PDF 01435 Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie Nervus radialis, Lähmung drucken PDF Englischer Begriff Radial nerve palsy Definition Sensomotorische Ausfälle bei Schädigung des N. radialis. Pathogenese 1. Axilla: meistens mechanische Läsion infolge von Trauma oder Druckläsion durch Krücke oder Werkzeug. 2. Oberarm: a) Humerusschaftfrakturen, 70 % der begleitenden Nervenverletzungen betreffen den N. radialis; b) Entzündungen; c) Drucklähmungen: Durchtritt zwischen den Köpfen des M. trizeps, „Parkbanklähmung“ durch ungünstige Lage des Arms bei sehr tiefem Schlaf (Intoxikation) oder Koma,Tumore, operative Verletzungen des N. radialis (meist Dehnungen). 3. Vorderarm: a) am häufigsten Druckschädigung bei Durchtritt durch den M. supinator; neben Anomalien des Supinatorkanals (Bursa, straffer, sehnig ausgebildeter Rand der Eintrittslücke, Frohse-Arkade) auch b) Tumore oder Aneurysmen; c) selten auch zu eng sitzende Verbände; d) Frakturen am Unterarm, dabei handelt es sich in 35 % der Nervenverletzungen um Verletzungen des N. radialis. 4. Kompression des R. superficialis durch eng sitzende Arm- und Uhrbänder oder Handschellen, aber auch spontan bei Diabetes mellitus und bei intensiver Beanspruchung des Handgelenks (Wartenberg-Syndrom). 5. Kompression der Nn. digitales dorsales durch Arbeitswerkzeuge wie Zange oder Schere. Symptome Siehe Tabelle 1. Tabelle 1. Symptome bei Schädigung des N. radialis. Läsionsort Motorische Ausfälle Sensibilitätsstörungen Axilla Atrophie des M. triceps, des M. brachioradialis und aller Handextensoren, Haut über Spatium interosseum I (Autonomgebiet) Streckung des Ellenbogens, Flexionsschwäche des Ellenbogens in Mittelstellung Fallhand Oberarmmitte M. triceps intakt Atrophie des M. brachioradialis und der Handextensoren, Flexionsschwäche des Ellenbogens in Mittelstellung Parese der ulnaren Handextensoren (Hand weicht beim Strecken nach ulnar ab) und Parese der langen file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to026730.html[12.10.2010 07:25:54] Haut über Spatium interosseum I PDF 01435 Fingerstrecker (Strecken der Langfinger und des Daumengrundgelenks) Fallhand Proximaler Unterarm Supinator intakt Parese der ulnaren Handextensoren (Hand weicht beim Strecken nach ulnar ab) und Parese der langen Fingerstrecker (Strecken der Langfinger und des Daumengrundgelenks) Fallhand Proximal des Handgelenks R. superficialis (WartenbergSyndrom) Finger, Nn. digitales dorsales Parästhesien (Cheiralgia paraesthetica) an Handrücken, Streckseite des Daumens, Grundglied des Zeigefingers, Mittelfinger, radiale Seite des 4. Fingers Streckseite des Daumens und Grundglied des Zeigefingers und radiale Seite des Mittelfingers Supinatorlogensyndrom: Bei chronischer Kompression fällt meistens zuerst der M. extensor digiti minimi aus, dann folgen die anderen vom R. profundus versorgten Finger-und Handstrecker. Diagnostik Klinisch-neurologische Untersuchung mit Radialisfunktionstests: Strecken des Ellenbogens gegen Widerstand (M. trizeps). Flexion des Ellenbogens in Mittelstellung des Unterarms zwischen Pronation und Supination (M. brachioradialis). Dorsalextension der Hand mit im Grundgelenk gebeugten Fingern (M. extensor carpi radialis und M. extensor carpi ulnaris). Streckung der Fingergrundgelenke (M. extensor digitorum communis und M. extensor indicis). Abduktion des Daumens in Ebene der Metakarpalia II–V bei flach auf der Unterlage aufliegendem Handrücken. Streckung des Daumenendglieds gegen Widerstand bei fixiertem Handgelenk und Daumengrundgelenk (M. extensor pollicis longus). Streckung des Daumengrundgelenks gegen Widerstand bei fixiertem Handgelenk und gestrecktem Endgelenk. Fallhand: Verlust der Streckung der Hand und Langfinger. Differenzialdiagnose Mononeuritis multiplex, zentrale Parese (Dorsalextension der Hand bei Faustschluss meist stärker ausgeprägt als bei Radialisparese), Sehnenveränderungen bzw. Sehnenrisse z. B. bei rheumatoider Polyarthritis täuschen bisweilen eine Radialisparese vor. Trommlerlähmung: Ruptur der Sehne des M. extensor pollicis longus infolge Degeneration oder Radiusfraktur mit Ausfall der Daumenendgliedstreckung. Therapie Je nach Genese der Radialisparese. Konservative/symptomatische Therapie Oberarm: akut mit Fraktur aufgetretene Lähmung, meist Kontusion gute Chance auf spontane Erholung. file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to026730.html[12.10.2010 07:25:54] PDF 01435 Medikamentöse Therapie Antiphlogistika Operative Therapie Indikation für Oberarm: fehlende Reinnervation im M. brachioradialis, fehlendes Hoffmann-Tinel-Zeichen nach drei Monaten, allmählich progrediente Parese nach Fraktur auftretend. Bewertung Operativ bedingte Lähmungen des N. radialis: zwei Drittel mäßige bis gute Erholung, ein Drittel schlechte Ergebnisse. Schlafdrucklähmungen haben im Allgemeinen eine gute Prognose mit Rückbildung der Symptome innerhalb von Tagen bis Wochen. Nachsorge Physiotherapie Autor Iris Reuter file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to026730.html[12.10.2010 07:25:54]