterweise der Ausdruck „ “ eine irrationale Zahl ist und damit nicht durch einen Bruch dargestellt werden kann. Somit kann immer nur näherungsweise als Dezimalzahl dargestellt werden. Es gilt . Insgesamt folgen unendlich viele Nachkommastellen, ohne dass sich diese periodisch wiederholen. 2.5.2 Rechenregeln für das Rechnen mit Wurzeln Die nachfolgenden Regeln seien aufgelistet. Sie werden in den Vorträgen hergeleitet. 1. 2. 3. 4. . Dieselben Regeln in anderer Schreibweise (unter Verwendung der Potenzgesetze): Ausgehend von lauten die obigen Regeln Statt 1: Statt 2: Statt 3: Statt 4: 2.5.3 Rechentechniken für das Rechnen mit Wurzeln Oft hilft das Rationalmachen des Nenners. Beispiel: 16 1-1 Zahlen Symbole / Rechenoperationen Für die numerische Berechnung einer Quadratwurzel wird die Heronsche Formel empfohlen. Sie lautet, wenn man berechnen will und einen (noch so schlechten Startwert „x0“, so berechnet sich ein verbesserter (?) Näherungswert x1 für aus . Jetzt kann man x1 auf der rechten Seite der Rekursion einsetzen und ein x2 berechnen usw. Man kann zeigen, dass die Rekursion verblüffend schnell gegen einen Fixpunkt läuft. In einem Fixpunkt ergibt sich im Rahmen der Stellenwertigkeit eines Rechners (z.B. eines Taschenrechners), dass sich die linke Seite der Rekursion nicht mehr von dem xn-Wert auf der rechten Seite unterscheidet. Ein solcher Fixpunkt ist dann eine (sehr gute Näherung) für . Aufgabe: Berechnen Sie mit Hilfe der Heronschen Formel und nehmen Sie als Startwert x0 = 2. Sie können auch jede andere positive Zahl als Startwert nehmen. Weitere Aufgaben zu Wurzeln in den Nachmittagsübungen 2.6 Rechenregeln für Logarithmen 2.6.1 Vorbemerkungen zu Logarithmen Wenn von der Gleichung die Unbekannte gesucht ist, dann berechnet sich diese als . Man nennt den Ausdruck unter dem Logarithmuszeichen (im Beispiel „a“) den Logarithmand oder den Numerus. Da ursprünglich ja von ausgegangen war, nennt man die Zahl, deren unbe- kannter Exponent gesucht wird: Die Basis. Den Logarithmus zur Basis „10“ nennt man also . Logarithmen können zu beliebigen Basen gesucht werden. Wenn beispielsweise von der Gleichung die Unbekannte gesucht ist, dann berechnet sich diese als . Hierbei ist e = 2,718281828… eine irrationale Zahl. Fassen wir nochmals zusammen: Ist , dann schreibt man Man sagt: „a-hoch“ und „loga“ sind zueinander invers. D.h.: . Aber auch: H. Karl 17 1-1 Brückenkurs Mathematik . . 2.6.2 Rechenregeln für das Rechnen mit Logarithmen Beachte: Einfache Rechenbeispiele: 1. Es seien bekannt: und . Berechne (Lösung: ) 2. Berechne . ( Lösung 2). 3. Wie berechnet der Taschenrechner z.B. (Lösungsskizze: Es ist . Die Berechnung von gelingt dem TR durch eine Reihenentwicklung. Solche Reihenentwicklungen werden wir noch besprechen. Auch die anschließende e –Funktion kann mit Hilfe einer sogenannten Reihenentwicklung ausgewertet werden. Den späteren Stoff vorgreifend sei darauf hingewiesen, dass gilt: 2.6.3 18 Logarithmen in der Praxis Der dB – Maßstab in der Elektrotechnik Lautstärke; das Weber – Fechnersche Gesetz Ausnutzung in der Astronomie Der Rechenschieber ).