"Motivationen zur Vermeidung oder Bindungssuche nach sozialem Ausschluss: Abgewiesen-Werden im Gegensatz zu Ignoriert-Werden" „Motivations for Prevention or Promotion Following Social Exclusion: Being Rejected Versus Being Ignored“ (Molden, Lucas, Gardner, Dean, & Knowles, 2009) Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Erste Studie a. Einführung b. Methoden c. Resultate 3. Zweite Studie a. Einführung b. Methoden c. Resultate d. Analyse e. Diskussion 4. Dritte Studie a. Einführung b. Resultate c. Analyse d. Diskussion 5. Vierte Studie a. Einführung b. Methoden c. Resultate d. Emotionsanalyse e. Diskussion 6. Allgemeine Diskussion a. Allgemeines b. Alternative Mechanismen c. Dynamik d. Effekte in früheren Studien 7. Zusätzliche Studien 8. Literaturverzeichnis Seite 1 Seite 2 Seite 5 Seite 8 Seite 11 Seite 15 Seite 18 Seite 24 Gabriela Jank, Andres Mendoza und Anna Pircher Proseminar „Soziale Konflikte, Dilemmata und Konfliktlösungen“ Mag. Dr. Andreas Olbrich-Baumann, SS2011 1 Einleitung Menschen sind wahrlich soziale Wesen. Wir entwickeln nicht nur selbst in minimal sozialen Umständen Beziehungen, nein wir setzen diese Beziehung sogar in Abwesenheit bewussten Gewahrseins oder bewusster Intention. Unsere sozialen Tendenzen sind so weitverbreitet, dass Viele soziale Verbindung oder Zugehörigkeit als eines der fundamentalsten menschlichen Bedürfnisse identifiziert haben (z.B. Baumeister & Leary, 1995; Bowlby, 1969; Maslow, 1955). Wenn Menschen ihre Zugehörigkeit bedroht sehen, dass löst das konsistent mit dem Status von Zugehörigkeit als fundamentales Bedürfnis mächtige Motivationen und Emotionen aus. Die Erwartung oder das Auftreten von sozialem Ausschluss löst eine Reihe negativer Emotionen aus, zum Beispiel Wut, Traurigkeit und Angst (Williams, 2001). Auf viele Weisen zeigen diese Emotionen auch sowohl die Phänomenologie als auch die physische Erregung, die für physischen Schmerz typisch sind (Eisenberger, Lieberman, & Williams, 2003; MacDonald & Leary, 2005). Menschen mobilisieren ein diverses Arsenal von Strategien um mit solchem Ausschluss umzugehen (Williams, 2007), unter anderem (a) schnelle Vergeltung gegen die Verantwortlichen oder manchmal erhöhte Wut, Feindlichkeit und Agression gegen andere Menschen im Allgemeinen (Buckley, Winkel, & Leary, 2004; Twenge, Baumeister, Tice, & Stucke, 2001; siehe auch Leary, Twenge, & Quinlivan, 2006), (b) Rückzug von sozialem Kontakt oder Flucht vor dem eigenen Selbstbewusstsein ( Twenge, Baumeister, DeWall, Ciarocco, & Bartels, 2007; Twenge, Catanese, & Baumeister, 2003); und sogar (c) erhöhte soziale Feinfühligkeit und erneute Bemühungen zu sozialer Verbindung (Gardner, Pickett, & Brewer, 2000; Gardner, Pickett, Jeffries, & Knowles, 2005; Maner, DeWall, Baumeister, & Schaller, 2007; Williams, Cheung, & Choi, 2000). Diese Breite an Verhalten und Emotionen, die auftritt wenn Zugehörigkeit generell bedroht ist, illustriert die große Bedeutung solcher Bedrohungen. In dem vorliegenden Artikel wurde ein motivationaler Unterschied zwischen Erfahrungen sozialen Ausschlusses untersucht, der der Hypothese nach mit der Direktheit, mit der Ausschluss kommuniziert wird verknüpft ist. In manchen Situationen erhalten Menschen explizites Feedback über ihren schlechten Stand in einer Beziehung oder Gruppe und werden aktiv zurückgewiesen. In anderen Situationen erhalten Menschen implizitere Signale ihres Mangels an sozialer Bindung zu den aussendenden Personen und werden passiv ignoriert. Obwohl beide Situationen eine beträchtliche Bedrohung ihrer Zugehörigkeit darstellen (siehe auch Leary, 2005; Williams, 2001, 2007), wurde von Molden et al. untersucht, wie Erfahrungen des Zurückgewiesen-Werdens im Gegensatz zu Erfahrungen des Ignoriert-Werden auch in einem breiteren Sinne Motivationen in Bezug auf Sicherheit versus Vorankommen auslösen könnten und wurden von ihnen Betrachtungen erstellt, die weiteren Einblick darin geben sollten, wann und wie verschiedene Instanzen von Ausschluss verschiedene Arten von Reaktionen auslösen. Über alle Studien hinweg ist unsere Hypothese, dass Erfahrungen des Zurückgewiesen-Werden (a) für Vermeidungs-orientierte Individuen zugänglicher sein würden, und (b) dass diese Erfahrungen selbst stärker Vermeidungs-orientierte Verhaltensweisen (z.B. Zurückziehen) Gedanken /z.B. Bereuen falscher 2 Handlungen) und Gefühle (z.B. Ängstlichkeit) Im Gegensatz dazu war die Hypothese der Autoren für Erfahrungen des Ignoriert-Werdens, dass diese (a) zugänglicher für Bindungssuche-orientierte Individuen sein würden und (b) dass sie selbst stärker Bindungssuche-orientierte Verhaltensweisen (z.B. erneutes Versuchen) Gedanken (z.B. Bereuen von falschen Handlungen) und Gefühle (z.B. Niedergeschlagenheit) auslösen würden. Erste Studie a) Einführung Frühere Forschung hat gezeigt, dass bei Personen, die eine Neigung zu entweder vermeidendem oder Bindungs-suchendem Verhalten zeigen, jeweils die Abrufbarkeit von Erinnerungen an Ereignisse, die für diese emotionale Ausrichtung relevant sind, steigt. Daraus folgernd wurde in Studie 1 versucht herauszufinden, wie sich die Ereignisse, an die sich Vermeidungs- oder Bindungssuche-fokussierte Individuen jeweils am einfachsten erinnern, in Hinblick auf bestimmte Aspekte unterscheiden. Studienteilnehmer, deren Fokus auf Vermeidungs- oder Bindungs-suchendes Verhalten zuvor festgestellt worden war, wurden gebeten ein Ereignis zu beschreiben, bei dem sie sich sozial ausgeschlossen gefühlt hatten. Den Erwartungen gemäß sollten bei Menschen, die Vermeidungsverhalten zeigen, die Ereignisse die höchste motivationale Relevanz und daher höchste Zugänglichkeit haben, bei denen Sie ein Gefühl Verlusts sozialer Bindung erlebt hatten. Die Hypothese der Paper-Autoren war, dass solche Erlebnisse sozialer Verlustwahrnehmung Ergebnis aktiver und expliziter sozialer Zurückweisung gewesen sein mussten. Im Gegensatz dazu ist bei Menschen mit strenger Orientierung hin zur Bindungssuche zu erwarten, dass die für sie motivational relevanten Ereignisse im Erleben des Misslingens soziale Bindung aufzubauen bestanden haben mussten. Diese Wahrnehmungen sollten der Hypothese der Autoren nach aus dem Erleben passiven und impliziten Ignorierens entstanden sein. b) Methoden Die Teilnehmer waren 51 Studenten der Northwestern University in Illinois in den USA. Von ihnen waren 19 männlich, 31 weiblich und 1 Person deren Geschlecht nicht festgestellt wurde. Sie waren zwischen 17 und 22 Jahren alt und konnten sich die Teilnahme an der Studie für ihr Studium anrechnen lassen. In einer ersten großen Test-Session absolvierten alle Teilnehmer eine Messung ihrer chronischen Vermeidungs- oder Bindungssuche-Orientierung (nach Higgins et al., 2001) sowie Messungen einer Reihe von anderen motivationalen Variablen wie Selbstbewusstsein (Rosenberg, 1965), Einsamkeit (Russell, Peplau, & Cutrona, 1980) und das Bedürfnis der Zugehörigkeit(Leary, Kelly, & Schreinforfer, 2001). Zwei bis sechs Wochen später erschien dann jeder Teilnehmer zu einer EinzelSitzung und wurde gebeten, drei bis fünf Minuten damit zu verbringen, über ein Ereignis nachzudenken, als "Sie einmal das Gefühl gehabt haben nicht dazu zu 3 gehören". Zwei unabhängige Codierer, die unwissend sowohl gegenüber den chronischen motivationalen Orientierungen der Teilnehmer als auch den hypothetisierten Resultaten waren, bewerteten diese Antworten nach dem Ausmaß, in dem die Teilnehmer aktiv zurückgewiesen (z.B. ihnen explizit gesagt wurde, dass sie nicht gewollt oder gemocht waren) oder aber passiv ignoriert wurden (z.B. sie klar ausgeschlossen waren, ihnen aber nie explizit gesagt wurde, dass sie nicht erwünscht waren). Die Bewertungen wurden mit Hilfe einer relativen Skala durchgeführt, die Erlebnisse erlaubte, bei denen die Teilnehmer sich im Laufe des Geschehens sowohl zurückgewiesen als auch ignoriert gefühlt hatten. Die Skala hatte die folgenden Abstufungen: "Der Teilnehmer fühlte sich komplett zurückgewiesen (1), hauptsächlich zurückgewiesen aber auch teilweise ignoriert (2), gleich starkt zurückgewiesen wie ignoriert (3), hauptsächlich ignoriert aber auch teilweise zurückgewiesen (4) oder komplett ignoriert (5). Die Codierer bewerteten die Antworten der Teilnehmer auch entlang einiger anderer Merkmalsdimensionen. Diese Dismensionen waren: Wie schmerzhaft die Erfahrung des Ausgeschlossen-Werdens für die Teilnehmer war (auf einer Skala von 1 [extrem negative Erfahrung; es war sehr schmerzhaft und der Teilnehmer drückte stark negative Emotionen aus, vielleicht sogar Weinen] bis 7 [extrem positive Erfahrung; es war sehr angenehm und der Teilnehmer drückte stark positive Emotionen aus]), ob der Ausschluss durch jemanden, den die Teilnehmer davor schon gekannt hatten erfolgt war (1 = vorherige Beziehung, -1 = keine vorherige Beziehung), und ob er durch einem romantischen Partner erfolgt war (1 = romantische Beziehung, -1 = nicht-romantische Beziehung). Alle diese Bewertungen erzielten akzeptable Reliabilität (κs = .76-1.0) und Nichtübereinstimmungen wurden durch Diskussion aufgelöst. c) Resultate Vorbereitende Analysen: Das Geschlecht hatte keine signifikanten Effekte einfacher oder höherer Ordnung auf irgendwelche der diskutierten Messungen und wurde deshalb aus allen Analysen entfernt. Ein anfängliches Set von simplen Korrelationen wurde durchgeführt um zu untersuchen, ob das Ausmaß in dem die Berichte der Teilnehmer Abweisung im Gegensatz zu Ignorieren enthielten zu irgendeiner anderen Dimension in Beziehung stand, entlang der diese Berichte codiert wurden. Signifikante (oder nah-signifikante) Korrelationen wurden zwischen Berichten des Zurückgewiesen-Werdens Versus Ignoriert-Werdens und (a) der zunehmenden Negativität dieser Erfahrung (r = .30, p = .03), (b) Ausschluss durch jemanden, den die Teilnehmer vorher gekannt hatten (r = -.25, p = .06), und (c) Ausschluss durch einen romantischen Partner (r = -.58, p < .001). Um für diese Assoziationen zur kontrollieren und um die einzigartige Beziehung zwischen Motivationen der Teilnehmer zur Vermeidung oder Bindungssuche und deren zugängliche Erfahrungen des Zurückgewiesen- oder Ignoriert-Werdens zu untersuchen, führten die Forscher standardisierte Bewertungen der Negativität der in Erinnerung gerufenen Erfahrung und codierte Variablen, die für vorherige Bekanntschaft oder romantische Beziehung standen, als Kovariate in alle Analysen ein. 4 Zweite Studie a) Einführung Studie 2 beschäftigt sich mit verschiedenen Verhaltensweisen von Leuten die soziale Zurückweisung erlitten oder ignoriert wurden. Die Teilnehmer sollten kurz über eine Erfahrung berichten, in der sie aktiv von anderen Zurückgewiesen-Werden oder passiv ignoriert wurden. In Folge beschrieben sie ihre Reaktion auf dieses Ereignis. Für Leute die zurückgewiesen wurden, war eine typische Reaktion vorsichtiges Verhalten, um weitere Verlust zu vermeiden (Ayduk et al., 2003; Förster et al., 2003; Higgins et al., 2001; Shah & Higgins, 1997). Hingegen Leute die ignoriert worden sind, neigen eher zu riskanten Verhaltensweisen um wieder soziale Kontakte zu bekommen (Förster et al., 2003; Higgens et al., 2001; Shah & Higgins, 1997). b) Methoden Die Teilnehmer waren 104 Studenten und wie in Studie 1 auch von der Northwestern University. Von ihnen waren 37 Männer, 58 Frauen und 9 Personen deren Geschlecht nicht bekannt war. Sie waren, gleich wie in Studie 1, zwischen 17 und 22 Jahre alt und konnten sich die Teilnahme an der Studie für ihr Studium anrechnen lassen. Im ersten Teil der Studie wurden die Teilnehmer gebeten, sich an eine Zeit zurück zu erinnern, in der sie aktiv Zurückgewiesen oder passiv ignoriert worden sind und dies dann in einigen Sätzen festhalten. Die Teilnehmer aus der Gruppe die aktiv Zurückgewiesen wurden, sollten sich explizit an eine Zeit erinnern, in der sie sich stark zurückgewiesen fühlten. Ihnen sollte explizit mitgeteilt worden sein, dass sie nicht akzeptiert und gemocht wurden. Die Teilnehmer aus der Gruppe derer die ignoriert wurden, sollten sich an eine Zeit zurück erinnern in der sie zwar eindeutig ignoriert, dies ihnen jedoch nie explizit mitgeteilt wurde. Anschließend sollten sie angeben wer schuld an ihrem sozialen Ausschluss hatte und wie viele Leute daran beteiligt waren. Schlussendlich sollten sie kurz beschreiben wie sie darauf reagierten. Zwei unabhängige Codierer klassifizierten die Beschreibungen der Probanden wie sie auf ihren sozialen Ausschluss reagierten. Die erste Dimension konzentrierte sich darauf, ob die Teilnehmer versuchten den sozialen Kontakt wiederherzustellen (soziale Reaktion) oder ob sie sich zurückzogen (nicht soziale Reaktion). Die zweite Dimension beschäftigte sich damit, wie der Kontakt wiederhergestellt wurde beziehungsweise wie der soziale Rückzug vollzogen wurde. In dieser Dimension wurde untersucht ob sich die Teilnehmer direkt an die Person richteten die für ihren Ausschluss verantwortlich war (direkte Reaktion) oder an eine andere Person (indirekte Reaktion). Durch die Kombination dieser zwei Dimensionen, können vier mögliche Reaktionen klassifiziert werden: 5 a) Direkte Reaktion: die Teilnehmer versuchen die Person/Personen die für ihren Ausschluss verantwortlich waren damit zu konfrontieren b) Indirekte Reaktion: die Betroffenen suchen den Kontakt zu anderen Personen die nichts mit ihrem Ausschluss zu tun hatten c) Direkte nicht soziale Reaktion: die Teilnehmer ziehen sich zurück, aber hören nicht auf über ihren Ausschluss und über deren verantwortlichen Personen nachzudenken d) Indirekt nicht soziale Reaktion: die Teilnehmer ziehen sich zurück und verbringen ihre Zeit nicht mit Nachsinnen, sondern mit Aktivitäten wo sie den Kontakt mit anderen vermeiden konnten sowie lesen, Fernseher schauen, etc. In Studie 2 wurde untersucht ob die Teilnehmer zu den Personen von denen sie abgewiesen wurden eine romantische oder eine andere Art von Beziehung geführt haben. Anders wie in Studie 1 gaben die Teilnehmer nur eine kurze Beschreibung über ihren sozialen Ausschluss und es war daher nicht möglich, eine sichere Beurteilung darüber zu geben, wie schmerzhaft dieses Erlebnis empfunden wurde. Jedoch wurden Unklarheiten anschließend in einer Diskussion geklärt. c) Resultate Voruntersuchung: Das Geschlecht hatte keine signifikanten Auswirkungen auf das Ergebnis. Als erstes wurde ein chi-square Test durchgeführt, in welchem untersucht wurde, von wem man Zurückgewiesen-Wurde beziehungsweise ignoriert wurde: a) einzelne Person versus eine ganze Gruppe b) ob die Versuchsperson eine frühere Beziehung mit der schuldigen Person hatte c) ob eine Person beteiligt war mit der die Versuchsperson eine romantische Beziehung hatte Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen Personen die ignoriert oder zurückgewiesen worden sind hinsichtlich der Punkte a und c. Jedoch zeigten Personen die ignoriert wurden einen signifikanten Unterschied hinsichtlich Punkt b im Gegensatz zu Personen die ausgeschlossen worden sind. d) Analyse Es wurde angenommen, dass Personen die ausgeschlossen wurden mit größerer Wahrscheinlichkeit vorsichtige Verhaltensweisen ergreifen, wie zum Beispiel Rückzug von sozialen Kontakten. Hingegen Personen die ignoriert wurden eher wieder sozialen Kontakt zu suchen. Des Weiteren wurde eine Log-Linear Analyse eingesetzt. Es wurden folgende nominalskalierten Daten untersucht: 6 · Art der Exklusion (zurückgewiesen versus ignoriert) · Soziale Reaktion versus nicht soziale Reaktion · Direkt versus indirekte Reaktion · Die Art der früheren Beziehung Untersuchungen zeigten, dass die Versuchspersonen die abgewiesen wurden ein wenig mehr zu nicht sozialen Reaktionen neigten (62%), sie neigten also eher zu einem sozialen Rückzug. Eine Wiederaufnahme in soziale Kontakte strebte hingegen nur 38% an. Hingegen, wie zu erwarten, diejenigen die ignoriert wurden, mehr soziale Reaktion (65%) zeigten als nicht soziale (35%). Es gab keinen signifikanten Zusammenhang zwischen sozialen versus nicht sozialen Reaktionen und direkte versus indirekte Reaktion. Des Weiteren fand man keinen signifikanten Zusammenhand zwischen der Art der Exklusion und der Häufigkeit in der direkten und indirekten Reaktionen gezeigt wurde. Soziale Reaktionen sind meistens direkt (76%), hingegen sind nicht soziale Reaktionen fast gleich oft direkt (52%) wie indirekt (48%). Dies machte jedoch keinen Unterschied, ob die Probanden abgewiesen oder ignoriert wurden. Die Teilnehmer neigten eher dazu, Personen die für ihre Exklusion verantwortlich waren, direkt zu konfrontieren, wenn sie früher eine Beziehung mit ihnen gehabt hatten(76%). Jedoch wurden keine weiteren Belege für den Zusammenhang zwischen früheren Beziehung und der Art der Exklusion gefunden. Außerdem fand man keinen signifikanten Effekt, ob die Personen von einer einzelnen Person oder einer ganzen Gruppe exkludiert worden sind und ob sie früher eine romantische Beziehung zu dieser Person hatten. Zusammenfassend kann man sagen, dass es keinen eindeutigen Kontext oder Typ von Beziehungen gibt, wann Leute am ehesten ignoriert oder ausgeschlossen werden. Zusätzliche Analyse: Es wurde eine weitere Analyse gemacht, wo nur ein Teil der Versuchspersonen herangezogen wurde. Diese wurden danach klassifiziert, wie freundlich oder feindselig sie auf die Personen trafen von denen sie ignoriert wurden. Das Ergebnis zeigte, dass 82% ein prosoziales Verhalten zeigten. e) Diskussion Studie 2 fand heraus, dass Leute die von anderen ausgeschlossen wurden in ihren Beschreibungen eine größere Tendenz zum sozialen Rückzug zeigten. Durch diesen Rückzug wollen sie sich selber vor weiteren solchen Ereignissen schützen. Hingegen 7 diejenigen Personen die ignoriert wurden, sind stärker motiviert, wieder neue soziale Kontakte zu knüpfen. Studie 2 weist darauf hin, dass ein sozialer Rückzug, nachdem man soziale Ausgrenzung erlebet hat, nicht primär zur Ablenkung dient, sondern vielmehr um über das Erlebte nachzudenken. In ähnlicher Weise dient der Versuch der sozialen Wiedereingliederung nachdem man von anderen ignoriert wurde, nicht unbedingt dazu von anderen Trost zu bekommt, sondern vielmehr um Anerkennung jener die einen ausgeschlossen haben wieder zu erlangen. Die Studie will betonen, dass Personen die ausgeschlossen wurden eher auf Präventionen zurückgreifen und Leute die ignoriert wurden, mehr motiviert sind sich wieder in der sozialen Gesellschaft zu integrieren. Verschiedene Arten von Exklusion führen zu verschiedenen Arten von Motivationen (Ayduk et al. 2003; Förster et al., 2003; Higgins et al., 2001; Shah&Higgins, 1997) Dritte Studie a) Einführung Das Hauptaugenmerk von Studie 3 lag auf der genauen Erforschung von Unterschieden in der psychologischen Erfahrung von Leuten die zurückgewiesen oder ignoriert wurden. Die Teilnehmer sollten sich an eine Situation erinnern in der sie aktiv zurückgewiesen oder passiv ignoriert wurden und dann erläutern wie sich dieser Vorfall in eine angenehmere Richtung entwickeln hätte können. Vorangegangene Studien zeigten, dass zur Vermeidung motivierte Personen eher dazu neigen über bereits geschehene Handlungen, die ihrer Meinung nach schädlich waren, nachzudenken und diese zu bereuen. Wohingegen Leute motiviert zur Werbung und Gewinnung über Möglichkeiten des Handelns grübeln die sie glauben verpasst zu haben. Weiters, denken Vermeidungs-fokussierte Individuen mehr darüber nach welche Umstände für die negative Erfahrung verantwortlich zu machen sind um sich vor diesen in Zukunft abzusichern. Bindungsssuche-motivierte Menschen jedoch konzentrieren sich mehr darauf was nötig gewesen wäre die negative Erfahrung zu vermeiden um sicher zu gehen, dass solche Chancen zukünftig nicht mehr verpasst werden. Daher sollten zurückgewiesene Personen vor allem darüber nachdenken was sie taten das zwangsläufig zur Ausstoßung führte und ignorierte Personen darüber, was sie nicht taten um ihren jetzigen gesellschaftlichen Zustand zu vermeiden. b) Methoden Teilnehmer waren 55 Studenten der Northwestern University(32 Frauen, 17 Männer und 6 unbekannt, im Alter von 17 – 22) die Kurspunkte für die Teilnahme bekamen. 8 Bei allen Teilnehmern wurden Werte zu Selbstvertrauen, Einsamkeit und das Bedürfnis dazuzugehören gemessen, wie in Studie 1. Nach 2 bis 6 Wochen schrieb jeder Teilnehmer in einer Einzelsitzung 5 Minuten lang über ein Ereignis in dem er entweder aktiv zurückgewiesen oder passiv ignoriert wurde. Die Instruktionen dazu waren ident mit jenen von Studie 2. Nach dieser Übung gaben die Teilnehmer an wie diese Erfahrungen sich auf die fundamentalen Bedürfnisse des Dazugehörens(z.B. „Ich fühlte mich schlecht akzeptiert“), Selbstwerts(z:B. „Ich fühlte mich irgendwie unzureichend“), Kontrolle(z.B. „Ich hatte Kontrolle über die Situation“ [umgekehrte Auswertung]) und einer sinnvollen Existenz(z.B. „Ich fühlte mich nichtexistent in der Situation“) auswirkten. Jedes Bedürfnis wurde mithilfe von drei Items(α = .61-.63) gemessen die von Zadro, Williams und Richardson übernommen wurden und von 1( überhaupt nicht) bis 9(sehr) reichten. Die Teilnehmer schätzten auch ab wie wichtig die Person(en) war(en), die für den Ausschluss verantwortlich war(en) zur Zeit als dieser auftrat auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht wichtig) bis 7 (sehr wichtig). Ein Manipulationstest wurde auch durchgeführt bei dem sie mittels Skalen von 1(überhaupt nicht) bis 7(sehr) angeben mussten wie zurückgewiesen und wie ignoriert sie sich zu diesem Zeitpunkt gefühlt haben. Danach wurden die Versuchspersonen aufgefordert sich vorzustellen wie es bei dem erinnerten Vorfall besser hätte laufen können und drei „Wenn doch…“ Sätze dazu aufzuschreiben. Schließlich wurde ein Verfahren von Roese et al. (1999) angewendet und die Teilnehmer angewiesen noch mal ihre „Wenn doch..“ Sätze durchzulesen und anzugeben welcher davon etwas Wichtiges(z.B, Das war der „einzige Weg“) oder etwas Hinlängliches(z.B., Das war „einer von vielen Wegen“) bezüglich Ausschlussvermeidung war. Wie in Studie 1, werteten 2 neutrale Codierer die Beschreibungen der Teilnehmer über die Schmerzhaftigkeit der Erfahrung von zurückgewiesen und Ignoriert-Werden( von 1 [sehr negative Erfahrung] bis 7 [sehr positive Erfahrung]) aus. Sowie ob die Ausgrenzung von jemandem ausging den die Versuchspersonen kannten(1 = vorherige Beziehung, -1 = keine vorherige Beziehung) und ob es von einem romantischen Partner ausging(1 = romantische Beziehung, -1 = keine romantische Beziehung). In dieser Studie wurde auch gemessen ob der Ausschluss von Einem(-1) oder Mehreren(1) ausging und wie lange dieser dauerte(von 1 [sehr lurz: wenige Minuten] bis 6 [sehr lange: ein Jahr oder mehr]). Danach wurden die „Wenn doch…“ Gedanken gewertet, ob diese Aktionen beinhalteten die sie nicht durchgeführt oder durchführen hätten sollen. Die Wertungen erzielten akzeptable Verlässlichkeit(KS = .73-1.0) und Uneinigkeiten wurden durch Diskussion gelöst. c) Resultate 9 Voruntersuchung: Das Geschlecht hatte keine signifikanten Auswirkungen auf das Ergebnis. Gemischte Analysen der Varianzen(ANOVA) wurden durchgeführt mit dem Resultat, dass die Effektivität der Manipulation der Test Items bestätigt wurde und herausgefunden wurde, dass keine signifikante Verbindung zwischen der Beschreibung zurückgewiesen oder ignoriert zu werden und a) wie schmerzhaft die Erfahrung war, b) wie wichtig der/die Täter zu dieser Zeit war/en, c) ob der/die Täter vorher schon bekannt war, d) ob die Ausgrenzung von einem romantischen Partner erfolgte, e) ob die Ausgrenzung von einem oder mehreren ausging, f) wie lang die Ausgrenzung dauerte besteht. Für diejenigen Teilnehmer die angaben, zurückgewiesen worden zu sein, war der Vorfall wichtiger als denjenigen die ignoriert wurden. Dies wurde in der nachfolgenden Analyse beachtet. Voruntersuchungen zeigten auch, dass direkte und aktive Ausgrenzung einen größeren Einfluss auf den Selbstwert hat. Indirekte, passive Ausgrenzung jedoch hat einen größeren Einfluss auf die Gefühle von Sinnhaftigkeit der Existenz. d) Analyse: Das Hauptaugenmerk dieser Studie war der Anteil der “Wenn doch…“ Gedanken der Teilnehmer die a) Aktionen die unterlassen versus Aktionen die durchgeführt werden hätten sollen b) Etwas Wichtiges versus etwas Hinlängliches beinhalteten um Ausgrenzung zu vermeiden. Die Hypothese besagt, dass Ablehnung einen größeren Anteil an Vermeidungsfokussierten Gedanken über falsche Aktionen hervorruft wohingegen IgnoriertWerden einen größeren Anteil an Werbungs- fokussierten Gedanken über versäumte Aktionen hervorbringt. Die Auswertung mittels einer analysis of covariance(ANCOVA) bestätigte die erste Voraussage, dass Teilnehmer, die zurückgewiesen wurden, mehr darüber nachdachten was sie nicht hätten tun sollen, als wenn sie ignoriert wurden. Multiple regression zeigte, dass keine signifikante Verbindung zwischen der Wichtigkeit die Teilnehmer einem Vorfall gaben und dem Bedürfnis nach Selbstwert und Sinnhaftigkeit besteht. Zusätzliche Analyse: Weitere Analysen erforschten zusätzliche Einflüsse auf die Gedanken der Teilnehmer über Selbstwert, Einsamkeit, das Bedürfnis Dazuzugehören und die sozialen Faktoren während des Vorfalls. 10 ANCOVAs über den Anteil der Gedanken der Versuchspersonen über falsche Aktionen und die nötigen Mittel um Exklusion zu vermeiden, zeigten, dass diese Variablen weder alleine noch in Zusammenhang mit den bedrohten Ratings der Teilnehmer, die Resultate in signifikanter Art änderten. Nachfolgende multiple regression Analysen zeigten eine signifikante Interaktion zwischen der Erfahrung zurückgewiesen oder ignoriert zu werden und chronischer Einsamkeit und den Gedanken der Teilnehmer über falsche Aktionen oder Versäumnisse zu handeln auf (t(42) = 3.40, p = .001). Chronische Einsamkeit scheint die ausgeprägten Reaktionen auf die verschiedenen sozialen Bedrohungen bei jeder Exklusionssituation zu intensivieren, was sich deckt mit vorherigen Arbeiten von Gardner und Kollegen(2005), und zeigt, dass solche Einsamkeit generell soziale Belang und Motivation fördert. e) Diskussion Die Resultate von Studie 3 erweitern die von Studie 2 indem sie zeigen, dass Ausgrenzung nicht nur eine höhere Tendenz zum Rückzug verursacht, sondern auch die Darstellung der Erfahrung mehr Vermeidungs-fokussiert ausfällt bei Ablehnung. Bei Ignoriert-Werden jedoch fällt diese mehr Bindungsssuche-fokussiert aus. Weiters konnten noch Variablen, darunter Beziehungen zwischen den Typen der Exklusion und der persönlichen Relevanz, Wichtigkeit oder Schmerzlichkeit der Erfahrung, die Dauer der Erfahrung und die speziellen Bedürfnisse die betroffen waren, als Einfluss auf das Verhalten der Versuchspersonen eliminiert werden. Studie 2 und 3 liefern somit klare Beweise dafür, dass Zurückgewiesen-Werden Motivation für Vermeidung und Ignoriert-Werden Motivation zur Werbung aktiviert. Vierte Studie a) Einführung Ziel der 4. Studie war es die bisherigen Ergebnisse über Personen die ausgeschlossen oder ignoriert wurden unter mehr kontrollierten Umständen zu replizieren und auszubauen. In dieser Studie wurden die Versuchspersonen im Glauben gelassen, dass sie mit zwei Studenten über ein Computerprogramm kommunizieren. Stattdessen erhielten sie lediglich eine Reihe von vorgefertigten Antworten (cf. Gardner et al., 2000). In der 1. Bedingung wurde versucht den Teilnehmer das Gefühl ZurückgewiesenWerden zu vermitteln. Diesen wurde mittels Computer Nachrichten zugesandt, dass sie das Gefühl bekamen, sie werden von den anderen „Studenten“ nicht gemocht und akzeptiert. In der 2. Bedingungen sollte den Versuchspersonen ein Gefühl vermittelt werden, dass sie von den anderen ignoriert werden. Auch mit ihnen wurde mit Hilfe des 11 Computerprogrammes kommuniziert, doch keine ihrer Aussagen wurde gewürdigt oder anerkannt. Die 3. war eine Kontrollbedingung. Die Teilnehmer wurden alle in ihrem Gespräch von den angeblichen Studenten bekräftigt und bekamen das Gefühl vermittelt sie werden akzeptiert. Gleich wie in Studie 3 wurde auch in Studie 4 angenommen, dass Personen die zurückgewiesen wurden Vermeidungsverhalten ausüben. b) Methoden: Die Teilnehmer waren 134 Studenten der Northwestern University. Unter ihnen waren 74 Frauen und 60 Männer zwischen 17 und 22 Jahre und konnten sich die Teilnahme an der Studie für ihr Studium anrechnen lassen. Die Teilnehmer wurden in vier abgetrennte Räume aufgeteilt. Ihnen wurde mitgeteilt, dass sie an einer Studie teilnahmen, wo es darum ginge, wie Menschen Freundschaften über das Internet schließen. In Folge sollten sie sich in einer Skale einstufen die von 1 (sie fühlen sich nicht so) bis 7 (sie fühlen sich so) reichte. Die Skala inkludierte 4 Items von Niedergeschlagenheit (enttäuscht, entmutigt, schwach, traurig). Diese Skala wurde in früheren Studien herangezogen um Vermeidungsorientiert Emotionen und die Bindungssuche-orientiert Emotionen zu unterscheiden (e.g., Higgens et al., 1997; Shah & Higgens, 2001). Anschließend begannen die Versuchsteilnehmer ihre angebliche Kommunikation über den Computer mit Studenten die sich laut Instruktion in der Kabine neben ihnen befanden. Allerdings war die Kommunikation komplett vorgefertigt und enthielt keine reale Interaktion. Stattdessen wurde versucht die Teilnehmer auf verschiedene Arten zu exkludieren. Nach dem „Gespräch“ sollten die Teilnehmer darüber nachdenken wie die Interaktion hätte besser verlaufen könne und listeten drei „wenn doch … „ Gedanken auf. Zwei unabhängige Codierer, die nicht in den Versuch eingeweiht waren, beurteilten die Gedanken der Teilnehmer, ob sie hätten durchgeführt werden sollen oder nicht. Wie in Studie 3 sollten auch hier die Versuchspersonen ihre „Wenn dann …“ Sätze hinsichtlich ihrer Wichtigkeit beurteilen. Schlussendlich sollten sie auf der gleichen Skale wie zu Beginn der Studie ihre aktuellen Gefühle hinsichtlich Niedergeschlagenheit und Beunruhigung beurteilen. Letzte Manipulation: Den Teilnehmer wurde mitgeteilt, dass beim „Gespräch“ ihre Nachrichten an allen Mitgliedern gesendet wurde, welche an der Diskussion beteiligt waren. Der eingeweihte Teilnehmer begannen die 1. Frage auf der Liste zu stellen: Findest du Rauchen sollte in Bars in Illinois verboten werden? Diese Frage wurde von den Forschern aus folgenden 3 Gründen ausgewählt: a) Es war ein Thema das kürzlich erst in den Nachrichten war b) Informelle Befragung weist darauf hin, dass sie sich in diesem Thema sicher fühlten c) Die Anzahl der Personen die in diesem Thema übereinstimmten und nicht war ausgeglichen 12 Die Meinung der Teilnehmer aus der Gruppe der zurückgewiesenen, wurde sofort von den „anderen“ Teilnehmern herabgesetzt (Meinst du das wirklich ernst?), in Folge bekam er wieder Statements zuhören die ihm zeigen sollten, dass er nicht geachtet und gemocht wurde (Ich verstehe Leute wie dich nicht). In der Gruppe der ignorierten Personen, wurde deren Meinung nicht beachtet. Die zwei angeblich anderen Studenten begannen sofort mit ihrer eigenen privaten Konversation über ihre angrenzenden Appartements. Fragen und Antworten richteten sich während der ganzen Diskussion ausschließlich an einander. Da diese Kommentare schon vorher komplett vorgefertigt worden sind und lediglich vom Computer verschickt wurden. Dieser Ausschluss war mehr implizit und indirekt. In der letzten Gruppe wurden die Teilnehmer akzeptiert und bekräftigt (Ich finde das gleich wie du). Diese Gruppe galt als Basis mit der die anderen beiden verglichen werden sollten. Zum Schluss wurde mit jedem Teilnehmer ein Abschlussgespräch durchgeführt. Anfangs wurden generelle Fragen gestellt, wie, was sie glauben um was es im Experiment gegangen ist. Am Ende wurden spezifische Fragen gestellt, zum Beispiel ob sie je daran gedacht hatten, dass die Interaktion nicht echt war. Schlussendlich wurden alle vollständig über das Experiment aufgeklärt (vgl. Molden et al., 2004, 425). c) Resultate Das Geschlecht hatte keine Auswirkungen auf das Ergebnis. 11 Teilnehmer äußerten einen Verdacht über das Ziel der Studie, diese wurden aus der Studie genommen. Wie in Studie 3 galt das Hauptaugenmerk den Antworten der „wenn doch …“ Aussagen, die beinhalteten: a) Aktionen die unterlassen versus Aktionen die durchgeführt werden hätten sollen b) Etwas Wichtiges versus etwas Hinlängliches Auch in diesem Versuch wurde angenommen, dass Leute die zurückgewiesen wurden Bindungssuche-orientiert Gedanken hegten und mehr über misslungene Interaktionen nachdenken. Personen die Zurückgewiesen-Werden denken viel darüber nach, was sie hätten vermeiden sollen, was sie in Interaktionen falsch gemacht hatten. Zwischen Leute die ignoriert wurden und jenen die akzeptiert wurden zeigte sich hinsichtlich ihrer Gedanken was sie hätten anders machen sollen kein signifikanter Unterschied. Der Grund für den kaum merklichen Unterschied ist wahrscheinlich, weil Menschen sowieso die Tendenz haben solche Gedanken zu hegen. d) Emotionsanalyse: Ein weiteres Augenmerk wurde auf die Emotionen der Teilnehmer gerichtet. Man nahm an, dass Leute die zurückgewiesen wurden mehr Vermeidungs-orientiert Gedanken hatten, die überwiegend aus Beunruhigung bestanden. Hingegen Leute die ignoriert eher Bindungssuche-orientiert Emotionen hatten, vor allem fühlten sie sich niedergeschlagen. 13 Es wurde eine durchschnittliche Beurteilung von Beunruhigung (a = .87) und Niedergeschlagenheit (a=.87) bezüglich der Netzwerk Diskussion bemessen. Diese Maße wurden mit Maßen verglichen die vor der Diskussion erhoben wurden, Beunruhigung a = .84 und Niedergeschlagenheit, a= .88. Beunruhigung und Niedergeschlagenheit korrelieren positiv miteinander, vor der Diskussion zeigten sie ein Korrelation von r = .73 und nach der Diskussion r = .58. Die Studie zeigt, dass Person die abgewiesen werden signifikant mehr Gefühle Beunruhigung erleben, als jene die ignoriert wurden. Kein signifikanter Unterschied, sondern lediglich eine Tendenz, gab es zwischen jenen die zurückgewiesen wurden und jenen die akzeptiert wurden hinsichtlich ihrer Beunruhigung. Es gab keinen Unterschied zwischen jenen die akzeptiert wurden und jenen die ignoriert wurden hinsichtlich ihrer Beunruhigung. Im Gegensatz dazu, gab es einen signifikanten Unterschied hinsichtlich ihrer Niedergeschlagenheit in den unterschiedlichen Konditionen. So zeigte sich, dass, wie erwartet, jene die ignoriert wurden signifikant mehr das Gefühl von Niedergeschlagenheit erlebten, als jene die zurückgewiesen oder akzeptiert wurden. Doch die letzten beiden Gruppen unterschieden sich nicht voneinander. Das Resultat hinsichtlich Vermeidungs-orientiert oder Bindungssucheorientiertes Verhalten stimmte mit den Resultaten aus Studie 2 und 3 überein (vgl. Molden et al., 2004, 426). e) Diskussion Studie 4 zeigt, dass Personen die Zurückgewiesen-Werden, mehr dazu neigen über Ereignisse nachzudenken die sie nicht hätten tun sollen. Sie konzentrieren sich mehr darauf einen weiteren solchen Ausschluss zu vermeiden und sind Vermeidungsorientiert. Im Gegensatz dazu denken Leute die ignoriert wurden eher darüber nach was sie hätten anders machen können und wollten ihre sozialen Kontakte wieder zurück gewinnen. Studie 4 zeigt, dass jede Art der Exklusion Leid und negative Emotionen produziert. Leute die Zurückgewiesen-Werden fühlen sich eher beunruhigt und wollen sich schützen und jene die ignoriert fühlen sich eher niedergeschlagen und versuchen wieder in die soziale Gesellschaft integriert zu werden. Es scheint, als ob Leute die ausgeschlossen wurden, stärker auf ihr Vermeidungsverhalten fixiert sind, als Leute die ignoriert wurden auf ihre Wiedereingliederung. Jedoch benötigt es hierzu noch weitere Untersuchungen (vgl. Molden et al., 2004, 427). 14 Allgemeine Diskussion a) Allgemeines b) Alternative Mechanismen zur Unterscheidung von Zurückgewiesen- und IgnoriertWerden Natürlich gibt es andere mögliche psychologische Unterscheidungen zwischen Zurückgewiesen- und Ignoriert-Werden, die nichts mit Vermeidungs-fokussierter oder Bindungsssuche-fokussierter Motivation zu tun haben und die, theoretisch für die beobachteten Effekte verantwortlich sein könnten. Über alle vier Studien blieben die Resultate gleich, auch wenn diese auf eine Reihe anderer Unterscheidungen getestet wurden. Obwohl einige Studien Unterschiede zwischen Zurückgewiesen- und IgnoriertWerden bei den Variablen(Wichtigkeit des Vorfalls, wie schmerzhaft dieser war, wie lang dieser dauerte, welche Bedürfnisse dieser bedrohten und welche Art von Personen involviert waren) aufzeigten, so blieben diese Unterschiede über alle vier nicht konsistent und führten niemals die unterschiedlichen Effekte die die verschiedenen Typen der Exklusion auf die Gedanken und das Verhalten der Teilnehmer hatten, herbei. Weiterer Beweis für den speziellen Motivationsmechanismus ist das Fehlen von alternativen Mechanismen die eine schlüssige Erklärung für den ganzen Bereich dieser Unterschiede bieten können. Wenn einzeln betrachtet, findet man möglicherweise eine plausible Erklärung weitab vom Motivationsmechanismus für ein bestimmtes Resultat. Um ein Beispiel zu nennen, könnte man argumentieren, dass ZurückgewiesenWerden und der Erhalt von explizitem negativen Feedback generell weniger vorkommt und man deswegen zum Ergebnis kommt, durch eigene Taten dafür verantwortlich zu sein. Dieser Glauben würde dann erklären warum Personen mehr darüber nachdenken was sie falsch gemacht haben versus unterlassen haben beim Ignoriert-Werden. Allerdings können solche alternative Mechanismen, falls sie beteiligt sind, nur eine Teilmenge der gefunden Resultate erklären. Wenn man annimmt, dass direkte Aktionen nötig sind für explizites Feedback, lässt sich dies vielleicht anrechnen für unterschiedliche Gedanken der Menschen über die Quelle der Exklusion, jedoch könnte so ein Glauben auch einfach Bemühungen gegen soziales Engagement initiieren, was wiederum sozialen Rückzug verursachen würde. In gleicher Weise könnte die Endgültigkeit des Zurückgewiesen-Werdens Gedanken über Beides produzieren, was man falsch gemacht und was man versäumt hat zu tun. Schließlich sollte die größere Ungewissheit des IgnoriertWerdens anrechenbar sein für Unterschiede in Gedanken und Verhalten bei Exklusion, jedoch sollten Gefühle der Ungewissheit mehr Ängstlichkeit und Beunruhigung produzieren als Traurigkeit und Depression(e.g., C.A. Smith Ellsworth, 1985). Daher ist die schlüssigste und konsistenteste Erklärung für all diese Resultate, dass 15 (a) die Erfahrung zurückgewiesen zu werden ein Gefühl des sozialen Kontaktverlusts hervorruft, welches dann Vermeidungs-fokussierte Motivation aktiviert, und (b) die Erfahrung ignoriert zu werden ein Gefühl Chancen für sozialen Kontakt verpasst zu haben hervorruft, welches dann Bindungsssuche-fokussierte Motivation aktiviert. c) Die Dynamik des Zurückgewiesen- und Ignoriert-Werdens Durch die ganze Arbeit hindurch wurden Zurückgewiesen- und Ignoriert-Werden als zwei von einander abgesonderte Vorgänge behandelt. Obwohl diese Charakterisierung die Identifikation erleichtert hat, vereinfacht sie diese Vorgänge zu sehr. Viele Fälle von Exklusion enthalten Aspekte von Beidem. Daneben gibt es auch die Möglichkeit von Schichten zwischen den Beiden die sich über die Zeit entwickeln. Wird ein Individuum aktiv zurückgewiesen, zieht sich dieses veranlasst durch Vermeidungs-fokussierte Motivation zurück, was dann nach einiger Zeit im passiven Ignoriert-Werden mündet. Dies könnte das Individuum dazu motivieren wieder vermehrt Werbung zu betreiben. Sollten diese Versuche unreif sein, folgt wieder eine Phase der Ablehnung und der Vermeidungs-fokussierten Motivation, womit sich der Kreis schließt. Diese Möglichkeit der dynamischen Oszillation könnte noch eine interessante Richtung für zukünftige Nachforschungen darstellen. d) Effekte von aktiver und passiver Exklusion in früheren Studien In der hier behandelten Studie wurde zwischen aktiver und passiver sozialer Exklusion unterschieden. Auch in einigen früheren Studien taucht diese Klassifikation bereits in breiterer Form auf. Beispielsweise haben Williams und Kollegen viele Studien durchgeführt, in denen sich die Teilnehmer einen Ball zuwarfen und einige dabei passiv ausgeschlossen wurden(e.g., Warburton et al., 2006; Williams et al., 2000). Leary, Twenge und Andere ließen in einer Gruppe Leute zusammenarbeiten und setzten diese dann passiver Exklusion aus, indem sie sie alle informierten, dass alle Gruppenmitglieder jemand anderen, mit dem sie am Liebsten zusammenarbeiten würden, gewählt hatten. In einer älteren Studie von Snock(1962) und jüngeren Studien von Buckley et al. (2004) und Maner et al. (2007) wurden die Leute aktiv ausgegrenzt indem sie explizites Feedback erhielten, dass niemand ihrer Interaktionspartner sie in der Gruppe haben wollte. Direkter Vergleich zwischen vergangenen Studien und der hier behandelten ist schwer, da sie nicht beinhalten wie sich die Leute nach der Exklusion verhalten, sie sich darauf konzentrieren wann und wie der Selbstwert der Menschen bedroht wird und es weiters viele methodologischen Unterschiede gibt. 16 Die Erforschung der Effekte des Verhaltens von passiver Exklusion ergaben mehr Versuche den sozialen Kontakt wieder herzustellen. Beispielsweise zeigten A. Smith und Williams (2004), dass Leute, die passiv ausgeschlossen wurden von jemanden der nicht auf Kurznachrichten antwortete, mehr darauf folgende Versuche starteten eine Antwort zu erhalten. Selbst bei Studien in denen die Teilnehmer mit antisozialem Verhalten auf passive Exklusion reagierten, taten sie dies in direkter Art und Weise. Van Beest und Williams (2006) demonstrierten, dass Personen, die passiv bei einem Ballspiel ausgeschlossen wurden, ein größeres Verlangen nach Rache und Bestrafung der anderen Spieler verspürten. Darüber hinaus war dieses Verlangen in der passiven Kondition größer als in der aktiven. Dazu im Kontrast stehen die Effekte von aktiver Exklusion, die eine Tendenz Richtung Reduzierung des eigenen sozialen Profils zeigt. Weiters, tendiert antisoziale Verhalten danach dazu, weniger direkt und konfrontierend zu sein. In einer Studie von Maner et al. (2007) reagierten die Leute, die negatives Feedback von anderen Teilnehmern erhielten, mit Vorenthaltung von Belohnungen. Buckley et al. (2004) zeigten, dass jene die ausgeschlossen wurden, den Personen, die sie exkludierten, eher eine neutrale Aufgabe als eine positive und sogar eine negative gaben. Abermals, jeder Vergleich zwischen den Resultaten der vorherigen Studien und den der hier behandelten ist bestenfalls suggestiv, die Gesamtstruktur jedoch ist weitgehend konsistent mit der Unterscheidung von Zurückgewiesen- und IgnoriertWerden. Aktive Exklusion scheint mehr vorsichtige, gehemmte und Vermeidungs- orientierte Antworten hervorzurufen. Wohingegen passive Exklusion mehr gewagte, ungehemmte und Werbungs- orientierte Antworten produziert. Studien die sich mit direktem und indirektem prosozialen oder antisozialen Verhalten unter den Bedingungen der aktiven oder passiven Exklusion beschäftigen, könnten noch schlüssigere Beweise für diese Effekte liefern und wären eine interessante Richtung für zukünftige Forschungen. e) Schlussfolgerungen In Folge der gefundenen Konsequenzen die soziale Exklusion verursacht, tauchen wichtige Fragen auf wann und warum einige diese Folgen gerade dann auftauchen und nicht andere. Die hier behandelte Studie bildet einen neuen Rahmen um solche Fragen zu beantworten. Obwohl die Resultate dieser Studie grundlegende Beweise für die wichtigen unterschiedlichen Motivationen liefern, müssen noch viele zusätzliche Auswirkungen erforscht werden. Zurückgewiesen oder ignoriert zu werden könnte sich auch auf die sozialen Urteile der Exkludierten auswirken(cf. Evans & Petty, 2003; Higgins et al., 1994; Higgins & Tykocinski, 1992). Die Wahl der Strategie und der Ziele die Leute nach so einer Erfahrung annehmen, könnte auch beeinflusst werden( cf. Higgins et 17 al., 2001; Liberman et al., 2001; Molden & Higgins, 2004; Molden et al., 2008; Shah & Higgins, 1997). Daher könnten zukünftige Arbeiten die sich mit der unterschiedlichen Motivation bei Zurückgewiesen- oder Ignoriert-Werden beschäftigen, mehr Einblicke in die speziellen Wege geben, mit welchen Leute versuchen ihren fundamentalen Bedürfnisse nach sozialem Kontakt nachzugehen. Zusätzliche Studien zum Thema: Social antecedents and consequences of interpersonal rejection sensitivity J.Corey Butler, Melissa S.Doherty und Rachael M. Potter, 2007 Das Bedürfnis von Anderen akzeptiert zu werden ist eine der grundlegendsten menschlichen Motivation(Baumeister & Leary, 1995; Maslow, 1954). Nach Aristoteles ist der Mensch ein soziales Tier, dessen natürliche Lebensform es ist in der Gemeinschaft zu leben. Aber was passiert wenn ein Idividuum von anderen zurückgewiesen oder ausgegrenzt wird? Nicht nur ist die Exklusion scmerzhaft, es besteht auch die Möglichkeit, dass frühe Ausgrenzung die Fähigkeit mit zukünftigen sozialen Interaktionen umzugehen vermindert. Ein breiter Begriff für dieses Merkmal ist „interpersonelle Ablehnungsempfindlichkeit“ (Harb, Heimberg, Fresco, Schneier, & Leibowitz, 2002). Definiert wurde dies als überhöhtes Bewusstsein gerichtet auf das Verhalten und die Gefühle anderer(Boyce & Parker, 1989). Spezieller ausgedrückt, handelt es sich um eine Tendenz Ablehnung ängstlich zu erwarten, leicht zu entdecken und darauf überzureagieren(Downey & Fieldman, 2001). Nach dem Ablehungsempfindlichkeitsmodell (Levy, Ayduk & Downey, 2001), hinterlässt die Erfahrung von Ablehnung das Individuum in einem Zustand von Hyperwachsamkeit, welche mit ängstlichen oder feindlichen Erwartungen auf Ablehnung assoziert ist. Diese Aussichten wiederum können die Wahrnehmung von Verhalten anderer Leute entstellen. Die Verteidigungshaltung darauf kann dann Beziehungen unterminieren. Die tragische Ironie dabei ist, dass dies einen Kreis von selbsterfüllenden Prophezeiungen und zusätzlicher Ablehnung hervorrufen kann. Das Ablehungsempfindlichkeitsmodell (Levy et al., 2001) besagt, dass besonders empfindliche Menschen ängstlich Ablehnung von anderen erwarten und ihre niedrige interpersonelle Selbstwirksamkeit ein zusätzlich erschwerender Faktor ist. Die hier behandelte Studie besagt, dass sobald die Ablehnungsempfindlichkeit steigt, das Vertrauen und die Fähigkeit in sozialen Interaktionen fällt. Diese Studie nimmt an, dass Erfahrungen in der Kindheit den Persönlichkeitseigenschaften des Erwachsenen vorrausgehen und dass diese wiederum soziales Verhalten beeinflussen. Es wurden drei retrospektive Kindheitsvariablen (Peerakzeptanz, Peerunterstützung und Sticheleien ) und zwei übereinstimmende Erwachsenenaltervariablen(Ablehungsempfindlichkeit und interpersonelle Kompetenzen) examiniert. 18 Die Hypothesen besagen, dass (1) Hänseleien in der Kindheit negativ korrelieren mit Ablehungsempfindlichkeit, (2) Peerakzeptanz negativ korreliert mit Ablehnungsempfindlichkeit, (3) hoher Grad an Sticheleien und niedrige Akzeptanz den höchsten Grad an Ablehnungsempfindlichkeit hervorrufen, (4) interpersonelle Komeptenz negativ korreliert mit Ablehnungsempfindlichkeit und (5) unter den Domänen der interpersonellen Kompetenzen, die Fähigkeit neue Beziehungen zu intitiieren die höchste negative Korrelation mit Ablehnungsempfindlichkeit hat. Teilnehmer an der Studie waren 104 Studenten von Einführungskursen in Psychologie und Soziologie an einer kleinen Universität im mittleren Westen der Vereinigeten Staaten. Darunter 42 männliche und 62 weibliche Probanden. Die Versuchspersonen füllten einen Fragebogen zu Bedenken und Sorgen über soziale Ablehungserfahrungen, Erinnerungen an Hänseleien während der Kindheit, Peerakzeptanz, soziale Unterstützung in der Kindheit und emotionalen und behavorialen Fähigkeiten in sozialer Interaktion aus. Zur Konstruktion des Fragebogens wurden IPSM, TQ-R, MSPSS und ICQ verwendet. Die Ergebnisse unterstützen die erste Theorie. Theorie zwei sowie drei wurden nicht bestätigt. Nichtsdestrotz zeigen die Resultate, dass Wiederaufrufung von Hänseleierfahrung, nicht soziale Unterstützung, der Schlüssel zur Vorhersage von Ablehnungsempfindlichkeit ist. Offensichtlich wiegt das Negative das Positive. Daraus lässt sich ableiten, dass Kinder die immer wieder gehänselt werden später eine größere Ablehnungsempfindlichkeit entwickeln. Die vierte und die fünfte Hypothese wurden auch bestätigt. Interpersonelle Kompetenzen sind signifikant verbunden mit Ablehnungsempfindlichkeit und unter den speziellen Kompetenzen dieser Domäne, korrelierte die Fähigkeit neue Beziehungen zu initiieren am höchsten mit dem IPMS. Motivations for promotion and prevention and the role of trust and commitment in interpersonal forgiveness Daniel C. Molden und Eli J. Finkel, 2010 Verrat kann sehr schmerzhaft sein. Die Gedanken von Menschen, die sich von anderen betrogen fühlen, laufen über von Feindlichkeit, Rachegelüsten und Vergeltungsplänen. Mahatma Gandhi sagte einmal „Die Schwachen können nie vergeben. Vergebung ist eine Eigenschaft der Starken.“ Und so verlangt das Überwinden von Racheimpulsen und Vergebung gegenüber denen, die uns verraten haben, große Willenskraft oder wie es in manchen Sprichwörtern sogar heißt „göttliche“ Willenskraft. 19 Gleichwohl sprechen psychologische Herangehensweisen zu Vergebung einen starken Schwerpunkt auf die Rolle von Willenskraft und Selbstregulation (siehe Exline, Worthington, Hill, & McCullough, 2003). Selbst für kleinere Vergehen verlangt Vergebung nach derzeitigen Definitionen eine motivationale Transformation, in der Wünsche nach Vergeltung unterdrückt und dann durch ein Verlangen nach Versöhnung ersetzt werden (Fincham, Hall, & Beach, 2005; McCullough, Worthington, & Rachal, 1997; siehe McCullough, 2008; Worthington, 2005). Weiter noch zeigt die Forschung zu Vorentwicklungen und Anzeichen von Vorgebung, dass Umstände die dieser motivationalen Transformation förderlich oder hinderlich sind (z.B. Persönlichkeitsmerkmale wie Verträglichkeit versus negative Emotionalität, soziale Umstände wie starkes Mitgefühl oder starke Gefühle der Nähe oder der Hingabe im Gegensatz zu einer Abwesenheit von echter Reue) auch gleichzeitig die Vergebung erleichtern oder behindern (Exline & Baumeister, 2000; Finkel, Rusbult, Kumashiro, & Hannon, 2002; McCullough & Hoyt, 2002; McCullough et al., 1997; McCullough et al., 1998). Abschließend haben auch sowohl kurze experimentelle Manipulationen als auch langfristige Interventionen, die direkt auf die Veränderung der Fähigkeit zur Selbstregulierung von Individuen abzielen gezeigt, dass die Erhöhung dieser Fähigkeit (z.B. durch das Lehren und Fördern spezifischer Strategien der Selbstregulation) die Vergebungshäufigkeit erhöht während die Verringerung der Möglichkeit zur Selbstregulation (z.B. durch das Verknappen der Möglichkeit zur Selbstregulation mit dem Zwang, schnell auf Verrat reagieren zu müssen) Vergebung unterbindet (Finkel & Campbell, 2001; Wade, Worthington, & Meyer, 2005). Das hier zusammengefasste Paper erkundet die Möglichkeit, mit der Variation in den Motiven, die Selbstregulierung leiten, Variationen im Wann und Warum der Vergebung erzeugen könnte. Die Autoren haben untersucht, wie große Unterschiede in den selbstregulatorischen Prioritäten von Individuen, Wachstum zu erlangen (Vorankommen) sich im Gegensatz zur Priorität ihre Sicherheit aufrechtzuerhalten (Vermeidung) deren Bereitschaft, Bekannten, Freunden oder romantischen Partnern zu vergeben beinflussen könnte. Die Kernhypothese der Forscher war, dass Vorankommen als motivationale Priorität eine stärkere Verbindung zwischen dem Vertrauen in den Verräter und deren Vergebungswahrscheinlichkeit bedingen sollte, während Vermeidung als motivationale Priorität eine stärkere Verbindung zwischen der Hingabe zum Verräter und der Wahrscheinlichkeit, dass ihm vergeben wird bedingen sollte. In Studie 1 wurden nach den von Higgins (1997) und Molden et al. (2008) entdeckten Prinzipien die teilnehmenden 104 Northwestern University Studenten zuerst durch einen Fragenbogen auf jeweils entweder Vorankommen oder Vermeidung geprimt. Dann durchliefen sie einen Fragebogen, der „Reaktion auf hypothetische Ereignisse“ betitelt war. Hierbei mussten die Studienteilnehmer zuerst an eine bestimmte Person denken, zu der sie ein soziale Beziehung hatten. Sie wurden gebeten, sich diese Person lebendig auszumalen und dann kurz ihre Beziehung zu dieser Person zu beschreiben. Dann stellten sie sich sieben verschieden Ereignisse vor, die in der Interaktion mit dieser Person auftreten könnten, bei dem jedes eine milde bis mittlere Verletzung zwischenmenschlicher Normen (Finkel et al., 2002) darstellte. Dann wurden sie gebeten, auf einer Skala von 0 (sehr unwahrscheinlich) bis 8 (sehr wahrscheinlich) zu bewerten, wie wahrscheinlich sie dieser Person vergeben würden. 20 Aus diesen Wertungen der Durchschnitt erstellt, der dann als primäre Messung der Versöhnlichkeit gegenüber dieser Person herangezogen wurde. Nachdem sich die Teilnehmer alle 7 Vorfälle vorgestellt hatten, wurden sie gebeten, auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 8 (äußerst stark) auf zwei Fragen zu antworten: (a) „Wie sehr vertrauen Sie dieser Person?“ und (b) „Wie stark fühlen sie sich der Beziehung zu dieser Person verpflichtet?“. Außerdem wurde, um eine Varianz in den Messungen zu Versöhnlichkeit, Vertrauen und Verpflichtung zu erzielen, die Hälfte der Teilnehmer gebeten, sich eine Bekanntschaft (eine Person, die man mag) gleichen Geschlechts vorzustellen, während die andere Hälfte gebeten wurde, sich ihren besten Freund oder ihre beste Freundin vorzustellen. Dies sollte bei der einen Hälfte gemäßigte und bei der anderen Hälfte hohe Wertungen bei Versöhnlichkeit, Vertrauen und Verpflichtung erzielen. Außer diesen einfachen Effekten wurde jedoch nicht erwartet, dass diese Unterscheidung zusätzlichen Einfluss auf die Reaktionen der Teilnehmer haben würde. Die Ergebnisse von Studie 1 unterstützten die primären Vertrauens- und Verpflichtungshypothesen der Autoren. Ein induzierter (geprimter) Fokus auf Vorankommens-Motivationen erhöhte die Korrelationen zwischen dem Vertrauen in die beschriebene Person, nicht aber die Verpflichtung, während ein induzierter Fokus auf Vermeidungs-Motivationen die Korrelationen zwischen der Verpflichtung zur Beziehung mit der beschriebene Person erhöhte, nicht aber in das Vertrauen zu ihr. Um die Verstöße gegen zwischenmenschliche Normen auch in einem nichthypothetischen Zusammenhang zu untersuchen, kam es dann zu Studie 2. In der zweiten Studie wurde in einer 6-monatigen Langstudie 69 Northwestern University Studenten im ersten Jahr, die in einer romantischen Beziehung lebten, alle zwei Wochen auf ihre Vorankommens- versus Vermeidungs-Motivationen sowie auf ihre Vertrauen in ihren Partner und ihre Verpflichtung zur Beziehung mit ihm untersucht. Von einem Paar durfte immer nur ein Partner teilnehmen, das heißt es wurden keine Paare gemeinsam untersucht. Kern der Studie war, dass außerdem in jedem Bewertungszeitraum nach Ereignissen gefragt, bei denen der Partner etwas getan hatte, was den Studienteilnehmer verärgert hatte und wie sehr es sie verärgert hatte. Dann wurde für jedes Vergebung-erfordernde Ereignis am Tag des ersten 2wöchentlichen Beurteilungstreffens an dem es berichtet wurde gefragt, ob dem Partner schon vergeben wurde. Wenn nicht, wurde bei jedem weiteren Beurteilungstermin nachgefragt wie sehr sie dem Partner schon vergeben hatten. Um für einige individuelle Unterschiede im Maße, wie sehr die Studienteilnehmer allgemein glücklich, sich-sicher-fühlend, selbstbewusst und versöhnlich waren zu kontrollieren wurden in der anfänglichen Testsession Messungen der insgesamten Lebenszufriedenheit (Pavot & Diener, 1993), eine vielerorts verwendete 36-ItemMessung des Bindungsstils (Brennan, Clar, & Shaver, 1998), die 10-ItemSelbstbewusstseinsmessung nach Rosenberg (1965) und eine vorher valdierte 4Item-beinhaltende Messung der Disposition zur Vergebung (Brown, 2003). Die Ergebnisse von Studie 2 lieferten weitere Unterstützung für die Vertrauens- und Verpflichtungshypthesen von Molden und Finkel. Für tatsächliche Übertretungen, die von romantischen Partnern begangen wurden, sagten starke VorankommensMotivationen eine stärker positive Beziehung zwischen den Gefühlen des Vertrauens gegenüber diesen Partnern und der Bereitschaft der Studienteilnehmer diesen zu vergeben, während starke Vermeidungs-Motivationen eine stärker positive 21 Korrelation zwischen den Gefühlen der Verpflichtung oder Hingabe zur Beziehung mit einem romantischen Partner und der Bereitschaft ihm zu vergeben voraussagten. Insgesamt replizieren diese Resultate die Ergebnisse von Studie 1 in der Domäne echter Übertretungen durch romantische Partner. Interessanterweise wurden die beschriebenen Effekte nicht nur bei der Vergebung direkt nach der Übertretung gemessen, sondern treten bei verzögerter Vergebung sogar noch intensiver auf, was auf eine erhöhte Bedeutung der Motivation zur Vermeidung oder Verpflichtung nach einiger Zeit hinweisen könnte. Schließlich fassen die Autoren zusammen, dass obwohl Vergebung normalerweise durch Akte der Selbst-Regulation generell erst möglich gemacht wird, dass verschiedene motivational beeinflusste Modi der Selbstregulation, namentlich solche, die Vorankommen und Bindungssuche versus Vermeidung und Sicherheit als Ziel haben, die Relevanz, die Gefühle des Vertrauens in oder der Verpflichtung gegenüber dem Bindungspartner auf die Entscheidung ihm zu vergeben haben, erhöhen. So bringt diese Studie eine nuanciertes Verständnis darauf, wann, wie und wem wir vergeben. Social Exclusion Decreases Prosocial Behavior Jean M. Twenge, Roy F. Baumeister, C. Nathan DeWall, Natalie J. Ciarocco und J. Michael Bartels, 2007 Prosoziales Verhalten bedeutet, dass man nicht nur sich hilft, sondern seine Ressourcen in andere Personen investiert. Doch dies ist keineswegs ein irrationales oder selbstzerstörerisches Verhalten, sondern auf lange Sicht gesehen kommt es einem selber zugute. Jeder hat das Bedürfnis einer Gruppe anzugehören, der man vertrauen kann und in der man dann auch selbstloses Verhalten zeigt. Es gibt kaum Menschen, die nicht das Bedürfnis haben, in sozialen und kulturellen Gemeinschaften zu leben. Die meisten Kulturen bestärken prosoziales Verhalten, da es lebenswichtig für eine Gemeinschaft ist. Prosoziales Verhalten baut darauf auf, dass Leute sich von einer Gemeinschaft unterstützt und geliebt fühlen. Doch, wenn sie ausgeschlossen werden, wird der Drang anderen zu helfen reduziert. Studien zeigen, dass soziale Ausgrenzung und prosoziales Verhalten miteinander korrelieren, jedoch ist unklar welches das andere bedingt. Studien zeigen, dass Kinder, die von ihren Mitschülern ausgeschlossen werden weniger prosoziale Verhaltensweisen zeigen als andere (e.g., Asher & Coie, 1990; Gest, Graham-Bermann, & Hartup, 2001; Wentzel & McNamara, 1990). Menschen die in ihrem Leben mindestens eine stabile Beziehung haben, neigen mehr zu prosozialen Verhaltensweisen. Verheiratete Leute zeigen mehr Bereitschaft in ihrer Freizeit anderen zu helfen als Singles (Dyer, 1980; Wright &Hyman, 1958) (vgl. Twenge et al., 2007, 56). 22 Untersuchungen zufolge haben Menschen, die exkludiert wurden eine niedrigere Schmerzempfindlichkeit und können weniger gut ihre Gefühle zeigen (DeWall & Baumeister, 2006). Emotionen sind jedoch wichtig um andere zu verstehen, doch kann prosoziales Verhalten nach einer Exklusion beeinträchtigt sein. Empathie ist wichtig für hilfreiche und prosoziale Verhaltensweisen (Batson, 1991). Aber Empathie ist auf prosoziale Verhaltensweisen angewiesen, da der einfühlsame Mensch die Gefühle anderer stimulieren. Wenn die Person ausgeschlossen wurde und deren Emotionsausdruck reduziert wurde, ist er weniger gut in der Lage anderen gegenüber einfühlsam zu sein und dies wiederum reduziert prosoziales Verhalten. (vgl. Twenge et al., 2007, 57) Twenge J. et al. (2007) wollten in sieben Versuchen zeigen, dass soziale Exklusion, die in Labors erzeugt wurden, zu einer signifikanten Reduzierung von prosozialem Verhalten führt. Ein solches Verhalten ist jedoch wichtig um in einer Gesellschaft Harmonie zu bewahren und Freundschaften zu pflegen. In den sieben Experimenten wurde dies an vier verschiedene Verhaltensweisen gemessen (wie viel Geld man spenden würde, freiwillige Arbeit leisten, aufräumen helfen nach einer Panne, in einem Spiel zusammenarbeiten). Es wurden zwei verschiedenen Arten von Exklusion herangezogen, einerseits wurden den Leuten eingeredet, dass sie später allein sein werden und andererseits wurden sie von den anderen ihrer Gruppe ausgeschlossen. Die darauf folgenden (prosoziale) Verhaltensweisen wurde von vier verschieden Gruppen von Leuten beurteilt. Diese setzten sich zusammen aus unbekannte Studenten, die Hilfe benötigten, aus Studienabgängern, dem Experimentator und Studienkollegen. Die Abnahme an prosozialem Verhalten wurde nicht durch Selbstwertgefühl und Geschlecht beeinflusst. Der Zusammenhang zwischen Exklusion und prosoziale Verhaltensweisen erwies sich in allen Experimenten als sehr stark. Der Großteil der Personen aus der Kontrollbedingung waren bereit anderen zu helfen, hingegen jene die sozial exkludiert wurden dazu nicht bereit waren. Exklusion führt zu emotionaler Verzweiflung und dies wiederum verändert das Verhalten des Individuums. Es kommt zu einer Reduktion von Emotionsempfindungen und zu einer niedrigeren physischen und emotionalen Schmerzempfindung. Versuch sieben zeigte, einen signifikanten Zusammenhang zwischen Schmerzunempfindlichkeit und sozialer Ausgeschlossenheit. Leute die exkludiert wurden, versuchen oft das Gefühle des sich schlecht Fühlens zu vermeiden. Doch Leute, die ihre Emotionen ständig unterdrücken, verlieren die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen, andere Leute zu verstehen. Es kommt zu einer Reduktion von Empathie und sie können nicht mehr gut prosoziales Verhalten zeigen. Den bisherigen Studien zufolge scheint es so, als ob sozial ausgeschlossene Leute schlecht gelaunte, rücksichtslose Menschenfeinde sind. Doch, wenn man genauer hinschaut, kann man dieses Bild revidieren. Eine Studie, die dies besser zeigt stammt von Maner, DeWall, Baumeister und Schaller (2007). Sie fanden heraus, dass ausgeschlossene Personen sich neue soziale Bindungen wünschen, was auf ein Interesse an anderen Personen schließt. Auch in Studie fünf ist zu sehen, dass 23 exkludierte Personen mit den anderen kooperierten, solange die anderen Interesse an ihnen zeigte (vgl. Twenge et al., 2007, 63). Generell zeigen Menschen prosoziales Verhalten, wenn sie darauf vertrauen, dass sie auch die Vorteile genießen können, die entstehen wenn man zu einer Gruppe dazu gehört. Das Ideal wäre natürlich, in einer Gesellschaft zu leben, wo jeder auf den anderen Rücksicht nimmt. Doch um dieses Verhalten von anderen zu erlangen, muss jemand damit beginnen sich prosoziale zu verhalten. Prosoziale Verhaltensweisen benötigen Aufwand und man muss Opfer bringen, dies möchte man anerkannt bekommen. Personen, die exkludiert wurden, wollen zuerst eine Sicherheit haben, dass ihr Verhalten anerkannt wird, bevor sie ein solches Risiko eingehen. Maner et al. (2007) zeigten, dass exkludierte Personen den Kontakt mit anderen suchen, jedoch nicht zu viel riskieren wollen, da soziale Interaktion Risiken und Opfer mit sich bringen und sie Angst haben wieder verletzt zu werden. Oft warten sie darauf, dass andere den ersten Schritt machen. Wie in Experiment 5 gezeigt wurde, verhalten sich exkludierte Personen eigentlich gleich kooperativ wie die anderen. Jedoch ändert sich dies, sobald ihr Gegenüber feindseliger wird. Hingegen jene Leute, denen eingeredet wurde, dass sie später einmal alleine sein werden, waren das ganze Experiment hinweg sehr kooperativ und geduldig. Dies zeigt, dass Leute die ausgeschlossen werden, sich auf einem schmalen Grad zwischen der Suche selbstschützender Verhaltensweisen bewegen (vgl. Twenge et al., 2007, 64). Literaturverzeichnis Asher, S. R., & Coie, J. D. (1990). Peer rejection in childhood. New York: Cambridge University Press. Ayduk, O., May, D., Downey, G., & Higgins, E. T. (2003). Tactical differences in coping with rejection sensitivity: The role of prevention pride. Personality and Social Psychology Bulletin, 29, 435–448. Batson, C. D. (1991). The altruism question: Toward a socialpsychological answer. Hillsdale, NJ: Erlbaum. Baumeister,R. F., & Leary, M .R. (1995). The need to belong: Desire for interpersonal attachments as a fundamental human motivation. Psychological Bulletin,117,497– 529. Buckley, K., Winkel, R., & Leary, M. (2004). Reactions to acceptance and rejection: Effects of level and sequence of relational evaluation. Journal of Experimental Social Psychology, 40, 14–28. Downey, G., & Feldman, S . I. 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