Fachinformation Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg 1. Bezeichnung des Arzneimittels Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg Wirkstoff: Vinblastinsulfat 1 H2O 2. Verschreibungsstatus/ Apothekenpflicht Verschreibungspflichtig 3. Zusammensetzung des Arzneimittels 3.1 Stoff- oder Indikationsgruppe Zytostatika und Metastasenhemmer 3.2 Arzneilich wirksame Bestandteile 1 Durchstechflasche mit 10,2 – 11,7 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung enthält: Vinblastinsulfat 1 H2O 10,2 mg (entsprechend 10 mg Vinblastinsulfat) 3.3 Sonstige Bestandteile 1 Durchstechflasche mit 10,2 – 11,7 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung enthält: Schwefelsäure zur Einstellung auf pH 4,0 Natriumhydroxid zur Einstellung auf pH 4,0 4. Anwendungsgebiete Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg wird überwiegend in Kombinationstherapie bei folgenden Tumoren angewandt: – Malignen Hodentumoren (nur bei metastasierendem Hodenkarzinom, dort nicht als Therapeutikum der I. Wahl) – Morbus Hodgkin – Non-Hodgkin-Lymphomen (nicht als Therapeutikum der I. Wahl) – Histiocytosis X (nur bei Letterer-Siwe-Krankheit) – Kaposi-Sarkom (nicht als Therapeutikum der I. Wahl) – Metastasierendem Mammakarzinom (Palliativtherapie bei ansonsten therapieresistenten Fällen) Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg wird ferner zur Monotherapie angewandt bei: – Therapierefraktärem Morbus Werlhof (nicht als Therapeutikum der I. Wahl) 5. Gegenanzeigen September 2003 – Überempfindlichkeit gegenüber Vinblastinsulfat – Vorbestehende neuromuskuläre Erkrankungen – Granulozytopenien und Thrombozytopenien, die nicht durch eine Tumorinfiltration des Knochenmarks oder im Falle der Werlhof-Krankheit durch die Erkrankung selbst bedingt sind – Schwere Infektionen, die nicht duch eine adäquate Therapie beherrscht werden können – Wegen potentiell erhöhter Vinblastinsulfattoxizität ist Vorsicht geboten bei Leberfunktionsstörungen aufgrund der überwiegend in der Leber stattfindenden Metabolisierung von Vinblastinsulfat. Auch eine vorausgegangene Bestrahlung der Leber stellt eine Kontraindikation dar. 6479-v907 -- Vinblastinsulfat-GRY 10 mg -- a Anwendung bei Patienten schlechtsreifen Alter im ge- Vinblastinsulfat kann erbgutschädigend wirken. Männern, die mit Vinblastinsulfat behandelt werden, wird daher empfohlen, während der Behandlung und bis sechs Monaten danach kein Kind zu zeugen und sich vor Therapiebeginn wegen der Möglichkeit einer irreversiblen Infertilität nach Therapie mit Vinblastinsulfat über eine Spermakonservierung beraten zu lassen. Bei Frauen muß während der Behandlung der Eintritt einer Schwangerschaft vermieden werden. Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit Vinblastinsulfat kann erbgutschädigend wirken. Vinblastinsulfat sollte nicht während der Schwangerschaft angewendet werden. Bei vitaler Indikation zur Behandlung einer schwangeren Patientin sollte eine medizinische Beratung über das mit der Behandlung verbundene Risiko von schädigenden Wirkungen für das Kind erfolgen. Frauen dürfen während der Behandlung mit Vinblastinsulfat nicht schwanger werden. Tritt während der Behandlung eine Schwangerschaft ein, so ist die Möglichkeit einer genetischen Beratung zu nutzen. Während der Behandlung darf nicht gestillt werden. Anwendung bei älteren Patienten Obwohl keine entsprechenden Studien an geriatrischen Patienten durchgeführt wurden, scheint die leukopenische Reaktion bei diesen Patienten stärker zu sein. Bei bereits bestehender Kachexie oder bei Hautulzerationen kann eine verstärkte leukopenische Reaktion auftreten. Daher sollte Vinblastinsulfat bei älteren Patienten, die unter einem oder beiden Symptomen leiden, nicht angewendet werden. Eine orthostatische Hypotonie kann durch Vinblastinsulfat bei älteren Patienten verstärkt werden. Dies ist besonders im Zusammenhang mit der Anwendung von Antihypertensiva zu beachten. 6. Nebenwirkungen Die unter Vinblastinsulfat auftretenden Nebenwirkungen sind dosisabhängig und umfassen: Gastrointestinale Nebenwirkungen Inappetenz, Übelkeit und Erbrechen treten häufig auf; Diarrhoen, Abdominaltenesmen, Obstipation und paralytischer Ileus gelegentlich bis selten. Knochenmarktoxizität Leukozytopenien, besonders Granulozytopenien, sind häufig beobachtete Nebenwirkungen, deren Frequenz und Grad durch eine Knochenmarkvorschädigung mitbestimmt werden. Die Leukozytopenie ist abhängig von der Vinblastin-Einzeldosis und tritt im allgemeinen fünf bis zehn Tage nach der letzten Applikation auf. Eine Normalisierung ist innerhalb von 7 bis 14 Tagen zu erwarten. Im Vergleich zu den Leukozytopenien sind Anämien und Thrombozytopenien nur gelegentlich zu beobachten. Neurologische Nebenwirkungen Parästhesien und Ausfälle der tiefen Sehnenreflexe treten häufig auf; Neuropathien mit Muskelatrophien demgegenüber selten. Die Einzeldosis und die Dauer der Therapie bestimmen Frequenz und Grad dieser Nebenwirkungen. Kardiovaskuläre Schädigungen Herzrhythmusstörungen, AV-Blockierungen, Tachykardien, Angina pectoris und Myokardinfarkt werden selten beobachtet. Pulmonale Schädigungen Obstruktive Pneumonitiden, die in Einzelfällen, besonders bei einer Kombination mit Mitomycin C, zu schwerer Dyspnoe führen können, treten selten auf. Eine intensivmedizinische Behandlung kann gelegentlich erforderlich sein. Sonstige Nebenwirkungen Bei Injektionen in kleinere Venen von blutund lymphgestauten Extremitäten sind Schmerzen an der Injektionsstelle die Regel. Bei paravenösen Injektionen treten Thrombophlebitiden und/oder Nekrosen auf. Gelegentlich beobachtete Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Depressionen, Alopezie, Stomatitiden und Hauterscheinungen. Ein Kontakt der Hornhaut mit Vinblastin kann zu schweren epithelialen Erosionen mit Blepharospasmus, Lidschwellung und präaurikularer Lymphknotenschwellung führen. Vereinzelt werden verstärkte Hautreaktionen im Bereich einer Sonneneinstrahlung oder Strahlentherapie beobachtet. Selten sind Pankreatitis und Leberzellnekrosen nach vinblastinhaltigen Polychemotherapien. Auch thrombotische Mikroangiopathien mit Niereninsuffizienz und hämolytischer Anämie treten selten auf. In seltenen Fällen wurde eine vermehrte Adiuretinsekretion mit Hyponatriämie und entsprechender klinischer Symptomatik beobachtet. 7. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln Bei einer Kombination von Vinblastinsulfat mit anderen knochenmarktoxischen Substanzen oder mit einer großflächigen Strahlentherapie muß mit verstärkten Nebenwirkungen gerechnet werden. Gleiches gilt für die Kombination von Vinblastinsulfat mit neurotoxischen Substanzen. Vinblastinsulfat kann in Kombination mit Mitomycin C eine obstruktive Pneumonie hervorrufen. Bei einer Kombinationsbehandlung von Vinblastinsulfat mit Mitomycin C kann es innerhalb von Minuten bis zu mehreren Stunden, in Einzelfällen auch zwei Wochen nach Injektion, zum ausgeprägten Bronchospasmus kommen. Besonders bedrohlich ist dieser Zustand bei bereits vorgeschädigter Lunge. Mögliche Interaktionen bestehen auch mit Phenytoin und Digitoxin. Die Wirksamkeit der genannten Medikamente kann bei gleichzeitiger Verabreichung von Vinblastinsulfat herabgesetzt werden. 1 Fachinformation Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg Bei Kombination von Vinblastinsulfat mit Bleomycin kann das Raynaud-Phänomen auftreten. Eine Vinblastinsulfattherapie kann die Hautreaktion nach einer Sonneneinstrahlung oder einer Strahlentherapie verstärken. Es gibt Hinweise darauf, daß eine Kombination von Vinblastinsulfat mit Interferon die neuro- und kardiovaskuläre Toxizität verstärken kann. Interaktionen mit dem Folsäure-Antagonisten Methotrexat werden diskutiert. Unter Vinblastinsulfattherapie kann eine Hyperurikämie auftreten. Eine Dosisanpassung von Urikosurika bzw. Urikostatika (wie z. B. Probenezid, Allopurinol) kann daher erforderlich sein. Eine Mischung der vinblastinsulfathaltigen Lösung mit Furosemid kann eine Präzipitation auslösen und sollte deshalb vermieden werden. 8. Warnhinweise Vinblastinsulfat ist streng intravenös zu injizieren. Bei einer paravenösen Injektion sind entsprechende therapeutische Maßnahmen zu ergreifen. Eine intrathekale Applikation ist absolut kontraindiziert und potentiell letal. Vorsicht ist geboten bei vorbestehenden neuromuskulären Erkrankungen und der gleichzeitigen Gabe von potentiell neurotoxisch wirksamen Medikamenten. Bei der Zubereitung und Applikation sind die Sicherheitsmaßnahmen für den Umgang mit Zytostatika einzuhalten. Vinblastinsulfat-Lösungen sollten in speziellen Sicherheitswerkbänken zubereitet werden. Um einen Kontakt mit Haut und Schleimhaut zu vermeiden, ist das Tragen von Schutzkleidung, Schutzhandschuhen und Mundschutz erforderlich. Bei versehentlichem Kontakt mit Haut oder Schleimhaut soll unter fließendem Wasser gründlich gespült werden. 9. Wichtigste Inkompatibilitäten Eine Mischung der vinblastinsulfathaltigen Lösung mit Furosemid kann eine Präzipitation auslösen und sollte deshalb vermieden werden. Vinblastinsulfat sollte nicht mit Lösungen verdünnt werden, die den pH-Wert aus dem Bereich von pH 3,5 – 5,0 verschieben. Vinblastinsulfat wird durch PVC adsorbiert. 10. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg wird ausschließlich intravenös als Bolusinjektion verabreicht. Die initiale Dosis einer Bolusinjektion für einen Erwachsenen beträgt 0,1 mg/kg Körpergewicht (KG) oder 3,7 mg/m2 Körperoberfläche (KOF) einmal pro Woche. Eine Eskalation der Dosis um 0,05 mg/kg KG bzw. 1,8 bis 1,9 mg/m2 KOF in wöchentlichem Abstand bis zu einem Abfall der Leukozyten auf 3 g109/l wird empfohlen. Die allgemein übliche Dosierung beträgt für den Erwachsenen 5,5 bis 7,5 mg/m2 KOF, durchschnittlich 6 mg/m2 KOF bzw. 0,1 bis 0,2 mg/kg KG einmal pro Woche. Einzeldo2 sen von 0,3 mg/kg KG verursachen bereits starke hämatotoxische Komplikationen. Tägliche Einzelgaben, auch wenn die Wochendosis nicht überschritten wird, sind mit verstärkten Nebenwirkungen behaftet. Die initiale Dosis für Kinder beträgt 2,5 mg/ m2 KOF einmal pro Woche, eine Eskalation bis auf 7,5 mg/m2 KOF innerhalb von 5 Wochen ist möglich. Vor Beginn der Vinblastinsulfattherapie sollte die Zahl der Leukozyten 4 g109/l und die der Thrombozyten mindestens 120 g109/l betragen. Die absolute Granulozytenzahl muß ebenfalls berücksichtigt werden. Dosisanpassung Im Falle einer Leberschädigung ist eine Dosisreduktion nach folgenden Richtlinien zu empfehlen: – Bilirubin und Aspartataminotransferase im Normbereich: 100 % der berechneten Vinblastinsulfatdosis – Bilirubin, das 2fache der Norm, Aspartataminotransferase das 2 – 3fache der Norm: 50 % der berechneten Dosis – Laborwerte, die über den genannten Angaben liegen: keine Therapie Wenngleich keine Dosisreduktion bei Einschränkung der Nierenfunktion empfohlen wird, so sollte dennoch mit einer niedrigeren Vinblastinsulfatdosis begonnen werden, ebenso in solchen Fällen, bei denen gleichzeitig eine Leberfunktionsstörung vermutet wird, auch wenn die Transaminasen oder die Bilirubinwerte normal sind. Eine Erhaltungsdosis kann mit 10 mg Vinblastinsulfat 1 – 2mal monatlich durchgeführt werden oder mit Dosen, die um eine Stufe niedriger liegen als die Dosis, nach der die Leukozytopenie auftrat. Ein Behandlungseffekt tritt frühestens 4 – 6 Wochen nach Therapiebeginn auf, in Einzelfällen auch erst nach 12 Wochen. Der Ernährungszustand und das Alter des Patienten, die Eiweißkonzentration im Serum, die Vorbehandlung mit zytotoxischen Substanzen und/oder großflächige Bestrahlungen sowie die Knochenmarkfunktion sind wesentliche Faktoren, die neben der Vinblastinsulfatdosis und dem Dosierungsplan den Toxizitätsgrad bestimmen. Sie müssen bei der Therapieplanung berücksichtigt werden. 11. Art und Dauer der Anwendung Die Behandlung mit Vinblastinsulfat soll nur stationär unter Aufsicht von erfahrenen Onkologen erfolgen und bedarf einer sorgfältigen Überwachung. Über Art und Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt. Sie richten sich u. a. nach dem Behandlungsprotokoll der jeweiligen Grunderkrankung. Bei Zubereitung und Applikation sind die Sicherheitsmaßnahmen für gefährliche Stoffe einzuhalten. Vinblastinsulfat-Lösungen sollten auf speziellen Sicherheitswerkbänken zubereitet werden. Das Tragen von Schutzhandschuhen, Mundschutz und Schutzkitteln ist erforderlich, um einen Kontakt mit Haut und Schleimhaut zu vermeiden. Bei versehentlichem Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut ist ein gründliches Spülen unter fließendem Wasser erforderlich. Vinblastinsulfat wird ausschließlich intravenös als Bolusinjektion verabreicht. Die Applikation von Vinblastinsulfat muß streng intravenös erfolgen. Paravasate führen zu ausgedehnten Nekrosen. Bei versehentlicher Paravasation wird eine sofortige Infiltration mit Hyaluronidase und Anwendung von mäßiger Wärme an der betroffenen Stelle als Gegenmaßnahme empfohlen. Eine Injektion von Vinblastinsulfat in kleine Venen oder in Venen von blut- oder lymphgestauten Extremitäten sollte vermieden werden. Vor der Applikation von Vinblastinsulfat ist die Injektion von physiologischer Kochsalzlösung ratsam, um sich von der richtigen Lage der Kanüle zu überzeugen. Ein Durchspülen der Kanüle am Ende der Vinblastinsulfatinjektion kann lokale Reizungen an der Injektionsstelle verhindern. Eine intrathekale Applikation ist wegen der Gefahr nicht beherrschbarer schwerer zentralnervöser Läsionen streng kontraindiziert und potentiell letal. Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg, Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung, wird mit 10 ml isotonischer Kochsalzlösung (andere Lösungen sind nicht zu empfehlen) gelöst. Die so erhaltene Lösung enthält 10 mg Vinblastinsulfat (Konzentration: 1 mg Vinblastinsulfat/ml). Die Lösung ist zur einmaligen Entnahme bestimmt. Reste sind zu vernichten! Der Vinblastinsulfat-Lösung können geringe Dosen von Heparin zugesetzt werden, um thrombotische Komplikationen zu verhindern. Das Zumischen anderer Substanzen ist zu vermeiden. 12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel a) Symptome der Intoxikation Der therapeutische Index von Vinblastinsulfat ist sehr niedrig, so daß bei einer Überdosierung mit schweren Komplikationen gerechnet werden muß. Die Symptome der Überdosierung umfassen Muskelschmerzen, paralytischen Ileus, Hypertonus, Stomatitis, Hyponatriämie, neuritisähnliche Schmerzen mit motorischen Ausfällen bis zu Lähmungen, Krämpfe, Koma. Zeichen einer Knochenmarkaplasie treten zeitlich verzögert auf. b) Therapie von Intoxikationen Ein spezifisches Antidot bei einer Vinblastinsulfat-Überdosierung gibt es nicht. Ganz im Vordergrund stehen symptomatische Behandlungsmaßnahmen. Die Verabreichung eines Antikonvulsivums und die Überwachung des Herz-Kreislauf-Systems sind indiziert. Bei Myelosuppression steht die Infektionsprophylaxe durch Antibiotika/Antimykotika im Vordergrund. Im Falle einer Hyponatriämie infolge einer vermehrten Adiuretinsekretion sollte die Flüssigkeitsaufnahme reduziert werden. Der Nutzen der Hämodialyse ist umstritten. Austauschtransfusionen erscheinen nur sinnvoll, wenn sie unmittelbar nach der Applikation erfolgen. 6479-v907 -- Vinblastinsulfat-GRY 10 mg -- a Fachinformation Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg Versehentliche orale Einnahme Wenn Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg versehentlich oral eingenommen wurde, kann Aktivkohle und ein Abführmittel gegeben werden. Die Resorption von Vinblastin aus dem Magen-Darm-Trakt ist unregelmäßig und unvorhersehbar. Die orale LD50 bei Ratten beträgt 7 mg/kg KG. Versehentliche intrathekale Gabe Bei einer versehentlichen intrathekalen Gabe von Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg wird empfohlen, sofort danach mit der folgenden Behandlung zu beginnen, die nach der versehentlichen intrathekalen Gabe eines anderen Vinca-Alkaloids, Vincristinsulfat, in einem Fall eine fortschreitende Lähmung zum Stillstand brachte: 1. Über einen Lumbalkatheter soviel Rückenmarkflüssigkeit wie ohne Risiko möglich entfernen. 2. Einen Katheter in einen lateralen Hirnventrikel legen, um den Subarachnoidalraum von oben zu spülen. Die Flüssigkeit wird durch den Lumbalkatheter entfernt. 3. Die Spülung mit Ringer-Laktat-Lösung (150 ml/Stunde) beginnen und 4. durch Frischplasma ersetzen, sobald dieses zur Verfügung steht (fresh frozen plasma, 25 ml verdünnt in 1 Liter Ringer-LaktatLösung). Die Infusionsgeschwindigkeit der Plasmalösung beträgt zunächst 75 ml/ Stunde und sollte so angepaßt werden, daß ein Eiweißgehalt von 150 mg % im Liquor aufrechterhalten wird. 5. 10 g Glutaminsäure intravenös über 24 Stunden infundieren, anschließend orale Gabe von 500 mg dreimal täglich einen Monat lang bzw. bis sich die neurologische Funktionsstörung stabilisiert hat. Ob die Glutaminsäure eine wesentliche Rolle bei der Behandlung spielt, ist nicht sicher. 13. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik und Bioverfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung erforderlich sind 13.1 Pharmakologische Eigenschaften Vinblastinsulfat ist ein aus Catharanthus roseus (Vinca rosea) extrahiertes Alkaloid mit antineoplastischer Wirkung. September 2003 Vinblastinsulfat bindet sich an mikrotubuläre Proteine und führt zu deren Depolymerisation. Besonders davon betroffen ist das Tubulin, das wichtigste mikrotubuläre Protein eukaryoter Zellen. Die durch Depolymerisation bedingte tubuläre Dysfunktion verhindert die Spindelformation und arretiert die Mitose in der Metaphase. Vinblastinsulfat wirkt auf diese Weise als Mitosehemmer. Zellen, die sich in der späten G1- und/oder S-Phase der Proliferation befinden, sind besonders empfindlich. Vinblastinsulfat bewirkt eine Störung der Protein-, DNS- und RNSSynthese. Die Behandlung von Leukämien der Maus führt zu signifikanten Lebensverlängerungen der Tiere. Die Invasivität von Maus-Fibrom-Sarkomzellen wird durch Vinblastinsulfat gehemmt. An menschlichen Tumoren auf der Nacktmaus konnten antineoplastische Effekte 6479-v907 -- Vinblastinsulfat-GRY 10 mg -- a nachgewiesen werden, z. B. beim Melanom, Ovarialkarzinom, urothelialen Karzinom, Kolonkarzinom, Nierenzellkarzinom und Chorionepitheliom. In vitro-Stammzellassays von menschlichen Tumoren (Melanomen, multiplen Myelomen, Ovarialkarzinomen) ließen eine Proliferationshemmung durch Vinblastinsulfat erkennen. 13.2 Toxikologische Eigenschaften Akute Toxizität Die LD50 bei der Maus nach intravenöser Injektion beträgt 10,0 e0,8 mg/kg Körpergewicht (KG), bei der Ratte 2,9 e1,5 mg/kg KG. Die entsprechenden Daten nach intraperitonealer Verabreichung sind für die Maus 5,6 mg/kg KG g2 pro Woche, für die Ratte 2,2 mg/kg KG g2 pro Woche. Die LD10 beträgt bei einem 5tägigen Applikationsschema bei der Swiss-Maus 0,6 mg/ kg KG, bei der BDF1-Maus 0,53 mg/kg KG. Der Tod tritt im allgemeinen nach 3 – 7 Tagen ein. Symptome bei den Tieren sind: Anorexie, Diarrhoe, verstärkte Diurese, lokomotorische Inaktivität, Dyspnoe und Gewichtsverlust. Die intraperitoneale Vinblastinsulfatgabe verursacht bei der Maus und beim Meerschweinchen eine akute Darmdilatation. Bei der Maus wurden Schädigungen der Nierentubuli nachgewiesen. Eindeutige Hinweise bezüglich Tubulusschäden liegen beim Menschen nicht vor. Bei anästhesierten Hunden konnte nach einer intravenösen Gabe von 0,5 und 1,0 mg/kg KG Vinblastinsulfat eine Blutdruckerhöhung beobachtet werden; Pulsraten und EKG wiesen keine Veränderung auf. Chronische Toxizität Die kumulative Gesamtdosis von 11,2 mg/ kg KG bewirkt bei Hühnern Gewichtsabnahme, selten eine Degeneration der Skelettmuskulatur und Nekrosen, beim Meerschweinchen (kumulative Gesamtdosis 1,28 mg/kg KG subkutan) Dilatation des Darmes, Peritonitis und Reduktion der neuromuskulären Aktivität. 2 von 4 Tieren wiesen fokal vergrößerte Axone in peripheren Nerven sowie eine Hemmung der Spermatogenese auf. Bei der kumulativen Gesamtdosis von 1,44 mg/kg KG bei Katzen wurden ebenfalls neurotoxische Symptome beobachtet. 6 von 12 Katzen hatten stark vergrößerte Axone im peripheren und zentralen Nervensystem; darüber hinaus fand man eine Hemmung der Spermatogenese, eine Leukound Erythrozytopenie. In-vitro-Untersuchungen lassen erkennen, daß Vinblastinsulfat myelinisierte und demyelinisierte Axonfasern des peripheren Nervensystems zerstört. Der axoplasmatische Transport von Transmittersubstanzen wird blockiert. Untersuchungen zur subchronischen Toxizität bei Hunden ergaben eine maximal tolerable Vinblastinsulfatdosis von 0,05 mg/kg KG 5 g pro Woche oder 0,1 mg/kg KG 2 g pro Woche intramuskulär. Toxische Effekte waren Knochenmarkaplasie, Störung der Spermatogenese, Hypoplasie des lymphatischen Gewebes, bei intramuskulären Injek- tionen Gewebsnekrosen und Hämorrhagien. Vinblastinsulfat hemmt die Eisenaufnahme durch Retikulozyten. Die immunologische Abwehr wird durch Vinblastinsulfat gestört. In-vitro und in-vivo-Untersuchungen zeigen eine Hemmung der durch Concanavalin A induzierten Freisetzung von Interleukin-2 aus Splenozyten der Ratte. Die Freisetzung von lysosomalen Enzymen aus menschlichen Leukozyten wird durch Vinblastinsulfat gehemmt, ebenso die Adhäsionsfähigkeit der Granulozyten. Auf der Basis dieser Datenlage ist ein karzinogenes Risiko nicht mit Sicherheit auszuschließen. 13.3 Pharmakokinetik Aus dem Magen-Darm-Trakt wird Vinblastinsulfat ungenügend resorbiert. Vinblastinsulfat wird therapeutisch ausschließlich intravenös verabreicht. Die Blut-Hirn-Schranke besitzt keine nennenswerte Permeabilität für Vinblastinsulfat. Untersuchungen der PlasmakonzentrationZeit-Kurve am Menschen ergaben einen triphasischen Verlauf mit folgenden Halbwertszeiten: t1/2 α = 4 min; t1/2 β = 53 min; t1/2 γ=19,5 h. Es bestehen hinsichtlich der pharmakokinetischen Parameter große intraund interindividuelle Schwankungen. Das Verteilungsvolumen von Vinblastinsulfat beträgt 27,3 l/kg KG. Die systemische Vinblastinsulfatclearance beträgt 0,74 l/kg/h. 44 – 75 % des verabreichten Vinblastinsulfats werden an Plasmaeiweiß gebunden. Weiterhin erfolgt eine intensive Bindung an Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten. Vinblastinsulfat wird in der Leber metabolisiert. Bei Hepatopathien muß wegen der reduzierten Metabolisierung mit erhöhter Vinblastinsulfattoxizität gerechnet werden. Unter den Metaboliten ist insbesondere das biologisch aktive Deacetylvinblastinsulfat gut charakterisiert. Die Ausscheidung des Deacetylvinblastinsulfats erfolgt überwiegend biliär. Etwa 20 % der unveränderten Substanz werden über die Nieren ausgeschieden. 14. Sonstige Hinweise Spezielle Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung Vinblastinsulfat ist streng intravenös zu injizieren. Bei einer paravenösen Injektion von Vinblastinsulfat sind entsprechende therapeutische Maßnahmen zu ergreifen. Eine intrathekale Applikation ist absolut kontraindiziert. Vorsicht ist geboten bei vorbestehenden neuromuskulären Erkrankungen und der gleichzeitigen Gabe von potentiell neurotoxisch wirksamen Medikamenten. Die Leukozytenzahl ist vor jeder Injektion zu prüfen, die übrigen Parameter (einschließlich Hämoglobin, Thrombozyten und Differentialblutbild) alle 4 – 6 Wochen. 3 Fachinformation Vinblastinsulfat-GRY y 10 mg Die Harnsäurekonzentration im Serum kann besonders bei Lymphomen oder Leukämien unter einer Vinblastinsulfattherapie erhöht sein. Bei Verdacht auf gestörte oder inadäquate Adiuretinsekretion ist eine Überwachung des Wasser- und Elektrolythaushalts erforderlich. Während der Vinblastinsulfattherapie sollte keine Vakzination mit lebenden Mikroorganismen erfolgen. Eine sorgfältige Überwachung des peripheren Nervensystems ist zu empfehlen, um ggf. die Vinblastinsulfatdosierung zu ändern. Während der Vinblastinsulfattherapie ist eine intensive Sonnenbestrahlung zu vermeiden. Empfängnisverhütende Maßnahmen: s. Punkt 5, Gegenanzeigen Auswirkungen auf Kraftfahrer und die Bedienung von Maschinen Vinblastinsulfat kann, obgleich selten, durch gastrointestinale Nebenwirkungen zu einer Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit oder der Bedienbarkeit von Maschinen führen. 15. Dauer der Haltbarkeit 2 Jahre 16. Besondere Lagerund Aufbewahrungshinweise Vor Licht geschützt und nicht über +8 tC lagern. Nur einmalige Entnahme möglich, Restmenge verwerfen! 17. Darreichungsformen und Packungsgrößen 1 Durchstechflasche mit 10,2 – 11,7 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung N1 18. Stand der Information September 2003 19. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers GRY-Pharma GmbH Kandelstraße 10 D-79199 Kirchzarten Telefon: (0 76 61) 98 45-01 Telefax: (0 76 61) 71 59 Zentrale Anforderung an: BPI Service GmbH FachInfo-Service Postfach 12 55 88322 Aulendorf 4 6479-v907 -- Vinblastinsulfat-GRY 10 mg -- a