Letzte Aktualisierung 05.07.2006

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Immunologie
Letzte Aktualisierung
05.07.2006
copyright by
Uwe Hofmann
Krankenpfleger und Rettungsassistent
Pfarrgasse 1
97522 Sand am Main
Fax +49 9524 / 850281
e-Mail: [email protected]
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Zusammenfassung Mikrobiologie
1. Immunologie
1 Immunologie
Das Immunsystem hat die Funktion einer Körperpolizei, die Eindringlinge abwehrt
und unschädlich macht. Ein vom Immunsystem als fremd bewerteter Mikroorganismus / bewertete Substanz wird Antigen genannt. Löst das Antigen eine Immunantwort aus, handelt es sich um ein Immunogen.
Zellen, die im Immunsystem eine Rolle spielen:
• Stammzellen: Vorläuferzellen, die im roten Knochenmark gebildet werden und
aus denen letztlich alle am Immunsystem gebildeten Zellen sowie die Erythrozyten hervorgehen.
• Leukozyten: Sammelbegriff für alle weißen Blutkörperchen (Granulozyten, Monozyten, Lymphozyten).
• Die polymorphkernigen Granulozyten mit gelapptem Zellkern werden je nach
ihrem Färbeverhalten (nach Giemsa) wieder unterschieden in:
• Neutrophile (Fäbereaktion neutral)
• Eosinophile (Reaktion v.a. mit sauren Farbstoffen)
• Basophil (Reaktion v.a. mit basischen Farbstoffen)
Sie spielen eine Rolle bei der ersten (unspezifischen) Immunabwehr. Am zahlreichsten sind die neutrophilen, die eindringende Antigene über die Zellmembran aufnehmen (Phagozytose) und intrazellulär zerstören.
Die Zahl der eosinophilen ist bei Wurmerkrankungen meist erhöht.
• Die in Gewebe und Organe eingewanderten Makrophagen und ihre Vorläuferzellen im Blut (die Monozyten) agieren wie die neutrophilen Granulozyten
als unspezifische Freßzellen.
• Die Lymphozyten unterteilen sich wiederum je nach ihrer Herkunft in
• T-Lymphozyten: Ursprüngliche Entstehung im Thymus. Spezielle Leukozyten, die sowohl als
• T-Helferzellen (TH-Lymphozyten durch chemische Alarmierung anderer
Immunzellen eine Immunantwort auslösen und verstärken, als auch als
• T-Suppressorzellen (TS-Lymphozyten) eine Immunantwort unterdrücken
können, um überschießende Reaktionen zu vermeiden.
• T-Killerzellen (TK-Lymphozyten) zerstören spezifische Zellen, die Antigene tragen.
• B-Lymphozyten: Ursprüngliche Entstehung im Bursa Fabricii, einem Organ, welches bei Vögeln die Bildung von B-Lymphozyten. Beim Menschen
werden sie in den Lymphknöten aus den Vorläuferzellen differenziert.
Sie produzieren die Antikörper für die humorale Immunantwort. Diese gehen spezifisch mit einem bestimmten Antigen eine Bindung ein. Die chemische Information zur Bildung spezifischer Antikörper erhalten sie von
anderen Zellen, z.B. den T-Zellen und Makrophagen. Diese präsentieren
das entsprechende Antigen auf ihrer Zelloberfläche.
Antikörper (Immunglobuline) sind Proteine, die spezifisch Antigene durch eine chemische Bindung neutralisieren. Es gibt fünf verschiedene Klassen:
- IgA kommt meist in Sekreten von Schleimhäuten vor (Augen, Schweißdrüsen,
GIT)
- IgD erscheint zusammen mit IgM membrangebunden auf der Zelloberfläche
von
Zusammenfassung Mikrobiologie
1. Immunologie
B-Lymphozyten
IgE spielt bei Allergien vom Soforttyp eine Rolle durch Aktivierung von Immunzellen
Und Freisetzung von Histamin
- IgG häufigster Antikörper bei älteren Infektionen
- IgM häufigster Antikörper bei frischen Infektionen; v.a. bei Erstinfektionen
Ein Antikörper besteht aus jeweils zwei schweren (H=Heavy) und zwei leichten (L =
Light) Ketten, die durch zwei Schwefelatome (Disulfidbrücken) miteinander verbunden sind.
-
Das C-terminale Ende ist ein kristallisierbares Fragment, an der z.B. die Komplementfaktoren binden.
Beim Komplementsystem handelt es sich um ein System von Plasmaproteinen, den
Komplementfaktoren. Sie werden sowohl bei der spezifischen, als auch bei der unspezifischen Immunabwehr aktiviert. In Kaskadenreaktionen heften sie sich an Immunkomplexe (Antigen – Antikörper-Reaktion) oder direkt an eingedrungene Erreger
und schädigen deren Zellmembranen. Die Komplementfaktoren vervollständigen
(komplementieren) die Immunabwehr, durch Unterstützung der Antikörper und der
Leukozyten bei der Immunreaktion.
Die ersten Reaktionen der Körperabwehr gegen eingedrungene Antigene sind unspezifisch und geschieht durch Phagozytose der Freßzellen (Granulozyten, Makrozyten, Monozyten). Sie sind nicht gegen ein bestimmtes Antigen gerichtet.
Für die spezifische Abwehr (gegen ein bestimmtes Antigen gerichtete zellvermittelte
Immunität) sind die T-Lymphozyten verantwortlich. Die humorale Immunität beruht
auf der Bindung von Antikörpern an ein bestimmtes Antigen (Immunkomplex).
Bei der Autoimmunantwort reagiert das Immunsystem auf körpereigene Substanzen,
die es als fremd einstuft. Dies kann zu Autoimmunerkrankungen führen, die meist auf
einer pathologischen Veränderung der Oberfläche von Gewebe oder auf Freisetzung
von intrazellulären Substanzen (Tumorerkrankungen) beruht.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
2. Serologische Immuntests
2 Serologische Immuntests
Durch bestimmte serologische Tests besteht die Möglichkeit, bestimmte erregerspezifische Antikörper nachzuweisen.
• ELISA (Enzyme-linked-Immuno-Sorbent-assay)
- Beschichten einer Mikrotiterplatte mit einem Antigen
- Auftragen einer Testlösung (z.B. Patientenserum), welche auf für das Antigen
spezifische Antikörper untersucht werden soll
- Sind Antikörper vorhanden, werden diese an das Antigen gebunden (→ Immunkomplex) und somit auch an die Oberfläche der Testplatte
- Zugeben eines an ein Enzym gekoppeltem Antikörpers gegen die zuvor aufgetragene Testlösung
- Wurde vorher ein Immunkomplex gebildet, binden auch die zweiten, gegen die
Testlösung gerichtete Antikörper mit dem Enzym an die Platte.
- Zugeben eines Substrates für das Enzym. Ist das Enzym vorhanden, kommt
es zu einer chemischen Reaktion mit Farbumschlag. ⇒ Positiver Befund
• RIA (Radio-immun-assay)
Ähnlich dem ELISA. Statt enzymatische Reaktion wird die radioaktive Markierung
von Antikörpern angewandt.
• Immunofluoreszenztest
Wie ELISA, jedoch Markierung durch fluoreszierende Substanz, die an die Serum-Antikörper gekoppelt sind.
• KBR (Komplementbindungsreaktion)
Es werden Serum, Antigen und Komplementfaktoren miteinander vermischt. Sind
spezifische Antikörper vorhanden, wird das Komplement verbraucht. Danach
werden Schaferythrozyten mit Komplement-aktivierenden Antikörpern gegen diese Erythrozyten zugegeben. Wurde das Komplement verbraucht, können die
Schaferythrozyten nicht zerstört werden (→positives Ergebnis ohne Farbumschlag).
Wurde das Komplement nicht verbraucht, werden die Schaferythrozyten zerstört
(lysiert) und es kommt zu einem optisch sichtbaren Farbumschlag (→ negatives
Ergebnis)
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Zusammenfassung Mikrobiologie
3. Biologische Einteilung von Organismen
3 Biologische Einteilung von Organismen
Die Gesamtheit aller Organismen kann in fünf, sich grundlegend unterscheidende
Gruppen unterteilt werden:
• Tiere
• Pflanzen
• Pilze
• Bakterien
• Viren
Mit Ausnahme der Viren bestehen alle Organismen aus Zellen, die von einer Membran umgeben ist. Diese ist semipermeabel, d.h. durchlässig für Moleküle bis zu einer bestimmten Größe. Diese Membranen trennen intra- und extrazellulären Raum
voneinander.
Viren sind azellulär. Sie haben keine zelluläre Struktur und bestehen nur aus Nukleinsäure. Es gibt DNA- und RNA-Viren. Sie verfügen nur über ein unvollständiges
Genom (vollständige Erbanlagen) und sind deshalb abhängig von Wirtszellen.
Zelluläre Organismen lassen sich nach ihrem Zellaufbau grundsätzlich unterscheiden.
• Eukaryonten besitzen einen echten Zellkern (nucleus) der die DNA enthält und
von einer Membran umgeben ist. Zusammen mit den anderen Zellorganellen ist
das Gebilde nochmals von einer Membran umgeben. Dies wird auch Zellkompartimentierung genannt.
Von der DNA wird die Proteinbiosynthese (Herstellung von Enzymen und Zellbestandteilen) gesteuert. Das Genom besteht in der Regel aus einem diploiden
Chromosomensatz. Die Mitochondrien besitzen eine eigene (wenn auch unvollständige) DNA und dienen der Energiegewinnung über die Atmung. Endoplasmatisches Retikulum und Golgi-Apparat dienen dem Umbau und dem Transport von
Stoffwechselprodukten. Im Zytosol (dem Raum außerhalb von Kern und Organellen) finden ebenfalls Stoffwechselvorgänge statt.
Zelluläre Eukaryonten: Tiere inkl. Mensch, Pflanzen, Pilze
• Prokaryonten besitzen keine Zellkompartimentierung. Die DNA liegt ringförmig
als Kernäquivalent mitten im Zytosol vor. Die Zellatmung findet an der Zellmembran statt. Mit Ausnahme der Mykoplasmen sind alle Prokaryonten von einer festen Zellwand umgeben. Prokaryonten sind immer einzellig. Sie haben ein Genom mit einem einfachen (habloiden) Chromosomensatz.
Zelluläre Prokaryonten: Bakterien
3.1
Aufbau der Bakterienzelle
Bakterien besitzen keinen, durch Biomembranen abgegrenzten Zellkern oder andere Zellorganellen (also keine Kompartimentierung) und sind prinzipiell einzellig. Die ringförmige DNA hat nur einen haploiden (einfachen) Chromosomensatz.
Mit Ausnahme der Mykoplasmen besitzen Bakterien eine charakteristisch aufgebaute Zellwand, den Mureinsaculus, der nach der in ihm enthaltenen Mureinsäure benannt ist.
Die Zellwand kann von einer Kapsel umgeben sein, die vor Phagozytose durch
Immunzellen schützt und antigene Eigenschaften besitzt. Im Menschen leben
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3. Biologische Einteilung von Organismen
viele Bakterien als physiologische Flora oder als harmlose Kommensalen. Es
sind aber auch viele Infektionskrankheiten bakteriellen Ursprungs.
Bakterien sind in zwei große Gruppen unterteilter: grampositiv und gramnegativ.
Diese Einteilung beruht auf eine Farbreaktion im Gram-Test, dessen Ergebnis
von der unterschiedlichen Dicke des Mureinsacculus abhängt. Bei grampositiven
Bakterien ist die Mureinschicht mehrschichtig, bei gramnegativen nur einschichtig.
3.1.1 Gram-Test:
- Bakterien auf Objektträger hitzefixieren
- Zugabe von blauem Farbstoff (z.B. Kristallviolett) und Bindung dieses
Farbstoffes an bakterielle Zellbestandteile
- Entfernung nicht gebundenen Farbstoffes durch Zugabe Lugolscher Jodlösung, damit ein schwerlöslicher Lack gebildet wird: Kristallviolett + Jod
- Entfernung der überschüssigen Jodlösung und Entfärben des Präparates
mit Alkohol. ⇒ Bei dünner Zellwand kann der Kristallviolett-Jod-Lack entfernt werden → negativ
- Gegenfärben durch Zugabe eines roten Farbstoffes (z.B. Fuchsinrot).
Wenn das Kristallviolett durch den Alkohol entfernt werden, kann das
Fuchsinrot in die Zelle eindringen
⇒ Gram-positive Bakterien sind blau-violett gefärbt, da der Lack durch die
dicke Zellwand zurückgehalten wurde
⇒ Gram-negative Bakterien sind rot, weil der Lack ausgewaschen werden
und mit Fuchsinrot gegengefärbt werden konnte.
3.1.2 Ziehl-Neelsen-Färbung
Ziel: Darstellung säurefester Bakterien.
Prinzip: Einmal aufgenommener Farbstoff wird selbst nach Behandlung mit
HCl-Alkohol nicht mehr abgegeben. Entfärbte, nicht säurefeste Bakterien
werden durch Kontrastfärbung mit Methylenblau dargestellt.
Vorgehen:
- 3-5 Min. Karbol-Fuchsin auftropfen und verdampfen
- Wasser spülen, trocknen
- Mit HCl-Alkohol entfärben
- Wasser spülen
- Nachfärben mit Methylenblau-Lösung für 3 min.
- Wasser spülen, trocknen
⇒ Säurefeste Bakterien sind rot auf blauem Untergrund sichtbar
3.2
Bakterien- und Geißelformen
Die Geißeln dienen dem Bakterium der Fortbewegung. Kleiner als die Geißeln
sind die Pili, die der Anheftung des Bakteriums dienen. Anzahl und Lage der
Geißeln variieren artspezifisch ebenso wie die äußere Form.
Ein einzelnes Bakterium ist meist rund (Kokken) oder stäbchenförmig (Stäbchen). Die Einzelzellen können sich wiederum in unterschiedlicher Form zusammenlagern, sodaß Pärchen (Diplokokken → Neisserien und Pneumokokken),
Haufen (Staphyllokokken) oder Ketten (Streptokokken) entstehen.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
3. Biologische Einteilung von Organismen
3.3
Sauerstoffbedarf
Ein wichtiger Parameter für den Stoffwechsel ist der Sauerstoffbedarf.
- obligat aerob: benötigen Sauerstoff → Pseudomonas
- fakultativ anaerob: kommen auch ohne Sauerstoff aus, indem sie über alternative Möglichkeit zur Energiegewinnung (meist über Gärung) verfügen → E.
coli
- obligat anaerob: Sauerstoff wirkt für sie toxisch, da sie bei der Umwandlung
von Sauerstoff die giftigen Stoffwechselzwischenprodukte (Wasserstoffperoxid, Sauerstoffradikale) aufgrund fehlender Enzyme nicht abbauen können →
Clostridien
3.4
Anspruch auf Nahrung und Milieu
Es gibt viele unterschiedliche Lebensgewohnheiten und Stoffwechselwege. Von
Bedeutung sind:
- Sauerstoffgehalt
- pH-Wert (Konzentration der Wasserstoffionen)
- Konzentration an spezifischen Nährstoffen
- Lichtverhältnisse
- Salz- und Ionengehalt
Sich autotroph ernährende Bakterien gewinnen analog zu den Pflanzen mit Hilfe
von Licht aus anorganischen Substanzen (CO2) die für Stoffwechsel und Zellaufbau notwendige Energie zur Herstellung von Kohlenstoffverbindungen (Proteine,
Kohlenhydrate und Fette).
Die meisten Prokaryonten und alle bakteriellen Krankheitserreger sind heterotroph, was bedeutet, daß sie fertige Kohlenstoffverbindungen als Nahrungsgrundlage benötigen.
3.5
Sporenbildung
Einige Gattungen von grampositiven Bakterien können bei entsprechenden physiologischen Bedingungen auch Sporen ausbilden. Sie umgeben sich mit einer
Sporenwand, um bei ungünstigen Lebensbedingungen mit reduziertem Stoffwechsel zu überdauern. Diese Sporen können dann wieder zu vegetativen Bakterienzellen auskeimen. Sie sind extrem resistent gegen Hitze und Austrocknung.
Dies macht die Trockensterilisation, bzw. das Autoklavieren (Feuchtsterilisation)
notwendig als Garant absoluter Keimfreiheit.
3.6
Bakterielle Toxine
Die pathogene Wirkung vieler Bakterien beruht auf dem Vorhandensein spezieller Toxine (Gifte), die die Erreger abgeben. Dabei wird unterschieden in Exotoxine, die die Bakterien während ihrer Lebenszeit abgeben (Diphterie, Tetanus) und
in Endotoxine, die erst beim Zerfall des Erregers frei werden. Ein Enterotoxin
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Zusammenfassung Mikrobiologie
3. Biologische Einteilung von Organismen
kann sowohl Endo- als auch Exotoxin sein. Der Name besagt lediglich, daß es im
Darm frei wird.
3.7
Physiologische Körperflora
Unter normalen physiologischen Verhältnissen ist der menschliche Körper besiedelt mit einer Vielzahl von Bakterien und in geringerem Ausmaß auch Protozoen
(tierische Einzeller) und Pilze. Es handelt sich hierbei um Kommensalen oder sogar Symbionten.
- Haut: Corrynebakterien, Staphylokokken und Propionibakterien (Talgdrüsen).
Man unterscheidet die Residentflora (dauernd anwesende Keime) von der
Transientflora (nur vorübergehende Besiedelung der Haut).
- Mund und Rachen: Streptokokken und Anaerobier. Oft überleben hier fakultativ pathogene Keime (z.B. staph. Aureus), die in anderen Körperregionen
Krankheiten verursachen. Die Mundflora hat zur Aufgabe, fremde und pathogene Keime in Schach zu halten.
- Nasenflora: v.a. Corrynebakterien und Staphylokokken. Auch Staph. Aureus
- Unterer Respirationstrakt: gering von Bakterien besiedelt.
- Oesophagus, Magen: niedriger ph-Wert, relativ keimarm
- Duodenum: relativ keimarm
- Dünn- und Dickdarm: relativ viele Bakterien, v.a. im Dickdarm. In Richtung
Rektum nimmt Keimdichte beständig zu. Dünndarm hauptsächlich Bifidobakterien und Enterokokken. Im Dickdarm hauptsächlich Anaerobier wie Bacteroides, Clostridien und Bifidobakterien. Gering fakultativ anaerobe Enterobakterien (E. coli) und Enterokokken.
- Harnwege: sollten bis Harnblase nicht besiedelt sein. Genitale und Urethra artenreiche Mischpopulation aus Aerobiern (Staphylokokken, Mukobakterien,
Enterobakterien) und Anaerobiern (Bacteroides)
- Scheide: besonders dicht besiedelt. Während der Pubertät und im höheren
Alter Mischflora, bei der erwachsenen Frau dominieren jedoch vor der Menopause Laktobakterien. Ziel: Produktion von Milchsäure zur ph-WertReduzierung
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Zusammenfassung Mikrobiologie
3.8 Systemische Einteilung von Bakterien
3.8 Systemische Einteilung der Bakterien
Gramnegative Kokken
Gramnegative Stäbchen
•
•
•
•
Neisseria
N. gonorrhoeae
N. meningitidis
Acinetobacter
Branhamella
Moraxella
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Pseudomonas
ps. Aeruginosa
ps. Pseudomallei
ps. mallei
Brucella
b. melitensis
b. abortus
b. suis
Haemophilus
h. influenzae
h. aegyptius
h. ducreyi
Legionella
Vibrio
V. cholerae
V. parahaemolyticus
Aeromonas
Plesiomonas
Alcaligenes
Afipia
Bordetella (pertussis)
Francisella
Pasteurella
Gardernella
Enterobakterien
•
•
•
•
Salmonella (typhi / paratyphi)
Shigella
Klebsiella
Yersinia (pestis, pseudotuberculosis, enterocolitica)
Enterobacter
Escherichia
Citrobacter
Serratio
Proteus
•
•
•
•
•
Gramnegativ, Spiralform
•
•
•
•
Campylobacter (jejuni, fetus)
Helicobacter (pylori)
Spirillum (minus)
Streptobacillus (mniliformis)
Gramnegative Spirochaeten
•
Treponema pallidum
Tr. Pallidum
Tr. Carateum
Tr. Vincentii
Borrelien
B. burgdorferi
B. recurrentis und B. durroni
Leptospira interrogans
-
•
•
Obligat intrazelluläre Bakterien, gramnegativ
•
Rickettsiaceae
Rickettsia
Rochalimaea
Coxiella burnetii
Clamydiaceae
cl. Trachomatis
cl. Pneumoniae
cl. psittaci
-
•
Bacteriodaceae
•
•
•
•
•
Bacteroides
Prevotello
Porphyromonas
Fusobacterium
Leptotrichia
Grampositive Kokken
Grampositive Stäbchen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Staphylococcus
staph. Epidermitis
staph. Saprophyticus
staph. Aureus
Streptococcus
strept. Pyogenes
strept. Agalactiae
strept. Faecialis
strept. Viridans
Peptostreptokokken
Pneumokokken
Enterococcus
Micrococcus
Stomatococcus
Peptococcus
Peptostreptococcus
•
•
•
Bacillus
Clostridium
cl. Perfringens
cl. Tetani
cl. botulinum
Lactobacillus
Bifidobacterium
Corynebacterium (diphteriae)
Mycobacterium
tuberculosis
bovis
leprae
Listeria
Erysipelothrix
Propionibacterium
•
•
•
•
Actinomyces
Nocardia
Streptomyces
Actinomadura
•
•
•
•
-
Spirochaeten (Bakterien mit flexibler Zellwand)
Obligat intrazelluläre Bakterien
•
•
•
•
•
•
Treponema
Borrelia
Leptospira
Rickettsia
Coxiella
Chlamydia
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.1 Gramnegative Kokken
4 Spezielle Bakteriologie
4.1
Gramnegative Kokken
Hierbei handelt es sich um die Gruppe der Neisserien. Die Hauptvertreter sind
Neisseria gonorrhoeae und Neisseria meningitidis.
Die Bakteriengattungen Acinetobacter, Branhamella und Moraxella werden in die
Neisserien eingeordnet und leben als Bestandteile der physiologischen Körperflora. Sie sind meist apathogen.
Zu den gramnegativen Kokken gehören die Erreger zweier gefährlicher Infektionskrankheiten: Meningitis epidemica (Neisseria meninigitidis) und der Gonorrhoe (Neisseria gonorrhoeae).
4.1.1 Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken)
Typus:
unbewegliche, obligat aerobe, oft paarweis-liegende Diplokokken
Vorkommen: Schleimhautepithelien intra- und extrazellulär
Krankheitsbild: Gonorrhö = Tripper; Geschlechtskrankheit
Übertragung: Sexualverkehr
Klinik:
Entzündungen im Uro-Genitalbereich mit eitriger Sekretion
Mann: Übergriff auf Prostata, Samenblase, Epididymis
Frau: Übergriff auf Zervix, Tuben, Peritoneum
Komplikationen:
Bei haematogener Streuung sind Gonokokkendermatitis,
Arthritis gonorhoica, Meningitis, Sepsis, Tendovaginitis, Endokarditis, Perihepatitis bekannt.
Cave:
Schwangerschaft: Infektion im Geburtskanal → CredéProphylaxe (1-2%ige Silbernitratlösung in jeden Konjunktivalsack)
Untersuchung: Methylenblaufärbung von eitrigem Sekret, Mikroskopieren ⇒
hauptsächlich intrazellulär in Phagozyten liegende Diplokokken
erkennbar
Therapie:
Penicillin als Mittel der Wahl. Bei Peni-Allergie oder Resistenzen ersatzweise Tetracyclin oder Erythromycin
4.1.2 Neisseria meningitidis (Meningokokken)
Typus:
gramnegativ, in der Regel paarweise angeordnet (Semmelform). Serologisch neun Typen unterscheidbar. Virulenzfaktoren sind v.a. das Endotoxin, das zu Gefäßschädigungen
führt und die vor Phagozytose schützende Kapsel.
Vorkommen:
Bei 5 – 30% der Bevölkerung als transiente Flora des Nasopharynx.
Krankheitsbild:
Pharyngitis, Meningitis epidemica, Sepsis, WaterhouseFriedrichsen-Syndrom (schwere Sepsis mit Schock, Verbrauchskoagulopathie, Nebennierenapoplexie und Kreislaufkollaps, v.a. bei Kleinkindern, seltener bei älteren Kindern
und Erwachsenen)
Symptome:
Meningokokkenmeningitis (Nackensteifigkeit, Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Bewußtseinstrübung bis Koma, Petechien, neurologische Symptome wie z.B. Fazialisparese,
evtl. Mittelohrentzündung). Eitriger Liquor!
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.1 Gramnegative Kokken
Untersuchung:
Cave:
Therapie:
4.2
Methylenblaufärbung des Liquors oder vom Aspirat petechialer Blutungen; Sicherung der Diagnose über Gramfärbung
Autolysefähigkeit der Meningokokken bedingen schnellstmögliche Untersuchung des Liquors.
Penicillin schon vor Laborergebnis! (Durch Entzündung der
Meningen ist Penicillin Blut-Hirn-Schranke-gängig). Bei PeniAllergie alternativ Chloramphenicol.
Grampositive Kokken
Zu den grampositiven Kokken zählt Staphylococcus aureus, der häufig den
Nasen-Rachenraum besiedelt und als fakultativ pathogener Erreger vielfältige
Kranheitssymptome verursachen kann. Die plasmakoagulasenegativen
Staphylokokken können Entzündungen der Herzklappen bewirken. Als häufige
Ursache von verschiedenen Infektionskrankheiten (z.B. Scharlach, Kindbettfieber) fungiert Streptococcus pyogenes (Serogruppe A). Auch andere Streptokokken können vielfältige Krankheitsbilder auslösen. Die Pneumokokken
(Streptococcus pneumoniae) rufen die lobäre Pneumonie hervor.
4.2.1 Staphylokokken
Es sind sporenlose und in unregelmäßigen Haufen gelagerte Kugelbakterien.
Sie können lokale, aber auch generalisierte Infektionen verursachen und zählen
zu den häufigsten Eitererregern.
Das von einigen Staphylokokkenstämmen gebildete thermostabile Enterotoxin
ist die häufigste Ursache für Lebensmittelvergiftungen. Typische Staphylokokkenerkrankungen sind:
Furunkel, Karbunkel, Follikulitis, Mastitis, Impetigo, Pemphigus, Infektionen des
Respirationstraktes, Osteomyelitis, Endokarditis, septische Arthritis, Enterokolitis, Infektionen im Uro-Genitaltrakt, Empyem, generalisierte Hauterkrankungen
und paranephritischer Abszeß.
Bei Staphylococcus epidermitis und Staphylococcus saprophyticus handelt es
sich um koagulasenegative Staphylokokken, die zur physiologischen Haut- und
Schleimhautflora gehören. Hohe Umweltresistenz. Können sich aber z.B. auf
Prothesenmaterial vom Kunststoff ernähren und zu Entzündungen im Bereich
der implantierten Prothesen bis hin zur Sepsis führen.
Staphylococcus saprophyticus ist der häufigste Erreger von Harnwegsinfektionen.
Im Gegensatz hierzu ist der Staphylococcus aureus pathogen und unterscheidet sich durch seine Fähigkeit, Koagulase zu bilden, wodurch die Phagozytose
behindert wird. Bei Eindringen des Bakteriums ins Gewebe kommt es zu Fibrinverklebungen, was dem Bakterium Schutz vor der Immunabwehr bietet.
Staphylokokken können folgende Enzyme und Toxine produzieren:
• α-, β-, γ- und δ-Hämolysine
Hämolyse ist die Eigenschaft, Hämoglobin zu zerstören. Je nach Erscheinungsbild auf Blutagar unterscheidet man
- α: unvollständige/vergrünende Hämolyse. Durch unvollständigen Abbau
des Hämoglobins entsteht grünes Biliverdin.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.2 Grampositive Kokken
- β: vollständige = echte Hämolyse: es entsteht eine helle hämolytische Zone
um die einzelnen Bakterienkolonien.
- γ: es entsteht keine Hämolyse
• Leukozidin
• Hyaluronidase (spreading factor)
• Enterotoxin
• Staphylokinase, Proteinase, Lipase, Penicilinase und Exfoliativtoxin
Therapie:
Viele Staphylokokkenstämmen weisen eine Resistenz gegen
Benzylpenicillin auf, verursacht durch die von ihnen gebildete
Penicilinase (spaltet β-Lactamring des Penicillins).
Verwendung von penicillinasestabilen Penicillinen, Cephalosporine und Vancomycin. Bei Tetracyclin bzw. Erythromycin entstehen relativ schnell Resistenzen. Empfindlichkeitsprüfung ist unerläßlich!
4.2.2 Streptokokken
Streptokokken sind grampositive, sporenlose, meist kettenförmig gelagerte Kugelbakterien. Man teilt sie nach kulturellen und antigenen Merkmalen in Gruppen ein.
Die kulturelle Einteilung erfolgt ebenfalls nach dem Hämolyseverhalten.
Die β-hämolysierenden Streptokokken lassen sich zusätzlich noch nach ihren
antigenen Eigenschaften unterteilen. Dies basiert auf unterschiedlichen Kohlehydratfraktionen (C-Substanz), die sich in der Zellwand der Keime befinden und
geschieht nach Lancefield. Man unterscheidet 16 Einzelgruppen, die mit den
Buchstaben A bis Q gekennzeichnet werden. In der Gruppe A lassen sich wiederum mittels eines Zellwandproteins (der M-Substanz) mehr als 80 Typen differenzieren. Dieses M-Protein ist u.a. für die Virulenz der Keime verantwortlich.
Von Streptokokken produzierte Toxine und Enzyme:
• Hyaluronidase
• Streptokinase
• Streptodornase (spaltet DNA)
• Streptolysine (Hämolysine)
- Streptolysin O, wird von den Serotypen A, C und G gebildet, ist Sauerstofflabil und wirkt als Antigen. Mit der Antistreptolysinreaktion lassen sich im
Patientenserum die Antikörper gegen Streptolysin O feststellen, was als
diagnostische Maßnahme bei verschiedenen rheumatischen Geschehen
dient.
- Streptolysin S, wird von allen anderen Gruppen gebildet, ist sauerstoffstabil
und nicht als Antigen wirksam.
• Erythrogenes Toxin
Dieses Toxin ist für das Scharlachexanthem verantwortlich und wird von lysogenen Streptokokken gebildet und führt beim Patienten zur Antitoxinbildung.
4.2.2.1 Streptococcus pyogenes (Gruppe A)
Pforten:
meistens (verletzte) Haut, Schleimhäute und Geburtswege
Typus:
rasch und diffus ausbreitende Entzündungsreaktion, an den
Lymphbahnen fortschreitend
Krankheitsbild: Bakteriämie, typisch sind: Erysipel, Puerperalfieber, Angina,
Scharlach, Impetigo, Mastoiditis, Otitis, Phlegmone, Sepsis.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.2 Grampositive Kokken
4.2.2.2 Streptococcus agalactiae (Gruppe B)
Sie gehören zur normalen Vaginalflora, treten aber auch als Erreger von Meningitis, Sepsis und Pneumonie bei Neugeborenen und Säuglingen auf.
4.2.2.3 Streptococcus facalis (Enterokokken, Gruppe D)
Sie sind physiologische Keime der Darmflora. Sie besiedeln häufig auch die
Genitalschleimhaut des Menschen. Sie können v.a. folgende Krankheiten verursachen:
Harnwegsinfektionen, Cholangitis (Entz. d. Gallenwege), Sepsis, Appendizitis,
Peritonitis, Zahneiterungen und Endocarditis lenta.
4.2.2.4 Streptococcus viridans (vergrünende Streptokokken)
Sie sind wichtige Streptokokken der normalen menschlichen Rachenflora, die
nur zu Erkrankungen führen, wenn sie auf abnormen Herzklappen, Meningen
oder im Harntrakt siedeln.
Merke: Häufige Ursache der subakuten bakteriellen Endokarditis ist eine Bakteriämie nach Zahnextraktion!
4.2.2.5 Peptostreptokokken
Vorkommen:
anaerobe Streptokokken als Teil der Normalen Flora des
Darms und des weiblichen Genitaltraktes. Sie können an
Mischinfektionen im Abdomen, Becken oder in der Lunge beteiligt sein.
Krankheitsbild: Im Anschluß an Streptokokkeninfektionen beobachtet man
immer wieder subakut, akut oder chronisch verlaufende
Poststreptokokkeninfektionen (StreptokokkenNachkrankheiten), die von der primären Ansiedelung entfernt
gelegen sind. Dazu gehören: Endokarditis, Arthritis purulenta
und Osteomyelitis.
Nachfolgeerkr. beruhen nicht auf eine direkte Wirkung der Bakterien.
Glomerulonephritis:
Es lagern sich Komplexe aus Streprokokkenantigen und den
entsprechenden Antikörpern an der glomerulären Basalmembran ab. Daraufhin laufen Immunmechanismen ab, die
zu einer entzündlichen Reaktion führen.
Rheumatisches Fieber mit Karditis
Zwischen Streptokokkenmembran und dem Subsarkolemm
(Umhüllung der quergestreiften Muskelfaser) besteht eine
antigene Verwandtschaft. Die gegen die Bakterienantigene
gebildeten Antikörper können daher auch mit den Herzmuskelzellen reagieren (Kreuzreaktion). Es schließt sich eine
Entzündung an.
Resistenzen
Eine durch Infektion entstehende Resistenz gegen Streptokokken ist immer nur typen-, nie gruppenspezifisch: Eine Infektion mit Streptokokken, die erythrogenes Toxin produzieren, hinterläßt eine Immunität gegen das Toxin, die auf dem
Antitoxingehalt des Blutes beruht. Bei einer Reinfektion wird
die Entstehung des Scharlachexanthems dann verhindert,
einen Einfluß auf den übrigen Verlauf der Erkrankung hat
das Antitoxin jedoch nicht.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.2 Grampositive Kokken
Therapie:
Prophylaxe:
Besonderes:
β-hämolysierende Streptokokken sind gegen Penicillin G und
weitgehend gegen Erythromycin empfindlich.
α-hämolysierende Streptokokkeninfektionen sollten einer
Resistenzprüfung unterzogen werden, da diese Erreger unterschiedlichen Empfindlichkeiten zeigen.
Wenn ein Herzklappenfehler des Patienten bekannt ist, sollte
bei chirurgischen Eingriffen im Bereich des Respirationstraktes, Gastrointestinaltraktes oder der Harnwege eine Chemoprophylaxe durchgeführt werden.
Streptokokken sind mit Ausnahme der Enterokokken nicht
sehr umweltresistent. Der Mensch spielt daher als Infektionsquelle die größte Rolle. Übertragungswege sind Tröpfcheninfektion und Haut zu Haut. Eine besondere Rolle nehmen hier (wie oben beschrieben) die Reinfizierten gesunden
Scharlachträger ein, da sie ihre Immunität vor dem erythrogenen Toxin schützt. Manche Personen erkranken dann an
einer Tonsillitis.
4.2.2.6 Pneumokokken
Es handelt sich um grampositive, sporenlose, unbewegliche Bakterien, die
meist in Diplokokkenform auftreten. Heute werden sie auch als Diplococcus
pneumoniae bezeichnet. Die Mehrzahl der Pneumokokken besitzt eine als Antigen wirksame Polysaccharidkapsel, die eine immunologische Differenzierung
von derzeit mehr als 85 Typen erlaubt. Die Kapsel ist wesentlicher Virulenzfaktor, da sie die Aufnahme durch Phagozyten verhindert.
Vorkommen:
Bei 40 – 70% der Menschen im Respirationstrakt nachweisbar.
Infektion:
Schwächung der natürlichen Schleimhautresistenz durch
z.B. Anomalien des Respirationstraktes, Alkoholintoxikation,
Kreislaufstörung, Unterernährung, Sichelzellenanämie, Hyposplenismus und Nephrose
Krankheitsbild: Klinisch Manifestation meist in der Lunge, am Ohr oder im
ZNS. Die Diplokokken sind die häufigsten Erreger der Lobärpneumonie. Darüber hinaus verursachen sie auch akute
und chronische Bronchitiden, Sinusitis und Peritonitis.
Komplikationen: Abszedierung, Pleuraempyem, septische Streuung
Therapie:
Mittel der Wahl ist Penicillin, aber auch gegen zahlreiche andere Antibiotika empfindlich.
4.2.3 Enterokokken
Enterokokken sind fakultativ anaerob und gehören zur physiologischen Darmflora des Menschen. Sie können aber zu Erkrankungen wie Harnwegsinfektionen, intraabdominellen Infektionen, Endokarditis und Sepsis führen.
Therapeutika sind Ampicillin und Acyl-Ureido-Penicilline.
Die Enerokokken-Endokarditis wird mit einer Kombination aus beiden behandelt.
Resistenzen gegen Cephalosporine finden sich häufig.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.2 Grampositive Kokken
4.2.4 Micrococcus und Stomatococcus
Sind hauptsächlich Kommensalen in Haut und Schleimhaut, bzw. in Mund- und
Rachenflora. Bei immunsupprimierten Patienten wurden sie auch aus dem Blut
isoliert. Klinische Bedeutung ist jedoch wahrscheinlich gering.
4.2.5 Peptococcus und Peptostreptococcus
sind unbewegliche, obligat anaerobe und sporenlose Kokken und leben im oberen Respirationstrakt, im Mund, Dickdarm und weiblichen Genitaltrakt. Der Infektionsweg ist nicht geklärt.
Die Krankheitsbilder sind vielfältig: Abszesse im Muskel- und Faszienbereich,
Wundinfektionen, Infektionen der weiblichen Genitalorgane, Bakteriämie, septische Arthritis und Pleuralempyeme.
Begünstigt werden Infektionen durch Sauerstoffmangel im Gewebe durch z.B.
zu straff sitzende Verbände, Fremdkörper in Wunden und Verletzungen von
Schleimhäuten.
Die Diagnose erfolgt durch Kulturnachweis in infiziertem Material.
Das wirksamstes Antibiotikum ist Penicillin G; als Alternative z.B. Tetracycline
und Erythromycin anzusehen.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
4.3
Gramnegative Stäbchen
Zu den gramnegativen Stäbchen gehören die Erreger gefährlicher Infektionskrankheiten wie Cholera, Pest, Typhus, enteritische Salmonellose, bakterielle
Ruhr, Keuchhusten, Brucellose und Tularämie (Hasenpest) sowie der Erreger
einer häufigen Meningitis bei Kleinkindern (Haemophilus influenzae). Bakterien
der physiologischen Darmflora aus der Familie der Enterobakteriaceae (z.B. E.
coli) können als fakultativ pathogene Erreger verschiedene Krankheitsbilder
verursachen (z.B. Enteritis, Harnwegserkrankungen). Pseudomonas aeruginosa
ist aufgrund seiner anspruchslosen Lebensweise ein häufiger Keim im Krankenhausbereich. Bakterien aus der Gruppe der anaeroben Bacteriodaceae, die
Teil der physiologischen Keimflora sind, können vor allem an Mischinfektionen
an der Entstehung von Krankheitssymptomen in verschiedenen Körperregionen
beteiligt sein.
4.3.1 Pseudomonaden
sind begeißelte Stäbchen, die auch in der Umwelt im Wasser, im Erdboden und
an technischen Geräten vorkommen. Die Flexibilität gegenüber verschiedenen
Lebensräumen begründen die Anspruchslosigkeit in bezug auf das Nährmedium.
4.3.1.1
Pseudomonas aeruginosa
Typus:
opportunistischer Erreger, der vielgestaltete Krankheitsbilder hervorrufen kann. Er bildet ein hitzelabiles Exotoxin
und die Farbstoffe Pyocyanin und Fluoreszein. P.a. ist ein
gefürchteter Hospitalkeim.
Krankheitsbilder: Meningitis (z.B. nach Liquorpunktion), Otitis media und externa, posttraumatische Augeninfektionen, Infektionen der
Atemwege (v.a. nach instrumentellen Eingriffen wie Narkose oder Tracheotomie), Infektionen des GIT mit blutigen
Durchfällen, Harnwegsinfektionen, nach Katheterisierung
oder anderen instrumentellen Eingriffen, Infektionen von
Verbrennungswunden (sehr gefürchtet) und Septikämie.
Diagnose:
als Hinweis ggfls. blaugrüner Eiter, kultureller Nachweis in
Wundabstrich, Stuhl, Bronchialsekret, Eiter, Liquor, Blut
Therapie:
Aminoglykoside, Carbenicillin, Ureidopenicilline (Azlocillin,
Mezlocillin) und Polymyxine. Eine Residenzprüfung sollte
durchgeführt werden. Wichtig ist v.a. die Wiederherstellung der körpereigenen Abwehrkräfte.
4.3.1.2
Pseudomonas pseudomallei
Die morphologischen Merkmale entsprechen denen des pseudomonas aeruginosa. Eintrittspforten sind Hautwunden und Respirationstrakt.
Krankheitsbild:
opportunistische Ursache für Melioidose
Melioidose (gr. melis Rotz; -id; -osis) f: (engl.) melioidosis; syn. WhitmoreKrankheit; auch Malioidosis, Nasenrotz; auf den Menschen übertragbare Zoonose versch. Säugetiere, v.a.
durch kontaminierte Nahrungsmittel u. erregerhaltiges
Wasser; Vork.: hauptsächl. in Südostasien u. Nordaustralien; Klin.: dem Malleus ähnlich, meist mit akuter Sepsis
(Verwechslung mit Typhus* abdominalis u. Malaria* mögl.)
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4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
Therapie:
4.3.1.3
od. chron. Hautmanifestationen, Tendenz zu Abszeßbildung in Haut, Bewegungs- u. inneren Organen;
Sulfonamide, Tetracycline u. Chloramphenicol; Proph.:
Rattenbekämpfung, Lebensmittelhygiene.
Pseudomonas mallei
Typus:
obligat parasitisch lebend, unbegeißelt, sauerstoffbedürftig. Besiedelt den Nasen-/Rachenraum
Krankheitsbild:
Rotz (Malleus, Maliasmus) = Infektionskrankheit bei Tieren
(bes. Einhufer, Pferd, Esel), übertragbar auf den Menschen; Inkubationszeit: 1-5 Tage;
Klinik:
Infiltrationen, Pusteln u. Abszesse der Haut der Hände u.
des Gesichts, Ulzerationen der Bindehaut, Nasen-, Rachen- u. Kehlkopfschleimhaut, u.U. Pneumonie od. Sepsis
mit generalisiertem Exanthem, die in wenigen Tagen zum
Tod führen kann;
Therapie:
Tetracycline, Sulfonamide. Erkrankungsfälle sind meldepflichtig!
4.3.2 Brucellen
Brucellen sind unbewegliche, obligat aerobe Stäbchen, die normalerweise bei
Nutztieren vorkommen. Sie sind außer für ihren natürlichen Wirt auch für viele
andere Tiere und den Menschen pathogen. Bei direktem Kontakt mit einem infizierten Tier bzw. dessen Fleisch können Brucellen über Läsionen in der Haut
oder über die Schleimhäute in die Blutbahn. Infektion kann auch über rohe
Milch und Milchprodukte erfolgen. Auch Tröpfcheninfektion ist möglich.
Typus:
brucella melitensis (Schaf und Ziege), brucella abortus (Rinder), brucella suis (Schwein)
Krankheitsbild:
brucella melitensis: typhöses Krankheitsbild mit anhaltend
hohem Fieber und evtl. letalem Ausgang; Erreger des Maltafiebers
brucella abortus: Nach einer Inkubationszeit von 1 – 6 Wochen kommt es zu Fieberanfällen, die nach wenigen Tagen
wieder abklingen ⇒ undullierendes Fieber. Es kann auch zu
Lymphknoten-, Leber- und Milzschwellung kommen. Seltene
Begleiterscheinungen sind Bronchitis, Pleuraergüsse, Endokarditis, Perisplenitis, interstitielle Nephritis und Meningitis.
Zu den Spätsymptomen zählen Spondylitis (Wirbelentzündung) und Arthritis (Gelenkentzündung). Chronische Verläufe
können sich über 20 Jahre hinziehen.
Nachweis:
Kulturell in Blut, das während des Fieberanfalles entnommen
wird (mehrmals!). Auch Sternalpunktate, Gelenkpunktate, Eiter und evtl. Urin.
Auch Widal-Reaktion, Coombs-Test, Komplementbindungsreaktion und die Hautreaktion mit Brucellin.
Therapie:
Kombination mit Tetracyclin und Streptomycin oder anderen
Aminoglykosiden, Trimethoprim-Sulfamehtoxazol.
Cave:
Endotoxin-Schock!!!
Besonderes:
Da landwirtschaftliche Nutztiere als Haupterregerreservoir
dienen, gehört die Brucellose zu den Berufskrankheiten der
Landwirte, Hirten, Metzger und Veterinäre.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
Prophylaxe:
Um eine Verbreitung der Krankheit zu vermeiden, müssen infizierte Tiere geschlachtet werden, die Milch pasteurisiert und
die Hygienevorschriften eingehalten werden. Impfungen haben bei Tieren nur mäßigen, bei Menschen keinen Erfolg.
4.3.3 Haemophilus
Haemophilus-Bakterien sind kleine, gramnegative Aerobier, die zu ihrer Vermehrung im Blut vorhandene Wuchsstoffe (V- und X-Faktor) benötigen.
4.3.3.1 Haemophilus influenza
Typus:
Kapseltragend. Bei vielen Menschen zur normalen Flora des
oberen Respirationstraktes zählend.
Krankheitsbilder: kapseltragende Form chronischer Infektionen der Atemwege
(Sinusitis, Pharyngitis, Laryngotracheitis und Bronchitis) und
bei Kindern und Jugendlichen auch Meningitis.
Weitere hervorgerufene Infektionen sind Otitis, Epiglottitis (in
einigen Fällen Tracheotomie nötig), Osteomyelitis, Endokarditis (selten), und Septikämie. Bei vorhandener InfluenzaGrippe (viral!!!) kann es zu einer Superinfektion kommen.
Diagnose:
Sputum, nasopharyngealer Abstrich, Ohrabstrich, Liquor und
Blut.
Therapie:
Ampicillin, Tetracyclin oder Chloramphenicol. Aufgrund zunehmender Resistenzen Antibiogrammerstellung
4.3.3.2 Haemophilus aegypticus
Wird von vielen Bakteriologen als eine Unterart von haemophilus influenza
gesehen.
Erreger einer eitrigen Konjunktivits in warmen Ländern (v.a. Nordafrika)
4.3.3.3 Haemophilus ducreyi
Krankheitsbilder: Erreger des Ulcus molle = Weicher Schanker, welches zu
den Geschlechtskrankheiten zählt.
Wenige Tage nach der Infektion entstehen Geschwüre an
den Genitalien (Glans, Frenulum, Präputium, Labien), die
weich, schmerzhaft, bis etwa markstückgroß sind und einen
gezackten Rand besitzen. Auch treten Schwellungen der regionalen Lymphknöten auf.
Therapie:
Sulfonamide oder Tetracycline
4.3.3.4 Legionellen
Gramnegative, aerobe Stäbchenbakterien mit polarer Begeißelung. Es sind
mehrere Spezies der Familie Legionellaceae bekannt, wobei in erster Linie
Legionella pneumophila als Erreger der Legionärskrankheit wichtig sind.
Klinik:
Pneumonie mit grippeähnlichen Symptomen. Später können
Husten, hohes Fieber, Pleuritis und auch GIT-Störungen hinzukommen. Auch mit Leukozytose und Beteiligung von Leber, Niere und ZNS muß gerechnet werden. Besonders gefährdet sind Lungenkranke, sowie Patienten mit Immunsuppression
Infektion:
meist aerogen per inhalationem
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
Vorkommen:
Diagnostik:
Therapie:
Wasser: Seen, Flüsse, Feuchtstellen unterschiedlicher Art,
auch Klimaanlagen
Kulturen aus Blut, Pleuraergüssen oder anderen Sekreten
Mikroskopisch, Antikörpernachweis im Serum, Antigennachweis
Erythromycin, in schweren Fällen kombiniert mit Rifampicin
4.3.3.5 Vibrio
Gattung gerader oder (kommaförmig) gebogener beweglicher Stäbchenbakterien. Mehr als 20 Spezies bekannt.
4.3.3.5.1 Vibrio parahaemolyticus
Ätiologie:
weltweit verbreitete, bedingt pathogene Vibrionenart, die
bes. in Japan (Meerestiere) Enteritiden u. Nahrungsmittelvergiftung verursacht. Die Abgrenzung gegen andere Vibrionen erfolgt biochem. u. serologisch.
Es kann nur in stark salzhaltiger Umgebung (Meerwasser,
Darm) überleben und verursacht nach oraler Infektion
meist eine Gastroenteritis, die nach kurzer Zeit abheilt.
Krankheitsbilder: zuweilen kommt es zu Mittelohrentzündungen oder cholera- und ruhrartigen Durchfällen. In Japan durch die Eßgewohnheiten (rohe Meerestiere) dir häufigste Ursache für
Gastroenteritiserkrankungen.
4.3.3.5.2 Vibrio cholerae
Kommaförmig gekrümmt, polar begeißelt
Krankheitsbild: Erreger der Cholera
Durch ein Enterotoxin, das einen Ausstrom von Wasser
und Elektrolyten aus den Zellen der Darmschleimhaut
verursacht, kommt es zu starkem Brechdurchfall und extremer Austrockung (Exsikkose) Ablauf typischerweise in
drei Phasen:
1. Brechdurchfall, begleitet von Fieber und Kopfschmerzen
2. Kreislaufkollaps
3. Reaktion (evtl. Genesung)
Typische Anfangssymptome sind Wadenkrämpfe und Heiserkeit
Infektion:
oral durch kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel, die
mit verseuchtem Wasser in Berührung gekommen sind.
Folgen:
toxischer Kreislaufkollaps, Myokarditis, Leber-, Nierenschäden.
Formen:
Cholera asiatica: 50% letal
Cholera sicca: in wenigen Stunden ohne Durchfallsymptome perakut letal
Immunität
Nach überstandener Erkrankung besteht vollständige und
langandauernde Immunität
Diagnose:
Selektion der Bakterien aus dem (Reiswasser)Stuhl oder
Erbrochenem.
Therapie:
Wiederherstellung des normalen Elektrolythaushaltes (Infusionstherapie).
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
Cave:
Als Chemotherapie Tetracyclin, Cotrimoxazol oder Ciprofloxacin; Eine Impfung ist möglich
Im Erkrankungsfall sind Quarantänemaßnahmen wichtig!
4.3.3.6
Aeromonas hydrophila
Begeißeltes, gasbildendes Stäbchen, das freilebend in Wasser vorkommt. Infektion erfolgt oral, aber auch durch befallene Dialysegeräte und Infusionslösungen im Krankenhaus.
Krankheitsbilder: bei Immungeschwächten
Sepsis mit metastasenartigen Erscheinungen in der Muskulatur
bei normalen Immunstatus
Wundinfektionen, Durchfälle, Aspirationspneumonien (Ertrinkende), Tonsilitiden und Hornhautulzerationen.
4.3.3.7
Plesiomonas shigelloides
Im Wasser lebendes Bakterium, das in seltenen Fällen v.a. bei immungeschwächten und besonders in warmen Ländern Gastroenterititis und ruhrähnliche Durchfälle begründet.
4.3.3.8
Alcaligenes faecalis und denifitricans
Peritrich begeißelte und obligat aerobe Stäbchen, die normalerweise in der
Umwelt, im Erdboden und im Wasser leben. Im Krankenhaus kommen sie
auch oft an Haemolysegeräten, in Infusionsflüssigkeiten und sogar in Desinfektionslösungen vor. Sie können auch aus Eiter, Sputum, Liquor, Wund- und
Ohrsekreten isoliert werden. Die Pathogenität ist unklar.
4.3.3.9
Afipia felis
Gehört zur neubeschriebenen Gattung Afipia und verursacht die sogenannte
Katzen-Kratz-Krankheit. Übertragung erfolgt von Katzen durch Verletzungen
der Haut. Nach einigen Wochen kann es zu einer lokalen Lymphadenopathie
kommen.
4.3.3.10 Bordatella pertussis
Erreger des Keuchhustens, welcher hitzestabiles Endotoxin sowie ein Exotoxin produziert. Die Erkrankung, die ca. 2 Wochen nach Infektion beginnt, verläuft in drei Stadien:
I.) Stadium catarrhale: dauert ca. 1 – 2 Wochen und ähnelt einem grippalen
Infekt. Hochinfektiös durch Tröpfcheninfektion
II.) Stadium convulsivum: = allergisch-toxische Phase. Krampfartige Hustenanfälle mit typisch inspiratorischem Ziehen. Dauert ca. 2 – 3 Wochen
III.) Stadium decrementi: dauert 1 – 2 Wochen in denen die Hustenanfälle
nachlassen.
Komplikationen: Pneumonie (meist als Superinfektion), Enzephalitis, Otitis
media
Diagnose:
Anzucht des Erregers aus nasopharyngealem Abstrich
oder Anhusten des Nährmediums
Therapie:
Im katarrhalischen Stadium Erythromycin oder Ampicillin.
Im Konvulsivstadium ist Antibiose sinnlos, da allergischtoxisch, evtl. Hustensaft und Sedativa.
Prophylaxe:
Impfung möglich
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
4.3.3.11 Francisella tularensis
Unbewegliches Stäbchen, das die Tularämie (=Hasenpest).
Der Erreger hat ein breites Tierreservoir, kommt aber vor allem bei Nagetieren und Hasen vor. Infektion erfolgt oral, perkutan, per inhalatione, über das
Auge, Kontakt mit infizierten Tieren oder den Genuß von infiziertem Fleisch.
Übertragung durch Stechinsekten und Zecken ist ebenfalls möglich.
Klinik:
Lymphknotenschwellung in der Nähe der Eintrittspforte
(Primärkomplex) mit hohem Fieber. Seltener ist eine Generalisation im abdominal-intestinalen oder bronchopneumonalen Bereich.
Diagnose:
durch Kulturanzucht aus befallenen Geweben und Körperflüssigkeiten. Antikörpernachweis durch Agglutinationstest
möglich
Therapie:
Aminoglykoside und Tetracycline
4.3.3.12 Pasteurella multocida
Unbewegliches Stäbchen mit großem Tierreservoir. Infektion erfolgt meist
mittels Biß- und Kratzwunden durch infizierte Tiere, aber auch durch Inhalation bei engem Kontakt mit befallenen Tieren oder nach Operationen im Kopfbereich (Meningen, Nebenhöhlen). Bei traumatischen Infektionen (Biß/Kratzwunden) kommt es zu entzündlichen Prozessen, oft mit Lymphknotenschwellung, wobei Schmerzen häufig vor sonstigen Entzündungszeichen auftreten.
Folgen können sein: Bronchitiden und Pneumonien, bei inhalatorischen Entzündungen auch Pneumonie (meist jedoch nur bei immungeschwächten
Personen)
Diagnose:
Anzucht aus Sputum, Eiter, Blut, Spülwasser der Nebenhöhlen und Liquor.
Therapie:
Penicilline, Tetracycline oder Cephalosporine
4.3.3.13 Gardernella vaginalis
Krankheitsbild:
Hämophiles Bakterium, das häufig den Vaginalbereich besiedelt und regelmäßig auch bei Entzündungen der Vagina (Kolpitis) vorgefunden wird. Infektion erfolgt vorwiegend beim Geschlechtsverkehr.
Therapie:
Metronidazol und Amoxicillin
4.3.3.14 Enterobakterien
Enterobakterien bezeichnet eine Gruppe verwandter, gramnegativer Stäbchen, die sich unter aeroben und anaeroben Bedingungen vermehren. Charakteristisch sind auch bestimmte chemische Reaktionen (z.B. Reduktion von
Nitrat zu Nitrit).
Enterobakterien können unterschieden werden in
- fakultativ pathogen (physiologisch zur Darmflora gehörend) und
- obligat pathogen
Fakultativ pathogene Enterobakterien sind zum Teil typische Erreger von
Harnwegsinfektionen.
Alle Enterobacteriaceae besitzen Endotoxine
4.3.3.14.1 Salmonella
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
Gramnegative, nicht-sporenbildende Stäbchenbakterien, überwiegend peritrich begeißelt und damit beweglich.
Die Zellwände der Keime enthalten Lipopolysaccharide, die endotoxisch
wirken, wenn sie bei der Lyse der Zelle freigesetzt werden. Es werden drei
Hauptantigene unterschieden:
a) „H“- oder Geißelantigene
b) „O“- oder somatische Antigene (Teile der bakteriellen Zellwand)
c) „Vi“- Antigene (Kapselantigene in der äußersten Peripherie der Zelle lokalisiert.)
Diese antigenen Eigenschaften lassen die Salmonellen im KauffmannWhite-Schema in mehr als 2.000 Serovare unterteilen.
Infektion:
oral
Krankheitsbilder Salmonellose, in zwei großen Gruppen
Typhöses Krankheitsbild
Err.: Salmonella typhi und Salmonella paratyphi B
Gastroenteritis
Err. U.a. Salmonella typhimurium, Salmonella enteritidis
Der Typhus hat eine Inkubationszeit von 7 – 14 Tagen.
Neben allgemeiner Abgeschlagenheit treten Symptome
des Respirationstraktes (Angina, Bronchitis) auf, stufenförmig ansteigendes Fieber (bis 40oC) und am Übergang
zur zweiten Woche Milzschwellung, Roseolen der
Bauchhaut und eine relative Bradykardie. Erst Ende der
zweiten Woche erbsbreiartiges, evtl. blutige Durchfälle.
Der Paratyphus unterscheidet sich vom Typhus meist
durch Verkürzung der Fieberanstiegsphase und die früher einsetzenden Durchfälle Meldepflichtig. Die Roseolen sind zahlreicher.
Die Gastroenteritis hat eine sehr kurze Inkubationszeit
von 8 – 48 Std. Die Infektion erscheint über infizierte
Nahrungsmittel. Die Bakterien, bzw. deren Toxine führen
hauptsächlich an der Dünndarmwand zu granulozytärhämorrhagischen Entzündungen mit starker Exsudation.
Im Gegensatz zum Typhus handelt es sich jedoch um
eine Lokalinfektion. Symptome sind Übelkeit, Erbrechen,
Durchfälle (anfangs wäßrig, evtl. blutig-schleimig), Fieber
je nach Schweregrad, kann bei Säuglingen und älteren
Personen aufgrund des hohen Wasser- und Elektrolytverlustes zum Tode führen.
Komplikationen Darmblutung, Perforationsperitonitis, toxischer Kreislaufkollaps, Myokarditis
Dauerausscheider
findet man v.a. nach typhösen Erkrankungen, seltener nach einer Salmonellenenteritis. Die Bakterien sind
dann häufig in den Gallenwegen lokalisiert.
Diagnostik:
Bakteriennachweis im Blut bei Typhus und Paratyphus
positiv in der 1. - 2. Woche, bei Gastroenteritis negativ.
Nachweis im Stuhl bei Typhus und Paratyphus nur in der
2. Woche positiv, bei der Gastroenteritis positiv vom 1.
Tag an.
Bei der Widal-Reaktion, einem Agglutinationstest, werden zu steigenden Verdünnungen eines PatientenseSeite 22 von 142
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
Therapie
rums Antigene verschiedener Salmonellentypen gegeben.
Typhöse Erkrankungen erfordern neben Flüssigkeitsund Elektrolytsubstitution auch eine Antibiotikatherapie
mit Trimethoprim-Sulfamehtoxazol und Ampicillin.
Die Gastroenteritis wird rein symptomatisch behandelt. In
schweren Fällen kommt Ampicillin oder TrimethoprimSulfamethoxal
4.3.3.14.2 Shigella
Unbewegliche, gramnegative Stäbchen ohne Kapseln und ohne Sporenbildung. Entsprechend biochemischer Eigenschaften werden sie in vier
Gruppen und zahlreiche serologische Typen unterteilt:
Shigella dysenteria, Shigella flexneri, Shigella boydii, Shigella sonnei.
Zu den bei allen Enterobacteriaceae vorhandenen Endotoxinen bilden
Shigella dyseneriae ein Exotoxin mit neurotoxischer Wirkung und ein Enterotoxin.
Krankheitsbilder Shigellen verursachen die Bakterienruhr. Sie führen im
terminalen Ileum und im Dickdarm in leichten Fällen zu
katarrhalischen Erscheinungen der Schleimhaut mit wäßrigen Durchfällen, in schweren Fällen zu Nekrosen, Geschwürbildungen, Blutungen und Bildungen einer Pseudomembran.
Symptome
Nach einer Inkubationszeit von 1 – 7 Tagen treten plötzlich Bauchschmerzen und –krämpfe sowie Durchfälle,
Fieber und Dehydration auf. Die Stuhlentleerung ist
schmerzhaft.
Diagnose
Kulturanlage von Stuhlproben und Rektalabstriche auf
Selektivnährböden.
Therapie
Tetracycline, Ampicillin und TrimethoprimSulfamehtoxazol
Infektion
wichtigste Quelle sind Fliegen, aber auch der Mensch
4.3.3.14.3 Klebsiella
Gramnegatives, meist bekapseltes Stäbchenbakterium, das normalerweise im Darmtrakt und sporadisch in anderen offenen Körpersystemen vorkommt. Er gilt als häufiger Erreger von Hospitalinfektionen nach operativen Eingriffen, bzw. anderer instrumenteller Maßnahmen.
Krankheitsbilder: Pneumonie, Meningitis, Mastoiditis, Wundinfektion, Infektionen der oberen Luftwege, der Gallenwege und der
Harnwege, sowie Septikämien
Therapie:
Cephalosporine, Aminoglykoside, Tetracycline und Trimethoprim-Sulfamehtoxazol. Antibiogramm wegen oft
aufgetretener Resistenzen
4.3.3.14.4 Yersinia
a) Yersinia pestis
Erreger der Lungen- und Beulenpest.
Übertragung:
Ektoparasiten (Flöhe, Zecken) von Nagetieren auf
den Menschen; Tier – Mensch; Mensch - Mensch
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
Krankheitsbilder: Bei Infektion über Ektoparasiten kommt es meist
nach 2 – 5 Tagen zum Bild der primären Bubonenpest (Beulenpest) mit schmerzhaften Lymphknotenschwellungen unterschiedlicher Stärke, Fieber,
Schüttelfrost und Schwindelgefühl.
Die Lungenpest wird über Tröpfcheninfektion übertragen mit einer Inkubation von wenigen Stunden bis
zwei Tage.
Typisch ist der schlechte Allgemeinzustand des Erkrankten durch Endotoxine, die v.a. Herz und Gefäßsystem angreifen. Der Pesttod ist Folge der Intoxikation. Gefürchtet ist die Septikämie
Diagnose:
Buboneneiter, Blut, Sputum, Pustelinhalt, Sekrete.
Mikroskopisch, kulturell, Tierversuch
Antikörpernachweis erfolgt mittels Agglutinations-,
Haemagglutinations- oder Komplementbindungsversuch.
Therapie:
Streptomycin, Chloramphenicol und Tetracycline.
Früher Therapiebeginn ist wichtig.
b) Yersinia pseudotuberculosis
Erreger der Lymphadenitis mesenterica. Im Gegensatz zu Yersinia pestis peritrich begeißelt.
Hauptwirte sind Katzen, Vögel und Nagetiere. Eine Infektion von Menschen ist selten
Krankheitsbilder bei Kinder und Jugendlichen Symptome einer Appendizitis oder mesenterialen Lymphadenitis
Bei Erwachsenen eher Bild einer enteritischen oder
septisch-typhösen Erkrankung.
Diagnose:
Erregernachweis kann kulturell und serologisch erfolgen. Material: mesenteriale Lymphknöten, Appendix, resezierte Darmstücke, Punktionseiter, Peridonealexsudat und Blut
Therapie:
In der Regel nur bei der septischen Verlaufsform Antibiose mit Ampicillin, Tetracyclin, Gentamycin oder
Streptomycin.
c) Yersinia enterocolitica
Ähnelt morphologisch Yersinia pseudotuberculosis. Auch hier sind die
Verlaufsformen unterschiedlich.
Krankheitsbilder Bei Säuglingen, Kleinkindern und Erwachsenen treten Enteritiden auf.
Jugendliche zeigen mesenteriale Lymphadenits oder
akute terminale Ileitis.
Erythema nodosum und Arthritis gehören zu den
möglichen Spätfolgen.
Infektion
Epidemiologie eigentlich noch ungeklärt, anzunehmen ist jedoch Übertragung sowohl direkt, als auch
durch kontaminierte Lebensmittel.
Diagnose
Erregerisolierung aus Stuhlproben, mesenterialen
Lymphknoten, Appendix, Eiter oder Blut
Therapie
Tetracycline oder Chloramphenicol, in erster Linie bei
Septikämien
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
4.3.3.14.5 Enterobacter
Gramnegatives, bewegliches Stäbchenbakterium. Aufgrund der weiten
Verbreitung und Mehrfachresistenz als Hospitalkeim gefürchtet.
Krankheitsbilder: Häufig Erreger von Harnwegsinfekten, im übrigen wie
Klebsiellen
Therapie:
Aminoglykoside, Chloramphenicol, Carbenicillin. Antibiogramm wichtig.
4.3.3.14.6 Escherichia coli
Gramnegatives, bewegliches, fakultativ anaerobes Stäbchenbakterium,
das zur normalen Darmflora gehört.
Krankheitsbilder Häufig Erreger von Urogenitalinfekten. Bei Darmperforation Peritonitis. Auch Meningits und Pneumonie möglich
Enterotoxinbildende Kolistämme führen zur besonders
auf Säuglingsstationen gefürchteten Säuglingsdyspepsie und zu Durchfallerkrankungen bei Kindern
und Erwachsenen (auch Reisediarrhoe)
Therapie:
Sulfonamide, Ampicillin, Tetracycline und Aminoglykoside Antibiogramm dringend erforderlich
4.3.3.14.7 Citrobacter diversus, C. freundii, C. amalonaticus
Diese begeißelten Bakterien kommen beim Menschen relativ selten vor
und können Citrat als einzige Kohlenstoffquelle nutzen. Sie verursachen
fakultativ Harnwegsinfektionen, Wund- und Atemwegsinfektionen sowie
Sepsis und Meningitis bei Säuglingen.
4.3.3.14.8 Serratio
Gramnegatives, bewegliches Stäbchenbakterium. Große Bedeutung haben Hospitalinfektionen mit Serratia nach intravenöser, intraperitonealen
oder transurethraler/suprapubischer Katheterisierung oder anderen instrumentalen Eingriffen.
Krankheitsbilder: Meningitis, Endokarditis (z.B. bei Drogensüchtigen) und
Septikämie
Therapie:
Aufgrund verschiedenster Resistenzen sehr schwierig.
Nach Antibiogramm Aminoglykoside und TrimethoprimSulfamehtoxazol
4.3.3.14.9 Proteus
Gramnegatives, peritrich begeißeltes Stäbchenbakterium, das bei Mensch
und Tier zur Darmflora gehört. Proteus gehört zu den Hospitalkeimen.
Krankheitsbilder: v.a. Harnwegsinfekte, weiterhin Meningitis, chronische
Otitis media, Atemwegsinfekte, Wundinfekte und Septikämie
Therapie:
Ampicillin, Cephalosporine und Nalidixinsäure. Antibiogramm sollte durchgeführt werden.
4.3.3.14.10
Bacteroidaceae
Die Bacteroidaceae sind eine anaerobe Bakterienfamilie, die nur in Mensch
und Tier, aber nicht in der Außenwelt vorkommt und fünf Gattungen umfaßt,
die pathogen werden können. Sie gehören als Bewohner von Mundhöhle, InSeite 25 von 142
V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.3 Gramnegative Stäbchen
testinal-, Respirationstrakt, äußere Geschlechtsorgane und der Körperoberfläche der normalen Körperflora an. Sie können begeißelt oder unbegeißelt
sein. Eine Infektion ist in aller Regel endigen.
Diagnose
Kulturanzucht erfolgt aus dem Material der jeweiligen Entzündungsherde
Therapie
Bsp. Penicillin, Clindamycin, Nitroimidazole und Cephalosporine Unter Umständen Antibiogramm nötig
Krankheitsbilder: Bacteroides
Pathogen bei Verlassen ihrer angestammten Körperregion. Symptome sind unspezifisch und vielfältig. Krankheitsbilder können sein Hirnabszesse, Lungenabszesse,
Pleuralempyeme, Appendizitis, Wundinfektionen, Leberabszesse, Gallenwegsinfektionen, Infektionen im Genitalbereich, Peritonitis und Sepsis.
Prevotello
Phyiologisch im Mund-/Rachenraum und Urogenitaltrakt.
Verschiedene Arten dieser Gattung kommen in Eiterungsprozessen in ihrer Nachbarschaft und fast immer in Mischinfektionen vor. Sie tragen oft zu Mundgeruch bei mangelnder Mundpflege oder Zahntaschen bei.
Porphyromonas
P. gingivalies und P. endodontalis sind Bestandteil der
Mundflora und möglicherweise an Parodontitis beteiligt. P.
asaccarolytica lebt in der Urethra und im Darm und ist oft
in Mischinfektionen in ihrer Nähe verantwortlich.
Fusobacterium
Diese spindelförmigen Bakterien leben normalerweise im
Intestinaltrakt. Sie haben nur geringe pathogene Potenz
und kommen fast immer in Mischinfektionen vor.
Leptotrichis buccalis
Diese einzige bekannte Art der Gattung Leptotrichia lebt
physiologisch vor allem in der Mundhöhle, insbesondere
Zahnfleisch, aber auch in der Genital- und Dickdarmflora.
Pathogenität ist nicht erwiesen. Pathogenese bei Karieserkrankungen wird diskutiert.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
4.4
Grampositive Stäbchen
Zu den grampositiven Stäbchen gehören die aeroben bzw. anaeroben Sporenbildner der Gattungen Bacillus bzw. Clostridium mit einigen Erregern gefährlicher Infektionen wie Milzbrand, Gasbrand, Tetanus und Botulismus. Die Sporen
dieser Bakterien sind extrem hitzeresistent. Zu ihrer Abtötung ist deshalb eine
Trocken- oder Feuchtsterilisation erforderlich. Die gefürchtete Diphtherie wird
von Corynebacterium diphteriae verursacht. Grampositive Stäbchen sind auch
die Mykobakterien, zu denen die Erreger von Tuberkulose ( mycobacterium tuberculosis) und Lepra (M. leprae) gehören. Listeria kann bei infizierten
Schwangeren Fehlgeburten und Fehlentwicklungen des Embryos bzw. Fetus
auslösen. Unter den Aktinomyzeten mit pilzähnlichem Wachstum gibt es Keime,
die bei Entzündungen im Kieferbereich eine wichtige Rolle spielen (Actinomyces) bzw. ZNS und Knochen befallen können (Nocardia)
4.4.1 Bacillus
Der wichtigste Keim ist hier der Bacillus anthracis als Erreger des Milzbrands
(Anthrax). Es handelt sich um ein sporenbildendes, obligat aerobes und unbewegliches Stäbchen. Die Sporen können über Jahre hinaus infektiös bleiben.
Der Milzbrand gehört zu den Zoonosen, da er meist von Tieren auf den Menschen übertragen wird.
Krankheitsbilder: Eintrittspforten sind die verletzte Haut (Hautmilzbrand) und
der Respirationstrakt beim Einatmen von infektiösem Staub
(Lungenmilzbrand). In seltenen Fällen entsteht durch den
Verzehr infizierten Fleisches Darmmilzbrand.
Symptome:
Erstsymptom beim Hautmilzbrand ist eine Papel (Pustula
maligna) an der Eintrittspforte. Beim milden Verlauf kommt
es zu lokaler Entzündung und Fieber. Bei einer Ausbreitung
im Körper schwillt die Milz stark an und rötet sich (daher der
Name). Es kommt zu Fieber, Schüttelfrost, gelegentlich auch
zu Meningitis, Hautbluten und Sepsis. Bei Behandlung praktisch 0% Letalität.
Der Lungenmilzbrand führt zu schweren Bronchopneumonien und unbehandelt in wenigen Tagen zum Tode.
Beim Darmmilzbrand kommt es zu akuter Gastroenteritis mit
ebenfalls schlechter Prognose.
Verbreitet sind die Erreger v.a. in Asien und Nordafrika, selten in Mitteleuropa.
Diagnose:
Direkt und durch Kulturanzucht aus Körperausscheidungen
oder Biopsiematerial. Auch Antigennachweis möglich. Serologisch können Antikörper gegen das Toxin nachgewiesen
werden.
Therapie
Penicillin G, Tetracycline, Erythromycin und Chloramphenicol
Weitere Bacillus-Stämme:
Bacillus cereus ist öfter Ursache von Lebensmittelvergiftungen mit starker Diarrhoe sowie von Wund- und Augeninfektionen, Pneumonie, Endokarditis und
Meningitis.
Bacillus subtilis kommt vor allem im Heu vor und kann Hornhautverletzungen
des Auges verursachen
Bacillus stearothermophilus hat Bedeutung als Testorganismus bei der Sterilisation, da seine Sporen besonders hitzeresistent sind.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
4.4.2 Clostridium
Clostridien sind obligat anaerobe, Sporen bildende Stäbchenbakterien. Ihr natürlicher Lebensraum sind der Erdboden und der Intestinaltrakt von Mensch und
Tier. Mit Ausnahme von Clostridium perfringens sind alle pathogenen Clostridien peritrich begeißelt.
Sie bilden starke Haemolysine und wirken im Gewebe proteolytisch. Pathogenetisch entscheidend ist die Synthese von speziesspezifischen Extoxinen, die
antigen wirksam sind. Die Identifizierung erfolgt nach folgenden Merkmalen:
* Morphologisch
Beweglichkeit, Begeißelung, Lokalisation der Sporen, Anfärbbarkeit
* Kulturell
obligat anaerob, Kolonieform, Stärke der Haemolyse, biochemische Aktivität
* Biologisch
Spezifität der Toxine, Art der Tierpathogenität
* Klinisch
das von ihnen hervorgerufene Krankheitsbild
Zur Infektion mit Clostridien kommt es häufig durch Kontamination, v.a. nach
Verletzungen der Haut. Gefährdet sind Zertrümmerungswunden, Quetschungen, Nekrosen, tiefe Muskelwunden, aber auch septische Aborte und Bauchoperationen, die den Clostridien anaerobe Verhältnisse bieten.
Bei den Clostridien-Infektionen handelt es sich um Intoxikationen. Es ist daher
der Toxinnachweis wichtig.
4.4.2.1
Clostridium tetani
Krankheitsbild
Erreger des Wundstarrkrampfes. Zur Infektion kommt es
z.B. in tiefen, verschmutzten Wunden, bei Tierbissen, aber
auch bei Bagatellverletzungen.
Cave:
Unter streng anaeroben Verhältnissen wird das stark neurotrope Exotoxin Tetanospasmin gebildet, welches über
die Blutbahn ins ZNS gelangt.
Symptome:
Wundstarrkrampf führt zu krampfartigen, schmerzhaften,
tonischen Kontraktionen der willkürlichen Muskulatur, die
im weiteren Verlauf in schwere Dauerkrämpfe übergehen
kann mit Einbeziehung der übrigen Muskulatur. Schließlich erstickt der Patient im Zustand der absoluten Muskelstarre. Gefahr des Opisthotonus.
Die Inkubationszeit schwankt zwischen 4 und 60 Tagen.
Diagnose:
Der Toxinnachweis erfolgt durch Mäuse. Die Hinterbeine
infizierter und nicht durch Antitoxin geschützter Mäuse
stehen in typischer „Robbenstellung“ krampfartig nach hinten.
Therapie:
Applikation von Antitoxin, außerdem symptomatisch (→
Muskelrelaxans)
Prophylaxe:
Simultanimpfung
4.4.2.2
Clostridium botulinum
Krankheitsbild
Das gebildete Toxin ist für den Botulismus verantwortlich.
Es handelt sich um das stärkste biologische Gift, das bisher bekannt ist. Schon 0,1μg per oral wirken tödlich, aerogen genügt der tausendste Teil dieser Dosis (→ 1g reicht
um 10 Mio Menschen zu töten)
Auch Botulismus ist eine Intoxikation.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
Symptome:
Diagnose
Therapie
Das Toxin hemmt die Freisetzung von Acetylcholin an den
neuromuskulären Endplatten, wodurch multiple Paralysen
entstehen.
In der Regel verursachen verseuchte Lebensmittel die Intoxikation. Die Clostridien überleben durch ungenügende
Sterilisation. Das Botulinustoxin ist hitzelabil.
Die Intoxikationserscheinungen treten nach 4 – 48 Stunden nach der Infektion auf.
Der Patient klagt über Lähmungserscheinungen – Doppelsehen, Schluck- und Sprechbeschwerden – die sich bei
vollem Bewußtsein des Patienten bis zur Lähmung der
Atem- und Herzmuskulatur steigern.
Tierversuch zum Toxinnachweis. Blutserum, Mageninhalt
oder Speisereste werden Mäusen intraperitoneal verabreicht. Bei einer positiven Reaktion zeigen die Tiere eine
„Wespentaille“ und entwickeln Paralysen. Der Tod tritt innerhalb 1 – 5 Tagen ein.
Bei Verdacht sollte sofort polyvalentes Antitoxin gegeben
werden, da nur freies, nicht zellgebundenes Toxin neutralisiert werden kann.
4.4.2.3
Clostridium perfringens
Krankheitsbild
Clostridium perfringens ist neben Clostridium novyi und
Clostridium septicum der wichtigste Erreger des Gasbrandes. Gasbrand wird in den meisten fällen von mehreren
Clostridienarten gleichzeitig verursacht. Clostridium perfringens bildet außerdem Enterotoxine, die schwere Enteritiden hervorrufen können.
Symptome
Gasbrand ist eine sehr aggressive, lebensgefährliche Infektion, von der hauptsächlich die Muskeln betroffen sind.
Die Clostridiensporen gelangen ins verletzte Muskelgewebe und entwickeln sich toxinbildende Bakterien entwickeln.
Die Krankheit beginnt plötzlich, ca. 6 – 72 Std. nach der
Verletzung. Das infizierte Gebiet ist ödematös geschwollen. Oft tritt dunkles, dünnflüssiges Exsudat aus der Wunde.
Diagnose
Mikroskopisch, kulturell, biochemisch; v.a. Tierversuche
mit Meerschweinchen
Therapie
Mit der chirurgischen Wundtoilette werden aerobe, für den
Erreger ungünstige Verhältnisse geschaffen. Zur Unterstützung können sowohl polyvalente Immunseren als auch
Antibiotika (Penicilline, Tetracycline) gegeben werden.
Besonderheit
Einsatz als biologische Waffe möglich und gefürchtet.
4.4.2.4
Clostridium difficile
Krankheitsbild
Clostridium difficile ist der Erreger einer pseudomembranösen Kolitis, die meist während oder kurz nach einer Antibiotikatherapie auftritt.
Symptome
Fieber, Diarrhoe, mitunter krampfartige Bauchschmerzen.
Darüber hinaus auch Schock, Kolonperforationen und toxisches Megakolon
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
Therapie
Das gebildete Toxin A wirkt als Enterotoxin und bewirkt
einen erhöhten Flüssigkeitsaustritt in den Darm. Toxin B
ist ein Zytotoxin
Vancomycin
4.4.3 Lactobacillus
Unbegeißeltes, sporenloses Stäbchen, Teil der normalen Körperflora, der
Mundhöhle, des Intestinaltraktes und der Vagina (Umwandlung von Traubenzucker in Milchsäure durch Gärung). Als Krankheitserreger praktisch keine Bedeutung.
4.4.4 Bifidobacterium
Unbegeißeltes, sporenloses Stäbchen, Teil der normalen Körperflora, der
Mundhöhle, des Intestinaltraktes und der Vagina (Umwandlung von Traubenzucker in Milchsäure durch Gärung). Als Krankheitserreger praktisch keine Bedeutung.
4.4.5 Corynebacterium diphteriae
Der medizinisch wichtigste Vertreter der Corynebakterien ist das C. diphteriae.
Es handelt sich um ein grampositives, unbewegliches und sporenloses Bakterium mit auffallender Polymorphie. Meist findet man Polkörperchen an beiden
Enden. Diphteriebakterien bilden als bedeutsamen Virulenzfaktor ein Exotoxin.
Diphterie wird durch Tröpfcheninfektion übertragen und besitzt eine Inkubationszeit von 2 – 5 Tagen
Krankheitsbild:
Am häufigsten betroffen sind die oberen Luftwege, wo das
Exotoxin zu einer Epithelnekrose und der Bildung einer
grauen Pseudomembran führt. Die regionalen Lymphknöten sind vergrößert → Caeesarenhals, auffallender süßlicher Mundgeruch.
In einigen Fällen, in denen die Pseudomembran bis zum
Kehlkopf reicht, besteht Erstickungsgefahr → „Krupp“
Komplikationen
Eine haematogene Streuung des Exotoxins hat u.U.
Schäden an Herz, Leber, Niere, Nebenniere zur Folge.
Möglich sind Lähmungserscheinungen, besonders im
Kopfbereich, die sich i.d.R. wieder zurückbilden.
Diagnose
Abstriche aus Nase, Kehlkopf oder anderen verdächtigen
Stellen für Ausstrichpräparate und Kulturen. Das Toxinbildungsvermögen wird mittels Meerschweinchenversuch,
Elek-Test oder einem Gewebkulturtest ermittelt.
Therapie
Bei starkem Diphterieverdacht muß sofort Antitoxin gegeben werden. Es kann nur das im Blut freie Toxin gebunden werden, nicht das bereits in Organzellen befindliche.
Penicillin und Erythromycin hemmen die Vermehrung der
Corynebakterien und vermindern die Zahl der Dauerausscheider.
Prophylaxe:
Schutzimpfung möglich
4.4.6 Mycobakterien
Es handelt sich um Kommensalen der Mundhöhle und des Genitalbereiches.
Man unterscheidet typische von atypischen Mycobakterien.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
¾ typische Mycobakterien: sie wachsen langsam und sind nicht anzüchtbar →
m. leprae, m. tuberculosis
¾ atypische Mycobakterien: wachsen schnell. Sie lösen das Vollbild der
Krankheit aus, jedoch nur bei immungeschwächten Personen. Für Gesunde
besitzen sie keinen Krankheitswert. → m. avum interzellulare (MAI)
4.4.6.1 Tuberkulose (tuberculum = kleiner Höcker, kleine Geschwulst)
Abk. Tb., Tbk., Tbc; Syn: weiße Pest, galoppierende Schwindsucht, Morbus
Koch; weltweit verbreitete bakt. Infektionskrankheit, die chron. verläuft u. v.a.
in den Atemorganen lokalisiert ist, jedoch grundsätzlich alle Organe befallen
kann. Es besteht Meldepflicht bei Erkr. u. Tod. Häufigkeit ist wesentlich von
sozialen Faktoren (Hygiene, Armut, Alkoholismus, Ver-/Entsorgung) abhängig.
Für die Vergleichbarkeit epidemiol. Aussagen ist die Unterscheidung folgender
Gruppen, bezogen auf eine best. Zahl (i.d.R. 100000) Einwohner, wichtig:
Neuerkrankungen (Inzidenz), Bestand an Tbc-Kranken (Prävalenz), Sterbefälle an Tbc (Mortalität), Rate der Tuberkulinreagenten (Tuberkulinindex). In einigen Entwicklungsländern (Afrika, Asien, Ozeanien) schwankt die durchschnittl.
Inzidenz um 200 jährl. Neuerkrankungen auf 100000 Einwohner. In Westeuropa hat die Tbc ihren ernsten, lebensbedrohl. Charakter verloren; die durchschnittl. Inzidenz liegt trotzdem immer noch bei 30 jährl. Neuerkrankungen,
bezogen auf 100000 Einwohner, in der Bundesrepublik Deutschland bei ca.
20.
Siehe auch unter AIDS: Es handelt sich um einen obligat menschenpathogenen Erreger. Bei AIDS zeigt sich im Vergleich zur Normalbevölkerung eine erheblich höhere Erkrankungsrate.
Erreger:
Mycobacterium tuberculosis, humanum (Mensch), sehr selten
Mycobacterium bovis (Rind), Mycobacterium avium (Vogel); Infektionsquelle ist v.a. der erkrankte Mensch; erkrankte Rinder
(Milch) od. infizierte Haustiere (Hund, Katze, Geflügel) sind epidemiol. nicht von Bedeutung.
Übertragung: durch Tröpfcheninfektion über die Atemwege, seltener oral
(Milch), noch seltener über Haut, Augen. Pathogenetisch können
im wesentl. zwei Tbc-Formen unterschieden werden:
1. Primär-Tbc, die nach einer Erstinfektion entsteht;
2. postprimäre Tbc, die als Reaktivierungs-Tbc nach Abheilung
der Primär-Tbc auftreten od. sich als Superinfektions-Tbc durch
erneute exogene Inf. entwickeln kann. Die Ausbreitung einer
Inf. kann grundsätzl. hämatogen, lymphogen od. kanalikulär
(z.B. bronchogen) erfolgen.
3. Eine (Sonder-)Form der Tbc ist die sehr seltene konnatale Verlaufsform, bei der die Err. von der infizierten Mutter über das
Nabelblut in die fetale Leber od. bei der Geburt über das
Fruchtwasser in die Neugeborenenlunge gelangen können.
Pathol./Anat.: Typisch für eine Tbc ist der Tuberkel; im Zentrum ist dieser nekrotisch (sog. tuberkulöser Käse), ringsum befinden sich Epitheloidzellen, die von Riesenzellen (Langhans-Zellen) ergänzt werden; außen ist der Tuberkel von Bindegewebe umgeben, das mit
Lymphozyten durchsetzt ist; Plasmazellen u. Gefäße fehlen. Im
Abheilungsstadium beginnt nach ca. 8-9Mon. die Verkalkung im
Zentrum; darin können Tbc-Bakterien über Jahre lebensfähig
bleiben (sog. Persister).
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
Inkubationszeit (vom Eindringen der Tbc-Bakterien bis zur Tuberkulinkonversion): 4-6 Wochen;
Klinik:
der Verlauf wird von der Menge u. Virulenz der Err. sowie bes. von
der Widerstandskraft (Resistenz, Immunität, Allergie) des Organismus bestimmt. Die sehr unterschiedl. klin. Verläufe der Tbc
machen eine exakte Beschreibung des Krankheitszustands erforderlich; hierzu gehören Aussagen über die Pathogenese (primär
od. postprimär), Immunsituation (Tuberkulinreaktion u. evtl. konversion), Aktivitätsgrad (aktiv, unbestimmt, zum Stillstand neigend, inaktiv), Entwicklungstendenz (in Rückbildung, stationär,
fortschreitend), bakteriol. Status (offen, geschlossen) u. Röntgenbefunde mit Art u. Lokalisation des Prozesses.
Formen:
1. Primär-Tbc: häufigste Form im Kindesalter; Lok. meist in der
Lunge (Lungentuberkulose), seltener in Halslymphknoten,
Darm, Haut (extrapulmonale Tbc); Beginn mit dem Primärkomplex (Primärherd, Lymphbahn u. regionärer Lymphknoten). Der
Verlauf einer Primär-Tbc ist symptomarm mit über 3-4Wo. bestehenden subfebrilen Temperatur, manchmal Erythema nodosum, Ermüdbarkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme,
Schwitzneigung; BKS mittelmäßig beschleunigt.
2. postprimäre Tbc: entsteht durch Streuung von Tuberkelbakterien im Organismus, die entw. aus einem frischen Primärkomplex
(subprimäre Tbc, Frühformen einer postprimären Tbc) od. aus
alten Herdbildungen (Spätformen einer postprimären Tbc)
stammen können (vgl. Simon-Herde); unter ungünstigen Abwehrbedingungen kann eine starke Streuung (Generalisation),
bes. bei Erstinfektion, auftreten. Beispiele für Frühformen: Miliartuberkulose mit miliaren Herden im ganzen Organismus, dabei meist hohes, langanhaltendes Fieber, schweres Krankheitsgefühl, Milzvergrößerung; gelegentl. Hauttuberkulide;
Diagnose: Rö.-Thorax (zahlreiche kleinste Fleckschatten), Augenhintergrunduntersuchung (Choroideatuberkel). In ca. 50% der Fälle
kommt es zu einer Meningitis tuberculosa meist mit hohem Fieber,
Erbrechen, Kopfschmerz, manchmal Wesensveränderungen. Diagnose durch Lumbalpunktion (Proteinvermehrung, Spinngewebegerinnsel, mittlere Zellzahlvermehrung von einigen hundert Drittelzellen, stark erniedrigte Zuckerwerte).
Cave:
nur frühzeitige, intensive Therapie ist lebensrettend. Eine Pleuritis
tuberculosa entwickelt sich aus pleuranahen Herden, gelegentl.
aber auch hämatogen;
Symptome: plötzl. Fieber, Schmerzen beim Luftholen, Reizhusten. Diagnose
durch Pleurapunktion.
Eine Peritonitis tuberculosa ist fast stets eine Durchwanderungsperitonitis und verläuft mit Fieber, Bauchschmerzen, Anschwellung des Abdomens, Aszites. Diagnose durch Aszitespunktion.
- Hauttuberkulose: s. Tuberculosis cutis, Tuberkulid. Beispiele für Spätformen
(zwischen Erstinfektion und Spätmanifestation können Jahre liegen):
- Knochentuberkulose und Gelenktuberkulose (Arthritis tuberculosa), v.a. im
Bereich der Wirbelsäule, Hüft- u. Kniegelenke, bei Kindern nicht selten kleiSeite 32 von 142
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
nere Herde an Hand- u. Fußknochen (Spina ventosa); Symptome: Schwellung, Schmerzen, Bewegungseinschränkung, häufig Spätschäden;
- Urogenitaltuberkulose: schleichender, symptomarmer Verlauf, der unbehandelt über eine Pyelonephritis zur Niereninsuffizienz sowie beim Mann durch
Epididymitis und (seltener) bei der Frau durch Adnexitis zur Sterilität führen
kann.
Diagnose:
¾ direkter mikroskop. Erregernachweis (s. Ziehl-NeelsenFärbung, Fluoreszenzmikroskopie);
¾ bakteriologische Kultur von Sputum (mind. drei Sputumproben
an möglichst aufeinanderfolgenden Tagen), Bronchialsekret,
Magensaft, Urin, Liquor u.a.;
¾ Tierversuch (nur noch in Ausnahmefällen);
¾ Tbc-spezif. Immunreaktionen (s. Tuberkulinreaktion);
¾ histologisch (und bakteriologisch) Untersuchung von Biopsiematerial (z.B. Halslymphknoten);
¾ Röntgendiagnostik, z.B. Rö.-Thorax, Ausscheidungsurographie.
Therapie: ambulante (bei geschlossener Tbc) bzw. stationäre (bei offener
Tbc oder Komplikationen durch Nebenerkrankungen) Behandlung
mit einer Kombination von Antituberkulotika der ersten Wahl (i.d.R.
über 6Mon.); u.U. auch primärer Einsatz von Gyrasehemmern; bei
Unverträglichkeiten, Komplikationen, Begleiterkrankungen oder
Resistenzentwicklung verlängert sich die Therapiedauer auf 8, 12
od. ggf. 24Mon.; regelmäßige Überwachung der Therapie ist erforderlich.
Prophylaxe: Expositionsprophylaxe durch Vermeidung von Kontakt mit TbcKranken u.a. möglichen Infektionsquellen, Dispositionsprophylaxe
durch hyg. Lebensbedingungen und Förderung der allgemeinen
(Ernährung) u. spezifischen (BCG-Impfung) Abwehrlage. Eine
Chemoprophylaxe wird mit INH über mind. 3Mon. durchgeführt,
z.B. bei Kindern, die noch nicht infiziert, aber einer Inf. ausgesetzt
sind, od. bei Personen, bei denen ohne eigentliche Erkr. eine Tuberkulinkonversion beobachtet wurde (präventive Chemotherapie).
Miliartuberkulose (-osis); generalisierte Tuberkulose, die durch hämatogene od. lymphogene Dissemination meist unmittelbar nach Bildung des
Primärkomplexes (sog. subprimäre M.) od. im späteren Verlauf (sog. postprimäre M.) entsteht; Formen:
1. pulmonale M. mit Beteiligung der Lungen;
2. meningitische M. mit tuberkulöser Meningitis;
3. typhoide M. mit Somnolenz;
Klinik: schweres Krankheitsgefühl, hohes Fieber, Kopfschmerz, Meningismus, Dyspnoe, Husten, evtl. Schmerzen bei der Atmung;
Diagn.: 10-14 Tage nach Dissemination im Rö.-Thorax multiple, stecknadelkopfgroße Herde erkennbar; Erregernachweis in Sputum od.
Magensaft nur selten möglich. Der Tuberkulintest wird im Verlauf
der M. negativ (Anergie).
Progn.: ohne antituberkulot. Ther. (u.U. in Komb. mit Kortikosteroiden) letal.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
4.4.6.2 Lepra (gr. ra Aussatz)
Ätiologie: durch Mycobacterium leprae verursachte Infektionskrankheit der
Haut mit Neigung zu trophischen u. sensiblen Störungen, Lähmungen u. Verstümmelungen; Verbreitung: Afrika, Asien, Lateinamerika, Südeuropa; weltweit sind mehr als 1,8Mill. Menschen betroffen. Inkubationszeit: meist 2-5 Jahre (9Mon. bis 40 Jahre). Die
Ansteckungsmöglichkeit ist i.a. gering.
Formen:
Nach der Art der Gewebereaktion werden zwei polare Formen unterschieden:
- die tuberkuloide L. (Abk. TL) mit starker Gewebereaktion, Nervenschädigungen durch hyperergische Reaktion, relativ guter
Prognose u. geringer Kontagiosität (sog. Nervenlepra) und die
- lepromatöse L. (Abk. LL) mit fehlender Gewebereaktion (anergische Form), massiver Infiltration der Haut u. schlechter Prognose bei höherer Kontagiosität (sog. Knotenlepra).
Zwischen den beiden liegen Übergangsformen: sog. Borderline-L.
(Abk. BL) od. dimorphe L. Als Vorstadium wird die noch nicht voll
entwickelte indeterminierte L. (I) angesehen, die häufig spontan
heilt.
Klinik:
nach extrem langer Inkubationszeit zunächst Makula u. Depigmentierung (I-Form);
TL: solitäre od. symmetrisch ausgedehnte Maculae, Nervenbefall
durch hyperergische Gewebereaktion schon in der Frühphase der
Krankheit (N. ulnaris, N. fibularis u.a.). Durch Sensibilitätsstörung,
dauernden Fehlgebrauch, Verletzungen u. Lähmungen ergeben
sich langfristig schwere Verstümmelungen. LL-Form: Infiltration
der Haut, Haarausfall (Madarosis; Verlust der lateralen Augenbrauen), Abnahme der Schweißsekretion. Die Infiltration der Haut
durch Leprabakterien führt zur Knotenbildung (Leprom) insbes. im
Gesicht (Facies leontina); Zerstörung der peripheren Nerven mit
Lähmungen, Sensibilitätsverlust u. schweren Verstümmelungen.
LL: Im Spätstadium der LL breitet sich die Krankheit auf den gesamten Organismus aus.
Kompl.:
Leprareaktion
Typ 1: Änderung der Immunitätslage (downgrading reaction, reversal reaction), meist akute Verschlechterung des Krankheitsbildes;
Typ 2: allerg. Reaktion auf Produkte zerfallender Mykobakterien,
nach meist zu plötzl. Beginn der Therapie mit DDS
(Erythema nodosum leprosum, Abk. ENL); Befall des Auges u. Erblindung, Amyloidose;
Diagnose: Klinik, Nachweis der Mykobakterien in der Haut od. im Nasensekret, histol. Haut- u. Nervenuntersuchung, Lepromintest* zur Klassifikation;
Prognose: bei rechtzeitiger Diagnostik u. vor dem Einsetzen von Verstümmelungen günstig; Therapie muß aber sehr lange durchgeführt werden (zwei Jahre bis lebenslang).
Therapie: DDS (4,4-Diaminodiphenylsulfon), DADDS (Depotpräparat), Thiambutosin, Clofazimin, Rifampicin, i.d.R. als Kombinationsbehandlung (bakterienarme L.: DDS/Rifampicin; bakterienreiche L.:
DDS/Rifampicin/Clofazimin); bei Leprareaktion auch Kortikoide;
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
bei Verstümmelungen plastische Chir. u. Rehabilitationsmaßnahmen; Proph.: Frühentdeckung u. Frühbehandlung; Isolierung der
Kranken überflüssig, Prophylaxe durch BCG-Impfung umstritten.
Impfung mit attenuierten Leprabakterien möglich; nach durchschnittl. 18Mon. kommt die Krankheit zum Stillstand.
4.4.7 Listerien
Bei Listeria monocytogenes handelt es sich um ein grampositives, peritrich begeißeltes, sporenloses Stäbchenbakterium, von dem bisher 14 verschiedenen
serologische Typen und Subtypen beschrieben wurden.
Krankheitsbild
Die Listeriose zählt zu den Zoonosen, da sie vom Tier auf
den Menschen übertragen werden kann. Außerdem besteht Infektionsmöglichkeit durch Rohmilch, verschiedene
Fleischsorten und Wildbret. Neben vielen inapparent verlaufenden Infektionen zeigen sich die verschiedensten Erkrankungen: akute und chronisch septische Erkrankungen, Meningitis, Enzephalitis, Konjunktivitis, Endometritis,
Endokarditis und grippeähnliche Erkrankungen mit dem
Bild der Monozyten-Angina.
Die Schwangerschafts-Listeriose tritt meist in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft auf. Es entsteht eine intrauterine Sepsis, die i.d.R. eine Frühgeburt oder eine
Totgeburt verursacht. Das Kind zeigt nach der Geburt das
Bild der Neugeborenenlisteriose, für die ein schlechter Allgemeinzustand, Zyanose, Hautgranulome,, oft auch Meningitis und Krämpfe typisch sind.
Diagnose
Blut, Liquor, Fruchtwasser, Eiter, Menstrualblut, Lochialsekret, Stuhl oder Organproben. Durchgeführt werden mikroskopische und kulturelle Untersuchungen, sowie biochemische Tests und die Gruber-Widal-Reaktion. (Siehe
Widal-Reaktion)
Therapie
Serotherapie mit einem Pferdeimmunserum, ergänzt
durch Penicillin G oder Erythromycin
4.4.8 Erysipelothrix rhusopathiae
Es sind unbewegliche Stäbchen, die meist im Schwein (Schweinerotlauf), aber
auch in Rindern, Schafen, Wild, Fischen und Muscheln leben
Krankheitsbild:
verursacht beim Menschen das Erysipeloid. Eine Infektion
des Menschen ist relativ selten und erfolgt meist über
Wunden und Risse in der Haut beim Kontakt mit infiziertem Fleisch.
Symptome:
Meist rötliche Schwellungen an Zeigefinger, Daumen oder
Handrücken, Juckreiz mit stechendem Schmerz. Heilt
meist nach einigen Wochen ab. In einigen Fällen kommt
es zu Arthritis in den benachbarten Gelenken. Bei sehr
seltener oraler Infektion durch Lebensmittel kann es zu
Backsteinblattern (Hauterscheinung), aber auch zu Sepsis, Endokarditis und Fieber mit dramatischer Verlaufsform
kommen.
Diagnose:
Kulturanzucht aus Biopsiematerial
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
Therapie
Penicillin V, Tetracyclin oder Erythromycin. Bei Endokarditis Penicillin G
4.4.9 Propionibacterium acnes, P. avidum und P. granulosum
Diese sporenlosen, unbeweglichen, meist anaeroben Stäbchen bewohnen als
Teil der normalen Körperflora die Haut, Mundhöhle, Intestinaltrakt und die äußeren Genitalien. P. acnes tritt meist in Verbindung mit Staph. epidermicus auf.
Eine mögliche Pathogenität ist nicht nachgewiesen.
4.4.10 Actinomyces
I.d.R. sporenlose Stäbchen mit pilzartigem Wachstum. Sie wurden früher als
Pilz gehalten. In dieser Gruppe gibt es mehrere pathogene Keime und Produzenten von wichtigen Antibiotika (z.B. Streptomycin, Chloramphenicol)
Actinomyces-Arten gewinnen ihre Stoffwechselenergie überwiegend fermentativ
durch Gärung. Actinomyces sind aber meist keine absolut obligaten Anaerobier.
Krankheitsbild:
Bei einer Erkrankung handelt es sich meist um rein endogene Infektionen, wobei oft Kiefer- und Gesichtsbereich
befallen sind. Häufig Mischinfektionen mit oft anaerober
Begleitflora. Metastaseartige Eiterungen treten häufig
nach Kieferbrüchen auf. Eine Streuung der Bakterien im
Organismus und dadurch bedingte Erkrankungen innerer
Organe ist möglich. Auch lebensbedrohliche primäre Infektionen des Thorakalraumes mit Bronchopneumonie
sind möglich. Hier können die Bakterien durch den Pleuraspalt auch in den Herzbeutel gelangen. Bei primärem
Befall des Abdomens kommt es zu Krankheitsbildern wie
Enteritis und Appendizitis. Sie sind auch an Karies und
Parodontitis beteiligt.
Diagnose
Nachweis durch Kulturanzucht aus Eiter und infiziertem
Gewebe.
Therapie:
Penicillin G, als Alternativen Tetracycline und Clindamycin
4.4.11 Nocardia asteroides, N. farcinica, N. brasiliensis
Gehören ebenfalls zu den Aktinomyzeten, ist aber obligat aerob. Im Freien leben Nokardien im Erdboden.
Krankheitsbild:
Sie treten als opportunistische Erreger bei prädisponierten
Personen auf (Diabetes, Neoplasma, Immunsuppression).
Bei pulmonalen und systemischen Nokariosen kommt es
durch Inhalation zu einer primären Infektion der Lunge mit
tuberkuloseartigen Pneumonien.
Symptome:
Oft läuft die Infektion chronisch und symptomlos ab. Eine
Ausbreitung der Erreger ist möglich auf alle inneren Organe, besonders häufig auf das ZNS mit der Folge von Hirnabszessen, die häufig letal enden oder neurologischen
Dauerschäden führen.
Superfiziale Nokardiosen verlaufen als kutane und subcutane lokale Infektionsprozesse mit guter Prognose.
Diagnose
Kulturanzucht aus Biopsiematerial und infizierten Körperflüssigkeiten
Therapie
z.B. Sulfonamide, Cotrimoxazol oder Minocyclin
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.4 Grampositive Stäbchen
4.4.12 Streptomyces / Actinomadura ⇒ Aktinomyzetome
Aktinomyzetome sind Krankheitsbilder, die von obligat aeroben Aktinomyzeten
der Gattungen Nocardia, Streptomyces und Actinomadura verursacht werden.
Primär werden Haut- und Subkutangewebe über einen traumatischen Infektionsweg befallen.
Krankheitsbild
Die Gefahr der Erregerausbreitung v.a. auf Periost und
Knochen ist groß. Beim Befall von inneren Organen besteht eine hohe Letalität. Es handelt sich im Unterschied
zu den Nokardiosen um keine opportunistischen Erkrankungen.
Kasuistik:
Aktinomyzetome sind v.a. in tropischen und subtropischen
Gebieten verbreitet (Barfußgehen!) und ähneln im Krankheitsbild und Infektionsweg den subkutanen Pilzerkrankungen.
Diagnose
Erregernachweis kann kulturell und mikroskopisch aus Biopsiematerial erstellt werden.
Therapie
z.B. Sulfonamide, Cotrimoxazol oder Minocyclin
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.5 Gramnegative Bakterien in Spiralform
4.5
Gramnegative Bakterien mit Spiralform
Zu den spiralförmigen gramnegativen Stäbchen zählt Campylobacter jejuni, ein
häufiger Erreger von Durchfallerkrankungen. Heliobacter pylori, ein Bewohner
des Magens, kann Gastritis oder einen Ulkus verursachen.
4.5.1 Campylobacter
Es ist ein gramnegatives, unipolar oder bipolar begeißeltes Bakterium, das
schraubenförmige oder vibrioähnliche Gestalt besitzt. Ursprünglich wurde es
auch zu den Vibrionen gezählt.
Krankheitsbilder: Von den bisher bekannten Spezies sind C. fetus und C. jejuni von Interesse.
C. fetus ruft vorwiegend bei immunschwachen Patienten
schwere Allgemeininfektionen mit sehr unterschiedlichen
Manifestationen hervor.
Infektionen mit C. jejuni manifestieren sich als Enteritiden
bzw. Enterokolitiden. Diese Bakterien bilden ein Entero- und
ein Zytotoxin, was pathogenetisch von Bedeutung ist (→
vergleichbar Cholera oder Ruhr). Zum klinischen Bild gehören neben allgemeinen Krankheitszeichen wie Schwindel
und Fieber z.T. heftige Diarrhöen, die mit Schleim und Blut
vermischt sein können und kolikartige Bauchkrämpfe.
Diagnose
C. fetus läßt sich in Blut, Eiter oder anderen Sekreten nachweisen.
Für den Nachweiß von C. jejuni eignen sich Stuhl und Rektalabstriche.
Bei der Mikroskopie muß die strenge Mikroaerophilie dieser
Keime beachtet werden. Die Untersuchungsmaterialien werden auf Selektivnährmedien gegeben. Der Nachweis erfolgt
biochemisch und durch Testung der Antibiotikaempfindlichkeit. Auch ein Antikörernachweis mit der Widal-Reaktion, indirekter Immunfluoreszenz oder einer Komplementbindungsreaktion ist möglich.
Therapie
Erythromycin, Aminoglykoside, Ampicillin.
4.5.2 Heliobacter
Heliobacter sind gramnegative, mikroaerophil wachsende Stäbchen.
Krankheitsbild:
Ihnen kommt eine Schrittmacherfunktion bei der Entwicklung
von Antrumgastriden und Magen- bzw. Duodenalulcera zu.
Die Erreger wurden ursprünglich als Campylobacter pylori
bezeichnet, wegen ihrer besonderen Eigenschaften aber aus
dieser Gruppe wieder herausgenommen.
Diagnose:
Durch Biopsiematerial mittels HUT (Heliobacter-Urease-Test)
Therapie:
Ampicillin, Metronidazol und Clindamycin
4.5.3 Spirilium minus und Streptobacillus moniliformis
Diese Bakterien verursachen relativ seltene Rattenbißinfektionen.
Symptome:
Spirilium minus
Erreger des Spirillen-Rattenbißfiebers (Sodoku), kommt v.a.
in Japan vor. Symptom ist eine fieberhafte Lymphadenitis.
Spirilium moniliformis
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.5 Gramnegative Bakterien in Spiralform
Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen und Exanthem
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.7 Obligat intrazelluläre Bekterien
4.6
Gramnegative Spirochäten
Spirochäten sind schraubenförmige, aktiv bewegliche Bakterien, die sich durch
Querteilung vermehren. Innerhalb dieser Gruppe besitzen die Treponemen, Borrelien und Leptospiren Bedeutung.
4.6.1 Treponema
Krankheitsbild:
Diagnose:
Infektion:
Komplikationen
Treponema pallidum ist Erreger der Lues (= Syphilis), einer
weltweit verbreiteten Geschlechtskrankheit.
Konnte bisher nicht in vitro kultiviert werden. Allerdings gelingt eine Anzüchtung im lebenden Organismus (→ Kaninchenhoden).
Diaplazentar, Transfusionssyphilis, berufliche Infektion (Ärzte), ansonsten nur durch Geschlechtsverkehr. Die Erreger
dringen durch Hautläsionen oder durch die Schleimhaut ein.
Unbehandelt verläuft die Infektion in drei Stadien:
Primärstadium (LI):
• Primäraffekt ca. 2 – 5 Wochen nach der Ansteckung,
auch: harter Schanker; indolente, pfenniggroße Papeln,
gerötet, infektiös, meist am Genital, seltener extragenital
(z.B. Mundschleimhaut – wie wohl ;-) ).
• Schwellung der regionären Lymphknöten
Sekundärstadium (LII):
• Eruptionsphase (ca. 7 – 12 Wochen post infectionem) mit
makulopapulösem Exanthem, infektiös
• Condylomata lata = nässende Papeln, vorwiegend in der
Genitalregion, infektiös
• Plaques muqueuses (hochinfektiöse Schleimhautpapeln)
und Plaques opalines (graue, flache Erhebungen der
Schleimhaut) der Schleimhäute, infektiös
• Generalisierte Lymphknotenschwellung
• Diffuser Haarausfall
• Verschwindet wie der Primäreffekt spontan in ein latentes
Stadium über (Lues latens)
Tertiärstadium (LIII):
• Die einzelnen Symptome der Spätsyphilis treten zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf (ca. 3 – 5 Jahre post infectionem)
• Zerstörung des Gewebes und Narbenbildung (Syphilome
oder Gummen). Betroffen sind u.a. die Haut, die Knochen,
der Magen und die Leber, nicht infektiös
• Kardiovaskuläre Syphilis mit Mesaortitis luica und Aneurysma.
• Spätsyphilis des ZNS mit progressiver Paralyse, Tabes
dorsales (Rückenmarkschwindsucht) u.a.
Bei der kongenitalen Syphilis wird der Fetus diaplazentar
infiziert. Wahrscheinlich ist eine Infektion bereits vor dem 3.
Schwangerschaftsmonat möglich, die größte Gefahr für das
Kind besteht jedoch im letzten Trimenon. Auch intra partum
kommt es zu Erregerübertragungen.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.7 Obligat intrazelluläre Bekterien
Besonderes:
Diagnose:
Therapie
Cave
Während einer aktiven Syphilis besteht Immunität gegen eine Superinfektion, die allerdings nach erfolgreicher Therapie
wieder verschwindet.
Exsudat aus Primäraffekten kann im Dunkelfeldmikroskop
oder mit Hilfe der Immunfluoreszenz im Ultraviolettmikroskop
auf Erreger untersucht werden.
Mittel der Wahl ist Penicillin. Bei Unverträglichkeit Tetracyclin
oder Erythromycin
Endotoxinschock (→ Herxheimer Reaktion) durch plötzliches
Zerfallen vieler Treponemen.
4.6.2 Borrelien
Borreliosen unterscheidet man einerseits in epidemisches und endemisches
Rückfallfieber (Erreger: B. recurrentis bzw. B. duttonii), die auch für die jeweilige
Infektion typische Vektoren haben.
Infektion:
Läuse übertragen das epidemische,
Zecken das endemische Rückfallfieber
Zu unterscheiden von diesen beiden ist B. burgdorferi, welche die Lyme-Krankheit hervorrufen.
Lyme-Borreliose
Übertragung erfolgt durch Zeckenbiß (ixodes ricinus). Kurze
Zeit nach dem Zeckenbiß entwickelt sich um die Eintrittsstelle ein scharfrandiges und an Umfang zunehmendes
Erythem. Während sich dieses zurückbildet, können an anderen Körperstellen ebenfalls Erytheme auftreten (Erythema
chronicum migrans = Wanderröte). Wochen oder Monate
nach der Infektion beobachtet man akut einsetzende Arthritiden (Gelenkentzündungen) mit Bevorzugung der großen Gelenke. Neurologische Symptome wie Enzephalitis, Meningitis
zählen in manchen Fällen ebenso zum klinischen Bild, wie
kardiale Manifestationen (meist Überleitungsstörungen)
Diagnose: Bestimmung spezifischer Antikörper mittels indirekter Immunfluoreszenz oder ELISA
Therapie: Tetracycline, Penicillin oder Erythromycin
4.6.3 Leptospira
Obligat aerobe Bakterien in zahlreichen serologischen Typen.
Krankheitsbild
Leptospirose, einer Anthropozoonose. Reservoirtiere sind
Ratten, Mäuse und Hunde, welche die Erreger mit dem Urin
ausscheiden. Die Leptospiren dringen durch Läsionen der
Haut oder der Schleimhaut. Die Inkubationszeit beträgt 8 –
12 Tage.
Symptome:
Bakteriämie, welche von plötzlich einsetzendem hohen Fieber begleitet ist für ca. 3 – 8 Tage. Anschließend Phase der
Organmanifestation mit Nierenschädigung, Leberbeteiligung
und seröser Meningitis.
Für den Morbus Weil (Err.: L. icterohaemorrhagiae) sind
schwerer Ikterus und eine haemorrhagische Diathese typisch. Die Letalität beträgt hier bis zu 25%.
Diagnose:
in der ersten Woche Blut und Liquor, später dann Urin
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.7 Obligat intrazelluläre Bekterien
Therapie
Cave:
4.7
Dunkelfeldmikroskopie, Kultur und Tierversuch. Antikörper
werden i.d.R. mit der Agglutinations-Lysis-Reaktion nachgewiesen.
Penicillin und Tetracyclin. Nur wirksam beim Einsatz in den
ersten Tagen der Erkrankung.
Infektionsgefahr besteht besonders bei Personen, die ständig mit Tieren Kontakt haben. Indirekt kann es auch durch
mit infektiösem Urin verunreinigten Gewässern zur Infektion
kommen.
Obligat intrazelluläre Bakterien
Sie zählen zu den obligaten Zellparasiten. Damit unterscheiden sie sich fundamental von den normalen Bakterien. Darüber hinaus gibt es noch folgende Differenzierungsmerkmale:
• kleiner als Bakterien
• kleineres Genom und produzieren weniger Enzyme
• vermehren sich nur langsam
• benötigen zum Wachstum Energiezufuhr von außen
Sie wurden lange Zeit für Viren gehalten, bzw. für eine Zwischenform. Mittlerweile wurde nachgewiesen, daß sie sowohl RNA als auch DNA enthalten, daß
sie empfindlich gegen Antibiotika sind, daß sie sich durch Zellteilung vermehren
und typische Elemente der Prokaryontenzelle aufweisen.
4.7.1 Ricketiaceae (Rickettsien), Coxiellen
Kleine, unbewegliche Mikroorganismen. Sie lassen sich nach Giemsa färben
und können nur in Zellkulturen gezüchtet werden. Innerhalb der Familie existieren zahlreiche Arten. Einige (außer Coxiellen) zeigen gemeinsame Charakteristika :
• typisch sind ausgedehnte, periphere Gefäßläsionen
• Bei akuter Infektion zeigen sich Kopfschmerzen, Fieber, Exantheme
• In der frühen Phase sind Breitbandantibiotika gut wirksam
• Normalerweise Säugetiere und Arthropoden(Läuse, Flöhe, Zecken und Milben).
Krankheitsbilder R. prowazeckii
Err. des Fleckfiebers, Überträger ist die Kleiderlaus
R. Rocky-Mountain-spotted-fever-Gruppe mit R.
rickettsii, R. conorii, R. sibirica, u.a.
Err. des Zeckenbißfiebers. Natürliche Wirte sind Nage- und
Beuteltiere
Coxiella burnetii
Err. des Q-Fiebers
Q-Fieber: Abk. für (engl.) query (Frage); syn. Balkan-Grippe,
Euboea-Fieber, Krim-Fieber, Pneumorickettsiose; eine durch
Rickettsien (Coxiella burnetii; s. Coxiella) verursachte Zoonose von weltweitem Vorkommen mit regional sehr unterschiedl. Bedeutung; in der Bundesrepublik Deutschland meldepflichtig nach dem Bundesseuchengesetz; Epidemiol.:
weltweite, meist berufsbedingt begrenzte Erkrankungsfälle
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.7 Obligat intrazelluläre Bekterien
Diagnose
Therapie
(Landwirtschaft, Viehzucht, Schlachthof, Molkerei, häuteverarbeitende Industrie); Coxiella* wird hauptsächl. von Rindern, Pferden, Schafen, Ziegen, Hunden, Schweinen, Kamelen, Büffeln u. Ratten mit Kot, Urin, Lochien, Milch u. über die
Plazenta ausgeschieden; hohe Kontagiosität. Übertragung:
Die Err. bleiben wegen hoher Widerstandsfähigkeit lange infektiös u. werden in 90% der Fälle durch Inhalation kontaminierter Staubpartikel (getrocknete tier. Ausscheidungen) auf
den Menschen übertragen. Die übrigen Inf. erfolgen über
kontaminierte Milch, perkutan durch Kontakt mit infizierten
Organen, kontaminierter Wäsche od. durch infizierte Zecken;
Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten. Inkubationszeit: 1-3 Wochen; Klin.: akuter Beginn, hohes Fieber, starke
Kopfschmerzen, Myalgien, Lungeninfiltrate, rel. Bradykardie;
Exanthem fehlt fast immer, chron. Verlaufsformen sind selten. Diagn.: Erregerisolierung (MeerschweinchenTierversuch od. Eikultur) aus Blut, Liquor, Urin u. Gewebe;
serol. KBR (nur Titeranstieg beweisend), Agglutinationstest
mit aufgeschwemmten Coxiellen u. Patientenserum, Mikroimmunfluoreszenztest; Weil-Felix-Reaktion negativ; DD: Typhus, Fleckfieber, grippale Infekte, Leptospirosen, Meningitis, Tularämie, Malaria, Ornithose u. Pneumonien jeder Genese (Viren, Bakt., Pilze); Ther.: Tetracycline, MakrolidAntibiotika; Progn.: geringe Letalität; selten Kompl. wie z.B.
Enzephalitis, Hepatitis, Pleuritis, Orchitis; Proph.: Ausschaltung der tier. Infektionsquellen, Milch-Pasteurisierung, Beachtung mikrobiol. Arbeitsschutzvorschriften; Desinfektion
der Ausscheidungen (Sputum, Urin) am Krankenbett; laufende Desinfektion erforderl. wegen hoher Resistenz der Err.
(höhere Wirkstoffkonz., längere Einwirkungszeiten). Impfprophylaxe für bes. Exponierte (z.B. Labor- u. Schlachthofpersonal, Tierärzte) möglich. BK Nr. 3101.
Coxiellen können auch extrazellulär existieren. Der Mensch
infiziert sich durch Inhalation infektiöser Partikel, während die
natürlichen Wirte (Rind, Ziege, Schafe u.a.) durch Arthropoden angesteckt werden.
Anzüchtung im Dottersack des bebrüteten Hühnereies, in der
Zellkultur oder im Versuchstier. Untersuchungsmaterial sind
Blut; in der Routinediagnostik Serologie.
Tetracycline und andere Breitbandantibiotika
4.7.2 Clamydiaceae (Chlamydien)
Kleine, runde bis ovoide, gramnegative Bakterien. Vermehrung erfolgt intrazellulär unter Bildung typischer Einschlußkörperchen, die sich mikroskopisch
nachweisen lassen.
Krankheitsbilder C. psittaci
Err der Ornithose mit dem Kot und anderen Sekreten. Der
Mensch atmet den erregerhaltigen Staub ein. Infektion manifestiert sich meist im Bereich der Bronchien und ruft evtl.
Symptome einer Pneumonie hervor.
C. trachomatis
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Zusammenfassung Mikrobiologie
4. Spezielle Bakteriologie
4.7 Obligat intrazelluläre Bekterien
Trachom: Körnerkrankheit, Conjunctivitis (granulosa) trachomatosa, trachomatöse Einschlußkonjunktivitis; durch
Chlamydia* trachomatis (Serotyp A-C) verursachte chron.
Keratokonjunktivitis, die durch sehr langsamen Verlauf, follikuläre, papilläre Hyperplasie, kornealen Pannus u. spätere
Vernarbung gekennzeichnet ist; im Endstadium Erblindung
durch Übergreifen auf die Hornhaut; Vork.: verbreitet in allen
trop. u. subtrop. Regionen mit mangelhafter Hygiene; insgesamt sind 400-500 Millionen Menschen auf der Erde erkrankt. Das T. ist die häufigste Urs. der Erblindung. Progn.:
bei Frühbehandlung gut; Therapie: Tetracycline u. Sulfonamid-Augensalbe, ggf. chir. Therapie; Proph.: Verbesserung
der hygienischen Verhältnisse.
Schwimmbadkonjunktivitis durch Chlamydia trachomatis (Serotyp D-E-K) bedingte Konjunktivitis mit Einschlußkörperchen; Übertragung
durch Badewasser (selten in Schwimmbädern) u. feuchte
Wäsche infizierter Bat.; Inkubationszeit 8-12 Tage; Klin.: Anfangsstadium wie bei Trachom* (sog. Paratrachom), gelegentl. zusätzl. Rhinopharyngitis u. Tubenkatarrh, selten oberflächl. Hornhautentzündung; Abheilung unter geringer Pannusbildung ohne Narben; Ther.: Erythromycin, Tetracycline.
Lymphogranuloma venereum = Lymphogranulomatosis inguinalis, Nicolas-Durand-Favre-Krankheit; seltene, auf der
ganzen Erde, bes. in den Tropen vorkommende Geschlechtskrankheit; meldepflichtig; Inkubationszeit: 1-3Wo.;
Klin.: 1. Lokalsymptome: Primärläsion an der Eintrittspforte
(genital, rektal, oral) in Form einer kleinen, schmerzlosen,
meist unbemerkt bleibenden Vesikel, Papel od. Ulzeration,
die nach 10-14 Tagen abklingt; nach 1-4Wo. schmerzhafte
Vergrößerung der regionalen Lymphknoten, im Genitalbereich ober- u. unterhalb des Leistenbandes (Furchenzeichen); weitere, zunächst einzeln abtastbare Knoten verbacken unter Einbeziehung der Haut, schmelzen ein u. sezernieren unter schlecht heilender Fistelbildung zähen Eiter; Strikturen im Bereich von Pharynx u. Trachea sowie Rektum;
durch Behinderung des Lymphabflusses Entw. einer Elephantiasis genitoanorectalis möglich; 2. Allgemeinsymptome:
Fieber, Gelenk-, Muskel- u. Kopfschmerzen, Meningitis, Hepatitis, Konjunktivitis, Hauterscheinungen (Erythema exsudativum, Erythema nodosum). Eine Ausheilung kann jederzeit
spontan unter Bildung kleiner eingezogener Narben erfolgen.
Diagn.: Nachweismethoden: s. Chlamydia trachomatis;
Ther.: Tetracycline, Erythromycin od. Cotrimoxazol; evtl. chir.
Behandlung der Elephantiasis; DD: v.a. Syphilis, Ulcus molle, Pest, Tularämie, Tuberkulose, Mykosen, Malignome
(einschl. Lymphogranulomatose). Vgl. Granuloma inguinale.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
5. Pilze
5 Pilze
Pilze sind chlorophyllos und zur Photosynthese nicht befähigt. Sie unterscheiden
sich von den Bakterien in zahlreichen Punkten:
Pilze
Bakterien
•
•
•
•
•
•
•
Eukaryontisch
Besitzen Zellkern
Vermehrung durch Mitose
Mitochondrien
Zellwand besteht aus Chitin, Zellulose
∅ 10μm groß
Gegen viele Antibiotika unempfindlich
•
•
•
•
•
•
•
Prokaryontisch
Kernäquivalent, keine Kernmembran
Einfache Zellteilung
Mesosomen statt Mitochondrien
Zellwand aus Mukopolypeptiden
∅ 1μm groß
gegen Antibiotika gut empfindlich
Bei Pilzen unterscheidet man verschiedene Wachstumsformen:
Hyphenwachstum
Die gebildeten Hyphen bezeichnet man in ihrer Gesamtheit als Myzel. Nach einer Vergrößerung des Zellwachstums durch Längenwachstum werden mehrere Kerne
gebildet. Es erfolgt eine Querwandbildung (→ Verästelung)
Sprossung
→ hefenartige Vermehrung. Erst Ausbildung einer mit Protoplasma gefüllten Aussackung, dann Auswandern eines
meist nicht sichtbaren Zellkerns. Danach Vergrößerug der
Aussackung mit Abschnürung oder evtl. Ablösung von der
Mutterzelle.
Dimorphe Pilze
Alle Pilze, die sich sowohl durch Hyphenbildung, als auch
durch Sprossung vermehren.
Aus medizinischen Gesichtspunkten erfolgt eine Einteilung in folgende Gruppen:
• Sproßpilze / Hefen wichtige Vertreter sind die Candida-Gruppe, Cryptococcus
und Malassezia furfur
• Schimmelpilze
Aspergillus fumigatus und niger, Mucor-Arten
• Dermatophyten
Trichopyhyton-Arten, Microsporum-Arten und Epidermophyton floccosum
• Dimorphe Pilze
Coccidioido immitis, Blastomyces dematitidis, Histoplasma
capsulatum
5.1
Hefen (Sproßpilze)
In dieser Gruppe ragt die Candida-Gruppe deutlich hervor. Hauptvertreter ist
hier wiederum Candida albicans. Candida albicans ist ein dimorpher Pilz. Beim
Menschen zählt er zur normalen Flora von Haut und Schleimhäute.
2001 wurde von Prof. Hans-Jürgen Tietz eine neue Candida-Spezies vorgestellt, die er ursprünglich im Vaginalabstrich von Prostituierten in Madagaskar
und Angola gefunden hat. Dementsprechend benannte er diese Spezies auch
nach ihrem Fundort „Candida africana“. In Folge wurde dieser Pilz aber auch
bei drei deutschen und einer polnischen Patientin nachgewiesen. Tietz benannte seine biochemischen und serologischen Eigenschaften, sodaß er als eigenständiger Krankheitserreger im Vaginalbereich (Mykosen der Scheide und des
Penis) erkannt werden kann. Referenzstämme sind auch in den Niederlanden
(Europäisches Referenzzentrum CBS) un in den USA (CDC) hinterlegt.
Krankheitsbild 1
Lokale Infektionen der Haut und Schleimhäute (Mundkandidosis = Soor; Kandida-Kolpitis und –Vulvitis; KandidaSeite 45 von 142
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Zusammenfassung Mikrobiologie
5. Pilze
Balanitis, Paronchia und Onychia candidosa, Candidosis
manuum und pedis)
Organ-Kandidosis (Respirationstrakt, Gastrointestinaltrakt,
ZNS, Sepsis candidosa mit diffuser Streuung der Erreger
über den ganzen Körper)
Prädispositionsfaktor In vielen Fällen lassen sich Candida-Infektionen mit
schweren Grundleiden oder bestimmten medikamentösen
Therapien begründen. Z.B.: Leukämie, Lymphogranulomatose, Neoplasmen, Tuberkulose, schwere Diabetes,
Antibiotikatherapie, Immunsuppressive Therapie (Kortikosteroide, Zytostatika), Kontrazeptiva.
Diagnose
mikroskopisch, kulturell, Bei systemischen Manifestationen auch Serologie
Therapie
Haut: lokal Clotrimazol, Nystatin
Generalisiert: Amphotericin, Ketoconazol (Imidazolderivat)
Krankheitsbild 2
Cryptococcus neoformans, ein hefeartiger Pilz, der von einer Polysaccharidkapsel umgeben ist. Kommt ubiquitär
vor (Erdboden, Vogelkot). Wird meist aerogen aufgenommen und führt zu einer meist inapparent verlaufenden
Lungeninfektion. Hämatogene Streuung in andere Organe
und das ZNS tritt besonders bei abwehrschwachen Patienten auf. Cryptococcen-Meningitis zeiht sich u.U. lange
hin und endet ohne Behandlung immer tödlich.
Diagnose
Mikroskopie, Kultur, Tierversuch an Mäusen, Serologie
(Lates-Agglutinationstest, Immunelektrophorese) von Blut,
Liquor,, Eiter oder anderen Exsudaten
Therapie
Amphotericin B und Flucytosin
5.2
Schimmelpilze
Aspergillus fumigatus ist ein ubiquitär verbreiteter, hyphenbildender Fadenpilz.
Krankheitsbild
Aspergillose bei vorliegenden Prädispositionen (maligne
Erkrankungen, Tuberkulose, Diabetes, Morbus Boeck, antibiotische oder immunsuppressive Therapie). Daneben
auch allergische Reaktionen, besonders bei berufsbedingter, intensiver Exposition (Landwirte, Bäcker), die in Form
von Asthma, Rhinitis, etc. auftreten.
Die Lungenaspergillose kann in zwei Formen ablaufen:
• akut-eitrig mit teilweiser bis ganzer Durchsetzung der
Lunge mit eitrigen Abszessen
• Aspergillome (Pilzklumpen), die sich in Hohlräumen,
bspw. In tuberkulösen Kavernen bilden.
Diagnose
mikroskopisch, Anzüchtung des Erregers
Therapie
Amphotericin B; Aspergillome werden chirurgisch entfernt
Cave
Schimmelpilze produzieren Mykotoxine, zu denen auch
die hochwirksamen Aflatoxine zählen. Sie führen zu Vergiftungserscheinungen mit Läsionen in Leber, Gallengängen, Nieren, mit ZNS-Schäden und anderen Reaktionen.
Darüber hinaus karzinogene Wirkung (primäres Leberkarzinom). Aflatoxin B1 und M1 gelten als die stärksten oral
wirkenden Leberkarzinogene.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
5. Pilze
5.3
Dermatophyten
Die Dermatophyten sind die Ursache für Haut- und Haarmykosen (Fußpilz und
Favus)
Sie gehören zu den Fadenpilzen. Als obligate Parasiten greifen sie Keratin an.
Sie befallen die äußeren Schichten der Epidermis sowie der Haare und Nägel.
Krankheitsbild
Dermatomykosen sind kontagiöse Erkrankungen, die von
Mensch zu Mensch oder von Tier zu Mensch übertragen
werden können.
Diagnose:
klinisches Bild, Mikroskopie, Anzucht der Erreger
Therapie
antimykotisch wirksame Substanzen in Form von Tinktur,
Salbe und Puder. In schweren Fällen orale Gabe von Griseofulvin
5.4
Pneumocystis carinii
Eine bisherige Zuordnung von Pneumocystis carinii ist bisher nicht möglich. Einerseits wird er wegen bestimmter Charakteristika und der Empfindlichkeit gegenüber Antiparasitika als Protozoon, andererseits aufgrund seiner RNASequenzen als Pilz betrachtet.
Krankheitsbild
Pneumocystis carinii ist Erreger einer interstitiellen Pneumonie. Die Mikroorganismen vermehren sich in den Alveolen, in denen sich später auch Zysten nachweisen lassen. Im verdickten Interstitium befinden sich zahlreiche
Zellen, v.a. Plasmazellen (Plasmazellpneumonie).
Die Krankheit tritt vornehmlich bei Säuglingen und abwehrschwachen Patienten auf. Als typische Infektion von
AIDS-Patienten hat sie in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen (80% der AIDS-Patienten erkranken einoder mehrmals).
Symptome
Dyspnoe und Tachypnoe.
Cave
Gefahr des Spontanpneumothorax
Therapie
Cotrimoxazol, Pentamidin-Isothionat
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Zusammenfassung Mikrobiologie
6. Antimikrobielle Therapie
6 Antimikrobielle Therapie
Chemotherapeutika sind Substanzen, die in niedrigen Konzentrationen bestimmte Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze, Protozoen und Viren, nicht aber den
Makroorganismus schädigen. Sie wirken also selektiv. Mittlerweile umfaßt die
Chemotherapie auch die Behandlung von Wurmerkrankungen und von malignen
(bösartigen) Tumoren. Nach ihrem Wirkspektrum sind fünf Gruppen unterteilbar.
6.1
Grundsätzliches
6.1.1 Wirkmechanismen
Chemotherapeutika lassen sich nach Wirkort und Wirkmodus in vier Gruppen
unterteilen:
• Hemmung der Zellwandsynthese (z.B. Penicillin, Cephalosporine)
Die Stoffe hemmen die Neubildung der Bakterienzellwände, so daß diese
zerplatzen müssen
• Veränderung der Membranpermeabilität der Zelle (z.B. Polymyxine,
Amphotericin B, Nystatin)
Diese Stoffe durchbrechen die Zellmembran, so daß der Zellinhalt ausfließt
und der Erreger abstirbt.
• Hemmung der Proteinsynthese (z.B. Tetracycline, Aminoglykoside, Chloramphenicol)
Diese Antibiotika stören die Eiweißbildung in den Mikroorganismen, so daß
der Zellstoffwechsel nicht mehr richtig funktioniert und der Keim abstirbt
• Nukleinsäuresynthese: Interferenz mit wichtigen Sroffwechselvorgängen
(z.B. Sulfonamide, Trimethoprim)
Störung der Bildung des genetischen Materials, d.h. es wird falsches Erbgut
gebildet, so daß die Erreger weniger gut lebensfähig sind.
Substanzen mit Einfluß auf die Zellwandsynthese bzw. Zellwandpermeabilität
wirken bakterizid, Substanzen, die die Proteinsynthese oder Stoffwechselvorgänge stören, wirken bakteriostatisch.
6.1.2 Pharmakokinetik
Die Pharmakokinetik (Aufnahme, Verteilung, Speicherung, Biotransformation
und Ausscheidung) des Pharmakons hat entscheidenden Einfluß auf den Erfolg der Therapie. Mit Resorption und Halbwertszeit läßt sich die optimale Dosierung bestimmen. Von den chemischen Eigenschaften der Substanz ist es
abhängig, ob sie sich im Gewebe anreichern oder extrazellulär bleiben. Abbau
und Ausscheidung müssen u.a. bei Niereninsuffizienten beachtet werden.
6.1.3 Resistenz und Resistenzmechanismus
Zur Ausprägung von Resistenzen unterscheidet man verschiedene Mechanismen:
• Bildung von Enzymen, die den Wirkstoff inaktivieren können → Synthese
von β-Lactamase, die Penicilline am β-Lactamring spalten
• Änderung der Membranpermeabilität oder Blockierung eines aktiven Transportmechanismus, der für die Aufnahme der Substanz notwendig ist.
• Vermehrte Synthese von Antagonisten im Falle eines kompetitiven Wirkmechanismus einer Substanz
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Zusammenfassung Mikrobiologie
6. Antimikrobielle Therapie
• Veränderung von Stoffwechselreaktionen, die durch eine Substanz blockiert
wurden → Ausweichen auf andere Syntheseschritte
Ursachen für Resistenzbildung sind Spontanmudationen und Mechanismen,
die zur übertragbaren oder infektiösen Resistenz führen. Hierbei wird genetisches Material durch Transduktion (Gentranspher durch Bakteriophagen),
Konjugation (interzelluläre Übertragung von Plasmiden) oder Transformation
(Aufnahme von DNA eine Spenderzelle).
6.1.4 Unerwünschte Nebenwirkungen
• Wirkungsabhängige Nebenwirkungen
- Störungen des ökologischen Gleichgewichts
- Selektionierung resistenter Varianten, dadurch eventuell
- Erregerwechsel und Superinfektion
- Toxische Reaktionen durch beschleunigten Zerfall der Erreger unter der
Therapie (Endotoxinschock)
• Toxische Wirkungen (meist dosisabhängig)
• Allergische Reaktionen
- Arzneimittelbedingte Urtikaria
- Photodermatosen
- Allergische Hämopathien
- Anaphylaktischer Schock
- dosisunabhängig
6.1.5 Antibiotikaprophylaxe
Erforderlich ist die Antibiotikaprophylaxe u.a. in folgenden Fällen:
• Reisen in Malariagebiete
• Nach Kontakt mit Scharlacherkrankten
• Nach Meningokokkenexposition
• Bei Säuglingen zur Keuhhustenprophylaxe
• Als Rezitivprophylaxe bei akutem rheumatischem Fieber
• Bei Operationen in einem infizierten Gebiet
6.2
Antibakterielle Substanzen
6.2.1 Zellwandsynthese hemmende Substanzen
a) β-Lactam-Antibiotika
Zu den β-Lactam-Antibiotika zählen Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme und Monobactame. Ihnen gemeinsam ist als Grundstruktur ein βLactamring.
In Tierversuchen wurde zwar eine Teratogenität nachgewiesen, die sich
beim Menschen bisher nicht bestätigt hat. Daher wird diese Substanzgruppe auch Schwangeren verabreicht.
Wirkprinzip:
Bakterizid auf proliferierende Keime durch Störung der
Mureinsynthese. Die Glykanstränge der Zellwand werden
nicht vernetzt, was deren Stabilität erniedrigt und die Permeabilität erhöht.
Nebenwirkungen Toxizität ist gering, Allergische Reaktionen stehen im Vordergrund.
Bei Penicillingabe in hohen Dosen und geschädigter BlutHirn-Schranke kommt es in manchen Fällen zu epileptiSeite 49 von 142
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Zusammenfassung Mikrobiologie
6. Antimikrobielle Therapie
Cave:
forme Krämpfe und Halluzinationen. Auch Leukopenien
und Thrombopenien sind möglich
Zwecks besserer Resorption auf nüchternen Magen (1
Std. vor oder 3 Std. nach dem Essen)
Substanzen:
Penicillin
Nach der chemischen Struktur wird in Penicillin G und Penicillin V unterschieden.
Penicillin G
• parenteral zu verabreichen
• HWZ 30 – 60 in, durch Salzbildung auch länger
Penicillin V
• wird oral gut resorbiert
Penicillin wirkt v.a. gegen grampositive Erreger. Durch
Molekülveränderungen jedoch auch gegen gramnegative.
So veränderte Penicilline sind sog. Breitbandpenicilline →
Amoxicillin, Ampicillin und das Acylaminopenicillin Piperacillin (Piperacillin nur parenteral, 70% renale Ausscheidung)
β-Lactamasefeste Penicilline: Durch Kombination mit βLactamasehemmstoff Tazobactam ist Einsatz auch gegen
stark β-lactambildende Keime (z.B. Staphylococcus,
Pseudomonas, Proteus-Arten) möglich.
→ Tazobac®, Unacid®, Augmentan®
Cephalosporine Eng mit Penicilline verwandt und auch inaktivierbar durch
β-Lactamase. Sie werden unterschieden in oral und parenteral applizierbar, sowie in verschiedene Generationen.
→ Claforan®, Zinacef®, Cefobis® und Rocephin®; Rocephin® hat eine sehr lange HWZ
b) Glykopeptite
wirken auf aerobe und anaerobe grampositive Erreger, besonders Staphylokokken und Clostridium difficile. Sie gelten als Reservetherapeutika bei
schweren Staphylokokken- und Enterokokkeninfektionen. Vancomycin
auch bei pseudomembranöser Kolitis.
Substanzen: Vancomycin und Teicoplanin
Applikation nur parenteral, da oral keine Resorption erfolgt. Ausscheidung
überwiegend renal.
HWZ: Vancomycin 7 Std.; Teicoplanin 70 Std.
Cave: Kreuzallergie bekannt. Ototoxizität
c) Fosfomycin
d) Bacitracin
6.2.2 Veränderung der Membranpermeabilität
Diese Stoffe durchbrechen die Zellmembran. Der Zelleninhalt läuft aus und
der Erreger stirbt ab.
a) Polypeptidantibiotika
Sie sind mehr oder weniger toxisch, wobei hauptsächlich die Nerven- und
Nierentoxizität bedeutsam sind.
→ Polymyxin B, Colistin, Bacitracin und Tyrothricin.
Polymyxin B und Colistin sind nur gegen gramnegative Keime wirksam.
Schlechte parenterale Verträglichkeit. Oral in Halstabletten oder zur Darmdesinfektion vor OP.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
6. Antimikrobielle Therapie
Bacitracin ist gut wirksam gegen grampositive und gramnegative Erreger,
wobei nicht nur die Zellmembran, sondern auch die Zellwand geschädigt
wird. Einsatz erfolgt v.a. bei Infektionen der Haut und Schleimhaut → enthalten in Nebacetin®
Tyrothricin wirkt eher gegen grampositive Erreger, wobei besonders die
Zellmembran geschädigt wird. Nur lokal bei oberflächlichen Wunden anwendbar, da hämolytische Eigenschaften → Dorithricin®-Halstabletten
b) Polyenantibiotika
Nystatin ist ein ungesättigtes Riesenmolekül, welches sich in die Zellmembran der Pilze einlagert und dort Austausch- und Transportprozesse behindert, sodaß die Zelle irreversibel geschädigt wird.
→ Anwendung bei Mundsoor, Windeldermatitis, Intertrigo, Nagelrandentzündungen, Interdigitalmykosen.
Wird vom Körper fast nicht resorbiert, ist auch toxisch (Blut, Niere), deshalb
nur lokale Anwendung.
Amphotericin B hat ähnliches Wirkspektrum wie Nystatin, besitzt jedoch
geringere Toxizität, sodaß es auch parenteral gegeben werden kann. Es
besteht aber dennoch eine Nephro- und Neurotoxizität.
6.2.3 Hemmung der Proteinsynthese
Diese Stoffe stören z.B. die Enzymsynthese im Bakterium, so daß dessen
Stoffwechselabläufe gestört werden und der Erreger leichter vom menschlichen Immunsystem vernichtet werden kann. HWZ 5 – 10 Std., bei Doxycyclin
und Minocyclin 12 – 24 Std.
6.2.3.1
Tetracycline
Wirken bakteriostatisch als Breitbandantibiotika indem sie die ribosomale
Proteinsynthese verhindern.. Vertreter sind Tetracyclin, Oxytetracyclin, Demeclocyclin, Doxycyclin, Minocyclin und Rolitetracyclin. Sie wirken gegen alle
Penicillin-sensiblen Erreger, einige gramnegative Erreger (nicht Pseudomonas, Proteus, Serratia), Mykoplasmen, Leptospiren, Rickettsien und Clamydien. Innerhalb der Tetracyclin-Gruppe besteht Kreuzresistenz!
Sie sind indiziert bei chronischer Bronchitis, inerstitieller Pneumonie, Hauterkrankungen wie Akne, nicht gonorrhoischer Urethritis, etc.
Cave: Bilden mit Kalzium nicht resorbierbare Komplexe!; Können sich in
Zahnschmelz einlagern, was zu Gelbfärbung führt. Desweiteren reichern sie sich in Knochen an und führen zu Wachstumsstörungen. ⇒
Nicht für Schwangere und Kinder <8 Jahre. Bei Überdosierung Leberund Nierenschädigung möglich. Mit UV-Licht treten vereinzelt Hautreizungen (Photodermatosen) auf.
Resorptionsprobleme bei Einnahme mit Milch oder metallsalzhaltigen Arzneimitteln.
→ Vibramycin®, Hostacyclin®, Terramycin®, Klinomycin®
6.2.3.2
Chloramphenicol
Wirkspektrum ebenso breit wie bei Tetracycline, jedoch Gefahr von Knochenmarkschädigung (Unterscheidung zwischen dosisunabhängiger, meist
irreversible Panmyelopathie und einer dosisabhängigen Störung der Erythropoese und der Leukopoese), daher begrenzter Einsatz. Chloramphenicol
wirkt bakteriostatisch auf grampositive und gramnegative Erreger, einschl.
Salmonellen, Rickettsien, Chlamydien, Mykoplasmen und Leptospiren.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
6. Antimikrobielle Therapie
Vorteil: Liquorgängig, daher bevorzugt bei Typhus und Meningitis.
Nachteil: Therapiedauer nicht über zwei Wochen.. Überdosierung bei Frühund Neugeborenen kann zum Grey-Syndrom führen.
6.2.3.3
Makrolide
Wirken bakteriostatisch gegen grampositive Bakterien. Sie binden an eine
Untereinheit der Ribosomen und beeinflussen so die Translokation und
hemmen die bakterielle Proteinsynthese. Rasche Resistenzbildung.
Wichtigster Vertreter ist Erythromycin. Gute Alternative bei Patienten mit Peni-Allergie. Es wird oral nur unvollständig aufgenommen, was bei gleichzeitiger Speisenaufnahme noch verstärkt wird. Außerdem ist Erythromycin dann
auch länger der Säure ausgesetzt, das seine Resorption nochmals reduziert.
NW: kann zu einer reversiblen Gehörschädigung führen.
→ Erythrocin®, Paediathrocin®
Die Lincomycine (Albiotic® HWZ 4,6 Std.) entsprechen dem Erythromycin.
Lincomycin und Clindamycin (Sobelin® HWZ 2-3 Std.) diffuntieren besonders gut in die Knochen, bevorzugt bei Osteomyelitis. NW sind relativ gering
und beschränken sich i.a. auf Blähungen (Flatulenz) und Durchfall. Cave bei
Nierenschäden und Neugeborenen wegen mangelnder Ausscheidung.
Moderne Makrolide: Roxithromycin (Infectoroxit®), Clarithromycin (Biaxin®),
Azithromycin (Ultreon®). Sie besitzen gegenüber Erytghromycin eine höhere
Magensäurestabilität, günstigere Bioverfügbarkeit, verlängerte Halbwertzeit
und somit weniger Einzeldosen/Tag.
Metabolisierung in der Leber. Indikationen: Atemwegs-, einschl. HNO-Infekte,
sexuell übertragbare Infekte und Infektionen der Haut- und Weichteile. Besondere Wirksamkeit gegen Chlamydien, Mykoplasmen und Legionellen.
6.2.3.4
Ketolide
Hier handelt es sich um eine neue Substanzklasse, welche eine Weiterentwicklung der Maktolide darstellt und mit einem dualem Wirkprinzip die häufigsten typischen und atypischen Erreger von Atemwegsinfektionen auch mit
Makrolid-/Bektalaktamresistenz erfaßt. Es zeichnet sich durch eine hohe
Säurestabilität bis zum ph-Wert von 1 und eine gute intrazelluläre Pemetration aus. Sie hemmen, ähnlich der Makrolide die bakterielle Biosynthese, wobei die Bindungsaffinität mehrfach höher ist. Es besitzt ein verbreitertes Wirkungsspektrum, insbesondere unter den grampositiven Erregern gegen
Pneumokokken, einschließlich Penicillin- und Makrolid-resistender Stämme.
Indikation: ambulant erworbene Pneumonie (einschl. PneumokokkenPneumonie mit Bakteriämie), penicillin- und erythromycinresistente Pneumokokken-bedingte Pneumonie, akute Sinusitis,
Tonsilitis /Pharyngitis und akute Exacerbation einer chronischen
Bronchitis.
Spektrum: Makrolid-resistende Enterokokken; Bordatella pertussis und parapertussis; grampositive Anaerobier; Haemophilus influenza,
Moraxella catarrhalis einschließlich der BetaLactamasebildenden Stämme. Chlamydien (pneumoniae, psittaci, trachomatis), Pycoplasma pneumoniae, Legionella pneumophila
Kinetik
schnelle (tmax ∼2 h) und weitgehend Nahrungsaufnahmeunabhängige Resorbrion mit einer Bioverfügbarkeit von 57%. Terminale Halbwertszeit 10 – 14 h. Metabolisierung vorwiegend in
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Zusammenfassung Mikrobiologie
6. Antimikrobielle Therapie
der Leber, Ausscheidung 76% Fäzes und <20% Urin. Schnelle
Penetration in die meisten Gewebe mit Ausbildung deutlich höherer Konzentrationen als im Plasma, besonders in den Alveolarmagrophagen. Konzentration nach 12 h post-p.o.-Gabe von
800mg in Bronchialmukosa, Alveolarfilm und in den Tonsillen
noch über 1mg/l. Telithromycin reichert sich außerdem in den
Makrophagen an, wodurch es mit diesen an den Infektionsort
gelangt und lokale hohe Konzentrationen erreicht.
Interaktion Inhibitor der Cytochrom-abhängigen Monooxygenasen
CYP3A4, daher keine Kombination mit entsprechenden Benzodiazepinen (Midazolam, Triazolam) und Induktoren (Phenytoin,
Johanniskraut, Rifampicin, Carbamazepin). CSE-Hemmer steigen ein vielfaches an (Lovastatin, Simvastatin, Atorvastatin).
Ausnahme: Pravastatin.
Kompatibel Digoxin, Immunsuppressiva bei Spiegelkontrolle. Kombination
mit Kontrazeptive, Theophyllin, Ranitidin, Aluminium- und Magnesium-haltigen Antazida, Azolen, Benzos ohne CYP3A4Metabolismus (Temazepam, Nitrazepam, Lorazepam)
Dosierung 800mg/Tag über 5 – 10 Tage
Präparat:
Telithromycin (Ketek®)
6.2.3.5
Aminoglykoside
Sehr breites Wirkspektrum (gramnegative Stäbchen, Staphylokokken, zum
Teil Pseudomonas; meist resistent sind Streptokokken, Anaerobier und
Haemophilus influenzae), sollten jedoch als Reserveantibiotika bei besonders schweren Infektionskrankheiten gegeben werden.
Streptomycin wirkt gegen Mycobacterium tuberculosis und Francisella tularensis (Tularämie = Hasenpest) und ist nur hier indiziert.
Dynamik: Binden irreversibel an eine Untereinheit der Ribosomen und stören
so die Proteinsynthese. Weiterhin Bildung von Nonsens-Proteinen.
Kinetik: geringe orale Resorption, deshalb nur lokal wirksam; können nicht in
Zellen diffundieren, geringe Liquorgängigkeit; schnelle Resistenzentwicklung.
Irreversible Schädigung des VIII. Hirnnervs (n. vestibocochlearis → Taubheit); Schnelle Hautreizung bei Hautkontakt.
Cave: nicht bei Schwangeren, Säuglingen und Kleinkindern wg. Erhöhter
Empfindlichkeit des VIII. Hirnnervs, sowie bei Leber- und Nierenschäden.
Einsatz v.a. in der Tuberkulosetherapie
Untergruppen sind Streptomycin (HWZ 2,8 Std.), Neomycin (4), Kanamycin
(2), Gentamycin (1,8 – 2,4), Netilmicin (2,6), Tobramycin(2 – 2,2) und Amikacin (2,3)
6.2.4 Eingriff in Nukleinsäuresynthese / Stoffwechselvorgänge
6.2.4.1
Sulfonamide
Synthetisch hergestellt. Dynamik: Bei proliferierenden Keimen wirken sie
bakteriostatisch. Sie verdrängen kompetitiv Aminobenzoesäure, die für den
Aufbau der Folsäure erforderlich ist. Häufig Resistenzen, gelegentlich auch
Multiresistenzen.
Sulfonamide verhindern die Bildung von Dihydrofolsäure, einer Vorstufe der
eigentlich wirksamen Tetrahydrofolsäure. Die Wirkung kann durch KombinaSeite 53 von 142
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Zusammenfassung Mikrobiologie
6. Antimikrobielle Therapie
tion mit Trimethoprim, welches die Bildung von Tetrahydrofolsäure aus Dihydrofolsäure hemmt. Die Kombination (=Cotrimoxazol) wirkt dann auf zwei
Ebenen.
Für Mensch und Tier sind die Sulfonamide ungefährlich, da sie die Folsäure
nicht selbst synthetisieren müssen, sondern mit der Nahrung aufnehmen.
Außerdem ist die Wirkung von Trimethoprim bei Bakterien 10.000 mal wirksamer.
→ Bactrim® forte, Eusaprim®, Cotrim forte® ⇒ Harnwegsinfekte, Atemwegsinfekte, Toxoplasmose, Pneumocystis-Pneumonie, Nocardiose.
Cave: Um Auskristallisieren der Sulfonamide in der Niere zu verhindern auf
Flüssigkeitszufuhr (2 – 4l achten!)
KI: Leber- und Nierenschäden, Herzinsuffizienz, am Ende der Schwangerschaft, Neugeborene (wg. verzögerter Ausscheidung).
6.2.4.2
Nitroimidazole / Nitrofuranderivate
Synthetisch hergestellt. Bakterizid gegen obligat anaerobe Keime und Protozoen wie Entomoeba histolytica, Trichomonas vaginalis und Giardia lamblia
Nitrofurazon (Furacin®) lokal bei Wundinfektionen nach Verbrennungen.
Nitrofurantoin (Urospasmon®, Cystit®, Furadantin®) zur Harnwegsdesinfektion. Kann oral gegeben werden und wird schnell resorbiert. NW: Neuropathien, Allergien, Gefahr der haemolytischen Anaemie → nicht bei Neugeborenen und bis 3. Monat.
Nitroimidazol (→ Metronidazol, Clont®) zerstört DNA und blockiert DNASynthese. NW: GI-Beschwerden, periphere Neuropathien, zentralnervöse
Störungen und reversible Leukopenie
6.2.4.3
Gyrasehemmer = Chinolone
Synthetisch hergestellt. Nichtfluorierte Chinolone haben allerdings eine geringe antibakterielle Aktivität und erden daher heute nicht mehr empfohlen.
Die Einteilung der Fluorchinolone erfolgt auf der Grundlage von Wirkungsspektrum, Pharmakokinetik und Indikationen in vier Gruppen:
Gruppe 1: im Wesentlichen die Enterobacteriaceae. Unwirksam gegen
grampositive und „atypische“ Erreger, daher erfolgt kein Einsatz
bei Infektionen der oberen und unteren Atemwege. Norfloxacin
→ Barazan®, Chibroxin® mit einer HWZ 2 – 4 Std. ist in D zugelassen für Harnwegsinfektionen, Enteritis und chronische Prostatitis. Pefloxacin ist nur als Einmaltherapie bei der unkomplizierten
Zystitis zugelassen.
Gruppe 2: Ciprofloxacin →Ciprobay®, HWZ 3 – 5 Std., gut bei Enterobacteriaceae und Haemophilus influenza, schwächer bei Staphylokokken, Streptokokken einschl. Pneumokokken und Enterokokken,
sowie Chalmydien, Legionellen und Mykoplasmen. Wirkung umfaßt auch respiratorische und HNO-Infektionen, jedoch nicht Mittel der Wahl bei ambulant erworbener Pneumonie. Weitere Indikationen: Harnwegs- gynäkologische, abdominelle und Gallenwegs-Infekte
Gruppe 3: wie Gruppe 2, jedoch höhere Aktivität bei grampositiven Erregern
wie Staphylokokken, Streptokokken einschl. Pneumokokken.
Verbesserte Aktivität geen Chlamydien, Mykoplasmen und Legionellen. Verlängerte HWZ, daher 1x/tgl. Levofloxacin (Tavanic®) ist oral und parenteral verfügbar und stellt das Enantiomer
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Zusammenfassung Mikrobiologie
6. Antimikrobielle Therapie
des Ratiomats Ofloxacin (Floxal®) dar. Indikationen: Atemwegsinfekte, HNO-, Weichteil-, Haut- und komplizierte HWI
Gruppe 4: wie Gruppe 3 mit ncoh besserer Wirksamkeit gegen grampositive
Erreger wie Staphylokokken und Streptokokken, einschl. Pneumokokken. Zusätzlich verbesserte Aktivität gegen Anaerobier.
Zugelassen sind Moxifloxacin (Avalox®) für Atemwegsinfekte
und Sinusitis und Gatifloxacin (Bonoq®) für Atemwegs-, Hautund Weichteilinfekte, sowie unkomplizierte und komlizierte HWI.
Dynamik: Gyrase ist ein Enzym, welches Bakterienerbgut aufspiralisiert,
nachdem sich das Bakterium geteilt hat. Wird dieses Enzym gehemmt, stirbt der Erreger ab. Sie wirken bakterizid. Der Mensch
hat keine Gyrase, wodurch er auch nicht direkt geschädigt werden kann. Es sind jedoch Knorpelschäden möglich. ⇒ Keine Abgabe an Kinder, Jugendliche und Schwangere.
Kinetik:
Ausscheidung überwiegend renal. Resorptionsquote variiert zwischen 40 und 95%. Besonders gut wird Ofloxacin (Tarivid® HWZ
6 Std.) nach oraler Gabe resorbiert.
Enoxacin → Enoxor®, HWZ 4 – 6 Std.
Neuere: Fleroxacin → Quinodis®
NW: Allergie, GI-Beschwerden, Ferner zentralnervöse Störungen als Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Erregungszustände, Depressionen.
Auch Reaktionsvermögen kann gemindert werden
KI: Schwangerschaft, Stillzeit, Epilepsie, Kinder und Jugendliche (Knorpelschäden)
6.2.4.4
Rifampicin
Wird aus dem Bakterium Streptomyces mediterranei gewonnen. Es besitzt
ein besonders breites Wirkspektrum und ist, wie Streptomycin, gegen die
schwer zu behandelnde Tuberkulose einsetzbar. Wegen schneller Resistenzbildung sollte es jedoch der Tuberkulosetherapie vorbehalten bleiben.
KI: Eine evtl. auftretende embryoschädigende Wirkung kann nicht völlig ausgeschlossen werden. Daher nicht in der Schwangerschaft!
→ Eremfat®, Rifa®, Rifoldin®
6.2.4.5
Flucytosin
Flucytosin wirkt wie Nystatin und Amphotericin v.a. gegen Pilzinfektionen. Es
wird als falscher Baustoff in das Erbgut des Pilzes eingebaut, so daß die Lebensfähigkeit des Erregers eingeschränkt ist. Es ist gut liquorgängig.
KI: Schwangerschaft, wegen möglicher teratogener Schädigung
→ Ancotil®
6.3 Antimykotische Substanzen
Ziel: Behandlung von Pilzinfektionen.
Wichtige Gruppen:
• Polyen-Antimykotika
Dynamik: Bildung von Komplexen mit Sterolbausteinen der Zellwand, wodurch
deren Permeabilität gesteigert wird. → Zelltod.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
6. Antimikrobielle Therapie
→ Amphotericin B: gegen Mykosen durch Sproßpilze (Blastomykosen, Kryptokokkosen, Kandidosen und Aspergillosen). Anwendung systemisch (i.v.)
und lokal
Nephrotoxisch bei oraler Gabe; NW: Fieber, Schüttelfrost, Thrombophlebitis
an der Injektionsstelle
→ Nystatin: v.a. gegen Candida albicans und andere Candida-Arten. Auch lokal bei Dermatomykosen
• Azole
Wirken fungostatisch. Sie hemmen die Biosynthese von Ergosterol, einem
wichtigen Baustein der Zellmembran der Pilze.
→ Clotrimazol, Miconacol, Ketoconazol, u.a.: gegen alle humanpathogene Pilze. Clotrimazol nur lokal; Miconacol und Ketoconazol bei Systemmykosen.
Nur Ketokonazol wird nach oraler Gabe ausreichen resorbiert.
NW: Thrombophlebitiden, GI-Störungen, Fieber, allergische Reaktionen
• Flucytosin
Dynamik: behindert die RNA- und DNA-Synthese. Bei 10% der Candida-Arten
besteht eine primäre Resistenz. Um Resistenzentwicklung zu verzögern erfolgt Kombination mit Amphotericin B.
Flucytosin zeichnet sich durch gute Liquorgängigkeit aus. Kann oral gegeben
werden. HWZ 3 – 6 Std. Indikationen sind Systemmykosen (Kandidosen,
Kryptokokkosen)
NW: GI-Beschwerden, Ekzeme, Leuko- und Thrombopenie
• Griseofulvin
Dynamik: Stört die Funktion der Mikrotubuli und hemmt damit die Mitose. Auch
die Zellwandsynthese wird beeinträchtigt.
Griseofulvin wirkt gegen Trichophyten-, Microsporon-, und Epidermophytonarten. Insbesondere Nagelmykosen sind eine Indikation. HWZ bei oral 20 Std.
NW: GI und zentralnervöse Störungen, allergische Reaktionen, Leukopenie,
selten Lupus erythematodes, Lyell- und Stevens-Johnson-Syndrom.
KI: Leberfunktionsstörungen, Porphyrie und Schwangerschaft
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
6.4 Antimikrobielle Therapie Pharmakologie
Substanz
Wirkmechanismus
Indikation
Nebenwirkungen
Kontraindikationen
Bemerkungen
Penicilline
Hemmung der bakterienspezifischen Zellwandsynthese durch
Blockierung der Mureintranspeptidase
Bakterizid
Bakterielle Infektionen
-
-
-
-
Penicillin G
Penicillin V
(Isocillin)
Propicillin
(Baycillin)
Ampicillin
(Binotal)
Keine Säurestabilität
Keine Penicillinaseresistenz
Säurefest
Keine Penicillinaseresistenz
Säurefest; Bedingt Penicillinaseresistent
Säurefest
Keine Penicillinaseresistenz
Amoxycilin (Amoxypen)
Wie Ampicillin
Amoxycilin + Clavurnasäure
(Augmentan)
Wie Ampicillin, zusätzl. βlactamase-positive Stämme
Mezlocillin
(Baypen)
Keine Säruestabilität
Keine Penicillinaseresistenz
Cephalosporine
Wie Penicilline
Bakterizid
Säurefest
Cefotaxim
(Claforan)
Cefalozin
((Gramaxin)
Cefuroxim
(Zinacef)
Cefadroxil
(Bidocef)
Cefuroxim, Axetil
(Zinnat, Elobact)
Keine Säurestabilität
Cephalosporinasefest
Allergie bis 10%, v.a. bei
lokaler Applikation
Bei hoher Dosis epileptische Krämpfe, Halluzinationen
Selten: interstitielle Nephritis
Epilepsie
Allergie
-
schlecht Liquorgängig
schlecht in Knochen
Elimination unverändert
renal
Kreuzallergie mit Cephalosporinen
Grampositive Bakterien
-
Appl. i.m., i.v.
Grampositive Bakterien
-
Appl. i.m.
Grampositive Bakterien
-
Appl. oral
WD 6 – 8 Std.
Appl. oral
WD 4 – 6 Std.
-
Appl. oral
WD 4 – 6 Std.
Appl. oral
6 – 8 Std.
-
i.v.
4 – 6 Std.
Konzentration in der Galle
hoch
Bes. gramnegative
-
parenteral
Staphylokokken, Streptokokken,
Enterokokken
Wie Cefalozin + Haem. Influenza
Wie Cefalozin
-
parenteral
-
i.v
8 Std.
oral
12 Std.
oral
8 – 12 Std.
Grampositive und –negative
Bakterien, bes. Enterokokken,
Haem. Influenza, E. coli, Initialbehandlung bei Meningitis
Wie Ampicillin
Wie Ampicillin, zusätzl. βLactamase-Bildner
(Klebsiellen, usw.)
Gramneg. Bakterien: E. coli,
Proteus, Klebsiella,, Serratia
GI-Störungen
Allerg. Reaktionen in Form
eines makulösen Exanthems
Wie Ampicillin
Wie Ampicillin
Allerg. Reaktion
Hemmung der Thrombozytenaggregat., Granulozytopenie,
Thrombozytopenie
Allergien (Kreuzallergie mit
Peni bei 10%)
Nierentoxizität, besonders
bei Kombi mit Furosemid
o. Aminoglykosiden
Reversible Leuko- und
Thrombopenie
Erbrechen, Diarrhö
Thrombophlebitis bei i.v.
Wie Cefalozin
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Allergie
Zusammenfassung Mikrobiologie
6.4 Antimikrobielle Therapie Pharmakologie
Substanz
Wirkmechanismus
- Hemmung der ProteinbioTetrazykline
synthese
- Tetrazyklin (Supramy- Bakteriostatisch
cin)
- Proteinkatabolismus
- Rolitetrazyklin (Reverin)
- Doxyzyclin (Vibramycin)
Chloramphenicol
- Leukomycin
-
Aminoglykoside
- Gentamycin (Refobacin)
- Neomycin (Nebacetin)
- Streptomycin
-
Sulfonamide
- Sulfamethoxazol (Bactrim)
-
Makrolide
Erythromycin
-
-
-
-
Hemmung der Proteinsynthese
Bakteriostatisch
Indikation
Nebenwirkungen
Kontraindikationen
Bemerkungen
Breitspektrumantibiotikum
- Komplexbildung mit Calcium:
Einlagerung in Knochen und
Zähne
- GI-Störungen
- Allerg. Reaktionen
- Photosensibilisierung
- Leberschädigung
- Neg. Stickstoffbilanz
- Potenzierung der Wirkung
von Antikoagulanzien
- Panmyelopathie (Dosisunabhängig)
- Reversible Agranulozytose,
Thrombo-, Leuko-, Erythropenie
- Herxheimer Reaktion (→
Einschleichen)
- GI-Störungen
- Fieber
- Exanthem
- Grey-Syndrom
- Irreversible Ototoxizität
- Nephrotoxizität
- Neuromuskuläre Blockade
- Allergien
- Lokale Reizerscheinungen
- Gravidität
- Säuglinge und Kleinkinder
- Niereninsuffizienz (Kummulationsgefahr)
-
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Schädigung des VIII. Hirnnerves
- Nierenisuffizienz
-
- Kristallausfällung in den
Nierentubuli
- Allerg. Reaktion
- GI-Störungen
- Hyperbilirubinämie bei Neugeborenen (Kernikterus)
- Selten Agranulozytose,
hämolytische Anämie (bei
genetisch disponierten Pat.)
- Kreuzallergie mit Benzothiadiazindiuretika und Sulfonylharnstoffen
- Ikterus
- Übelkeit, Erbrechen
- Schwangerschaft (plazentagängig
- Niereninsuffizienz
-
- Stillzeit
-
Typhus abdominalis
Schwere Infektionen, bei denen
andere Mittel versagen (Meningitis)
Hemmung der Proteinbiosynthese
Bakterizid (low-dose:
bakteriostatisch)
Besonders gramnegative (Enterobacter, Pseudomonas)
Streptomycin bei Tbc
Hemmung der Folsäuresynthese
Bakteriostatisch
Wenn Penicillin unwirksam wird
oder eine Peni-Allergie vorliegt
Besonders bei Harnwegsinfekten (E. coli)), bakteriellen Darminfekten, chron. Emphysembronchitis
Hemmung der Proteinbiosynthese
Bakteriostatisch
Penicillin und tetrazyklinresistente Infektionen, besonders
Pneumonie, Sepsis, Meningitis
-
-
Neugeborene (Grey-Syndr.)
Gravidität
Knochenmarkserkrankungen
Leberinsuffizienz
Niereninsuffizienz
-
-
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V 29
Oral
2+
Resorption wird durch Ca
gehemmt (→ Milch)
Elimination renal und biliär
(30fache Konzentr.)
Enterohepatischer Kreislauf
Enterale Resorption bei
Doxyzyclin am höchsten
Oral
Gut liquor- und plazentagängig
Glukuronidierung i.d. Leber
Eliminierung renal und biliär
Interferenzen: Verstärkung
von Cumarinen, Sulfonylharnstoffen, Phenytoin,
Phenobarbital, u.a.
I.m.
Gering Liquorgängig
Elimination unveränd. Renal
Schnelle Resistenzentw.
Interferenzen: Schleifendiuretika verstärken Oto- u.
Nephrotoxizität
Oral mit viel Flüssigkeit
Acetylierung i.d. Leber
Kombination: Trimethoprim
+ Sulfamethoxazol = Cotrimoxazol (Bactrim) bei E. coli, Hämophilus, Klebsiellen,
Salmonellosen (Typhus)
Zerstörung durch Magensäure
Oral in MS-resistenden
Kapseln
Elimination biliär, Faeces
Rasche Resistenz
Zusammenfassung Mikrobiologie
6.4 Antimikrobielle Therapie Pharmakologie
Substanz
Chinolone
Gyrasehemmer
Wirkmechanismus
Indikation
Nebenwirkungen
-
Gramnegative Bakterien (Enterobakterien, Pseudomonas, H.
influenza, Gonokokken)
Brucellen, Yersinien, Mykoplasmen, Rikettsien, Chlamydien
- Zentrale und periphere neurolog. Ausfälle, Leukopenie,
Transaminaseanstieg, Photodermatose, Vaskulitis
-
Hemmung der Gyrase bestimmter Bakterienspezies
Bakterizid
Norfloxacin (Barazin)
Kontraindikationen
Bemerkungen
Nur für Harnwegsinfekte zugelassen
Oral, DW 12 Std.
Ofloxacin (Tarivid)
Ciprofloxacin (Ciprobay)
Wie Ofloxacin
Antituberkulotika
Aufgrund der schnellen Resistenzentwicklung der Tuberkelbakterien benutzt man heute eine Kombinationstherapie aus Isoniazid, Rifampicin und Ethambutol.
Ein weiterer Vorteil ist die Dosisreduzierung der einzelnen Präparate und damit Reduzierung der Nebenwirkungen.
Substanz
Wirktyp
Resistenzentwicklung
Nebenwirkungen
Kontraindikationen
Bemerkungen
Bakterizid
Schnell
- periphere Polyneuritiden (Vit- Leberschäden
oral
Isoniazid (INH)
B6-Stoffwechselstör.)
- ZNS: Schwindel, Krämpfe,
psychotische Symptome
- Allergische Reaktionen
- Selten: Agranulozytose,
Leberschäden
- MD-Störung
- Leberfunktionsstörung
- Allergie
- ZNS-Symptome
- Orangerote Farbe der Körperflüssigkeiten
Rifampicin (Rifa)
Bakterizid
Schnell
Ethambutol (Myambutol)
Bakteriostatisch
Langsam
Streptomycin
Aminoglycosid
Bakterizid
Besonders schnell
Mittel der 2. Wahl
p-Aminosalicylsäure
(PAS-Heyl)
Bakteriostatisch
Sehr langsam
Zur Resistenzverzögerung
(Reservemittel)
-
Neuritis optica
Periphere Neuritis
Allergie
MD-Störungen
Ototoxizität
Nephrotoxizität
Allergie
Neuromuskuläre Blockade
Allergie
Senkung der Proteinbiosynthese
Thrombozytenaggregationshemmung
Nierenfunktionsstör
MD-Störungen
Selten Hemmung der Schild-
Seite 59 von 142
V 29
-
Schwangerschaft
-
Niereninsuffizienz
Schwangerschaft
Stillzeit
-
Niereninsuffizienz
Leberschäden
-
Metabolisierung durch
Acetylisierung
Gut liquorgängig
Oral
Gut liquorgängig
Biliäre Anreicherung
Schneller Abbau von
Kontrazeptiva, Antikoagulanzien, Herzglykosiden
u.a.
Oral
Schlecht liquorgängig
Hohe Konzentration in der
Lunge
I.m.
Oral
Interferenzen: Rifampicin
vermindert die enterale
Resorption; Antikoagulantien hemmen den Abbau
Zusammenfassung Mikrobiologie
6.4 Antimikrobielle Therapie Pharmakologie
drüsenfunktion
Antimykotika
Substanz
Wirkmechanismus
Indikation
Nebenwirkungen
Kontraindikationen
Bemerkungen
Amphotericin B
-
Schädigung der Zellmembran
In vivo fungostatisch
-
Schwere Leber- oder Nierenfunktionsschäden
-
Schädigung der Zytoplasmamembran
Fungizid
Zellmembranschädigung
Fungizid
Primär fungostatisch,, in
höherer Dosis fungizid
Sproßpilze, Dermatophyten,
Schimmelpilze und dimorphe
Pilze
Sproßpilze (Candida albicans)
- Nephrotoxizität
- GI-Störungen
- Fieber, Schüttelfrost
- RR-Abfall
- Schmerzen
- Hypokaliämie
GI-Störungen, Transaminaseanstieg
-
Clotrimazol (Canesten)
Nystatin (Moronal)
Miconazol (Daktar)
-
Candida albicans
Schimmelpilze (Aspergillus)
Biphasische Pilze
GI-Störungen
Allergie
Sproßpilze
Dermatophyten
Schimmelpilze
Dimorphe Pilze
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V 29
systemisch + lokal
Interferenzen: CumarinWirkung wird reduziert
- systemisch + lokal
Lokal
NW sind selten
Gut verträglich
Systemisch (oral, i.v.) und lokal
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
7 Parasiten
Parasitismus ist nach der allgemeinen biologischen Definition ein Leben auf Kosten und zum Schaden eines anderen. Dies bedeutet, daß der Parasit sich ernährt
und fortpflanzt, indem er den Wirtsorganismus schädigt. Die medizinische Parasitologie ist die Lehre von den tierischen Infektionserregern und –überträgern.
Die humanpathogenen Parasiten und Krankheitsüberträger kommen sowohl in der
Gruppe der tierischen Einzeller (Protozoen) als auch bei den mehrzelligen Tieren
(Metazoen) vor.
7.1 Fortpflanzung
Ein Parasit hat einen gewissen Fortpflanzungszyklus.
Bei der zweigeschlechtlichen = sexuellen Fortpflanzung kommt es zur Befruchtung einer weiblichen Geschlechtszelle (Makrogamet, Eizelle) durch eine
männliche Geschlechtszelle (Mikrogamet, Spermie). Auf die Befruchtung folgt
der Genaustausch durch die Reifeteilung (Meiose). Der befruchtete Makrogamet
heißt Zygote.
Bei der eingeschlechtlichen Vermehrung entsteht aus einer unbefruchteten Eizelle ein neues Individuum.
Unter vegetativer Fortpflanzung versteht man die Vermehrung durch einfache
Zellteilung, ohne Beteiligung von Geschlechtszellen und ohne Austausch von
genetischem Material.
Parasiten vollziehen während ihres Lebens häufig auch einen oder mehrere
Wirtswechsel zwischen Wirten verschiedener Spezies. In diesem Fall wird der
Wirt, in dem die zweigeschlechtliche Vermehrung erfolgt Endwirt, die anderen
Wirte Zwischenwirt genannt.
7.2 Humanpathogene Protozoen (Einzeller)
Vereinfachte systematische Einteilung:
Flagellata =
Geißeltierchen
• Lamblia
• Trichomonas
• Trypanosoma
• Leishmania
Rhizopota =
Wurzelfüßer
• Entamoeba
Sporozoa =
Sporentierchen
• Sacocystis
• Isospora
• Cryptosporidium
• Toxoplasma
• Plasmodium
Microspora
Ciliata =
Wimpertierchen
• Enterocytozoon • Balantidium
• Microsporidium
• Encephalitozoon
Protozoen kommen überall in der freien Natur vor, v.a. in feuchtem Milieu.
7.2.1 Flagellata = Geißeltierchen
Der Name Geißeltierchen kommt von den Geißeln (Flagellen) an der Zellmembran, die der Fortbewegung dienen. Sie sind die entwicklungsmäßig primitivsten Protozoen.
7.2.1.1 Lamblia intestinalis = Giardia lamblia
Diese Tiere kommen als vegetative Form (Trophozoid) mit zwei Zellkernen
und acht Geißeln im menschlichen Intestinaltrakt vor. Bei ihnen kommen alle
Organellen in doppelter Ausführung vor. Der Trophozoid kann sich in eine
Zyste mit vier Zellkernen umwandeln. Dabei kommt es zur Ausbildung einer
Zystenwand, welche die Zelle vor ungünstigen Umwelteinflüssen (z.B. AusSeite 61 von 142
V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
trocknung) schützt. Die Zyste ist die Infektionsform, die oral aufgenommen
wird. Ihr Lebensraum befindet sich dann im oberen Dünndarm
Krankheitsbild:
Entzündungserscheinungen und Respirationsstörungen.
Meist bleibt eine Infektion jedoch symptomlos
Klinik:
Weltweit verbreitet, führt jedoch nur bei massivem Befall
(v.a. bei Kindern) zu wäßrigen Durchfällen (Lamlienruhr).
Ausbreitung erfolgt fäkal-oral.
Diagnose:
Lichtmikroskopischer Nachweis der Zyste im Stuhl.
Therapie:
Nitromidazol, Timidazol, Ornidazol und Mepacrin
7.2.1.2 Trichomonas vaginalis
Die fünffach begeißelten Trichomonas vaginalis bilden keine Zystenform aus
und leben im Urogenitaltrakt. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt
beim Geschlechtsverkehr. Geringe Tenazität
Krankheitsbild
Erreger einer Entzündung der Vagina (Kolpitis). In ca.
75% der Fälle ist auch die Urethra befallen.
Diagnose:
Mikroskopischer Nachweis im frischen Vaginal- bzw. Urethralabstrich. Kultivierung des Erregers ist möglich, hat jedoch diagnostisch wenig Bedeutung.
Therapie:
Nitromidazol, Tinidazol und Ornidazol. Partnerbehandlung!
7.2.1.3 Trypanosoma
Besitzen eine einzige Geißel, die sich an verschiedenen Stellen des Zellkörpers befinden kann. Sie können verschiedene Stadien (Morphen) durchlaufen. Infektiös für den Menschen sind sie in der trypomastigote Form, bei der
die Geißel durch eine undulierende Membran mit dem Zellkörper verbunden
ist.
Krankheitsbild 1 Die beiden Unterarten Trypanosoma brucei gambiense
und Trypanosoma brucei rhodesiense sind die Erreger der
afrikanischen Schlafkrankheit. Im Entwicklungszyklus
kommt es zu einem Wirtswechsel zwischen Menschen
und der Tsetse-Fliege. Die Fliege fungiert dabei als Überträger (Vektor)
Klinik 1
Erstes Symptom ist eine Lymphknotenschwellung an der
Einstichstelle (Trypanosomenschanker). Die Parasiten
können die Blut-Hirn-Schranke überwinden und ins ZNS
vordringen. Symptome sind dann erst eine starke Unruhe,
auf die eine apathische Phase und schließlich das Koma
folgt.
Diagnose 1:
lichtmikroskopisch in Blutausstrichen oder immunologische Tests (ELISA, KBR)
Therapie 1:
Unbehandelt tödlicher Verlauf.
Vor ZNS-Befall: Suramin oder Pentamidin
Bei ZNS-Befall: Melarsorpol oder Eflornithin
Krankheitsbild 2: Die Unterart Trypanosoma cruzi ist der Erreger der Chagas-Krankheit. Sie ist in weiten Teilen Mittel- und Südamerikas verbreitet. Die Übertragung erfolgt durch den Biß von
Raubwanzen. Durch das Einreiben des Wanzenkots in die
Bißstelle gelangt der Parasit in die Blutbahn. In der amastigoten Form lebt der Parasit dann intrazellulär, v.a. in
Myokardzellen. Dabei kommt es zu einer starken VermehSeite 62 von 142
V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
Klinik 2:
Diagnose 2:
Therapie 2:
rung durch Zellteilung. Tierisches Erregerreservoir (Hund,
Katze, Gürteltier)
Erstes Symptom ist oft das Anschwellen eines Augenlids.
Sehr häufig werden Kinder befallen, bei denen es meist
zum akuten Verlauf mit Hepatosplenomegalie und unregelmäßigem Fieber kommt. Schlechte Prognose. Bei Erwachsenen meist chronischer Verlauf mit Herzinsuffizienz
durch die Zerstörung des Myokards.
Blutausstrich oft erschwert durch geringe Erregerdichte im
Blut. Tierversuch oder immunologische Serodiagnostik
(ELISA)
Benznidazol oder Nifurtimox, jedoch nicht immer Effizienz.
7.2.1.4 Leishmania
Die Leishmanien werden durch die Weibchen der Sandmücke übertragen.
Beim Menschen schädigen sie als intrazelluläre amastigote Form die befallenen Zellen.
Krankheitsbild 1: Die L. donovani gelten als Erreger der viszeralen Leishmaniose (=Kalar-Azar, schwarze Krankheit). Am häufigsten betroffen sind Zellen des retikulohistozytären Systems (Milz, Leber, Knochenmark, Lymphknöten, etc.).
V.a. durch den Knochenmark-Befall kommt es zu Behinderung der Bildung von roten und weißen Blutkörperchen.
Folge: Anaemien und Schwächung des Immunsystems.
Vorkommen: Subtropische Gebiete der Alten Welt (Asien,
Afrika und Europa), Mittelmeergebiet, Burma, Indien.
Klinik 1:
Splenomegalie, oft auch Hepatomegalie. Im Verlauf trockene, blasse Haut mit dunkler Pigmentierung (Kala =
schwarz, Azar = Krankheit)
Krankheitsbild 2: L. tropica verursachen die kutane Leishmaniose oder Orientbeule. Vermehrung erfolgt im Infektionsgebiet der Haut.
Erregerreservoir sind Nagetiere bzw. Hunde. Verbreitung
in Asien, gelegentlich Mittelmeerraum und Nordafrika.
Klinik 2
trockene Läsionen, Ulzerationen
Krankheitsbild 3: L. brasiliensis verursacht Schleimhautleishmaniose.
Verbreitung in Lateinamerika
Klinik 3:
harmlose Knötchen, aber auch große Läsionen von
Schleimhäuten, besonders im Nasenraum.
Diagnose:
Punktion von betroffenem Gewebe und Erstellung histologischer Präparate mit Färbmemethoden.
Therapie:
Antimonpräparate (Natriumstiboglucanat), Pentamidin und
Amphotericin B
7.2.2 Rhizopoda
Einige Rhizopoden, die normalerweise im Freien leben und dann keine Parasiten sind, können durch orale Aufnahme (beim Baden) gelegentlich Entzündungen des ZNS (z.B. Meningoenzephalitis) verursachen. Pathogen kann eine
Art werden: Entamoeba histolytica (Ruhramöbe).
Krankheitsbild:
Die Amöbenruhr ist eine ulzerierende Darmerkrankung,
bei der es auch zu haematogenen Streuungen mit Abszeßbildung in anderen Organen kommen kann. Es werden
drei Formen unterschieden:
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
Klinik:
Komplikation:
Diagnose
Therapie
Magna-Form: = Gewebsform. Verursacht Nekrosen in der
Darmschleimhaut
Minuta-Form: entwickelt sich aus der Zyste und umgekehrt und dringt in die Darmschleimhaut ein. Diese Form
ist kommensalisch
Kugelförmige Zyste: hohe Tenazität
Übertragung erfolgt durch orale Aufnahme der Zysten.
Krampfartige Leibschmerzen und Durchfälle, die mit Blut
und Schleim vermischt sind.
bei haematogener Streuung: Leberamöbiasis. Es bilden
sich Abszesse, die in das Peritoneum einbrechen können.
Selten Abszesse in Lunge und Gehirn.
Mikroskopische Stuhluntersuchung, Kulturelle Stuhluntersuchung, Serologische Verfahren
Vorwiegend Nitromidazole
7.2.3 Sporozoa
Leben endoparasitisch in ihren jeweiligen Wirten. Sie vermehren sich sowohl
sexuell, als auch durch zwei Formen einer vegetativen Vielteilung. Bei der
Sporogonie wird durch eine Zystenwand eine Sprorzyste gebildet, in der die
Vielteilung abläuft. Bei der Schizogonie findet die Vermehrung innerhalb einer
Wirtszelle, ohne Zystenbildung ab.
7.2.3.1 Sarocystis bovihominis und suihominis
Diese Parasiten vermehren sich ungeschlechtlich in Rind und Schwein. Sie
können dort durch Muskellähmungen veterinärmedizinisch bedeutsam werden. Der Mensch fungiert als Endwirt, wobei er sich durch rohes oder ungenügend erhitztes Fleisch infiziert.
Krankheitsbild
kann zu Durchfall führen, die
Therapie
in der Regel spontan wieder aufhören
7.2.3.2 Isospora belli
Erreger der Kokzidiose, die fäkal-oral übertragen wird (kontaminierte Nahrungsmittel).
Krankheitsbild
Kokzidiose ist eine Durchfallerkrankung, die bei immunsupprimierten Personen zu langanhaltender Diarrhoe führen kann.
Therapie
Manchmal mit Sulfonamiden
7.2.3.3 Cryptosporidium
Verursachen bei immungeschwächten Personen Durchfallerkrankungen
7.2.3.4 Toxoplasma gondii
Als Endwirt fungieren Säugetiere aus der Familie der Katzen. Hier spielt sich
die sexuelle Vermehrung und Schizogonie ab. Das Produkt der sexuellen
Vermehrung sind die Oocysten, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Sie
entwickeln sich dann im Freien zu Sporocysten, die durch orale Aufnahme in
den Zwischenwirt gelangen.
Zwischenwirte sind u.a. Schwein, Maus, Ratte und Mensch. Die Erreger können nach starker Vermehrung jahrelang als übertragbare Zysten im Organismus (z.B. in der Muskulatur) persistieren. Der parasitäre EntwicklungszySeite 64 von 142
V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
klus kann dann durch das Fressen eines Zwischenwirtes durch einen anderen verzweigen. Der Mensch infiziert sich durch engen Umgang mit Katzen
oder den Genuß von nicht genügend erhitztem Fleisch. Die meisten Infektionen verlaufen subklinisch.
Krankheitsbild
Toxoplasmose
Klinik:
Meist subklinisch. In wenigen Fällen Fieber, Lymphknotenschwellung. Gefährlich ist die pränatale Toxoplasmose,
wobei bei einer frischen Erstinfektion einer Schwangeren
die Parasiten ohne genügend mütterliche Antikörper auf
den Feten übertragen werden. → Schwere Degenerationen des ZNS.
Diagnose:
Mikroskopisch im Ausstrich von Liquor und in Zellsuspensionen aus Lymphknöten; immunserologische Tests (ELISA, KBR)
Hoher IgM-Titer spricht für eine frische Infektion.
Therapie:
Nur bei einer Schwangerschaftsindikation mit Sulfadiazin
und Pyrimethamin. Alternativ im ersten Drittel mit Clindamycin oder Spiramycin.
Prophylaxe
Schwangere sollten Kontakt mit Katzen, sowie rohes
Fleisch meiden.
7.2.3.5 Plasmodium
Plasmodien sind die Erreger der humanen Malaria. Man unterscheidet:
Krankheitsbilder: Plasmodium falciparum → Malaria tropica
Plasmodium ovale und vivax → Malaria tertiana
Plasmodium malariae → Malaria quartana
Überträger: Anopheles-Mücke
Verlauf:
Die Anopheles-Mücke überträgt die ungeschlechtlichen
Formen (Sporozoiten) bei der Blutmahlzeit. Es sind auch
diaplazentare und artifizielle Übertragungen (z.B. Blutkonserven) möglich. Im Menschen erfolgt eine ungeschlechtliche Vermehrung der Plasmodien durch Schizogonie statt.
Diese beginnt in den Parenchymzellen der Leber → präerythrozytere Phase. Freigesetzte Merozoiten dringen in
Erythrozyten ein, vermehren sich durch Schizogonie und
gelangen beim Zerfall der Erythrozyten wieder ins Blut
(erythrozytäre Phase). Dabei entwickeln sich auch Geschlechtsformen (Gameozen), die einkernig sind. Diese
Gameozyen können von der Anopheles-Mücke bei einer
Blutmahlzeit aufgenommen werden und es folgt ein geschlechtlicher Vermehrungszyklus in der Mücke.
Der Zerfall der Erythrozyten erfolgt rhythmisch und bedingt
das Wechselfieber. Bei Malaria tertiana und quartana
können exoerythtrogene Formen der Plasmoiden in den
Leberzellen bleiben und nach längerer Zeit zu Spätrezidiven führen.
Bei Malaria tropica treten solche Spätrezidive nicht auf, da
die exoerythozytäre Phase fehlt. Die Infektion erlischt
nach ca. 1 Jahr, hat allerdings einen wesentlich schwereren Verlauf und weist die meisten Todesfälle auf.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
Klinik:
Komplikation:
Diagnose
Therapie:
Bronchitis, Bronchopneumonie, Durchfälle, Kreislaufschwäche, Leberfunktionsstörungen, enzephalitische Erscheinungen.
Bei der Malaria tropica → Schwarzwasserfieber, gekennzeichnet durch eine intravasale Haemolyse. Folgen sind
hämolytischer Ikterus, Hämoglobinurie und degenerative
Veränderungen von Nieren, Leber und Herz. Die Patienten scheiden dunkelroten bis schwarzbraunen Urin aus.
Während des Fieberanfalls entnommenes Blut wird mikroskopisch untersucht. Nach Giemsa gefärbter „Dicker Tropfen“. Anschließender Blutabstrich dient der Identifizierung
des Spezies.
V.a. prophylaktisch bei Reisen in gefährdete Gebiete!
Je nach Malariaart und regionalen Resistenzen Chlorquinphosphat, Halofrantin, Chininsulfat, Proguanil, ChininDihydrocklorid, Doxycyclin, Mefloquin oder Primaquinphosphat.
7.2.4 Microspora
Wurden in den letzten Jahren häufig bei AIDS-Patienten in verschiedenen Organen und Geweben wie Darm, Auge, Lunge, Muskulatur gefunden. Infektion
wahrscheinlich oral, jedoch nicht geklärt.
7.2.5 Ciliata
Die Zellen der Ciliaten sind außen mit Wimpern (Cilien) besetzt und haben
zwei Zellkerne. Die meisten Ciliaten sind freilebend (z.B. Pantoffeltierchen)
Das Balantidium coli lebt im Darm von Menschen, Schweinen und Affen. Es
bildet eine vegetative Form und eine Zyste aus, die mit dem Kot ausgeschieden wird. Weiterverbreitung geschieht fäkal-oral durch orale Aufnahme der
Zyste.. Die vegetativen Formen dringen in die Darmschleimhaut und in seltenen Fällen in die Muskulatur.
Klinik:
Infektion bleibt oft symptomlos. Es kann aber auch zu einer Durchfallerkrankung (Balantidienruhr) kommen.
Diagnose
Mikroskopischer Nachweis der Erreger in Darmschleimhaut und Stuhl.
Therapie:
Metronidazol
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
7.3 Humanpathogene Helminthen
7.3
Humanpathogene Helminthen
Vereinfachte systemische Einteilung:
Platthelminthes (Plattwürmer)
Trematoden (Saugwürmer)
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Dricocoelium
Fasciola
Opisthorchis
Clonorchis
Fasciolopsis
Metagonimus
Heterophyes
Echinostoma
Paragonimus
Schistosoma
Cestoden (Bandwürmer)
•
•
•
•
Taenia
Diphyllobotrium
Echinococcus
Hymenolepis
Nemathelminthes (Rundwürmer)
Nematoden (Fadenwürmer)
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Trichuris
Ascaris
Enterobius
Trichinella
Ancylostoma
Necator
Strongyloides
Angiostrongylus
Anisakis
Toxocara
Dracunculus
Onchocerca
Loa
Wuchereria
Mansonella
7.3.1 Trematoden
Obligat enderoparasitisch. Alle Saugwürmer leben als Parasiten in menschlichen oder tierischen Wirten. Der deutsche Name kommt von den zwei Saugnäpfen (Mund- und Bauchsaugnapf), mit denen sich der Wurm festsaugen
kann. Trematoden haben einen blind endenden Darm ohne After und sowohl
männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane (außer Schisosomen).
Sie haben vom Grundprinzip alle den gleichen Entwicklungszyklus, der im Detail artspezifisch variiert. Dabei kommt es immer zu einem Wirtswechsel zwischen einer Schnecke und einem Wirbeltier als Endwirt. Mögliche Stadien:
Ei
(im Endwirt) wird mit dem Stuhl ausgeschieden.
Miracidium
erstes Larvenstadium. Die aus dem Ei geschlüpfte Larve lebt je
nach Art im Wasser und wird von einer Schnecke gefressen
oder dringt in sie ein
Sporocyste geht aus dem Miracidium hervor und lebt im Zwischenwirt
(Schnecke). Vermehrung der Individuenzahl.
Redie
Entsteht aus der Sporocyste. Ebenfalls Erhöhung der Individuenzahl. Nicht bei allen Arten vorhanden. Leben im Zwischenwirt
Cercarie
Larvenstadium, das aus der Sporocyste oder Redie hervorgeht.
Trägt zur Fortbewegung einen Schwanz, entsteht im Zwischenwirt, verläßt diesen jedoch für einige Stunden im Freien
zu leben und sich einen Endwirt zu suchen. Dringt in Endwirt
aktiv ein oder heftet sich als Metacercarie ohne Schwanz an
Pflanzen oder in einem Zwischenwirt fest und wird vom Endwirt
oral aufgenommen.
Adulter Wurm Entwickelt sich im Endwirt aus Cercarie oder Metacercarie.
Während der Geschlechtsreife wandert der junge Wurm zum
artcharakteristischen Organ des Endwirts, um sich dort zu paaren.
Schistosoma mansoni, Sch. Japonicum und Sch. haematobium (Pärchenegel)
Die Schistosomen sind getrennt geschlechtliche Pärchenegel, die im Venensysem des Menschen leben und die Bilharziose verursachen.
Die Ausscheidung der Eier erfolgt mit den Fäzes. Im warmen Süßwasser
schlüpfen Wimperlarven aus den Eiern. Die anschließende Entwicklung erfolgt
in der Wasserschnecke. Es bilden sich Zerkarien, die in das Wasser ausSeite 67 von 142
V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
7.3 Humanpathogene Helminthen
schwärmen. Bei der Infektion des Menschen dringen diese aktiv durch die
Haut oder werden mit dem Trinkwasser aufgenommen.
Sch. Mansoni legt die Eier in der Leber und in den kleinen Dickdarmvenen ab.
Sch. Japonicum setzt die Eier allgemein im Blutgefäßsystem ab. Sie dringen
durch die Darmwand.
Sch. Haematobium befällt das Venengeflecht des kleinen Beckens.
Klinik:
Das aktive Einwandern verursacht makulopapöse Exantheme und Juckreiz
Blasenbilharziose zeigt haemorrhagische Zystitis, evtl. papillomartige Wucherungen und Blasenfisteln.
Darmbilharziose tritt mit einer Kolpitis auf, die der Ruhr
ähnelt. Perirektale Abszesse, Polypen und Leberzirrhose.
Diagnose:
Eier in Urin, Stuhl oder Rektalabstrich
Therapie
Praziquantel
7.3.2 Cestoden
Cestoden haben keine Mundöffnung und keinen Darm. Die Ernährung erfolgt
rein parenteral über die Körperoberfläche.
Ei
im Endwirt, wird mit Stuhl ausgeschieden
Coracidium
Wimpernlarve, die aus dem Ei schlüpft und im Freien lebt.
Kommt nur bei bestimmten Arten vor.
Oncosphaera
Hakenlarve, schlüpft im Zwischenwirt aus dem Ei, bzw.
entwickelt sich im Coracidium.
Cysticercus
Finne, ein mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum, an dessen
Wand sich die Vorformen des adulten Wurmes bilden. Er
wird vom Endwirt durch Fressen des Zwischenwirtes aufgenommen.
Hydatide
In dieser (vom Hundebandwurm) gebildeten Blase, die mit
Flüssigkeit gefüllt ist, bilden sich ebenfalls Vorformen des
adulten Wurmes.
Adulter Wurm
Lebt im Darm des Endwirtes und gliedert sich in einen
Kopfabschnitt, eine Sprossungszone und einzelne Proglottiden (Glieder), die sich nacheinander abschnüren und jeweils zweigeschlechtliche Geschlechtsorgane besitzen. Je
nach Art kann die Wurmlänge 1,4 mm bis zu 20 m betragen.
7.3.2.1
Taenien
Als Zwischenwirt fungieren Rinder (Taenia saginata) und Schweine (Taenia
solium). Endwirt ist der Mensch, der sich durch rohes oder ungenügend erhitztes Fleisch infiziert.
Krankheitsbild Eine Darminfektion des Endwirtes hat im allgemeinen keine größeren Folgen. Der Mensch kann jedoch auch als
Zwischenwirt fungieren, wenn er die Eier oral aufnimmt.
Die Oncosphaera kann dann vom Darm in verschiedene
Organe (ZNS, Muskulatur) wandern und sich zum Cysticercus entwickeln. Im ZNS verursacht es dann die Neurozystizerkose, eine gefährliche Entzündung die unbehandelt zu schweren neurologischen Symptomen führt.
Diagnose
Serologische Methoden (ELISA, KBR) zur Antikörpernachweis.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
7.3 Humanpathogene Helminthen
Therapie
7.3.2.2
Praziquantel und Albendazol
Echinococcus
Hauptwirt ist der Hund u.U. auch andere Raubtiere (Katzen). Zwischenwirte
sind vorwiegend Schafe, auch andere Wiederkäuer und der Mensch durch
Aufnahme der Eier, die vom Endwirt mit den Fäzes abgegeben werden.
Krankheitsbild Im Zwischenwirt bildet sich die Hydatide meist in der Leber aber auch in Lunge und im ZNS. Die Hydatide kann
kindskopf-Größe erreichen
Klinik
Abhängig der Lokalisation der Hydatide, entsprechen denen eines wachsenden Tumors.
Diagnose
serologische Tests und Röntgenuntersuchung bzw. CT.
Therapie
Operative Entfernung ohne Beschädigung des Hydatidenwand. Alternativ Mebendazol zur Verlangsamung des
Hydaridenwachstums.
7.3.3 Nematoden (Fadenwürmer)
Überwiegend getrennt geschlechtliche Würmer mit abgerundeter Form und einer azellulären Körperoberfläche. Sie kommen in großer Zahl im Freiland vor.
Die Entwicklung erfolgt direkt, ohne Metamorphose. Sie läuft über vier Larvenstadien ab. Der Zyklus kann ein- und zweiwirtig sein.
7.3.3.1
Trichuris trichuria (Peitschenwurm)
Hat ein peitschenförmiges Vorderende zur Anheftung an das Darmepithel.
Die Eier werden vom Wirt (Mensch, Hund, Schwein) oral aufgenommen. Die
Würmer leben und reifen im Intestinaltrakt. Ausscheidung der Eier erfolgt mit
den Faeces.
Klinik:
Bei geringem Befall keine Symptome, ansonsten Durchfälle, haemorrhagische Erscheinungen, evtl. Enddarmprolaps
Diagnose:
Nachweis der Eier im Stuhl
Therapie
Mebendazol
7.3.3.2
Ascaris lumbricoides (Spulwurm)
Häufigster Dünndarmparasit unter den Würmern. Eier werden mit dem Stuhl
ausgeschieden und besitzen eine hohe Tenazität. Bei günstigen Bedingungen entwickeln sich im Boden innerhalb von 3 – 6 Wochen infektionsfähige
Larven, die auf oralem Wege in den Dünndarm gelangen.
Krankheitsbild:
Nach oraler Infektion kommt es zu einer Wanderung vom
Dünndarm über die Venen zunächst in die Leber und nach
1 – 7 Tagen über das Herz in die Lunge. Dort verlassen
die Larven das Kapillarnetz und gelangen in die Alveolen.
Nach einer Häutung erreichen sie über die Trachea und
den Pharynx den Verdauungskanal, wo sie sich zum adulten Wurm weiterentwickeln..
Klinik:
Bei der Wanderung durch die Lunge kommt es zu einem
flüchtigen eosinophilen Lungeninfiltrat und zur Pneumoniesymptomatik. Im übrigen sind uncharakteristische Abdominalbeschwerden vorherrschend.
Diagnose
Eiernachweis im Stuhl
Therapie
Mebendazol, alternativ Pyrantel oder Piperazin
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
7.3 Humanpathogene Helminthen
7.3.3.3
Enterobius vermicularis (Madenwurm)
Der spezifische Wirt ist der Mensch. Enterobius ist ein Dickdarmparasit und
der Erreger der Oxyuriasis, einer häufig Kinder befallende Erkrankung. Der
Erreger lebt in der Mukosa des Dickdarms. V.a. Nachts wandern die Weibchen zur Eiablage aus dem Anus. Der dabei entstehende Juckreiz führt leicht
zur digitalen Reinfektion, oft als indirekte Schmierinfektion über Gegenstände.
Klinik:
Durchfall nur bei sehr starkem Befall
Diagnose:
Einachweis durch Klebestreifen im Anusbereich. Gelegentlich gehen auch Würmer mit dem Stuhl ab.
Therapie
Pyrvinium, Mebendazol, Pyrantel
7.3.3.4
Trichinella spiralis (Trichine)
Übertragung erfolgt von Fleischfresser zu Fleischfresser. Wirt der Trichine ist
normalerweise die Ratte, an der sich das Schwein infiziert. Durch den Genuß
von rohem, larvenhaltigen Schweinefleisch kommt es beim Menschen zur Infektion.
Krankheitsbild
Die Larve wird im Darm lebendgeboren , die sich in
Lymph- und Blutgefäße einbohren und so in Muskulatur,
Myokard wandern. Dort wachsen die Larven heran und
kapseln sich ab.
Klinik
Infektion bleibt meist subklinisch. Während der Fortpflanzungsphase im Darm kann es zu schweren, auch letalen
Darmbeschwerden kommen. Während der Invasionsphase in die Muskulatur können Fieber, Ödeme (besonders
am Lid) und Todesfälle durch Myokarditis sowie Lungenkomplikationen auftreten.
Diagnose
massive Eosinophile; Antikörpernachweis mit der KBR
möglich;
Therapie
Bei Muskeltrichinose nur symptomatisch
Thiabendazol, Mebendazol und Albendazol
Prophylaxe
Fleischbeschau und Verzicht auf rohes Schweinefleisch
7.3.3.5
Ancylostoma duodenale (Hakenwurm)
Dünndarmparasit, dessen Eier mit den Faeces ausgeschieden wird. Entwickelt sich aus Larven, die im Wasser oder in feuchter Umgebung wochenlang
lebensfähig bleiben. Die Larven dringen aktiv percutan in den Menschen ein.
Über Lymph- und Gefäßbahnen erreichen sie die Lunge (HerzLungenpassage) und anschließend über die Trachea den Verdauungskanal.
Im Dünndarm Entwicklung zum adulten Wurm. Hakenwürmer setzen sich in
der Darmschleimhaut fest und ernähren sich vom Blut des Wirts.
Klinik:
Hauterscheinungen, Eisenmangelanaemie
Diagnose
Stuhluntersuchung zum Nachweis von Wurmeiern
Therapie
Pyrantelpamoat, Mebendazol, Albendazol
7.3.3.6
Filarien
Fadenförmige Nematoden. Die Weibchen setzen embryonierte Eier oder lebende Larven ab, die dann im Blut oder in der Haut auftreten. Unterschieden
werden nichtperiodische Filiarien (Mikrofiliarien sind dauernd im Blut) von
den periodischen Filiarien (Mikrofiliarien sind in tageszeitabhängigen Konzentrationen im Blut).
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
7.3 Humanpathogene Helminthen
Wucheria bancrofti
in tropischen und subtropischen Gebieten. Infektion
erfolgt durch Stechmücken. Die Mikrofiliaren siedeln in
Lymphgefäßen und Lymphknoten. Im akuten Stadium ist
typisch allergisch-entzündliche Reaktionen (Lymphangitis,
Lymphadenitis) bis Elephantitis. Diagnose durch Mikrofilariennachweis im Blut. Blutentnahme nachts.
Loa Loa
in tropischen Waldgebieten verbreiteter Parasit, der durch
Stechfliegen übertragen wird. Die reifen Würmer wandern
in der Subkutis, während die Mikrofiliaren tagsüber im Blut
erscheinen. Zum klinischen Bild der Loiasis gehören v.a.
Schwellungen und Juckreiz. Für die Diagnose ist der
Nachweis von Mikrofiliarien im tagsüber entnommenen
Blut wichtig.
Onchocerca volvulus: ist Erreger der Onchozerkose, für die u.a. Hautveränderungen, Lymphadenopathie und Augenschäden bis Erblindung charakteristisch sind. Er kommt in den Flußgebieten Afrikas, Arabiens und Mittel- und Südamerikas vor,
da nur in diesen Zonen die Kriebelmücke (als Zwischenwirt) existieren kann. Die Erblindung durch den Befall wird
auch als Flußblindheit bezeichnet. Die adulten Filiaren leben meist knäuelartig aufgewunden in der Subkutis, in der
die Mikrofiliaren wandern und so auch das Auge erreichen.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
7.4 Antiprotozoenmittel und Anthelminthika
7.4
Antiprotozoenmittel und Anthelminthika
7.4.1 Antiprotozoenmittel
Als Antiprotozoenmittel stehen u.a. Nitroimidazole, Pentamidin, Suramin und
Antimonverbindungen zur Verfügung. Sie zerstören die DNA und blockieren bei
Mikroorganismen die DNA-Synthese.
Leishmaniosen werden mit Stibogluconat behandelt. Um eine Darmschleimhautreizung zu vermeiden ist jedoch eine parenterale Applikation erforderlich.
Die wichtigsten Nebenwirkungen der Nitroimidazole gehören GI-Störungen,
Kopfschmerzen, Schwindel und Parästhesien.
Nach parenteraler Gabe von Pentamidin können Hypo- und Hyperglykämien,
Nierenschäden und Leukopenien auftreten.
Bei Suramin sind Beeinträchtigungen des GI-Traktes, des ZNS und der Nieren
typisch.
Stibogluconat stört das Herzkreislaufsystems.
7.4.2 Antisporozoenmittel
Wichtige Antisporozoenmittel sind Sulfonamide, das mit Trimethoprim verwandte Pyrimethamin und Spiramycin. Sie dienen der Toxoplasmosebehandlung,
wobei meist Sulfonamide und Pyrimethamin in Kombination gegeben werden.
Spiramycin wird dann eingesetzt, wenn bei bestehender Schwangerschaft Sulfonamide kontraindiziert sind.
Nebenwirkungen der Sulfonamide sind GI-Beschwerden, Überempfindlichkeitsreaktionen wie das Lyell-Syndrom und haemolytische Anaemien.
Bei Pyrimethamin ist mit GI-Störungen und Neuropathien zu rechnen.
Spiramycin (ein Makrolid-Antibiotikum) kann GI-Störungen, Überempfindlichkeitsreaktionen und einen reversiblen Hörverlust verursachen.
7.4.3 Antimalariamittel
Wichtige Elemente der Malariaprophylaxe und –therapie sind Chinin, Chloroquin, Mefloquin, Primaquin, Proguanil und halofantrine.
Wirkstoff
Wirkung
Nebenwirkung
Chinin
Hemmung der Vermehrung der
Plasmoiden in den Erythrozyten
Chloroquin
Hemmung der Vermehrung der
Plasmoiden in den Erythrozyten
Hemmung der Vermehrung der
Plasmoiden in den Erythrozyten
Mefloquin
Primaquin
Gewebsschizontozid, hypnozoitozid, sporontozid in den Erys
Proguanil
Wirksam bei erythrozytären und
extraerythrozytären Plasmoiden
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V 29
GI-Störngen, Seh/Hörstörungen, Blutdruckabfall,
allergische Reaktionen, selten
mit intravasaler Haemolyse
GI-Störungen, Kopfschmerzen,
Hautreaktionen
GI-Störungen, Zentralnervöse
Störungen, Psychosen
KI: Leberfunktionsstör., Epilepsie, Nierenfunktionsstörungen
Appetitlosigkeit, Methämoglobinbildung, Hämolyse bei
Glucose-6-phosphatDehydrogenase-Mangel
GI-Störungen, Schleimhautulzerationen im Mund, Alopezie,
Anaemie bei Nierenkranken
Zusammenfassung Mikrobiologie
7. Parasiten
7.4 Antiprotozoenmittel und Anthelminthika
7.4.4 Anthelminthika
Inzwischen ist eine breite Palette an Anthelminthika verfügbar. Als Beispiele
seien hier angeführt: Praziquantel, Mebendazol, Piperazin und Pyrantel.
Wirkweisen:
Praziquantel führt nach oraler Gabe zu einer spastischen Lähmung der Bandwurmmuskulatur. Die Würmer werden dann mit dem Stuhl ausgeschieden.
Wirkt auch gegen Schistosoma-Arten. NW: GI-Beschwerden, Kopfschmerzen,
Urtikaria
Mebendazol ist das Mittel der Wahl bei Peitschenwürmern und auch gegen andere Nematoden. Es behindert die Glucoseaufnahme der Parasiten. NW: GIStörungen, Blutbildveränderungen
Piperazin führt wie Praziquantel zu einer spastischen Lähmung der Wurmmuskulatur. Indikationen sind Befall mit Askariden oder Oxyuren. NW: GIBeschwerden, ZNS-Beeinträchtigungen, Ataxien bei zerebral geschädigten Patienten.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8. Virologie
8 Virologie
8.1
Allgemeine Virologie
Zur Abgrenzung der Viren von anderen Mikroorganismen dienen folgende Charakteristika:
• Viren besitzen jeweils nur einen Nukleinsäuretyp (RNA oder DNA)
• Viren verfügen nicht über Zellorganellen wie Ribosomen und sind nicht zu
Sroffwechselvorgängen fähig.
• Viren können sich nicht selbständig vermehren.
Viren bestehen nur aus wenigen Grundeinheiten in ihrer Struktur:
• Nukleoid: virale Nukleinsäure (DNA oder RNA)
• Kapsid: Proteinmantel als Umhüllung und Schutz. Setzt sich aus zahlreichen
identischen Untereinheiten, den Kapsomeren zusammen. Typisch ist eine
symmetrische Anordnung, die zu geometrischen Formen führt.
• Nukleokapsid: Nukleoid und Kapsid in Kombination. Es liegt je nach Virusart
nackt, oder von einer Hülle (Envelope) umgeben vor, die Proteine, Lipide und
Kohlenhydrate in variabler Zusammensetzung enthält. Der teilweise hohe Lipidgehalt der Außenhülle macht diese Viren empfindlich gegen Substanzen
wie Äther.
• Glykoproteinfortsätze: Die meisten Envelopes weißen Glykoproteinfortsätze,
sog. Spikes oder Peplomere auf. Sie dienen der Adsorption an und der Penetration des Genoms in die Wirtszelle. Sie verursachen aber auch Haemagglutination und Haemolyse. Manche besitzen auch enzymatische Aktivität
8.2
Virusvermehrung
• Adsorption
Anheftung des Virions an die Zellmembran durch spezifische
Rezeptoren (Spikes)
• Penetration
Eindringen des Virions in die Zelle bspw. durch Verschmelzung der Hülle mit der Zellmembran
• Uncoating
Freisetzung der Nukleinsäure durch Auflösung des Kapsids
• Biosynthese
Synthese neuer Viren durch Vervielfältigung (Replikation)
des Virusgenoms und die Synthese neuer Bausteine für das
Kapsid.
Eine Vermehrung kann im Zytoplasma, bzw. Kernplasma der
Wirtszelle erfolgen. Ein Virus kann aber auch sein Genom in
die DNA der Wirtszelle integrieren und von dort aus die Vermehrung steuern.
• Maturation
Zusammensetzung und Reifung neugebildeter Viren. Die
Nukleinsäuren des Virusgenoms werden in das Kapsid eingebaut
• Freisetzung
Weiterverbreitung der neugebildeten Viren. Die Ausschleusung der neuentstandenen Viren kann durch Budding (Einschluß des Nukleokapsids in einen Teil der Zellmembran als
Virushülle) oder durch Platzen der Zelle (Lyse).
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8. Virologie
8.3
Viruseinteilung
Die heute aktuelle Einteilung der animalen Viren beruht auf folgenden morphologischen Charakteristika:
• Nukleinsäure: DNA oder RNA
• Einzelstrang- oder Doppelstrang-Nukleinsäure
• Virus mit / ohne Außenhülle
Bakteriophagen sind Viren, die Bakterien befallen.
Als „emerging viruses“ werden solche viralen Krankheitserreger bezeichnet, auf
die eines oder mehrere der folgenden Kiriterien zutreffen:
• Die Viren treten entweder neu in der menschlichen Bevölkerung auf oder es
handlet sich um bereits bekannte Erreger, deren Virulenz oder Verbreitung
ansteigt
• Es ist auch möglich, daß derartige Viren zwar schon existent, aber zuvor noch
nicht bekannt waren.
• Diese Viren werden meist aus dem Tierreich in die menschliche Bevölkerung
eingeschleppt.
Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel die humanen Immundefizienzvieren
(HIV), Influenzaviren, Lassa- und Ebolaviren, sowie die Hantaviren.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.4 Antivirale Chemotherapie
8.4
Antivirale Chemotherapie
Die Problematik besteht darin, daß die Virusvermehrung in den Wirtszellen abläuft und die Erreger inhibitiert werden müssen, ohne die Wirtszelle zu schädigen.
Zur Anwendung kommen insbesondere folgende Substanzen:
Substanz
Anwendungsgebiet
Mechanismus
Herpesund
Varizella-ZosterGuanosin-Analogon: Als
Aciclovir
Virus
Vidarabin
Alle menschlichen Herpesviren
und Vacciniavirus
Amantadin
Influenzaviren der Gruppe A
Abgeschwächte Potenz bei Röteln- und Parainfluenzaviren
Rimantadin
Neu entwickeltes Derivat
Azidothymidin
Retroviren (HIV), Hepadnaviren
DesoxyuridinDerivate
Herpes- und Vacciniaviren
Trifluridine
Interferone
Herpes-simplex-Keratitiden
α-Interferone
β-Interferone
γ-Interferone
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Triphosphat behindert es die
virale DNA-Polymerase und wird
in die DNA integriert
Wird von zellulären Enzymen
phosphoryliert und blockiert die
DNA-Polymerase
Verhindert die Freisetzung des
viralen Genoms in das Zytoplasma
v.a. als Prophylaxe, weniger als
Therapeutikum.
NW: Angst, Benommenheit
Vergleichbar wirksam wie Amantadin, jedoch weniger toxisch
Behindert reverse Transkription
(z.B. der Retroviren und Hepadnaviren). Hohe Selektivität, da
unbedeutend für Wirtszelle. Es
erfolgt Einbau in die transkripierte DNA des Virus und blockiert
de Verlängerung der Kette
Beeinflussen als Nukleosidananloga nach Einbau in die DNA die
Proteinsynthese. Es werden
veränderte Proteine produziert
Ähnlich Desoxyuridine
Interferon wird von virusinfizierten Zellen produziert und sezerniert.. Freigesetztes Interferon
bindet sich mittels Rezeptoren
an Zellen, regt diese zur Produktion eines antiviralen Proteins an
und schützt sie so zwar nicht vor
dem Eindringen des Virus, jedoch vor der intrazellulären
Vermehrung.
Werden hauptsächlich in Zellen
des Knochenmarks, der Milz und
in Makrophagen gebildet. Besitzen antivirale Aktivität, behindern Zellproliferation und beeinflussen das Immunsystem, besonders durch Aktivierung von
Natural Killer-Zellen (NK)
Werden von allen Zellen produziert
Deutliche Wirkung auf Makrophagen
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.5 Virennachweis
8.5
Virennachweis
• Elektronenmikroskopie ist aufgrund morphologischer Merkmale bei einigen
viralen Erregern möglich (z.B. Pockenviren) als mikroskopischer Direktnachweis.
• Lichtmikroskopie kann in manchen Fällen durch die Immunfluoreszenz eingesetzt werden.
• DNA-Nachweis durch Hybridisierung oder Polymerase-Kettenreaktion (PCR).
• Isolierung und kulturelle Anreicherung von Viren ist i.d.R. schwierig und zeitaufwendig (→ Zellkulturen oder Hühnereier)
• ELISA
• RIA
• KBR
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
8.6
Spezielle Virologie
8.6.1 Poxviridae
Das Pockenvirus ist lichtmikroskopisch gerade noch erkennbar. Es handelt
sich um ein quaderförmiges Virus mit einer lipoproteinhaltigen Hülle. Artverwandt ist das Vacciniavirus, dessen Ursprung nicht mehr nachzuverfolgen
ist. Vacci- steht als Wortstamm für Kuh.
Beide gehören zur Gruppe der Orthopoxviren. Sie vermehren sich vorzugsweise im Zytoplasma epidermaler Zellen. Dort bilden sie eosinophile Einschlußkörperchen. Der Vacciniavirus diente von 1976 bis 1980 als Impfvirus.
Dann wurde von der WHO die Ausrottung der Pocken bekannt gegeben.
8.6.2 Herpetoviridae
Die Gruppe der Herpes-Viren umfaßt zahlreiche Arten. Allen gemeinsam ist
die doppelsträngige DNA, ein kubisches Kapsid, Durchmesser 150 – 160 nm
und eine ätherempfindliche Hülle.
8.6.2.1 Herpes-simplex-Virus
Erreger des Herpes. Es treten Primär- und Sekundärinfektionen auf. Die Primärinfektion verläuft meist inapparent, anschließend persistieren die Viren
jedoch in den Ganglien. Durch unspezifische Stimuli (Auslöser) können Sekundärinfektionen ausgelöst werden. Auslöser können sein: Fieber, Erkältung, Menstruation, UV-Strahlen, Streß. Die Viren breiten sich von Zelle zu
Zelle aus.
Krankheitsbilder: traumatischer Herpes (Kontamination einer Wunde)
Akute herpetische Rhinitis (prim./sek. Infektionen der Nase)
Therapie:
Desoxyuridin, Trifluorthymidin, Vidarabin, Aciclovir
HSV-Typen:
Herpes-simplex-Virus Typ 1
• Gingivostomatitis häufig bei apparenter Primärinfektion,
besonders bei Kleinkindern
• Keratokonjunktivitis als Primär-/Sekundärinfektion
• Eczema herpeticum als Primärinfektion bei chronischem Ekzem.
• Meningoenzephalitis als schwere Primärinfektion mit
hoher Letalität. Überlebende zeigen oft Dauerschäden
• Herpes labialis, faciei als typische Sekundärinfektion
mit rasch ulzerierenden Bläschen im Mund/Gesichtbereich ohne Narbenbildung
Herpes-simplex-Virus, Typ 2
• Herpes genitalis als Bläschen und Ulzera in der Vagina,
an der Zervix, der Vulva, dem Penis und dem Analbereich.
• Herpes neonatalis durch Kontakt mit Herpesbläschen
im Geburtskanal verursachte Sepsis bei Neugeborenen
mit häufig letalem Ausgang.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
8.6.2.2 Varizella-Zoster-Virus
Das Varizella-Zoster-Virus ist mit dem Herpes-simplex-Virus morphologisch
identisch und der Erreger der Varizellen (Windpocken) und des Zosters (Gürtelrose).
Krankheitsbild
Varizellen = Windpocken
Das Virus gelangt über die Schleimhäute des NasenRachen-Raums in das Blut und von dort in die Haut.
Klinik
rötliche Papeln, die zu linsengroßen Bläschen werden. Eine Erkrankung hinterläßt eine lang andauernde Immunität.
Hoher Kontagionsindex, sodaß viele Kinder sie bis zum 6.
Lebensjahr durchgemacht haben. Übertragung durch
Tröpfchen.
Schwere Krankheitsverläufe bei 16% der Patienten und
Komplikationsrate von ca. 6%.
Komplikation
Bei Erstinfektion auch in der Schwangerschaft bilden sich
schnell Antikörper, die auch das ungeborene ausreichend
schützen. Hingegen droht bei einer passiven Immunität
der Mutter eine Varizellen-Infektion in der perinatalen
Phase (fünf Tage vor bis zwei Tage nach der Geburt) eine
schwere Infektion des Kindes. Diese kann dann nur durch
Immunglobulingabe beeinflußt werden.
Krankheitsbild
Zoster = Gürtelrose
Entzündliche Reaktion der dorsalen Nervenwurzeln und
Ganglien. Die Verteilung der Hautläsionen, die den Windpocken ähneln, folgen streng dem Innervationsgebiet der
betroffenen Nervenwurzeln. Ursache sind nach einer Varizellen-Infektion in Spinalganglien persistierende Viren →
endogenes Rezidiv.
Komplikation
Zoster ophthalmicus und Zoster opticus
Klinik:
Ohrenschmerzen, Rötung u. Bläschenbildung, Schwerhörigkeit bis Ertaubung, Schwindel mit Nystagmus zur Gegenseite, Fazialislähmung (oft mit inkompletter Rückbildung)
Cave:
Kinder können sich bei einem Zostererkrankten Erwachsenen anstecken und Windpocken bekommen.
Therapie
Bei schweren Varizellen-Infektionen kann Aciclovir gegeben werden. Abwehrschwache können mit spezifischen
Immunglobulinen geschützt werden.
Prophylaxe
Nach einem Bericht im däb, Heft 15/2002 sind Windpocken in den Ländern mit gemäßigtem Klima die häufigste
impfpräventable Virusinfektion im Kindesalter. Laut Verschreibungsindex für Pharmazeutika VIP, IMS 2000 käme
es alleine in Deutschland zu mehr als 750.000 Erkrankungen. Trotz dem überwiegend milden Verlauf sind schwere
Krankheitsverläufe auch bei sonst gesunden Kindern keine Seltenheit. Neben immunsupprimierten Patienten sind
Schwangere, Jugendliche und junge Erwachsene besonders gefährdet für komplizierte oder gar lebensbedrohliche
Erkrankungen. In den USA empfehlen die Gesundheitsbehörden bereits seit 1996 eine Varizellenimpfung für
empfängliche Personen ab dem 12. Lebensmonat (Q:
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Prävalenzgrad
CDC). Obwohl in den europäischen Ländern der Impfstoff
nicht oder nur mit Einschränkungen zugelassen ist, steht
in Deutschland ein Lebendimpfstoff (Varilrix®) für Kinder
ab dem neunten Lebensmonat, Jugendliche, Erwachsene,
sowie für Immunsupprimierte Patienten zur Verfügung. Die
STIKO-Empfehlungen sehen die Impfung aller 12- bis 15jährigen Jugendlichen ohne Varizellenanamnese vor.
Desweiteren wird die Impfung empfohlen für Risikopersonen (Patienten vor oder unter immunsuppressiver Therapie, mit Leukämie und Patienten Neurodermitis) und deren
unmittelbaren Kontaktpersonen, medizinischem Personal,
sowie Frauen mit Kinderwunsch, sofern diese seronegativ
sind.
Die Impfung kann auch zur postpostexpositionellen Prophylaxe bei empfänglichen Personen innerhalb von fünf
Tagen nach Exposition oder innerhalb von drei Tagen
nach Auftreten eines Exanthems durchgeführt werden.
Eine Untersuchung ber die Immunitätslage gegen das Varizella-Zoster-Virus ergab in Form einer serologischen
Studie:
VZV - Serumprävalenz
1 – 4 deckt hier120
bei das erste Le100
bensjahr in Quar80
talsschritten ab.
60
40
Ab dem 6. Le20
bensjahr (7) ist
0
bereits eine Prä1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
ALter
valenz von fast
90% erreicht. Im
Alter von 4-5 Jahren (6) hatten schon 62% der Kinder eine
VZV-Infektion durchgemacht. Eine Modell-Hochrechnung
zeigte, daß eine Durchimpfungsrate von 85% der Kinder
bis 15 Monate eine Elimination der Varizellen in einem akzeptablen Zeitraum von unter 20 Jahren erfolgen könnte.
Dies ist jedoch nicht mit einer Eradikation des Virus verbunden, da jede jatürlich infizierte Person lebenslang latent infiziert bleibt. Aus einem Latenzstadium können Viren jederzeit reaktiviert werden und einen Herpes zoster
hervorrufen. Ungeklärt ist jedoch noch die Dauer des
Impfschutzes, da der Impfstoff noch nicht ausreichend
lange zur Verfügung steht. Eine japanische Studie zeigte
eine zellvermittelte Immunität nach Impfung noch nach 20
Jahren. Ob eine Boosterung notwendig wird ist noch nicht
nachvollziehbar. Erfahrungen mit Masern- und Rötelnimpfung lassen jedoch auf eine lang anhaltende Immunität
schließen.
Derzeit ist ein neuer Vierfach-Impfstoff Masern-RötelnPumps-Varizellen in Erprobung, dessen Einführung in den
nächsten Jahren zu erwarten ist.
Das Impfvirus kann sich zwar ebenso wie das Wildvirus
als latende Infektion in den Ganglienzellen etablieren, von
der ein Zoster ausgehen kann. Die Zosterinzidenz ist jeSeite 80 von 142
V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
doch nach Impfung (2,6/100.000) signifikant geringer als
nach natürlicher Infektion (68/100.000).
8.6.2.3 Zytomegalievirus (CMV)
Auch dieses Virus ist morphologisch vom Herpes-simplex-Virus nicht zu unterscheiden.
Krankheitsbilder: Pränatale Infektion
Diaplazentare Infektion. Geschieht dies in den ersten
sechs Monaten, können schwere Schäden des Feten folgen. Häufig sind Frühgeburten, Hepato-/Splenomegalie,
Ikterus gravis, intrakranielle Verkalkungen, Mikroenzephalie, Skelettveränderungen, Hydrozephalus, usw.
Perinatale Infektion
Durch Passage des infizierten Geburtskanals, erregerhaltige Muttermilch oder eine Austauschtransfusion.
Postnatale Infektion
Ähnelt in den ersten Lebensjahren der pränatalen Infektion. Im Jugendlichen- und Erwachsenenalter häufig bei
abwehrschwachen Personen. Besonders betroffen: Leber
(Hepatitis, Ikterus) und der Respirationstrakt (interstitielle
Pneumonie). Spontan oder nach Transfusion infizierten
Frischblutes treten oft mononukleoseähnliche Symptome
auf.
Persistenz
Vermutlich in Leukozyten oder Lymphozyten. Durchseuchung der Bevölkerung 50 – 100%. Ausscheidung der Viren über Nasen-Rachen-Raum und Urogenitaltrakt
Therapie
Vidarabin
8.6.2.4 Epstein-Barr-Virus = Mononukleose
Morphologisch ebenfalls von anderen Herpes-Viren nicht zu unterscheiden.
Das Epstein-Barr-Virus besitzt jedoch eine andere Antigenität.
Krankheitsbild
Infektiöse Mononukleose = Pfeiffer Drüsenfieber
v.a. bei Kindern und Jugendlichen auftretend
Inkubationszeit 5 – 12 Tage. Fieberhafter Infekt (mit Angina oder katarrhalischer Pharyngitis), Lymphadenitis, Splenomegalie, Hepatitis und Blutbildveränderungen. Exanthem sowie Beteiligung der Lunge, des Herzens und
des ZNS sind möglich. Das Virus kann nach abgelaufener
Krankheit über viele Jahre in den Leukozyten persistieren
Diagnose
Paul-Bunnell-Reaktion. Kreuzreaktion, die darauf beruht,
daß zwei Antigene verschiedener Arten gemeinsame Determinanten besitzen. Hier Epstein-Barr-Virus und Schaferythrozyten. → Gibt man zu Patientenserum, das Antikörper enthält, Schafserythrozyten, so kommt es zu einer Agglutination.
Meist inapparenter Verlauf, hinterläßt dauerhafte Immunität
Übertragung
Tröpfchen oder Speichel → kissing disease
Besonderheit
onkogene Aktivität, die, vermutlich begünstigt durch Malaria-tropica-Infektion zu dem Burkitt-Lymphom (ein vom
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Jochbein ausgehender Tumor, hauptsächlich bei Kindern
und Jugendlichen; überwiegend in Zentralafrika) führt.
Ätiologische Bedeutung auch bei der Entstehung des Nasopharynxkarzinoms, welches sich typischerweise bei
Bewohnern Südchinas findet.
8.6.2.5 HHV-6 (Humanes Herpes-Virus)
Krankheitsbild:
Exanthema subitum = Roseola infantum = Drei-TageFieber
Hauptsächlich bei Kleinkindern verbreitet und beginnt mit
3 – 4 Tage anhaltendem Fieber, das bei Auftreten des Exanthems abklingt. Gelegentlich begleitet von leichten katarrhalischen Erscheinungen. Rückbildung ohne Dauerschäden.
Wie bei allen Vertretern der Herpes-Familie persistiert
auch der HHV-6 lebenslang im Wirtsorganismus.
8.6.3 Hepatitiden
8.6.3.1
8.6.3.2
Hepatitis-A
Hepadnaviridae: Hepatitis B
Das Hepatitis-B-Virus kann keiner Kategorie zugeordnet werden. In den letzten Jahren wurden jedoch ähnliche Viren in verschiedenen Tierarten nachgewiesen, die ebenfalls Hepatitis hervorrufen. Hepadna ist somit: Hepatitisassoziierte DNA-Virus.
Das Hepatitis-B-Virus enthält als Nukleinsäure DNA. Die äußere Hülle (surface) des kugeligen Partikels (=Dane-Partikel) enthält Hepatitis-B-surfaceAntigen =HBsAg, früher auch Australia-Antigen genannt. Im Innenkörper (core) ist das Kernantigen (HBcAg) lokalisiert. Eine Komponente davon ist das
HBeAg.
Übertragungsweg Parenteral durch Blut und Blutprodukte, auch Speichel,
Tränen, Samenflüssigkeit. Dialysepatienten.
Inkubationszeit
60 – 160 Tage
Klinik
langes Prodromalstadium mit GI-Symptomen; dann ikterische Phase mit dunkelgefärbtem Urin und Entfärbung des
Stuhls. Gelbfärbung der Skleren. Der Ikterus kann 30 Tage und länger dauern.
Prognose
0,5 – 1% fulminanter Verlauf mit letalem Ausgang durch
Leberzerfallskoma
Ca. 10% chronisch persistierend oder chronisch agressiv
mit Viruspersistenz, welche auch in deine Leberzirrhose
übergehen können. Gefährdung durch primäres Leberzellkarzinom (→ Alpha-1-Fetoprotein)
Schwangerschaft Pränatal ohne Bedeutung. In den letzten Wochen vor der
Entbindung intrauterine Infektion vermutbar. Bei perinataler Infektion immer Infektion des Neugeborenen, gelegentlich blander Verlauf.
Diagnostik
Nicht in Zellkulturen vermehrbar. Daher Nachweis der Virusantigene HBsAg und HBeAg, sowie der korrespondieSeite 82 von 142
V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Laborverfahren
Therapie
Prophylaxe
8.6.3.3
renden Antikörper. Hinzu kommt eine deutliche Erhöhung
der Lebertransaminasen (GOT, GPT, γGT)
RIA, ELISA, Immunfluoreszenz (bei Leberbiopsien) und
Hybridisierung
keine spezielle Therapie
Bei Verdacht auf Infektion innerhalb 6 Stunden passive
Immunisierung
Beachtung hygienischer Prinzipien. Aktive Immunisierung
bei Prädisposition durch gentechnisch hergestellten Impfstoff.
Hepatitis D
RNA-Virus mit einem Kern aus RNA und Delta-Antigen, sowie einer Außenhülle aus HBsAg. Kann sich nur in Anwesenheit von HB-Viren vermehren
aufgrund eines Replikationsdefektes.
Superinfektion eines HBsAg-Trägers mit Hepatitis-D kann schwere, zum Teil
tödliche Erkrankungen provozieren
8.6.3.4
Hepatitis C
8.6.3.5
Hepatitis E
8.6.4 Adenoviridae
Adenoviren besitzen eine doppelstrangige DNA und einem kubischen
Kapsid. Eine Lipidhülle fehlt.
Krankheitsbild
akute Erkältungskrankheiten, Pharyngitis, Konjunktivitis,
pharyngo-konjunktivales Fieber, Pneumonie (haupts. Kinder), mesenteriale Adenitis, Gastroenteritis, Exanthem,
epidemische Keratokonjunktivitis
Therapie
Die meisten Infektionen verlaufen so leicht, daß Impfung
nicht notwendig wird.
8.6.5 Papovaviridae
Der Begriff ergibt sich aus der Aneinanderreihung der Anfangssilben der drei
Hauptvertreter dieser Gruppe: Papillomavirus (= Warzenvirus), Polyomavirus
(= onkogener DNA-Virus) und Vacuolating-Virus. Es sind alles hitzestabile,
hüllenlose DNA-Viren, in der Form eines Ikosaeder (=Zwanzigflächner).
Krankheitsbilder benigne oder maligne Tumore
Papillomvirus
Spezies-spezifisches Virus, das bei Tieren und Menschen
Warzen hervorruft (Verucca vulgaris). Es sind benigne
Epitheltumoren, meist monoklonal (=von einer Zelle ausgehend). Überwiegend bei Kindern und Jugendlichen.
Es konnte auch in menschlichen Zervixkarzinomen nachgewiesen werden.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
8.6.6 Parvoviren
Kleine Viren, mit als Einzelstrang vorliegender DNA. Der Virustyp B19 hat
humanpathogene Bedeutung. Als mögliche Ursache von pränatalen Mißbildungen und Aborten.
Krankheitsbilder Sie verursachen auch die Ringelröteln (Erythema infectiosum), sowie Arthralgien und Anämien. Bei Personen mit
Hämoglobinopathien auch aplastische Krisen. Infektionsweg ist nicht immer geklärt. Blut und Blutprodukte sind infektiös
Diagnose
serologisch oder Elektronenmikroskop; Virus-DNA wird
durch Hybridisierung oder PCR nachgewiesen.
8.6.7 Reoviridae
Aus dieser Familie sind die Rotaviren für den Menschen die wichtigsten Vertreter. Sie besitzen ein doppelschichtiges Kapsid von der Form eines Ikosaeders mit doppelsträngiger RNA. Es sind vier serologische Typen bekannt.
Übertragung erfolgt fäkal-oral, Vermehrung erfolgt im Dünndarmepithel. V.a.
Säuglinge und Kleinkinder.
Klinik:
Nach einer Inkubationszeit von 2 – 4 Tagen kommt es zu
Erbrechen, Durchfall und Fieber. Gefährdung durch Exsikkose.
Therapie
Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution
8.6.8 Togaviridae
Zu dieser Familie zählen drei Gruppen: Alphavirus, Rubiviren und Pestviren.
Die ursprünglich ebenfalls dazu zählenden Flaviviren werden inzwischen als
eigenständige Gattung betrachtet.
8.6.8.1
Alphaviren
Sie zählen zu den ArBoViren (Arthropode Borne Viruses). Die Arboviren sind
keine systemische Gruppe, sondern umfassen alle Viren, die durch Arthtopodensitche, bzw. –bisse übertragen werden. Die Infektion erfolgt durch
Moskitostiche.
Krankheitsbilder Die Viren verursachen verschiedene fiebrige Krankheitsbilder sowie teilweise schwere Enzephalitiden und sind
v.a. in Nord- und Südamerika verbreitet. Tierreservoir v.a.
unter Pferden
8.6.8.2
Rubiviren
Das Nukleokapsid ist von einer Hülle mit Spikes umgeben und enthält einsträngige RNA. Es existiert nur ein Serotyp. Bei einer Infektion gelangen die
Viren über den Nasen-Rachen-Raum durch Tröpfcheninfektion in die fokale
und zervikale Lymphknöten. Weite Verbreitung der Virämie im Organismus
und Vermehrung in verschiedenen Organen. Inkubationszeit 14 – 35 Tage.
Komplikationen Arthralgie und Arthritis bei Frauen, Leukopenie durch Virusvermehrung in Lymphozyten, Thrombozytopenie und
selten Enzephalitis
Krankheitsbilder pränatale Infektionen führen zu schweren Embryopathien, v.a. bei Infektion einer nicht immunen Frau in den
ersten 16 Schwangerschaftswochen. Das Neugeborene
kann dann folgende Schäden aufweisen:
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Nachweis
Taubheit, Katarakt, Mißbildungen des Herzens, Mikroenzephalie, Hepatosplenomegalie, Thrombozytopenie mit
Purpura, Anämie, niedriges Geburtsgewicht.
Virusnachweis in den ersten Tagen nach Ausbruch des
Exanthems im Sekret des Nasen-Rachen-Raums oder im
Blut. Antikörpernachweis durch Neutralisationstest, KBR,
Hämagglutinationshemmungstest. Beim Neugeborenen
IgM-Antikörpersuche
8.6.9 Flaviviridae
Übertragung der Viren durch Vektoren. Morphologie ist ungeklärt, Hülle besitzt Hämagglutinin-Spikes. Das virale Genom wird von Einzelstran-RNA gebildet.
Krankheitsbilder Enzephalitis, hämorrhagisches Fieber, systemische Erkrankungen
8.6.9.1
Dengue-Virus
Übertragung durch Stechmücken (Aedes aegypti).
Krankheitsbild
Nach Inkubationszeit von 5 – 8 Tagen Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen und ein Gesichtserythem.
Nach wenigen Tagen Fieberschwankungen mit anschließendem Ganzkörper-Erythem mit Ausnahme des Gesichts.
Hämorrhagisches Dengue-Fieber charakterisiert sich
durch hohes Fieber, hämorrhagische Manifestation und
Schock. Möglicherweise aufgrund Überempfindlichkeitsreaktion, auch vom Immunkomplextyp.
Therapie
Derzeit noch kein Impfstoff
8.6.9.2
Gelbfieber-Virus
Vektor sind auch hier Stechmücken (Aedes aegypti). Inkubationszeit beträgt
5 – 6 Tage.
Klinik
Glieder- und Kopfschmerzen, Hepatitis, GI-Störungen,
Nephritis und hämorrhagische Diathesen. Letalität 10%
Prophylaxe
Impfstoff mit attenuierten Viren
Verbreitung
Afrika, Südamerika
8.6.9.3
FSME-Virus
Krankheitsbild
Klinik
Vector
Inkubation
Prophylaxe
Frühsommer-Meningo-Encephalitis
Erste Wymptome sind Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, kattharalische Erscheinungen der oberen Luftwege,
evtl. auch M/D-Beschwerden.
Nach einem fieberfreien Intervall von bis zu 20 Tagen folgt
die zweite Phase mit Organmanifestation. Symptome sind
zentralnervöse Erscheinungen im Sinne von Meningitis,
Meningoencephalitis oder Meningoenzephalomyelitis.
Ggfls auch Paresen.
Ixodes ricinus
7 – 14 Tage
Mit Totvakzin möglich
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
8.6.9.4
Hepatitis-C-Virus
Gehört zur Gruppe der Flavoviren.
Krankheitsbild
verursacht oft schwere Hepatiden, von denen 40 – 50% in
die chronische Hepatitis übergehen. Daraus entwickeln
sich bei 20% eine Zirrhose.
Übertragung
hauptsächlich Bluttransfusionen, aber auch Geschlechtsverkehr und intrauterine Infekion. Hohe Durchseuchung
bei Risikogruppen (Drogen).
8.6.10 Paramyxoviridae
Ähneln morphologisch den Orthomyxoviren. Das Nukleokapsid ist helixförmig
und hat eine lipidhaltige Hülle mit Spikes. Sie enthalten RNA.
Krankheitsbild
Parainfluenza-Virus erzeugt verschiedene Krnakheitsbilder, v.a. der oberen Atemwege, wie Bronchitis, Bronchiolotis, Pnemobronchitis, Otitis media und Pseudokrupp.
Klinik
Der Pseudokrupp macht sich analg zum Krupp bei der
Diphterie durch bellenden Husten bemerkbar und tritt bei
Kleinkindern auf. Wahrscheinlich spielt eine allergische
Histaminfreisetzung eine Rolle.
Diagnose
Mikroskopischer Direktnachweis aus infiziertem Material
(Tröpfcheninfektion), serologische Tests sowie Anreicherung in Zellkulturen.
Therapie
Keine Prophylaxe möglich, Keine virusspezifische Chemotherapie.
Krankheitsbild
Mumpsvirus (Parotitis epidemica). Nach Inkubationszeit
von 16 – 18 Tagen und kurzem Prodromalstadium folgt
die typische Schwellung der Parotis. Übergriff auf andere
Speicheldrüsen ist möglich. Pränatale Infektion im ersten
Trimester kann zum Abort führen.
Pathogenese
Nach einer Tröpfcheninfektion erfolgt Vermehrung der Viren im oberen Respirationstrakt und in den regionären
Lymphknöten, welche zur primären Virämie füren. Die Viren gelangen entweder direkt in Hoden, Meningen, Pankreas und Ovarien oder gelangt über Speicheldrüsen und
Virämie dorthin. Eine Ausscheidung der Viren erfolgt über
den Urin.
Diagnose:
Die Viren lassen sich nach Beginn der Erkrankung bis zu
fünf Tage in Blut und Speichel und bis zu zehn Tage im
Urin nachweisen.
Komplikation
Häufig bei postpubertären Personen ist die meist einseitige Orchitis mit sekundärer Atrophie. Seltener sind Meningitis oder Meningoenzephalitis, Pankreatitis, Oophritis,
Nephritis, einseitige Ertaubung
Impfung
Nach Infektion verbleibt dauerhafte Immunität. Impfungen
erfolgen mit attenuierten Lebendimpfstoffen
Krankheitsbild
Masern
Die Hülle enthält Haemolysin und Hämagglutinin. Übertragung durch Tröpfchen über oberen Respriationstrakt oder
selten Konjunktiven. Inkubationszeit 9 – 12 Tage. Vermehrung hauptsächlich in lymphatischem Gewebe, wo sich
vielkernige Riesenzellen finden.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Klinik
Komplikationen
Diagnose
Virulenz
Prodromal kattharalische Erscheinungen und Fieber. An
der Wangenschleimhaut zeigen sich Koplik-Flecken, in
denen auch Riesenzellen nachweisbar sind. Zum Höhepunkt wird ein makulopapöses Exanthem, das sich von
kranial nach kaudal ausbreitet beobachtet.
bakterielle Superinfektionenen, Laryngitis, Krupp, Pneumonie, Enzephalitis, Aktivierung einer Lungentuberkulose
Die Subakute skelosierende Panenzephalitis ist zwar selten, tritt meist erst 7 – 10 Jahre nach Infektion auf mit infauster
Nach Exanthemausbruch Nachweis des Masernvirus bis
zu zwei Tage im Blut und bis zu vier Tage im Rachensekret oder Konjunktivalflüssigkeit.
Sehr hoher Kontagionsindex, kaum inapparente Verläufe.
Nach Infektion lebenslange Immunität. Impfungen mit Lebendimpfstoff
8.6.11 Orthomyxoviridae
Das typische Influenzavirus (RNA) ist mit einer von Spikes besetzten Hülle
umgeben, die v.a. von Hämagglutinin und Neuroaminidase gebildet werden.
Immunologisch erfolgt die Einteilung in drei Typen (a, B und C). Bei den
Gruppen A und B sind auch noch Subtypen bekannt. Übertragung durch
Tröpfcheninfektion. Inkubationszeit 2 – 3 Tage.
Komplikationen Pneumonien, hämorrhagische Pneumonie, Bronchitis, Laryngo-Tracheo-Bronchitis, Pleuritis, Tonsilis, Sinusitis, Otitis, Myoperikarditis, orthostatische Hypotonie.
Diagnose:
In den ersten Tagen Erregernachweis aus Nasen/Rachensekret. Antikörpernachweis mit KBR. Beweisend
ist der Titeranstieg.
Therapie
Antivirale Substanzen haben nur geringen therapeutischen Wert. Zur Prophylaxe Amantadin bei infektionsgefährdeten Personen.
8.6.12 Rhabdoviridae
Hierunter fällt der Rabiesvirus, in Stäbchenform mit RNA als Genom. Das
Nukleokapsid ist von einer ätherempfindlichen Hülle umgeben.
Krankheitsbild
Tollwut
Übertragung erfolgt über den infektiösen Speichel. Die
enthaltenen Viren gelangen über die Hautläsion entlang
der Nervenbahnen bis zum Gehirn. Es entwickelt sich eine
Enzephalitis. Inkubationszeit liegt zwischen 20 und 60 Tagen.
Klinik
Prodromal zählen Kopfschmerzen, Fieber, Depressionen
und Nervosität, wosie zunehmende Empfindlichkeit der
Bißstelle. In der folgenden Erregungsphase kommt es zu
starkem Speichelfluß, Tremor, hochgradige Erregung,
Atemstörungen und Krämpfe in der Schluckmuskulatur,
besonders beim Anblick von Flüssigkeit (Hydrophobie).
Gefahr der Exsikkose mit Tod nach 3 – 4 Tagen. Wird die
Erregungsphase überlebt, entstehen nach kurzer Zeit fortSeite 87 von 142
V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Diagnose
Therapie
Prophylaxe
schreitende Lähmungen bis zur Atemlähmung bei vollem
Bewußtsein.
Nachweis von Negri-Körperchen im Hirngewebe bei verendeten Tieren. Mit Immunfluoreszenzmethode lassen
sich virale Antigene in Gehirn, Rückenmark und Haut
nachweisen.
Einzig aussichtsreiche Methode ist sofortige Impfung.
Wirtsspektrum umfaßt alle Warmblütler, besonders Füchse, Hunde, Katzen, Wölfe und Nagetiere. Bekämpfung
durch impfvirushaltige Köder peroral.
8.6.13 Bunyaviridae
Es sind 150 Serotypen bekannt, von denen nur einige klinische Bedeutung
haben. Das Nukleokapsid wird von einer Hülle umgeben und enthält RNA.
Die Erreger werden von Moskitos und anderen Arthropoden übertragen. Erstisolierung 1978 in Korea am Fluß Hantaan. Infektionen rufen hämorrhagische
und renale Symptome hervor (HFRS = haemorrhagische Fieber mit renalem
Syndrom).
Eine Ausnahme bildet das Hantavirus, das ohne Arthropodenübertragung
ein gefährliches hämorrhagisches Fieber (Nephropadia epidemica) verursacht. Übertragung erfolgt durch die Ausscheidung von Nagetieren, die vom
Menschen per os oder aerogen aufgenommen werden, wenn auch in Südamerika von einzelnen Mensch-zu-Mensch-Übertragungen berichtet wurde.
Imponierend ist, daß die einzelnen Virustypen relativ streng mit einer bestimmten Nagerspezies assoziiert ist. Persistent infizierte Tiere erkranken
nicht, jedoch kann eine Erkrankung beim Menschen als Fehlwirt ausgelöst
werden. Somit handelt es sich um Zoonosen. Vorkommen auch in Deutschland (z.B. Ellertshäuser See). Im Vollbild zeigt sich ein akutes Nierenversagen als charakteristisch. Welche Faktoren verantwortlich sind, ob nun eine
Infektion inapperent oder klinisch manifest verläuft, ist noch weitgehend unbekannt. In Deutschland können bereits bei ca. 2% der Bevölkerung Antikörper gegen Hantaviren als Anzeichen für eine abgelaufene Infektion nachgewiesen werden. Es wird vermutet, daß eine erhebliche Anzahl an Infektionen
nicht diagnostiziert wird, da einerseits das Krankheitsbild wenig bekannt ist,
andererseits aber auch nur mit leichten oder unspezifischen Symptomen einhergeht.
Die Letalität bei Erkrankung ist sehr unterschiedlich:
50%
bei Hantaviren, durch Neuweltmäuse in Amerika übertragen (SinNombre-Virus, Andesvirus und andere)
5-12% bei manifesten Infektionen in Asien und dem südosteuropäischen
Dobravavirus
<1%
durch Puumalavirus, wahrscheinlich auch bei mitteleuropäischem
Dobravavirus.
Personen, die berufsbedingt einen wahrscheinlicheren Kontakt mit Nagern,
bzw. deren Ausscheidungen haben, zeigen ein erhöhtes Infektionsrisiko
(Waldarbieter, Soldaten im Felde, asiatische Reisbauern).
In Deutschland werden hauptsächlich zwei Virentypen unterschieden: Im
Norden und Osten Deutschlands dominiert der Typ „Dobrava“ (Überträger ist
die Brandmaus), im Westen und Süden hingegen der Typ „Puumala“ (Rötelmaus). Durch neue serologische Methoden ist eine sensitive und spezifische
Diagnostik möglich.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Besonders interessant erscheint die Tatsache, daß die amerikanische CDC
(UN Centers for Disease and Prevention) die Hantaviren in die Liste der potenzielle Biowaffen eingeordnet hat (Quelle: däb, Heft 10/2002).
Infektionen durch die in Europa und Asien natürlich vorkommenden Hantaviren führen eher zu renalen als zu pulmonalen Manifestationen. Weltweit werden derzeit etwa 200.000 – 300.000 HFRS-Fälle beobachtet. Durch das Fehlen technischer Voraussetzung zur Virusdiagnostik, aber auch, durch die
Tatsache, daß nicht an diese infektiöse Ursache bei akuten Nierenversagen
gedacht wird, sorgt für eine anznehmende hohe Dunkelziffer von Infektionsfällen. Im Heft 10/2002 des däb wird aufgezeigt, daß in einer Würzburger Klinik in einem Zeitraum von fünf Monaten 14 Fälle akuten Nierenversagens infolge einer Hantavirusinfektion für ein Rundschreiben an die niedergelassenen Ärzte sorgte. Dies hatte zur Folge, daß in den nachfolgenden fünf Wochen witere 20 Fälle erfaßt wurden, die sonst als schwere Grippe oder akutes Nierenversagen unklarer Genese angesehen worden wären.
Ebenfalls gelang kürzlich der Nachweis, daß neben dem bekannten Puumalavirus noch mindestens zwei weitere Typen in Mitteleuropa vorkommen: ein
als Tulavirus klassifizierter Erreger und das humanpathogene Dobravavirus.
In Mitteleuropa wird v.a. eine milde bis moderat verlaufende Form des HFRS
beobachtet: die Nephropathia epidemica. Als Inkubationszeit werden zwei bis
fnf Wochen angenommen. Erste Symptome sind meist abrupt beginnendes,
über 3 – 4 Tage andauerndes hohes Fieber mit zunächst unspezifischen
grippeähnlichen Symptomen wie Kopfschmerz, Myalgien, Schüttelfrost und
Konjunktivitis. Die symptomatisch verordneten Analgetika, Antipyretika oder
Antibiotika werden dann fälschlicherweise für die im weiteren Verlauf auftretende Niereninsuffizienz als verursachend angesehen. Drei bis sechs Tage
nach Fieberbeginn gesellen sich meist starke, oft kolikartige Flankenschmerzen hinzu und können urologische Probleme vortäuschen. Gelegentlich zeigen sich abdominelle Schmerzen, Nausea und Emetis. In der dritten Phase
ist das akute Nierenversagen kennzeichnend. Bereits in der Fieberphase
steigen die Nierenretentionswerte (50% KreatininSerum >530 μmol/L) an und
erreichen nach ca. vier bis zehn Tagen ihr Maximum und ist zumindest von
einer ausgeprägten Proteinurie und Mikromämaturie begleitet, oft auch von
einer milden Throbozytopenie und eine Leukozytose. In einigen Fällen manifestieren sich auch extrarenale Beteiligungen, zumeist eine Begleithepatitis.
Die Therapie der Nephropathia epidemica erfolgt primär symptomatisch. Eine
spezifische Therapie ist derzeit nicht möglich.
Zur Diagnose ist ein virusdiagnostischer Nachweis erforderlich. Hantavirusraktive IgM-Antikörper zumindest bereits innerhalb fünf Tage nachweisbar.
Zeitgleich oder folgend zeigen sich IgA- und IgG-Ak. Die IgG-AK verbleiben
wahrscheinlich lebensland, während IgM-Ak bis etwa ein bis drei Monate
nach Krankheitsbeginn nachgewiesen werden können. In Anbedracht der
Kostenentwicklung wurden folgende Kriterien für die Verdachtsdiagnose
HFRS deklariert:
¾ Akuter Krankheitsbeginn mit Fieber >38,5oC
¾ Rücken- und/oder Kopf- und/oder Abdominalschmerz
¾ Proteinurie und/oder Hämaturie
¾ Serumkreatinin-Erhöhung
¾ Thrombozytopenie
¾ Oligurie, bzw. nachfolgend Polyurie
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
In den letzten Jahren urden Enzymimmunassays zum Nachweis von IgMund IgG-Ak entwickelt. In Speziallabors gelingt auch unter Stufe-3Sicherheitsbedingungen Virusneutralisierungen mit den Patientenseren.
Bester Schutz ist Vermeidung von Erregerkontakt. In einigen asiatischen
Ländern sind bereits Vollvirus-Totimpfstoffe in Anwendung. In Europa und
Amerika sind Entwicklungen im Gange, insbesondere um rekombinante
Impfstoffe zu entwickeln.
1956 wurde im früheren Belgisch-Kongo (Zaire) aus dem Serum eines Kindes mit unbekanntem Fieber ein Virus isoliert, welches dem des hämorraghischen Krim-Fiebers identisch war. Seither wird es Hämorrhagisches KrimKongo-Fieber-Virus genannt. Es war lange still um diesen Virus. In 1997
wurde von einem letz-Ausbruch im Jahre 1996 in Südafrika berichtet, wo sich
Beschäftigte einer Straußenfarm infizierten. Dabei waren unter den Arbeitern
vermehrt Zeckenbisse aufgetreten.
Erste Fälle sind dann 2003 auch in der Türkei aufgetreten. Im ersten Halbjahr
1996 wurden dann lt. Bundesgesundheitsministerium bereits Dutzende von
Verdachtsfällen registriert. Im Juni 2006 starb dann bei Ankara eine 50ährige
Türkin an folgenden inneren Blutungen. Somit erstreckt sich seine Verbreitung über Asien, Afrika, Südost-Europa und Naher Osten.
Übertragung: Tierisches Reservoir von CCHFV sind pflanzenfressende
Haus- und Wildtiere. Bei den meisten Tieren verläuft die Infektion asymptomatisch. Dokumentiert sind CCHFV-Infektionen vor allem bei Rindern, Schafen, Ziegen, Kamelen und Hasen. Vektoren sind Zecken verschiedener Genera, hauptsächlich Hyalomma, die überwiegend in wärmeren Regionen
vorkommen und vorwiegend Säugetiere befallen. Das Virus kann unter natürlichen Bedingungen durch den Stich dieser Zecken auch auf den Menschen
übertragen werden.
Das Virus kann jedoch auch durch ungeschützten Kontakt zu infektiösem
Blut, Urin oder Stuhl übertragen werden. Daneben dürfte nach bisherigen Erfahrungen auch eine aerogene Übertragung durch infektiöse Aereosole eine
Rolle spielen. Inkubationszeit ist 2 – 5 Tage bei Zeckenübertragung und 5 –
9 Tage bei anderen Infektionswegen.
Symptome: Häufig ist plötzlicher Beginn mit Fieber, Schüttelfrost, starken
Kopf- Muskel- und Gelenkschmerzen, sowie ausgeprägtes Krankheitsgefühl.
Dann folgen punktförmige Blutungen an Körper und Unterleib, Bauchschmerzen, Durchfall. Ab dem 3. – 5. postexponentiellen Tag nehmen die
Blutungen zu. Zahnfleisch- und Nasenbluten, blutiger Stuhl und Urin. Das
Fieber bleibt 5 – 12 Tage konstant, die Heilungsphase dauert meist sehr lange.
Je nach Virusstamm liegt die Sterblichkeit bei 10 – 50%.
Prophylaxe: Exposition vermeiden. Keine Schutzimpfung möglich.
8.6.14 Arenaviridae
Sie sind kugelig oder pleomorph. Sie enthalten RNA als Einzelstrang und
sind von einer Lipidhülle umgeben.
Krankheitsbild
Lymphozytäre Choriomeningitis, Abk. LCM; syn. Armstrong-Krankheit; Viruserkrankung mit i.d.R. günstiger
Progn., verläuft häufig inapparent; Übertragung: Kontakt
(z.B. von Tierpflegern, Laborpersonal, Kindern) zu Nagern;
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Klinik:
Diagnose:
Therapie:
Inkubationszeit 6-13 Tage; biphas. Verlauf mit Fieber, Myalgien, (retroorbitalen) Kopfschmerzen, Konjunktivitis,
Lymphknotenschwellungen u. (evtl. nach kurzem beschwerdefreiem Intervall) Meningitis unter Beteiligung des
Plexus choroidei mit Übergang in meningoenzephalit. od.
(seltener) enzephalomyelit. Form, selten Pneumonie, Arthritis, Orchitis; Dauer 2-3 Wo., mitunter lange Rekonvaleszenz;
im Liquor cerebrospinalis lymphozytäre Pleozytose; Virusnachweis, serol. Antikörpernachweis
symptomatisch.
8.6.15 Retroviridae
Diese Familie enthält zahlreiche Gruppen mit onkogener Wirkung. Als Wirt
dienen verschiedene Warmblütler, u.a. der Mensch.
8.6.15.1 HTLV-1
Die Inkubationszeit des Human-T-Zell-Leukämie-Virus 1 liegt zwischen 10
und 20 Jahren.
Krankheitsbild
T-Zell-Leukämie des Erwachsenen, sowie Lymphsarkom
mit begleitender T-Zell-Leukämie und kutane Formen der
T-Zell-Lymphome
Ein Zusammenhang zur Mycosis fungoides und dem
Sézary-Syndrom
8.6.15.2 HIV
Das Human Immunodeficiency Virus ist ein kugeliges RNA-Virus mit einer lipidhaltigen Hülle. Infiziert werden vorzugsweise T-Helferzellen mit dem Oberflächenprotein CD4, aber auch B-Lymphozyten, Makrophagen, Megakaryozyten, Nervenzellen, Gliazellen, Endothelzellen der Gefäßwände, retikuläre
dentritische Zellen der Lymphknöten und vermutlich auch noch andere Zelltypen.
HIV-1 tritt hauptsächlich in Afrika, USA und Europa auf. HIV-2 überwiegend
in Westafrika. Die Erreger lassen sich jedoch mittlerweile weltweit nachweisen.
Wesentlich für den Verlauf sind der Befall und die Zerstörung der THelferzellen. Die Viren können zu einer virusinduzierten Zellfusion führen,
aber auch in den T-Lymphozyten persistieren, ohne diese zu zerstören.
Infektion
Über den Blutweg durch Geschlechtsverkehr, kontaminierte Gegenstände, Kontakte mit infiziertem Blut oder Blutprodukten sowie mit Vaginal- und Wundsekreten, Liquor,
Ejakulat und Muttermilch.
Klinik
Die Reduzierung der T-Helferzellen und anderer immunkompetenter Zellen hat eine ausgeprägte Schwächung
des Immunsystems sowohl im zellulären als auch im humoralen (Antikörper) zur Folge. Dies begünstigt die Vermehrung des HIV, aber auch das Auftreten opportunistischer Infektionskrankheiten.
Ablauf
Grippeähnlicher Infek
Symptomfreies Intervall
Lymphadenopathiesyndrom (LAS)
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Symptome
Therapie
AIDS
LAS
Lymphknotenschwellung an mind. Zwei verschiedenen
Körperstellen, die länger als drei Monate andauern und
nicht durch andere Infektionskrankheiten erklärbar sind.
Nachtschweiß, GI-Beschwerden, Fieberschübe, Gewichtsverlust, Hauterscheinungen, Haarausfall, untraoraler
Soor.
AIDS
Auftreten opportunistischer Infektionen und / oder des Kaposi-Sarkoms und anderer Tumoren. Häufigste opportunistische Infektionen sind orale Kandidiasis und die Pneumocystis-carinii-Pneumonie, die oft letal verläuft.
Über 95% der HIV-Infizierten sterben innerhalb drei Jahre
nach Auftreten opportunistischer Infektionen oder des
Karposi-Sarkoms.
Maßgeblich für den Schweregrad ist die Anzahl der
CD4±T-Lymphozyten. Im Rahmen einer 10-Jahres Multicenter-Aids-Kohorten-Studie mit 1.604 männlichen HIV-1Infizierten wurde eindeutig belegt, daß die HIV-RNAKonzentration im Plasma (als Viruslast) zur Risikoabschätzung
- des Verlustes an CD4±T-Lymphozyten,
- der Krankheitsprogression zum Stadium AIDS und
- der HIV-1-bedingten Mortalidat am besten geeignet ist.
Retrospektive Kohortenstudien und nicht kontrollierte Studien über einen Beobachtungszeitraum von eniger als vier
Jarhen zeigen, daß Patienten, die bei Therapiebeginn weniger als 200 CD4±T/μL aufweisen, ein signigikant höheres Mortalitätsrisiko haben, als Patienten mit Werten >350
Zellen/μL. Weiteres siehe unter 11. Zusammenfassung
AIDS.
Opportunistische Infektionen
Erreger
Protozoen
Pneumocystis carinii
Toxoplasma gondii
Cryptosporidium
Infektionen
Doppelseitige Pneumonie
ZNS-Toxoplasmose
Therapieresistende Diarrhoe
Pilze
Candida
Soor-Ösophagitis
Viren
Zytomegalie-Virus
Herpes-Simplex-Virus
Varizella-Zoster-Virus
Epstein-Barr-Virus
Dissemination (Ausbreitun)
Chronisch-ulzerierende mukokutane Läsionen
Lokalisierter oder disseminierter Verlauf
Unklar
Bakterien
MAI (mucobacterium Avium intracellulare)
Mycobacterium tuberculosis
Lymphadenopathie
Extrapulmonale Manifestation
Seltenere Erreger
Cryptococcus neoformans
Aspergillus
Meningitis
Befall des ZNS
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Listeria monocytogenes
Meningitis
8.6.16 Picornaviridae
Ableitung von Pico-RNA.
8.6.16.1 Polioviren
Das Nukleokapsid des Poliomyelitisvirus teilt sich in drei Serotypen (Typ 1 =
Brunhilde, Typ 2 = Lansing und Typ 3 = Leon). Die verschiedenen Typen erzeugen keine Kreuzimmunität. Die Viren vermehren sich nach oraler Infektion im Rachen und im Dünndarm. Die anschließende Virämie kann dann Rükkenmark, Gehirn, Meningen, Herz und Haut befallen. Eine neurogene Ausbreitung ist ebenfalls möglich. Schäden des ZNS können sein: Schäden an
motorischen Zellen der Vorder- und Seitenhörner, der Lenden- und Halsmarksschwellungen, der medulla oblongata, den spinalen Ganglien, der motorischen Hirnrinde und des Hirnstammkerns. Folgen sind irreversible schlaffe Lähmungen
Krankheitsbilder abortive Poliomyelitis (minor illnes)
Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen,
Schwindel, Erbrechen und Obstipation
Nicht-paralytische Poliomyelitis (abakterielle Meningitis)
Zusätzlich Nackensteifigkeit und selten Lähmungen
Paralytische Poliomyelitis (major illness)
Zusätzlich schlaffe Lähmungen, Koordinationsstörungen,
Krämpfe, Symprome je nach Lokalisation der Schädigung
(spinal, bulbär oder zerebral) hinzu.
Erregerreservoir Nur der Mensch. Infizierte scheiden auch bei inapparentem Verlauf die Erreger mit den Fäzes aus. Übertragung
durch Schmutz- und Schmierinfektion. Hohe Kontagiosität.
Prophylaxe
Lebendimpfung. Immunität dauerhaft, allerdings typenspezifisch
8.6.16.2 ECHO-Viren
ECHO = Enteric Cytopathogenic Human Orphan. Ubiquitär verbreitet. Über
30 Serotypen bekannt. Übertragung durch Tröpfchen-/Schmierinfektion.
Meist inapparenter Verlauf.
Krankheitsbilder Lymphozytäre Meningitis, Exantheme, Sommerdiarrhoe,
Infektionen des oberen Respirationstraktes, Lähmungen,
Enteritis.
8.6.16.3 Coxsackie-Viren
Es sind zwei Gruppen bekannt. Das Coxsackie-A-Virus mit 23 und das Coxsackie-B-Virus mit 6 Serotypen. Infektion erfolgt peroral
Krankheitsbilder Coxsackie-A
Herpangina, eine Erkrankung mit plötzlich auftretendem
Fieber, Halsschmerzen,Dysphagie und Appettitlosigkeit. In
der Rachenschleimhaut sind kleine Papeln zu sehen, die
sich zu Bläschen entwickeln
Coxsackie-B
Pleurodynie, Myokarditis der Neugeborenen (gelegentlich
mit diffuser Meningoenzephalitis), interstitielle Myokarditis
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
und Valvulitis (Klappenentzündung) bei Kindern, Perikarditis.
Beide
Abakterielle Meninigitis (evtl. passagere Lähmungen),
akute Infektionen der oberen Luftwege, undifferenzierte
fieberhafte Erkrankungen
8.6.16.4 Rhinoviren
Sind die häufigsten Schnupfenerreger. Es sind 113 Serotypen bekannt.
Klinik
kurze Inkubationszeit, dann Schnupfen, Halsschmerzen,
Husten, Kopfschmerzen, evtl. Fieber. Gelegentlich bakterielle Superinfektionen.
Immunität
Postinfektiöse Immunität ist typenspezifisch, Dauer jedoch
unbekannt.
8.6.16.5 Hepatitis-A-Virus
Erreger der epidemischen Hepatitis, die fäkal-oral, hauptsächlich durch kontaminiertes Trinkwasser oder Lebensmittel übertragen wird. Inkubationszeit
15 – 40 Tage.
Kranheitsbild
Meist verläuft die Hepatitis mild, vonseltenen fulminanten
Formen mit letalem Ausgang abgesehen. Kein Übergang
in chronisches Stadium. Auch die protrahierte Form tritt
nur gelegentlich auf. Sie hinterläßt lebenslange Immunität.
Diagnose
Ausscheidung über Stuhl bis max. 3. Krankheitswoche.
Immunelektroskopische Untersuchung oder Radioimmunassay. Alternativ Antikörper (IgM) im Serum schon bei
Beginn der akuten Erkrankung. Enzymwerte.
8.6.17 Calciviridae
Der Hepatitis-E-Virus ist ein RNA-Virus und wird enteral übertragen.
Klinik
Gelbsucht, Fieber, Erbrechen
Verbreitung
Asien, Afrika, Südamerika
8.6.18 Slow-Virus-Infektionen
Degenerative, letale Erkrankungen des ZNS mit einer meist jahrelangen Inkubationszeit. Sie werden entweder von einem bekannten Virus ausgelöst
oder haben eine noch nicht identifizierte, virusuntypische Ursache.
Bei Versuchen mit befallenem Tiermaterial ließ sich die Pathogenität auch
durch sonst sicher wirkende Methoden (hohe UV-Bestrahlung, Röntgenstrahlen und hohe Dosen toxischer Chemikalien) nicht abtöten.
Prionkrankheiten:
Gruppe von Erkr., die nach heutigem Verständnis von Prionen verursacht
werden, sporadisch od. fam. gehäuft auftreten u. durch Gewebeinokulation
bzw. Eiweißinjektion übertragbar sind. Gemeinsame Merkmale der P. sind
spezif. Mutationen des PrP-Gens bei fam. Vorkommen, die lange Latenzzeit
(meist mehrere Jahre), der unaufhaltsam progrediente, stets tödl. endende
Verlauf u. pathol.-anat. das Fehlen klass. Entzündungszeichen bei schwammiger Degeneration des Hirngewebes.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
Zu den Prionenkrankheiten werden beim Menschen die Creutzfeldt-JakobKrankheit, das Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom, die tödliche familiäre Schlaflosigkeit u. Kuru gezählt (s. Tab.). Im Tierreich gelten Scrapie
(Schaf u. Ziege), BSE (Rind) u.a. spongiforme Enzephalopathien bei Säugetieren als P. Die Überwindung von Artenbarrieren durch P. ist innerhalb des
Tierreichs wahrscheinlich (z.B. zwischen Schaf u. Rind), eine Übertragbarkeit
von Tieren auf den Menschen ist nicht auszuschließen.
8.6.18.1 Tierische Infektionen
Scrabie: Netzartige Zerstörung des ZNS bei Schafen und Ziegen. Dominierendes Symptom ist eine ausgeprägte Gangunsicherheit.
BSE = Bovine Spongiforme Enzephalopathie: Ähnlich wie Scrabie, das
bei Rindern auftritt und sich in den 80er Jahren in Großbritannien stark ausgebreitet hat. Die EU hat mittlerweile das Exportverbot aufgehoben.
8.6.18.2 Creutzfeld-Jakob-Erkrankung
Krankheitsbild
weltweit vorkommende Enzephalopathie mit motorischen
und sensorischen Störungen, sowie psychopathologischen Veränderungen. Übertragung von Mensch zu
Mensch durch Kornealtransplantationen, andere chirurgische Eingriffe im Kopfbereich, EEG-Elektorden.
Besonderes
Auffällig ist eine Häufung in Böhmen und unter libyschen
Juden, was auf einen genetischen Faktor schließen läßt.
8.6.18.3 Kuru
Krankheitsbild
Gangunsicherheit und psychische Veränderungen. War
bei Eingeborenen in Neuguinea verbreitet und ist seit dem
Ende des rituellen Kanibalismus (Genuß von Hirn und Innereien verstprbener Familienangehöriger) praktisch verschwunden.
8.6.18.4 Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom
Sonderform der Creutzfeld-Jakob-Erkrankung.
Krankheitsbild
Abk. GSS; den Prionkrankheiten zugerechnete, familiär
gehäuft vorkommende Form der subakuten spongiformen
Enzephalopathien des mittleren Erwachsenenalters mit
spinozerebellarer Degeneration; Klin.: progredienter Verlauf mit Kleinhirnataxie, Hinterstrangsymptomen u. später
auch Demenz; vgl. BSE, Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
8.6 Spezielle Virologie
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Zusammenfassung Mikrobiologie
9. Opportunistische Erreger
9 Opportunistische Erreger
Erreger, die unter normalen Voraussetzungen nicht zu einem Krankheitsbild
führen. Aufgrund abgeschwächter Immunsituation kann es allerdings zu Erkrankungen kommen.
Gründe:
• Immunsuppression bei Antibiotikatherapie
• Immunsuppression bei Chemotherapie
• Immunsuppression bei Strahlentherapie
• Immunsuppression bei Organtransplantationen
• Abwehrschwäche bei anderen Erkrankungen (AIDS)
Erreger sind:
Pneumocystis carinii Pneumonie
Pneumocystis carinii: zu den Sporozoa (Protozoen) od. Pilzen (Fungi) gehörender, ubiquitär vorkommender, einzelliger Eukaryont (Entdecker Carini, 1911; taxonom. Zuordnung noch nicht endgültig);
Parasit, opportunistischer Err. mit weitgehender Organspezifität für die Lunge;
Vork. in anderen Organen (Leber, Haut, Milz) ist beschrieben; Die Züchtung von
P.c. gelingt bisher nur in immunsupprimierten Tieren. Der Vermehrungszyklus
verläuft (extrazellulär) wahrscheinlich über die Entw. von Zysten (Ø 7-10µm) mit
acht kernhaltigen Körperchen, die nach Freisetzung zu Trophozoiten heranreifen, an Pneumozyten TypI haften u. sich dort über Bildung sog. Präzysten jeweils erneut zu reifen Zysten entwickeln. Normalerweise parasitiert P.c. im Alveolarraum, kann jedoch bei Zerstörung der Alveolarzellen entzündl. Prozesse
im Lungeninterstitium verursachen;
Err. der interstitiellen plasmazellulären Pneumonie bei Säuglingen (bis zum
5.Mon.) u. der Pneumocystis-carinii-Pneumonie.
Die Durchseuchungsrate mit P.c. ist außerordentlich hoch; über 90% aller Fünfjährigen weisen spezif. Antikörper auf (Übertragung wahrscheinlich aerogen).
Cryptosporidium
Cryptosporidium: Gattung ubiquitärer, v.a. tierpathogener Protozoen (Sporozoa), Größe 4-6µm; beim Menschen verursacht C. parvum das Krankheitsbild
der Kryptosporidiose
Nachw.: Oozysten im Stuhl, ggf. Dünndarmbiopsie.
Isospora belli
Isospora: zu den Kokzidien gehörende Sporozoengattung (vgl. Protozoen); Parasiten des Darmepithels bei Mensch u. Karnivoren,
Err. der Kokzidiose; Entw.: im Darmepithel Schizogonie u. Gamogonie mit Bildung von Oozysten, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden; bei der anschl.
Sporogonie entstehen zwei Sporozysten mit je vier Sporozoiten innerh. einer
Oozyste.
Inf. des Menschen durch orale Aufnahme von Oozysten;
Vork.: rel. selten; häufiger in warmen Klimazonen, bes. südwestlicher Pazifik,
Chile, Brasilien, Kolumbien, USA, Südafrika;
Nachw.: Oozysten im Stuhl; 1. Nativpräparat; 2. Anreicherung (MIFC- od. Flotationsmethode).
Microspora
Microsporum: Pilzgattung aus der Gruppe der Fungi imperfecti mit multizellulären, gelegentlich rauhwandigen Makrokonidien am Luftmyzel, die nur in Kultur
(nicht im Nativpräparat) zur Identifizierung dienen;
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Zusammenfassung Mikrobiologie
9. Opportunistische Erreger
Err. der Mikrosporie; M. audouinii: früher weit verbreitet, hochinfektiös, inzwischen jedoch sehr selten als Krankheitserreger, bildet in Kultur deformierte, bizarre Makrokonidien; im Nativpräparat typische Manschette um Haarstümpfe
aus dichtgelagerten, kleinzelligen Sporen (2-3µm); M. canis: v.a. tierpathogen,
weit verbreitet, Übertragung häufig von Katzen auf Kinder; bildet in Kultur spindelförmige, dickwandige Makrokonidien; M. gypseum: bildet in Kultur spindelförmige, dünnwandige Makrokonidien, kein Befall von Kopfhaaren; M. ferrugineum, M. nanum, M. persicolor u. M. rivalieri sind weitere menschen- bzw. tierpathogene M.-Arten.
Candita albicans
Candida albicans: dünnwandige, grampos., kapsellose Hefe von ovaler bis
rundl. Form; fakultativ pathogen für Mensch, Meerschweinchen, Maus, Ratte,
Geflügel u.a.;
häufigster Err. der Candida-Mykosen; in Kultur vermehrt sich C.a. durch Sprossung (Blastosporen, Sproßzellen);
Nachweis auf Reisagarplatten (Ausbildung von Pseudomyzel mit Chlamydosporen, terminale, dickwandige Sporen). In Gewebeschnitten ist neben Sproßzellen
u. Pseudomyzel auch echtes Myzel zu beobachten.
Cryptococcus neoformans
Cryptococcus: Gattungsbegriff für ubiquitäre Hefen aus der Gruppe der Fungi
imperfecti;
Cryptococcus neoformans: syn. Torula neoformans; ubiquitärer opportunistischer Err. der Cryptococcus-Mykose mit Polysaccharidkapsel;
kultureller Nachweis im primären Stadium der i.a. symptomfreien Inf. der Lunge
auf Guizotia-Kreatininagar nach Staib (Braunfärbung) zur frühen Ther. wichtig.
Antigennachweis in Serum u. Liquor cerebrospinalis mit Hilfe des LatexAgglutinationstests sowie mikroskop. (Tuschepräparat) erst nach Dissemination
erfolgreich.
Schimmelpilze
Schimmelpilze: saprophytäre Pilze, die zu versch. systemat. Gruppen gehören
(vgl. Fungi), überziehen org. Substrate mit einem watte- bis mehlartigen, weißen od. farbigen sporulierenden Myzel; zu Sch. gehören z.B. innerh. der Zygomyzeten: Köpfchenschimmel (Ordnung Mucorales); mit Askomyzeten verwandt
sind die Fungi imperfecti Gießkannenschimmel (Aspergillus), Pinselschimmel
(Penicillium) u. Brotschimmel (Neurospora). Arten der Gattungen Aspergillus u.
Penicillium sind potente Mykotoxinbildner.
Pseudomonas aeroginosa
Pseudomonas aeruginosa (lat.: aerugo Grünspan: schlankes, lophotrich begeißeltes, oft pleomorphes Stäbchen; in Kultur Freisetzung von Farbstoffen (Fluoreszein, Pyozyanin, Pyorubin, Pyomelanin);
Epidemiol.: weit verbreiteter Boden- u. Wasserkeim; isoliert aus Pflanzen,
Früchten, Lebensmitteln u. Intestinaltrakt von Mensch u. Tier; wichtiger Hospitalismuskeim (Vork. in Leitungswasser, Waschbecken, Spülmaschinen, Medikamenten, Desinfektionsmitteln) u. opportunistischer Erreger; Übertragung durch
indirekte Kontaktinfektion; wichtigste P.-a.-Manifestationen sind: Wundinfektionen einschl. Brandwunden (Erreger des blaugrünen Eiters), Sepsis, Endokarditis, Inf. des Urogenitaltrakts (z.B. bei Katheterwechsel, sog. Hauskeim in urol.
Abteilungen), Inf. des Respirationstrakts einschl. Pneumonien (Hauptinfektionskeim bei zystischer Fibrose), Empyeme, Pseudomonasruhr der Säuglinge, Inf.
der Gallenwege, Augeninfektion (kontaminierte Augentropfen!), Otitis, Meningitis (otogen od. iatrogen bei unzureichender Desinfektion), Peritonitis;
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Zusammenfassung Mikrobiologie
9. Opportunistische Erreger
Ther.: schwierig (außerordentlich resistenter Keim); Betalaktam- u. Aminoglykosid-Antibiotika häufig unwirksam, Resistenztestung erforderlich.
CMV
Zytomegalie-Virus: 150-200nm großes DNS-Virus aus der Betasubfamilie der
Herpesviridae; menschen- u. tierpathogene Zytomegalie-Viren sind weltweit
verbreitet u. sehr wirtsspezifisch;
beim Menschen Nachw. von drei Serotypen; in den Industrieländern ist der Antikörpernachweis bei 10-50%, in Ländern der Dritten Welt bei bis zu 100% aller
Erwachsenen positiv; Übertragung: Schmier- u. Tröpfcheninfektion (v.a. peri- u.
postnatal); diaplazentar; iatrogen (Transplantation, Bluttransfusion);
Virusvermehrung verursacht in fast allen Organen eine lymphozytäreplasmazelluläre interstitielle Entz. mit Riesenzellbildung in Kern u. Zytoplasma;
Aktivierung der humoralen Immunität mit Antikörperbildung bei gleichzeitiger
Depression der zellulären Immunität, die sich in der Rekonvaleszenz zurückbildet. Das Virus persistiert in den Zellen des Monozyten-Makrophagen-Systems
u. kann bei Resistenzminderung reaktiviert werden.
Diagn.: Virusnachweis in Körpersekreten durch Zellkultur, Zytologie, serol. Antikörpernachweis; Schutzimpfung: noch in Erprobung; bisher verfügbare Lebendimpfstoffe führen zwar zu Antikörperbildung, eine onkogene Wirkung des Impfvirus ist jedoch nicht sicher ausgeschlossen.
Branhamella catarrhalis
Früher: Neisseria catarrhalis; gramnegativer Diplococcus; wächst auf gewöhnlichen Nährböden aerob in weißl., etwas bröckeligen Kolonien, die sich mit der
Öse leicht verschieben lassen; häufig Betalaktamase bildend;
Standort: Schleimhaut der oberen Atemwege; fakultativ pathogen, bes. bei Alten u. Pat. mit humoralem Immundefekt;
Err. von Sinusitis, Bronchitis, Pneumonie, selten Meningitis, Endokarditis, Arthritis u.a.; s. Moraxella.
Nokardien
Nocardia (nach Edmund J. Nocard, Tierarzt, Paris, 1850-1903) f: Gattung
grampositiver, unbegeißelter, unbekapselter, schlanker, teils verzweigter Stäbchenbakterien der Fam. Nocardiaceae (vgl. Bakterienklassifikation); partiell säurefest (Nocardomycolsäuren in Zellwand); ähneln Corynebakterien; Kultur: geringe Nährbodenansprüche, langsames, aerobes, teils mikroaerophiles (DD Actinomyces-Species) Wachstum in leicht alkalischem Milieu; Kolonien sternförmig u. weiß bis orangefarben; erdiger Geruch; Myzelbildung, später Zerfall in
kokkoide od. bazilläre Fragmente; im Eiter keine Drusen, sondern lediglich Myzelgeflecht (Granula) der Err. (im Ggs. zur Aktinomykose keine Begleitbakterien);
Verbreitung: ubiquitärer Bodenkeim; mehrere Species; med. wichtig: N. asteroides, N. brasiliensis, N. otitis-caviarum; opportunistische Erreger von Nokardiosen* u. primäre Err. des Aktinomyzetoms.
Aspergillus
Gießkannen-Schimmelpilz; Gattungsbegriff für weitverbreitete Fungi imperfecti
mit kolbenförmigen Anschwellungen der Konidienträger; die Konidiosporen stehen strahlenförmig angeordnet. Saprophyten auf org. Stoffen; selten opportunistische Krankheitserreger (z.B. nach Organtransplantationen).
Aspergillose: syn. Aspergillus-Mykose; opportunistische Inf. des stark abwehrgeschwächten Organismus, meist durch Aspergillus fumigatus; am häufigsten
Befall der Lunge, des ZNS od. Magen-Darm-Trakts, seltener von Herz, Leber u.
Haut; bei nicht rechtzeitiger Diagnose u. Ther. Sepsis mit letalem Ausgang
möglich.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
9. Opportunistische Erreger
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Zusammenfassung Mikrobiologie
10. Übersichten
10 Übersichten
Einteilung der wichtigsten Bakterien
Gramnegativ
Kokken
Grampositiv
Kokken
Gonokokken
Meningokokken
Staphylokokken
Streptokokken
Pneumokokken
Stäbchen
Sallmonellen
Shigellen
Enterobakterien
- Escherichia coli
- Klebsiellen
- Proteus
- Serratia
Pseudomonas
Brucellen
Yersinia
Hämophilus-Gruppe
Vibrionen
Bacteroides-Gruppe
Fusobakterien
Legionella
Bordetella
Campylobacter
Heliobacter
Stäbchen
Corynebakterium
Listerien
Bacillus anthracis
Aktinomyzeten
Spezialfärbungen
Mykobakterien (Ziehl-Neelsen)
Spirochäten (Giemsa)
Mykoplasmen (Dienes)
Rickettsien (Giemsa, Macchiavelli)
Chlamydien (Giemsa, Macchiavelli
Die normale Bakterienflora des Menschen
Staphylococcus epidermis
Haut
Staphylococcus saprophyticus
Micrococcus luteus
Enterokokken
Streptokokken
Diphteroide Bakterien
Pneumokokken
Streptokokken (v.a. Str. viridans)
Mundhöhle
Laktobazillen
Staphylokokken
Apathogene Neisserien
Diphteroide Stäbchen
Anaerobe Spirochäten
Bacteroides
Fusobakterien
Aktinomyzeten
Pilze (Candida-Arten
Laktobazillus im oberen Dünndarm
Intestinaltrakt
Enterokokken
Anaerobier (Bacteroides, Laktobazillusarten, Clostridien)
Aerobier (E. coli, Proteus,Klebsiella, Enterokokken, u.a.)
Staphylokokken
Urethra
Enterokokken
Aerobe Laktobazillen (Döderlein-Stäbchen)
Vagina
Clostridien
Streptokokken
Listerien
Bacteroides
Die häufigsten Erreger in der Gram-Färbung
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10. Übersichten
Grampositive
Stäbchen
Material
Liquor
Sputum
Kokken
Pleuraerguß
Str. pneumoniae
Staph. aureus
Anaerobe Streptokokken
Str. pneumoniae
Streptokokken
Aszites
Leberabszeß
Str. pneumoniae
Str. pneumoniae
Listerien
Gramnegative
Kokken
Stäbchen
N. meningitis
Moraxella
catarrhalis
Haemophilus influenza
Haemophilus influenza
Klebsiella pneumoniae
Haemophilus influenza
Enterobacteriaceae
E. coli
E. coli
Klebsiella pneumoniae
Bacteroides
Enterokokken
Bacteroides
Intraabdominel- Anaerobe Streptokokken
ler Abszeß
Enterokokken
Merke: In Punktaten, die physiologischerweise steril sind (→ Liquor), ist jeder Keimnachweis pathologisch. Im Sputum dagegen ist der Keimnachweis im Gram-Präparat nur relevant, wenn reichlich Keime und Leukozyten nachgewiesen werden.
Bei Verdacht auf Tbc ist eine Ziehl-Neelsen-Färbung nötig.
Erkrankungen und deren häufigsten bakteriellen Erreger
Angina
A-Streptokokken
Botulismus
Clostridium botulinum
Bronchitis, akut
Meist Viren
Chronisch
Pneumokokken, Streptokokken, Haemophilus influenza
Cholangitis
E. coli, Salmonellen, Brucellen, Klebsiellen
Cholera
Vibrio cholerae
Cholezystitis
Enterokokken, Pseudomonas, Salmonellen, Clostr. Perfingens, Brucellen
Diphterie
Corynebacterium diphterieae
Endokarditis
Staph. aureus, Staph. epidermis, Pneumokokken, Strept. Viridans, AStreptokokken, Enterokokken
Epididymitis
Gonokokken, Chlamydien, Mycobacterium tuberculosis
Fleckfieber
Rickettsien
Furunkel
Staphylokokken
Gasbrand
Clostridium perfringens
Gastroenteritis
Sallmonellen, Shigellen, E. coli, Staph. aureus (Viren, Lamblien)
Gonorrhoe
Gonokokken (neisseria gonorrhoeae)
Harnwegsinfekte
E. coli, Enterokokken, Proteus, Klebsiella, Serratia, Enterobacter
Keuchhusten
Bordatella pertussis
Lepra
Mycobacterium leprae
Maltafieber
Brucella melitensis
Mastitis
Staph. aureus
Meningitis
Pseudomonas aeruginosa, Staph. aureus, Pneumokokken, A-Streptokokken,
Haem. Influenza, Meningokokken
Milzbrand
Bacillum anthracis
Ornithose
Chlamydia psittaci
Osteomyelitis
Staph. aureus, A-Streptokokken, Pseudomonas
Peritonitis
E. coli, Enterokokken, Proteus, Bacteroides
Pest
Yersinia pestis
Pneumonie
Pneumokokken, A-Streptokokken, Chlamydien, Pseudomonas, Klebsiella,
Staph. aureus, Haem. Influenza
PN akut
E. coli
PN chronisch
E. coli, Proteus, Klebsiella, Staph. epidermis, Enterokokken
Ruhr
Shigellen
Scharlach
Streptokokken
Syphillis
Treponema pallidus
Tetanus
Clostridium tetani
Tonsilitis
Streptokokken, Staphylokokken, Pseudomonas, Chalmydien
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Zusammenfassung Mikrobiologie
10. Übersichten
Trachom
Tuberkulose
Typhus
Ulcus molle
Urethritis
Vaginits
Chlamydien
Mycobacteriumtuberculosis
Salmonellen
Haemophilus ducreyi
Chalmydien, Mycoplasmen
Streptokokken, n. gonorrhoe, Chlamydien, (Trichomonaden, Candida albicans,
Haemophilus)
Impfungen
Mit Lebendimpfstoff
Gelbfieber
Masern
Mumps
Polio nach Sabin
Pocken
Röteln
Tollwut (auch mit Totimpfstoff möglich)
Tuberkulose (BCG)
Typhus
Varizellen
Mit inaktiven (Tot)Impfstoff
Cholera
Grippe
Keuchhusten
Polio nach Salk
FSME
Hepatitis-A
Hepatitis-B
Meningokokken
Haemophilus influenza b
Pneumokokken
Tollwut
Mit Toxoid
Diphterie
Tollwut
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Zusammenfassung Mikrobiologie
11. Zusammenfassung HIV / AIDS
11 Zusammenfassung HIV / AIDS
In keinem Fachgebiet der Medizin schreitet der Fortschritt des Wissens so schnell
voran, wie bei AIDS. Lehrbücher sind bereits kurz nach ihrem Erscheinen veraltet.
Der Ausweg ist ein Kompendium, das regelmäßig revidiert wird, kompiniert mit einem
regelmäßigen Informationsdienst, welcher über die neuesten Forschungsergebnisse
informiert. Dies ist nur durch die Nutzung modernster Technologien im EDV- sowie
im Druckbereich möglich.
In Zusammenarbeit mit Glaxo, Roche und dem Steinhäuser-Verlag wird seid Jahren
im Internet eine Website betrieben und gepflegt, sowie alljährlich ein Kurzlehrbuch im
aktuallisierten Wissensstand publiziert.
Zentraler Ausgangspunkt ist hier: http://hiv.net
Weitere Informationen gibt es auch bei
http://www.aidshilfe.de
http://www.aidshilfe.or.at/aidshilfe
http://www.ping.at/libertylife
http://www.Kaiserslautern.de/shg/aids/hivaids/schutz.html
Allgemeine medizinische Informationen gibt’s unter:
http://www.kfinder.de
Für alle englischbegeisterten gibt’s ZIV/AIDS-Ressourcen aus den USA. Vom „Center Of Disease Control and Prevention“ wird z.B. auf dem Server des „National AIDS
Clearinghouse“ unterhalten: http://www.cdcnac.org/. Hier gibt es z.B. einen täglichen
Überblick über Veröffentlichungen, die mit AIDS zu tun haben, sowie eine ausführliche Link-Liste, die schnell zu weiteren seriösen Quellen führt.
Vorbildliche Aufklärung über Safer Sex gibt es (ebenfalls) in Amerika unter
http://safersex.org
Notwendige Links zu Mailinglisten gibt’s auf einer Seite vom „National AIDS Clearinghouse“ unter http://www.cdcnac.org/guide6.html
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Zusammenfassung Mikrobiologie
11. Zusammenfassung HIV / AIDS
11.1 Allgemeines
HIV
Human Immun Deficiency Virus
AIDS
Acquired Immun Deviciency Syndrome
1980
1981
1982
1983
1985
V.a. in Los Angeles, New York und San Francisco traten Krankheiten
bzw. Krankheitsverläufe auf, die es in dieser Form vorher noch nicht
gegeben hat. Es waren ausschließlich homosexuelle Männer betroffen, die unter Parasitenbefall, dem Kaposi-Sarkom oder der Pneumocystis carinii-Pneumonie, einer speziellen Lungenentzüdung litten.
Blutuntersuchungen zeigten, daß der Anteil der T-Helferzellen (bestimmte Leukozyten) von normalerweise 4.000 – 6.000 pro ml teilweise auf nahezu Null gesunken waren. Sie spielen eine besondere
Rolle in der Immunabwehr, weshalb die Immunabweh extrem reduziert wurde.
Verspätet erregten auch Fälle von 1977 in Kopenhagen und 1978 in
Paris die Aufmerksamkeit. Im Jahre 1980 suchte ein FrankoKanadischer Airline-Steward wegen eines auffälligen braunen Flecks
auf der Haut eien Arzt auf. Nach intensivem Befragen zeigte sich,
daß Befragte über Jahre hinweg in großen Teilen der Welt zahlreiche
homosexuelle Kontakte pflegte.
Im Jahr 1980 wurden rund 80 Fälle dieser neuen Krankheit mit etwa
26 Toten erfaßt.
Erste ernsthafte Hinweise, daß ein Virus Verursacher der Krankheit
sein könnte, das z.B. über Spermien und Blut übertragen wird. Ein
wissenschaftlich eindeutiger Beweis war aber noch nicht möglich.
Mittlerweile waren 125 Fälle bei einer Sterblichkeit von >40% bekannt. Die Krankheit wurde als Schwulenkrebs oder Schwulenpneumonie bezeichnet. Auch andere Länder zeigten vermehrt Erkrankungen, z.B. Frankreich ca. 20 Todesfälle.
In Miami/Florida erkrankte ein Haitianer, der nachweislich nicht homosexuell war. Außerdem erkrankten in New York Neugeborene und
Blutkranke . Mittlerweile waren 400 Erkrankungen mit 270 Toten registriert.
Die Bevölkerung reagierte hysterisch und vermutete medizinische
Experimente des CIA, KGB, oder antihomosexuelle Rechtsradikale
oder sogar UFO’s.
Viele Institute forschten nach dem Erreger, u.a. Pasteur-Institut in
Paris (Charles Montagnier) und der amerikanische Virusforscher Gallo
Im Oktober wurde das Virus vom Pasteur-Institut in Paris zweifelsfrei
identifiziert. Aber auch Gallo entdeckte ihn zeitgleich. Beide Institute
veröffentlichten dann auch zu verschiedenen Aspekten insgesamt
drei Artikel in der „Science“. Es waren derzeit 4.100 Erkrankte bei
2.900 Verstorbenen bekannt. Die Krankheit erhielt offiziel den Namen AIDS.
Entwicklung eines Testverfahrens und Vorstellung der Öffentlichkeit.
Dieses ermöglichte die Feststellung von Antikörpern, die das Immunsystem der Infizierten gegen das Virus gebildet hatte. Es waren derzeit 6.300 Verstorbene bekannt.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
11. Zusammenfassung HIV / AIDS
1986
1996
1998
1999
Erstmals steht ein Medikament zur Verfügung, welches die Krankheit
zwar nicht heilte, aber die Keimvermehrung hemmte und lebensverlängert wirkte. Es handelte sich um AZT, einem Proteasehemmer.
AIDS-Kongreß in Vancouver/Kanada: Revolution der AIDS-Therapie.
Der Virologe David Ho zeigte auf, daß durch die Kombination mehrer
Medikamente die Viren im Blut kaum mehr nachweisbar waren.
Eine internationale Kooperation von Wissenschaftlern veröffentlichte
im Februar eine Nachuntersuchung von Blutproben aus afrikanischen Krankenhäusern aus dem Jahre 1959. In diesem Kongo-Blut
wurden eindeutig Fragmente des HI-1-Virus gefunden. Durch Vergleiche mit Subtypen des heutigen HIV-1-Virus konnten die Forscher
das erstmalige Auftreten des Virus auf die 40er Jahre dieses Jahrhunderts festlegen. Es wird eine Übertragung des SI-Virus (einem Affenvirus) vermutet.
Jahre der Ernüchterung. Zwei Jahre nach dem Vancouver-Kongreß
zeigt sich mittlerweile eine erhebliche Ernüchterung. Unter der Mehrfachtherapie verschwinden zwar die Viren aus dem Blut, siedelnl sich
aber in Lymph- und Nierensystem ab. Nach Absetzen er Therapie
vermehren sie sich sofort wieder. Außerdem ist die MehrfachTherapie wegen Virus-Resistenzen nur eine begrenzte Zeit von Jahren wirksam.
14. September: Uni-Klinik Bonn veröffentlichen einen Bericht, nach
welchem Unterschiede bei den Geschlechtern deutlich werden:
Es gibt Hinweise, daß Frauen insgesamt niedrigere HIV-RNA-Werte
haben als Männer, ohne daß sich jedoch die Progressionszeit zu
AIDS unterscheidet.
In einer jetzt veröffentlichten Case-control-Studie ist es einer Arbeitsgruppe der Johns Hopkins Universität Baltimore gelungen, aus einer
Kohorte Drogenabhängiger (ALIVE-Kohorte) 24 Patienten (progressor) vom Zeitpunkt der Serokonversion bis zur AIDS-Diagnose zu
verfolgen. Diese wurden mit 47 Patienten (non-progressor) verglichen, die keine AIDS-definierende Erkrankung entwickelten:
Die initiale Viruslast für Frauen (n=10) der progressor-Gruppe lag bei
14.918 Kopien/ml, für Männer bei 148.354 Kopien/ml (n=14). Auch in
der Kontrollgruppe war die initiale Viruslast bei Frauen niedriger
(11.917 zu 61.311 Kopien/ml; n=10 zu 37). Über den Beobachtungsraum hinweg stieg die Viruslast bei Frauen dann scheller an als bei
den Männern, sodaß sich die Werte im Laufe der Jahre anglichen.
Diese Beobachtung galt für beide Gruppen. Die Ursache für diesen
Unterschied ist unklar, es werden aber Unerschiede in hormonellen
Einflüssen, der Lebenszeit der Helferzellen oder eine niedrigere Virusausgangsmenge diskutiert. Dies könnte bedeuten, daß man bei
Frauen bereits bei niedrigeren RNA-Werten mit einer antiretroviralen
Therape (ART) zu beginnen.
Im Januar 1999 waren weltweit über 35 Mio Menschen mit HI-Virus
und fast 12 Miio Todesfälle seit 1980 bekannt. Die WHO schätzt für
das Jahr 2000 rund 40 Mio infizierte. Am stärksten betroffen sind
Asien, Südamerika und Afrika.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
11.2 Der Erreger HIV
11.2 Der Erreger
Der Erreger ist ein doppelsträngiges RNA-Virus, das nach der internationalen
Nomenklatur den Namen Human Immun Deficiency Virus (HIV) trägt. Es werden zwei Arten von Viren unterschieden:
HIV-1
weltweite Verbreitunt
HIV-2
hauptsächlich in Afrika.
Diese beiden Viren unterscheiden sich in ihrer RNA-Sequenz und in ihrer Virulenz. Sie unterteilen sich ihrerseits in eine ganze Familie von Untertypen, z.B.
sogenannte T- oder M-tropische Typen, die entweder T-Zellen oder Makrophagen infizieren.
Es handelt sich um ein Retrovirus, einem Virus also, dessen Genom (Erbanlagen) aus RNA besteht. Es besitzt eine reverse Transkriptase, ein Enzym, welches die Virus-RNA in DNA umschreiben kann.
Damit das HI-Virus eine menschliche Zelle befallen kann, braucht es eine bestimmte Oberflächenstruktur (Rezeptoren), auf den menschlichen Zellen. Diese Oberflächenstruktur besitzen nur bestimmte Zellen des Immunsystems: die
T-Helfer-Zellen und Makrophagen.
Makrophagen: Freßzellen des Organismus, die u.a. für die Vernichtung von
Bakterien verantwortlich sind.
Bereits bekante Rezeptoren für den HIV-Eintritt sind die CD-4 Molekülinformationen und Cytokin-Rezeptoren (z.B. CCR5 und CXCR4). Deshalb erfolgt
langfristit eine Vernichtung der CD-4-positiven Zellen (→ T-Helfer-Zellen) und
Makrophagen
Inkubationszeit:
Zwichen Infektion und der Möglichkeit des Virusnachweis durch einen Antikörpernachweis vergehen i.d.R. zwischen 6 bis 8 Wochen. Dieser Zeitraum wird
auch als diagnostische Lücke bezeichnet, darf aber nicht mit der Inkubationszeit verwechselt werden! Die Inkubationszeit ist teilweise sehr verschieden
und reicht von einigen Jahren bis über zehn Jahre.
Übertragungswege
Das HI-Virus wird durch Blut und Sexualkontakte übertragen. Besonders gefährdet sind daher Bluterkranke, die auf Blutprodukte angewiesen sind, Fixer
durch Spritzentausch, Menschen die Blutkonserven erhalten müssen und
Menschen mit ungeschützten Geschlechtsverkehr.
Prophylaxe
• Verwendung von Eigenblut bei planbaren Operationen, auch wenn die Blutkonserven der Industrienationen als relativ sicher anzusehen sind.
• In E-Ländern möglichst jede medizinische Versorgung, die mit Blut oder
dem Einsatz von Spritzen o.ä. zusammenhängt vermeiden.
• Nur streng geprüfte Blutprodukte verwenden
• Vermeiden, Rasierklingen, Zahnbürsten o.ä. mit mehreren Personen zu teilen.
• Mutter-Kind: Kaiserschnitt und Abstillen
• In der Sexualität:
- Enthaltsamkeit
- Monogamie
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Zusammenfassung Mikrobiologie
11.2 Der Erreger HIV
- Kein ungeschützer Geschlechtsverkehr. Kondome sind immer noch der
relativ sicherste Schutz gegen eine Infektion.
Diagnose
Vor einer Therapie machte es für einen Infizierten kaum einen Unterschied zu
wissen, daß sie infiziert ist oder nicht. Im Gegenteil führte das Wissen um eine
Infektion oft zu einer tiefen Verzweiflung und verminderter Lebensfreude ohne
jegliche Hoffnung auf Besserung. Wichtig war das Wissen jedoch für das Verhalten gegenüber anderen Menschen. Nachdem die reversen Transkriptasehemmer und Proteasehemmer teilweise zu recht erfolgreichen Therapien führten, hat sich die Situation jedoch geändert. Im Gegenteil: Für den Erfolg einer
Therapie ist es nicht unerheblich, wann mit der Therapie begonnen wird. Siehe auch bei der historischen Ausführung die Mitteilung der Uni.
Der Test ist als Screeningtest ausgelegt und hat eine 96%ige Sicherheit, mit
etwa 4% falsch positiven Ergebnissen. Ein negatives Ergebnis bedeutet mit
nahezu 100%iger Sicherheit, sich nicht infiziert zu haben.
Bei einem positiven Ergebnis wird ein weiterer, teuerer Test angeschlossen.
Das Ergebnis dieses Tests ist dann nahezu 100%ig.
Neben diesem Antikörpernachweis läßt sich mittlerweile auch das Virus selbst
als Viruslast diagnostizieren. Die Viruslast drückt die Anzahlan RNA-Kopien
pro Milliliter Blut aus. Dabei liegt die Nachweisgrenze derzeit bei ca. 80 RNAKopien(ml.
Merke:
Es ist strikt zwischen HIV-Infektion und AIDS zu unterscheiden!
11.3 Symptome und Definition
Seit 1993 ist die Unterscheidung HIV-Infiziert und AIDS-Erkrankt präzisiert worden,
indem drei Krankheitsstadien unterschieden werden. Diese Klassifikation entstammt
dem Center for Disease Control (CDC), der amerikanischen Bundesbehörde für Infektionserkrankungen:
11.3.1 HIV-positiv, asymptomatisch
Als HIV-positiv wird jede Person bezeichnet, bei der sich Antikörper gegen das
HIV nachweisen lassen. Dies ist meist nicht mit einem Krankheitsbild verbunden. Einige Wochen bis Monate nach einer Infektion treten bei 30 – 40% der
Infizierten die sogenannte HIV-Erkrankung auf, die jedoch nach längerer Zeit
von selbst wieder verschwinden.
Die Symptome sind der einer Virusgrippe vergleichbar und umfassen: Abgeschlagenheit, Fieber, Lymphknotenschwellungen, Kopf- und Gliederschmerzen.
11.3.2 HIV-positiv, symptomatisch
Dieses Stadium wird klassifiziert in B1 mit mehr als 500, B2 mit 200 bis 499
und B3 mit weniger als 200 T-Helferzellen pro ml Blut. Kennzeichen sind:
• Fieber mit mehr als 38,5OC, das länger als einen Monat anhält
• Durchfälle für länger als einen Monat
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
11.3 Symptome und Definition
• Pilzbefall des Mund-/Rachenraums (orale Candidiasis)
• Pilzbefall von Vulva und Vagina
• Wiederholte Gürtelrose an mehreren Stellen (multisegmentaler und rezidivierender Herpes-Zoster)
• Nervenerkrankungen an Armen und Beinen (periphere Neuropathien)
• Gewebsveränderungen am Gebärmutterhals
• Weißliche, behaart wirkende Mundschleimhautveränderungen (orale Haarleukoplakie)
• Durch Tiere übertragene Infekiotnskrankheit mit Bakterien der Gruppe Listerien
• Beckenentzündungen z.B. mit Abszeß im Eileiter bzw. Eierstock
11.3.3 AIDS
Die Krankheit, auch Vollbild von AIDS genannt ist gekennzeichnet, bzw. definiert durch:
• starken Gewichtsverlust (Wasting-Syndrom)
• erhebliche Einschränkungen der Hirnfunktion,, massive intellektuelle Einbußen (HIV-Encephalopathien)
• opportunistische Infekte durch Parasiten, Viren, Bakterien, Pilze oder Protozoen mit Erkrankungen wie z.B. Tuberkulose, Toxoplasmoseinfektionen,
Salmonellenbefall, Lungeninfektionen, Pilzbefall von Mund, Luftröhre, Bronchien oder der Lunge. Besonderer Indikator: Pneumocystiy-cariniiPneumonie
• durch HIV hervorgerufene bösartige Erkrankungen wie das Kaposi-Sarkom,
bösartige Lymphome, Gebärmutterhalskrebs (Cervixcarzinom)
Auch das Vollbild von AIDS wird nach der Anzahl der T-Helferzellen in drei
Stadien unterteilt:
C1
mehr als 500
C2
200 – 499
weniger als 200 T-Helferzellen.
C3
11.4 Therapie
Die Therapie erfolgt in zwei Bereichen. Zum einen wird der HIV selbst bekämpft, zum anderen müssen aber auch Begleiterkrankungen therapiert
werden (siehe auch opportunistische Erkrankungen)
Die Kenntnis der Biologie des Virus ermöglicht die gezielte Entwicklung therapeutischer Strategien zur Hemmung der Virusvermehrung. Dabei kennzeichnen sechs wesentliche Schritte die relativ komplexe HIV-Vermehrung
und damit die Chance zu einer effektiven Virusbekämpfung. Jeder Schritt
bietet bestimmte Ansatzmöglichkeiten.
A) Andocken
Der HI-Virus legt sich mit Glykoproteinen als Oberflächenausläufern an
die Rezeptoren der CD4-Zellen an. Retroviren sind mit einer Größe von
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
11.3 Symptome und Definition
100 bis 140nm so klein, daß ein weißes Blutkörperchen (Lymphozyt) von
vielen Viren befallen werden kann. Im Reagenzglas kann das Andocken
durch Blockade der Rezeptoren verhindert werden. Die Rezeptoren
CXCRH und CCR5 sndfür das Eindringen des Virus in die Zelle und somit für die Vermehrung verantwortlich.
B) Eindringen
Nach dem Eindringen verliert das Virus seine Hülle und seine Kernmembran. Dieser Vorgang wird dann auch Uncoating genannt. Hier gibt es bis
jetzt noch keinen therapeutischen Ansatz.
C) Umschreiben
Das Umschreiben der viralen RNA in DNA geschieht mit Hilfe der reversen Transkriptase. Viele der bisher erfolgversprechenden Substanzen
setzen hier an. Dies geschieht durch den Einbau sogenannter Nukleosidanaloga in die neu entstehende DNA. Diesen Nukleosidanalogas fehlen
aber bestimmte biochemische Eigenschaften, um die Synthese der DNA
mit Hilfe der reversen Transkriptase fortzuführen. Die häufigsten Nukleosidanaloga sind AZT (Azidothymidin), ddC (Dideoxycytidin), ddT (Dideoxyinosin), d4T (Stavudin) und 3TC (Lamivudin)
D) Protease-Inhibitoren
Während der Vermehrung durch das Ablesen der Erbinformationen des
Virus(genoms) entstehen Polyproteine. Diese sollen durch die HIVProtease in die funktionsfähigen Endprodukte aufgespalten werden. Dieser Vorgang läuft vermutlich während oder kurz nach dem Ausknospen
des Virus (→ Freisetzungsphase des Virus) von der Wirtszellmembran
ab. Im Gegensatz zu reverse-Transkriptase-Hemmern unterdrücken Protease-Inhibitoren den viralen Reifungsprozeß auch in bereits infizierten
Zellen. Beim Einsatz von Protease-Inhibitoren kommt es also nur zur
Produktion unreifer, nicht infektiöser Virushüllen. Derzeitige Substanzen
sind Squ (Saquinavir), Ind (Indinavir) und Rit (Ritonavir)
E) Transkription und Translation
Weitere Verarbeitung der Virus-DNA in de Wirtszelle. Eventuell wirkt Ribavirin auf diesen Syntheseschritt ein.
F) Assembling und Budding
Hier geschieht das Zusammenbauen der einzelnen Proteine zum kompletten Virus. Es folgt das Ausschleusen des Virus.
Ideale antivirale Substanzen müssen neben der grundsätzlichen hemmenden
Wirkung auf die HIV-Replikation folgende Kriterien erfüllen:
- Sie sollen eine vollkommene Unterdrückung der Virusvermehrung bewirken. Nur so kann das Auftreten von Resistenzen durch Mutation der Viruserbinformationen verhindert werden.
- Sie sollten, da HIV neben den Lymphozyten auch Nervenzellen befällt, die
Blut-Hirn-Schranke überwinden können.
- Sie sollen oral einnehmbar sein
- Sie sollen geringe Giftigkeit sowie möglichst wenige Nebenwirkungen aufweisen
Seit Veröffentlichung zweier Studien (Delta und ACTG-175) steht fest, daß
die antiretrovirale Therapie grundsätzlich eine Kombinationsbehandlung sein
sollte. Diese Kombination besteht aus:
• einem reversen-Transkriptase-Hemmer und einem Protease-Hemmer
oder
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Zusammenfassung Mikrobiologie
11.3 Symptome und Definition
• einer dreifach-Kombination mit zwei verschiedenen Substanzen aus der
Gruppe der reversen-Transkriptase-Hemmer und einem ProteaseHemmer.
Seitdem im Jahre 1997 die Überlegenheit einer Dreifachtherapie gegenüber
einer Dualtherapie erstmals in einer retrospektiven Studie belegt werden
konnte, ist die HAART (HochAktive AntiRetrovirale Therapie) zur StandardTherapie geworden.
Hierbei werden zwei NRTI mit einem PI oder einem NNRTI kombiniert (Kosten >10.000 €/Jahr). Ebenfalls Standard sind Kombinationen von drei NRTIs
oder Kombinationen von zwei NRTIs mit und zwei Pis. Bei weit fortgeschrittenem Immundefekt oder hoher Plasmavirämie kommen auch intensivierte
Kombinationen unter Einbeziehung aller Substanzklassen vor.
Therapie-Problem: Resistenzentwicklung des Virus
Die Wirksamkeit antiviraler Substanzen wird eingeschränkt durch:
- mögliche Nebenwirkungen, die zur Dosisreduktion oder zum absetzen
führen
- Entwicklung von Resistenzen des Virus gegen das Medikament
Faustregel: Je deutlicher es gelingt, die Virusmenge zu unterdrücken,
desto geringer ist das Entwicklungspotential für Resistenzen. Die Entstehung von Mutanten des Virus kann begrenzt werden, indem mehrere
Medikamente parallel verabreicht werden. Der oft minimale Unterschied
zum Normaltyp zeigtsich in der Eiweißzusammensetzung. Eiweiße bestehen aus Aminosäuren. Schon geringfügige Verschiebungen manchmal nur einzelner Aminosäurebausteine kann bereits zu Resistenz gegenüber des eingesetzten Medikamentes führen. Es vermehrt sich dann
vornehmlich der Mutant und die Viruslast steigt wieder.
Durch Kombinationsbehandlung kann die Neigung zu Resistenzbildung
vermindert werden.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
11.5 Medikamente
11.6 Nebenwirkungen
11.5
Medikamente
Die primären Behandlungsziele der HIV-Therapie sind:
- Verlängerung der Lebenserwartung
- Erhaltung der Lebensqualtität bei asymptomatischen Patienten
- Verbesserung der Lebensqualität bei symptomatischen Patienten
- Vermeidung HIV-assoziierter Erkrankungen
- Minimierung der notwendigen Behandlungskosten
- Elimination der Infektiosität der Patienten
Die heute gebräuchlichen Substanzen lassen sich in drei Klassen unterteilen, die sich in Wirkweise und chemischer Struktur unterscheiden:
11.5.1 Nukleosidartige reverse-Transkriptase-Hemmer (NRTI)
Diese Substanzgruppe wurde als erstes Entwickelt. Es sind Substanzen,
die aufgrund ihres Aufbaus als Nukleoside bezeichnet werden. Sie hemmen einen der für dieVirusvermehrung notwendigen Botenstoffes (Enzym): die reverse Transkriptase.
Der älteste, auch heute noch verwendete Stoff ist AZT (Zidovudin), Weiterhin gehören dazu: Didanosin (dd1), Zalcitabin (ddC), Stavudin (d4T)
und Lamivudin (3TC)
11.5.2 Nicht-nukleosidartige reverse-Transkriptase-Hemmer (NNRTI)
Eine Substanzklasse, die seit einigen Jahren in der Erprobung ist. Sie
zeigte zunächst sowohl in vitro (im Ragenzglas) als auch in vivo (Einsatz
am Patienten) eine relativ starke Hemmung der Virusvermehrung. Die
meisten Ergebnisse liegen dabei für Delavirdrin, Nevirapin und Loverid
vor. Sie müssen auf jeden Fall mit Vertretern der anderen beiden Gruppen kombiniert werden. Sie habeneine gute Wirksamkeit auf die Senkung der Viruslast, bilden jedoch bei alleiniger Anwendung schnelle Resistenzen aus.
11.5.3 Protease-Inhibitoren
Neben der reversen Transkriptasen und der Integrase ist Protease als
Enzym unentbehrlich für die Virusvermehrung. Durch ProteaseInhibitoren wird dieses Enzym gehemmt. Zur Verfügung stehen derzeit
Indinavir, Nelfinavir, Ritornavir und Saquinavir. Es werden jedoch ständig
neue Substanzen entwickelt und getestet.
Die Hemmung der Virusvermehrung ist bisher in dieser Substanzklasse
am stärksten. Ein Problem ist jedoch die starke Wechselwirkung mit anderen Medikamenten oder auch bestimmten Lebensmitteln (z.B. Grapfruitsaft), die die Wirksamkeit zwar erhöhen, aber auch die Nebenwirkungen.
11.5.4 NtRTI Nukleotid-Reverse-Transkriptase-Inhibitor
Hier handelt es sich um ein Adenosin-Analogon (Tenovir®), welches mittlerweile in USA und Europa zugelassen ist.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
11.5 Medikamente
11.6 Nebenwirkungen
11.6 Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen umfassen Taubheitsgefühle, Kopfschmerz, Anämie
und einen Verlust an weißen Blutkörperchen.
Toxische Langzeiteffekte können zur Entwicklung von Stoffwechselerkrankungen führen und stellen mittlerweile ein häufiges Problem in der
Therapie dar. Desweiteren werden mit mitochondrialen Schädigungen
durch die Medikamente in Verbindugn gebracht: Lipodystrophie, Hyperlipidämie, Pankreatitis, toxische Hepatitis, Laktatazidose, Osteoporose
und periphere Neuropathien.
Nach heutigem Kenntnisstand ist es unwahrscheinlich, daß eine erworbene HIV-Infektion eradifiziert werden kann. Dies begünstigt wahrscheinlich die Entwicklung einer kumulativen Toxizität.
Die Wirkung von AZT und 3TC ist ähnlich, daher ähneln sich auch die
Nebenwirkungen. Es kann zu Nervenschäden an Händen und Füßen
kommen, auch Fieber und Entzündungen im Mund kommen vor.
Auch DdI wirkt ähnlich wie AZT, scheint jedoch neben der Verlangsamung des T-Helferzellen-Verlustes auch andere Nebeninfektionen zu lindern. Allerdings ist dieser Nucleosidanalog empfindlich gegen das saure
Milieu im Magen. Es muß daher gekaut werden, was wiederum für Patienten mit Pilzinfektionen oder Entzündungen im Mund schwierig ist.
Bei den relativ neuen Protease-Inhibitoren ist liegen noch nicht so viele
Erfahrungen über Nebenwirkungen vor. Sie scheinen aber weniger dramatisch zu sein.
11.7 Indikation zur Therapie (Dtsch Ärztebl 2002; 99: A 570-576 [Heft 9]
Klinische Kategorie
Symptomatische Infektion,
AIDS
Asymptomatische Infektion,
AIDS
Asymptomatische Infektion
T-Zellen/μL
Jeder Wert
Plasma HIV-RNA Empfehlung
Jeder Wert
Gesicherte Therapieindikation
<200
Jeder Wert
Gesicherte Therapieindikation
200-350
Jeder Wert
> 350
> 55.000
> 350
> 55.000
Therapie sollte immer angeboten
werden
Mögliche Therapieindikation. Viele
Experten raten bei sehr hoher
Viruslast zu einem Therapiebeginn. Engmaschige Kontrollen von
CD4-T-Zellen und Viruslast dringend empfohlen
Therapieindikation bei rascher
Progredienz. Alternativ regelmäßige Kontrollen der CD4-T-Zellen
und der Viruslast
Beachte: technische und biologische Variabilität der Laborwerte!
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Zusammenfassung Mikrobiologie
11.5 Medikamente
11.6 Nebenwirkungen
11.8 Zugelassene Medikamente (Dtsch Ärztebl 2002; 99: A570-576 [Heft 9]
INR
Präparat
Dosierung
Zidovudin AZT
Retrovir
3x200mg oder
2x250-300mg
6
2
NRTI
Lamivudin
Zidovudin
Lamivudin
Abacavir
3TC
Epivir
2x150mg
2
NRTI
AZT
3TC
Combivir 300mg
150mg 2x/d
2
NRTI
Zidovudin
Lamivudin
Abacavir
Stavudin
Abk.
ABC Ziagen
2x300mg
2
NTI
AZT Trizivir
3TC
ABC
300mg
150mg
300mg
2
NRTI
D4T
2x40mg
2
NRTI
Zerit
DidanoDDI Videx
sin
Zalcitabin DDC Hivid
Saquinavir
Saquinavir
Indinavir
Ritonavir
Tbl/ KlasTg se
1x400mg
1-2 NRTI
3x0,75mg
3
NRTI
SQV Fortovase
SQV Invirase
3x1200mg
18 PI
3x600mg
9
IND Crixivan
RTV Norvir
3x800mg
3x600mg
6 PI
12 PI
Nelfinavir NFV Viracept
2x1250mg
10 PI
Amprenavir
Lopinavir
Ritonavir
Nevirapin
2x1200mg
16 PI
400mg
100mg 2x/d
2x200mg
6
PI
2
1x600mg
1
3x400mg
6
NNR
TI
NNR
TI
NNR
TI
AMP Agenerase
LPV Kaletra
RTV
NVP Viramune
Efavirenz EFV Sustiva
Delavirdine
DLV
Rescriptor
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PI
Mögliche schwere NW
Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie, Agranulozytose, Knochenmarksuppression, Krampfanfälle, Pankreatitis, Myopathien, Laktatazidose, Hepatotoxizität
Neutropenie, Thrombozytopenie, Krampfanfälle,
Laktatazidose, Pankreatitis, Anaphylaxie, Neuropathie
Anämie, Neutropenie, Pankreatitis, Neuropathie,
siehe oben
Schwere Hypersensitivitätsreaktion, Anaphylaxie,
Laktatazidose, Hepatotoxizität, Pankreatitis, akutes Nierenversagen, Hypotension
Siehe oben
Periphere Neuropathie, Pankreatitis, Laktatazidose; Hepatotoxizität
Periphere Neuropathie, Pankreatitis, Laktatazidose, Hepatitis, Krampfanfälle, Thrombozytopenie,
Optikusneuritis, Neutropenie
Periphere Neuropathie, Eosinophilie, Thrombozytopenie, Leukopenie, Anämie, Krampfanfälle
Hämolytische Anämie, Krampfanfälle, Thrombozytopenie, portale Hypertension, akutes Nierenversagen
Nicht beschrieben
Nierensteine, Diabetes mellitus
Thrombozytopenie, Krampfanfälle, Hepatotoxizität,
Diabetes mellitus, Neutropenie, GI-Nebenw.
Krampfanfälle, Leukopenie, Thrombozytopenie,
Hepatitis, Psychosen, GI
Stevens-Hohnson-Syndrom
Pankreatitis, Diabetes mellitus, Neutropenie,
exfoliative Dermatitis, Thrombozytopenie, Hypertriglyceridämie
Stevens-Johnson-Syndrom, Hepatotoxizität, Neutropenie, Thrombozytopenie, periphere Neuropathie
Stevens-Johnson-Syndrom, ZNS-Nw
Stevens-Johnson-Syndrom, Angioödem, Anämie,
Pankreatitis, GI-Blutung, Neutropenie, Panzytopenie, Thrombozytopenie
Zusammenfassung Mikrobiologie
11.7 Umgang mit Infizierten
12. Prognose
11.9 Umgang mit Infizierten
11.9.1 Umgang mit infizierten Erwachsenen
Aus dem Übertragungsweg ergeben sich die meisten Verhaltensweisen im
Umgang mit infizierten Menschen.
Unbedenklich:
Jeder normale Kontakt in Beruf und Privatleben mit Händereichen, Um- und
Anfassen ist völlig unbedenklich. Auch das Verwenden von Besteck und Geschirr ist nach normalem Spülen unbedenklich.
Bedenklich:
Zahnbürsten sollten nicht gemeinsam benutzt werden.
Risikoreich:
Intime Beziehungen, gelichgültig ob hetero- oder homosexuell. Ungeschützter
Verkehr muß unbedingt vermieden werden. Auch gewisse Sexpraktiken birgen
ein erhöhtes Risiko.
Jede Ausgrenzung von HIV-Infizierten ist nicht nur dumm und unmenschlich,
sondern entbehrt jeder wissenschaftlichen und rationalen Grundlage.
11.9.2 Umgang mit infizierten Kindern
Die o.g. Ausführungen gelten analog für Kinder in einem Alter, in dem sie Vernunftsgründen zugänglich sind.
Kleine Kinder pflegen gewöhnlich miteinander zu raufen, sich zu kratzen, zu
schlagen oder zu beißen. Ein infiziertes Kind bildet deshalb für andere Kinder
eine entsprechende Gefahr.
12 Prognose
Eine Infektion führte und führt ohne Behandlung fast immer zu einer AIDSErkrankung, wenn auch mit einer Latenzzeit von vielen Jahren. Noch immer
führt eine ausgebrochene Aidserkrankung mit fast 100%iger Sicherheit zum
Tod. Wennauch mittlerweile nach einer deutlich längeren Latenzzeit mit verbesserter Lebensqualität.
Eine Heilung ist derzeit noch immer nicht möglich. Nach Absetzen der Therapie erfolgt sofort wieder ein Anstieg der Viruslast.
Auch hat sich mittlerweile gezeigt, daß das Virus wegen seiner Mutationen zur
über eine gewisse Zeit therapeutisch bekämpft werden kann.
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Zusammenfassung Mikrobiologie
13. Opportunistische Infektionen
13 Oppotunistische Erkrankungen
13.1 Toxoplasmose
Toxoplasma gondii
Erreger
Ungenügend gebratenes Fleisch
Übertragung
i.d.R. Reaktivierung einer persistierenden Infektion
Erkrankung
Klinik und cCT bzw. MR; probatorische Therapie, selten Biopsie
Diagnose
Gefährdung*
90% der Pat. Erst mit weiniger als als 100 CD4-Zellen/μl
Häufigkeit
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Erstmanifestation*
9,5%
Nicht untersucht
Alle Manifestationen*
20,4%
8,1%
Unter ART (-1996)
5,3%
2,0%
AK-positiv, keine ART, keine Prophylaxe
Besondere Risiken
Probatorisch, selten kurativ
Therapie
Prophylaxe
Cotrimazol, Beginn ohne ART bei CD4<200μl, mit ART bei <100Ml
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
13.2 Kryptosporidiose
Cryptosporidium species (parvum)
Fäkal-oral, infiziertes Wasser und Lebensmittel
Mikroskopisch und entspr. Organsymptomatik (z.B. Diarrhoe)
Mikroskopischer Nachweis aus Stuhl, Gallenflüssigkeit, Biopsiematerial
Selten, 90% unter CD4 200μl, auch ohne Immundefekt llimitierte
Erkr.möglich
Häufigkeit
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Erstmanifestation*
1,5%
Nicht untersucht
Alle Manifestationen*
3,5%
2,2%
Unter ART (-1996)
Rarität
Keine
Aufenthalt in unterentwickelten Ländern; Landwirtschaft?
Besondere Risiken
Nur Immunrekonstruktion erfolversprechend, keine spezifische Th. BeTherapie
kannt
Keine
Prophylaxe
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
Erreger
Übertragung
Erkrankung
Diagnose
Gefährdung*
13.3 Pneumocystis-Pneumonie
Pneumocystis carinii (Schlauchpilze)
Ubiquitär vorkommender Erreger
i.d.R. entspricht jeder mikroskopische Nachweis einer Erkrankung
Klinik, Thorax-Rö oder –CT, provoziertes Sputum, Bronchiallavage
90% der Patienten erst mit < als 120 CD4/μl
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
41,6%
Nicht untersucht
84%
25,9%
15%
6,9%
Keine; Häufigste und frühzeitige schwere opportunistische Infektion bei
HIV
Bei jedem begründeten Verdacht, 3 Wo, i.d.R. kurativ
Therapie
Prophylaxe
Cotrimoxazol, Beginn ohne ART bei CD4<200μl, mit ART bei <100μl
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
Erreger
Übertragung
Erkrankung
Diagnose
Gefährdung*
Häufigkeit
Erstmanifestation*
Alle Manifestationen*
Unter ART (-1996)
Besondere Risiken
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Zusammenfassung Mikrobiologie
13. Opportunistische Infektionen
13.4 Candida-Infektionen
Mund-Soor; Soor-Ösophagitis
Candida species (albicans, glabrata, krusei, tropicalis)
Erreger
In geringer Keimzahl als Kommensale von Haut und Schleimhaut
Übertragung
Nachweis von Reinkulturen, lokalen Entzündungen im GIT
Erkrankung
Klinik; kultureller Nachweis; Apekt – auch Rö und ggfls. Biopsie
Diagnose
Gefährdung*
Für Soor akute HIV-Infektion und CD4 <350/μl, für Ösophagitis <130/μl
Häufigkeit
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Erstmanifestation*
10,9%
Nicht untersucht
Alle Manifestationen*
36,4%
9,7%
Unter ART (-1996)
9,8%
4,9%
Antibiotische oder chemotherapeutische Behandlung; Granulozytopenie
Besondere Risiken
Azol-Derivate für 7 – 10 Tage sind zumeist kurativ, Resistenz möglich
Therapie
Keine
Prophylaxe
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
13.5 Kryptokokkose
Cryptococcus neoformans
Inhalation von infiziertem Staub (→ Vogelexkremente)
Zumeist systemische Reaktivierung einer pulonalen Infektion mit Meningitis
Antigen-Nachweis aus Liquor (auch mikroskopisch und kulturell) oder Serum
Gefährdung*
90% der Patienten erst mit < als 100 CD4/μl
Häufigkeit
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Erstmanifestation*
1,0%
Nicht untersucht
Alle Manifestationen*
2,5%
0,8%
Unter ART (-1996)
0,1%
0,2%
Aufenthalt in Afrika, aktuell oder früher
Besondere Risiken
Mind. 2-fach Kombination mit Amphotericin B für 6 Wochen, kurativ mögTherapie
lich
Keine indiziert, praktisch mit Fluconazol möglich
Prophylaxe
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
Erreger
Übertragung
Erkrankung
Diagnose
13.6 Aspergillose
Aspergillus fumigatus
Inhalation von Aspergillus-Sporen aus der Umwelt
Nach Inhalation hoher Sporenzahlen
Klinik, Thorax-CT, mehrfacher kultureller oder biotischer Nachweis
90% der Patienten erst mit < als 20 CD4-Zellen/μl und Neutropenie
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Keine (nicht AIDS-definierend)
Nicht untersucht
2,0%
1,5%
Rarität
Rarität
Baumaßnahmen, Aufenthalt mir viel alter Zellulose (Blumenerde, Pappkartons)
Selten kurativ wenn Immundefekt persisitiert, Amphotericin B
Therapie
Keine, Itroconazol fraglich
Prophylaxe
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
Erreger
Übertragung
Erkrankung
Diagnose
Gefährdung*
Häufigkeit
Erstmanifestation*
Alle Manifestationen*
Unter ART (-1996)
Besondere Risiken
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Zusammenfassung Mikrobiologie
13. Opportunistische Infektionen
13.7 Histoplasmose
Histoplasma capsulatum
Erreger
Inhalation sporenhaltiger Aerosole
Übertragung
i.d.R. Reaktivierung einer persistierenden Infektion (vergleichbar TBC)
Erkrankung
Klinik und kultureller Nachweis (Blut, Knochenmark, LK, Lunge); Serologie
Diagnose
Gefährdung*
90% der Patienten erst mit < als 100 CD4-Zellen/μl
Häufigkeit
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Erstmanifestation*
Rarität in der BRD
Nicht untersucht
Alle Manifestationen*
0,02%
Rarität
Unter ART (-1996)
0,01%
Rarität
Aufenthalt in Endemiegebieten (Afrika, USA, mittlerer Westen)
Besondere Risiken
Selten kurativ mit Itraconazol und Amphotericin, lange Erhaltungstherapie
Therapie
Keine, bei dringendem Verdacht einer akuten Infektion evtl. Itraconazol
Prophylaxe
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
13.8 Tuberkulose
Mykobacterium tuberculosis (humanus, bovis, avis)
Erreger
Inhalation oder Ingestion von Mykobakterien; sehr selten Hautkontakt
Übertragung
i.d.R. Reaktivierung einer alten, persistierenden (Lungen)Infektion
Erkrankung
Klinik, kult. Nachweis aus betroffenen Organen
Diagnose
Gefährdung*
90% der Patienten erst mit <100 CD-4Zellen/μl
Häufigkeit
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Erstmanifestation*
3,3% (ohne LungenTb)
Nicht untersucht
Alle Manifestationen*
9,1% (ohne LungenTb)
2,8
Unter ART (-1996)
6,1% (ohne LungenTb)
1,7
Geburt bw. Aufenthalt in Endemiegebieten (3. Welt)
Besondere Risiken
Übliche 4-fach Standard-Th., Resistenz und Verträglichkeit prüfen
Therapie
INH oder Rifampicin bei akuter Infektion, sonst in Europa nicht indiziert
Prophylaxe
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
13.9 MAI-Infekte
Mycobacterium avium intracellulare und selten andere Spezies
Vermutlich über Ingestion bei ubiquitär im Staub vorkommenden Erregern
Selten über Lunge, eher Dissemination über Darm und Lymphknoten
Klinik und kultureller Nachweis (Blut, Knochenmark)
90% der Patienten erst mit < al s75 CD4-Zellen/μl
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
1,5%
Nicht untersucht
27,2%
9,0%
2,1%
1,7%
Keine bekannt, regionale Unterschiede jedoch möglich (z.B. Vogelhaltung?)
Immer Kombinationsbeh., selten kurativ, wenn keine immunologische VerTherapie
besserg
In Europa keine indiziert, mit Rifabutin und Clarithromycin inkomplett mögProphylaxe
lich
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
Erreger
Übertragung
Erkrankung
Diagnose
Gefährdung*
Häufigkeit
Erstmanifestation*
Alle Manifestationen*
Unter ART (-1996)
Besondere Risiken
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
13. Opportunistische Infektionen
13.10 Bakterielle Pneumonien
Strept. Pneumoniae, Hämophilus, Pseudomonas, Staph. aureus, selten
Neisseria
Kommensale des Oropharynx, inhalativ, Aspiration oder hämatogen
Übertragung
Ambulant erworben, i.d.R. infolge Virusinfekt, Neutropenie und anderes
Erkrankung
Klinik, Rö-Thorax, kultureller Nachweis, Ansprechen auf Antibiotika
Diagnose
Gefährdung*
Alle Patienten; 90% aber bei weniger als 100 CD4-Zellen/μl
Häufigkeit
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Erstmanifestation*
0,6%
Nicht untersucht
Alle Manifestationen*
42%
7,3%
Unter ART (-1996)
25%
3,1%
Chemotherapie, atemdepressive oder sedierende Drogen
Besondere Risiken
Therapie
Zumeist kurativ mit β-Lactam-Antibiotika und/oder Makroliden
Keine, jedoch jeweils frühzetige Therapie erwägen (z.B. bei schwerer
Prophylaxe
Bronchitis)
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
Erreger
13.11 Zytomegalievirus-Infektionen
Cytomegalievirus
Erreger
Schleimhäute, Blut,Muttermilch
Übertragung
i.d.R. Reaktivierung einer latenten Infektion (>90% aller Erwachsenen)
Erkrankung
Klinik, typischer Befund bzw. kultureller oder bioptischer Nachweis
Diagnose
Gefährdung*
90% der Patienten erst mit < als 100 CD4-Zellen/μl
Häufigkeit
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Erstmanifestation*
3,2%
Nicht untersucht
Alle Manifestationen*
22,1%
11,5%
Unter ART (-1996)
5,6%
3,8%
Steroide, Chemotherapie, Granulozytopenie
Besondere Risiken
Selten kurativ, lange Erhaltungstherapie erforderlich
Therapie
Keine
Prophylaxe
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
13.12 Herpes-Infektionen
Herpes-Simplex-Virus
Erreger
Weltweite Durchseuchung, Schleimhautkontakt
Übertragung
Akut nach Infektion und rezidivierende Reaktivierung
Erkrankung
Klinischer Befung, Abstrich dür IFT oder Zellkultur
Diagnose
Gefährdung*
90% der Patienten erst mit weniger als 100 CD4/μl
Häufigkeit
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Erstmanifestation*
4,0%
Nicht untersucht
Alle Manifestationen*
29,2%
9,9%
Unter ART (-1996)
2,6%
1,0%
Vorangehende Infektionen, Streß, Übermüdung
Besondere Risiken
Kurativ mit Aciclovir, Resistenz selten, aber möglich
Therapie
Keine, nur bei ständigen Rezidiven
Prophylaxe
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
13. Opportunistische Infektionen
13.13 Varizella-Zoster-Infektionen
Varizella-Zoster-Virus
Kontakt mit Patienten
Akut nach Primärinfektion (Windpocken), i.d.R. Reaktivierung (Zoster)
Klinischer Befund, Abstrich für IFT und Zellkultur möglich, selten notwendig
90% der Patienten erst mit < als 100 CD4-Zellen/μl
Pro 100 AIDS-Patienten
Pro 100 PH unter 200 CD4/ml
Nicht untersucht
Nicht untersucht
?
4,8%
?
3,5%
Über die HIV-Infektion hinausgehende übliche Risiken additiv wirken nicht
bek.
Meist kurativ, Rezidive selten, Resistenz möglich, aber selten
Therapie
Keine, nur bei schnellen Rezidiven
Prophylaxe
*
Nur für den natürlichen Verlauf der HIV-Infektion (ohne AT und ohne Prophylaxe)
Erreger
Übertragung
Erkrankung
Diagnose
Gefährdung*
Häufigkeit
Erstmanifestation*
Alle Manifestationen*
Unter ART (-1996)
Besondere Risiken
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
13. Opportunistische Infektionen
14 Hepatitis
14.1 Anatomie
Die Leber ist mit 1.500g das schwerste Organ der Eingeweide. Die Leber teilt
sich in den rechten großen Leberlappen (Lobus dexter) und dem kleineren linken Lappen (Lobus sinister). Die Grenze bildet an der Oberfläche das sichelförmige Leberband (Ligamentum falciforme hepatis) und an der Unterseite das
Lig. teres hepatis (einem Bindegewebsstrang vom Rand des Lig. falciforme hapatis zur Leberpforte). Das Lig. teres hepatis ist ein obliterierter (verschlossener) Rest der Vena umbilicalis (der Nabelvene, die dem Feten das in der Plazenta arterialisierte Blut zuführt). Zwei kleinere Lappen (Lobus caudatus und
Lobus quadratus) lassen sich nur an der Unterseite erkennen. Zwischen Lobus
quadratus und rechtem Leberlappen befindet sich das Gallenblasenbett mit der
Gallenblase.
Durch die Leberpforte (Porta hepatis) treten hindurch:
- die große Pfortader (v. portae), durch die venöses, nährstoffreiches Blut aus
Magen, Darm und Milz in die Leber transportiert werden
- die schwächere Leberarterie (A. hepatica propria), die sauerstoffreiches Blut
zur Leber bringt und der A. hepatica communis entspringt, welche zusammen mit der A. gastrica sinistra (linke Magenarterie) und der A. lienalis (Milzsarterie) über dem truncus coeliacus aus der ersten unpaarigen Abzweigung
der Bauchaorta entstammt.
- der Ductus hepaticus communis, durch den die in der Leber gebildete Galle
aus der Leberpforte herausgeleitet wird;
- mehrere Lymphgefäße, die aus der Leberpforte austreten;
- Nervenäste des N. vagus und des N. sympathicus, die durch die Leberpforte
in das Organ eintreten und Leberzellen und Gefäße versorgen.
Ohne Beziehung zur Leberpforte verläßt das venöse Blut die Leber durch mehrere Lebervenen, die direkt in die untere Hohlvene (v. cava inferior) münden.
14.2 Physiologie
Die Aufgaben der Leber sind vielfältig:
- Zentralorgan im Stoffwechsel der Kohlenhydrate, Eiweißkörper und Fette.
Für die einzelnen Stoffwechselschritte sind zahlreiche Enzyme notwendig
¾ Glucosehomöostase: konstante Regulierung des Blutzuckerspiegels. Glykogen ist die tierische Form der Stärke und ist asu Hunderten von Glucosemolekülen zusammengesetztes, extrem langkettiges und verzweigtes
Makromolekül. Als Makromolekül zeigt Glykogen (im Gegensatz zu Glucose) kaum osmotische Wirkung. Glykogen ist somit hervorragend als intrazellulare Speicherform von Kohlenhydraten geeignet.
¾ Mit den Fettpolstern hat der Körpre einen Langzeitvorrat mit gutem
Brennwert. Das Fettgewebe baut im Hungerzustand Triglyzeride zu freien
Fettsäuren ab. Die Leber baut dann aus Aminosäuren und Lactat Glucose
neu auf (β-Oxidation). Dabei entstehen Ketosäuren, die das Gehirn ebenfalls (neben Glucose) verstoffwechseln kann.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
14. Hepatitis
¾ Die aus der Nahrung stammenden Eiweiße enthalten nur selten die Aminosäuren in dem Verhältnis, wie sie der Körper benötigt. Die Leber kann
jede benötigte nicht-essentielle Aminosäure selbst herstellen.
- Entgiftung von körpereigenen, sowie von von außen zugeführten schädlichen
Substanzen
¾ Alle Proteine (körpereigene und Nahrungseiweiße) enthalten Stickstoff in
Form von Amino(NH2-Gruppen) in den das Eiweiß aufbauenden Aminosäuren. Beim Abbau von Aminosäuren zu CO2 und H2O entsteht daher
Ammoniak (NH3), welches schon in geringen Konzentrationen das
ZNS lähmen kann und ursächliche Bedeutung bei der Entwicklung
des Leberkomas hat. Zur Ausscheidung wird das Ammoniak daher
in die harmlosere Form „Harnstoff“ umgewandelt. Jedes Harnstoffmolekül kann dabei zwei Ammoniakmoleküle binden. Der entstehende Harnstoff wird an das Blut abgegeben und renal eliminiert.
- Metabolisierung vieler Arzneimittel
- Abbau des Hämoglobins. Hierbei entsteht der Gallenfarbstoff Bilirubin. Bilirubin wird unterschieden in:
¾ Unkonjungiertes (indirektes) Bilirubin: Dieses ist erhöht bei prähepatischem
Ikterus, z.B. hämolytischer Anämie
¾ Konjungiertes (direktes) Bilirubin: Dieses ist erhöht bei hepatischem oder
posthepatischem Ikterus, z.B. Hepatitis, Gallengangsverschluß
- Wichtigstes Organ für den Cholesterinstoffwechsel (Cholinesterase spaltet
Acetylcholin sowie andere Cholinester, wie z.B. Succinylcholin). Aus dem
Cholesterin entstehen in den Leberzellen die primäre Gallensäuren, die über
die Gallengänge der Gallenblase, bzw. dem Zwölffingerdarm abgeleitet werden. Diese werden im Darm zur Resorption von Lipiden benötigt.
- Synthetisierung von Triglyceriden
- Synthese von Plasmaeiweißen
Die Leber produziert Albumin, Gerinnungsfaktoren und andere Plasmaeiweiße und gibt sie ans Blut ab.
14.3 Untersuchungsmethoden
¾ Perkussion (Beklopfen), Palpation (Betasten)
¾ Laborproben
¾ Ultraschalluntersuchungen (Sono)
¾ Laparoskopische Besichtigung
¾ Histologische Untersuchung durch Leberblindpunktion oder laparoskopische
PE
¾ Szintigraphie
¾ CT ohne / mit Kontrastmittel
¾ Kernspintomographie (=Magnetresonanztomographie)
14.4 Krankheitsbegleitende Hepatitis
Hier steht nicht die Hepatitis im Vordergrund, sondern andere Krankheitsbilder
wie Infektionen mit Epstein-Barr-Viren (infektiöse Mononukleose), Zytomegalieviren, Herpes, Röteln, Gelbfieber, Leptospirosen und Mumps.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
14. Hepatitis
14.5 Virushepatitis
Die Virushepatitis ist eine meldepflichtige, akute, ansteckende Lebererkrankung
mit zahlreichen Allgemeinsymptomen. Es sind verschiedene Erreger bekannt,
die ähnliche Krankheitsbilder sind. Die Erregerverteilung ist:
45% Hepatitis-A-Virus
45% Hepatitis-B-Viren
ca 10% Hepatitis-C, D und E-Virus
14.5.1 Hepatitis-A-Virus (HAV)
Es handelt sich um ein RNS-Virus, welches weltweit verbreitet ist. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral durch Schmierinfektion oder durch Verunreinigung
von Trinkwasser und Nahrungsmitteln. In den Industrieländern mit hohem Hygienestandard ist die Durchseuchung der Bevölkerung rückläufig.
Ein Nachweis des Virus könnte elektronenmikroskopisch erfolgen, ist jedoch
nicht praktikabel. Wichtiger ist dagegen der meßbare Anstieg von Antikörpern
im Serum. Im akuten Stadium sind nur IgM-Antikörper nachweisbar. Später
auch IgG.
Verläuft im allgemeinen mild und ohne Komplikationen. Heilt meist innerhalb 4
– 6 Wochen, bisweilen nach 3 Monaten folgenlos ab. In seltenen Fällen bedrohlicher Verlauf mit akuter Leberinsuffizienz und Tod.
14.5.2 Hepatitis-B-Virus (HBV)
Hier handelt es sich um ein DNS-Virus, welches ebenfalls weltweit verbreitet
ist. Die Übertragung erfolgt vorwiegend parenteral, aber auch perinatal und
sexuell, selten auch oral.
Die Struktur ist weitgehend bekannt: Es besteht aus einem Innenkörper (core)
und einer Außenhülle (surface). Nachweis und Verlauf serologischer Marker
dienen der Diagnose und Prognose.
Die Hülle (surface) ist das ist das HBs-Antigen, der Innenkörper (core) das
HBc-Antigen. Ein weiterer Bestandteil ist das HBe-Antigen. Serologisch nachgewiesen werden können HBs- und HBe-Antigen. Das HBc-Antigen kann dagegen nur im Lebergewebe nachgewiesen werden.
Ein wichtiges Enzym des HBV ist die DNS-Polymerase. Der Nachweis dieses
Enzyms im Blutserum deutet deshalb auch darauf hin, daß komplette Viren im
Blut vorhanden sind.
Anti-HBc und Anti-HBs im Blutserum zeigen an, daß die Infektion überwunden
ist. Anti-HBs bleibt sogar über Jahre hinweg im Serum nachweisbar und bedeutet Schutz vor erneuter Infektion.
Die akute HB heilt in etwa 90% der Fälle nach 6 – 12 Wochen aus. In etwa
10% der Fälle Übergang in eine chronische Hepatitis.
14.5.3 Hepatitis-D-Virus (HDV)
Dieser ist wieder ein RNS-Virus, der jedoch defekt ist. Um infektiös zu sein,
muß es jedoch von HBs-Antigenen umhüllt sein. Deshalb entwickelt sich eine
Hepatitis D nur, wenn schon früher einmal eine Hepatitis B durchgemacht
wurde oder parallel besteht. Die Übertragung erfolgt parenteral oder sexuell.
Die Diagnose erfolgt durch Nachweis von Antikörpern gegen Hepatitis-DAntigen im Blut. Bei uns ist dieses Virus selten, dafür aber häufiger in den Mittelmeerländern.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
14. Hepatitis
Bei gleichzeitiger Infektion mit HB kommt es zu einem besonders schweren
Krankheitsverlauf, der relativ oft in eine chronische Hepatitis, aber auch in eine
fulminante Hepatitis übergeht.
14.5.4 Hepatitis-C-Virus (HCV)
Ebenfalls ein RNS-Virus. Etwa 70% der früher als Non-A-Non-B-Hepatitis
werden durch dieses Virus hervorgerufen. Auch die Hepatitis, die durch Bluttransfusionen auftritt, ist großenteils durch HCV ausgelöst. Auch die Hepatitis
nach Bluttransfusionen ist größtenteils durch HCV ausgelöst. Die Infektion mit
diesem Virus wird am Auftreten von Antikörpern im Blut erkannt.
Die Übertragung erfolgt überwiegend parenteral, perinatal, aber auch oral.
Sie ähnelt im Verlauf der HB, doch ist der Ablauf häufig wellenfärmig. Ca. 40 –
50% gehen in ein chronisches Stadium über.
14.5.5 Hepatitis-E-Virus (HEV)
Auch das HEV ist ein RNS-Virus. Es wird ähnlich wie das HAV übertragen.
Ablauf ist der HA ähnlich. Gefährlich ist sie jedoch für Schwangere, da sie in
30% zur Totgeburt führt.
14.6 Pathophysiologie
Die eingedrungenen Viren werden vom Organismus als Antigene erkannt,
worauf er Antikörper bildet. Nachdem die Viren eingedrungenen sind, erreichen sie die Leberparenchymzellen (Hepatozyten) über Blut- oder Lymphwege. In der Abwehrreaktion des Organismus kommt es an den infizierten Leberzellen zu immunologischen Reaktionen, die durch Lymphozyten vermittelt
werden. Dabei werden Leberzellen geschädigt und sterben ab (→ Lebereinzelzellnekrosen). Die wahrscheinlich immunologisch erfolgende Viruselimination führt zu folgenden Diagnoseansätzen:
• Die Zellwand wird undicht (Permeabilitätsstörung), wodurch zellständige
Enzyme die Leberzelle verlassen und über den extrazellulären Saftstrom
ins Blut gelangen. Es handelt sich hierbei z.B. um Transaminasen:
- GOT: Enzym in der Leberzelle
- GPT: Enzym in den Mitochondrien der Leberzellen → weitergehende
Schädigung vorhanden.
• Der Transport des Gallenfarbstoffs Bilirubin ist gestört, wodurch es zur
Gelbsucht (Ikterus) kommt.
• Oft ist auch die Gallensäurenausscheidung aus der Leber behindert. Es
kommt zur Vermehrung der Gallensäure im Blut und zur Anreicherung in
der Haut. Dies wiederrum ruft den Juchreiz hervor.
14.7 Klinik
Das klassische Krankheitsbild ist die akute Hepatitis mit Gelbsucht.
• Präikterisches Prodormalstadium
Die Patienten klagen über uncharakteristische Beschwerden wie Appettitlosigkeit, Übelkeit, Unverträglichkeit von Alkohol, Fett und Nikotin. Die Leistungsfähigkeit ist vermindert und die Patienten klagen über Müdigkeit, Mattigkeit und Konzentrationsschwäche. Weitere Symptome sind Schwindel,
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
14. Hepatitis
Meteorismus, Durchfall und Gelenkschmerzen, gelegentlich auch Juckreiz.
Temperatur zw. 27,5 und 38,5oC.
Die Leber ist druckempfindlich, evtl. etwas vergrößert. Der Harn ist schon
dunkel gefärbt. Im Harn sind Bilirubin und Urobilinkörper vermehrt. Der
Stuhl oftmals lehmfarben. Das Blutbild zeigt eine relative Lymphozytose.
Die Haut gelegentlich Exantheme und Petechien.
• Ikterisches Stadium
Erstes Kennzeichen ist der Sklerenikterus. Bei vielen Patienten bessern
sich zwar die subjektiven Beschwerden, die Leber ist jedoch meist vergrößert und druckschmerzhaft. Gelegentlich besteht eine Milzschwellung. Extrahepatische Symptome können sein: Bradykardie, Oberflächengastritis
und Oligurie, selten eineMyokarditis. Gelegentlich sind im Halsbereich
Lyphknotenschwellungen tastbar.
Im Serum erreicht das Bilirubin bei ikterischer Verlaufsform sein Maximum
innerhalb weiniger Tage. Das Ausmaß der Hyperbilirubinämie schwankt beträchtlich zwischen 2 und 20 mg/dl und mehr. Der Anteil des konjungierten
Bilirubins am Gesamtbilirubin beträgt ca 50%.
Zu Beginn der akuten Hepatitis sind die Blutgerinnungfaktoren wenig verändert, bei schwerem Verlauf vermindern sich jedoch dien in der Leber synthetisierten Gerinnungsfaktoren (Insbesondere Faktor II, V, VII und X). In
der Behandlung ist daher die Kontrolle des Prothrombinwertes ein wichtiger
Parameter zur Verlaufsbeurteilung.
Während die Transaminasen (GPT, GOT) und andere hepatozelluläre Enzyme (γGT, AP→ alkalische Phosphotase, GLDH→ Ammoniakstoffwechsel)
ansteigen, sinkt die Cholinesterase ab. Dieses Enzym wird an den Hepatozyten synthetisiert. Bei Untergang von Hepatozyten, sinkt die Syntheserate,
sodaß die Cholinesteraseaktivität im Serum vermindert ist. Die Konzentration von Eisen imSerum ist erhöht.
• Postikterisches Stadium (Reparationsphase)
Die Gelbsucht ist abgeklungen, Leber und Milz sind aber noch tastbar,
wenn auch weniger schmerzhaft. Die pathologischen Laborwerte sind rückläufig.
14.8 Besondere Verlaufsformen:
• anikterische Hepatitis
Es bildet sich kein Ikterus aus. Die Beschwerden gleichen der ikterischen
Verlaufsform. Auch steigen die Transaminasen an. Sie kann auch in ein
chronisches Stadium übergehen.
• prolongierter Verlauf
Wenn im Ablauf einer akuten Hepatitis die Leberfunktionsproben nach drei
Monaten sich nicht wieder normalisiert haben, spricht man von einem verzögerten Ablauf. Meistens Ausheilung in den folgenden Wochen.
• cholestatische Hepatitis
Hat ebenfalls häufig einen verzögerten Ablauf, jedoch mit starkem Ikterus
und Bilirubinwerten zwischen 15 und 30 mg/dl. Dabei ist die AP besonders
stark erhöht. Durch die Ablagerung der Gallensäuren in der Haut klagen die
Kranken über starken Juckreiz.
• Subakute Hepatitis
Schwere Verlaufsform mit Ausbildung von Aszites, Leberinsuffizienz und
schließlich tödlichem Ausgang
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
14. Hepatitis
• Fulminante Hepatitis
Seltene Form, bei der es innerhalb weniger Tage zur Leberinsuffizienz und
zum Leberkoma kommt. Etwa 80% versterben.
• Hepatitis und Schwangerschaft
Nach derzeitiger Kenntnis führt Hepatitis nicht zu Mißbildungen, kann aber
zur prä-, intra oder postpartalen Infektion des Kindes führen.
HAV: innerhalb und außerhalb der Schwangerschaft gleicher Verlauf. Keine Übertragung auf das Kind
HBV: innerhalb und außerhalb der Schwangerschaft gleicher Verlauf. Häufig Übertragung, meist perinatal, selten intrauterin und postnatal.
HDV: Wie HB. Immunisierung gegen HB wirkt auch gegen HD
HCV: Perinatale Übertragung möglich;
HEV: Während Schwangerschaft oft gefährlicher Verlauf mit Übergang in
eine fulminante Hepatitis. Hohe Letalität.
14.9 Therapie
Bettruhe, Infusionstherapie, leicht verdauliche Kost, Alkoholverbot.
Eine spezifische Pharmakotherapie gibt es derzeit noch nicht und besteht in
erster Linie aus Substitutionstherapie infolge Erbrechen und starker Inappetenz. Falls erforderlich leichte Sedativa. Bei starkem Juckreiz vermindert man
den Gallesäurepool durch Colestyramin.
Labortechnische Kontrolle des Prothrombinwertes; evtl. Gabe von Vit-K oral.
Auch Interferon und Ribavirin.
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Stichwortverzeichnis
#
β-Lactam-Antibiotika
Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme und
Monobactame 47
β-Lactamasefeste Penicilline: Durch Kombination
mit β-Lactamasehemmstoff Tazobctam 48
A
Abszeß (lat. abscessus Eitergeschwür) m: (engl.)
abscess; Ansammlung von Eiter* in einem nicht
vorgebildeten, sondern durch
Gewebeeinschmelzung (Verflüssigung einer
Nekrose) entstandenen, allseitig
abgeschlossenen Gewebehohlraum; wird später
oft von einer bindegewebigen Abszeßmembran
umgeben; Err.: meist Staphylo- u. Streptokokken,
Escherichia coli, häufig Mischinfektion; Lok.:
meist Körperoberfläche, selten intrakorporal;
Sympt.: typ. Entzündungszeichen, Fluktuation,
pulssynchroner Klopfschmerz; Ther.: ovaläre
Exzision, Entfernung der Abszeßmembran,
Antiseptika, tägl. Wundspülung u.
Verbandwechsel; ggf. Inzision mit Gegeninzision
u. Drainage; DD: tuberkulöser, sog. kalter A.
(ohne Rötung u. lokale Überwärmung), infizierte
Zysten, erweichende Tumoren. Im klin.
Sprachgebrauch werden häufig auch
abgekapselte Empyeme als A. (z.B.
subphrenischer Abszeß*, Douglas*-Abszeß)
bezeichnet. Vgl. Senkungsabszeß, Empyem,
Phlegmone. 11
Adenoviren 81
Aeromonas hydrophila 19
Aflatoxine
Mykotoxin, das von Schimmelpilzen produziert
wird. Sie führen zu Vergiftungserscheinungen
mit Läsionen in Leber, Gallengängen, Nieren,
mit ZNS-Schäden und anderen Reaktionen.
Darüberhinaus karzinogene Wirkung 44
Aflatoxine: von Aspergillus-Pilzgattungen (insbes.
Aspergillus flavus, Aspergillus parasiticus)
gebildete, in höheren Dosen (tierexperimentell)
letal, in geringeren Dosen karzinogen wirkende
Mykotoxine* (chem. Cumarinderivate); v.a.
befallene Lebensmittel sind Nüsse, Getreide,
Mandeln, Kokosraspeln, Kastanien, geräucherte
Schinken u. daraus hergestellte Erzeugnisse;
durch Befall v. Futtermitteln können A. z.B. in
Milch u. Milchprodukte gelangen. In
Nahrungsmitteln enthaltene A. sind für den
Verbraucher häufig nicht feststellbar. A. sind
außerdem sehr hitzeresistent. In der
Aflatoxinverordnung vom 1.3.1977 sind zulässige
Höchstmengen für best. Produkte festgelegt. Vgl.
Leberzellkarzinom, primäres. 44
Aktinomyzeten = Bakterien mit pilzähnlichem
Wachstum 35
Alopezie = Kahlheit aufgrund eines vermehrten
Haarausfalls. 70
Alphaviren 82
Aminoglykoside
Reserveantibiotika 51
Amöbenruhr
ulzerierende Darmerkrankung 61
Amyloidose = bindegewebige u. perivaskuläre
Ablagerung von fibrillären Proteinen (Amyloid) u.
nachfolgende Störung des Stoffaustauschs an
einer oder mehreren Körperstellen; betroffene
Organe sind vergrößert, konsistenzvermehrt, hart
und im Autopsiematerial speckig-glänzend. Bei
Befall von Organen (Leber, Herz, Niere,
Knochenmark, Magen-Darm-Trakt, Atemwege u.
Lunge, Haut) resultiert Insuffizienz und ggf.
Funktionsverlust, am peripheren Nervensystem
kommt es zu Ausfällen (Polyneuropathien); Befall
ligamentärer Strukturen führt zu Kompressionen
(z.B. Karpaltunnelsyndrom), an Gelenken zu
arthritischen Bildern. 34
Aneurysma = umschriebene Ausweitung eines
arteriellen Blutgefäßes 38
Anopheles-Mücke
Überträger der Malaria 63
Anthropologie: allg. Bez. für die Wissenschaft vom
Menschen; je nach Berücksichtigung best.
Gesichtspunkte läßt sich eine philosophische von
einer natur- u. sozialwissenschaftl. A.
unterscheiden. 40
Anthropozoonosen
Infektionen, die vom Tier auf den Menschen od.
umgekehrt übertragbar sind 39
Antibiose 46
Antikörper 3
Antikörper (Immunglobuline) sind Proteine, die
spezifisch Antigene durch eine chemische
Bindung neutralisieren. Es gibt fünf verschiedene
Klassen 2
Antimykotische Substanzen 53
Antivirale Chemotherapie 74
Aplasie = vorhandene Gewebe- oder Organanlage
mit ausgebliebener Entwicklung 81
Arthropoden: Gliederfüßer; wechselwarme
Bewohner von Land u. Wasser, v.a. warmer u.
feuchter Regionen; formenreichster Tierstamm;
bilateral-symmetr., segmentäre Körper;
Gliedmaßen mit Gelenken, Außenskelett aus
Chitin; keine echte Leibeshöhle, kein
geschlossenes Blutgefäßsystem; Atmung über
Körperoberfläche, Kiemen bzw. Tracheen u.
Stigmen 40
artifiziell = künstlich, künstlich entstanden 63
Ascaris lumbricoides = Spulwurm 67
Aspergillose: syn. Aspergillus-Mykose;
opportunistische Inf. des stark
abwehrgeschwächten Organismus, meist durch
Aspergillus* fumigatus; am häufigsten Befall der
Lunge, des ZNS od. Magen-Darm-Trakts,
seltener von Herz, Leber u. Haut; bei nicht
rechtzeitiger Diagnose u. Ther. Sepsis* mit
letalem Ausgang möglich. 44
Aspergillus fumigatus ist ein ubiquitär verbreiteter,
hyphenbildender Fadenpilz. KB
Aspergillose 44
Ataxie = Störung der Koordination von
Bewegungsabläufen 71
attenuiert = abgeschwächt 84
Australia-Antigen
HBsAG, Hepatitis-B-surface-Antigen. Antigen auf
der äußeren Hülle des Hepatitis-B-Virus 80
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Stichwortverzeichnis
B
Bacillus anthracis
Erreger des Milzbrandes 27
Bacteroides 25
Bakterien 5
Bakterien, gramnegativ mit Spiralform 37
Bakterientoxine 7
Balanitis = Entzündung der Glans Penis, meist mit
Beteiligung der Vorhaut 43
Beulenpest
Erreger sind Yersinia pestis 23
Bilharziose = Schistosomiasis 65
B-Lymphozyten 2
Bordatella pertussis
Err des Keuchhusten 20
Borrelien
epidemisches / endemisches Rückfallfieber 39
Botulismus
Erreger ist das Toxin des Clostridium botulinum
28
brucella abortus
vom Rind übertragen 17
brucella melitensis
Erreger des Maltafiebers 17
bulbär = bilaterale Schädigung motorischer
Hirnnervenkerne in der Medula oblongata 90
C
Campylobacter 37
Candida albicans ist ein dimorpher Pilz. Beim
Menschen zählt er zur normalen Flora von Haut
und Schleimhäute 43
Cephalosporine
Eng mit Penicilline verwandt und auch
inaktivierbar durch β-Lactamase 48
Cestoden 66
Chagas-Krankheit = Mittel- und Südamerika
vorkomment, Err
Trypanosoma cruzi
Raubwanzen 60
Chloramphenicol
bakteriostatisch auf grampositive und –negative
Erreger inkl. Salmonellen,
Rickettsien,Chlamydien, Mykoplasmen und
Leptospiren 49
Cholera 19
Ciliata 64
Clamydien 41
Clostridium = obligat anaerobes, sproenbildendes
Stäbchenbakterium 28
Clostridium botulinum
dessen Toxin löst Botulismus aus 28
Clostridium difficile
Erreger einer pseudomembranösen Kolitis 29
Clostridium perfringens
Erreger des Gasbrandes 29
Clostridium tetani = Toxin löst den Wundstarrkrampf
aus 28
CMV = Zytomegalievirus 78
Coombs-Test = Antiglobulintest (; ) m: (engl.) Test
nach Coombs, Mourant u. Race,
Antihumanglobulin-Test, AHG-Test; serol.
Nachweis inkompletter, gegen menschl.
Erythrozyten gerichteter Antikörper (inkomplette
Hämagglutinine) mit Hilfe von Antiglobulinen, die
gegen die beteiligten Antikörper gerichtet sind;
als direkter A. durch Agglutination von
Patientenerythrozyten nach Zusatz von
Antiglobulinen als Nachw. von bereits an die
Erythrozytenoberfläche gebundenen Antikörpern
(z.B. bei hämolytischer Anämie, Morbus
haemolyticus neonatorum); als indirekter A. unter
Verw. von zunächst mit Patientenserum
inkubierten Testerythrozyten zum Nachw.
zirkulierender Antikörper (z.B. bei einer Rhsensibilisierten Mutter). 17
Corynebacterium diphteriae
typisch sind die Polkörperchen. Diphterieerreger
30
Coxiellen 40
Coxsackie-Viren 90
Creutzfeld-Jakob-Erkrankung 92
Cryptococcus neoformans = hefeartiger Pilz, von
Polysaccharidkapsel umgeben 44
Cryptosporidium 62
D
Dengue-Virus 82
Dermatophyten
Ursache für Haut- und Haarmykosen (Fußpilz
und Favus) 44
diaplazentar (Dia-*; Plazenta*): (engl.)
transplacental; durch die Plazentaschranke*
hindurch, auf dem Weg über die Plazenta*. 38
Diathese
Bereitschaft des Körpers zu best. Krankheiten 39
Exanthem (gr. avv aufblühen) n: (engl.) exanthema;
entzündl. Hautveränderung auf großen Bereichen
der äußeren Haut mit einem best. zeitl. Ablauf
(Beginn, Höhepunkt, Ende), währenddessen
versch. Effloreszenzen* hervortreten können 37
Disease = Krankheit 79
dorsalis = zum Rücken gehörig 38
Dunkelfelduntersuchung: (engl.) dark-field
examination; mikroskop. Untersuchung bei
vollständiger Abblendung des von unten
eintretenden Lichtkegels (nur bei schwacher
Vergrößerung möglich) od. bei nur zentraler
Abblendung u. kräftiger seitl. Beleuchtung durch
Spiegelkondensor; bes. zum Nachweis von
Treponema* pallidum. 39
Dyspepsie (; -pepsie*) f: (engl.) dyspepsia; (päd.)
veraltete Bez. für die leichte Verlaufsform einer
akuten, nicht org. bedingten Ernährungsstörung
im Kindesalter (vgl. Ernährungsstörung des
Säuglings) mit fließendem Übergang in eine
schwere Verlaufsform (sog. Säuglingstoxikose*);
Urs.: am häufigsten infektiöse Gastroenteritis*
durch versch. Viren (v.a. Rotaviren u.
Adenoviren), Staphylokokken, Escherichia coli.
24
E
E. coli = Escherichia coli 24
Echinococcus 66
ELISA = Enzyme-linked-Immuno-Sorbent-assay 4
Empyem (gr. µúnµa Eiterherd) n: (engl.) empyema;
Eiteransammlung in einer präformierten
Körperhöhle durch direkte od. fortgeleitete
Infektion, z.B. als Gallenblasenempyem,
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Stichwortverzeichnis
Gelenkempyem; Ther.: op. Eröffnung, Drainage,
Spülungen, Antibiotika. Vgl. Abszeß. 11
endemisch = ständiges Vorkommen einer
Erkrankung in einem begrenzten Gebiet 39
Enterobacter
häufiger Erreger von Harnwegsinfekten 24
Enterobakterien 21
Enterobius vermicularis = Madenwurm 67
Eosinophilie
Vermehrung der Eosinophilen im Blut, oft bei
parasitären Erkrankungen insbes. bei
Trichinose, aber auch bei anderen
Wurmerkrankungen (durch Askariden,
Echinokokken, Ankylostoma duodenale u.a.) u.
allerg. Reaktionen (Urtikaria, Asthma
bronchiale, Arzneimittelexanthem usw.) 68
epidemisch = stark gehäuftes, örtlich und zeitlich
begrenztes Vorkommen eines Erregers 39
Epstein-Barr-Virus = Mononukleose, Pfeiffersches
Drüsenfieber 79
Orientbeule = kutane Leishmaniose
Leishmania tropica 61
Erysipeloid = Rotlauf: (engl.) swine erysipelas; syn.
Schweinerotlauf, (Erysipelas suum); hauptsächl.
bei Arbeitern in Fleisch-, Geflügel- u.
Fischbetrieben vorkommende Inf. durch
Erysipelothrix rhusiopathiae im Anschluß an
kleine Verletzungen (fast immer Hände od.
Unterarme); enterale Inf. ist möglich. Sympt.:
deutlich abgegrenzte, juckende, bläulichrote,
lokale Schwellungen mit Begleitlymphangitis bzw.
Lymphadenitis; Generalisation (Sepsis,
Endokarditis) u. chron. Verlaufsformen selten;
DD: Erysipel. 35
Erythem (gr. rúnµa Röte, Errötung) n: (engl.)
erythema; entzündl. Rötung der Haut, bedingt
durch Hyperämie. 39
Eukaryonten 5
Exanthema subitum
Err. HHV-6 79
F
fakultativ (lat. facultas Möglichkeit): (engl.)
facultative; freiwillig, gelegentlich; nach Belieben;
Ggs. obligat. 21
Filarien
fadenförmige Nematoden 68
Flagellata = Geißeltierchen 59
Flaviviridae 82
Flucytosin
bei Pilzinfektionen 53
Fluorchinolone 52
Flußblindheit
Erblindung aufgrund Onchozerkose 69
Francisella tularensis 20
FSME-Virus 83
fulminant = plötzlich 80
Fusobacterium 25
G
Ganglion
Nervenknoten; im Verlauf peripherer Nerven
eingeschaltete Anhäufung von Ganglienzellen,
die zu einer Verdickung des Nervs führt, von
Bindegewebekapsel umgeben 76
Gardernella vaginalis 21
Gasbrand 29
Gelbfieber-Virus 83
Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom 92
GGT = γGT = Gammaglutamyltransferase: auch
Gammaglutamyltranspeptidase (Abk. GGTP);
Enzym, das Glutamylreste von Glutathion auf
Aminosäuren u. Peptide überträgt; Vork.: v.a. in
Niere, Leber (insbes. in den intrahepat.
Gallenwegepithelien), Pankreas, Milz, Dünndarm;
erhöhte Werte bei Erkr. der Leber u. Gallenwege
(z.B. Cholestase, Fettleber, Tumoren,
medikamenten- u. alkoholbedingt). 80
Giardia lamblia 59
Giemsa-Färbung: histol. Kontrastfärbung; nach
dreiminütiger Fixierung des Präparats mit
Methylalkohol Übergießen mit Giemsa-Lösung
(Azur-Eosin-Lösung, 1-2 Tropfen der Lösung auf
1ml gepuffertes Wasser, pH 6,8-7,2); 20-25 Min.
färben, dann kräftig mit Aqua dest. abspülen u.
trocknen lassen. 40
Gingivostomatitis
Mundfäule, Entzündung der Mundschleimhaut 76
Glykopeptite
Reservetherapeutika bei schweren
Staphylokokken- und Enterokokkeninfektionen
48
Gonorrhö 10
GOT = für Glutamat-Oxalacetat-Transaminase,
neue Bezeichnung: Aspartataminotransferase:
Abk. AST, ASAT; Enzym, das die Übertragung
von Aminogruppen von Aspartat auf Ketosäuren
und die Bildung von Oxalacetat u. L-Glutamat
katalysiert; Vorkommen: in Leber, Herz,
Skelettmuskel, Niere, Gehirn (Isoenzyme);
erhöhte Werte u.a. bei Lebererkrankungen,
Herzmuskelschädigung. 80
GPT = Glutamat-Pyruvat-Transaminase, neue
Bezeichnung: Alaninaminotransferase; syn.
Alanintransaminase; Enzym, das die
Umwandlung von L-Glutamat u. Pyruvat zu LAlanin u. Alphaketoglutarat reversibel katalysiert;
Vork. v.a. in der Leber; erhöhte Werte im Serum
bei Lebererkrankungen u. Cholestase. 80
Gram-Test 6
Granulozyten
Fraktion der Leukozyten 2
Grey-Syndrom: Vergiftung mit Chloramphenicol* bei
Früh- u. Neugeborenen, die aufgrund der physiol.
Unreife ihrer Enzymsysteme noch nicht zur
Entgiftung mittels Glukuronsäurekonjugation in
der Lage sind; die Ausscheidung erfolgt nur sehr
langsam über die Nieren, wodurch es zur
Kumulation von Chloramphenicol im Organismus
kommt. Sympt.: grau-blasse Zyanose,
aufgetriebener Leib, Hyperammonämie; u.U.
tödlich verlaufendes Herz-Kreislauf-Versagen. 49
Gumma (lat. cummi Gummi) n: syn. Syphilom,
Gummigeschwulst, -knoten; bei der Spätsyphilis
(s. Syphilis) auftretendes derb-elastisches, kaum
schmerzhaftes Granulom. 38
Gürtelrose = Zoster 76
Gyrase ist ein Enzym, welches Bakterienerbgut
aufspiralisiert, nachdem sich das Bakterium
geteilt hat 52
Gyrasehemmer = Chinolone 52
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Stichwortverzeichnis
H
HAART = HochAktive AntiRetrovirale Therapie 105
Haemophilus ducreyi
Erreger des Ulcus molle (weicher Schanker) 18
Haemophilus influenza 18
Hakenwurm 68
Hämolyse ist die Eigenschaft, Hämoglobin zu
zerstören 11
Hantavirus 85
Hefen 43
Heliobacter 37
Hepatitis B 80
Hepatitis D 80
Hepatitis-A 91
Hepatitis-C-Virus 83
Hepatitis-E 91
Herpes-simplex-Virus 76
Herxheimer Reaktion → Jarisch-HerxheimerReaktion 39
HHV-6 = Humanes Herpes-Virus 79
HTLV-1 88
Humanes Herpes-Virus 79
Hyaluronidase (INN) f: lysosomales Enzym
(Glykosidase), das die hydrolyt. Spaltung
glykosid. Bindungen in Hyaluronsäure u.
Chondroitinsulfaten katalysiert (führt zus. mit
anderen Glykosidasen* u. Sulfatasen zur
Depolymerisation); Vork. in vielen Geweben;
ermöglicht z.B. das Eindringen der Spermien in
die Eizelle u. erhöht die Gefäß- u.
Bindegewebepermeabilität bei Entzündungen;
therap. Verw. als Zusatz zu Infusions- u.
Injektionslösungen (Förderung der lokalen
Ausbreitung u. Resorption). 12
Hybridisierung: Methode zur Veränderung des
genetischen Materials eines Organismus; 1. in
der klass. Genetik i.S. von geschlechtl. Paarung
od. künstl. Befruchtung (Kreuzung); 2. in der
Gentechnologie benutztes Verfahren zur
Klonierung von Genen. 75
Hyperplasie = Vergrößerung eines Gewebes oder
Organes durch Zunahme der Zellzahl bei
unveränderter Zellgröße z.B. durch vermehrte
funtionelle Belastung oder hormonelle
Stimmulation 44
Hypertrophie = Vergrößerung von Geweben oder
Organen durch Zunahme des Zellvolumens bei
gleichbleibender Zellzahl durch physiol.
funktionelle Mehrbelastung oder path.
Überlastung 44
Hypnozoit = einkernige, exoerythrozytäre
Entwicklungsform der Plasmodien in
Leberparenchymzellen 70
I
Ikosaeder = Zwanzigflächner 81
Imidazol: vom I. leiten sich das Histidin* u.
Histamin* ab; Grundstruktur für versch.
Chemotherapeutika.) 44
Imidazolderivate npl: Chemotherapeutika, die von
Imidazol abgeleitet sind u. gegen Protozoen (z.B.
Metronidazol), Helminthen (z.B. Mebendazol,
Albendazol), Pilze (z.B. Miconazol, Ketoconazol)
od. anaerobe Bakterien (z.B. Metronidazol)
wirksam sind. 44
Immunfluoreszenztest: Abk. IFT; immun. Methode
zum mikroskop. Nachweis von Antigenen od.
Antikörpern in histol. od. zytol. Präparaten (z.B.
Erregerantigene), zur Differenzierung von Zellen
(z.B. Tumorzellen) u. versch. Gruppen von
Immunglobulinen, in der immun. Diagn. von
Autoimmunkrankheiten 75
Immunofluoreszenztest 4
Immunofluoreszenztest (; Fluoreszenz*) m: (engl.)
immunofluorescence test; Abk. IFT; immun.
Methode zum mikroskop. Nachweis von
Antigenen od. Antikörpern in histol. od. zytol.
Präparaten (z.B. Erregerantigene), zur
Differenzierung von Zellen (z.B. Tumorzellen) u.
versch. Gruppen von Immunglobulinen, in der
immun. Diagn. von Autoimmunkrankheiten;
Prinzip 39
Immuntests, serologische 4
Impetigo (lat. Hautausschlag) f: Eiterflechte,
Grindflechte; Bez. für eine nichtfollikuläre,
oberflächliche Pyodermie mit Blasenbildung; vgl.
Erysipel. 11
inapparent (In-*; lat. apparere erscheinen, sichtbar
werden): symptomlos, symptomarm 34
Indolenz (lat. indolentia) f: (engl.) indolence;
Schmerzlosigkeit, Gleichgültigkeit. 38
infaust = aussichtslos 84
Influenzavirus 84
interstitiell = im Zwischengewebe liegend 45
Interstitium
Zwischenraum 45
Isospora belli
Erreger der Kokzidiose 62
K
Kalar-Azar = schwarze Krankheit, Err
Leishmania donovani
wibliche Sandmücken 61
Kaposi-Sarkom: meist symmetrische, anfangs v.a.
an den unteren Extremitäten auftretende,
bräunlich-livide, noduläre bis plaqueartige
Effloreszenzen im Bereich der Haut u. des
subkutanen Bindegewebes; später Beteiligung
von Schleimhäuten u. inneren Organen (Leber,
Milz, Knochen, Gehirn u.a.); (histol.)
Gefäßneubildungen u. Proliferation spindeliger
Zellen 89
KBR = Komplementbindungsreaktion 4
Keratin: Hornstoff; schwefelreiches Strukturprotein
von großer Festigkeit, das in Haaren, Nägeln u.
oberster Hautschicht vorkommt 44
Ketolide 50
Keuchhusten → bordatella pertussis 20
kissing disease → Epstein-Barr-Virus 79
Klebsiella = häufiger Erreger von
Hospitalinfektionen (Pneumonie, Meningitis,
Mastoiditis, Wundinfektionen 23
Koagulase = Exoenzym des Staph aureus, welches
Plasma koaguliert, zu Fibrinablagerungen auf der
Bakterienoberfläche führt und so die
Phagozytose behindert. 11
Kohortenstudie
epidemiol. Studie, bei der die untersuchte
Bevölkerungsgruppe durch ein gemeinsames
Merkmal, z. B. eine best. Alters- od.
Berufsgruppe, gekennzeichnet ist. 89
Kokken, gramnegativ 10
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Stichwortverzeichnis
Kokken, grampositiv 11
Kokzidiose = Durchfallerkrankungen bei
immunsupprimierten Personen durch Isospora
belli 62
Kommensalismus (lat. commensalis Tischgenosse)
m: (engl.) commensalism; Zusammenleben
zweier Lebewesen ohne gegenseitigen Nutzen
od. Schaden; vgl. Symbiose, Parasiten. 5
Kompartiment (ital. compartimento Abteilung) n:
(engl.) compartment; Inhaltsraum; ein durch
seinen Inhalt definierter Raum; 1. (biol.) geometr.
umschriebene Abteilung innerh. einer Zelle*, die
strukturell v.a. durch Membranen gegen den
übrigen Zellraum abgegrenzt ist u. die Enzyme u.
Reaktionspartner für einen best. biochem. Prozeß
enthält; funktionell bestehen Verbindungen mit
angrenzenden Kompartimenten bzw. solchen, in
denen ähnliche biochem. Prozesse ablaufen.
Durch Kompartimentierung der Zelle können die
spezif. Stoffwechselvorgänge im Zytoplasma*
ohne wechselseitige Störungen koordiniert
nebeneinander ablaufen. Vgl. Zellorganellen,
Zytosomen. 2. (anat.) durch best. Strukturen bzw.
Organe des Körpers begrenzter, weitgehend
allseits abgeschlossener Raum, z.B. GefäßNerven-Kanal, durch Faszien umschlossene
Muskelgruppe (Muskelloge); vgl.
Kompartmentsyndrom; 3. (physiol.) i.e.S. einer
der versch. Flüssigkeitsräume innerh. des
Körpers (s. Flüssigkeitskompartimente); i.w.S.
auch (patho-)physiol. u. pharmak. wichtige K. wie
Fett- u. Knochengewebe (Speicherräume); 4.
(pharmak.) ein Teil des gesamten
Verteilungsraums einer in den Organismus
eingebrachten Substanz (Pharmakon,
Radionuklid), in dem sich diese homogen verteilt
u. gleichen biokinet. Gesetzen unterliegt; mit
Ausnahme des Blutgefäßsystems, dessen
räumliche Ausdehnung (Volumen) relativ genau
erfaßbar ist, handelt es sich um einen fiktiven
Raum i.S. eines hypothet. Volumenbereichs, der
sich je nach betrachteter Substanz aus versch.
Körperflüssigkeiten bzw. -geweben
zusammensetzen kann. Zur annähernd quant.
Erfassung pharmako- bzw. tracerkinetischer
Prozesse in biol. Systemen wurden versch.
Kompartimentmodelle (s. Abb.) entwickelt, die
eine grobe physiol. Näherung unter
Vereinfachung der tatsächl. Gegebenheiten
darstellen (Ein-, Zwei- u.
Mehrfachkompartimentmodelle). In diesem Sinn
entspricht der menschl. Körper einem
Multikompartimentmodell. 5
kompetitiv = auf Wettbewerb beruhend 46
Komplementbindungsreaktion 4
Abk. KBR; serol. Methode zum Nachweis von
Antikörpern u. Antigenen (z.B. von Viren mit
Hilfe spezif. Antiseren); Prinzip:
Immunkomplexe binden Komplement, wenn an
der Antigen-Antikörper-Reaktion
Immunglobuline der Klasse IgG u. IgM beteiligt
sind. Der Komplementverbrauch kann mit Hilfe
eines standardisierten sog. hämolytischen
Systems (mit Anti-Erythrozyten-Antikörpern
beladene Erythrozyten) nachgewiesen u. durch
Vergleich mit Seren bekannter
Komplementaktivität (inaktivierte Seren, denen
Komplement zugefügt wurde) quantitativ
bestimmt werden; erfolgt keine Antigen-
Antikörper-Reaktion im Testsystem, so werden
die später hinzugefügten Testerythrozyten
unter dem Einfluß des noch unverbrauchten
Komplements lysiert (negative KBR), bei
Komplementverbrauch inf. Antigen-AntikörperReaktion erfolgt keine bzw. eine
abgeschwächte Hämolyse (positive KBR). 17
Koplik-Flecke: kleine weißliche Stippchen der
Wangenschleimhaut mit leicht gerötetem Hof in
Höhe der oberen u. unteren Backenzähne im
Prodromalstadium von Masern; bilden sich nach
2-3 Tagen zurück. 84
HIV = Human Immunodeficiency Virus
AIDS 88
Kriebelmücke
Überträger von Oncherca volvulus, dem Erreger
der Onchozerkose 69
Krim-Kongo-Fieber-Virus 87
Krupp (frz. croup) m: (engl.) croup; auch Croup;
bes. bei Säuglingen u. Kleinkindern auftretende
Obstruktion der Atemwege im Bereich des
Kehlkopfes mit inspirator. Dyspnoe; Formen: 1.
echter K.: spez. Kehlkopfentzündung i.R. einer
Diphtherie; charakteristisch sind Bildung einer
Pseudomembran u. Aphonie; 2. andere
Kruppsyndrome; s. Pseudokrupp. 30
Kuru 92
L
Lactobacillus
Döderlein Bakterien 30
Lamblia intestinalis = Giardia lamblia 59
latent (lat. latens): verborgen, versteckt, gebunden,
ohne Symptome verlaufend. 38
Legionellen
Erreger der Legionärskrankheit 18
Leishmania 61
Lepra = (Aussatz) durch Mycobacterium leprae
verursachte Infektionskrankheit der Haut mit
Neigung zu trophischen u. sensiblen Störungen,
Lähmungen u. Verstümmelungen 33
Leptospira
Erreger der Leptospirose 39
Leukopenie = Absinken der Leukozytenzahl auf
unter 5.000 je mm3 47
Leukozidin (; -zid*) n: (engl.) leukocidin; von
pathogenen Staphylokokken (Staphylococcus
aureus) gebildetes Exotoxin mit
membranschädigender Wirkung auf Leukozyten
11
Leukozyten: Sammelbegriff für alle weißen
Blutkörperchen (Granulozyten, Monozyten,
Lymphozyten). 2
Listerien
Listeriose 34
Lues = Syphilis 38
Lyme-Borreliose = Erreger ist B. burgdorferi 39
Lymphadenitis = Lymphknotenentzündung 23
Lymphogranuloma venereum 42
Lymphozyten 2
M
Makrolide
bakteriostatisch gen grampositive Balteroem. 50
Makrophagen 2
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Stichwortverzeichnis
Malaria quartana
Err Plasmodium malariae; Fieberanfall alle 72
Std. 63
Malaria tertiana
Err Plasmodium ovale und vivax; Fieberanfall alle
48 Std. 63
Malaria tropica
Err. Plasmodium falciparum; gefährlichste Form,
unregelmäßiger Fieberverlauf 63
Masern 84
Mebendazol 71
Meningokokkenmeningitis 10
Mesaortitis luica = Wandnekrosen im Bereich der
Adventitia u. Media mit Zerstörung der glatten
Muskel- und der elastischen Fasern 38
Microspora 64
mikroaerophil
Bez. für eine Eigenschaft von Mikroorganismen,
die nur dann optimal wachsen, wenn der O2Gehalt reduziert u. der CO2-Gehalt auf 5-10%
erhöht ist (z.B. Gonokokken, Meningokokken,
Brucellen, Listerien); i.e.S. von
Mikroorganismen, die O2-bedürftig sind,
allerdings bei herabgesetztem Partialdruck.
Vgl. Aerobier, Anaerobier. 37
Miliartuberkulose (-osis); generalisierte
Tuberkulose, die durch hämatogene od.
lymphogene Dissemination meist unmittelbar
nach Bildung des Primärkomplexes (sog.
subprimäre M.) od. im späteren Verlauf (sog.
postprimäre M.) entsteht; 33
Milzbrand
Erreger ist Bacillus anthracis 27
monoklonal = von einer Zelle ausgehend 81
Mononukleose = Epstein-Barr-Virus = Pfeiffersches
Drüsenfieber 79
Monozyten 2
Mumpsvirus
parotitis epidemica 83
Murein (lat. murus Mauer) n: syn. Peptidoglykan;
Heteropolymer aus -1,4-glykosidisch verknüpften
Dimeren aus N-Acetylglucosamin u. NAcetylmuraminsäure, die über Peptidbrücken
miteinander verknüpft sind u. in Form eines netzbzw. sackförmigen Riesenmoleküls die innerste
Schicht der Zellwand von Bakterien bilden. Das
Mureinnetz gramnegativer Bakterien ist
einschichtig, das Netz grampositiver dagegen
besteht aus mehreren Schichten. Durch
Lysozym* u. bakt. Muroendopeptidasen wird M.
spezif. gespalten. Die bakterizide Wirkung der
Betalaktam*-Antibiotika auf wachsende Bakt.
beruht auf einer Hemmung der
Mureinbiosynthese. 5
Mycobakterien 30
Mycosis fungoides
vorwiegend nach dem 4. Lebensjahrzehnt v.a. bei
Männern auftretendes kutanes T-ZellLymphom unbekannter Ätiologie mit chronischprogressivem Verlauf und langfristig meist
infauster Prognose 88
N
Neisseria gonorrhoeae = Gonokokken 10
Neisseria meningitidis = Meningokokken 10
Nematoden = Fadenwürmer 67
Neoplasma = Neubildung von Gewebe, welches im
Gegensatz zu Hypeplasie und Hypertrophie auf
einer Störung oder dem Verlust der
Waxhstumsregulation beruht 44
Nitroimidazol
Synthetisches Antibiotika, welches DNA zerstört
und DNA-Synthese blockiert 52
Nocardia asteroides 36
O
obligat = Ggs von fakultativ 21
Onchozerkose
übertragen von der Kriebelmücke, Err.
Onchocerca volvulus 69
onkogen = geschwulsterzeugend; Eigenschaft biol.,
chem. u. physik. Faktoren, die über ganz
unterschiedl. Mechanismen normale Zellen zur
malignen Transformation veranlassen 88
Onychia = Entzündung des Nagelbettes 43
Oophritis = Eierstockentzündung 84
Opportunistische Erreger 93
Ornithose:; durch Vögel übertragene bakt.
Infektionskrankheit, wird bei Inf. durch Papageien
als Psittakose (sog. Papageienkrankheit)
bezeichnet; schwere fieberhafte, grippeartige
Allgemeinerkrankung (anzeigepflichtig) mit
vorwiegender Beteiligung der Lungen
(Bronchopneumonie) 41
Orphan = Waise 90
Orthomyxoviridae 84
Ototoxizität: Bez. für die zu einer (evtl. irreversiblen)
Schädigung des VIII. Hirnnerven, von Gehör u.
Vestibularapparat führende tox. Wirkung versch.
Substanzen 48
Ov-: auch Ovo-; Wortteil mit der Bedeutung 1. Ei;
von lat. ovum; 2. kleines Ei, Eizelle; von lat.
ovulum. 41
P
Papel (lat. papula Bläschen) f: (engl.) papule; über
dem Hautniveau liegendes, bis erbsgroßes
Knötchen; Primäreffloreszenz (s. Effloreszenzen);
man unterscheidet
epidermale P. (Vermehrung der Epidermiszellen,
z.B. Viruswarze), kutane P. (Zellvermehrung im
Korium, z.B. bei sekundärer Syphilis),
epidermokutane P. (z.B. Lichen ruber).
Herdförmige Konfluierung von Papeln nennt
man Plaque. 38
Papillomavirus = Warzenvirus 81
Papovaviridae 81
Parainfluenza-Virus
Pseudokrupp 83
Paralyse = vollständige Lähmung 38
Paramyxoviridae 83
Parasitismus
Leben auf Kosten und zum Schaden eines
anderen 59
Paronchia = Entzündung des Nagelumlaufs durch
candida albicans 43
Parotitis epidemica
Mumpsvirus 83
Parvoviren 81
Pasteurella multocida 21
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Stichwortverzeichnis
Enterokokken = physiologisch zur Darmflora
gehörend 14
Pemphigus () m: sog. Blasensucht; Bez. für
intraepidermal blasenbildende
Hauterkrankungen. 11
Penicillin 48
Pfeiffersches Drüsenfieber = Mononukleose,
Epstein-Barr-Virus 79
Pilze 43
Pilze, Dermatophyten 44
Pilze, Schimmelpilze 44
Pilze, Sprozßilze --> Hefen 43
Piperazin 71
Plasmodien
Erreger der humanen Malaria 63
pleomorph = mehrgestaltig 87
Pleurodynie, epidemische: syn. Bornholmer
Krankheit; Enterovirusinfektion mit CoxsackieViren Typ B, seltener A; Klin.: rasch ansteigendes
Fieber, Schmerzen (anfallsweise) im Brustbereich
(bes. bei der Einatmung) u. im Bauchbereich,
manchmal bes. im Unterbauch (sog. Teufelsgriff);
die betroffenen Muskelgruppen sind derb u.
druckempfindlich; oft Komb. mit trockener
Pleuritis, seltener mit Perikarditis od. Peritonitis;
Progn.: trotz häufiger Rückfälle insgesamt gut.
90
Pneumocystis carinii
nicht eindeutig zuordenbar. Protozoon oder Pilz.
Opportunistischer Erreger 45
Pneumocystis carinii Pneumonie 93
Pneumokokken = grampositive, sporenlose,
unbewegliche Bakterien, die meist in
Diplokokkenform auftreten 14
Pockenvirus 76
Poliomyelitisvirus 90
Polyen-Antimykotika
Amphotericin B 53
Polymerase-Kettenreaktion:(Abk. PCR);
molekulargenetisches Verfahren, bei dem selektiv
bestimmte DNA-Abschnitte vervielfältigt werden;
Neusynthese von DNA-Sequenzen, die von zwei
synthetischen Oligonukleotiden (sog. Primer)
eingerahmt werden, mittels DNA-Polymerasen;
durch die exponentielle Anreicherung, ausgehend
-9
-15
von geringen Mengen DNA (10 -10 g), können
nach mehrmaliger Wiederholung des Vorgangs
(20-40 Zyklen) die DNA-Abschnitte nachweisbar
gemacht od. für andere gentechnische Zwecke
benutzt werden. Zum Nachweis von RNAAbschnitten muß die RNA mittels einer RNAabhängigen DNA-Polymerase in eine DNA
umkopiert werden. 75
Polyomavirus = onkogener DNA-Virus 81
Poxviridae
Pockenvirus 76
Praziquantel 71
progressiv = fortschreitend 38
Prokaryonten 5
Proliferation = Wucherung 47
Proteolyse (; Lys-*) f: (engl.) proteolysis; Abbau von
Proteinen u. Peptiden durch hydrolyt. Spaltung
der Peptidbindung mit Freisetzung der
Aminosäuren; 1. enzymatisch durch Proteasen*;
2. nicht enzymatisch durch starke Säuren od.
Basen unter längerem Erhitzen. Vgl.
Proteinstoffwechsel, Verdauung. 28
Proteus 25
Prothrombin: Faktor II der Blutgerinnung, der
Vitamin-K-abhängig in der Leber gebildet u. durch
Prothrombinaktivator zu Thrombin umgewandelt
wird. 120
Protozoen = tierische Einzeller 45
protrahiert = in die Länge gezogen 91
Pseudokrupp
Parainfluenza-Virus 83
Pseudomonaden = begeißelte Stäbchen, ubiquitär
vorkommend 16
Pseudomonas aeruginosa 16
Pseudomonas mallei
Erreger des Rotz, einer Infektionskrankheit bei
Tieren 17
Pseudomonas pseudomallei
Erreger des Nasenrotz, übertragbare Zoonose
versch. Säugetiere 16
Purpura: exanthematische Hautblutungen durch
Störungen der Blutgerinnung, Schädigungen der
Gefäßwände oder des Bindegewebes sowie
idiopathisch bedingt. 82
Q
Q-Fieber: Abk. für (engl.) query (Frage); syn.
Balkan-Grippe, Euboea-Fieber, Krim-Fieber,
Pneumorickettsiose; eine durch Rickettsien
(Coxiella burnetii; s. Coxiella) verursachte
Zoonose von weltweitem Vorkommen mit
regional sehr unterschiedl. Bedeutung 40
R
Rabiesvirus
Tollwuterreger 85
Retroviridae 88
Rhinoviren 91
Rhizopoda 61
RIA = Radio-immun-assay 4
Rickettsien 40
Rifampicin
Tuberkulose-Antibiotika 53
Roseola (lat. roseus rosenfarben) f: Bez. für
kleinfleckige Hautrötung. 22
Roseola infantum
HHV-6, Drei-Tage-Fieber 79
Rotaviren 81
Rubiviren = Rötelvirus 82
Rückfallfieber = phasenhafter Fieberverlauf, durch
Borellien verursacht 39
S
Salmonella 21
Schizont = vegetatives Teilungsstadium der
Sporozoa 70
Schlafkrankheit = Err. Trypanosoma brucei,
Übertragung durch Tsetse-Fliege 60
Schwarzwasserfieber
Komplikation der Malaria tropica; intravasale
Haemolyse mit folgender Haemoglobinurie 63
Schwimmbadkonjunktivitis: durch Chlamydia*
trachomatis (Serotyp D-E-K) bedingte
Konjunktivitis* mit Einschlußkörperchen*;
Übertragung durch Badewasser (selten in
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Stichwortverzeichnis
Schwimmbädern) u. feuchte Wäsche infizierter
Pat. 42
Septikämie (gr. oiç Fäulnis) f: syn. Sepsis, sog.
Blutvergiftung; Allgemeininfektion mit
Krankheitserscheinungen, die infolge konstanter
od. periodischer Aussaat von Mikroorganismen
(meist Bakterien, seltener Pilze, Viren od.
Parasiten) von einem Herd aus in die Blutbahn
(Bakteriämie, Fungämie, Virämie, Parasitämie)
auftreten; mögliche Sepsisherde: Nabel (bei
Neugeborenen), häufig Urogenitaltrakt
(Harnweginfektionen, postpartale Infektionen
u.a.), Haut (Wundinfektion, Pyodermien u.a.),
HNO-Bereich (z.B. Tonsillitis, Sinusitis, Otitis),
Lunge (z.B. Pneumonie), Darm (z.B. Peritonitis),
Gallenwege (z.B. Cholangitis); prädisponierende
Faktoren sind u.a. immunsuppressive u.
Zytostatikatherapie, vorausgegangene Op.,
Implantate bzw. Verweilkatheter (z.B. in
Harnblase, Venen), Diabetes mellitus,
Malignome, Leberzirrhose. Err: vorwiegend
gramnegative Bakterien wie Escherichia* coli u.
andere Enterobacteriaceae* (Klebsiella, Proteus,
Enterobacter), Pseudomonas aeruginosa,
Neisseria meningitidis, Bacteroides, weniger
häufig grampositive Bakterien wie
Staphylococcus aureus, Streptococcus
pneumoniae u.a. Streptokokken, wobei die
Erregerwahrscheinlichkeit u.a. von der
Eintrittspforte u. dem Lebensalter abhängt (im
Säuglingsalter gehäuft Haemophilus influenzae
Typ b, im Kindesalter höherer Anteil an Neisseria
meningitidis); bei Vorliegen von
Nosokomialinfektionen* können auch sog.
fakultativ pathogene Err. (z.B. Serratia, Hafnia u.
Candida albicans) eine (u.U. therapieresistente)
S. verursachen. Klin.: typischerweise hohes,
intermittierendes Fieber, Schüttelfrost, deutlich
beeinträchtigtes Allgemeinbefinden bis zur
Verwirrtheit, bei Kleinkindern u.U. Fieberkrämpfe;
häufig grau-blasses Hautkolorit, ggf. petechiale
Blutungen od. Exantheme, im weiteren Verlauf
(weiche) Milz- u. Lebervergrößerung sowie
infektiös-toxische Schädigungen an inneren
Organen (Niere, Lunge, Herz); septische
Metastasen können eine Meningitis od. einen
Hirnabszeß, Lungenabszeß, eine Arthritis od.
Osteomyelitis verursachen. Bei Säuglingen u.
alten geschwächten Pat. kommen symptomarme
Verläufe, evtl. sogar ohne Fieber, vor. Diagn.:
(mehrfache) Abnahme einer Blutkultur* u.
Urinkultur, bei entspr. Verdacht auch von
Sputum, Stuhl od. ggf. Wundsekreten zur
Erregeridentifizierung mit Resistenzbestimmung
vor Beginn der Antibiotikatherapie; im Blutbild
anfangs auffällige Granulozytose mit starker
Linksverschiebung bei Leukopenie od. (später)
Leukozytose, Thrombopenie, u.U. Entwicklung
einer Anämie, erhöhte BKS, Gerinnungsstatus
zur Erfassung einer Verbrauchskoagulopathie*,
Säure-Basen-Status zur Abschätzung der
metabol. (Laktat-)Azidose; Ther.: unverzüglicher
(evtl. auch schon bei klin. Verdacht, wobei eine
negative Blutkultur eine S. nicht ausschließt)
Beginn der antibiot. Behandlung; die Wahl des
Antibiotikums (häufig Cephalosporine od.
penicillinasefeste Penicilline in Komb. mit einem
Aminoglykosid) richtet sich bei noch
unbekanntem Err. nach der zu erwartenden
Erregerhäufigkeit, bei bekanntem bakteriol.
Ergebnis nach dem Antibiogramm*; zur
Kreislaufstabilisierung Volumensubstitution, ggf.
Vasopressoren, Sicherstellung der Atmung,
Ausgleich der metabolischen Azidose, Proph.
(Heparin, Antithrombin III) u. Ther. der
Gerinnungsstörungen, anfängliche
Kortikoidtherapie, Immunglobulin (nur bei
Antikörpermangel); Herdlokalisation u. soweit
möglich chir. Sanierung; Kompl.: eitrige
Organmetastasen, septisch-toxischer Schock*,
Streßläsion*; Progn.: trotz intensivmed.
Maßnahmen ernst (Letalität um 50%), bes.
ungünstig bei spätem Therapiebeginn od. nicht
lokalisierbarem Infektionsherd, konsumierender
Grunderkrankung sowie Auftreten eines
Multiorganversagens* im Verlauf der Behandlung.
24
Serratio 24
Sézary-Syndrom: seltenes, meist bei älteren
Menschen auftretendes kutanes T-Zell-Lymphom
unbekannter Ätiol. mit chron. Verlauf u. langfristig
infauster Prognose 88
Shigella = unbewegliche gramnegative Stäbchen
ohne Kapsel und ohne Sporenbildung 22
Shigellen verursachen die Bakterienruhr 22
Slow-Virus-Infektionen 91
Soor = Mundkandidosis. Lokale Infektion mit
candida albicans 43
Spirochäten, gramnegativ 38
Sporenbildung bei Bakterien 7
Sporozoa 62
Stäbchen, gramnegativ 16
Stäbchen, grampositiv 27
Stammzellen: Vorläuferzellen, die im roten
Knochenmark gebildet werden und aus denen
letztlich alle am Immunsystem gebildeten Zellen
sowie die Erythrozyten hervorgehen. 2
Staphylococcus epidermitis 11
Staphylococcus saprophyticus 11
Streptokokken = grampositive, sporenlose, meist
kettenförmig gelagerte Kugelbakterien 12
Streptokokkennachkrankheiten
Glomerulonephritis, Rheumatisches Fieber mit
Karditis 13
Subsarkolemm = Umhüllung der quergestreiften
Muskelfaser 13
Sulfonamide
synthetisch hergestelltes Antibiotikum, wirkt
bakteriostatisch als Folsäureantagonist 51
superficialis (lat.): oberflächlich, superfiziell. 36
Lymphogranulomatose = malignes Lymphom
Morbus Hodgkin 44
T
Tabes = Schwindsucht 38
Taenien 66
Jarisch-Herxheimer-Reaktion f: (engl.) Herxheimer's
reaction; Reaktion auf Toxine, die durch den
Zerfall von Treponema pallidum nach der ersten
Injektion eines Antibiotikums (z.B. Penicillin) frei
werden 39
Tenazität
1. (mikrobiol.) Widerstandsfähigkeit bzw.
Haftvermögen von Mikroorganismen 60
Teratogenität
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Stichwortverzeichnis
Fähigkeit eines Agens, eine strukturelle (aber
auch funktionelle) Abnormität auszulösen 47
Tetracycline
verhindert ribosomale Proteinsynthese der
Bakterien 49
Thrombopenie = Absinken der Thrombozyten unter
3
150.000 je mm 47
T-Lymphozyten 2
Togaviridae 82
Tollwut
Erreger ist der Rabiesvirus 85
Toxoplasma gondii 62
Toxoplasmose 62
Trachom
Körnerkrankheit, Conjunctivitis (granulosa)
trachomatosa, trachomatöse
Einschlußkonjunktivitis; durch Chlamydia*
trachomatis verursachte chron.
Keratokonjunktivitis 41
Trematoden
Saugwürmer 65
Treponema pallidum ist Erreger der Lues = Syphillis
38
Trichinella spiralis = Trichine 68
Trichomonas vaginalis 60
Trichuris trichuria = Peitschenwurm 67
Tripper 10
Trypanosoma 60
Tsetse-Fliege = Überträger der Trypanosoma
brucei, der Erreger der afrikanischen
Schlafkrankheit. 60
Tuberkulose 30
Tularämie = Hasenpest 20
Typhus = Bezeichnung verschiedener
Fiebererkrankungen 22
V
ECHO = Enteric Cytopathogenic Human Orphan 90
Varizella-Zoster-Virus 76
Varizellen = Windpocken 76
Virennachweis 75
Viruseinteilung 72
vitreus (lat.): gläsern, glasig. 38
Opisthotonus (; Ton-*) m: krampfartige Reklination
des Kopfes u. Überstreckung von Rumpf u.
Extremitäten 28
W
Widal-Reaktion (Georges F. W., Int., Pathol.)
syn. Gruber-Widal-Reaktion; Agglutination mit
bekannten Bakterienstämmen (Antigenen) zum
Nachw. von Antikörpern (Agglutininen) im
Patientenserum. Die W.-R. dient hauptsächl.
der indirekten Bestätigung von Salmonellosen
(v.a. Typhus abdominalis, Paratyphus) u.
Brucellosen, aber auch zur Diagnostik anderer
Inf., wie z.B. Rickettsiosen, Shigellosen,
Yersiniosen u. Tularämie. 17
Windpocken = Varizellen 76
Wundstarrkrampf = Erreger ist Clostridium Tetani,
bzw. dessen Toxin 28
Y
Yersinia enterocolitica 24
Yersinia pestis = Erreger der Pest 23
Yersinia pseudotuberculosis = Erreger der
mesenterialen Lymphadenitis 23
Z
Staphylokokken = sporenlose und in
unregelmäßigen Haufen gelagerte
Kugelbakterien 11
Ziehl-Neelsen-Färbung
Darstellung säurefester Bakterien 6
Zoonosen (gr. zoon Lebewesen; Noso-*) fpl: (engl.)
zoonoses; Krankheiten u. Infektionen, die
natürlicherweise bei Wirbeltieren vorkommen,
aber auf den Menschen übertragen werden
können; die in Mitteleuropa z.Z. wichtigsten Z.
sind: Brucellosen, Enteritis-Salmonellosen,
Leptospirosen, Milzbrand, Q-Fieber, Tollwut,
Toxoplasmose u. Yersiniosen. 27
Zoster = Gürtelrose 76
Zoster ophthalmicus: Zoster im Bereich des 1.
Trigeminusastes; bei Augenbeteiligung
Konjunktivitis, Keratitis mit Ulkusbildung, Iritis,
Sekundärglaukom, selten Augenmuskellähmung.
und Zoster opticus 77
Zoster oticus: Zoster im Versorgungsgebiet des N.
facialis u. insbes. des N. vestibulocochlearis mit
Beteiligung der Ohrmuschel, des äußeren
Gehörgangs u. mögl. Innenohrbefall 77
Zyste = ein- oder mehrkammeriger, durch eine
Kapsel abgeschlossener, sackartiger Tumor mit
dünn- oder dickflüssigem Inhalt 45
Zytomegalievirus 78
Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom 10
Verwendete Literatur:
Quirmbach-Müller: GK2 Medizinische Mikrobiologie
Verlag Chapman & Hall
Wagner: Mikrobiologie und Hygiene
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH
Plötz: Kleine Arzneimittellehre
Springer-Verlag
Innere Medizin für Pflegeberufe
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Stichwortverzeichnis
Springer-Verlag
© 1997 Walter de Gruyter Pschyrembel 258. Auflage
CD-ROM
Deutsches Ärzteblatt unterschiedlicher Ausgaben
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V 29
Zusammenfassung Mikrobiologie
Inahltsverzeichis
1
IMMUNOLOGIE
2
SEROLOGISCHE IMMUNTESTS
3
BIOLOGISCHE EINTEILUNG VON ORGANISMEN
3.1
Aufbau der Bakterienzelle
3.1.1
Gram-Test:
3.1.2
Ziehl-Neelsen-Färbung
3.2
Bakterien- und Geißelformen
3.3
Sauerstoffbedarf
3.4
Anspruch auf Nahrung und Milieu
3.5
Sporenbildung
3.6
Bakterielle Toxine
3.7
Physiologische Körperflora
3.8
Systemische Einteilung der Bakterien
4
SPEZIELLE BAKTERIOLOGIE
4.1
Gramnegative Kokken
4.1.1
Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken)
4.1.2
Neisseria meningitidis (Meningokokken)
4.2
Grampositive Kokken
4.2.1
Staphylokokken
4.2.2
Streptokokken
4.2.2.1
Streptococcus pyogenes (Gruppe A)
4.2.2.2
Streptococcus agalactiae (Gruppe B)
4.2.2.3
Streptococcus facalis (Enterokokken, Gruppe D)
4.2.2.4
Streptococcus viridans (vergrünende Streptokokken)
4.2.2.5
Peptostreptokokken
4.2.2.6
Pneumokokken
4.2.3
Enterokokken
4.2.4
Micrococcus und Stomatococcus
4.2.5
Peptococcus und Peptostreptococcus
4.3
Gramnegative Stäbchen
4.3.1
Pseudomonaden
4.3.1.1
Pseudomonas aeruginosa
4.3.1.2
Pseudomonas pseudomallei
4.3.1.3
Pseudomonas mallei
4.3.2
Brucellen
4.3.3
Haemophilus
4.3.3.1
Haemophilus influenza
4.3.3.2
Haemophilus aegypticus
4.3.3.3
Haemophilus ducreyi
4.3.3.4
Legionellen
4.3.3.5
Vibrio
4.3.3.5.1 Vibrio parahaemolyticus
4.3.3.5.2 Vibrio cholerae
4.3.3.6
Aeromonas hydrophila
Zusammenfassung Mikrobiologie
Inahltsverzeichis
4.3.3.7
Plesiomonas shigelloides
4.3.3.8
Alcaligenes faecalis und denifitricans
4.3.3.9
Afipia felis
4.3.3.10 Bordatella pertussis
4.3.3.11 Francisella tularensis
4.3.3.12 Pasteurella multocida
4.3.3.13 Gardernella vaginalis
4.3.3.14 Enterobakterien
4.3.3.14.1 Salmonella
4.3.3.14.2 Shigella
4.3.3.14.3 Klebsiella
4.3.3.14.4 Yersinia
4.3.3.14.5 Enterobacter
4.3.3.14.6 Escherichia coli
4.3.3.14.7 Citrobacter diversus, C. freundii, C. amalonaticus
4.3.3.14.8 Serratio
4.3.3.14.9 Proteus
4.3.3.14.10 Bacteroidaceae
4.4
Grampositive Stäbchen
4.4.1
Bacillus
4.4.2
Clostridium
4.4.2.1
Clostridium tetani
4.4.2.2
Clostridium botulinum
4.4.2.3
Clostridium perfringens
4.4.2.4
Clostridium difficile
4.4.3
Lactobacillus
4.4.4
Bifidobacterium
4.4.5
Corynebacterium diphteriae
4.4.6
Mycobakterien
4.4.6.1
Tuberkulose (tuberculum = kleiner Höcker, kleine Geschwulst)
4.4.6.2
Lepra (gr. ra Aussatz)
4.4.7
Listerien
4.4.8
Erysipelothrix rhusopathiae
4.4.9
Propionibacterium acnes, P. avidum und P. granulosum
4.4.10
Actinomyces
4.4.11
Nocardia asteroides, N. farcinica, N. brasiliensis
4.4.12
Streptomyces / Actinomadura ⇒ Aktinomyzetome
4.5
Gramnegative Bakterien mit Spiralform
4.5.1
Campylobacter
4.5.2
Heliobacter
4.5.3
Spirilium minus und Streptobacillus moniliformis
4.6
Gramnegative Spirochäten
4.6.1
Treponema
4.6.2
Borrelien
4.6.3
Leptospira
4.7
Obligat intrazelluläre Bakterien
4.7.1
Ricketiaceae (Rickettsien), Coxiellen
4.7.2
Clamydiaceae (Chlamydien)
5
PILZE
5.1
Hefen (Sproßpilze)
5.2
Schimmelpilze
5.3
Dermatophyten
Zusammenfassung Mikrobiologie
Inahltsverzeichis
5.4
6
Pneumocystis carinii
ANTIMIKROBIELLE THERAPIE
6.1
Grundsätzliches
6.1.1
Wirkmechanismen
6.1.2
Pharmakokinetik
6.1.3
Resistenz und Resistenzmechanismus
6.1.4
Unerwünschte Nebenwirkungen
6.1.5
Antibiotikaprophylaxe
6.2
Antibakterielle Substanzen
6.2.1
Zellwandsynthese hemmende Substanzen
6.2.2
Veränderung der Membranpermeabilität
6.2.3
Hemmung der Proteinsynthese
6.2.3.1
Tetracycline
6.2.3.2
Chloramphenicol
6.2.3.3
Makrolide
6.2.3.4
Ketolide
6.2.3.5
Aminoglykoside
6.2.4
Eingriff in Nukleinsäuresynthese / Stoffwechselvorgänge
6.2.4.1
Sulfonamide
6.2.4.2
Nitroimidazole / Nitrofuranderivate
6.2.4.3
Gyrasehemmer = Chinolone
6.2.4.4
Rifampicin
6.2.4.5
Flucytosin
6.3
7
7.1
Antimykotische Substanzen
PARASITEN
Fortpflanzung
7.2
Humanpathogene Protozoen (Einzeller)
7.2.1
Flagellata = Geißeltierchen
7.2.1.1
Lamblia intestinalis = Giardia lamblia
7.2.1.2
Trichomonas vaginalis
7.2.1.3
Trypanosoma
7.2.1.4
Leishmania
7.2.2
Rhizopoda
7.2.3
Sporozoa
7.2.3.1
Sarocystis bovihominis und suihominis
7.2.3.2
Isospora belli
7.2.3.3
Cryptosporidium
7.2.3.4
Toxoplasma gondii
7.2.3.5
Plasmodium
7.2.4
Microspora
7.2.5
Ciliata
7.3
Humanpathogene Helminthen
7.3.1
Trematoden
7.3.2
Cestoden
7.3.2.1
Taenien
7.3.2.2
Echinococcus
7.3.3
Nematoden (Fadenwürmer)
7.3.3.1
Trichuris trichuria (Peitschenwurm)
7.3.3.2
Ascaris lumbricoides (Spulwurm)
7.3.3.3
Enterobius vermicularis (Madenwurm)
7.3.3.4
Trichinella spiralis (Trichine)
7.3.3.5
Ancylostoma duodenale (Hakenwurm)
Zusammenfassung Mikrobiologie
Inahltsverzeichis
7.3.3.6
Filarien
7.4
Antiprotozoenmittel und Anthelminthika
7.4.1
Antiprotozoenmittel
7.4.2
Antisporozoenmittel
7.4.3
Antimalariamittel
7.4.4
Anthelminthika
8
VIROLOGIE
8.1
Allgemeine Virologie
8.2
Virusvermehrung
8.3
Viruseinteilung
8.4
Antivirale Chemotherapie
8.5
Virennachweis
8.6
Spezielle Virologie
8.6.1
Poxviridae
8.6.2
Herpetoviridae
8.6.2.1
Herpes-simplex-Virus
8.6.2.2
Varizella-Zoster-Virus
8.6.2.3
Zytomegalievirus (CMV)
8.6.2.4
Epstein-Barr-Virus = Mononukleose
8.6.2.5
HHV-6 (Humanes Herpes-Virus)
8.6.3
Hepatitiden
8.6.3.1
Hepatitis-A
8.6.3.2
Hepadnaviridae: Hepatitis B
8.6.3.3
Hepatitis D
8.6.3.4
Hepatitis C
8.6.3.5
Hepatitis E
8.6.4
Adenoviridae
8.6.5
Papovaviridae
8.6.6
Parvoviren
8.6.7
Reoviridae
8.6.8
Togaviridae
8.6.8.1
Alphaviren
8.6.8.2
Rubiviren
8.6.9
Flaviviridae
8.6.9.1
Dengue-Virus
8.6.9.2
Gelbfieber-Virus
8.6.9.3
FSME-Virus
8.6.9.4
Hepatitis-C-Virus
8.6.10
Paramyxoviridae
8.6.11
Orthomyxoviridae
8.6.12
Rhabdoviridae
8.6.13
Bunyaviridae
8.6.14
Arenaviridae
8.6.15
Retroviridae
8.6.15.1
HTLV-1
8.6.15.2
HIV
8.6.16
Picornaviridae
8.6.16.1
Polioviren
8.6.16.2
ECHO-Viren
8.6.16.3
Coxsackie-Viren
8.6.16.4
Rhinoviren
8.6.16.5
Hepatitis-A-Virus
8.6.17
Calciviridae
Zusammenfassung Mikrobiologie
Inahltsverzeichis
8.6.18
Slow-Virus-Infektionen
8.6.18.1
Tierische Infektionen
8.6.18.2
Creutzfeld-Jakob-Erkrankung
8.6.18.3
Kuru
8.6.18.4
Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom
9
OPPORTUNISTISCHE ERREGER
10
ÜBERSICHTEN
11
ZUSAMMENFASSUNG HIV / AIDS
11.1
Allgemeines
11.2
Der Erreger
11.3
Symptome und Definition
11.3.1
HIV-positiv, asymptomatisch
11.3.2
HIV-positiv, symptomatisch
11.3.3
AIDS
11.4
Therapie
11.5
Medikamente
11.5.1
Nukleosidartige reverse-Transkriptase-Hemmer (NRTI)
11.5.2
Nicht-nukleosidartige reverse-Transkriptase-Hemmer (NNRTI)
11.5.3
Protease-Inhibitoren
11.5.4
NtRTI Nukleotid-Reverse-Transkriptase-Inhibitor
11.6
Nebenwirkungen
11.7
Indikation zur Therapie (Dtsch Ärztebl 2002; 99: A 570-576 [Heft 9]
11.8
Zugelassene Medikamente (Dtsch Ärztebl 2002; 99: A570-576 [Heft 9]
11.9
Umgang mit Infizierten
11.9.1
Umgang mit infizierten Erwachsenen
11.9.2
Umgang mit infizierten Kindern
12
PROGNOSE
13
OPPOTUNISTISCHE ERKRANKUNGEN
13.1
Toxoplasmose
13.2
Kryptosporidiose
13.3
Pneumocystis-Pneumonie
13.4
Candida-Infektionen
13.5
Kryptokokkose
13.6
Aspergillose
13.7
Histoplasmose
13.8
Tuberkulose
Zusammenfassung Mikrobiologie
Inahltsverzeichis
13.9
MAI-Infekte
13.10
Bakterielle Pneumonien
13.11
Zytomegalievirus-Infektionen
13.12
Herpes-Infektionen
13.13
Varizella-Zoster-Infektionen
14
HEPATITIS
14.1
Anatomie
14.2
Physiologie
14.3
Untersuchungsmethoden
14.4
Krankheitsbegleitende Hepatitis
14.5
Virushepatitis
14.5.1
Hepatitis-A-Virus (HAV)
14.5.2
Hepatitis-B-Virus (HBV)
14.5.3
Hepatitis-D-Virus (HDV)
14.5.4
Hepatitis-C-Virus (HCV)
14.5.5
Hepatitis-E-Virus (HEV)
14.6
Pathophysiologie
14.7
Klinik
14.8
Besondere Verlaufsformen:
14.9
Therapie
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