3 Stoffumwandlungen 3.4.1 Koordinationszahl Allein dieser Begriff tauchte schon in fast jedem Physikum auf. Grund genug, seine Definition auswendig zu wissen: Merke! Merke! Die Koordinationszahl gibt die Anzahl der Bindungen zwischen Zentralion und Ligand(-en) an. EDTA ist ein sechszähniger Ligand. 3 Beispiele –– In Abb. 15 hat Cu2+ die Koordi­nations­ zahl 4 (vier koordinative Bindungen mit den zwei Liganden). –– Im mit Sauerstoff beladenen Hämoglobin (s. Abb. 17, S. 33 hat Eisen die Koordinationszahl 6 (vier koordinative Bindungen zum Porphyrinring, eine zum Histidinrest des Globins und noch eine für O2 oder CO, was aber weniger gesund ist). –– In den Komplexen [Ca(H2O)6]2+ und [Ca(EDTA)]2− hat Kalzium beide Male die Koordinationszahl 6 (und die Ladung 2+). Grund: EDTA ist ein Ligand, der sechs koordinative Bindungen zum Zentralion ausbildet und selbst vierfach negativ geladen ist (s. Abb. 9, S. 16). Bitte nicht verwirren lassen: Die Koordinationszahl lässt sich NICHT aus der Gesamtladung eines Komplexes ablesen und hat auch NICHTS mit der Ladung des Zentralions zu tun. Sie ist einfach nur die Zahl der koordinativen Bindungen innerhalb eines Komplexes. 3.4.2 Chelatkomplexe Die Chelatkomplexe sind eine Untergruppe der Komplexverbindungen. Man versteht darunter diejenigen Komplexe, bei denen EIN Ligand MEHRERE koordinative Bindungen zum Zentralion hat (s. Abb. 9, 15, 16, 17, 18). Solch ein Ligand wird mehrzähnig genannt, wobei 32 die Anzahl seiner Bindungen an das Zentralion die Zähnigkeit angibt. Der prominenteste und mit Abstand am häufigsten gefragte Vertreter dieser Chelatoren (Ligand im Chelatkomplex) ist das EDTA mit sechs Zähnen und vier negativen Ladungen pro Molekül (s. Abb. 9, S. 16). Analog zu den einfachen Komplexen sind auch Chelatkomplexe meist Metallkomplexe. Im Vergleich zu den Metallkomplexen mit einzähnigen Liganden sind Chelatkomplexe jedoch stabiler. Dies ist einer der Gründe dafür, warum man sie zur Behandlung von Schwermetallvergiftungen einsetzt. Ein Beispiel für einen solchen C ­ helator ist der zweizähnige Ligand ­Dithioglycerin (Dimercaprol), der Schwermetallionen wie Quecksilber bindet (s. Abb. 16, S. 33). Chelatkomplexe bilden sich mit Ionen von Übergangsmetallen wie Eisen (Fe) oder Kobalt (Co), aber auch mit anderen Metallionen wie Magnesium (Mg). Eisen findet sich z. B. in den Chelatkomplexen Hämoglobin und Myoglobin, Kobalt im Vitamin B12 (daher auch sein zweiter Name (Cyano-)Cobalamin) und Magnesium ist das Zentralion im Blattfarbstoff Chlorophyll. Und zum Abschluss noch ein Schmankerl (s. Abb. 17, S. 33 und Abb. 18, S. 34): –– Im Cyanocobalamin ist an das Zentralion Kobalt NICHT der Imidazolrest eines Histidins gebunden (das ist im Hämoglobin so), sondern ein Benzimidazolrest. Das Kobalt besitzt sechs Koordinationsstellen (genau wie das Eisen im sauerstoffbeladenen Hämoglobin) und ist mit vieren davon an ein Corrin-Ringsystem gebunden. –– Beim Hämoglobin heißt das Ringsystem Porphyrinring und ist ein Tetrapyrrol-System. Es bindet an vier Stellen das Zentral­ ion Eisen, ist daher ein vierzähniger Chelator und wird zusammen mit dem Eisen als Häm(-gruppe) bezeichnet.