Thieme: Gesundheits- und Krankheitslehre für die

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GRUNDLAGEN DER ANATOMIE UND PHYSIOLOGIE
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Grundlagen der Anatomie und Physiologie
Dominik von Hayek
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1.1
Zelle als Grundbaustein
DE FINIT ION Die Zelle ist der
Grundbaustein des Organismus,
die kleinste lebensfähige Einheit aller
Lebewesen.
Zytoskelett
Lysosom
Zellmembran
Mitochondrium
Der Körper eines erwachsenen Menschen
besteht aus bis zu 10 Billionen (=
10 000 000 000 000) Zellen. Um ihre speziellen Funktionen zu erfüllen, haben die Zellen
ein sehr unterschiedliches Aussehen und
schließen sich jeweils zu Zellverbänden, dem
Gewebe (s. u.), zusammen. Trotz ihrer unterschiedlichen Formen findet man bei allen Zellen aber gemeinsame Bestandteile.
Die Zellmembran grenzt die Zelle nach
außen ab und umschließt das Zytoplasma,
den Zellinhalt mit Zellwasser (Zytosol).
Neben anderen Zellorganellen spielt der Zellkern eine wichtige Rolle: Er steuert den Zellstoffwechsel und die Vererbung.
Zellkern
Kernkörperchen
(Nukleolus)
Golgi-Apparat
Ribosomen
raues endoplasmatisches
Retikulum
Abb. 1.1 Die Zelle. Darstellung einer Zelle mit
Zellmembran, Zellkern und Zellorganellen.
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Definition
Merke
Fallbeispiel
Pflege
Wissen
Lernaufgabe
aus: Andreae, Hayek, Weniger, Gesundheits- und Krankenpflege für die Altenpflege (ISBN 9783131270139) © 2011 Georg Thieme Verlag
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ZELLE ALS GRUNDBAUSTEIN
1.1.1 Zellmembran und
Zytoplasma
Zellmembran. Die Zellmembran bildet die
Hülle um den Zellleib. Sie ist die Grundvoraussetzung für ein eigenes Zellleben. Sie
trennt das Zellinnere vom „Außen“. Für die
Funktion und das Überleben der Zelle ist es
unerlässlich, dass diese Schutzhülle nicht
starr und undurchlässig, sondern flexibel
und für bestimmte Stoffe durchlässig ist. Sie
besteht aus 2 Schichten mit Fettmolekülen
(Phospholipiden) und enthält spezielle Kanäle (Carrier-Proteine), die je nach Bedarf
Stoffe in die Zelle hinein bzw. wieder heraustransportieren. In der Zellmembran findet
man auch Rezeptoren, an die sich nach dem
Schlüssel-Schloss-Prinzip (S. 8) jeweils passende Botenstoffe (z. B. Hormone) binden
können. Die Zelle kann so Informationen aus
dem gesamten Körper erhalten und sich als
Antwort darauf verändern. Das Hormon Insulin z. B. bindet an Rezeptoren in der Zellmembran und bewirkt eine Aufnahme von Zucker
in die Zellen. Die Funktion der Zellmembran
besteht also gleichzeitig im Schutz vor der äußeren Umgebung und der Verbindung der
Zelle nach außen.
WISSEN Wird die Zellmembran
beschädigt, so dringt unkontrolliert
Flüssigkeit ein und gefährdet das Überleben der Zelle. Diese Tatsache macht man
sich bei der Anwendung von Antibiotika
zunutze, die die Bildung der Zellmembran
von Bakterien stören und sie dadurch
abtöten.
Zytoplasma. Im Zellinneren (Zytoplasma)
befindet sich neben den Zellorganellen die
Zellflüssigkeit (Zytosol). Sie besteht zum
überwiegenden Teil aus Wasser, in dem zahlreiche Moleküle wie Elektrolyte, Eiweiße,
Fette und Kohlenhydrate gelöst sind. Das Zytoplasma dient dem Stoff- und Informationsaustausch innerhalb der Zelle. Durch die unterschiedliche Durchlässigkeit der Zellmembran und aktive Transportprozesse (z. B.
„Elektrolyt-Pumpen“) können für viele Stoffe
Konzentrationsunterschiede zwischen dem
Zellinneren und der Zellumgebung aufrechterhalten werden.
1.1.2 Zellorganellen
Im Zellinneren befinden sich die Zellorganellen. Dies sind kleinste Zellorgane, die jeweils
ganz bestimmte Aufgaben haben und je nach
der Zellfunktion unterschiedlich verteilt
sind. Man unterscheidet
– Mitochondrien,
– Ribosomen,
– endoplasmatisches Retikulum,
– Zytoskelett,
– Golgi-Apparat,
– Zellkern.
Mitochondrien. Die Mitochondrien sind die
Kraftwerke der Zelle. Sie stellen die für das
Überleben jeder Zelle notwendige Energie bereit. Ihre äußere Form ist oval mit einer doppelten Hülle (Membran), deren innerer Anteil
zahlreiche Auffaltungen aufweist (Abb. 1.3 ).
Die Energiegewinnung erfolgt hauptsächlich
durch Sauerstoff verbrauchende Zuckerverbrennung (aerobe Glykolyse). Der von den
Mitochondrien erzeugte Energieträger ist
das ATP (Adenosintriphosphat), das für verschiedene Prozesse in der Zelle verwendet
werden kann. Zellen mit einem sehr hohen
Energiebedarf (z. B. Muskelzellen) besitzen
sehr viele Mitochondrien, träge Zellen (z. B.
Knorpel- oder Bindegewebezellen) dagegen
nur wenige.
Ribosomen. Ribosomen sind kugelförmige
Eiweißkörper, die in großer Zahl im gesamten
Zytoplasma vorkommen und für die Eiweißherstellung (Proteinbiosynthese) zuständig
sind. Sie sind die „Arbeiter“, die – vom Zellkern gesteuert – aus einfachen Aminosäuren
komplizierte Proteine zusammenbauen.
Endoplasmatisches Retikulum. Dabei handelt es sich um ein kanalartiges Netzwerk
von Röhren innerhalb der Zelle, also um das
„Straßennetz“ der Zelle. Hier findet der
Stoff- und Flüssigkeitstransport innerhalb
der Zelle statt. Sind die Außenwände des
Hohlraumsystems mit Ribosomen bedeckt,
so spricht man vom rauen endoplasmatischen
Retikulum. Es enthält von den aufsitzenden
Ribosomen gebildete „Exportproteine“, die
für den Transport aus der Zelle bereitstehen.
Zytoskelett. Das Zytoskelett ist das Gerüst
der Zelle. Es besteht aus zahlreichen fadenförmigen Eiweißstoffen und trägt zur Stabilisierung des Zellkörpers bei. Auch die für manche
Zellen charakteristischen Ausstülpungen der
Zellmembran (z. B. beim Flimmerepithel,
s. u.) werden vom Zytoskelett gebildet und
dann Mikrovilli genannt. Bei manchen Zellen
können sich die Eiweißfasern des Zytoskeletts
aktiv bewegen (z. B. Muskelzellen), sie werden dann als Mikrofilamente bezeichnet.
Golgi-Apparat. Dabei handelt es sich um Stapel aus flachen, scheibenförmigen Membransystemen, die sich meist in der Nähe des
endoplasmatischen Retikulums und des Zellkerns befinden. Hier werden die von den
Ribosomen produzierten Exportproteine verändert und in Transportbläschen eingeschlos-
Außenseite der Zellmembran
Stoffe (z. B. Elektrolyte)
Botenstoff (Insulin)
innere
Mitochondrienmembran
Rezeptor
Stoffe
(z. B. Glukose)
äußere
Mitochondrienmembran
Carrier
Transporteiweiß
wasserlösliche Seite
wasserabweisende Seite
Phospholipiddoppelschicht
Kanal
Innenseite der Zellmembran
Abb. 1.2 Schematische Darstellung der Zellmembran. In der Phospholipiddoppelschicht sind Transporteiweiße
(Carrier-Proteine) eingebaut, die verschiedene Stoffe in die Zelle transportieren können. Auf der rechten Seite wird
ein Kanal durch die Bindung eines Botenstoffs an einen Rezeptor geöffnet.
Abb. 1.3 Mitochondrium. Im Querschnitt des Mitochondriums sind die äußere und innere Membran
sowie deren zahlreiche Auffaltungen zu sehen.
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aus: Andreae, Hayek, Weniger, Gesundheits- und Krankenpflege für die Altenpflege (ISBN 9783131270139) © 2011 Georg Thieme Verlag
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