Maturafragen Maturafrage 1: Themenbereich: Der Europäische Integrationsprozess Thema: EU-Erweiterung Situations- und Problembeschreibung: Die Europäische Union hat sich im Laufe der Jahre zu einer wirtschaftlichen Weltmacht entwickelt, die eine Reihe von Vorteilen aber gleichzeitig auch Nachteile für ihre Mitglieder mit sich bringt. Sie ist außerdem zu einem beliebten Ziel für Immigranten geworden. Aufgabenstellung: 1. Die EU ist mittlerweile auf 28 Mitglieder gewachsen. Nenne mindestens 7 Vorteile, die diese Erweiterung für alle Beteiligten mit sich bringt. 2. Erörtere mit Hilfe von M1 einen möglichen EU-Beitritt der Türkei. Gehe dabei vor allem auf religiöse, wirtschaftliche, kulturelle und politische Sachverhalte ein. 3. Im Rahmen der Verschuldungskrise einiger europäischer Staaten sind heuer immer wieder Rufe nach einem Austritt Großbritanniens aus der EU laut geworden (M2). Der Spiegel schreibt in diesem Zusammenhang „Die Briten wissen nicht, was sie tun.“ Nimm zu dieser Behauptung Stellung. 4. Interpretiere die Diagramme und die Tabelle zur Bevölkerungsentwicklung in der EU (M3-5) und beurteile vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in Europa die Bedeutung der Zuwanderung. M1 EU und die Türkei: Das Kernproblem ist die Geopolitik In der gegenwärtigen Situation wäre die Union einfach nicht in der Lage, einen Staat mit 80 Millionen Menschen zu integrieren. Der Aufruhr in Istanbul und seine sehr grobe Behandlung durch die türkische Exekutive waren für Deutschland, die Niederlande, Österreich ein Anlass, die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei auf den Herbst zu verschieben. Am liebsten würde man sie überhaupt auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. Aus gewichtigen Gründen: Die EU hat ja noch nicht einmal den Ostbalkan – also Rumänien, Bulgarien und Griechenland – wirtschaftlich auf ein europäisches Leistungsniveau gebracht. Man kann das anhand der Leistungsbilanzdefizite beurteilen. Der Westbalkan von Kroatien bis Albanien ist der nächste große Brocken, mit dem sich die EU noch Jahrzehnte wird abmühen müssen. In ihrer jetzigen Verfassung ist die EU weder politisch, wirtschaftlich noch organisatorisch in der Lage, einen Staat mit 80 Millionen Einwohnern – eben die Türkei – zu integrieren. Die aktuelle Diskussion über den Beitrittskandidaten Türkei befasst sich dabei mit Problemen, die verhältnismäßig leicht zu lösen wären: Einhaltung der Menschenrechte, Verhalten der Sicherheitskräfte bei Einsätzen, Anpassung der Politik an geänderte gesellschaftliche Strukturen. All diese Herausforderungen sind eher zu bewältigen als die Probleme, die sich aus der Geopolitik ergeben. Schwächung, nicht Stärkung Manche EU-Mitgliedstaaten hätten die Türkei gern in der EU, weil sie ein wirtschaftlich aufstrebender Staat ist und Erdgas-Pipelines durch die Türkei die Abhängigkeit vom russischen Erdgas ein wenig reduzieren könnten. Wie vorübergehend solche Erwartungen sind, sieht man ja am Scheitern der Nabucco-Pipeline. Es gibt aber auch mindestens einen Mitgliedstaat, der die Türkei gern in der EU sähe – nicht weil die EU dadurch gestärkt, sondern weil sie dadurch geschwächt werden würde. Wenn man registriert, welche Probleme ein Kleinststaat wie Zypern der EU schon bereitet, braucht man nicht viel Fantasie, um sich die Probleme, die sich die Union mit der Türkei einwirtschaften würde, vorzustellen. [...] Die Türkei ist unzweifelhaft ein nahöstlicher Staat und ringt mit dem Iran um die Vorherrschaft im Nahen Osten. Dieser Konflikt ist auch religiös untermauert. Der Bürgerkrieg in Syrien ist ja ein Stellvertreterkrieg. Wie er ausgehen wird, weiß man nicht. Die Türkei ist in den Konflikt verwickelt, und selbst die größten Optimisten können nicht erwarten, dass der Nahe Osten in absehbarer Zeit zur Ruhe kommen wird. [...] http://diepresse.com M2 EU-Austritt wäre sehr teuer für Großbritannien Die Briten würden viele Handelsvorteile verlieren, sollten sie die EU verlassen, außerdem könnten Finanzdienstleister aus London abwandern London/Genf - Nicht wenige Parteifreunde des konservativen britischen Premierministers David Cameron drängen auf einen EU-Austritt. Lieber heute als morgen würden sie ihr Land lösen aus dem Staatenverbund, der ständig zerstritten ist und wegen der hohen Schulden mitten in der Krise steckt. Cameron hat signalisiert, dass er sich ein Referendum darüber bis 2017 vorstellen kann, sollte er 2015 wiedergewählt werden. Umfragen zeigen, dass die Briten durchaus für eine solch radikale Kehrtwende stimmen könnten. Wirtschaftlich wäre dies aber hochriskant, wie Experten betonen. [...] http://derstandard.at M3 Bevölkerung EU-27, 1960-2012, in Millionen http://epp.eurostat.ec.europa.eu M4 Bevölkerungswachstum EU-27 EU pro tausend Einwohner http://epp.eurostat.ec.europa.eu M5 Bevölkerungsbilanz http://epp.eurostat.ec.europa.eu Maturafrage 2: Themenbereich: Nutzungskonflikte an regionalen Beispielen Thema: Landnutzung im tropischen Regenwald und die damit einhergehenden Folgen Situations- und Problembeschreibung: Der tropische Regenwald zählt zu den vielfältigsten und artenreichsten, aber aufgrund der unangepassten Nutzung gleichzeitig auch zu den am stärksten bedrohten Zonen der Erde. Diese Tatsache hat immense regionale und globale Auswirkungen. Aufgabenstellung: 1. Beschreibe die in M1 dargestellte Situation und erläutere die Ziele des Karikaturisten. Wogegen wendet er sich? Was verteidigt er? Was möchte er mit dieser Karikatur aussagen? 2. Ermittle anhand von M2 die Entwicklung der Abholzung des Regenwaldes in Brasilien und vergleiche diese Grafik den Satellitenbildern (M3). 3. Nenne die wichtigsten Gründe für die Abholzung des Regenwaldes und ermittle mindestens fünf beteiligte Akteure und deren Interessen. Nimm dabei den Text (M4) zu Hilfe. Beurteile des Weiteren die jeweilige Position der Beteiligten und gehe auf die unterschiedlichen Machtverhältnisse ein. 4. Erläutere unter Mitverwendung von M5 mindestens acht regionale und globale Auswirkungen dieser Landnutzungsform und entwickle mindestens drei eigene Ideen zur nachhaltigen Nutzung des Regenwaldes. M1 M2 http://merenews.com/wp-content/plugins/rss-poster/cache/5eaae_120304111820-brazil-forest-clearance-graph-story-top.jpg M3 July 16, 1986, Landsat 5 (path/row 232/67) — Rondônia, Brazil Aug. 6, 2011, Landsat 5 (path/row 232/67) — Rondônia, Brazil http://earthshots.usgs.gov/earthshots/node/39#ad http://earthshots.usgs.gov/earthshots/node/39#ad-image-1 M4 Systematische Abholzung der tropischen Regenwälder Es ist allgemein bekannt, dass schon seit Jahrzehnten die Regenwaldzone unserer Erde abgeholzt wird. Dies hat viele Ursachen, Profitgier ist nur eine davon. Die häufigste und wichtigste Ursache ist der sogenannte "Land- oder Bevölkerungsdruck", hervorgerufen einerseits durch steigende Bevölkerungszahlen in den Entwicklungsländern, andererseits durch langsam steigenden Wohlstand und damit größerem Flächenverbrauch bzw. Lebensraum. Ein zweiter, auch sehr wichtiger Grund ist, dass tropische Regenwälder in der Betrachtung der lokalen Politiker keinen Nutzen bringen, während die Abholzung nicht nur den Erlös aus dem Holzverkauf, sondern auch Flächengewinn für landwirtschaftliche Produktion, z.B. Plantagenbau, und nachfolgend Arbeit und Einkommen für viele Menschen, bedeutet. […] http://www.matahari.at/de/unternehmen/umweltschutz/regenwald-abholzung/ Rodung bringt mehr Geld als Erhaltung Solange die positiven Wirkungen des Regenwaldes nicht höher bewertet werden, wird die Abholzung der Amazonas-Wälder ungebremst weitergehen, sagt eine Studie der Umweltorganisation WWF. BRASILIA/WIEN. [...] Durch Abholzung, Brandrodung und Umwandlung in Viehweiden und Sojafelder gehen alljährlich zwischen 11.000 und 28.000 Quadratkilometer dieses wertvollen Ökosystems verloren. Der Regenwald sorgt für ausreichend Niederschläge, beinhaltet die größte Artenvielfalt der Erde und ist eine „Senke“ für das Treibhausgas CO2, das im Holz gespeichert ist und nicht zur globalen Erwärmung beiträgt. Den Grund dafür, dass die Rodung trotz vieler Schutzmaßnahmen munter weitergeht, haben nun Forscher der Universität Utrecht klipp und klar belegt: Es ist unter derzeitigen Rahmenbedingungen ökonomisch rational, den Regenwald abzuholzen. Konkret: Die Einkünfte aus wirtschaftlichen Aktivitäten, die den Regenwald bewahren, sind nicht hoch genug, um die Zerstörung aufzuhalten. „Die Abholzung des Regenwaldes bringt mehr Geld als ihn zu erhalten“, kommentieren Experten der Umweltorganisation WWF, die die Studie in Auftrag gegeben hat. […] Kern der Untersuchung ist die wirtschaftliche Bewertung aller Aktivitäten, die mit der Nutzung des Regenwaldes zusammenhängen. Wenn man ihn abholzt, bekommt man kurzfristig hohe Erlöse aus dem Holzverkauf (bis 615 Dollar je Hektar) und mittelfristig gute Gewinne aus der Nutzung als Sojafeld (360 Euro) beziehungsweise als Rinderweide (115 Euro). Die negativen Folgen der Rodung sind hingegen größtenteils nicht in Geld bewertet: Der Boden ist ohne Bäume extrem empfindlich für Erosion (Auswaschung). Regional führt die Entwaldung zu einer Verminderung der Niederschläge – was wiederum andere landwirtschaftliche Kulturen schädigt. […] Und…Der immense Ausstoß an CO2 – die Brandrodung ist für ein Fünftel der vom Menschen verursachten Emissionen verantwortlich – verursacht derzeit keine betriebswirtschaftlichen Kosten. Die Forscher haben weiters den ökonomischen Wert der Nutzung des intakten Regenwaldes in Geld bewertet: [...] Diese Beträge [sind] wesentlich niedriger sind als die Gewinne aus der Rodung. http://diepresse.com M5 Die Abholzung der Regenwälder und die Folgen […]Wenn die Abholzungen wie bisher weitergehen, werden die Regenwälder in einigen Jahrzehnten verschwunden sein. Welche wiederrum die Lebensgrundlage für eine große Zahl von Arten bilden, die jeweils speziell an sie angepasst sind. […] Der geringe Nährstoffgehalt der meisten tropischen Böden ist schnell erschöpft. Nach wenigen Jahren müssen dann neue Waldflächen gerodet werden, um die unfruchtbar gewordenen Felder zu ersetzen. Die alten Flächen scheiden aufgrund der Bodenzerstörung vielfach für eine Wiederbewaldung aus. Auch bei sorgfältig aufgeforsteten Flächen wird es mindestens 100 Jahre dauern, bis sich auch nur ein annähernd ähnlich komplexes Artengefüge des tropischen Regenwaldes wieder eingestellt hat. Auch klimatische Veränderungen sind durch die großflächigen Abholzungen der Regenwälder zu befürchten. In den entwaldeten Gebieten fließt das Wasser ungebremst ab und nimmt dabei die Bodenkrumme mit. Ebenso ist die Wasserverdunstung vermindert, da die Transpiration über die riesige Blattoberfläche fehlt. Der kurzgeschlossene Kreislauf zwischen Wald und Atmosphäre wird dadurch unterbrochen. Es kommt zu einer Veränderung des lokalen und regionalen Klimas, das nun durch geringe Feuchtigkeit und höhere Temperaturen bis hin zur Steppen- und Wüstenbildung gekennzeichnet ist. Eine Wiedebewaldung solcher gebiete ist dann nur schwer möglich. Die tropischen Regenwälder spielen als Kohlenstoffdioxidspeicher eine große Rolle. Ihre Vernichtung verstärkt den Treibhauseffekt. Desweiteren kommt bei der Vernichtung der Regenwälder ein humanitäres Problem hinzu: Es wird vielen Naturvölkern, die in und mit dem Regenwald leben, die Lebensgrundlage entzogen. […] http://www.wwf-jugend.de