201 CFP-Hüftschaft G. v. Foerster CFP steht für Collum Femoris Preserving. Der von Professor Franceso Pipino (Genua) inaugurierte Schaft wurde 1996 mit der Firma Link in Hamburg entscheidend weiter entwickelt. Es handelt sich um eine anatomische Monoblock-Kurzstiel-Prothese, die pressfit Schenkelhals erhaltend verankert wird. Die Titan-Prothese hat eine HX-Beschichtung, die die Einwachsgeschwindigkeit beschleunigt. Die anatomische Form mit 2 unterschiedlichen Krümmungsradien A und B sowie eingegebener Anteversion bedingt eine Rechts- und Links-Prothese, die in 6 Größen von x-small bis x-large angeboten werden. Mit dieser Variationsbreite ist der Indikationsbereich der CFP-Prothese weitestgehend zu versorgen (Abb. 1). Der Indikationsbereich für die CFP-Prothese leitet sich aus den besonderen Eigenschaften des Schaftes ab. Bei der Implantation wird der Schenkelhals erhalten. Damit kommt es zu einer Knochen erhaltenden höher gelegenen Resektionsebene als bei Standardprothesen. Daraus folgt eine kürzere Eintauchtiefe des Kurzschaftes in die Metaphyse (Abb) 2). Im Falle einer Revision bleibt für eine Standardprothese dadurch ausreichend „virgin bone“ für die Verankerung verfügbar (Abb. 3). Weiterhin kommt es auch zu keiner Schwächung im trochanternahen Bereich, denn auch der stabile Übergang vom Schenkelhals zum Trochanter major bleibt erhalten. Bei der Implantation wird kein Knochen ausgefräst oder ausgerapselt, es findet eine zweimalige Kompression des Knochens statt: Abb. 1 CFP Schaft Abb. 2 Hohe Resektion 1. durch den Kompressor und 2. durch die Originalprothese. Das Design der Prothese bietet durch den Erhalt des Schenkelhalses zusätzlich eine extreme Rotationsstabilität, was eine schnelle Osseointegration erleichtert. Indikation für die CFP-Prothese • Arthrose bei jüngeren Patienten mit guter Knochenqualität, • Dysplasiecoxarthrose, • Hüftkopfnekrose ohne Beteiligung des Schenkelhalses, • posttraumatische Coxarthrose. Abb. 3 Kurze Eintauchtiefe 202 G. v. Foerster Grenzindikation • Coxa valga extrem (antetorta), • Coxa vara extrem, • starkes Übergewicht. Kontraindikation • Osteodystrophie, • Osteoporose, • anatomische Veränderungen des Schenkelhalses nach Voroperationen oder Trauma, • schwere Dysplasien mit entsprechenden anatomischen Deformitäten. Abb. 4 Schaft Krümmung A Die Endoprothese wurde in der Endo-Klinik 1999 eingeführt. Im Jahre 2005 konnte von 106 konsekutiven Fällen das 5-Jahres-Follow-up erstellt werden. Bei dieser Untersuchung wurden die Patienten untersucht, es wurden Röntgenbilder angefertigt und der Harris-Hip-Score erstellt. Von den 106 Patienten waren 47 Männer und 59 Frauen. Das Durchschnittsalter betrug 54,9 Jahre (24-71 Jahre). Der Follow-upZeitraum war durchschnittlich 53,6 Monate (52-64 Monate). Der BMI war 26,1 im Durchschnitt. Die Diagnosen waren: • • • • • Coxarthrose angeborene Hüftdysplasie mit Coxarthrose Hüftkopfnekrose posttraumatische Coxarthrose Fraktur 79 12 12 2 1 Der Harris-Hip-Score betrug präop. 56,8 im Durchschnitt, postoperativ 94,7 im Durchschnitt. Abb. 5 Schaft Krümmung B Operative Komplikationen waren: 2 Frakturen, 1 wurde konservativ behandelt, 1 führte zum Austausch intraoperativ. Eine Femurschaftperforation hatte keine Konsequenzen. Einmal trat eine Fraktur des Trochanter major auf, auch diese hatte keine operativen Konsequenzen. Nach 5 Jahren gab es keine Lockerung der Prothesen in diesem Kontignent. Es gab 3 Luxationen, die nicht prothesenbedingt waren. Weitere Ergebnisse waren: • der weniger gekrümmte Schaft A wurde in 70 % der Fälle verwendet (Abb. 4), • der stärker gekrümmte Schaft B in 30 % (Abb. 5). Ein Undersizing wurde in 12 % der Fälle beobachtet, ein Oversizing in 2 % der Fälle. Varuspositionen traten viermal auf, Valguspositionen keine. In 4 Fällen wurde intraoperativ auf eine zementierte Pfanne ausgewichen. Ossifikationen traten in 8 % der Fälle auf, aber keine, die zu einer Re-Operation führen musste. Eine Calcar-Resorption wurde einmal gesehen. In der Zeit von 1999 bis 2005 wurden 2400 CFPSchäfte implantiert, 6 Schäfte zeigten keine knöcherne Integration und mussten revidiert werden. Einmal bestand eine Fraktur, die zur Revision führte. Achtmal führte eine tiefe Infektion zum Austausch von Schaft und Pfanne. CFP-Hüftschaft 203 Abb. 9 Mis post. OP Abb. 6 Perioperative Fraktur Abb. 7 Konservative Ausheilung Abb. 10 Physiologische Krafteinleitung Abb. 8 Minimal invasiver Zugang Abb. 11 CFP Versorgung bds. 204 In dem Gesamtkontignent traten 6 Frakturen auf, die konservativ ausheilten (Abb. 6, 7). 5-Jahres-Ergebnisse sind kurzfristige Ergebnisse und geben heute natürlich noch keine endgültige Aussage über die zu erwartenden Standzeiten einer Prothese wieder. Man muss also die 10-JahresErgebnisse abwarten und auch spätere Ergebnisse, um eine klare Aussage über die Langzeithaltbarkeit und Standzeit der Prothese abgeben zu können. Aus radiologischen Erkenntnissen gibt es bisher keinen Anhalt für eine Migration der Prothese, die sicher auch durch die beschichtete Kragenauflage weniger zu erwarten ist. Diese Prothese ist gut geeignet auch für minimal invasives Vorgehen. Langzeitbeobachtungen zur minimal invasiven Technik stehen noch aus (Abb. 8, 9). Die allgemein anerkannten Anfangsurteile der minimal invasiven Chirurgie decken sich mit den Beobachtungen anderer und sind nicht zwingend in Relation zur Endoprothese zu stellen. G. v. Foerster Für die minimal invasive Technik stehen ausreichende adaptierte Instrumente zur Verfügung, die erforderlich sind. Bei dieser Technik darf aber kein Kompromiss im Hinblick auf Sicherheit, Übersicht und Qualität gemacht werden. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Erhalt des Schenkelhalses von besonderer Bedeutung ist, der Erhalt der Spongiosa im Metaphysenbereich und die Kompression dieser Spongiosa positiv zu bewerten sind. Eine biomechanisch optimale Verankerung wird dadurch ermöglicht. Das Design der Prothese ist an die physiologische Einleitung der Kräfte adaptiert. Das Prothesensystem ist gut geeignet für die minimal invasive Technik (Abb. 10, 11).