LD Handblätter Physik Optik Polarisation Pockels-Effekt P5.4.5.1 Demonstration des Pockels-Effekts in einem konoskopischen Strahlengang Versuchsziele Identifizierung der optischen Achse des doppelbrechenden Kristalls der Pockelszelle in einem konoskopischen Strahlengang Demonstration des Pockels-Effekts in einem konoskopischen Strahlengang Messung der Halbwellenspannung der Pockelszelle Grundlagen Pockels-Effekt Das Auftreten von Doppelbrechung bzw. die Änderung bereits vorhandener Doppelbrechung in einem elektrischen Feld linear mit der elektrischen Feldstärke bezeichnet man als PockelsEffekt. Er ist der Erscheinung nach dem Kerr-Effekt verwandt, wobei jedoch beim Kerr-Effekt die Doppelbrechung quadratisch mit der elektrischen Feldstärke wächst. Aus Symmetriegründen kann der Pockels-Effekt nur in Kristallen ohne Inversionszentrum, der Kerr-Effekt an allen Stoffen auftreten. Man spricht von einer transversalen Konfiguration der Pokkelszelle, wenn die Richtung des Lichtstrahls und die optische Achse der Doppelbrechung senkrecht aufeinander stehen (siehe Fig. 1). Das elektrische Feld wird in Richtung der optischen Achse angelegt. Für Pockelszellen in transversaler Konfiguration kommt am häufigsten Lithiumniobat (LiNbO3) zur Anwendung. Fig. 1: Schematische Darstellung einer Pockelszelle in transversaler Konfiguration Fig. 2: Schema eines konoskopischen Strahlengang zur Demonstration der Doppelbrechung 0206-Sel Kristalle aus Lithiumniobat sind optisch einachsig, negativ doppelbrechend mit den Hauptbrechzahlen no = 2,29 für den ordentlichen und ne = 2,20 für den außerordentlichen Lichtstrahl (gemessen bei der Wellenlänge des He-Ne-Lasers l = 632,8 nm). Doppelbrechung in einem konoskopischen Strahlengang Der Nachweis der Doppelbrechung in einem konoskopischen Strahlengang wird in zahlreichen Lehrbüchern der Optik vorgeschlagen. Man beleuchtet den planparallel geschnittenen Kristall mit einem divergenten, linear polarisierten Lichtbündel und betrachtet das durchgehende Licht hinter einem gekreuzten Analysator (siehe Fig. 2). Die optische Achse der Doppelbrechung tritt im Interferenzbild deutlich hervor, da sie sich in ihrer Symmetrie von der Umgebung auszeichnet. Im Versuch liegt sie parallel zur Eintritts- und zur Austrittsfläche, daher besteht das Interferenzbild aus zwei Scharen von Hyperbeln [1], die gegeneinander um 908 gedreht sind. Die reelle Achse der ersten Hyperbelschar verläuft parallel, die der zweiten senkrecht zur optischen Achse. 1 LD Handblätter Physik P5.4.5.1 Geräte 1 Pockelszelle . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Hochspannungsnetzgerät, 10 kV . . . . . . 1 He-Ne-Laser, linear polarisiert . . . . . . . 472 90 521 70 471 840 1 Linse mit Fassung, f = 5 mm . . . . 1 Linse mit Fassung, f = 50 mm . . . 1 Polarisationsfilter . . . . . . . . . . 1 Optische Bank mit Normalprofil, 1 m 5 Optikreiter, H = 60 mm, B = 36 mm 460 01 460 02 472 40 460 32 460 353 . . . . . . . . . . . . . . aus . . . . 1 Durchscheinender Schirm . . . . . . . . . 1 Sockel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441 53 300 11 1 Sicherheits-Experimentierkabel, rot . . . . 1 Sicherheits-Experimentierkabel, blau . . . 1 Sicherheits-Experimentierkabel, 10 cm . . 500 641 500 642 500 604 Die dunklen Streifen des Interferenzbildes entstehen durch Lichtstrahlen, für die die Differenz der optischen Wege des außerordentlichen und des ordentlichen Teilstrahls im Kristall ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge ist. Diese Lichtstrahlen behalten nach dem Durchgang durch den Kristall ihre ursprüngliche lineare Polarisation und werden vom Analysator ausgelöscht. Zum Zentrum des Interferenzbildes gehende Lichtstrahlen treffen senkrecht auf die Kristalloberfläche. Für diese Strahlen beträgt der Gangunterschied zwischen ordentlichem und außerordentlichem Teilstrahl D = d ⋅ (no − ne), Fig. 3: Interferenzbild im konoskopischen Strahlengangs mit der optischen Achse des Kristalls in Pfeilrichtung. Angegeben ist der Gangunterschied zwischen ordentlichem und außerordentlichem Teilstrahl. So haben z.B. die Streifen mit der Angabe +1 (−1) den Gangunterschied Dm+1 (Dm−1) zuzuordnen (siehe Fig. 3). Die Lage der dunklen Streifen, genauer ihr Abstand zum Zentrum, hängt davon ab, wie groß die Differenz zwischen D und m ⋅ l ist. (I) Der Pockelseffekt vergrößert oder verkleinert die Differenz der Hauptbrechzahlen no − ne je nach Vorzeichen der angelegten Spannung. Dadurch ändert sich die Differenz D − m ⋅ l und somit auch die Lage der dunklen Interferenzstreifen. Wird die sogenannte Halbwellenspannung Up angelegt, ändert sich D um eine halbe Wellenlänge. Die dunklen Interferenzstreifen wandern auf die Position von hellen und umgekehrt. Der Vorgang wiederholt sich mit jeder weiteren Erhöhung der Spannung um den Wert Up. wobei d = 20 mm die Dicke des Kristalls in Strahlrichtung ist. Der Gangunterschied entspricht etwa 2800 Wellenlängen des verwendeten Laserlichts. Allerdings ist D im allgemeinen nicht genau ein ganzzahliges Vielfaches von l, sondern wird vielmehr zwischen zwei Werten Dm = m ⋅ l und Dm+1 = (m + 1) ⋅ l liegen. Den dunklen Streifen der ersten Hyperbelschar sind dann die Gangunterschiede Dm+1, Dm+2, Dm+3, usw., der zweiten Hyperbelschar die Gangunterschiede Dm, Dm−1, Dm−2, usw. Aufbau Sicherheitshinweis Hinweise: Der He-Ne-Laser genügt den „Sicherheitstechnischen Anforderungen für Lehr-, Lern- und Ausbildungsmittel – Laser; DIN 58126 Teil 6“ für Laser der Klasse 2. Bei Beachtung der entsprechenden Hinweise in der Gebrauchsanweisung ist das Experimentieren mit dem He-Ne-Laser ungefährlich. Messungen im verdunkelten Raum durchführen. Stiele der optischen Geräte nicht ganz in den Optikreitern aufsitzen lassen, damit Feinjustierung in der Höhe möglich ist. Der Versuchsaufbau ist in Fig. 4 dargestellt, die Positionsangaben in cm gelten für den linken Rand der Optikreiter. Aufstellung der optischen Komponenten: Nicht in den direkten oder reflektierten Laserstrahl blicken Überschreiten der Blendungsgrenze vermeiden (d. h. kein Beobachter darf sich geblendet fühlen). – He-Ne-Laser, 5-mm-Linse (a) und 50-mm-Linse (b) mon- – – 2 tieren; Laser und 5-mm-Linse vorsichtig drehen und in der Höhe verstellen, bis die 50-mm-Linse optimal ausgeleuchtet wird. durchscheinenden Schirm in passendem Abstand aufstellen; weißes Papier auf dem Schirm befestigen. Polarisationsfilter als Analysator montieren und Polarisationsrichtung verstellen, bis die Intensität auf dem Schirm minimal ist. LD Handblätter Physik P5.4.5.1 b) Demonstration des Pockels-Effekts: Fig. 4: Versuchsaufbau zur Demonstration des Pockelseffekts (a) Linse, f = 5 mm (b) Linse, f = 50 mm (c) Pockelszelle (Zeigerstellung: ±458 zum Analysator) (d) Polarisationsfilter als Analysator (Zeigerstellung: ±908 zur Polarisationsrichtung des Lasers) – Zeiger der Pockelszelle in Ausgangsstellung (+458 oder −458 zum Analysator) zurückdrehen. – Spannung U langsam hochdrehen (bis max. 2 kV!) und Änderung des Interferenzbildes verfolgen. – Spannung auf 0 V zurückdrehen, Plus-Buchse des Hoch– – Pockelszelle hinzunehmen und genau an die Stelle des – minimalen Strahlquerschnitts schieben; Schirmbild beobachten und darauf achten, daß Lichtreflexionen an den Kristallinnenseiten bzw. am Plattenkondensator in der Pockelszelle vermieden werden. Zeiger der Pockelszelle um +458 oder −458 zum Analysator verdrehen. spannungsnetzgerätes mit Erdbuchse verbinden und Anschlüsse an der Pockelszelle vertauschen. Spannung U erneut hochdrehen (bis max. 2 kV!) und Änderung des Interferenzbildes verfolgen. c) Bestimmung der Halbwellenspannung: – U = 0 V einstellen und die dunklen Streifen des Interferenzbildes mit grünem Farbstift auf dem Papier nachzeichnen. – Spannung U langsam erhöhen und jeweils die Werte notieren, bei denen die hellen bzw. die dunklen Interferenzstreifen genau auf den eingezeichneten Markierungen liegen. Feinjustierung: – Laser, 5-mm-Linse und evtl. auch die Pockelszelle in der – Höhe nachjustieren, bis das Zentrum der Hyperbelscharen im Interferenzbild möglichst in der Mitte des Gesichtsfeldes liegt. ggf. Pockelszelle um die Stielachse verdrehen. Meßbeispiel und Auswertung Elektrischer Anschluß: – Pockelszelle an den linken Ausgang (Kurzschlußstrom a) Demonstration der Doppelbrechung: – Beim Drehen der Pockelszelle um die Strahlachse wird das Interferenzbild mitgedreht. Dabei liegt die reelle Achse der ersten Hyperbelschar immer parallel zur optischen Achse des Kristalls (d.i. die Richtung des Zeigers). max. 100 mA) des Hochspannungsnetzgerätes anschließen; Minus-Buchse mit Erdbuchse verbinden. Potentiometer des Hochspannungsnetzgerätes bis zum linken Anschlag drehen, Hochspannungsnetzgerät einschalten und mit der Wahltaste den linken Ausgang aktivieren. Der Hell-Dunkel-Kontrast ist maximal, wenn der Winkel zwischen optischer Achse und Analysator ±458 beträgt. Das Gesichtsfeld wird dunkel, wenn die optische Achse parallel oder senkrecht zum Analysator steht. Durchführung b) Demonstration des Pockels-Effekts: a) Demonstration der Doppelbrechung: Bei geeigneter Wahl des Spannungsvorzeichens bewegen sich die dunklen Interferenzstreifen der ersten Hyperbelschar (reelle Achse der Hyperbeln parallel zur optischen Achse des Kristalls) mit wachsender Spannung zum Zentrum hin, die der zweiten Hyperbelschar vom Zentrum weg. – Lage der Hyperbelschar im Interferenzbild mit der Zeigerstellung der Pockelszelle vergleichen. – Zeiger der Pockelszelle langsam verstellen und Änderung des Interferenzbildes verfolgen. 3 LD Handblätter Physik P5.4.5.1 Die beiden Hyperbeln mit dem Gangunterschied Dm+1 = (m + 1) ⋅ l sind bei einer Spannung U1 ins Zentrum gewandert (siehe Fig. 5), das Zentrum ist also dunkel. Wird die Spannung weiter erhöht, wechseln die beiden Hyperbeln zur zweiten Hyperbelschar und werden dort kontinuierlich größer. Bei einer Spannung U2 wechseln die nächsten beiden Hyperbeln über das Zentrum zur zweiten Hyperbelschar, bei einer Spannung U3 die übernächsten Hyperbeln, usw. Der Abstand zwischen den Spannungen U1, U2 und U3 entspricht der doppelten Halbwellenspannung (siehe unten). Bei umgepolter Spannung bewegen sich die Hyperbeln in die andere Richtung. Durch den Pockelseffekt wird also je nach Vorzeichen der Spannung die Differenz der Hauptbrechzahlen no − ne vergrößert oder verkleinert. Bei den in Tab. 1 angegebenen Werten für die Spannung U wechselt die Intensität im Interferenzbild an den markierten Stellen von hell nach dunkel, da sich der Gangunterschied zwischen ordentlichem und außerordentlichem Teilstrahl um eine halbe Wellenlänge ändert. Die Differenz zwischen diesen Spannungen ist die Halbwellenspannung Up. Sie beträgt also ca. 0,5 kV. Die Änderung der Doppelbrechung dno − dne nach Anlegen der Halbwellenspannung ist sehr klein. Mit Gleichung (I) berechnet man l = d ⋅ (dno − dne), 2 (II) und erhält dno − dne = 16 ⋅ 10−6. c) Bestimmung der Halbwellenspannung: Tab. 1: Meßergebnis zur Bestimmung der Halbwellenspannung U kV Helligkeit auf dem durchscheinenden Schirm an der markierten Stelle 0,0 dunkel 0,52 hell 1,01 dunkel 1,52 hell 1,91 dunkel Literatur [1] M. Born, Optik, Springer oder M. Born und E.Wolf, Principles of Optics, Pergamon Press Fig. 5: Änderung des konoskopischen Interferenzbildes durch den Pockelseffekt, dicker eingezeichnet sind jeweils die beiden Hyperbeln der Interferenzordnung m + 1 LD DIDACTIC GmbH ⋅ Leyboldstrasse 1 ⋅ D-50354 Hürth ⋅ Phone (02233) 604-0 ⋅ Telefax (02233) 604-222 ⋅ E-Mail: [email protected] © by LD DIDACTIC GmbH Printed in the Federal Republic of Germany Technical alterations reserved