Geschichte Christian Heinze Der Kreuzzugsaufruf Urbans II. 1095 in Clermont [Pope Urbans preaching 1095 in Clermont] - ’Gott will es!’ - Will Gott es wirklich?“ Studienarbeit „’Gott will es!’ - Will Gott es wirklich?“ Der Kreuzzugsaufruf Urbans II. 1095 in Clermont. Historisches Institut Sommersemester 2006 „’Gott will es!’ - Will Gott es wirklich?“ Der Kreuzzugsaufruf Urbans II. 1095 in Clermont. [Urbans Preaching 1095 in Clermont] I Inhaltsverzeichnis……………………………………………………………..II 1. Einleitung…………………………………………………………………..3 2. Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens – Historische Ausgangssituation……………………………………………..6 2.1 Eine christliche Kriegsethik wächst heran – „Eine neue Theorie der Gewalt“…………………………………..6 3. 4. 2.2 Die Situation im oströmischen Reich……………………………...10 2.3 Die Situation des Papsttums im ausgehenden 11. Jahrhundert…….11 Die Ereignisse unmittelbar vor dem Aufruf……………………………….13 3.1 Das Konzil in Piacenza…………………………………………….15 3.2 Das Konzil in Clermont…………………………………………....16 Der Kreuzzugsaufruf Urbans II. in Clermont……………………………...17 4.1 Die Quellen………………………………………………………...17 4.2 Der Inhalt der Rede………………………………………………...18 4.2.1 Repression der Christen…………………………………....18 4.2.2 Appell an das Gewissen der Zuhörer……………………....19 4.2.3 Vorteile durch den Kreuzzug……………………………....20 4.2.4 Jerusalem als Ziel der Bewegung…………………………. 21 4.3 Zusammenfassung: Inhalt der Rede………………………………..22 II „’Gott will es!’ - Will Gott es wirklich?“ Der Kreuzzugsaufruf Urbans II. 1095 in Clermont. 5. Die Intention des Papstes…………………………………………………..22 6. „’Gott will es!’ – Will Gott es wirklich?“ oder: Warum der Aufruf Urbans II. so folgenreich war…………………...26 7. Zusammenfassung: Der Kreuzzugsaufruf Urbans II. als Wendepunkt mittelalterlicher Geschichte?.............................................31 8. 9. 1. Quellen- und Literaturverzeichnis………………………………………....III 8.1 Quellen……………………………………………………………..III 8.2 Literatur……………………………………………………………IV Anhang……………………………………………………………………..VII Einleitung „Alte Wunden brechen auf. Der selbst ernannte Kreuzfahrer George W. Bush und ein Bildnis Saddam Husseins, das ihn zwischen Panzern und Raketen in der Pose Saladins darstellt“ 1 So dokumentierte DER STERN die Selbstpräsentation zweier in der Weltpolitik der vergangenen Jahre vielbeachtetsten Personen anhand zweier Fotos die George W. Bush bei einer Rede mit christlicher Symbolik im Hintergrund und Saddam Hussein auf einem Propagandagemälde zeigen. Man nimmt hier Bezug auf eine am Ende des 11. Jahrhunderts entstandene Bewegung, die bis heute Einfluss auf das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen2 besitzt, die Kreuzzüge. Auch in anderen Zusammenhängen werden Begriffe wie „Kreuzzugsgeist“ und „Kreuzritter“ immer wieder eingesetzt. So stellte zum Beispiel der ehemalige amerikanische Präsident Eisenhower seine Memoiren über den zweiten Weltkrieg unter den Titel „Kreuzzug in Europa“ und der deutsche Wehrmachtsgeneral von Tippelskirch bezeichnete in einer Publikation das Vorgehen der Alliierten bis zur bedingungslosen Kapitulation des Dritten Reiches als „Kreuzzugsfanatismus“.3 Zwei Dinge werden hier deutlich. Zum einen eignen sich diese Begriffe sehr gut um Dinge zu benennen, mit einer Wertung zu versehen und eine Einteilung zwischen „Gut 1 Abb. in: DER STERN Nr. 13, 23.03.2005, S. 70. Abbildung siehe 9. Anhang. Diese unzulässige Verallgemeinerung ist auf die Darstellung der Medien bezogen. 3 Vgl. Hehl, Ernst-Dieter, Was ist eigentlich ein Kreuzzug?, Historische Zeitschrift 259 (1994), S. 298. 2 II „’Gott will es!’ - Will Gott es wirklich?“ Der Kreuzzugsaufruf Urbans II. 1095 in Clermont. und Böse“ zu treffen. Zum anderen ist der Begriff kaum fassbar, diffus und hat sich dennoch bis in die Neuzeit erhalten.4 Die eigentliche Kreuzzugsbewegung ist längst beendet. Sie hielt fast 300 Jahre an5, ihren Ursprung hatte sie in Papst Urbans II. Rede am 27. November 1095 in Frankreich, vor den Toren der Stadt Clermont. Dort verlas Urban II. einen folgenschweren Aufruf zum bewaffneten Kampf im Namen der Kirche, der in den darauf folgenden Jahrhunderten Zehntausende aus allen Bevölkerungsschichten des Abendlandes zum Aufbruch ins Heilige Land veranlasste, wobei der Begriff „Kreuzzug“ selbst erst im 13. bzw. 14. Jahrhundert geprägt wurde.6 Der Inhalt dieses Aufrufes ist beständig Teil der wissenschaftlichen Diskussion im Zusammenhang mit der Entstehung der Kreuzzugsbewegung. Er wirft, soweit man die verfügbaren Quellen in ihrer Gesamtheit berücksichtigt, verschiedene grundlegende Fragestellungen auf. Es stellt sich zum einen die Grundfrage nach dem eigentlichen Ziel der entstehenden Kreuzzugsbewegung. Und hier besonders nach der Rolle, die Jerusalem für die Pilger und für den Pontifex selbst dabei spielte. Eine weitere essentielle Frage ist auch, warum der Aufruf so immens erfolgreich sein konnte. Die grundlegenden Veränderungen, die sich durch die Kreuzzugsbewegung ergaben, sind das beste Beispiel dafür. In dieser Arbeit soll die Rede, die Urban der II. am 27. November 1095 in Clermont gehalten hat, im Vordergrund stehen. Dabei versuche ich einige Grundtendenzen zur Beantwortung der folgenden Fragen herauszuarbeiten. Die Fragestellung „Gott will es! – Will Gott es wirklich?“7 legt den Fokus dabei besonders auf den Inhalt dieser Rede und den Versuch daraus die Intention des Papstes, der als oberster Repräsentant der Kirche die Verantwortung trug, deutlich werden zu lassen. Was waren seine Motive, bzw. was könnten seine Motive gewesen sein? War es die Befreiung Jerusalems oder des Heiligen Landes? War es Hilfe für die orientalischen Christen? War es die Vorherrschaft der römischen Kirche gegenüber der byzantinischen oder war die Zielsetzung auch die Wiedervereinigung der gespaltenen Christenheit? Gab es andere Motive? Wie ist der Erfolg des Kreuzzugsaufrufes zu erklären? Wie hat Urban II. persönlich dazu beigetragen? 4 Vgl. ebd. Zur Frage von Definition und Dauer der Kreuzzugsbewegung vgl. Riley-Smith, Jonathan, Die Kreuzzüge. Kriege im Namen Gottes, (übers. Michaela Diers), Freiburg u. a. 1999, S. 5ff. 6 Vgl. Mayer, Hans Eberhard, Geschichte der Kreuzzüge, Stuttgart9 u. a. 2000, S. 15. 7 Der erste Teil der Überschrift entspricht: Hiestand, Rudolf, „Gott will es!“ – Will Gott es wirklich? Die Kreuzzugsidee in der Kritik ihrer Zeit (=Beiträge zur Friedensethik, 29), Stuttgart u. a. 1998. 5 II