Auch das Gehör braucht Pausen Lärm ist mittlerweile

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14 | tag für tag 06 / 05 | Gesundheit und Sicherheit
Auch das Gehör braucht Pausen Lärm ist mittlerweile
für viele ein täglicher Begleiter. Laute Maschinen am Arbeitsplatz, Straßen- oder Fluglärm oder die laute Telefonstimme
des Büronachbarn. Auch in der Freizeit gehört der Lärm dazu,
gerade für Jugendliche: laute Musik in der Disco, im Auto oder
aus dem MP3-Player. Die Auswirkungen von Lärm sind vielfältig. Besonders problematisch ist der Lärm, der unserem
Gehör bleibende Schäden zufügt: Lärmschwerhörigkeit oder
bleibende Dauergeräuschempfindungen, der so genannte
Tinnitus, sind nicht heilbar. Bei den Berufskrankheiten nimmt
Lärmschwerhörigkeit seit vielen Jahren einen Spitzenplatz ein.
Bei einem Rockkonzert (hier zu
sehen: »Die Fantastischen Vier«)
können Schallpegel
von 110 dB(A)
erreicht werden.
Bild »Die Fantastischen Vier«:
Andreas »bear«
Läsker, powered by
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Gesundheit und Sicherheit | tag für tag 06 / 05 | 15
Hören Der Hörvorgang ist eine komplizierte Sache:
Töne oder Geräusche sind Schallwellen, die durch die
Luft in unser Ohr transportiert werden. Im Innenohr befinden sich ungefähr 20.000 Haarzellen. Ihre Anzahl ist
von Geburt an konstant. Die Haarzellen verwandeln die
Schallwellen in elektrische Impulse, die über den Hörnerv ins Gehirn weitergeleitet werden. Hier werden die
Impulse als Töne oder Geräusche interpretiert.
Lärm – was ist das? Die Wahrnehmung von Schallwellen löst bei uns nicht immer die gleiche Empfindung
aus: Empfinden wir sie als störend oder belästigend,
dann bezeichnen wir sie als Lärm.
Musik dagegen wird eher als angenehm empfunden.
Aber: Unabhängig von einer als angenehm oder unangenehm empfundenen Wahrnehmung gefährden Schallwellen ab einer gewissen Lautstärke das menschliche
Gehör.
Ob ein Geräusch oder ein Ton als laut oder weniger
laut empfunden wird, hängt von der Schallintensität bzw.
vom Schalldruck ab. Die Messgröße für den Schallpegel
und damit für den Lärm ist das Dezibel (dB). Null dB
entspricht der Hörschwelle, d. h. dem Schalldruck, der
vom menschlichen Ohr gerade noch wahrgenommen
wird. Die Schmerzgrenze, d. h. die Schwelle, ab der der
Lärm weh tut, wird bei etwa 120 dB erreicht.
dB
Lärm – Folgen werden unterschätzt Die Folgen von
Lärm sind zu wenig bekannt oder werden noch immer
unterschätzt: Hörschäden treten meist erst nach vielen
Jahren auf. Dass unser Gehör schlechter wird, stellen
wir meist erst dann fest, wenn es zu spät ist. Die empfindlichen Haarzellen sind z. T. abgestorben und das, was
wir hören, ist lückenhaft. Besonders problematisch wird
es, wenn eine der Lücken im Sprachbereich liegt:
Man kann kaum noch verstehen, was gesprochen wird.
In diesem Fall hilft auch kein Hörgerät.
Schmerzgrenze
120
Hörfeld
80
Musik
Sprache
40
0
Gehörgang
Hörschwelle
Hz
20
[1]
100
1.000
10.000
100.000
Lärm – wann wird’s gefährlich? Nicht jeder Lärm
geht sofort auf die Ohren. Ob er das Gehör schädigt,
hängt nicht nur von der Höhe der Schallpegel, sondern
auch von der Dauer der Einwirkung ab.
Deshalb wird am Arbeitsplatz der so genannte Beurteilungspegel bestimmt, der sowohl Höhe als auch
Dauer des Lärms berücksichtigt. Je höher der Schallpegel und je länger die Einwirkungsdauer, desto größer
ist natürlich die Gefahr für das Gehör. Dazu muss man
wissen, dass die Dezibel-Skala eine logarithmische
Skala ist: eine Schallpegel-Erhöhung um 3 dB(A) be>>
[ 1 ] Das Hörfeld
des Menschen ist
abhängig von der
Frequenz des Schalls.
Es wird im leisen
Bereich durch die
Hörschwelle eingegerenzt, im lauten
Bereich durch die
Schmerzgrenze.
Im Hörfeld liegen
die Bereiche für
Sprache und Musikempfindung
Quelle: SUVA
16 | tag für tag 06 / 05 | Gesundheit und Sicherheit
Hörnerv
Gleichgewichtsorgan
Gehörknöchelchen
Gehörschnecke
Je nach Stärke der
Lärmeinwirkung
kann die gleiche
Lärmbelastung
nach unterschiedlicher Einwirkungsdauer auftreten.
Trommelfell
Basilarmembran mit Haarzellen
Gehörschädigende Dosis
Belastung in Dezibel
deutet eine doppelt so hohe Schallintensität. 88 dB(A)
sind eben nicht nur etwas lauter als 85 dB(A). Deshalb
genügt auch die halbe Einwirkungszeit, um die gleiche
Schalldosis zu erzeugen bzw. Schädigung hervorzurufen. Besonders hohe Schallpegel, wie sie bei Knallen
oder Explosionen entstehen, können auch direkt schwere Verletzungen verursachen. Ein einziger Silvesterkracher, der in der Nähe des Ohrs explodiert, kann das Trommelfell platzen lassen.
Für den Arbeitsplatz ist geregelt, wie lange man bei
welcher Lautstärke arbeiten darf und ab wann man sein
Gehör schützen muss. Dabei wird davon ausgegangen,
dass man den genannten Schallpegeln mehrere Jahre
ausgesetzt ist. Maßgebend ist der Beurteilungspegel:
Wenn bei der Arbeit acht Stunden lang im Durchschnitt
mehr als 85 dB(A) über mehrere Jahre in den Ohren dröhnen, wird es gefährlich. Das kann z. B. in Druckereien
oder Papier verarbeitenden Betrieben der Fall sein.
Maximale Dauer in Stunden
85
8,00
88
4,00
91
2,00
94
1,00
97
0,50
100
0,25
Lärm am Arbeitsplatz – so kann man sich
schützen Ist es an einem Arbeitsplatz zu laut, muss
der Betrieb seinen Beschäftigten kostenlos geeigneten
Gehörschutz (Stöpsel oder Kapseln) zur Verfügung stellen und diesen Arbeitsbereich mit speziellen Schildern
kennzeichnen. Wichtig zu wissen ist: Jeder, der in einem
solchen Lärmbereich arbeitet, hat Anspruch auf eine
arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung und regelmäßige Nachuntersuchungen.
Lärm – Erholung durch Pausen Unsere Ohren gewöhnen sich nicht an Lärm, auch wenn eine so genannte
Vertäubung den Anschein erweckt. Das Gehör kann sich
aber in gewissem Umfang erholen. Dies wird z. B. auch
berücksichtigt, wenn die tolerierbare Schalldosis pro
Arbeitstag festgelegt wird. Man geht davon aus, dass
sich das Gehör zwischen den einzelnen Arbeitsschichten
durch eine Schallpause erholen kann. Laute Musik wird
Gesundheit und Sicherheit | tag für tag 06 / 05 | 17
vielleicht als angenehm empfunden, kann aber unser Gehör genau so belasten wie Maschinenlärm. Die Schalldosis wird höher und die Erholungspausen fallen zu kurz
aus. Die lebenswichtige Erholung für unsere Haarzellen
kommt zu kurz. Dann können z. B. 8 Stunden bei 85 dB(A)
am Arbeitsplatz zu viel für die Ohren sein.
[1]
[ 1 ] Typische
Schallpegel von
10 bis 130 Dezibel.
Jetprüfstand
130
Pistolenschuss
Schmerzgrenze
120
Quelle: SUVA
Presslufthammer
110
Motorkettensäge
100
Lärm in der Freizeit Musik ist fast immer und überall
präsent: Walkman, Discman, MP3-Player, Mobiltelefone
usw. machen’s möglich. Auch wenn die Geräte immer
kleiner werden, produzieren die mitgelieferten Ohrhörer
mühelos Schallpegel von mehr als 100 dB(A). Diese
Schallpegel werden auch in Diskotheken erreicht. Das
entspricht dem Schallpegel eines Presslufthammers.
An einem Arbeitsplatz mit 100 dB(A) dürfte man sich
nur 15 Minuten pro Arbeitsschicht aufhalten – oder: man
müsste einen Gehörschutz tragen. Bei einem lauten
Rockkonzert können sogar Schallpegel von 110 dB(A)
erreicht werden. Bei 110 dB(A) ist das Gehör in etwa
anderhalb Minuten der gleichen Belastung ausgesetzt,
wie in einem Arbeitsjahr an einer Maschine mit 85 dB(A).
Bei gelegentlichen Disco-Besuchen oder Besuchen
von Rockkonzerten muss man nicht unbedingt Angst um
sein Gehör haben. Allerdings sollte man sich nicht unbedingt im direkten Umfeld der Lautsprecher aufhalten.
Wer regelmäßig in die Disco geht, laute Rockkonzerte
besucht und vielleicht noch Musik aus Discman oder
MP3-Playern genießt, mutet seinen Ohren vielleicht zu
viel zu.
Diskothek
90
Druckmaschine
80
Straßenverkehr
70
Unterhaltung
60
Büro
50
Wohnzimmer
40
Leseraum
30
Schlafzimmer
20
Radiostudio
10
Hörschwelle
0
[ 2 ] Bei hoher
Lärmbelastung am
Arbeitsplatz ist
das Tragen eines
geeigneten Gehörschutzes unerlässlich, um Lärmschwerhörigkeit
vorzubeugen.
[2]
Weitere Informationen:
www.schluss-mit-lärm.de
www.jugend-will-sich-er-leben.de
Bild: Frey, Egling
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