Ihr Name weist auf die südamerikanische Heimat hin: Inkabeere, Inkamelone oder Pepino nennt man die Birnenmelone (Solanum muricatum) auch. Die Vitamin-Creiche Frucht schmeckt köstlich und lässt sich bis auf eine dünn zurückbleibende Haut auslöffeln. Pepinos können ohne grossen Aufwand selber herangezogen werden und sind eine Zierde für Garten und Balkon. Von Kurt Forster (Text und Fotos) Versprechen eine reiche Ernte: Die halbreifen Früchte hängen in Gruppen von 4 bis 8 Stück beisammen. Keramische Fruchtdarstellungen in Grabfunden deuten darauf hin, dass Birnenmelonen alias Pepinos bereits vor 2000 Jahren von den Inkas in den Anden angebaut wurde. In den hochgelegenen Gebirgstälern von Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru gedeiht die weisslich-gelbe Frucht mit den violetten Streifen bis auf 3000 m Höhe über Meer. Nach Europa gelangte die Birnenmelone auf dem gleichen Weg wie die Kartoffeln und Tomaten: Sie reiste im Gepäck der spanischen Eroberer. 1785 trafen die ersten Exemplare in Frankreich ein. Heute wird die Birnenmelone bzw. Melonenbirne im grossen Stil in Süd-, Zentral- und Nordamerika, in Australien und Südeuropa kultiviert. In den letzten Jahrzehnten wurde sie auch in der Schweiz entdeckt und vor allem in den Kantonen Thurgau und Schaffhausen angebaut. Inzwischen bieten sogar Grossverteiler Pepinos an. Ist diese Frucht eigentlich eine kleine Melone oder eine übergrosse Birne? Von der Verwandtschaft her gehört die Birnenmelone wie die Aubergine, Kartoffel, Chili, Paprika und Tomate zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Im Innern trägt sie Kerne, die ähnlich, aber viel kleiner als diejenigen der Melonen sind. Die kriechende Pflanze ist mit derben, lanzettlichen und etwa 12 cm langen Blättern ausgestattet. Sie bildet bis zu 1 Meter lange Triebe und feine, fünfzipflige, weiss-violette Blüten. Robuster, als es scheint Angetrieben von Neugierde und der Lust, etwas Besonderes auszuprobieren, wagte ich im Sommer 2002 erstmals den Versuch, die südamerikanische Pflanze selber heranzuziehen. Da die Birnenmelone in den hochgelegenen, südamerikanischen Andentälern gedeiht, ist sie weniger wärmebedürftig als man aufgrund ihrer geografischen Heimat annehmen könnte. Meine Familie wohnt in der voralpinen Hügelzone auf 800 Meter Höhe. Hier herrscht also nicht gerade das ideale Klima für eine südländische Pflanze. Trotzdem ist es mir gelungen, auf einer sonnigen Fensterbank Pepinopflanzen zu ziehen. Pepino-Samen kann man im Fachhandel 1 kaufen oder selber aus reifen Früchten gewinnen. Dazu löffelt man das Innere der Frucht aus, zerquetscht es und sucht einige Samen heraus. Diese werden auf einem Fliessblatt getrocknet und im Februar in Anzuchtgefässen auf der Fensterbank ausgesät und herangezogen. Eine andere, oft angewendete Technik, ist die Jungpflanzenanzucht aus Stecklingen. Im Herbst werden von älteren Pflanzen kleine Ästchen geschnitten und diese in ein Wasserglas gestellt. Die Stecklinge bilden bald Würzelchen und können dann in Töpfe gepflanzt werden. Ihren Lebensansprüchen gemäss werden die Pflanztöpfe mit einer Mischung aus Gartenerde und gut gereiftem Kompost gefüllt. So vorbereitet können sie auf einer hellen Fensterbank gut gedeihen, so dass im Frühjahr kräftige Jungpflanzen heranwachsen. Nr. 3-2003 Mögen einen hellen Platz: abgeschnittene Stecklinge der Pepinopflanze bilden im Wasser rasch Würzelchen. Zarter Schmuck: Die violettweissen Blüten in Sternenform erinnern an die Verwandtschaft mit Tomate, Paprika und Kartoffel. Schmückt Balkon und Garten: halbwüchsige, kraftstrotzende Pepinopflanze Natürlich 31 nos genügend giessen und bis Ende August regelmässig mit kleinen Kompostgaben versorgen. Man kann die Pepinos kriechend anbauen, wie Melonen. Dies ist einfach, macht sie aber zur leichten Beute für Schnecken. Um Frassschäden zu verhindern, wird ab Ende Mai eine Strohunterlage oder ein Mulchvlies um die Pflanzen gelegt. Der Pflanzabstand sollte mindestens 80 ҂ 80 Zentimeter betragen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Birnenmelonen wie Tomaten an Stecken zu binden oder am Spalier zu ziehen. Besonders gut gedeihen sie in einem kleinen Gewächshaus. Ich ziehe die Pepinos in grossen Tontöpfen unter einer gedeckten Südterrasse. So haben sie bei längeren Schlechtwetterperioden einen Regenschutz und gleichzeitig eine wärmeabstrahlende, windschützende Rückwand. Professionell werden Pepinos oft in Blumenampeln gezogen: Sie werden in aufgehängte Töpfe mit mindestens 8 Liter Fassungsvermögen gepflanzt. Dort sind die jungen Pflanzen vor Schneckenfrass sicher und können gut bearbeitet und versorgt werden. Bei dieser Anbauart besteht allerdings die Gefahr, dass die Ästchen unter dem Gewicht der Früchte abbrechen. Um dies zu verhindern, müssen fruchttragende Zweige hochgebunden werden. Diese Anbautechnik eignet sich auch für den Balkon Unverkennbar: die kräftig-derben Blätter, weissvioletten Blüten und weisslichgelben Früchte der Pepinopflanze Richtig überwintern Die mehrjährige Pflanze steht zwischen den Stauden und den Halbsträuchern. Ihre Basis kann verholzen, während die oberen Pflanzenteile weich bleiben. Bei Frostbeginn bringt man die Pflanztöpfe mit den Pepinos an einen hellen, kühlen Standort. 10 bis 15 Grad Celsius sind für die Überwinterung ideal. Während der kalten Monate muss man sie mässig giessen, d. h. maximal 1mal wöchentlich, aber nicht düngen. Ist es zu warm und zu wenig hell, kann die Pflanze unter der Weissen Fliege oder der Spinnmilbe leiden. Mitte bis Ende März wird dann radikal zurückgeschnitten: Man entfernt alle dünnen und schlaksigen Triebe, bevor die Pflanzen ins Freie gebracht werden. Anbau und Pflege Grundsätzlich schätzen die Birnenmelonen ähnliche Anbaubedingungen wie die Tomaten: eine kräftige, gut mit Kompost versorgte Erde, genügend Feuchtigkeit an den Wurzeln, einen trockenen Kopf und einen sonnigen Standort. Pepinos sind frostempfindlich wie Tomaten, d.h. sie können erst nach den Eisheiligen ins Freie gepflanzt werden. Insgesamt sind sie aber eher etwas widerstandsfähiger als ihre roten Brüder. In der sommerlichen Hauptwachstumsphase muss man die Pepi- 32 Natürlich Vielseitiger Genuss Je nach Klima kann man die Früchte ab Anfang August bis etwa Ende Oktober ernten. Sie sind zu diesem Zeitpunkt etwa 15 cm lang und wiegen zwischen 200 und 300 g. Die violetten Streifen sind nicht bei jeder Frucht gleich stark vorhanden, sie können mitunter fast fehlen. Eine reife Pepino erkennt man daran, dass ihr Fruchtfleisch nicht mehr steinhart ist, sondern unter Fingerdruck ein wenig nachgibt. Manchmal zeigen reife Früchte auch einen leichten Gelbstich. Im Keller oder Kühlschrank lassen sich Birnenmelonen 2 bis 3 Wochen lagern. Ihr erfrischendes, saftiges Fleisch schmeckt am besten roh. Das Aroma ist eine Mischung aus Honigmelone und Birne mit einem Schuss Exotik. Pepinos sind eine Variante zu Netz- oder Honigmelonen. Sie eignen sich ausgezeichnet als feine Vorspeise, bereichern als Apérohäppchen ein kaltes Büfett oder einen Fruchtsalat, können als Begleitspeise zu Fleisch oder Fisch serviert und gut zu Cremen oder Glace verarbeitet werden. Durch Frost gefährdete Früchte kann man im Herbst grün ernten und durch Lagern bei Zimmertemperatur nachreifen lassen: So hat man bis in den Februar hinein Früchte 1 Bezugsquellen für Pepinosamen und -pflanzen: – W. Feustle, Sirnach, Tel. 071 966 19 80, hat Pepino-Samen im Angebot (Artikel 41707, Katalog 2003) – Samen Mauser, Industriestrasse 24, 8404 Winterthur, Tel. 052 234 25 25, führt ab Ende April Jungpflanzen (keine Samen). – Häberli, 9315 Neukirch-Egnach, Tel. 071 474 70 87, verkauft ab Anfang Mai Jungpflanzen (keine Samen) Nr. 3-2003