Leseliste

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1. Zur Einführung
FISCHER, Hans
Hg., 31992: Ethnologie. Einführung und Überblick; Berlin: Reimer.
[UBBT: 50/LB 23000 F529(3)]
KOHL, Karl-Heinz
1993: Ethnologie, die Wissenschaft vom kulturell Fremden. Eine Einführung; München: Beck.
[UBBT: 50/LB 23000 K79(2) 2000 und 50/LB 23000K79 1993]
BARGATZKY, Thomas
'1997: Eine Einführung in die Wissenschaft von den urproduktiven Gesellschaften; Hamburg: Buske.
[UBBT: 50/LB 23000 B251 E8]
2. Zur Geschichte der Ethnologie
PETERMANN, Werner
2004: Die Geschichte der Ethnologie; Wuppertal: Peter Hammer.
[UBBT: 05/LB 25000 P479]
BARTH, Frederik, Andre GINGRICH, Robert PARKIN & Sydel SYLVERMAN
2005: One Discipline, Four Ways: British, German, French, and American Anthropology; Chicago & London:
Chicago Univ. Press.
[UBBT: 50/LB 25000 B284]
ERIKSEN, Thomas Hylland; NIELSEN, Finn Sivert
2001: A history of anthropology; London [u. a.]: Pluto Press
[UBBT: 50/LB 26000 E68]
3. Richtungen in der Ethnologie
SCHWEIZER, Thomas, Margarete SCHWEIZER & Waltraud KOKOT (Hrsg.)
1993: Handbuch der Ethnologie; Berlin: Reimer [UBBT: 50/LB 23000 S413]
4. Feldforschung
FISCHER, Hans (Hrsg.)
1985: Feldforschungen. Berichte zur Einführung in die Probleme und Methoden; Berlin: Reimer.
[UBBT: 05/LB 33000 F529]
GEERTZ, Clifford
1988: Works and Lives. The Anthropologist as Author; Stanford: Stanford Univ. Press
[UBBT: 00/LB 33000 G298]
CLIFFORD, James und George MARCUS (Hrsg.)
1986: Writing Culture. The Poetics and Politics of Ethnography; Berkely: Univ.of California Press
[UBBT: 103/MS 9400 C637]
MALINOWSKI, Bronislav
1979[1922] Argonauten des westlichen Pazifik; in ders: Schriften in vier Bänden, Bd. 1 (Hrsg. v. Fritz Kramer);
Frankfurt a.M.: Syndikat
[UBBT: 103/MS 9750 M251-1]
5.Klassische Werke der Ethnologie
5.1 Theorie
BARTH, Frederic
1968: Ethnic Groups and Boundaries; London.
Ethnische Gruppen bestimmen ihre Gemeinschaft nach sehr unterschiedlichen Kriterien. Einfache Definitionen
von "Volk" oder "Stamm" müssen deshalb kritisch hinterfragt werden. In der Einleitung versucht der
Herausgeber eine minimale Definition und erteilt Gleichsetzungen von Kultur, Rasse und Ethnie eine Absage.
Diese Kritik wird durch Fallbeispiele belegt.
Ein zentraler Beitrag zum Thema "Ethnizität"
UBBT: 55/MS 3300 B284
BAUMANN, Hermann
1940: Völker und Kulturen Afrikas. In: Baumann, H. et al. (Hg.): Völkerkunde von Afrika; Essen.
Die vor- bzw. frühkolonialen Kulturen Afrikas werden nach kultureller Verwandtschaft in 29 Kulturprovinzen
gruppiert vorgestellt. Die Methoden-Kapitel "Die Kulturprovinzen" und "Die Kulturen Afrikas" zeigen, wie
Baumann diese auch von zahlreichen anderen Autoren, z.B. G.P. Murdock, akzeptierten Kulturprovinzen als
Schnittmengen von Kulturkreisverbreitungen konstruiert hat und erklären das Wesen dieser Kulturkreise.
Baumanns Werk von 1975/78 ist leider nur ein Torso.
Wichtiger Text der kulturhistorischen Ethnologie.
UBBT: 55/LB 24465 B347 T5
BENEDICT, Ruth
1934: Patterns of Culture. Boston. (dt. Urformen der Kultur. Hamburg 1957.)
Jede Kultur hat ihre eigene Art. Benedict versucht, beeinflusst u. a. von Nietzsche, Spengler und Frobenius,
diese Eigenart ("pattern") neben ihrer Beschreibung auch jeweils auf einen Begriff zu bringen. Wichtige
Vertreterin der amerikanischen "Culture and Personality School".
UBBT: 55/LB 240000 B463 P3 engl.
UBBT: 50/LB24000 B463 dt.
BOAS, Franz
1940 Race, Language, and Culture; Chicago.
Eine umfangreiche Sammlung von Abhandlungen des "Gründervaters" des amerikanischen Kulturrelativismus
zu den Sachgebieten Physische Anthropologie, Sprache, Theorie, Archäologie, Sozialorganisation, Religion, etc.
Den Aufsatz ,,Some Problems of Methodology in the Social Sciences" (S. 260 - 269) sollte jeder Ethnologe
kennen.
UBBT: 50/MS 9350 B662
CLIFFORD, James & George E. MARCUS (Hrsg.)
1986: Writing Culture. The Poetics and Politics of Ethnography; Berkeley.
Kultur wird wissenschaftlich über Text vermittelt, Ethnographie ist eine literarische Gattung. Folglich sind die
Texte nicht nur durch die Feld Erfahrungen, sondern ebenso sehr auch durch die wissenschaftlichen (Schreib)Konventionen geprägt: Neben der Intention des Autors, die fremde Kultur darzustellen, spielen seine Herkunft,
seine eigene Kultur eine Rolle. Diese Einsicht, die in einer Reihe von kritischen Aufsätzen reflektiert wird, stellt
die Möglichkeit "objektiver" ethnographischer Forschung radikal in Frage, "Writing Culture" gehört zu den
Grundlagentexten postmoderner Ethnologie. Eine gute Übersicht und einige der zentralen Beiträge sind in
deutscher Übersetzung verfügbar (BERG, Eberhard und Martin FUCHS (1993): Kultur, soziale Praxis, Text.
Die Krise der ethnographischen Repräsentation. (Frankfurt/M.).
UBBT: 103/MS 9400 C637
D'ANDRADE, Roy
1995: The Development of Cognitive Anthropology; Cambridge.
Das Buch gibt einen exzellenten Überblick über die Entwicklung der kognitiven Anthropologie von ihren
Anfängen bis in die Gegenwart.
UBBT: 00/MR 7100 D178
DEVEREUX, George
1967 From Anxiety to Method in the Behavioral Sciences; Paris.
(dt. Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften. Frankfurt a. M. 1984.)
Dieses wichtige ideen- und faktenreiche Buch handelt u. a. davon, wie der Beobachter mit seiner Subjektivität
und ihrem Einfluss auf die Untersuchten, sowie mit dem Einfluss der Untersuchten auf ihn selbst methodisch
umgeht. Ein Schlüsselwerk der Ethnopsychoanalyse.
UBBT: 103/MR 2400 D491 dt.
DOUGLAS, Mary
1966: Purity and Danger. An Analysis of Concepts of Pollution and Taboo; London.
(dt. Reinheit und Gefährdung. Frankfurt a. M. 1985.)
Reinheit und Schmutz sind nicht natürliche, sondern gesellschaftliche Kategorien. Reines gilt auch als gut,
schön, heilig, göttlich, Schmutz wird für gefährlich, böse, ansteckend, tabu, teuflisch erklärt. Die Autorin
verbindet strukturalistische Ansätze der französischen Durkheim-Schule mit deutschen von F. Steiner und B.
Gutmann. Ein Klassiker der symbolischen Anthropologie.
UBBT: 50/MS 6650 D739.994 engl.
UBBT: 103/BE 3300 D735 dt.
FROBENIUS, Leo
1923: Das unbekannte Afrika; München.
Neben Atlas Africanus und Monumenta Africana bietet "Das unbekannte Afrika" die verständlichste Einführung
in Frobenius' ethnologisch-kulturgeschichtliche Analyse der prähistorischen Kulturschichten (= Kulturkreise) in
Afrika. Für deren welthistorischen Zusammenhang ist Fritz Gräbner, "Ethnologie" (in P. Hinneberg (Hg.) 1923:
Kultur der Gegenwart, 5. Abt. Anthropologie, pp. 435-684) und Weltbild der Primitiven 1924 für einen ersten
Eindruck zu empfehlen.
UBBT: 55/RS 10558 F922
GEERTZ, Clifford
1973: The Interpretation of Cultures; London.
(dt. Dichte Beschreibung. Frankfurt am Main 1983.)
Der einleitende Aufsatz "Dichte Beschreibung" im gleichnamigen Sammelband stellt den Schlüsseltext der so
genannten "interpretativen Ethnologie" und damit einen der wichtigsten ethnologischen Texte des 20. Jh. dar.
Nach Geertz ist es nicht Aufgabe der Ethnologie, Kultur durch allgemeine Gesetze zu erklären, sondern sie (in
der Tradition der Hermeneutik) zu verstehen. Als Fallstudie sollte dazu der Aufsatz "Deep Play: Bemerkungen
zum balinesischen Hahnenkampf" gelesen werden.
UBBT: 00/MS 9400 G298 engl.
UBBT: 53/MR 7100 G298 L9 dt.
GODELIER, Maurice
1984 L'idéel et le matériel; Paris.
(dt. Natur, Arbeit und Geschichte. Hamburg 1990.)
Dieses Werk des französischen Neo-Marxismus kreist um das Thema der richtigen Einschätzung der Rolle des
Geistes in Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft. Es hilft, die problematische Trennung von "Basis" und
"Überbau" in der Theorie nichtkapitalistischer Gesellschaften zu überwinden.
50/NW 1500 G581 dt.
LÉVI-STRAUSS, Claude
1962: Le totémisme aujourd'hui; Paris.
(dt. Das Ende des Totemismus. Frankfurt am Main 1972.)
Man kann dieses Buch als Kurzfassung des berühmteren, aber unübersichtlicheren Werkes "La pensée sauvage"
(1962; dt. Das wilde Denken, Frankfurt / Main 1968) bezeichnen. Es ist gut dazu geeignet, den Strukturalismus
Lévi-Strauss' in seiner grundlegenden Gestalt kennen zu lernen.
UBBT: 00/MS 9350 L666(4) dt.
MORGAN, Lewis Henry
1964[1877]: Ancient Society; Cambridge, Mass.
(dt. Die Urgesellschaft. Stuttgart 1891.)
"Ancient Society" ist ein klassischer Text des Evolutionismus. Die Menschheit entwickelt sich auf der
Grundlage technologischer Fortschritte. Morgan unterscheidet die Stadien der Wildheit, Barbarei und
Zivilisation, die sich vor allem in der Familienstruktur und der politischen Organisation voneinander
unterscheiden. Morgan übte mit diesem Werk einen starken Einfluss auf Marx und Engels und die spätere
marxistische Ethnologie aus.
UBBT: 00/NW 2100 M848 L4 engl.
UBBT: 103/MS 1150 M848 D4(2) dt.
MÜHLMANN, Wilhelm E.
1964: Rassen, Ethnien, Kulturen; Neuwied.
Eine noch immer lesenswerte Sammlung von Texten zur ethnologischen Begriffsbildung, Theoriengeschichte,
zum Problem der Staatsentstehung und der Rolle religiös motivierter Umsturzbewegungen in der Geschichte
Europas und Außereuropas. Ein wichtiger Kontext sollte bei der Lektüre allerdings berücksichtigt werden: Ein
Teil der Texte entstand zur Zeit des Dritten Reiches, dessen Ideen Mühlmann durchaus affirmativ
gegenüberstand.
UBBT: 00/MR 7100 M945
STEWARD, Julian H.
1955: Theory of Culture Change. The Methodology of Multilinear Evolution; Urbana.
Ein Klassiker der "cultural ecology". Er vereinigt theoretische und beschreibende Abhandlungen im Umkreis des
Problemfeldes der Beziehungen zwischen Kultur und natürlicher Umwelt. Diese werden als interaktiv begriffen;
Steward wendet sich gegen den Umweltdeterminismus.
UBBT: 00/MR 5800 S848
THURNWALD, Richard
1931-34: Die menschliche Gesellschaft in ihren ethnosoziologischen Grundlagen. (5 Bde). Berlin.
In diesem Werk werden Wirtschaft, Verwandtschaft, Staat und Recht aus einer ethnosoziologischen Perspektive
betrachtet. Aufgrund der beiden der Wirtschaft gewidmeten Bände (I und III) kann Thurnwald als einer der
Gründerväter NICHT NUR DES FUNKTIONALISMUS; SONDERN AUCH der Wirtschaftsethnologie
angesehen werden. In seinem Werk wertet Thurnwald die damals vorliegenden ethnographischen
Forschungsergebnisse in umfassender Weise aus. Wegen der Materialfülle ist das Werk allerdings keine leichte
Lektüre.
UBBT: 05/MS 9400 T541-1 BD.1
UBBT: 45/MS 9400 T541-2 BD.2
UBBT: 45/PI 4130 T541-5 BD.5
5.2 Religionsethnologie
DURKHEIM, Emile
1912. Les formes élémentaires de la vie religieuse: Le système totémique en Australie. Paris.
(dt. Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Frankfurt am Main 1981.)
Religion ist für Durkheim ein universelles, in jeder Gesellschaft existierendes Phänomen und wird durch das
Sakrale (im Gegensatz zum Profanen) konstituiert. Religion versteh Durkheim dabei ("strukturfunktionalistisch")
als gesellschaftliche Kategorie: die Gesellschaft betet sich in der Religion selbst an. Mit seinem bis heute
einflussreichen Werk gehört Durkheim zu der Klassikern der Religionsethnologie und Religionssoziologie.
UBBT: 00/BE 2000 D963(5) frz.
UBBT: 50/BE 5000 D963 dt.
UBBT: 55/BE 2000 D963(2) engl.
ELIADE, Mircea
1953. Kosmos und Geschichte. Der Mythos der ewigen Wiederkehr. Düsseldorf.
Eines der bekanntesten Werke des berühmten rumänischen Religionswissenschaftlers. Es handelt von der
Vorstellung zyklischen Geschehens, d.h. von der Vorstellung, die Gegenwart stelle lediglich eine Wiederholung
bestimmter Urereignisse dar. Eliade gilt, da er religiöse Phänomene grundsätzlich religiös verstehen will, als
Vertreter der Religionsphänomenologie.
UBBT: 103/CI 5664 E42(3)
EVANS-PRITCHARD, Edward Evan
1937: Witchcraft, oracles and magic among the Azande.
(dt. Hexerei, Orakel und Magie bei den Zande (Gekürzte Ausgabe). Frankfurt am Main 1978.)
Eine empirisch ausgerichtete Korrektur der einflussreichen These von Lucien Lévy-Bruhl (erstmals 1910,
wiederholt bis 1936), dass "primitive Völker" ein "mystisches, prälogisches Denken" praktizierten, während nur
Abendländer "rational, logisch" dächten. E.-P. zeigt, dass die Vorstellungen und Handlungsweisen der Zande,
ansässig im Grenzgebiet von Kongo und Sudan, auch dort rational und logisch sind, wo es um Hexerei, Orakel
und Zauberei geht. Lediglich die Axiome, von denen die Zande ausgehen, sind andere als die wissenschaftlichen.
UBBT: 55/BE 5502 E92 dt.
UBBT: 55/BE 5502 E92 W8 engl.
GENNEP, Arnold van
1909 Les rites de passage. Paris. (dt. Übergangsriten. Frankfurt am Main 1986.)
Ein einflussreicher Klassiker der Ritusforschung. Zeigt die kulturübergreifende Grundstruktur jener Riten auf,
die einen Zustands- und Statuswandel im menschlichen Leben begleiten (Geburt, Pubertät, Heirat, Amtsantritt,
Tod).
UBBT: 55/MR 7100 G334 engl.
UBBT: 50/MR 7100 V253 dt.
JENSEN, Adolf Ellegard
1951: Mythos und Kult bei Naturvölkern. Wiesbaden.
Ein Klassiker der Religionsethnologie: Jensen untersucht hier die Bedeutung von Mythos und Kult in den
verschiedensten Glaubenssystemen. Er räumt dabei mit verzerrenden Vorstellungen über das Geistesleben
"früher" Menschen auf.
UBBT: 50/BE 2100 J54
TURNER, Victor
1969: The Ritual Process. London.
In seinem heute klassischen Werk zeigt Victor Turner, welche typischen Erfahrungen sich mit den drei schon
von van Gennep beschriebenen Phasen von Passageriten verbinden. Vor allem die Zeit, in der die Teilnehmer
von ihrer normalen Umgebung getrennt sind, die "liminale Phase" verknüpft Turner mit der Befreiung von den
Zwängen des Alltags und dem spielerischen, kreativen Ausprobieren von neuem.
UBBT: 103/BE 2650 T953
WORSLEY, Peter
1968: The Trumpet Shall Sound. A Study of 'Cargo' Cults in Melanesia. (2. erw. Auflage) London. (dt. Die
Posaune wird erschallen. Frankfurt am Main 1973.)
Cargo-Kulte sind in Melanesien, aber auch anderswo verbreitete Heilserwartungsbewegungen, bei denen die
Vorstellung besteht, dass westliche Konsumgüter in die eigene Gesellschaft zurückgebracht werden. Während
andere Autoren die Cargo-Kulte vor allem religionsethnologisch erklären, interpretiert sie Worsley im Kontext
kolonialer Situationen. Er bezieht aber auch traditionelle Vorstellungen mit ein.
UBBT: 00/BE 5300 W931(2)
5.3 Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
APPRADURAI, Arjun
1986: The social life of things. Cambridge.
Ein zentrales Werk zur neueren Diskussion über materielle Kultur, die hier in verschiedenen Beiträgen aus
Ethnologie und Archäologie dargestellt wird. Wichtig ist neben der Einleitung der Aufsatz von Kopytoff über
die Biographie der Dinge. Er zeigt dabei wie Objekte Wert, Funktion und Bedeutung in Abhängigkeit vom
Kontext verändern.
UBBT: 103/MS 4800 A646
FORTES, Meyer & Edward Evan EVANS-PRITCHARD; (Hrsg.)
1940: African Political Systems. London.
Ein Klassiker, der Beiträge verschiedener Autoren zu Fallbeispielen in Afrika vereint. Ein zentrales Thema ist
die untrennbare Verknüpfung von Verwandtschaft und politischer Ordnung. Herauszuheben sind neben der
Einleitung die Aufsätze von Evans-Pritchard über die Nuer im Sudan und von Fortes über die Tallensi im
heutigen Ghana.
UBBT: 05/MS 9400 F738
LEE, Richard B. & Irven DeVore (Hrsg.)
1968: Man the Hunter. Chicago.
Es handelt sich um einen Reader, an dem eine ganze Reihe von Autoren mitgewirkt hat. Er versucht, alle
Aspekte von Jäger-Sammler-Gesellschaften abzudecken.
UBBT: 53/RB 10570 L479
MAUSS, Marcel
1925: "Essai sur le don." Marcel Mauss: Sociologie et anthropologie. Paris. (dt. "Die Gabe. Form und Funktion
des Austausches in archaischen Gesellschaften." Marcel Mauss: Soziologie und Anthropologie 2, 9-144.
Frankfurt am Main 1989; kommentierte Ausgabe in Englisch 1927.)
Der Durkheim-Schüler Mauss behandelt strukturalistisch und komparativ das soziologische Phänomen des
Einahndergebens von Geschenken und Gaben aller Art. Er zeigt auf der Grundlage von Daten besonders aus
Polynesien, Melanesien, Nordwest-Nordamerika, von den Eskimo, Chukchee, alten Römern, Hindu, Germanen
und Chinesen, welche absolut grundlegende Bedeutung das wechselseitige Geben für alles menschliche
Zusammenleben hat und wie es dies strukturiert.
UBBT: 50/LC 24000 M459(2) dt.
UBBT: 50/MR 3500 M459(8) frz.
MEILLASSOUX, Claude
1975: Femmes, greniers et capitaux. Paris. (dt. 1976 'Die wilden Früchte der Frau.' Über häusliche Produktion
und kapitalistische Wirtschaft. Frankfurt am Main 1976.)
Trotz des reißerischen Titels ein grundlegendes Werk in marxistischer Tradition über die "häusliche
Produktionsweise". Im Vergleich zu anderen Ansätzen (z.B. Sahlins) stehen hier die Reproduktionsverhältnisse
(Verfügung über Frauen) im Mittelpunkt. Wichtig ist vor allem Teil I ("Die häusliche Gemeinschaft").
UBBT: 55/MS 3000 M513
POLANYI, Karl
1976: The great transformation. New York. (dt. The great transformation. politische und ökonomische
Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Wien 1977)
Ein wirtschaftsgeschichtliches Werk über die Entstehung der kapitalistischen Industriegesellschaft. Für
Ethnologen relevant sind vor allem die Abschnitte über Wirtschaftssysteme und die Entwicklung der
Marktwirtschaft (S. 71-112). Polanyi ist der Begründer der "substantivistischen" (im Gegensatz zur
"formalistischen") Richtung der Wirtschaftsethnologie. Er unterscheidet als wirtschaftliche Prinzipien
Reziprozität, Redistribution, Haushaltung und Tauschhandel.
UBBT: 31/QD 100 P762
UBBT: 50/NW 1900 P762
RADCLIFFE-BROWN, Alfred R. & Daryll Forde (Hrsg.)
1950: African Systems of Kinship and Marriage. London.
In neun monographischen Aufsätzen stellen verschiedene Autoren die struktural-funktionalen Zusammenhänge
zwischen Verwandtschaft u. Ehe einerseits und den anderen Lebensbereichen (von der Wirtschaft bis zur
Religion) andererseits bei Swazi, Nyakyusa, Tswana, Lozi und Zulu, Bemba, Ashanti, Yakö, Nyaro und Tullishi,
und Nuer dar. Radcliff-Brown trägt eine umfangreiche theoretische und komparative Einführung bei. Die
Autoren sind seine später selber bedeutend gewordenen Schüler.
UBBT: 55/MS 9610 R125
REDFIELD, Robert
1956: Peasant Society and Culture. Chicago.
Redfield unterscheidet zwischen der "primitive community", die ökonomisch, politisch und kulturell autonom ist
und der "peasantry" (Bauernschaft), die ökonomisch, politisch und kulturell Teil einer umfassenderen
Zivilisation ist. Seine Untersuchungen über bäuerliche Gesellschaft und Kultur wurden wegweisend, weil in
diesem Jahrhundert die Abhängigkeit ländlicher Gemeinschaften immer größer wurde.
UBBT: 103/MS 1630 R315
SAHLINS, Marshall
1974: Stone Age Economics. London.
Das Buch führt in die Wirtschaftsethnologie Sahlinsscher Prägung ein. Das Kapitel "The Original Affluent
Society" entwirft zu der verbreiteten Ansicht, Jäger und Sammler müssten ständig all ihre Kraft dem Überleben
am Rande des Existenzminimums widmen, das Gegenbild eines Lebens in Muße und Überfluss.
UBBT: 55/QD 100 S131
SERVICE, Elman R.
1975: Origins of the State and Civilization. The Process of Cultural Evolution. New York. (dt. Ursprünge des
Staates und der Zivilisation. Frankfurt am Main 1977).
Ein wichtiges Werk des Neo-Evolutionismus und der Politikethnologie. Darin wird der Begriff des
Häuptlingstums / chiefdom entwickelt und in Beziehung zu Horde / band, Stamm / tribe, Früher Staat / primitive
state und Hochkultur / archaic civilization gesetzt. Dieses Buch hat auch auf Nachbarwissenschaften wie
Soziologie und prähistorische Archäologie stimulierend gewirkt.
UBBT: 31/PK 230 S491
WOLF, Eric
1985: Europe and the People Without History. New York. (dt. Die Völker ohne Geschichte 1986, Frankfurt a. M.
)
Entgegen einer verbreiteten Auffassung in der Ethnologie, die von der Autonomie der von ihr untersuchten
Kulturen ausgeht, werden diese hier im Kontext der Ausbreitung eines kapitalistischen Weltsystems seit dem 15.
Jahrhundert gesehen. Der Titel ist ironisch gemeint: Es geht Wolf gerade um den Beitrag der "geschichtslosen
Völker" zur Geschichte. Neben den theoretischen Ausführungen (Teil I) sollte ein regionales Kapitel (z.B. Kap.7
"Der Sklavenhandel") gelesen werden.
UBBT: 05/NQ 9200 W853 K1+2
5.4 Monographien
CHAGNON, Napoleon
1983: Yanomamö. The fierce people. New York. (dt. Die Yanomamö: Leben und Sterben der Indianer am
Orinoco, Berlin 1994)
Die bekannte Monographie einer akephalen Hordengesellschaft im Regenwald Venezuelas. Im Zentrum der
Darstellung steht die für die Yanomamö typische Vorstellung von der Gewalt, die das gesamte Gepräge ihrer
Kultur durchdringt.
EVANS-PRITCHARD, Edward Evan
1940: The Nuer. A Description of the Modes of Livelihood and Political Institution of a Nilotic People. Oxford.
Diese klassische Darstellung der transhumanten (= halbnomadischen, viehhalterischen) Lebensweise der Nuer
im Südsudan, der seit 1957 im fast ununterbrochenen Bürgerkrieg mit der nordsudanischen Regierung steht,
zeigt nach strukturalistisch-funktionalistischer Methode im Detail, wie diese Lebensweise von der etablierten
Wirtschaftsform der Viehhaltung in der gegebenen semiariden Umwelt bestimmt ist, und wie sowohl die
Vorstellungen von Raum und Zeit wie auch die akephal-segmentären politischen Strukturen funktional auf diese
Umstände eingestimmt sind.
UBBT: 55/RS 37570 E92
LEE, Richard B.
1981: The Kung San. Men, Women, and Work in a Foraging Society. Cambridge.
Der Untertitel ist hier zu beachten: "Men, Women, and Work in a Foraging Society". Es geht hier um die
Wirtschaft, vor allem um die Arbeit in einer Wildbeutergesellschaft. Die im Laufe von zehn Jahren, in einer
kulturökologischen Tradition stehenden Forschungen von Lee haben die ethnologische Diskussion nachhaltig
beeinflusst (z.B. Sahlins These von der "Original Affluent Society"), wurden aber auch scharf kritisiert (vor
allem von Edwin Wilmsen).
UBBT: 55/MS 9640L479 K9
MALINOWSKI, Bronislaw
1922: Argonauts of the Western Pacific. London. (dt. Argonauten des westlichen Pazifik. Frankfurt a. M. 1979).
Gleich den Helden der griechischen Sage, die auf der Suche nach dem goldenen Vlies mit dem Schiff "Argo" das
Schwarze Meer durchfuhren, unternehmen die Bewohner der Trobriand-Inseln in Melanesien alljährlich riskante
Fahrten mit kleinen Auslegerbooten zu weit entfernten Inseln in der Hoffnung, dort bestimmte Schmuckstücke
einzutauschen. Die detaillierte Beschreibung dieser Reisen und der dazu nötigen Vorbereitung sind das Ergebnis
einer mehrjährigen stationären Feldforschung und gelten heute als grundlegendes Werk der Ethnographie.
MEAD, Margaret
1928: Coming of Age in Samoa. New York. (dt. Kindheit und Jugend in Samoa. München 1970).
Berühmtes Buch über Kindheit, Jugend und Sexualität im polynesischen Samoa. Die Kritik des Ethnologen
Derek Freeman (Margaret Mead and Samoa. The Making and Unmaking of an Anthropological Myth,
Cambridge/Mass. 1983) hat eine der heftigsten wissenschaftlichen Kontroversen in der Ethnologie ausgelöst, die
bis heute andauert.
UBBT: 50/MS 1900 M479
RAPPAPORT, Roy A.
1984: Pigs for the Ancestors. Ritual in the Ecology of a New Guinea People. (2. Auflage). New Haven.
Das gesamte Leben einer akephalen Gesellschaft im Hochland Neuguineas (Feldbau, Schweinezucht,
Siedlungswesen, Handel mit Nachbarvölkern, Ahnenkult, Ritus, Krieg) wird mittels systemtheoretischkybernetischer Begriffe als regulierte Ganzheit dargestellt Eines der einflussreichsten Werke der Ethnologie in
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
UBBT: 50/MS 6650 R221
6. Handbücher und Hilfsmittel
BARNARD, Alan; SPENCER; Jonathan
2010: The Routledge encyclopedia of social and cultural anthropology; London [u.a.]: Routledge
[104/MS 9400 B259(2)]
FEEST, Christian F. & Karl-Heinz KOHL (Hrsg.)
2001: Hauptwerke der Ethnologie; Stuttgart: Kröner.
[05/LB 12000 F295]
INGOLD, Tim (Hrsg.)
1994: Companion Encyclopedia of Anthropology. London.
Umfassende Referenz zu Grundfragen der Ethnologie. Anstelle einzelner Stichwörter werden konzise Aufsätze
zu Themenbereichen geboten. "Anthropologie" wird hier weiter gefasst, so dass auch biotische Grundlagen und
die Linguistik mit behandelt werden.
UBBT: 50/MS 9350 A1 I53
MARSCHALL, Wolfgang (Hrsg.)
1990: Klassiker der Kulturanthropologie. München.
Eine Sammlung von Aufsätzen über Leben und Werk von Persönlichkeiten, die für das ethnologische Verstehen
von fremder Kultur bedeutsam sind. Darunter befinden sich Lewis Henry Morgan, Leo Frobenius, Marcel
Mauss, Benjamin L. Whorf, Bronislaw Malinowski, Julian H. Steward, Leslie A. White und Margaret Mead.
UBBT: 50/MS 9350 M363
MÜHLMANN, Wilhelm
1968: Geschichte der Anthropologie. München.
Dieser bislang einzige und letzte Überblick in deutscher Sprache über die Geschichte der Ethnologie führt
zunächst in sieben Kapiteln von (1) den alten Griechen über (2) das Mittelalter, die arabischen Reisenden und
die Conquista, (3) die Aufklärung zu (4) der "Geschichte der Menschheit", (5) zur Romantik, ab (6) ins 19.
Jahrhundert, und (7) zum Positionismus u. zur Professionalisierung des Faches ab 1860. Es folgen Überlegungen
(8) zur Erkenntniskritik bis Husserl und (9) zur physischen Anthropologie und Psychologie. Es fehlt allerdings
eine angemessene Behandlung der kulturhistorischen Ethnologie.
UBBT: 00/CC 6400 M945(2)
SCHWEIZER, Thomas & Margarete Schweizer & Waltraud Kokot (Hg.)
1993: Handbuch der Ethnologie. Berlin.
Da es aus Einzelaufsätzen vieler Autoren besteht, kann das Buch natürlich nicht so stringent und vollständig
sein, wie es der Begriff "Handbuch" im Titel nahe legt. Sein Wert liegt vor allem darin, dass es in die Denk- und
Argumentationsweise der Autoren und damit wichtiger Vertreter der deutschen Ethnologie einführt.
UBBT: 50/LB 23000 S413
SCHMIED-KOWARZIK, Wolfdietrich & Justin Stagl (Hrsg.)
1993: Grundfragen der Ethnologie (2., überarbeitete und erweiterte Auflage). Berlin.
Dieser Sammelband, der bewusst die ethnologischen Fachgrenzen überschreitet, versteht sich als Beitrag zur
Theoriediskussion in der Ethnologie. Von den 17 Autoren werden wissenschaftstheoretische, methodologische
und ethische Grundfragen der Ethnologie diskutiert. Außerdem werden in Auswahl einige Schulrichtungen der
Ethnologie vorgestellt.
UBBT: 50/LB 30000 S354(2)
UBBT: 103/MS 9350 S354
STRECK, Bernhard
2000: Wörterbuch der Ethnologie. Köln.
Kleines Wörterbuch, das sich auf wichtige Begriffe beschränkt, dafür aber neben ausführlichen
Stichworteinträgen auch knappe Darstellungen zu Klassikern des Faches bietet. Wichtige Stichworte werden
zum Teil auch mit Diagrammen oder Zeichnungen erläutert.
UBBT:104/LB 12000 S914(2) 2000,nicht ausleihbar
UBBT: 00/LB 12000 S914 1987
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