Geological implications of a physical libration on Enceladus Hurford et al. 2009. Icarus 203. 541-552. Jose Delgado Ausgangspunkt • geologisch aktive südpolare Region (SPT): Imaging Science Subsystem (ISS) (1) Grenze: ~ 65° südlicher Breite (2) Alter: < 200 Mio. J (3) Gebiet: 70.000 km2 (9% Oberfläche) (4) Eruptionen: Quelle E-Ring (Saturn) • Wärmebilanz: (SPT) Thermische Messungen: => Radiogene Erwärmung: [radiogenic heating] => Gezeitenerwärmung: [tidal heating] Einleitung (1) 3-7 GW 0,32 GW 0,12 GW [Porco et al. (2006), 1399] • Gezeitenerwärmung: zu konservative Schätzung • Neuere Beiträge: [Hurford et al. 2007] [Nimmo et al. 2007] - umfassende Gezeitendeformationen - Gezeitenspannung: Scherbewegungen [tidal shearing] Spaltöffnungen (Cracks) - Erwartetes globales Wärmebudget: > 8 GW - Allerdings: Fokussierung auf South Polar Terrain (SPT) unwahrscheinlich • Vorhergesagtes Ausmaß an tidal heating unzureichend um Plume-Aktivität im SPT zu erklären. • => weiterer Mechanismus notwendig. Aussichtsreicher Kandidat: Physische Libration Einleitung (2) • Nicht-sphärische Gestalt: D.: 512 x 494 x 489 km • => Satellit taumelt um sein eigenes Gravitationszentrum (beim Umlauf um Saturn) • => physische Libration • => tägliche Oszillation des tidal bulge auf Enceladus • => massive Beeinflussung der täglichen, auf die Oberfläche wirkenden Gezeitenspannungen. (tidal stresses) Libration und Gezeiten (1) • Exzentrizität der Bahn von Enceladus: e = 0,0047 [Porco et al. 2006] • => tägliche Veränderungen im Abstand zu Saturn: - durchschnittlicher Abstand: 237.378 km - Umlaufzeit: 32,8 h • => Beeinträchtigung der Höhe der Haupttide (main tide): Oszillation mit einer Amplitude von 9eh2 MR Am 3 4ava Libration und Gezeiten (2) h2 … „Love number“ M … Masse [Saturn] R … Radius [Enceladus] … Dichte [Enceladus] • Exzentrizität der Bahn von Enceladus verursacht im Zuge eines Umlaufs auch eine Oszillation des tidal bulge in der Länge => optische Libration [Newton, 1686] Libration optische Libration physische Libration • physische Libration kann nun „in-phase“ bzw. „out-of-phase“ mit der optischen Libration sein. Libration und Gezeiten (3) • Cassinis Beobachtungslimit für die Summe aus optischer und physischer Libration auf Enceladus: L 1,5 • Nach Ansicht der Autoren: physische Libration zu gering um von Cassini direkt beobachtet zu werden, jedoch: a) im Falle der Existenz => Auswirkungen auf Gezeitenspannungen enorm. => Möglichkeit einer indirekten Detektierung. b) Phänomene, bei denen Gezeitenspannungen eine zentrale Rolle spielen können zum Teil erklärt werden: - Eruptionen (tiger stripes) - Shear heating - Spaltenbildung Effekte der Libration • Grabenstrukturen (im SPT): evidente Quelle der Eruptionen (plumes) => tiger stripes (höhere Temperaturen als Umgebung) phys. Keine Libr. physische „out-of-phase“ Libration phys. Libr. „in-phase“ • Gezeitenspannungen führen zu einem alternierenden Öffnen und Schließen der tiger stripes. • physische Libration: beeinflussen => Spannung auf stripes => Zeitpunkt der Eruptionen Effekte (1a) - Eruptionen Spannung Verdichtung Öffnung (V=>S) Je nach Szenario unterschiedliches Timing der Eruptionen Effekte (1b) - Eruptionen • Tidal shear heating: komplementärer Prozess zu den Eruptionen • periodische Scherbewegungen entlang der Gräben (rifts) verursachen zusätzlich eine Erwärmung. • Erhöhen ev. die Wahrscheinlichkeit einer Eruption • Abweichungen: zwischen tidal shear heatingModell [Nimmo et al. 2007] und empirische Daten. (zu vereinfacht) • Berücksichtigung der physischen Libration: Vorhersage höherer Niveaus an shear heating => entspricht eher den Beobachtungen Cassinis. Effekte (2) – Tidal shear heating • Beeinflussung der Spaltenbildung: - einige Segmente eines tiger stripe weisen Ähnlichkeiten mit durch Gezeitenspannungen verursachte Spalten auf Europa auf (wenngleich morphologische Unterschiede bestehen) - die optische Libration von Enceladus allein reicht nicht aus um die derzeit beobachtbare Form und Lage dieser Grabensegmente zu erklären - da es sich um einen stratigraphisch jungen (aktiven) tiger stripe handelt, könnte der Spalt auch an der jetzigen Position entstanden sein. • => indirekte Rückschlüsse auf die gesamte Libration von Enceladus und bei Kenntnis der optischen Libration => physischen Libration Effekte (3) – Spaltbildung durch Gezeitenkräfte • Die größte Auswirkung auf die Gezeitenerwärmung ergibt sich bei einer physischen Libration von: L=1.5° (Cassinis Beobachtungslimit) • => Anstieg der prognistizierten Gezeitenerwärmung um den Faktor 4.9 • Berücksichtigung der Arbeit v. [Hurford et al. 2007] [Nimmo et al. 2007]: Erwartetes globales Wärmebudget von mind. 8 GW Erweiterung um den Faktor 4.9 (max. Wert der physischen Libration). Enceladus könnte bis zu 40 GW dissipieren. die am SPT erfassten 3-7 GW nur ein Bruchteil der – dem System zugeführten – Wärme. Effekte auf die dissipierte Wärme (SPT) [1] Spencer, J.R. et al. 2006. Cassini encounters Enceladus: Background and the discovery of a south polar hot spot. Science 311, 1401–1405. [2] Porco, C.C. et al. 2006. Cassini observes the active South Pole of Enceladus. Science 311, 1393–1401. [3] Hurford T.A. et al. 2009. Geological Implications of a physical libration on Enceladus. Icarus 203, 541552. [4] Thomas, P.C. et al. 2007. Shapes of the saturnian icy satellites and their significance. Icarus 190, 573– 584. [5] Hurford, T.A., Helfenstein, P., Hoppa, G.V., Greenberg, R., Bills, B., 2007. Eruptions arising from tidally controlled periodic openings of rifts on Enceladus. Nature 447, 292–294. [6] Nimmo, F., Spencer, J.R., Pappalardo, R.T., Mullen, M.E., 2007. Shear heating as the origin of the plumes and heat flux on Enceladus. Nature 447, 289–291. [7] Thomas, P.C., Burns, J.A., Helfenstein, P., Squyres, S., Veverka, J., Porco, C., Turtle, E.P., McEwen, A., Denk, T., Giese, B., Roatsch, T., Johnson, T.V., Jacobson, R.A., 2007. Shapes of the saturnian icy satellites and their significance. Icarus 190, 573–584. Quellen