4 4.1 Der 2. Hauptsatz, Entropie und Gibbs’scher Fundamentalsatz Formulierung des 2. Hauptsatzes Es ist unsere Alltagserfahrung, dass man physikalischen Prozessen in der Regel eine “natürliche” Zeitabfolge zuordnen kann. Der umgekehrte Vorgang erscheint “unplausibel”. Ein Beispiel ist ein Turmspringer, der vom Sprungbrett in das Wasser springt. Hier scheint es eine eindeutige Vorzugsrichtung zu geben. Der Umkehrvorgang tritt nicht auf, der Vorgang ist irreversibel. Es ist allerdings eine Tatsache, dass der Umkehrvorgang zu jedem Zeitpunkt den mikroskopischen Bewegungsgleichungen gehorcht. Das ist eine Folge dessen, dass die Ableitung der Zeit in zweiter Ordnung in die Newtonsche Gleichung eingeht. Die Energieerhaltung, die dem 1. Hauptsatz zu Grunde liegt, ist zu jedem Zeitpunkt erfüllt. Der 1. Hauptsatz macht keine Aussage über die zeitliche Abfolge eines Prozesses. Die Irreversibilitäten, die die zeitliche Entwicklung bestimmen, werden im Kern durch den 2. Hauptsatz beschrieben. Es gibt zwei äquivalente Formulierungen: Clausius: Kelvin: Es gibt keinen periodischen thermodynamischen Prozess, der ausschließlich Wärme von einem kälteren zu einem wärmeren Reservoir transportiert. Es gibt keinen periodischen thermodynamischen Prozess, der keine andere Wirkung hat, als aus einem Reservoir Wärme abzuziehen und in mechanische Arbeit umzuwandeln. Im Beispiel des Turmspringers beginnt der Sprung mit einem Zustand hoher potentieller Energie, die sich in Arbeit umwandeln lässt. Nach dem Sprung, wenn der Springer zur Ruhe kommt, ist diese Arbeit in Wärme umgewandelt worden. Die Energie ist in der ungerichteten Bewegung der Wassermoleküle. Wir wenden die Formulierung von Kelvin an, um den Umkehrprozess auszuschliessen. Hierbei fällt Folgendes auf: Zunächst spricht Kelvin von einem thermodynamischen Prozess und nicht von einem einzelnen Vorgang. Der 2. Hauptsatz schließt also nicht aus, dass sich ein Umkehrvorgang zufällig abspielen könnte. Vorstellbar ist auch, dass man mikroskopisch die Impulse aller Teilchen präparieren würde. Dann würde der Umkehrvorgang ablaufen. Wir haben jedoch schon einige thermodynamische Prozesse studiert. Das Kennzeichen thermodynamischer Prozesse ist ein Satz von makroskopischen Operationen. Beispiele sind: 1 Man bringt zwei Systeme unterschiedlicher Temperatur in Kontakt und ermöglicht einen Wärmefluss. 2 Die Zu- und Abfuhr mechanischer Energie Vergrößerung oder Verkleinerung des Volumens. 3 Das Heranziehen oder Einschieben einer Trennwand in ein Gefäß (Öffnen oder Schließen eines Ventils). Dabei wird Energie weder zu- noch abgeführt. Diese makroskopischen Maßnahmen, die einen Prozess definieren, sind reproduzierbar und könnten somit eine Periodizität gewährleisten. Die Einschränkung auf periodische Vorgänge ist wichtig, weil es durchaus Einzelvorgänge gibt, die spontan verlaufen und dem 2. Hauptsatz widersprechen. Ein Beispiel haben wir schon gesehen: Die isotherme Expansion. Hier wird ausschließlich einem Reservoir Wärme entzogen und in Arbeit umgewandelt. 1 2 4.2 4.2.1 Die Anwendung des 2. Hauptsatzes auf Wärmekraftmaschinen Die Wärmekraftmaschinen, allgemeiner Aufbau Wärmekraftmaschinen sind sowohl technisch auch auch für die historische Entwicklung der Thermodynamik von entscheidender Bedeutung. Sie haben folgenden Aufbau: Wärmequelle mit T1 Kondensator mit T2 Q1 = ∆Q1 Q2 = −∆Q2 Hierbei haben wir die neuen Bezeichnungen Q1 , Q2 und A eingeführt. Diese sind Beschreibung der Wärmekraftmaschinen günstiger als die thermodynamischen bezeichungen ∆Q1 , ∆Q2 uns ∆A. Im Medium wird ein Teil der einfließenden Wärme Q1 in nutzbare Arbeit A umgewandelt, ein anderer Teil Q2 wird auf das kältere Reservoir übertragen (T2 ). Nach dem 1. Hauptsatz gilt: Q1 − Q2 = A 3 Eine Möglichkeit, einen solchen Kreisprozess zu realisieren, ist der Otto-Prozess für einen Verbrennungsmotor (s. Übungen): Die Wärme wird durch die Explosion des Kraftsoffes zuf hoher Temperatur ugeführt und durch das Ausschieben bei Umgebungstemperatur abgeführt (s. Vergleichsprozess) 4 4.2.2 Die ideale Maschine: Carnot-Prozess Die ideale Maschine für die im vorigen Kapitel beschriebenen Bedingungen ist der Carnot-Prozess: Wärme wird ausschließlich auf dem höchst- bzw. tiefstmöglichen Temperaturniveau (Isothermen bei T1 und T2 ) mit den Reservoirs ausgetauscht. Prozessführung ist reversibel. Arbeitsmedium ist ideales Gas. a→b b→c c→d d→a isotherme Expansion bei einer Temperatur T1 adiabatische Expansion zwischen T1 und T2 isotherme Kompression bei T2 Das System wird adiabatisch weiter komprimiert; die Temperatur nimmt von T2 auf T1 zu Arbeitsmedium ist ein ideales Gas ⇒ Die Energieflüsse pro Mol des Mediums sehen dabei folgendermaßen aus: a→b ∆U 0 Q Q1 = RT1 ln VVba > 0 b→c Cv (T2 − T1 ) < 0 0 c→d 0 Q2 = RT2 ln VVdc > 0 d→a Cv (T1 − T2 ) > 0 0 A ) RT1 ln VVab > 0 Die Maschine leistet Arbeit. Cv (T1 − T2 ) > 0 ) Vd RT2 ln Vc < 0 An der Maschine wird Arbeit geleistet. Cv (T2 − T1 ) < 0 ⇒ Umwandlung von Wärmemenge Q = Q1 − Q2 = A = RT1 ln Vb Vc − RT2 ln Va Vd in mechanische Arbeit A. Aus der Adiabatengleichung folgt: 5 (1) γ−1 T1Vb γ−1 = T2Vc γ−1 T1Vaγ−1 = T2Vd Vb = VVdc ⇒ Va (2) ⇒ Erzeugte mechanische Energie A = R(T1 − T2 ) ln Vb Va (3) ⇒ Wirkungsgrad η= A T1 − T2 = = ηcar Q1 T1 <1 (4) Wir erhalten weiterhin: Vb Vc Q2 Q1 = Rln = Rln = T1 Va Vd T2 ∆Q1 ∆Q2 ⇔ + =0 T1 T2 4.2.3 (5) (6) Die Wärmepumpe (linksgängiger Prozess) Alle Teilprozesse des Carnotprozesses sind reversibel ⇒ Der Carnotprozess kann auch im Gegenuhrzeigersinn durchlaufen werden. Alle Ausdrücke in der Wärmebilanz kehren sich um: Mechanische Arbeit wird an einem Medium geleistet, um Wärme von einem Reservoir mit niedriger Temperatur auf ein Reservoir mit hoher Temperatur zu übertragen. Wirkungsgrad: Q1 1 T1 ≡ ηpump = car = >1 (7) A η T1 − T2 4.2.4 Die allgemeine Wärmekraftmaschine Wir definieren: Zwei Maschinen heißen äquivalent, wenn sie bei gleicher Produktion von Arbeit mit Reservoirs gleicher Temperaturen die gleichen Wärmemengen austauschen, d. h. sie haben also den gleichen Wirkungsgrad. Es gelten die Sätze: • Alle reversibel zwischen T1 und T2 laufenden Maschinen sind äquivalent der Carnot-Maschine • Alle anderen Maschinen haben einen niedrigeren Wirkungsgrad Nachfolgend wird die Zusammenschaltung einer linksgängigen Carnotmaschine mit einer allgemeinen Maschine mit den Wärmemengen Q01 und Q02 , sodass A = A0 . dargestellt: 6 Es gilt Q01 − Q02 = A0 = A = Q1 − Q2 Es folgt oder Q01 = Q1 + ∆ Q02 = Q2 + ∆ mit ∆ ≥0 ∆ ≥ 0 folgt aus der Clausiusschen Formulierung des 2.HS. Es folgen Q01 Q02 1 1 − =∆ − ≤0 T1 T2 T1 T2 und auch A0 A A T1 − T2 ηallgem = 0 = < = Q1 Q1 + ∆ Q1 T1 ⇒ ηallgem < ηcar (8) (9) Alle reversibel arbeitenden Maschinen sind Carnot-äquivalent, weil ansonsten der Umkehrprozess zur obigen Abbildung dem 2.HS widersprechen würde. 7 4.3 4.3.1 Die Entropie Clausiusscher Satz (Becker: Betrachtung des quasistatischen reversiblen Kreisprozesses) Fig. 4.6 a.): Vorgegeben quasistatischer, reversibler Kreisprozess Γ. Der reale Prozess Γ wird in n Teilschritte Γ j aufgespalten in denen Wärme mit Reservoiren näherungsweise auf den Temperaturen T j ausgetauscht wird. Die niedrigste Temperatur sei Tn die höchste Temperatur sei T1 . Den Temperaturen T j entsprechen n Isotherme im System. Der Prozess reale Prozess ergibt sich mit n → ∞ In Γ j wird die Wärme δQ j von Reservoir T j aufgenommen und die Arbeit δW j vom System geleistet (Fig. 4.6 b.). Für die Gesamtarbeit im Kreisprozess gilt nach dem ersten Hauptsatz W= n n j=1 j=1 ∑ δW j = Q = ∑ δQ j . (10) Das ist die Arbeit, die durch den Kreisprozess in einem Umlauf von der Maschine geleistet wird. Betrachte folgenden, ebenfalls reversiblen Zusatzprozess: Mit als Wärmepumpen arbeitenden Carnotmaschinen, die zwischen Tn und T j arbeiten, wird Arbeit aufgewendet, um die vom Kreisprozess in Arbeit umgesetzte Wärme δQ j6=n nachzuliefern. Die Wärmebilanz der Reservoire ist dann ausgeglichen. Die von den als Wärmepumpen arbeitenden Carnotmaschinen geleistete Arbeit ist δW j0 = −δQ j ηcar . Bei positiver auf den Kreisprozess übertragener Wärmemenge δQ j muss Arbeit geleistet werden, um die Wärmemenge nachzuliefern und die geleistete Arbeit δW j0 ist negativ. Bei n − 1 solcher Carnotmaschinen ist die Gesamtarbeit W0 = n−1 n−1 j=1 j=1 ∑ δW j0 = ∑ [−δQ j ] T j − Tn . Tj (11) Der Summand für j = n verschwindet, so dass die Summation von 1 nach n ausgedehnt werden kann. δQ j j=1 T j n n ⇒ W 0 = − ∑ δQ j + Tn ∑ j=1 8 (12) Der Kreisprozess und der Zusatzprozess leisten die Gesamtarbeit δQ j =0 j=1 T j W +W 0 = Tn ∑ (13) δQrev =0 T (14) Betrachte: δQ j → 0 ⇒ I Clausiusscher Satz I Irreversibler Prozess Der Kreisprozess verläuft nur in einer Richtung. Die Wärme wird auf den Kreisprozess in irreversibler Weise übertragen, δQrev → δQirr . Nach dem 2. Hauptsatz kann dabei die Arbeit nur in Wärme umgewandelt werden → W +W 0 < 0. W +W 0 = I δQirr <0 T Clausiusscher Satz II (15) Es ist W +W 0 = ∆Qirr < 0 die gesamte an die Kontaktreservoire abgegebene Wärme. 4.3.2 Definition der Entropie Wir haben für reversible Prozesse gezeigt, δQrev = 0. T Daraus folgt, dass wir eine Zustandsgröße Entropie eines Zustandes x definieren können als: I Zx Sx = S0 + δQrev == S0 + T 0 (16) Zx dS (17) 0 Hier ist 0 ein Referenzzustand mit einer Referenzentropie S0 (wir geben diesen später an). In der Thermodynamik wird vorausgesetzt, dass es für jeden Zustand X mindestens einen reversiblen Prozess vom Referenzzustand 0 nach X gibt. Beispiel: Freie Expansion eines idealen Gases und isotherme Reaktion Wie groß ist die Entropiedifferenz zwischen 0(= [T,V1 ]) und x = T,V2 im idealen Gas? Reversibler Prozess ist isotherme Expansion: ∆S = ∆Qisotherm T 9 = nR ln V2 V1 (18) 4.3.3 Maximale Entropie im isolierten System Erfahrungstatsche: Ein abgeschlossenes System entwickelt sich von einem beliebigen Ausgangspunkt so lange irreversibel, bis das Gleichgewicht erreicht ist. Ein Beispiel ist die obige freie Expansion nach Herausnehmen der Trennwand. Betrachten wir folgenden Spezialfall für die Anwendung des Clausiusschen Satzes II: Ein irreversibler (aber quasistatischer) Prozess führt das System längs Γ1 von Zustand 1 zu Zustand 2. Ein reversibler Ersatzprozess in umgekehrter Laufrichtung bringt es längs Γ2 zurück. I 0 < Γ δQ T (19) δQ δQ + T T Γ1 Γ2 | {z } =0 isoliertes System = S(1) − S(2) ⇒ S(2) − S(1) > 0 für irreversiblen Prozess Z Z = (20) (21) Wichtiger Satz: In spontan ablaufenden irreversiblen Prozessen wird die Entropie in einem isolierten System so lange größer, bis die maximale Entropie im Grundzustand erreicht ist. 4.4 4.4.1 Der Gibbssche Fundamentalsatz Formulierung Bei reversibler Prozessführung können wir den 1. und den 2. Hauptsatz zum Gibbsschen Fundamentalansatz kombinieren: dU = δQ − pdV dS = δQ/T ⇒ dU = (22) (23) T dS − pdV |{z} |{z} Wärmefluss mechanische Arbeit (24) Die Änderung der inneren Energie lässt sich in zwei Komponenten aufteilen; zum Einen der Wärmefluss und zum anderen die mechanische Arbeit. Beide sind das Produkt einer intensiven Zustandsgröße 10 und dem Differential einer extensiven Größe sind. Dieses hat dieselbe Struktur wie das Differential der mechanischen Arbeit dW = Fdx oder in zwei Dimensionen dW = ∂W ∂W dx + dy = Fx dx + Fy dy ∂x ∂y (25) Im Vergleich zwischen Gln. (24) und (25) können wir feststellen, dass die innere Energie ein “thermodynamisches Potential in S und V ist, U = U(S,V ) (W = W (x, y)). Anschaulich kann man sagen, dass V und S die Koordinaten angeben, an die “äußeren thermodynamischen Kräfte”, wie ein Wärmereservoir mit Temperatur T (Fx ) oder eine mechanische Feder mit der thermodynamischen Kraft p = F/A (Fy ), angreifen und Energie übertragen. Nach diesem Muster können wir für ein offenes System mit einer einzigen ausgetauschten Sorte von Teilchen schreiben: dU = T dS − pdV + µdN |{z} Energieänd. durch Teilchenaustausch (26) Der Ansatz, dass die differentielle Änderung der Energie proportional zur differentiellen Änderung der mit einem Teilchenreservoir ausgetauschten Teilchen ist, (mikroskopisch werden viele Teilchen ausgetauscht) stammt von Gibbs. Die Proportionalitätskonstante µ heißt chemisches Potential. Wir können daher N als extensive Koordinate betrachten, an die ein Teilchenreservoir mit dem chemischen Potential ..l ankoppelt. Für N verschiedene Teilchensorten i gilt: N dU = T dS − pdV − ∑ µi dNi (27) i=1 4.4.2 Berechnung der Entropie aus den Zustandsgleichungen nach dem Gibbschen Fundamentalsatz können wir die Entropie berechnen. Vorgegeben seien: - thermische Zustandsgleichung p = p(T,V ) - kalorische Zustandsgleichung U = U(T,V ), wobei die Teilchenzahl N ein fester Wert ist ⇒ Gibbs-Fundamentalrelation ZTV S(T,V ) = S0 + Γ,T0V0 ZTV = S0 + T0V0 dU + pdV 0 T0 1 ∂U(T 0 ,V 0 ) 0 ∂U(T 0 ,V 0 ) 0 dT + + p dV T0 ∂T 0 ∂V 0 (28) (29) (30) von Integrationsweg Γ in T 0 ,V 0 -Ebene unabhängig, da S Zustandsgröße Ideales Gas: 3 pV = nRT U = Cv T = nRT 2 Wähle Integrationsweg Γ: 11 ⇒ S(T,V, N) = S0 + Z T Cv T0 T0 0 Z V dT + V0 R T V n· dV = S0 +CV ln +Rln = S0 (N)+nR ln V T0 V0 " T T0 3/2 V V0 Die Integration über T 0 und V 0 wurde bei fester Teilchenzahl N durchgeführt. Die Konstante S0 = S0 (T0 ,V0 , N) ≡ S0 (N) ist daher abhängig von der Teilchenzahl N. Wir wählen S0 = −nR ln N + s0 . Dann ergibt sich " " # # T 3/2 V T 3/2 V γ S(T,V, N) = s0 + nR ln = nR ln , (31) T0 NV 0 T0 NV0 mit s0 = ln γ. In dieser Form erkennt man, dass die Entropie eine extensive Größe ist, d. h. S = Ns(T,V /N) mit einer linearen Vergrößerung bei wachsendem N. 4.4.3 Die Berechnung von Zustandsgleichungen aus thermodynamischen Potentialen: natürliche Variablen Wenn eine thermodynamische Funktion als Funktion ihrer natürlichen Variablen ausgedrückt wird, wird sie zum thermodynamischen Potential. Die natürlichen Variablen sind dadurch definiert, dass die partielle Ableitung nach dieser Variablen eine elementare Bedeutung hat: Beispiel S und V sind die natürlichen Variablen der thermodynamischen Funktion U, d.h. U(S,V ) ist ein thermodynamisches Potential. Es gelten nämlich laut Gibbs‘schem Fundamentalsatz ⇒ sowie dU = T dS − pdV ∂U = T = T (S,V ), ∂S V ∂U ∂V (32) (33) = −p (34) S Auf Grund der elementaren Bedeutung der partiellen Ableitung der thermodynamischen Funktionen nach ihren natürlichen Variablen lassen sich die Zustandsgleichungen konstruieren: Aus Gl. (33) folgt die Berechnung von S(T,V ) ⇒ U(S(T,V ),V ) = U(T,V ) 12 (35) # die kalorische Zustandsgleichung Weiterhin folht aud Gl. (34) p = p(S,V ) (36) p = p(S(T,V ),V ) ⇒ thermische Zustandsgleichung (37) Einsetzen von S(T,V ) erbringt: Diese Zusammenhänge sind für die statistische Physik sehr wichtig, denn dort werden aus einer mikroskopischen Theorie zunächst die TD-Potentiale berechnet. Die Zustandsgleichungen können dann konstruiert werden. Die thermischen Zustandsgleichungen sind messbar. 4.4.4 Die Maxwellschen Relationen Die Maxwellschen Relationen sind eine Reihe von Relationen, die sich mathematisch aus dem Gibbs‘schen Fundamentalsatz nach einem Schema ergeben, dass wir für n expliziert zeigen: dU ∂U ∂S = T dS − pdV ∂U ∂U = dS + dV ∂S ∂V ∂U = T = −p ∂V (38) (39) (40) Bildung der zweiten partiellen Ableitungen! ∂2U ∂T = ∂V ∂S ∂V ∂2U ∂p =− ∂S∂V ∂S (41) Aus der Identität der beiden gemischten Ableitungen folgt: ∂T ∂p =− ∂V ∂S (42) als Beispiel für eine Maxwell-Relation. In der Übung wird gezeigt, dass auf Grund von Maxwell Relationen die thermische und kalorische Zustandsgleichung nicht abhängig sind. Es gilt: ∂U ∂p +p=T (43) ∂V T ∂T V 4.4.5 Die Euler-Gleichung und Gibbs-Duhem Relation Die Gibbsschen Fundamentalrelationen lauten: k dU = T dS − pdV + ∑ µi dNi (44) i=1 Das entspricht der extensiven Fundation von extensiven Variablen. Wir betrachten den Vergrößerungsfaktor α ⇒ U(αS, αV, αN1 , · · · , αNk) = αU(S,V, N1 · · · Nk ) 13 (45) Wir betrachten die infinitesimale Vergrößerung des Systems: α = 1+ε ε 1 k ∂U ∂U ∂U ⇒ U[(1 + ε), S, · · ·] = U + εS + εV + ∑ εNk ∂S ∂V i=1 ∂Nk Zu berücksichtigen ist: ∂U ∂U ∂U ∂U = T, = −p, = µ1 , · · · , = µk ∂S ∂V ∂N1 ∂Nk (46) (47) Dann folgt: k ! U[(1 + ε)S, · · ·] = U + εU = U + ε T S − pV + ∑ µi Ni , (48) i=1 sodass k U = T S − pV + ∑ µi Ni (49) i=1 Dies ist die sogennnte Euler-Gleichung. Wenn wir aus der Euler-Gleichung das totale Differential bilden, folgt daraus: k dU = T dS − pdV + ∑ µi dNi + SdT −V d p + ∑ dµi (50) i=1 Damit erhalten wir die Gibbs-Duhem-Relation: k ⇒ 0 = SdT −V d p + ∑ Ni dµi (51) i=1 Die zu den extensiven Variablen S,V, N1 , · · · Nk konjugierten intensiven Variablen T, p, µ1 , · · · µk sind nicht voneinander abhängig. ⇒ Der verwendete satz von thermodynamischen Variablen darf nicht nur intensive Variablen enthalten Anwendung des Euler schen Satzes: Berechnung des chemischen Potenzials eines idealen Gases Für ein einkomponentiges System gilt: = T S − pV + µN G 1 µ = (U − T S + pV ) = . N N U ⇒ G: freie Enthalpie = Zustandsfunktion ⇒ µ Zustandsfunktion Berechnung für ein ideales Gas 14 (52) (53) µ kT U + pV S 5 = + = + ln NkT kN 2 | {z } " T T0 32 V γ V0 n # (54) 5 2 U NKT pV NKT S Nk = 3 2 3 U = NkT 2 (55) = 1 (56) " = ln T T0 3 2 V γ V0 n # ⇒ chemisches Potenzial steigt stark bei Temperaturerhöhung und Dichteerhöhung. 15 (57)