1 Aus der Klinik und Polyklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

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Aus der Klinik und Polyklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Kindes- und Jugendalters
der Universität zu Köln
Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. G. Lehmkuhl
Die Hypomania Check List – 32
eine Feldstudie unter Jugendlichen
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der zahnärztlichen Doktorwürde
der Hohen Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln
vorgelegt von
Franca Hüttebräucker geb. Pörtner
aus Herten
promoviert am 14. Juli 2010
1
Dekan:
Universitätsprofessor Dr. J. Klosterkötter
1. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. med. G. Lehmkuhl
2. Berichterstatter: Privatdozent Dr. A. V. Bechdolf
Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt
habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken
sind als solche kenntlich gemacht.
Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des
Manuskriptes habe ich Unterstützungsleistungen von folgenden Personen erhalten:
Herrn Universitätsprofessor Dr. med. G. Lehmkuhl
Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit
nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe eines Promotionsberaters
in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar
geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem
Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen.
Köln, den 22.04.2009
2
Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Daten sind von drei weiteren Doktoranden, Max Schützler, Melanie Ahrweiler und Fotini Giannakopoulou ermittelt
worden.
Sie wurden mit Hilfe eines Fragebogens an Schulen im Raum Köln erhoben.
3
Danksagung:
Ich danke …
an erster Stelle Universitätsprofessor Dr. med. G. Lehmkuhl
für die vertrauensvolle Überlassung der vorliegenden Arbeit und die wertvollen
Anregungen bei der Durchführung.
meinen Eltern,
ohne die ich mein Studium nicht hätte bewältigen können.
Ich fühle mich immer von euch unterstützt.
meiner Schwester Lena,
deren fachlicher Rat mir über viele Hürden half.
Privatdozent Dr. med. Martin Holtmann,
da sein Interesse am Thema meiner Arbeit und sein zuverlässiger und kompetenter Rat mich zusätzlich motivierten und er mir über die Zeit immer eine große
Hilfe war.
4
Andreas Platzer
5
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung
1.1
Bipolare Störungen
1.2
Screening bipolarer Störungen;
8 - 16
17 - 18
Screening – Instrument Hypomania Check List – 32
1.3
„Conduct Disorder“und ADHD
18 - 20
1.4
Symptomatik bipolarer Störungen bei Kindern und
20 - 22
Jugendlichen und
die Abgrenzung gegenüber ADHD und
anderen Störungen
1.5
Diagnostische Verfahren im Kindes – und Jugendalter
22 - 24
2.
Fragestellung und Hypothesen
25
3.
Material und Methoden
3.1
Datenerhebungsinstrumente
3.1.1 Die Hypomania Check List - 32 (HCL – 32)
26
3.1.2 Der Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ)
26 - 27
3.2
Verfahrensweise
27 - 28
3.3
Datenerhebungskollektiv
28
3.4
Statistik
28 - 29
4.
Ergebnisse
4.1
Deskriptive Statistik
30 - 31
4.2
Faktorenstruktur
31
4.3
Korrelation zwischen HCL – 32 und SDQ
32
4.4
Konsequenzen der „Hochs“ auf die Umgebung
32
4.5
Vergleich der „hypomanen“ mit der
32 - 33
„nicht – hypomanen“ Gruppe
5.
Diskussion
34 - 40
6.
Zusammenfassung
41
6
7.
Literaturverzeichnis
42 - 48
8.
Vorabveröffentlichung
49 - 62
9.
Anhang
9.1
Daten
63 - 64
9.2
Auswertung
65 - 67
9.3
Verfahren
9.3.1 Fragebogen zu
68 - 70
„Energie, Unternehmungslust und Stimmungen“
9.3.2 Fragebogen zu Stärken und Schwächen
71
10.
72
Lebenslauf
7
1.
Einleitung
1.1
Bipolare Störungen
Stimmungsschwankungen gehören zum Leben eines jeden Einzelnen von uns
und machen einen Teil unserer Persönlichkeit aus. Oft sind sie Reaktionen auf
ein Ereignis in unserem Leben und sind eher von kurzer Dauer. Glück, Reizbarkeit, Traurigkeit oder Verzweiflung können daraus resultieren.
Bei einer bipolaren Erkrankung sind diese Stimmungsschwankungen so stark
ausgeprägt, dass sie das seelische Gleichgewicht und die psychische Leistungsfähigkeit beeinflussen. Dadurch wird auch das subjektive Wohlbefinden
der Person gestört. Mittlerweile ist durch Studien belegt, dass ungefähr 5% der
Bevölkerung an bipolaren Störungen erkrankt ist [10].
Bei einer bipolaren Störung treten Stimmungsschwankungen häufiger auf und
dauern auch länger an als bei Gesunden. Viele Betroffene berichten, dass sie
einen zeitlichen Zusammenhang sehen zwischen dem Auftreten einer bipolaren
Krankheitsepisode und einem positiv oder negativ gearteten Lebensereignis,
von dem sie stark betroffen waren. So können Aufregungen seelischer oder
körperlicher Art das Auftreten der Erkrankung bei Menschen mit derartiger Veranlagung begünstigen. Dieser Aufregung können sowohl ein positives wie ein
negatives Ereignis zugrunde liegen, da auch positive Ereignisse Aufregung und
damit Stress produzieren. Häufig sind diese Stress erzeugenden Ereignisse
besonders in den ersten Jahren der Erkrankung Auslöser, je häufiger dann allerdings Krankheitsepisoden auftreten, desto mehr „automatisiert“ sich der
Krankheitsprozess und Krankheitsepisoden treten ohne gezielten Auslöser auf.
Das Vorkommen von Rezidiven ist somit auch unabhängig von gefühlsmäßig
belasteten Lebensereignissen zu beobachten.
Ursache für eine derartige Veranlagung oder Erkrankung ist eine Störung des
Gehirnstoffwechsels. Die Entstehung ist im Wesentlichen auf genetische, neurochemische oder hormonelle Faktoren zurückzuführen, jedoch können psychosoziale Faktoren den Ausbruch der Erkrankung begünstigen.
Man unterscheidet bei bipolaren Erkrankungen die Bipolar – I – Störung und die
Bipolar – II – Störung. Bei der Störung des Typs I wechseln sich „klassisch“ depressive und manische Episoden ab. Die Manie ist schwer ausgeprägt, 1-2%
8
der Bevölkerung ist betroffen, und sie tritt bei Männern und Frauen gleich häufig
in Erscheinung. In einer Altersgruppe zwischen 18 – bis 24 – Jährigen findet
sich für eine manische Episode eine Prävalenz von 0,6 – 1%. In der Altersgruppe der 14 – bis 16 – Jährigen erfüllen 0,6% alle Kriterien einer Manie, wobei
diese Zahl auf bis zu 14% steigt, wenn man Schweregrad und Dauer der Störung weglässt. Aufgrund des sehr viel geringeren Auftretens von Manien im
Vergleich zu Depressionen, besteht hier auch im Hinblick auf entwicklungssymptomatologische Untersuchungen ein Mangel [30].
Typ II der bipolaren Störungen tritt bei etwa 4% der Bevölkerung auf und ist
durch Depressionen gekennzeichnet, die sich lediglich mit so genannten Hypomanien, also weniger schweren Manien, abwechseln.
Familienanamnesen von Personen, die an einer bipolaren Störung des Typs I
oder II leiden, zeigen ein deutlich erhöhtes Risiko bei Blutsverwandten auf, ebenfalls an einer derartigen Störung zu erkranken [15, 23, 26]. Es gibt Erkenntnisse, dass es durch eine genetische Veränderung im Stoffwechsel des Gehirns
zur Produktion fehlerhafter Eiweiße kommt. Durch diese kann zeitweise die Aktivität der Neurotransmitter Serotonin und Dopamin erhöht oder erniedrigt werden. Dieses, im Zusammenhang mit psychosozialen Umwelteinflüssen, kann
manische oder depressive Episoden auslösen.
Um das grundlegende Prinzip der Erkrankung verstehen zu können, ist es wichtig zu wissen, dass die bipolare Störung in einzelnen Episoden auftritt. Manische und depressive Episoden treten dabei in unregelmäßigen Zeitintervallen
auf, zwischen denen sich der Betroffene überwiegend gesund fühlt. Eine manische oder hypomane Episode sollte laut ICD-10 eine Dauer von mindestens 4
Tagen haben, um als solche diagnostiziert zu werden. Nach Studien von J.
Angst sollte der Länge einzelner Episoden bei der Diagnosefindung jedoch
keine Übergeordnete Rolle zugewiesen werden [7]. Zur Zeit wird die aktuelle
Auffassung von Hypomanien erneut besprochen, da man durch die Änderung
der Definition einer hypomanen Episode die Prävalenz der Erkrankung von 12% auf ungefähr 11% steigern würde [8].
Die Unterkategorie der Typ II Erkrankung wurde 1970 in Erwägung gezogen
[20]. 1994 wurde auch offiziell die Nomenklatur um die Bezeichnung bipolare
Störungen II erweitert. Bis dahin wurde die Erkrankung der Betroffenen mit de-
9
pressiven und hypomanen Episoden lediglich mit dem Terminus „atypische bipolare Störung“ bezeichnet.
Die Notwendigkeit diese spezielle Form der Erkrankung gesondert zu klassifizieren, wurde jedoch wichtig, da man feststellte, dass Betroffene mit bipolarer
Störung des Typs II eine erhöhte Rate an Selbstmorden und Selbstmordversuchen aufwiesen und außerdem ein höheres Risiko zu bipolaren Erkrankungen
bei Blutverwandten nachgewiesen werden konnte [20, 48].
Der Umgang mit Personen in manischen Phasen, wie sie bei Störungen des
Typs I vorkommen, ist häufig sehr schwierig, da sie leicht in Zorn geraten, und
zu aggressivem Verhalten neigen. Hier fehlt oft die Einsicht in die Ernsthaftigkeit ihres seelischen Zustandes, aufgrund ihrer gefühlsmäßigen Aufgeregtheit
und ihres gesteigerten Selbstbewusstseins. Nicht alle Erkrankten sind in derartigen manischen Phasen enthusiastisch oder aufgedreht. Oft sind sie auch gereizt, streiten sich häufig mit ihren Angehörigen und behaupten, diese wollten
ihnen eine seelische Störung „anhängen“. Grund dafür ist, dass die Betroffenen
sehr zufrieden sind mit ihrer Situation. Von einer manischen Episode spricht
man, wenn mindestens drei der folgenden aufgelisteten Symptome vorhanden
sind: Gesteigertes Selbstwertgefühl oder Größenideen, vermindertes Schlafbedürfnis, Rededrang, Ideenflucht oder Gedankenrasen, Psychotische Symptome,
Aktivitätssteigerung, eingeschränktes Urteilsvermögen.
Gesteigertes Selbstwertgefühl und Größenideen äußern sich darin, dass die
Betroffenen häufig glauben, anderen überlegen zu sein. Sie fühlen sich reich,
unbesiegbar und haben den Eindruck, andere würden sie bewundern. Bei einigen besteht der Glaube, sie wüssten was andere Menschen denken, andere
meinen, in einer besonderen Beziehung zu Gott zu stehen.
Bei vermindertem Schlafbedürfnis schlafen die Betroffenen oft nur wenige
Stunden, sind dann ausgeruht und/oder schlafen mehrere Tage gar nicht.
Den Rededrang erkennt man nicht nur daran, dass die Person viel lauter,
schneller und mehr redet als gewöhnlich; sie kann auch witziger und humorvoller erscheinen oder gereizt oder verärgert reagieren, wenn man sie unterbricht.
Sie unterbricht andere oder mischt sich ungebeten in Gespräche ein.
Durch Gedankenrasen und Ideenflucht sind die Betroffenen in ihrem gedanklichen Tempo so beschleunigt, dass sie schlecht bei der Sache bleiben können.
Es schießen ihnen ständig neue Ideen durch den Kopf, wobei sie unwirsch und
10
aggressiv reagieren, wenn Außenstehende ihren schnell wechselnden Themen
oder Gedanken nicht folgen können. Bei der Ideenflucht werden ständig neue
Vorhaben und Tätigkeiten begonnen, um den schnell wechselnden Ideen zu
folgen.
Des Weiteren leiden viele Betroffene an Wahnideen, an denen sie hartnäckig
entgegen allen kritischen Einwänden festhalten, auch wenn sie offensichtlich
nicht mit der Realität zu vereinbaren sind. In schwersten Ausprägungen kann es
sogar zu Halluzinationen kommen, die in den häufigsten Fällen wohl akustischer Natur sind. Es werden Stimmen oder Geräusche gehört, die tatsächlich
nicht vorhanden sind. Bei schweren manischen Episoden kann es aber auch zu
optischen Sinnestäuschungen kommen.
Patienten mit manischen Episoden vermitteln ständig den Eindruck einer geschäftigen Unruhe. Sie haben permanent Pläne oder wollen Unternehmungen
irgendwelcher Art initiieren.
Konsequenzen ihres Verhaltens können die Betroffenen dabei oft nur unzureichend planen oder voraussehen. Sie gehen leichtfertig ungewöhnlich hohe Risiken ein, ohne negative finanzielle, gefährliche oder strafrechtliche Konsequenzen zu bedenken. Extreme Geldausgaben, schädigende Geschäftsentscheidungen, sexuell distanzloses Verhalten und Genusssucht sind Ausdruck
des eingeschränkten Urteilsvermögens.
Ist der Betroffene nicht in einer manischen sondern hypomanen Episode, ist
auch hier ein euphorisches, manchmal auch reizbares Verhalten zu beobachten. Die Symptome einer Hypomanie ähneln der Manie zwar sehr, sind jedoch
deutlich geringer ausgeprägt. Die moderne Definition des Begriffs Hypomanie
ergibt sich aus Forschungsstudien von Clayton et al [14]. Hypomane Episoden
sind zwar durch eine deutliche und auch für andere zu beobachtende Veränderung im Verhalten der Person charakterisiert, nicht aber durch eine deutliche
Beeinträchtigung der psychosozialen Leistungsfähigkeit. Es handelt sich um die
leichtere Variante der Erkrankung, für die auch die Mindestdauer für das Vorliegen der Symptome geringer ist als bei den Manien (Hypomanie mind. 4 Tage,
Manie mind. 1 Woche). Auch bei der Hypomanie fühlen Betroffene sich kräftiger, stärker und ihr Schlafbedürfnis ist vermindert. Genau wie bei der Manie
kommen Phasen des gesteigerten Denktempos und Phantasiereichtums vor.
11
Dagegen fehlen Ideenflucht, ein subjektives Gefühl von Gedankenrasen, überhöhte Selbsteinschätzung und Größenideen
Hypomane Phasen werden oft unrichtigerweise als nicht behandlungswürdig
eingestuft. Jedoch wirkt sich jede unbehandelte Episode negativ auf den weiteren Krankheitsverlauf aus und sollte, soweit es geht, auch therapiert werden.
Ist eine bipolar gestörte Person in einer depressiven Episode, ändern sich
Symptome und Zeichen der Erkrankung. Betroffene in diesen Lebensabschnitten sind oft nicht nur traurig, sie fühlen sich auch leer, ausgebrannt und gefühllos und empfinden oft ein starkes Gefühl der Hoffnungslosigkeit oder Verzweiflung.
Fällt es den Betroffenen selbst nicht auf, sind es meistens die Angehörigen, die
bemerken, dass es den Betroffenen nicht gelingt, wie üblich auf emotionale Ereignisse zu reagieren und sich Bewegung, Gestik und Mimik ändern.
Bei Symptomen für depressive Episoden ist vor allem auf bedrohliche Anzeichen zu achten wie Selbstmordgedanken. Aber auch Angstgefühle, Interessenverlust, Gewichtsverlust, Schlafstörungen, Verlangsamung und Hemmung oder
Unruhe, Energieverlust und körperliches Unwohlsein, Selbstabwertung und
Minderwertigkeitsgefühle, Konzentrationsstörungen und psychotische Symptome sind Symptome für depressive Episoden.
Erkrankte mit Angstgefühlen fühlen sich unruhig und rastlos, in ständiger Erwartung und Sorge vor dem Schlimmsten. Diese Angst kann sich auch körperlich
ausdrücken durch beschleunigte Atmung, Zittern oder beschleunigten Herzschlag. Sie sind oft lustlos und klagen über den Verlust an Interesse an ihrer
Umwelt. Die alltäglichen Pflichten sind für sie extrem schwer zu bewältigen und
vermitteln ihnen den Eindruck eines nicht überwindbaren Berges. Aber auch zu
angenehmen Aktivitäten können sie sich nicht motivieren. Nicht selten wird über
sexuelles Desinteresse berichtet. Auch Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme findet man häufig bei depressiven Episoden. Die Appetitlosigkeit, die auf der
einen Seite beschrieben wird, steht einem starken Verlangen bei anderen Betroffenen gegenüber, die berichten, gesteigert kohlenhydrat– und fettreiche
Nahrung zu sich zu nehmen.
Auch in depressiven Episoden erwachen die Erkrankten häufig äußerst früh,
sind dann allerdings unausgeruht, körperlich zerschlagen und erschöpft über
den ganzen Tag. Eine Subgruppe verspürt sogar ein gesteigertes Schlafbedürf12
nis und schläft nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tage. Morgens ist das
Gefühl der Anlaufschwierigkeit präsent, das sich allerdings über die Mittagsund Nachmittagszeit verflüchtigt und hier eine spürbare Verbesserung des Befindens eintritt.
Beim Gefühl der Verlangsamung wird darüber geklagt, dass sich sowohl Bewegung und Sprache, aber auch das Denktempo verlangsamen. Bei Personen mit
ängstlichen Depressionen tritt jedoch häufiger der gegenteilige Effekt auf, und
es wird über innere Unruhe und Getriebenheit gelagt. Ganz typisch ist auch das
Gefühl der Selbstabwertung und Minderwertigkeit. Hier halten die Betroffenen
sich für nutzlos und glauben, sie hätten alles falsch gemacht oder alle gesetzten
Lebensziele verfehlt. Sie zweifeln an ihrem Charakter und haben das Gefühl,
eine Strafe verdient zu haben. Diese Gedanken und Gefühle können wahnhafte
Ausmaße annehmen.
Das Symptom der Konzentrationsstörung kann so stark ausgeprägt sein, dass
die Betroffenen nicht in der Lage sind, die einfachsten Dinge zu erledigen. Sie
sind unfähig, geringfügige Alltagsentscheidungen zu treffen und sind so in ihrem Handeln blockiert.
Die Personen kommen manchmal zu dem Schluss, dass das Leben nicht mehr
lebenswert ist und es besser wäre, tot zu sein. Sie nehmen sich selbst als Last
für andere wahr, oder als Person, die für die anderen nicht mehr von Bedeutung
ist. Diese Gedanken begünstigen suizidales Verhalten und sollten nie verharmlost werden.
Wie bei der Manie kann auch hier in schweren Fällen das Auftreten von psychotischen Symptomen beobachtet werden. In klinischen Beurteilungen weisen
bereits 55% der Patienten wenigstens ein psychotisches Symptom auf [35].
90% berichten sogar selbst von einem psychotischen Symptom. Es kommt zu
Wahnideen und Halluzinationen. Schuld – und Minderwertigkeitsgefühle, Sorge
um die eigene körperliche Gesundheit und krankhafte Verarmungsideen können einen so übermächtigen Überzeugungscharakter gewinnen, dass die Betroffenen jeden Bezug zur Realität verlieren.
Bei schwer ausgeprägten Manien und Depressionen oder bei Auftreten von
manisch– depressiven Mischzuständen kann es außerdem zum Auftreten von
katatonen Symptomen kommen. Diese äußern sich in auffälligen Bewegungsmustern und/oder motorischen Verhaltensweisen. Dies bezieht sich sowohl auf
13
die Geschwindigkeit - sie machen alles schneller oder langsamer als gewöhnlich -, als auch auf ungewöhnliche Bewegungsabläufe. Katatone Symptome
werden sehr häufig nicht erkannt oder fehldiagnostiziert, da man sehr lange
davon ausging, dass diese Art von Symptomen nur bei schizophrenen Erkrankungen vorkommen. Erst neuere Studien haben gezeigt, dass diese Symptome
auch bei bipolaren Erkrankungen auftreten [27].
Tauchen vier oder mehr manische und depressive Episoden innerhalb eines
Jahres auf nennt man dies einen Rapid – Cycling – Verlauf, einen schnellen
Wechsel der Episoden.
Dies tritt sowohl bei Störungen des Typs I und des Typs II gleichermaßen, sogar mit größerer Wahrscheinlichkeit bei Störungen des Typs I auf. Dagegen
findet man Rapid – Cycling sehr selten bei Betroffenen mit Major Depression
[21].
Für einen derartigen Verlauf wird eine spezielle Therapie benötigt, da eine klassische Therapie mit Medikamenten durch die schnellen und häufigen Episodenwechsel nicht ausreicht.
Klinisch ist eine bipolare Störung es Typs II oft durch ein rezidivierendes Auftreten von depressiven Episoden in recht hoher Frequenz gekennzeichnet.
Selbstmordversuche, Alkohol – und Drogenmissbrauch sind genauso zu beobachten wie Angststörungen. Die meisten Betroffenen werden, wenn einmal als
bipolar - II - gestört diagnostiziert, ein Leben lang auf diese Diagnose festgelegt.
Neuesten Forschungsergebnissen zufolge ist es jedoch so, dass man davon
ausgehen kann, dass 5-11% der Bevölkerung im Laufe der Zeit von einer Störung des Typs II zu einer des Typs I übergehen [16, 46].
Um die Diagnose „bipolare Erkrankung“ stellen zu können,sollten der behandelnde Arzt, der Betroffene, aber auch die Angehörigen den Verlauf der psychisch auffälligen Phasen gemeinsam beleuchten und dies auch über einen
mehrjährigen Zeitraum. Zunächst sollte eine umfassende Anamnese erfolgen,
in der alle gegenwärtigen psychischen Beschwerden, Verhaltensänderungen,
aber auch eine mögliche Entwicklung der Beschwerden sowie Informationen
über die Krankenvorgeschichte erfasst werden. Hierbei ist die Einbeziehung der
Angehörigen sehr wichtig.
14
Bipolare Störungen sind oft schwer zu diagnostizieren. Bestehen bezüglich der
Diagnose Unsicherheiten kann man zusätzlich so genannte „weiche bipolare
Zeichen“ oder auf englisch „bipolar soft signs“ hinzuziehen. Zu ihnen gehören
zum einen eine familiäre Belastung mit bipolaren Erkrankungen, Gemütserkrankungen in drei aufeinander folgenden Generationen der Familie, aber auch
Auffälligkeiten im Temperament, Depressionen abhängig von der Jahreszeit
und in der Kindheit oder im Teenageralter auftretende Depressionen mit psychotischen Merkmalen. Auch erfolgreiche Lithium-Therapien von Verwandten 1.
Grades mit Gemütserkrankungen gehören dazu, da Lithium ein probates Mittel
zur Behandlung von Manien ist.
Der Behandlungsplan bipolarer Erkrankungen ergibt sich aus dem Krankheitsbild, das sich aus akuten Krankheitsepisoden und dazwischen liegenden symptomfreien Zeiträumen zusammensetzt.
Man unterteilt die Behandlung in eine Akutphase, eine Erhaltungsphase und
eine Prophylaxe, wie sie auch schon bei der Behandlung von Depressionen
angewandt wird [41].
In der so genannten Akutphase wird eine in dem Moment auftretende Manie
oder Depression behandelt. Sobald Symptome erstmalig oder erneut auftreten
wird mit dieser Behandlungsphase begonnen. Intensität und Dauer variieren je
nach Schwere der Symptomatik. Bei Manien dauert sie 2 – 4 Wochen, bei Depressionen muss mit mindestens 4 Wochen gerechnet werden.
Hier werden oft mehrere Medikamente gleichzeitig verabreicht. Bei einer Review von Amsterdam und Kollegen kam eine Antidepressivum - Monotherapie
bei Betroffenen mit bipolarer Störung des Typs II zum Einsatz, speziell Fluoxetin oder Venlafaxin [2-4]. In beiden Fällen ergaben sich Zustandsbesserungen
und es kam weniger häufig zum Auftreten von nachfolgenden manischen Episoden.
Auch das Arzneimittel Lomotrigin, das zwar nicht das gängige Mittel zur Behandlung von bipolaren Störungen des Typs II ist wird in einer Studie von Bowden im Zusammenhang mit Betroffenen, die an Rapid – Cycling leiden, als
wirksam beschrieben [13].
Besonders sollte in der Akutphase darauf geachtet werden, dass den Betroffenen ein beruhigendes Umfeld umgibt. Seelische Belastung und Stress sollte auf
ein absolutes Minimum reduziert werden. Der Betroffene bedarf einer behutsa15
men psychischen Begleitung durch seinen Therapeuten und die Angehörigen.
Sobald die Symptomatik rückläufig ist, sollte die Intensität der Behandlung mit
Medikamenten vorsichtig reduziert werden. Bei der Psychotherapie beginnt
man mit dem Aufbau der seelischen Belastbarkeit.
Nun folgt die Erhaltungstherapie. Hierunter werden Behandlungsmaßnahmen
verstanden, die nach dem Stabilisieren der akuten Symptomatik erfolgen müssen. Sie erstreckt sich über 6 – 12 Monate im Anschluss an die Akuttherapie.
Hier versucht man Beschwerdefreiheit und einen stabilen Zustand herbei zu
führen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Medikamente und Psychotherapie
auf einander abgestimmt werden.
Die Rückfallprophylaxe dient der Vorbeugung von Rückfällen in Manie oder Depression im Anschluss an die Erhaltungsphase. Die Rückfallquote ist bei Patienten, bei denen anamnestisch psychotische Symptome aufgetreten sind, zwei
– bis dreimal höher, als bei Patienten ohne psychotische Symptome [49].
Die Rückfallprophylaxe wird wenn möglich nicht nur vom Arzt, sondern auch
von Patient und Angehörigen entwickelt. Sie umfasst medikamentöse und psychotherapeutische Maßnahmen. Gerade im Bezug auf die medikamentöse Weiterbehandlung, die sich manchmal noch über Jahrzehnte oder lebenslang fortsetzen sollte, muss eine gute Abstimmung mit den Patienten erfolgen. Da diese
sich zu einem solchen Zeitpunkt meist als gesund wahrnehmen, sehen viele
nicht mehr die Notwendigkeit, mit der medikamentösen Therapie fortzufahren
und setzen die Präparate ohne Wissen oder Einverständnis des Arztes ab. Dies
birgt die große Gefahr eines erneuten Auftretens einer bipolaren Episode. Aber
auch der psychotherapeutische Bestandteil der Rückfalltherapie hat eine wichtige Funktion. Hier kommt auch der Begriff der Psychoedukation zum tragen.
Diese hat zum Ziel, das Betroffener und Angehörige vom Arzt zu „Experten“ der
Erkrankung gemacht werden und so Frühwarnzeichen und Symptome für erneute bipolare Episoden rechtzeitig erkennen und entsprechend damit umzugehen wissen.
16
1.2
Screening bipolarer Störungen;
Screening – Instrument Hypomania Check List – 32
Menschen mit bipolaren Störungen begeben sich noch immer zu spät in psychiatrische Behandlung, es vergehen im Durchschnitt 5 - 10 Jahre bis die Diagnose „manisch– depressive Erkrankung“ gestellt wird [53].
Gründe für die späte Diagnose sind oft, dass die Betroffenen sich selbst
schlecht bis gar nicht über diese Erkrankung informieren. Depressive Symptome werden noch am ehesten wahrgenommen, hypomane oder manische Symptome aber oftmals gesunden Phasen zugeordnet. So gehen die Betroffenen
meist in Phasen der Depression zum Therapeuten [28, 31].
Deshalb ist ein Hilfsmittel, mit dem man hypomane Symptome identifizieren
könnte, sehr nützlich, da solche Symptome von depressiven Symptomen kaschiert werden können. Die diagnostischen Kriterien der American Psychiatric
Association haben laut neuesten Studien zwar eine hohe Spezifität, aber eine
geringe Sensivität, was für ein Screening - Instrument durchaus als Vorteil zu
sehen ist [56].
Ein Fragebogen zur Selbstauskunft, um hypomane Episoden zu erkennen, ist
klinisch dringend erforderlich, um die Zeit von korrekter Diagnose bis zum Einsetzen einer Therapie zu verkürzen [9]. Zu diesem Problem entwickelte J. Angst
2005 die Hypomania Check List 32, auch HCL-32 genannt.
Die HCL – 32 ist ein internationaler Selbstauskunftsfragebogen. Sie besteht
zunächst aus 32 Einzelfragen und einem späteren Fragenteil, der sich auf Situationen bezieht, in denen der Befragte sich in einem Hochgefühl - Zustand befand. Sie identifiziert hypomane Symptome bei Patienten, die bereits als unipolar depressiv gestört diagnostiziert wurden, um unter ihnen Betroffene mit bipolaren Störungen herauszufiltern [6]. Angsts Studie umfasste Probandengruppen
aus Schweden und Italien. Die Ergebnisse zeigten bei beiden Probandengruppen ähnliche klinische Erscheinungsbilder. Angst und seine Partner legten sich
im Verlauf der Datenanalyse auf zwei Faktoren fest, benannt als „active/elated“
und „risk-taking/irritable". Die Studie hatte eine Spezifität von 80% und eine
Sensivität von 51% [6].
Es gibt auch Studien, die die HCL – 32 bei nicht in Behandlung befindlichen
Erwachsenen anwenden, um möglicherweise pathologische Probanden auszu17
sieben [43]. Die Meyer Studie bestätigt nicht nur die bei Angst et al. 2005 festgelegte Faktorenstruktur, sondern Probanden mit so genannten „Hochs“, die
länger als 4 Tage dauerten, berichteten auch über mehr Symptome und eine
höhere Rate der ehemaligen und gegenwärtigen Tiefstände.
Die HCL – 32 auch bei nicht in Behandlung befindlichen Personen als Screening – Instrument zu nutzen, ist eine Möglichkeit, zu zeigen, wie vielseitig einsetzbar die HCL – 32 ist. Sie wurde aber bislang nur in wenigen Stichproben
genutzt. So fehlen unter Anderem Angaben zur Spezifität und Sensivität bei
nicht in Behandlung befindlichen Probandengruppen, da die Stichprobenanzahl
zu gering war. Außerdem wurde die HCL – 32 zwar als Screeningbogen für Erwachsene entwickelt, es ist aber durchaus wichtig zu prüfen, welche Ergebnisse man bei der Anwendung in einer Kinder – oder Jugendgruppe erzielen würde. Bislang wurde sie im Jugendbereich kaum eingesetzt. Diese noch bestehenden Grenzen bei der HCL – 32 sollten möglichst durch weitere Studien geprüft und evtl. abgebaut werden.
1.3
„Conduct Disorder“ und ADHD
Neue Studien zeigen, dass bipolare Störungen auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten [40]. Diese zu diagnostizieren, ist jedoch noch schwieriger als
bei Erwachsenen. Die meisten Symptome, die zur Diagnose einer bipolaren
Störung führen, wie z. B. Reizbarkeit oder Aggressivität, treten auch als Leitsymptome anderer Störungen auf, so z. B. bei ADHD oder „Conduct Disorders“
[33].
„Conduct Disorder“ ist ein Krankheitsbild, bei dem Betroffene häufig ein persistierendes Muster von Gewaltbereitschaft und keine Rücksichtname auf die
Rechte von Mitmenschen zeigen. Kinder mit Drogenabusus und auffallender
Gewalttätigkeit fallen genauso in das Krankheitsbild, wie Kinder und Jugendliche, die wegen ständiger Lügen, Betrügereien und der Flucht aus dem Elternhaus auffallen. Auch Vandalismus, Diebstahl oder andere Arten von Kriminalität
können bei Betroffenen bemerkt werden [39].
Die American Psychiatric Association unterscheidet seit 2000 zwischen drei
Formen von „Conduct Disorders“. Die erste differenziert, ob die Person aggressives Verhalten zeigt oder nicht, die zweite betrachtet die soziale Komponente
18
und zwar, ob die Person in der Lage ist, Freundschaften aufzubauen. Außerdem betrachtet man als drittes Kriterium, in welchem Ausmaß das Verhalten
der Personen anderen schadet. Aggressive und asoziale Verhaltensweisen zeigen sich oft schon während der Kindheit und reichen bis in die Pubertät und
darüber hinaus [44]. Zu dieser kontinuierlichen Entwicklung tragen die Betroffenen selbst bei, indem ihre Verhaltensweisen ein negatives, oft strafendes
Feedback von anderen hervorrufen, was die Probleme des Betroffenen nicht
löst, sie in manchen Situationen auch verschlimmert.
„Conduct disorders“ können bis zum Erwachsenenalter eine Vielzahl von Verläufen nehmen, von Depressionen, Schizophrenie bis hin zu Alkoholismus und
kriminellen Werdegängen aller Art.
ADHD, wörtlich attention deficit/hyperactivity disorder, ist ein im Kinder und Jugendalter auftretendes Krankheitsbild, das keinen klar zu charakterisierenden
Typen zeigt, sondern sehr heterogen ausgebildet sein kann [34]. Es wird auch
als hyperkinetisches Syndrom (HKS) bezeichnet.
Einige Betroffene lassen sich leichter ablenken als andere, manche sind sehr
impulsiv, einige schaffen es nur schwer, sich zu konzentrieren, oder lassen sich
schnell ablenken. Allen gemein ist eine gewisse Unaufmerksamkeit sowie Motivationsprobleme oder mangelnde Ausdauer bei Aufgabestellungen [42]. Gerade
bei Routineaufgaben treten Unaufmerksamkeit und fehlende Kontrolle über das
eigene Verhalten schneller auf. Die Kinder wirken sorglos und gehetzt und ihre
Hausarbeiten sind oft nachlässig und unvollständig. Viele der betroffenen Kinder geraten in Schwierigkeiten wegen eines ständigen Gefühls der Rastlosigkeit, aus dem heraus sie z.B. in der Klasse anfangen zu flüstern. Auch wenn sie
sich auf Freundschaften einlassen können, haben sie dennoch Probleme mit
Mitschülern oder Freunden. Der frühe Beginn der Krankheit liegt meist im Vorschulalter. Typisches Einsetzen der Symptome liegt im Kindergarten oder der
Grundschulzeit. Die Folgen einer derartigen Erkrankung erstrecken sich aber
auch auf die Pubertät bis hin ins Erwachsenenalter. Zunächst auftretende Symptome im Grundschulalter sind Teilleistungsschwäche, Unruhe und Ablenkbarkeit, Ablehnung durch Gleichaltrige, emotionale Auffälligkeiten und oppositionell-aggressives Verhalten in 30-50% der Fälle. In der Pubertät vermindert sich
zwar die motorische Unruhe, doch es fallen aggressiv - dissoziales Verhalten,
19
Alkohol- und Drogenabusus und ein geringes Bildungsniveau auf. Im Erwachsenenalter findet man in 20-45% der Fälle dissoziales Verhalten, in 25% ein
antisoziales Verhalten, Organisationsdefizite, Aufmerksamkeitsstörungen Alkohol – und Drogenabhängigkeit und einen geringen Beschäftigungsstatus [18].
1.4
Symptomatik bipolarer Störungen bei Kindern und Jugendlichen und
die Abgrenzung gegenüber ADHD und anderen Störungen
Klinische Stichproben zeigen große Diskrepanzen bei der Häufigkeit bipolarer
Störungen bei Kindern und Jugendlichen auf, obwohl es sehr wohl einheitliche
Schätzungen für bipolare Störungen vor dem achtzehnten Lebensjahr gibt (0,6
– 1%). Dies zeigt wie schwer es ist, bei Kindern und Jugendlichen klinisch zwischen einer bipolaren Störung, „Conduct Disorders“ und dem ADHD zu unterscheiden. Die Hälfte der Betroffenen, die in das Bild einer „Conduct Disorder“
passen, könnten bei der Diagnosefindung auch dem ADHD zugeordnet werden.
Bezieht man bei der Betrachtung der Symptome auch die Möglichkeit einer gerade auftretenden manischen oder hypomanen Episode mit ein, erschwert dies
zusätzlich eine klare Diagnosefindung. So wurde erst in den letzten Jahren in
Studien von J. Angst gezeigt, dass Hyperaktivität auch ein Symptom für eine
bipolare Störung sein kann und, genau wie Euphorie und Reizbarkeit, als charakteristisches Zeichen für Hypomanien stehen kann [7].
Wie auch schon im Kapitel „Affektive Störungen“ von M. Schulte – Markwort, A.
Richterich und N. Forouher im Buch „Entwicklungspsychiatrie“ beschrieben, ist
zu beobachten, dass Symptome, die im Jugendalter den Symptomen der Erwachsenen mehr und mehr ähneln, im Kindesalter sehr viel unspezifischer sind
[30]. Vor Beginn des zehnten Lebensjahres drücken sich manische Phasen eher durch gesteigerte Aktivität, risikofreudigeres Verhalten und emotionale Labilität aus. Bei Jugendlichen dagegen stehen eher Verhaltensauffälligkeiten mit
asozialem Verhalten und Drogenabusus im Vordergrund [17, 47]. Sie leiden
unter Schlaflosigkeit und fallen durch bizarres Verhalten und Kleidung auf [30].
Jugendliche neigen außerdem dazu, ihre manischen und hypomanen Episoden
zu verharmlosen [55]. Generell sind Kinder und Jugendliche als gereizt und
dysphorisch zu beschreiben, im Gegensatz zu Erwachsenen, die euphorisierte
und depressive Phasen zeigen. Bei Kindern und Jugendlichen gibt es kaum
20
symptomfreie Intervalle. Manische und depressive Phasen treten in schnellem
Wechsel auf (rapid cycling) [24, 25, 36].
Um einen Betroffenen dem richtigen Krankheitsbild zuzuordnen, ist es jedoch
nicht nur wichtig, die Qualität seiner Symptome genau zu differenzieren, sie
müssen auch gegenüber anderen Erkrankungen abgegrenzt werden. Wichtige
Differenzialdiagnosen bei einer bipolaren Störung sind unter Anderem die
„Conduct Disorder“ und das ADHD. Hier können ebenfalls aggressives Verhalten und Schwierigkeiten im Umgang mit Mitmenschen beobachtet werden.
Auch gleicht die „Conduct Disorder“ durch die gesteigerte Risikobereitschaft
einer manischen Episode bei bipolaren Störungen. Aktivitätssteigerung, Ideenflucht und Gedankenrasen hingegen hat das ADHD mit der bipolaren Störung
gemein.
Diese Überschneidungen sind aber nicht die einzigen Gründe für die so stark
von einander abweichenden Häufigkeitsverteilungen. Dies wird besonders deutlich, wenn eine geographische Komponente hinzugezogen wird. In Deutschland
gibt es eine <5% Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen für bipolare Störungen. In den USA hingegen liegt die Quote bei 6 -19% [11]. Zudem beobachtet
man in den letzten Jahren sowohl in Deutschland als auch in den USA einen
weiteren Anstieg der gestellten Diagnosen. Der Anstieg der Diagnosen „bipolare Störung“, aber auch die unterschiedliche Prävalenz in beiden Regionen ist
umso erstaunlicher wenn man berücksichtigt, dass sich die Prävalenz für diese
Störung bei Erwachsenen in den letzten Jahren weder gravierend verändert
hat, noch in den beiden Ländern von einander abweicht. Die Diskrepanzen
werden in den USA zum einen damit erklärt, dass es dort eine gezielt an den
Verbraucher gerichtete Bewerbung mit atypischen Neuroleptika und Stimmungsstabilisatoren gibt. Hierdurch steigt die Bereitschaft eine derartige Diagnose zu stellen und zur Behandlung geeignete Psychopharmaka zu verschreiben. Zum anderen gibt es in den USA ein strenges Regularium zur Kostenerstattung durch die Krankenkasse [12, 29]. Aus diesem Grund wird vermutet,
dass viele Erkrankungen mit einer bipolaren Störung diagnostiziert werden, die
eigentlich nicht in einem derartigen Stadium sind, um die Kostenerstattung für
evtl. verschriebene Medikamente zu gewährleisten. Auch in Deutschland findet
man Hinweise darauf, dass der Anstieg an Diagnosen von bipolaren Störungen
nicht nur an einer steigenden Prävalenz liegen muss. So sind im Zeitraum der
21
steigenden Diagnosen für bipolare Störungen die Diagnosen von Schizophrenie
zurückgegangen. Dies deutet auf eine Neukonzeptionierung klinischer Symptome hin. Außerdem besteht im Zusammenhang mit den USA außerdem die
Vermutung, dass dort als bipolar gestört diagnostizierte Patienten in Deutschland eher zu einer Gruppe gezählt würden, die man als Patienten mit einer
komplizierten ADHD diagnostizieren würde.
Für Kinder und Jugendliche, die an manieartigen Symptomen leiden oder über
emotionale Probleme berichten, gewinnt demnach ein diagnostisches Hilfsmittel, das erfasst, ob diese Symptome eine Dauer oder Intensität erreichen, die
man als hypoman oder manisch charakterisieren könnte, mehr und mehr an
Bedeutung.
1.5
Diagnostische Verfahren im Kindes – und Jugendalter
Es gibt heute schon diverse diagnostische Testverfahren für Jugendliche, wie z.
B. die Child – Behavior – Checklist, kurz CBCL, bei der auch Elternauskünfte
genutzt werden. Sie ist ein international verbreitetes Screening - Verfahren, das
bereits in vielen Bereichen der Kinder – und Jugendpsychiatrie Anwendung gefunden hat, da es soziale Kompetenz und Verhaltensprobleme von Kindern und
Jugendlichen sowohl für die Forschung, als auch für die Individualdiagnostik
erfasst. Außerdem unterscheidet die Checklist zwischen ADHD und bipolaren
Störungen. Ihre Übersetzung in über 50 Sprachen ist besonders bei epidemiologischen Fragestellungen von Vorteil. Sie kann bei Kindern und Jugendlichen
zwischen 4 und 18 Jahren angewendet werden und beinhaltet auch einen Elternfragebogen über das Verhalten der Kinder und Jugendlichen. Dieser umfasst in der deutschen Version zwei Teile [19]. Der erste Teil fragt das Urteil der
Eltern über die psychosoziale Kompetenz des Kindes/Jugendlichen ab, der
zweite Teil umfasst Fragen zu Verhaltensauffälligkeiten, emotionalen Auffälligkeiten und somatischen Beschwerden von Kindern und Jugendlichen.
Ein weiterer genutzter Test für Verhaltensscreenings ist der Strength and Difficulties Questionnaire, kurz SDQ. Er ist anzuwenden bei Jugendlichen ab dem
elften Lebensjahr. Hier wird nach 5 verschiedenen pathologischen Tendenzen
gescreent: „Conduct Problems“, „Hyperactivity – Inattention“, „Emotional Symptoms“, „Peer Problems“ und „Prosocial Behavior“. Wie im Folgenden beschrie22
ben, wird er bei der vorliegenden Studie verwendet, um mögliche Korrelationen
zu den Daten des HCL – 32 aufzuzeigen.
Einige weitere Testverfahren für bipolare Störungen bei Kinder und Jugendliche
sind zumindest in England bereits validiert. Eine kleine Auswahl dieser Testverfahren ist im Folgenden beschrieben.
Zunächst sei der Mood Disorder Questionnaire (MDQ) erwähnt. Hierbei handelt
es sich um ein Screening – Verfahren bei bipolaren Störungen des Typs I und
des Typs II. Genau wie bei der HCL – 32 geht es nicht um den Nachweis einer
vorliegenden Manie oder Hypomanie, sondern um die Frage, ob davon auszugehen ist, dass bei dem Betroffenen jemals eine hypomane oder manische
Phase aufgetreten ist. Der Selbstauskunftsfragebogen besteht aus 13 Fragen,
die mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden müssen. Als positiv gescreent gelten
Teilnehmer, die 7 oder mehr Fragen zugestimmt haben. Der MDQ hat sowohl
eine gute Sensivität von 28,1%, als auch eine gute Spezifität von 97,2% [32]. Er
kann somit von 10 bipolaren Teilnehmern 7 als bipolar diagnostizieren und
schließt außerdem 9 von 10 Teilnehmern ohne bipolare Störungen definitiv aus.
Auch der P – YMRS (Parent version of the Young Mania Rating Scale) wurde
als Hilfsmittel zur Diagnosefindung bei Kindern und Jugendlichen entwickelt.
Hier ist jedoch, im Unterschied zu den bisher beschriebenen Tests, nicht das
betroffene Kind der Befragte, sondern die Eltern. Er besteht aus 11 Fragen, von
denen 4 mit Punkten zwischen 0 und 8 bewertet werden und 7, denen die halbe
Wertigkeit von 0 – 4 beigemessen wird. In der Regel können diese Fragen mit
einem Zeitaufwand von 15 – 30 Minuten beantwortet werden. Anzumerken ist
jedoch, dass der P – YMRS eine sehr hohe falsch positive Ergebnisrate hat. Für
ein allgemeines Screening bei Kindern und Jugendlichen bezüglich bipolarer
Störungen ist er demnach nicht unbedingt geeignet. In diesen Fällen ist er bei
einem positiven Ergebnis eher als erstes Warnsignal zu verstehen. Der P –
YMRS ist jedoch gut bei Fällen einzusetzen, in denen ein erhöhtes Risiko einer
bipolaren Störung besteht, z. B. wenn beide Elternteile bereits als bipolar erkrankt diagnostiziert sind.
Die General Behavior Inventory (GBI) ist ein Selbstauskunftsfragebogen, bestehend aus 73 Items. Diese beschreiben klinische Symptome auf einer 4 Punkte – Skala. Sie screent nach drei verschiedenen Krankheitstypen: dysthy-
23
men Störungen, hypomanen Störungen und bipolaren Störungen. Der Fragebogen existiert bis jetzt jedoch nur im Englischen.
Kaufman entwickelte 1997 den K – SADS – PL (Kiddi – Schedule for Affective
Disorders and Schizophrenia for School – Children: Parent and Lifetime version) [37]. Er leitet sich von dem im Original für Erwachsene konzipierten SADS
ab, den Endicott und Spitzer entwickelten. Der Fragebogen für 6 – 18 Jährige
kann nach kurzer Instruktionszeit der Eltern von 1 – 2 Minuten innerhalb von 20
Minuten ausgefüllt werden. Der K – SADS – PL soll nicht nur Phasen von psychiatrischen Störungen bei Kinder und Jugendlichen erkennen, er kann auch
bei in Behandlung befindlichen Personen eingesetzt werden, um Wechsel der
Symptome während der Behandlungsphase zu erkennen und zu beurteilen.
Da diese und die meisten anderen Testinstrumente zum Screening und zur Diagnosesicherung affektiver Störungen ursprünglich für Erwachsene entwickelt
wurden, fehlen für Kinder und Jugendliche nach wie vor gut geeignete Testinstrumente, besonders im deutschen Sprachraum. Sie sind allerdings dringend
notwendig. Auch in dem Bereich der bipolaren Störungen besteht großer Bedarf
an Selbstauskunftsfragebögen für Screenings, wie die HCL – 32. Es wäre von
Vorteil, falls in Studien erwiesen werden kann, dass sie sich auch bei Kindern
und Jugendlichen nutzen lässt.
24
2.
Fragestellung und Hypothesen
Der in der Studie verwendete Fragebogen gehört zu Datenerhebungsinstrumenten bei Kindern und Jugendlichen, die eine kindliche bzw. jugendliche
Selbstbeurteilung über das Befinden der Befragten zulässt. So lassen sich direkte Rückschlüsse auf die Wahrnehmung der Befragten über die eigene Lebenssituation ziehen.
Sämtliche zur Verfügung stehenden Fragebögen sollen dabei zur Auswertung
zu einem Kollektiv zusammengefasst werden, um in die Bewertung mit einbezogen zu werden. Das Hauptaugenmerk lag bei dieser Feldstudie darauf, Häufigkeiten bei der Normalbevölkerung zu ermitteln und ggf. häufig und selten auftretende Symptome aufzuzeigen. Der Vergleich der Daten in Abhängigkeit vom
Geschlecht sollte zeigen, ob sich das Verhalten im Kindes – und Jugendalter so
von einander unterscheidet, dass signifikante Unterschiede bei den Ergebnissen zu erkennen sind.
Es bleibt abzuwarten, ob man bei Kindern und Jugendlichen eine ähnliche
Wahrnehmung ihrer Umwelt findet, wie in der Studie der Erwachsenen. Gehäuft
auftretende, länger andauernde „Hochs“, die sogar nach Auffassung der Probanden bereits negative Auswirkungen auf ihre Umwelt haben, wären ein Indiz
für pathologische Symptome oder Episoden.
Ich erwarte, dass sich in der Studie bei Kindern und Jugendlichen die Faktorenstruktur „active/elated“ und „irritable/risk - taking" der Erwachsenenstudie von
Angst bestätigt.
Im Gesamtzusammenhang könnte die HCL-32 bei Kindern und Jugendlichen
dazu beitragen, hypomane Tendenzen zu diagnostizieren und so helfen, Betroffene dem richtigen Krankheitsbild zuzuordnen oder eine eventuelle Komorbidität mit anderen Erkrankungen aufzuzeigen. Um den Sachverhalt der eventuellen Komorbidität zu anderen Krankheitsbildern bereits in dieser Studie untersuchen zu können, füllten die Probanden einen zweiten Fragebogen aus, den
Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ), oder auch „Stärken und
Schwächen“ Fragebogen genannt.
Zur Durchführung einer Befragung mit der HCL-32 bei Kindern und Jugendlichen müsste sie ggf. im Vorhinein an einigen Passagen modifiziert werden um
sie jugendgerecht zu gestalten.
25
3.
Material und Methode
3.1
Datenerhebungsinstrumente
3.1.1 Die Hypomania Check List 32 (HCL – 32)
Die Checkliste besteht aus insgesamt 32 Einzelfragen und soll als Screening für
Hypomanien dienen [6]. Vorrangig verfolgt sie das Ziel, Bipolarität bei als unipolar depressiv diagnostizierten Patienten zu identifizieren.
Die Befragten werden dabei gebeten, sich an einen Zustand zu erinnern, bei
dem sie sich in einem Zustand eines „Hochs“ gefühlt haben, unabhängig ihres
Zustandes zum Zeitpunkt der Befragung. Es wurden sowohl positive als auch
negative Konsequenzen erfragt.
Die Checkliste bezieht sich in 32 Fragen auf Verhaltensweisen, Gedanken und
Gefühle, die in diesen Momenten gezeigt werden, zum Beispiel „Ich brauche
weniger Schlaf“, „Ich bin weniger schüchtern“ oder „Ich flirte mehr und/oder bin
sexuell aktiver“. Des Weiteren sollten die Befragten einschätzen ob diese
„Hochs“ positive und/oder negative Auswirkungen für ihre Familien, ihr soziales
Umfeld, ihre Arbeit und ihre Freizeit haben. Die HCL – 32 wurde bereits als
Screening - Instrument in mehreren Ländern angewendet (Frankreich, Italien,
Spanien, Portugal, Niederlande, Schweden, Polen, Russland, Kroatien, Griechenland und China), erstmalig aber in Deutschland von J. Angst und T. D.
Meyer konzipiert. Diese Version wurde dann von einem professionellen Übersetzer ins Englische übersetzt und danach wieder ins Deutsche umgesetzt.
Für die in dieser Arbeit verwendeten Daten wurde der bereits in den Arbeiten
von J. Angst existierende Fragebogen leicht modifiziert, um ihn jugendgerechter
zu gestalten (siehe Anhang).
3.1.2 Der Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ)
Der SDQ ist ein Selbstauskunftsfragebogen für ein kurzes Verhaltensscreening.
Er ist so konzipiert, dass er innerhalb von fünf Minuten ausfüllbar ist und kann
ab einem Alter von 11 Jahren beantwortet werden.
26
Der SDQ fragt 25 Aussagen ab, bei denen der Befragte seinen Standpunkt dazu ankreuzen muss, von “nicht zutreffend“(1) über „teilweise zutreffend“(2) bis
hin zu „eindeutig zutreffend“(3). Je fünf Aussagen gehören zu einer von insgesamt fünf bestimmten Untergruppen. Diese zielen darauf ab, Anzeichen für
„Conduct Problems“, „Hyperactivity – Inattention“, „Emotional Symptoms“, „Peer
Problems“ und „Prosocial Behavior“ zu filtern.
Aussagen der ersten vier Untergruppen werden zusammengefasst, um einen
Gesamtscore zu erhalten.
Der SDQ wurde bereits 1997 ins Deutsche übersetzt. Seitdem wurden schon
einige Studien abgeschlossen um den Bogen zu evaluieren. In einer Studie mit
930 Kindern wurden sehr ähnliche Ergebnisse zu denen aus der ursprünglich
englischen Version erzielt, eine nachfolgende Faktorenanalyse der deutschen
Umfrageergebnisse replizierte die gewählte Faktorenstruktur der englischen
Version [38]. Der SDQ zeigte, dass mit ihm zwischen einer Kontrollgruppe, einer in klinischer Behandlung befindlichen Gruppe und verschiedenen Untergruppierungen mit und ohne speziell charakterisierte Krankheitskategorien unterschieden werden kann [52].
3.2
Verfahrensweise
Die Studie wurde in fünf Schulen in Köln erhoben, in einem Zeitraum zwischen
Juni 2006 und Januar 2007. Alle Schulen, die für diese Befragung ausgesucht
wurden, waren Gymnasien. Es wurde gezielt darauf geachtet, dass die Gymnasien in unterschiedlichen Stadtteilen lagen, um eine Verzerrung nach Schichten
auszugleichen. Die Befragten waren Schüler der elften und zwölften Klassen.
Die HCL – 32 war Teil einer Datenerhebung, die die Themen „Lebensqualität“,
„Energie, Unternehmungslust und Stimmungsschwankungen“, „Stärken und
Schwächen“ und „Dissoziation“ umfasste. Insgesamt beantworteten 292 Schüler anonym den Fragebogen. In jeder Schule wurden zwei Klassen zum Ausfüllen des Bogens ausgewählt.
Für die Beantwortung der Fragen hatten die Probanden 1,5 Stunden Zeit.
Sie wurden im Rahmen des stattfindenden Unterrichts ausgefüllt, wobei die
Schüler beim Beantworten der Fragen keine Hilfe seitens der Lehrer in An-
27
spruch nehmen konnten. Lediglich Erklärungen bei Verständnisproblemen der
Fragestellung wurden von den beaufsichtigenden Doktoranden beantwortet.
Die Studie wurde vom Ethikkomitee der Fakultät geprüft, die Erziehungsberechtigten wurden über Zweck und Inhalt der Befragung informiert und um Zustimmung gebeten. Die jeweiligen Direktoren gaben ebenfalls ihr Einverständnis.
Keiner der Schüler verweigerte die Befragung.
3.3
Datenerhebungskollektiv
Der Bogen wurde insgesamt von 292 Befragten ausgefüllt, wobei bei 2 Befragten das Geschlecht nicht angegeben wurde, was zum Ausschluss von der Auswertung führte. Weiterhin führte das Nichtbeantworten von mehr als 3 Fragen
zum Ausschluss.
Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer lag bei 17,3 Jahren, wobei die
Spanne zwischen 15,3 bis zu 20,4 Jahren lag (siehe Tabelle 1).
Die Studie wurde vom lokalen Ethikkomitee genehmigt.
Die Befragten wurden vor Beginn unserer Studie nicht auf ein Vorliegen psychischer Störungen getestet, was auch nicht als Ein – oder Ausschlusskriterium für
unsere Studie galt.
3.4
Statistik
Bei der Auswertung wurden Fragebögen von der Faktorenanalyse ausgeschlossen, bei denen mehr als drei Fragen unbeantwortet waren.
So ergab sich eine Stichprobe in Höhe von n = 287.
Mit diesen Daten aus der HCL – 32 wurde eine explorative Faktorenanalyse
durchgeführt. Um zu gewährleisten, dass die Variablen auf einen Faktor möglichst hoch, auf einen zweiten oder dritten jedoch möglichst niedrig laden, wurde
zusätzlich eine Rotation der Faktorenlösung durchgeführt (Varimax Rotation
nach der Kaiser Methode).
Der Eigenwert eines jeden Faktors wurde auf größer 1 festgelegt und nach
Auswertung der Zahlen noch ein Scree – Plot herangezogen, um die endgültige
Anzahl der Faktoren festzulegen.
28
Die Gesamtskala ergab sich aus der Summierung aller Items der HCL – 32, die
Subskalen durch die Summierung der Items mit der höchsten Ladung auf den
jeweils korrespondierenden Faktor. Die Zuverlässigkeit der Gesamtskala und
der Subskalen wurde mit Cronbach´s alpha belegt.
Um die Korrelation zwischen der HCL – 32 und den SDQ Gesamt – und Subskalen herzustellen, wurden Pearson´s Korrelationen genutzt. Um aus der Gesamtgruppe der Befragten der HCL – 32 eine Gruppe zu charakterisieren, die
als potenziell „hypoman“ zu bezeichnen wäre, wurden alle Probanden, die angaben ein „Hoch“, das länger als 4 Tage andauerte und mit negativen Konsequenzen auf ihre Umwelt einherging, herausgefiltert. Die übrigen Befragten
wurden zur Gruppe der „nicht – hypomanen“ zusammengefasst. T – Tests wurden durchgeführt und Cohan´s d berechnet für statistische Effekte und Trends.
Alle Daten wurden mit SPSS 12.0 ausgewertet.
29
4.
Ergebnisse
4.1
Deskriptive Statistik
An der Befragung nahmen 292 Teilnehmer, 139 davon weiblich, teil, was zeigt,
dass der Anteil von männlichen und weiblichen Teilnehmern nahezu ausgeglichen war.
Auch der Altersdurchschnitt glich sich sowohl bei Jungen und Mädchen, als
auch bei der Gruppe der Jungen und Mädchen untereinander. Fünf Befragte
ließen mehr als 3 Fragen oder mehr unbeantwortet und wurden so von der
Auswertung der Ergebnisse ausgeschlossen. So lag die Probandenzahl hier
letztlich bei n = 287.
Tabelle 1 zeigt die genaue Zusammensetzung des Datenerhebungskollektivs.
Von den 32 Items, die bei der HCL – 32 abgefragt werden, entstand die höchste
Fehlensrate bei Item Nr.7 („ich fahre schneller und risikofreudiger“; n =10;
3,4%). Item Nr.16 („ich habe mehr Interesse an Sex“; n = 10; 3,4%) und Item
Nr.17 („ich flirte mehr“; n = 8; 2,7%) wurden ebenfalls häufig ausgelassen.
Zu der Frage ob die Befragten ein „Hoch“ meistens, manchmal oder noch nie
fühlten, machten 171 Teilnehmer keine Aussage (58,6%) und die Frage, wie
lange ein „Hoch“ andauern würde, blieb von 87 Teilnehmern (29,8%) unbeantwortet. 86 (29,5%) Befragte machten keine Angaben zu der Frage, ob sie ein
derartiges Gefühl im Zeitraum der letzten 12 Monate erlebt hätten.
Weiterhin wurde im Fragebogen darauf hingewiesen, dass bestimmte Antworten übersprungen werden können, wenn man manche Fragen mit „Ja“ oder
„Nein“ beantwortet. Diese Fragen wurden jedoch von nahezu allen Teilnehmern
komplett beantwortet.
Grafik 1 zeigt die prozentuale Häufigkeit, mit der die Befragten die 32 unterschiedlichen Fragen der HCL – 32 mit „ja“ beantwortet haben, und zwar aller
Teilnehmer, die in die Auswertung einbezogen wurden.
In Grafik 2 werden diese Häufigkeiten geschlechtsspezifisch unterschieden.
Hier ist eine sehr hohe Übereinstimmung festzustellen. Signifikante Abweichungen findet man lediglich beim Unterpunkt „Ich ziehe mich farbiger oder extravaganter an“, den die Mädchen wesentlich öfter mit „ja“ beantworteten und den
30
Punkten „Ich fahre schneller und risikofreudiger“ und „Ich trinke mehr Alkohol“,
bei denen die Jungen häufiger mit „ja“ antworteten.
Grafik 3 zeigt die Daten des SDQ – Tests mit den jeweils erzielten prozentualen
Häufigkeiten.
4.2
Faktorenstruktur
Die anfängliche Faktorenanalyse mit dem festgelegten Eigenwert von >1 führte
zu einer Anzahl von insgesamt 11 Faktoren, die einen Anteil von 59,1% an der
gesamten Varianz erklärten. Daher wurde ergänzend ein Scree – Test herangezogen, mit dem man die Anzahl der Faktoren dezimieren konnte auf insgesamt drei. Diese drei Faktoren erklären 26,1% der gesamten Varianz. Dabei
hatte der erste extrahierte Faktor mit 3,6% Eigenwert einen Anteil von 11,4% an
der Varianz, der Zweite mit 2,9% Eigenwert 9,0% und der dritte Faktor mit 1,8%
Eigenwert 5,8%. Nach diesen Ergebnissen wurde eine 3 – Faktoren Lösung
festgelegt, bei der die Faktoren wie folgt benannt wurden: Faktor 1 = „aktiv/freudig erregt“; Faktor 2 = „enthemmt/Stimulation suchend“; Faktor 3 = „reizbar/launisch“ (siehe Tabelle 2). Faktor 1 fasst zwölf Items zusammen (hier nach
Faktorladung sortiert: 24, 05, 18, 03, 19, 15, 12, 13, 20, 28, 10, 02); Faktor 2
acht Items (31, 30, 17, 29, 16, 32, 04, 14); Faktor 3 zwölf Items (22, 21, 25, 08,
07, 27, 23, 26, 06, 11, 09, 01).
Weiteres zu Tabelle 2:
Die Gesamtskala hatte ein Cronbach´s alpha von 0,71, Werte für die drei Untergruppierungen waren 0,68; 0,58 und 0,58. Die ursprünglichen Faktorenladungen der einzelnen Faktoren reichten von -0,106 bis 0,530. Nach dem Ausschluss von 12 Items, deren Faktorenladungen unter .30 lagen (Item 1, 2, 4, 6,
9, 10, 11, 12, 14, 20, 26 und 28), ließ den Crombach´s alpha auf .72 für die Gesamtskala ansteigen und für die einzelnen Faktoren über .60 (.66, .68, .63). Eine zweite Faktorenanalyse mit den verbleibenden 20 Faktoren reproduzierte die
ursprünglich errechnete drei – Faktorenstruktur und erklärte sogar 36,6% der
Gesamtvarianz und hatte Faktorladungen über .35.
Um aber den Vergleich mit den schon abgeschlossenen Erwachsenenstudien
weiter zu ermöglichen, wurde in dieser Studie weiter mit den Ergebnissen der
Faktorenanalyse von allen 32 Items gearbeitet.
31
4.3
Korrelation zwischen HCL – 32 und SDQ
Die Ergebnisse der Faktorenanalyse der HCL – 32 zeigen signifikante Korrelationen zu den Ergebnissen aus dem SDQ - Test und seinen Untergruppen „Emotional problems“, „Conduct problems“, „Hyperactivity“, „Peer problems“ und
„Prosocial behavior“(siehe Tabelle 3).
So zeigt sich eine signifikante negativ – Korrelation zwischen dem ersten Faktor
„aktiv/freudig erregt“ und „Peer problems“ des SDQ, r = -.172, p < .01.
Der zweite Faktor korrelierte mit der Untergruppe „Conduct problems“, r = .341,
p < .01 und der Gesamtgruppe des SDQ, r = .16, p < .01. Die meisten Korrelationen fand man beim dritten Faktor, sowohl bei der Gesamtgruppe, r = .186, p
< .01, als auch bei „Conduct problems“ (r = .223, p < .01), „Hyperactivity“ (r =
.211, p < .01) und „Peer problems“ (r = .13, p = .027). Zur Untergruppe „Prosocial behavior“ fanden sich weder bei der Gesamte – HCL – 32 Gruppe noch bei
den einzelnen Faktoren eine Korrelation.
4.4
Konsequenzen der „Hochs“ auf die Umgebung
Tabelle 4 zeigt die Einschätzung der Jugendlichen der Studie, wie ein von Ihnen erlebtes „Hoch“ sich auf verschiedene soziale Bereiche ihres Lebens auswirkt.
Auffällig bei den Ergebnissen ist vor allem, dass ein Teil der Befragten der Meinung war, ihre erlebten „Hochs“ hätten negative Auswirkungen gehabt. So geben 3,8% der Befragten an, ihre „Hochs“ hätten negative Auswirkungen auf ihre
Familien und 2,1% sind der Ansicht, diese hätten sich negativ bei ihren Freunden ausgewirkt. 5,6% denken, dass ein „Hoch“ die Arbeit negativ beeinflusst
und 1,0%, dass es auch für ihre Freizeit nachteilig ist.
4.5
Vergleich der „hypomanen“ mit der „nicht – hypomanen“ Gruppe
Durch die Ergebnisse von Tabelle 4 wurde, wie in Punkt 3.4 besprochen, eine
Untergruppe der HCL – 32 herausgefiltert, die als „hypoman“ gekennzeichnet
wurde. Es ging um die besondere Bewertung zweier Aspekte bei der Befragung, zum einen das Erleben eines „Hochs“, das länger als 4 Tage andauerte,
32
und zum anderen die Einschätzung, dieses hätte negative Reaktionen Anderer
oder Konsequenzen hervorgerufen. Von allen Teilnehmern trafen diese zwei
Kriterien auf 23 Personen zu (11,2%). Die restlichen 182 Befragten wurden zur
„nicht – hypomanen“ Gruppe.
Im Bezug auf die HCL – 32 ergaben sich bei dem HCL – 32 – Gesamtscore
höhere Ladungen als bei der Vergleichsgruppe, t = 2,62, p = .01. Auch bei den
Faktoren zwei und drei ergaben sich unterschiedliche Ladungen zwischen den
beiden Gruppen (t = 2,85; p < .01 und t = 1,89; p = .06).
Die „hypomane“ Gruppe lud ebenfalls höher auf die Untergruppe „Conduct
problems“ des SDQ – Tests (t = 2,01; p = .05). Bei den anderen Untergruppen
des SDQ – Tests und auch beim ersten Faktor der HCL – 32 fanden sich keine
signifikanten Unterschiede.
33
5.
Diskussion
Anlass für diese Studie war es zum einen, zu prüfen, ob die HCL – 32 auch als
Selbstauskunftsfragebogen bei Kindern – und Jugendlichen zu nutzen ist.
Gleichzeitig sollte eine Häufigkeitsverteilung der Normalbevölkerung ermittelt
werden. Hierzu wurde der Fragebogen von Teilnehmern beantwortet, bei denen
eine klinische Behandlung weder Bedingung noch Ausschlusskriterium für die
Befragung war. Ein weiterer Aspekt in Anlehnung der Studie von J. Angst 2005
und Meyer 2007 ist die Frage, ob die erarbeitete Faktorenstruktur dieser Feldstudie der von J. Angst und Meyer ähnelt oder Parallelen aufweist.
In der gesamten Umfrage gab es nur wenige Fragen, die von den Jugendlichen
nicht beantwortet wurden. So konnten nahezu alle Bögen für die Auswertung
der Daten verwendet werden. Lediglich ein paar Items fielen dadurch auf, dass
sie bei der Umfrage des Öfteren ausgelassen wurden (siehe 4.1). Es waren die
Items „ich fahre schneller und risikofreudiger“, „ich habe mehr Interesse an Sex“
und „ich flirte mehr“. Viele der Befragten waren zu diesem Zeitpunkt noch keine
18 Jahre alt und konnten deshalb eventuell noch keine Aussage dazu machen,
ob sie, während eines „Hochs“, schneller und risikofreudiger fahren als gewöhnlich. Es mag ebenfalls am Alter liegen, dass sich die Befragten auch in den
Aussagen „ich habe mehr Interesse an Sex“ und „ich flirte mehr“ nicht wieder
finden konnten, und diese daher ausließen. Kommende Studien müssen zeigen, ob es sinnvoller ist, die HCL – 32 weiter zu modifizieren, um sie noch besser auf jüngere Teilnehmer auszurichten. Die bereits unter Punkt 4.1 beschriebenen Abweichungen der Ergebnisse bei Jungen und Mädchen sind zu vernachlässigen, da sie typisch geschlechtsspezifische Unterschiede, besonders
im Jugendalter, wiedergeben. Es ist für Mädchen eher typisch, gezielt darauf zu
achten, wie sie sich kleiden, und es wird eher als jungenhaft gesehen, schneller
und riskanter Auto zu fahren. In der Gesamtheit der Befragung waren die Ergebnisse bei Jungen und Mädchen sehr homogen.
Beim Vergleich der Umfrageergebnisse der Grafik 1 mit den Ergebnissen vergleicht, die J. Angst mit der HCL – 32 bei seinen Studien mit italienischen und
schwedischen Erwachsenen erhoben hat, ist festzustellen, dass sich die prozentualen Durchschnittswerte größtenteils sehr ähneln. Lediglich zwei Abweichungen sind signifikant. So geben wesentlich mehr Jugendliche an, in der
34
Phase eines „Hochs“ auch mehr Alkohol zu konsumieren, dagegen fühlen sie
sich aber im Vergleich zu den Erwachsenen in diesem Stadium deutlich weniger reizbar und ungeduldig.
Trotz dieser prozentualen Übereinstimmungen legten die Ergebnisse der Faktorenanalyse im Gegensatz zur Erwachsenenstudie eine 3 – Faktorenstruktur
nahe. Bei J. Angst und der Meyer Studie repräsentiert die 2 – Faktorenstruktur
die beiden klassischen Seiten bipolarer Störungen. Zum einen die euphorische
Seite mit dem Faktor „active/elated“ und zum anderen die unbeherrschte und
unnötig riskant lebende Seite mit dem Faktor „irritable/risk taking“. Die 2 – Faktorenstruktur von J. Angst erklärte 26,8% der Gesamtvarianz. Sie unterteilt die
Symptome von bipolaren Störungen in die klassischen, zum einen manischen,
bzw. hypomane, zum anderen depressiven zwei Seiten („sunny“/“dark“) einer
bipolaren Störung.
Bezogen auf die Varianz erzielte man ähnliche Ergebnisse bei der hier vorliegenden Studie von Jugendlichen nur mit einer 3 – Faktorenstruktur, die 26,1%
der Gesamtvarianz erklärte.
Auch hier bezieht sich der erste Faktor auf hypomane („sunny“) Symptome, die
sich durch ständige Geschäftigkeit ausdrücken, und durch die Planung von Unternehmungen irgendwelcher Art. Betroffene mit solchen Symptomen haben
viele soziale Kontakte, sind voller Energie und haben ein großes Selbstbewusstsein. Dieser Faktor wurde „aktiv/ freudig erregt“ genannt, oder „active/elated“. Er differenziert eine Gruppe von potenziell Hypomanen, bei denen
die Neigung besteht, Symptome für eine Hypomanie schlechter wahrzunehmen,
da sie diese durchweg eher positiv bewerten. Dies gilt sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Mitmenschen. Diese Tatsache wird auch durch die negativ
- Korrelation zu den SDQ „Peer – problems“ unterstrichen. Wie bereits beschrieben zeigt dieser Faktor die “sunny, bright expression” von bipolaren Störungen, wie es Akiskal in seiner Studie von 2003 ausdrückt [1].
Der zweite Faktor, „enthemmt/Stimulation suchend“ oder auch „disinhibited/stimulation – seeking“, zielt darauf ab, dass Betroffene mit hypomanen Episoden häufig dazu neigen, nicht nur unnötig hohe Risiken einzugehen, sie konsumieren auch viel Kaffee, Nikotin und z. T. Drogen. Sie können die Konse-
35
quenzen ihres Handelns nicht richtig abschätzen. Hieraus resultieren Unternehmungen, die den Betroffenen in Gefahr bringen können.
Symptome, bei denen Betroffene mit ihrer Familie, den Freunden oder anderen
Mitmenschen häufig in Streit geraten und leicht zornig reagieren, ohne einen
wirklichen Anlass, wurden mit dem dritten Faktor „reizbar/launisch“ oder „irritable/erratic“ zusammengefasst.
Bei Kindern und Jugendlichen repräsentieren diese beiden letzteren Faktoren
zwei und drei die „dark side“, also die eher negativ zu bewertenden Symptome
einer bipolaren Störung. Beide zeigen wohl bekannte Charakteristiken der Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen und auch ihre Beziehung zu den
Krankheitsbildern ADHD und „Conduct disorder“. Die negative Dimension, die
diese beiden Faktoren repräsentieren, unterstreicht, dass Hypomanien widersprüchliche Symptome haben und es falsch ist, sie bei einer Diagnosefindung
lediglich als „Gute – Laune – Phasen“ zu ignorieren.
Der zweite Faktor hat eine besondere Gewichtung, da der Substanzenmissbrauch (substance use disorders (SUD)) bei bipolaren Störungen von Jugendlichen eine gesonderte Rolle zu spielen scheint [5, 51]. Dieser Zusammenhang
zwischen SUD und bipolaren Störungen des Typs I aber auch bei Depressionen
war bereits weithin bekannt. Ergebnisse aus einer Studie in Zürich [50] lassen
nun aber vermuten, dass die bisher immer nachgewiesene enge Verbindung
von Depressionen und SUD nur auf einer Fehldiagnose von darunter befindlichen bipolar gestörten Patienten beruht, auch vom Typ II.
Um untersuchen zu können, wie sich die Ergebnisse der HCL – 32 bei Teilnehmern mit bereits hypomanen Tendenzen verhalten, und ob es zu anderen
Befragten Unterschiede in der Faktorenstruktur oder den Faktorladungen gibt,
wurde in Anlehnung an die Studie von Meyer et al. 2007 eine „hypomane“ und
eine „nicht – hypomane“ Gruppe zusammengestellt [43]. Hierfür wurden die Ergebnisse betrachtet, wie die Teilnehmer der Befragung die Auswirkungen eines
„Hochs“ auf die Familie, Freunde und soziales Umfeld, Arbeit und Freizeit einschätzen. Bei den Jugendlichen war ein kleiner Prozentsatz bei allen vier Bereichen der Meinung, dass ein eigenes „Hoch“ die Umgebung negativ beeinflusse.
Der Bericht über derartige „Hochs“ eignet sich als Kriterium für mögliche hypomane Tendenzen bei Neupatienten. Es ist ein erstes Screening nach hypoma36
nen Zügen oder bipolaren Neigungen. Aufgrund dieser Tatsache wurden die
Umfrageergebnisse erneut herangezogen und die Teilnehmer herausgefiltert,
die angaben, ein „Hoch“ erlebt zu haben, das länger andauerte als 4 Tage und
außerdem glaubten, das „Hoch“ habe negative Konsequenzen auf ihr Umfeld
gehabt. Diese Gruppe wurde als potenziell „hypomane Gruppe“ bezeichnet. Ihr
wurden die restlichen Teilnehmer, die als „nicht - hypomane Gruppe“ bezeichnet wurden, und deren Ergebnisse gegenübergestellt.
Die Ergebnisse dieser Gegenüberstellung ergaben, dass 11,2% der Befragten
diese Kriterien erfüllten. Dies spiegelt die Ergebnisse der Meyer Studie wieder,
die bei Erwachsenen durchgeführt wurde, bei der sich eine 11,4%ige Prävalenz
zum Vorliegen einer bipolaren Störung ergab [43].
Auch hier ergab sich bei beiden Gruppen dieselbe 3- Faktorenstruktur, was unterstreicht, dass Hypomanie eine dimensional konzipierte Erkrankung ist. „Hypomane“ und „Nicht – hypomane“ haben qualitativ die gleiche Struktur, wiedergegeben in den 3 Faktoren. Sie unterscheiden sich lediglich in der Quantität.
Die Meyer Studie zeigt ebenfalls nur in der Quantität Unterschiede bei der „hypomanen“ und „nicht – hypomanen“ Gruppe. Hier ist es jedoch so, dass die Ergebnisse bei „Hypomanen“ und „Nicht – hypomanen“ eine 2 – Faktorenstruktur
zeigten. Dieser Unterschied ist überraschend und zeigt, dass Hypomanie zwar
bei Personen ähnlicher Altersklasse die gleiche Qualität hat, sich beim Eintritt
ins Erwachsenenalter die Qualität der Hypomanie jedoch ändert. Diese zusätzliche Änderung der Qualität macht sich durch die unterschiedliche Faktorenstruktur bei Jugendlichen und Erwachsenen bemerkbar. Bei den bisherigen Erwachsenenstudien ergab sich immer die 2 – Faktorenstruktur mit den Faktoren
„active/elated“ und „irritable/risk taking“. Diese Struktur spaltete die bipolare
Störung in zwei Bereiche, wie oben besprochen, die „sunny side“ und „dark side“. Bei den Ergebnissen der Jugendlichen wurde die „dark side“ durch zwei
Faktoren beschrieben und es ergab sich insgesamt eine 3 – Faktorenstruktur.
Bei Jugendlichen scheint sich diese dunkle Seite einer bipolaren Störung besser mit zweit getrennten Faktoren darstellen zu lassen, die man als „enthemmt/Stimulation suchend“ und „reizbar/launisch“ bezeichnen kann. Wie bereits erwähnt, ist gerade bei dem Faktor „enthemmt/Stimulation suchend“ der
Missbrauch von Alkohol, Nikotin und Drogen von entscheidender Bedeutung
und spielt im Vergleich zu den Erwachsenen bei Jugendlichen eine größere
37
Rolle. Die Erkenntnis, dass es bei bipolaren Störungen im Übergang vom Jugend – in das Erwachsenenalter zu einer qualitativen Veränderung kommt, sollte in weiteren Studien bestätigt und näher untersucht werden.
Bei Einbeziehung der Ergebnisse der „hypomanen“ Gruppe auf deren Werte
beim SDQ – Test stellt man fest, dass sie häufiger über „Conduct problems“
berichten. Dieser Zusammenhang zwischen „Conduct problems“, bipolaren Störungen aber auch ADHD wird in vielen Studien erwähnt [22].
Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Zum einen liegt es an den hier verwendeten Erhebungsinstrumenten und den sich hier teils überschneidende Fragestellungen nach derartigen Symptomen. So treffen sowohl die HCL – 32 als auch
der SDQ die Aussage „ich bin leicht abgelenkt/ich lasse mich leicht ablenken“,
die der Befragte bewerten soll. Zum anderen werden bei der Diagnose von Manien derlei Züge manchmal als aggressive Form einer „Conduct disorder“ oder
aber als heftige Form einer ADHD bewertet. Jüngste Ergebnisse legen den
Schluss nahe, dass Hyperaktivität Ausdruck einer Hypomanie sein kann und
ADHD oder „Conduct disorders“ Vorboten einer bipolaren Störung seinen können [7].
Überraschend bei der Betrachtung der „hypomanen“ Gruppe war die fehlende
Korrelation zum Unterpunkt „Emotional problems“ des SDQ. Bei diesem auf
Symptome wie Angst- oder Depressionsphasen abzielenden Unterpunkt wäre
zu erwarten gewesen, dass „hypomane“ Personen auch hier hohe Ladungen
erreichen. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte die geringe Spezifität und
Sensivität des SDQ - Tests sein.
Außerdem bewertet dieser Test lediglich den zum Zeitpunkt der Befragung vorherrschenden Stimmungszustand und macht keine Aussage darüber, ob Symptome wie Angst- oder Depressionsphasen in der Vergangenheit auftraten. Eine Studie von Geller et al. 2004 belegt zudem, dass juvenile bipolare Störungen
wesentlich seltener auftretende Depressionsphasen haben, als dies bei Erwachsenen der Fall ist.
Wie schon in der Einleitung hinreichend beschrieben, ist der Zusammenhang
zwischen ADHD, „Conduct disorder“, bipolaren Störungen, Depressionen und
anderen affektiven Dysregulationen jedoch nicht nur ein Problem, welches
38
durch die Überschneidungen der einzelnen Krankheitsbilder verursacht wird, es
ergibt sich auch durch unterschiedliche Ansätze beim diagnostischen Vorgehen. Wie beschrieben zeichnet sich ein Trend ab - in den USA noch extremer
als in Deutschland - immer häufiger die Diagnose „bipolare Störung“ zu stellen.
Trotz dieses „Booms“, den die Erkrankung neuerlich erlebt, bleibt jedoch die
Tatsache, dass ein Drittel aller bipolaren Störungen bereits vor dem achtzehnten Lebensjahr beginnt [45]. Da diese Fälle klinisch trotz des „Booms“ kaum
gesehen werden, sollte auch während einer solchen Phase ein verstärktes Forschungsbemühen bestehen. Die Verbindung von ADHD, affektiven Dysregulationen und bipolaren Störungen sollte weiter durchleuchtet und hinterfragt werden, damit die Verbindungen besser verstanden werden. Dazu bedarf es neuer
diagnostischer Instrumente, die es im deutschsprachigen Raum praktisch kaum
gibt.
Um in Zukunft die HCL – 32 weiter als Screening - Instrument bei Kindern und
Jugendlichen nutzen zu können, ist es nötig, noch einige Punkte zu verbessern
und zu untersuchen, die in dieser Feldstudie noch nicht berücksichtigt oder erfasst sind.
So war die HCL – 32 bisher ein Fragebogen für Erwachsene. Es zeigte sich,
dass einige Items für die Jugendlichen schwer verständlich waren, oder die
Aussagen noch nicht in ihren Alltag passten. Es bleibt zu entscheiden, ob die
HCL - 32 um diese Items gekürzt werden sollte oder ob man den Versuch unternimmt, die Aussagen jugendgerechter zu modifizieren.
Des Weiteren legte die Faktorenanalyse nahe, eine Kürzung der HCL – 32 auf
20 Items durchzuführen, da bei diesen ausgewählten 20 Items die Faktorladungen über .30 lagen. Mit dieser Kürzung wären die Ergebnisse des Tests jedoch
nicht mehr vergleichbar mit den Ergebnissen der Erwachsenenstudien. So bietet es sich an, es zum Erhalt der Vergleichbarkeit bei den ursprünglichen 32
Items zu belassen.
Wie bereits in der Einleitung beschrieben, ist die Diagnose einer bipolaren Störung ein langwieriger Prozess, bei dem ein essentieller Teil der Diagnosefindung die Berücksichtigung von Gesprächen mit Eltern und Familie des Betroffenen ist [54]. Dies wurde in dieser Studie nicht durchgeführt, und es liegen keine Stellungnahmen der Eltern oder anderer Bezugspersonen des Teilnehmers
39
vor. In kommenden Studien sollte eine derartige Befragung eventuell in die Ergebnisfindung eingebunden werden.
Die HCL – 32 ist als Screening – Instrument bei Kindern und Jugendlichen anwendbar, wobei in klinischen Stichproben zu überprüfen ist, wie gut sie hypomane und manische Zustände erfasst. Die Faktorenstruktur und die Assoziation
der einzelnen Faktoren mit dem SDQ – Test sollten näher geprüft und weiter
evaluiert werden. Hierfür muss ebenfalls eine größere klinische Gruppe, die
bereits als bipolar gestört diagnostiziert wurde, den HCL – 32 beantworten.
Schon jetzt stellt die HCL – 32 aber ein Screening – Instrument für affektive
Störungen im Selbsturteil dar.
40
6.
Zusammenfassung
Menschen mit bipolaren Störungen begeben sich immer noch zu spät in psychiatrische Behandlung. Es vergehen im Durchschnitt 5 - 10 Jahre bis die Diagnose „manisch– depressive Erkrankung“ gestellt wird [53].
Bei Kindern und Jugendlichen ist die Diagnose bipolare Störung noch weitaus
schwieriger zu treffen, da viele Leitsymptome, auf die man die Diagnose stützen
könnte, sich mit Symptomen für andere Krankheiten überschneiden. Es gewinnt
immer mehr an diagnostischer Bedeutung, hypomane Episoden auch bei Kindern und Jugendlichen schon früh als solche zu erkennen.
Zu diesem Problem entwickelte J. Angst 2005 die Hypomania Check List 32,
auch HCL-32 genannt, einen Fragebogen zur Selbstauskunft, um hypomane
Episoden zu erkennen und bipolare Störungen von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Dieser Fragebogen ist für die Anwendung bei Erwachsenen entwickelt worden. Auch bei Kindern und Jugendlichen ist die Erkennung von hypomanen Episoden von großem Interesse. Die HCL – 32 wurde deshalb in dieser
Studie erstmals auch bei Kindern und Jugendlichen angewendet um zu prüfen,
ob sie sich auch bei jüngeren Patienten für die Diagnostik eignet.
Es wurde eine Umfrage an öffentlichen Schulen durchgeführt, um zunächst die
HCL – 32 in einer derartigen Altersgruppe zu testen und durch die Ergebnisse
zunächst die Häufigkeitsverteilungen in der Normalbevölkerung zu ermitteln.
Insgesamt wurden 292 Personen befragt, wobei letztlich 287 Fragebögen zur
Auswertung der Ergebnisse genutzt wurden. Die Datenanalyse ergab drei
Hauptfaktoren, „aktiv/freudig erregt“, „enthemmt/Stimulation suchend“ und
„reizbar/launisch“.
Diese drei Faktoren repräsentieren drei wohl bekannte und etablierte Charakteristiken juveniler bipolarer Störungen. Die sich aus den Ergebnissen herzuleitenden Assoziationen zu ADHD und „Conduct disorders“ unterstreichen die
Dringlichkeit eines klinischen Hilfsmittels, um diese so eng miteinander verbundenen oder sich überschneidenden Bereiche zu differenzieren und zu einer
korrekten Diagnose zu gelangen. Schon jetzt stellt die HCL – 32 aber ein
Screening – Instrument für affektive Störungen im Selbsturteil dar.
41
7.
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Vorabveröffentlichungen
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Mädchen
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Jungen
63
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l
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r ive
m on
ey
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9.
Tabelle 1: Teilnehmer der HCL – 32 und SDQ – Test Befragung
N
%
Age
Weiblich
139
47,6
17,5 ± 1,2
männlich
153
52,4
17,3 ± 1.1
Gesamt
292
100,0
17,3 ± 1.1
Grafik 1: Befragungsprofil der 32 HCL Items aller Teilnehmer in %
Grafik 2: Befragungsprofil der HCL Items getrennt nach Geschlecht in %
nicht zutreffend
teilweise zutreffend
64
eindeutig zutreffend
SDQ
25
SDQ
24
SDQ
23
SDQ
22
SDQ
20
SDQ
21
SDQ
19
SDQ
18
SDQ
17
SDQ
16
SDQ
15
SDQ
14
SDQ
13
SDQ
12
SDQ
11
SDQ
9
SDQ
10
SDQ
8
SDQ
6
SDQ
7
SDQ
4
SDQ
5
SDQ
3
SDQ
2
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
SDQ
1
Grafik 3: Befragungsprofil der 25 SDQ Items aller Teilnehmer in %
9.2
Auswertung
Tabelle 2: Faktorenanalyse des HCL-32 bei deutschen Jugendlichen
Eigenvalue
Variance explained (%)
1. I need less sleep.
Factor
1
3.6
11.4
.078
Factor
2
2.9
9.0
.008
Factor
3
1.8
5.8
-.097
Item
difficulty
.48
2.
I feel more energetic and more active.
.321
-.263
.054
.93
3.
I am more self-confident.
.521
.056
-.035
.89
4.
I enjoy my work more.
.311
-.403
.230
.83
5.
I am more sociable (make more phone calls, go out more).
.565
.106
.007
.76
6.
I want to travel and do travel more.
.194
.088
.267
.41
7.
I tend to drive faster or take more risks when driving.
.201
.183
.464
.32
8.
I spend more/too much money.
.171
.405
.458
.46
9.
I take more risks in my daily life (in my work / other activities).
.070
.266
.273
.45
10. I am physically more active (sports, etc).
.335
.060
-.079
.82
11. I plan more activities or projects.
.229
-.068
.279
.75
12. I have more ideas. I am more creative.
.416
-.075
-.025
.81
13. I am less shy or inhibited.
.418
.388
-.164
.72
14. I wear more colourful and more extravagant clothes/makeup.
.018
.397
.075
.22
15. I want to meet or actually do meet more people.
.465
.120
.134
.71
16. I am more interested in sex / have increased sexual desire.
.205
.539
.150
.54
17. I am more flirtatious and/or am sexually more active.
.287
.560
-.007
.64
18. I talk more.
.556
.147
-.086
.86
19. I think faster.
.503
.019
.060
.58
20. I make more jokes or puns when I am talking.
.400
.039
.110
.67
21. I am more easily distracted.
-.145
.119
.547
.36
22. I engage in lots of new things.
.012
-.135
.608
.35
23. My thoughts jump from topic to topic.
.003
.052
.453
.43
24. I do thinks more quickly and/or more easily.
.644
-.124
-.040
.74
25. I am more impatient and/or get irritable more easily.
-.136
.106
.531
.16
26. I can be exhausting or irritating for others.
-.021
.043
.290
.48
27. I get into more quarrels.
-.195
.211
.426
.12
28. My mood is higher. more optimistic.
.351
-.013
-.211
.92
29. I drink more coffee.
-.120
.521
.083
.11
30. I smoke more cigarettes.
-.074
.602
.129
.17
31. I drink more alcohol.
.137
.644
.102
.36
32. I take more drugs.
.003
.518
.107
.11
Faktorladungen über .30 sind fett gedruckt
65
Tabelle 3: Korrelation HCL – 32 und SDQ:
HCL-32
„Aktiv/ freudig err.“
HCL-32
Sum score
SDQ total problems
P
Emotional problems
P
Conduct problems
P
Hyperactivity – Inattention
P
Peer problems
P
Prosocial behavior
P
HCL-32
„Enthemmt
/Stimul.s.“
HCL-32
„reizbar/ launisch“
,118
-,109
,158
,186
,062
,063
,007
,001
-,001
-,099
,005
,014
,993
,091
,933
,811
,202
-,094
,341
,223
,001
,108
,000
,000
,106
-,111
,084
,211
,095
,058
,152
,000
-,061
-,172
-,022
,130
,338
,003
,711
,027
-,034
-,070
-,053
,072
,597
,231
,368
,219
Faktorladungen über ,15 sind fett gedruckt
Signifikanz = p
Tabelle 4: Wahrnehmung, wie sich die „Hochs“ auf die Umwelt auswirken
Familie
positive und negative
Freunde
Arbeit
Freizeit
16,3
8,7
17.7
8,0
positive Konsequenzen
61,8
80,0
48,3
82,2
Negative Konsequenzen
3,8
2,1
5,6
1,0
18,0
9,0
28,5
8,7
Konsequenzen
Neutral
Angaben in %
66
Tabelle 5: Vergleich der „hypomanen“ mit der „nicht-hypomanen“ Gruppe
„hypomane“
„nicht – hypoman“
n = 23
n = 182
Frauen in %
9 (39,1)
Signifikanz
2
91 (50)
Cohan´s d
p = .33
Chi = 0,97
Alter
17,3 (1,24)
17,3 (1,08)
t(1,203) = 0.19
p = .85
HCL – 32
18,3 (3,78)
15,8 (4,32)
t(1,203) = 2,62
p = .01
Faktor 1
9 (1,55)
8,5 (2,15)
t(1,203) = 0,92
p = .36
Faktor 2
3,8 (1,57)
2,8 (1,64)
t(1,203) = 2,65
p < .01
0.63
Faktor 3
5,6 (2,29)
4,6 (2,44)
t(1,203) = 1,89
p = .06
0.42
10,6 (5,14)
10,7 (5,24)
t(1,203) = 0,09
p = .93
2,0 (1,87)
2,8 (2,18)
t(1,203) = 1,49
p = .12
2,8 (1,75)
2,1 (1,70)
t(1,203) = 2,01
p = .05
„Hyperactivity–
Inattention“
3,5 (2,00)
3,5 (1,95)
t(1,203) = 0,05
p = .95
„Peer
2,2 (1,56)
2,3 (1,78)
t(1,203) = 0,36
p = .72
7,9 (1,68)
7,7 (1,82)
t(1,203) = 0,58
p = .56
Effekte
Trends
0.59
Gesamtscore
SDQ
Gesamtscore
„Emotional
Problems“
„Conduct
0.44
Problems“
Problems“
„Prosocial
Behavior“
HCL – 32: Hypomania Checklist – 32
SDQ: Strengths and Difficulties Questionnaire
Cohans´d
wurde
für
statistisch
signifikante
67
und
berechnet
9.3
Verfahren
9.3.1
Fragebogen
zu
„Energie, Unternehmenslust und Stimmung“ (HCL – 32)
Jedermann erlebt Veränderungen oder Schwankungen nach oben oder unten in
Energie, Unternehmenslust und Stimmung. Man kann sie auch als „Hochs“
und „Tiefs“ bezeichnen. Das Ziel dieses Fragebogens ist es, Anzeichen solcher „Hochs“ zu erfassen.
1)
Zuerst bitten wir Dich Deinen derzeitigen Zustand einzuschätzen:(Kreuze bitte nur EINE Aussage an)
viel schlechter
als gewöhnlich
schlechter als etwas schlechter weder schlechter besser als viel besser als
gewöhnlich als gewöhnlich
noch besser als gewöhnlich
gewöhnlich
gewöhnlich
2)
Wie bist Du gewöhnlicher weise im Vergleich zu anderen?
Bitte kreuze im Folgenden die Aussage an, die am besten beschreibt, wie du
gewöhnlicher weise bist. Tue das bitte unabhängig von Deinem derzeitigen
Zustand und kreuze bitte nur EINE der vier Aussagen an.
...immer relativ stabil und
ausgeglichen
3)
...immer relativ hoch
...immer relativ gering bzw. ...immer wieder geprägt von
bzw. über dem Strich
unter dem Strich
deutlichen Schwankungen
nach oben und unten
Bitte versuche Dich an eine Zeit zu erinnern, die Du als „Hoch“ bezeichnen
würdest. Wie hast Du Dich dabei gefühlt? – Bitte beurteile folgende Aussagen
unabhängig von Deinem derzeitigen Zustand.
In einem solchen Zustand trifft folgendes zu:
Ja Nein
1. Ich brauche weniger Schlaf
2. Ich habe mehr Energie und Tatkraft
3. Ich habe mehr Selbstvertrauen
4. Ich habe mehr Spaß an meiner Arbeit
5. Ich bin geselliger (mehr Telefonate, ich gehe mehr aus)
6. Ich bin reiselustiger und reise mehr
7. Ich fahre eher schneller und risikofreudiger
8. Ich gebe mehr oder zu viel Geld aus
9. Ich nehme mehr Risiken auf mich (geschäftlich oder im Alltag)
68
4)
10. Ich bin körperlich aktiver (Sport usw.)
11. Ich mache mehr Pläne
12. Ich habe mehr Ideen, bin kreativer
13. Ich bin weniger schüchtern oder gehemmt
14. Ich ziehe mich farbiger oder extravaganter an, einschließlich Make-up
15. Ich will mehr Leute treffen oder tue es auch
16. Ich bin mehr an Sex interessiert und/oder habe ein stärkeres Verlangen 17. Ich flirte mehr und/oder bin sexuell aktiver
18. Ich bin gesprächiger
19. Ich denke schneller
20. Ich mache mehr Witze oder Wortspiel
21. Ich lasse mich leicht ablenken
22. Ich beginne ständig mit neuen Dingen
23. Meine Gedanken springen von einem Thema zum anderen
24. Alles fällt mir leichter und/oder geht schneller
25. Ich bin ungeduldiger oder reagiere leichter gereizt
26. Ich kann andere überfordern oder „nerven“
27. Ich gerate leicht in Auseinandersetzungen mit anderen
28. Meine Stimmung ist deutlich besser und optimistischer
29. Ich trinke mehr Kaffee
30. Ich rauche mehr
31. Ich trinke mehr Alkohol
32. Ich nehme mehr Drogen (Beruhigungsmittel, Stimulantien, …)
Beschreibe die eben genannten Aussagen über ein „Hoch“ (Kreuze bitte nur
EINE Aussage an)
…wie Du Dich manchmal (zeitweise) fühlst und verhältst?
Falls Du diese Aussage angekreuzt hast, beantworte bitte alle Fragen von 5
bis 9
…wie Du Dich meistens fühlst und verhältst?
Falls Du diese Aussage angekreuzt hast, beantworte bitte alle Fragen von 5
bis 6
Ich hatte nie ein solches Hoch.
Falls Du diese Aussage angekreuzt hast, beantworte bitte keine weiteren
Fragen mehr.
69
5)
Auswirkungen irgendwelcher „Hochs“ in Deinem Leben auf verschiedene Lebensbereiche:
Positiv und
Negativ
Familie
Freunde und Bekannte
Arbeit
Freizeit
6)
Negativ
Neutral
Reaktionen der anderen auf Deine „Hochs“.
Wie waren die Reaktionen oder Bemerkungen von anderen, die Dir nahe
stehen oder ich sehr gut kennen in Bezug auf diese „Hochs“? Kreuze
bitte nur Eine Aussage an)
Positiv (z.B. unterstützend, ermutigend)
7)
Positiv
Neutral
Negativ
Positiv und Negativ
Keine Reaktion
Dauer solcher „Hochs“ in der Regel: (Kreuze bitte nur Eine Aussage an)
1 Tag
2-3 Tage
4-7 Tage
Länger als 1 Woche
Länger als 1 Monat
Ich kann es nicht beurteilen bzw. weiß es nicht
8)
Hattest Du während der letzten 12 Monate solche „Hochs“?
9)
Wenn ja, bitte schätze wie viele Tage Du während der letzten 12 Monate in
„Hochs“ verbracht hast: Insgesamt waren es
70
Ja Tage.
Nein 9.3.2
Fragebogen zu Stärken und Schwächen
(SDQ)
Nicht zutreffend
1. Ich versuche, nett zu anderen Menschen zu
sein, ihre Gefühle sind mir wichtig
2. Ich bin oft unruhig; ich kann nicht lange still
sitzen
3. Ich habe häufig Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen; mir wird oft schlecht
4. Ich teile normalerweise mit Anderen (z. B. Süßigkeiten, Spielzeug, Buntstifte)
5. Ich werde leicht wütend; ich verliere oft meine
Beherrschung
6. Ich bin meistens für mich alleine; ich beschäftige mich lieber mit mir selbst
7. Normalerweise tue ich, was man mir sagt
8. Ich mache mir häufig Sorgen
9. Ich bin hilfsbereit, wenn andere verletzt, krank
oder traurig sind
10. Ich bin dauernd in Bewegung und zappelig
11. Ich habe einen oder mehrer gute Freunde oder Freundinnen
12. Ich schlage mich häufig; ich kann andere
zwingen zu tun, was ich will
13. Ich bin oft unglücklich oder niedergeschlagen;
ich muss häufig weinen
14. Im allgemeinen bin ich bei Gleichaltrigen beliebt
15. Ich lasse mich leicht ablenken; ich finde es
schwer, mich zu konzentrieren
16. Neue Situationen machen mich nervös; ich
verliere leicht das Selbstvertrauen
17. Ich bin nett zu jüngeren Kindern
18. Andere behaupten oft, dass ich lüge oder mogele
19. Ich werde von anderen gehänselt oder schikaniert
20. Ich helfe anderen oft freiwillig (Eltern, Lehrern
oder Gleichaltrigen)
21. Ich denke nach, bevor ich handele
22. Ich nehme Dinge, die mir nicht gehören (von
zu Hause, in der Schule oder anderswo)
23. Ich komme besser mit Erwachsenen aus als
mit Gleichaltrigen
24. Ich habe viele Ängste; ich fürchte mich leicht
25. Was ich angefangen habe, mache ich zu Ende; ich kann mich lange genug konzentrieren
71
Teilweise Eindeutig
zutreffend zutreffend
10.
Lebenslauf
Persönliche Daten
Name
Geburtsdatum
Geburtsort
Franca Julia Pörtner
03.07.1980
Herten
Schulausbildung
1986 – 1991
1991 – 2000
Grundschule an der Pfefferackerstraße
Annette – von – Droste – Hülshoff – Gymnasium
Hochschulausbildung
WS 2000/2001 – WS 2001/2002 Studium der Zahnmedizin an der Johann
Wolfgang Goethe - Universität in Frankfurt am
Main
WS 2001/2002
Hochschulwechsel zur Universität zu Köln
WS 2007/2008
Staatsexamen
03.12.2007
Approbation
Wissenschaft
August 2006
März 2007
Beginn der Dissertation in der Kinder– und
Jugendpsychiatrie der Uni Köln
Vortrag und Präsentation der Ergebnisse beim
Kongress der deutschen Gesellschaft für Kinder– und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik
und Psychotherapie e. V.
Berufliche Tätigkeiten
13.12.2007 – 31.12.2008
Angestellt in der Zahnarztpraxis Stephan
Schaffrinski in Gladbeck
Seit dem 01.01.2009
Angestellt in der Zahnarztpraxis Dr. Heinrich
Florian Schmitz in Wuppertal
72
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