Yoshinao KIHARA Interpretatorische und aufführungstechnische Aspekte zu Carmen von G.Bizet Wissenschaftlicher Teil der Künstlerischen Masterarbeit eingereicht bei: Ao.Univ. Prof. Dr. Phil. Renate Bozic Künstlerische Masterarbeit eingereicht bei: O.Univ. Prof. Wolfgang Bozic Universität für Musik darstellende Kunst Graz Institut 1 Komposition, Musiktheorie, Musikgeschichte und Dirigieren Studienrichtung Korrepetiion Graz 2013 1 Inhaltsverzeichnis Seite 1. Introduktion 3 2. Die Oper Carmen 3 2.1.Was ist Opéra-Comique? 3 3. Uraufführung und Bearbeitung 4 3.1.Dialog oder Rezitativ? 4. Editionen 4.1 Vergleich 5. Die Beziehung von Musik und Szene in Carmen 5.1.Nr.1 4 5 5 7 7 5.2.Carmens Auftritt in Nr.3 9 5.3.Nr.4 (Habanera) 9 5.4.Nr.5 10 5.5..Nr.26 Finale im 4. Akt 11 6. Bearbeitung für Suite und Fantasie 13 2 1.Introduktion Die erste Oper, die ich als Kind hörte, war Carmen. Diese Musik, die jedermann leicht versteht, zog mich an. Ich bin bis heute keineswegs müde, Carmen zu sehen und zu hören. Deswegen mag ich Carmen sehr und möchte nachstehend interpretatorische und aufführungstechnische Aspekte zu Carmen präsentieren. 2.Die Oper Carmen Carmen ist eine sehr berühmte, französische Oper, die von George Bizet komponiert wurde und aus vier Akten besteht. Sie wird auf der ganzen Welt gespielt. Das französische Libretto schrieb Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée. Die Uraufführung fand am 3. März 1875 in der Opéra-Comique in Paris statt. Der Ort und die Zeit der Handlung sind Sevilla in Spanien um 1820. Deswegen weist die Oper Carmen Einflüsse von spanischen Tänzen auf (Habanera, Seguedille). Zuerst wurde Carmen als Opéra-Comique komponiert. 2.1.Was ist Opéra-Comique? Die Opéra Comique ist eine Operngattung, die im 17. Jhdt als Musikkomödie, wie z.B. das Vaudevilles, in der Vorstadt entstand. Ursprünglich war sie komischer, lustiger und leichter Unterhaltungsstoff. Aber Ende des 18. Jhdts, während der französischen Revolution, floss vermehrt heroischer und schwerer Inhalt ein. Deswegen hat sie nicht nur eine komische Seite, sondern eher rührende, sentimentale und tragische Handlungen. Carmen, z.B., ist eine Tragödie. Wird eine Opéra Comique aufgeführt, werden die musikalischen Nummern mit 3 gesprochenen Dialogen verbunden. Sie ist ein Pendant zum deutschen Singspiel, der englischen Ballad Opera und der Spieloper. Zurzeit ist Carmen die berühmteste Opéra Comique. 3.Uraufführung und Bearbeitung Die Uraufführung stand unter keinem guten Stern, da der Inhalt unkonventionell war. Außerdem bearbeitete und strich Bizet viele Stellen in den Proben, sodass nicht genug Zeit bis zur Uraufführung blieb. Carmen wurde daher vom Publikum nicht gut aufgenommen. Bald nach der Uraufführung starb Bizet im Alter von nur 36 Jahren. Danach bearbeitete Ernest Guiraud die Dialoge zu Rezitativen für die Aufführung in Wien, welche ein grosser Erfolg war. Seit dieser Bearbeitung wurde Carmen die Grand Opéra der Opéra Comique. Nach der Aufführung in Wien, wurde die Version mit dem Rezitativ sehr populär und wurde für eine Weile aufgeführt. 3.1.Dialog oder Rezitativ? Die Originalversion (mit Dialog) von Bizet und die Version mit Rezitativ vermitteln dem Publikum ganz unterschiedliche Eindrücke. Zum Beispiel: Im ersten Akt der Originalversion gibt es in Nr.2 ein Melodrama bei Marsch und Chor der Gassenjungen. Die Nr.2 wurde als dreiteilige Form (A-B-A) komponiert. Die beiden Teile sind in der gleichen Tonart komponiert. Jedoch sind die beiden Inhalte ganz anders. Der A-Teil, der die Szene des Wachwechsels darstellt, ist ein von einem Kinderchor gesungener Marsch. Im B-Teil, der das Melodrama ist, fragt Zuniga (Leutnant) Don 4 José (Sergeant) nach seiner Verlobten Micaela (Bauernmädchen). Der A-Teil wird mit einer Trompetenfanfare mit dominantem Akkord (A-Dur) in d-Moll begonnen und moduliert dann zu D-Dur. Dann kommt das Melodrama in g-Moll. Danach kehrt der A-Teil mit der besagten Fanfare (A-Dur Akkord) wieder zurück. Dieser Kontrast der Tonart war Bizets Absicht. Diese Modulation zeigt uns sehr deutlich, wie sich die Szene ändert. Im Gegenteil dazu wurde die Version von Guiraud mit Rezitativ mit traditioneller Kompositionstechnik komponiert. Bei dieser Technik wird mit der Tonart des vorhergehenden Stückes angefangen und in die Tonart des nachfolgenden Stückes moduliert. Traditionellerweise kommt die Dominanz des nachfolgenden Stückes am Ende des Rezitatives. Deswegen ist der musikalische Fluss richtig. Aber die Nr.2 der Version mit Rezitativ hat weniger und undeutlicheren Kontrast als Bizets Version. Als Bizet Carmen komponierte, war ihm immer die die Beziehung der Tonart zur jeweiligen Szene wichtig. Seine Änderungen und Kontraste der Tonarten veränderten sich mit der Handlung. Deswegen denke ich, dass Carmen in der Originalversion aufgeführt werden soll. Derzeit gibt es mehr Aufführungen in der Originalversion als der Version mit Rezitativ. Der Dialog ändert sich von Inszenierung zu Inszenierung. Normalerweise ist er viel kürzer als bei der Uraufführung. 4.Editionen Wegen der vielen Bearbeitungen von Bizet selbst vor der Uraufführung gibt es heute verschiedene Editionen, die dem Publikum jeweils ganz andere Eindrücke vermitteln. Deswegen kann man heute viele Interpretationen sehen. 4.1.Vergleich Im Wesentlichen verglich ich für diese Masterarbeit zwei Editionen, die Alkor-Edition 5 und die Edition Eulenburg. Die Alkor-Edition wurde von Fritz Oeser 1964 verfasst und wird zurzeit allgemein am häufigsten benutzt. Die meisten Dirigenten benutzten diese Edition für ihre Aufnahmen und Aufführungen. Sie beinhaltet beide Versionen, Rezitativ von Guiraud und Original mit Dialog wie bei der Uraufführung von Bizet. Sie wird daher heute oft als Urtext angesehen. 2003 gab die Edition Eulenburg eine neue Version heraus. Diese wurde von Robert Didion verfasst. Die Unterschiede der beiden Editionen liegen in den Tönen, in der Dynamik, in den geschnittenen Stellen, in der Chorbesetzung und der Instrumentation. Das zeige ich wie folgt: Am Ende der Nr. 5 und 7, sowie am Anfang der Nr. 19 sind je nach Edition die Töne verschieden. In der Partitur der Alkor-Edition gibt es in Nr.7, 5 Takte nach Ziffer 127 bis Ziffer 134, eine Stelle, die in der Edition Eulenburg nicht vorkommt. In Nr.16 gibt es je nach Edition zwei verschiedene Instrumentationen. 3 und 4 Takte vor Ziffer 106 wird in der Alkor-Edition der Gesang vom Orchester begleitet, in der Edition Eulenburg nicht. Am Anfang von Nr.18, den ersten 4 Takten, kann man den Unterschied der Dynamik und Instrumentation gut erkennen. In der Alkor-Edition spielen nur Hörner und die Veränderung der Dynamik ist mf-dim-pp-ff-dim-pp. Aber in der Eulenburg Edition spielen Hörner mit Streichern Pizzicato und zwar das Gegenteil, ff-dim-pp-mf-dim-pp. Die Chorbesetzung an zwei Stellen, nahe der Ziffern 78 und 83, in Nr. 26 der beiden Editionen ist ebenfalls unterschiedlich. Der Durchgang in der Nähe von Ziffer 53 in Nr. 26 von Edition Eulenburg ist kürzer als in der Alkor–Edition. 6 In Nr. 26, 3 Takte nach Ziffer 87, sind die beiden Editionen instrumental unterschiedlich: In der Eulenburg Edition mit Streichern, in der Alkor-Edition ohne Streicher. Danach verändern sich beide Editionen ganz unterschiedlich. In der Eulenburg Edition wird die Fanfare von Blasinstrumenten gespielt. Anders in der Alkor-Edition, dort werden Triolen von Streichern gespielt, keine Fanfare. 5.Die Beziehung von Musik und Szene in Carmen In dieser Oper haben die Musik und der Charakter der Szene eine sehr enge Beziehung zueinander. Die Musik kann nicht nur eine Änderung der Szene, sondern auch den Seelenzustand der Personen beschreiben. Vor der Komposition von Carmen studierte Bizet diese Beziehung in den Opern von W. A. Mozart. Wegen des Zeitrahmens der Präsentation möchte ich die Details dieser Beziehung durch auserwählte, charakteristische Nummern in Carmen erklären. 5.1.Nr.1 Am Anfang des 1.Aktes sammeln sich die Soldaten und Morales (Sergeant) vor der Tabakfabrik und beobachten Passanten. Sie langweilen sich. Dieses langweilige Gefühl wird in Achtelnoten mit Staccati der Kontrabässe, Violoncelli und Pauke ausgedrückt. Ausserdem unterstützen die Keile der Violoncelli dieses Gefühl noch mehr. Danach, ab Takt 5, spielen die Holzbläser und Geigen eine Passage mit Sechzehntelnoten mit Bindebogen. Sie drückt das Hin und Hergehen der Passanten aus. Ab Ziffer 16 fängt die Modulation von B-Dur zu a-Moll an. Sie bildet den Übergang zur nächsten Szene, in der Micaela auftritt, um Don José zu treffen. Jedoch kann Micaela Don José nicht finden. Sie hat es eilig, deshalb möchte sie die Soldaten unter Morales fragen, wo er ist. Sie hat aber Angst vor ihnen und ist verlegen. Micaelas Gefühl wird von artikulierten Triolen der ersten Geige ausgedrückt. Außerdem ändert sich die Tonart in a-Moll und das Tempo wird ein bisschen schneller als vorher. Morales sieht sie und möchte sie verführen. Dieses Ansinnen von ihm wird von Flöte, Oboe und 1.Geige gespielt. Die feine Änderung der Dynamik, ab 5 Takte nach Ziffer 17 7 (< >) ist eine sehr grosse Hilfe für den Ausdruck des Motives. Die Änderung muss in pp gespielt werden, nicht zu extrem. Als Morales Micaela zum ersten Mal anspricht, moduliert die Tonart zu As-Dur. Sie ist süsser als a-Moll und soll seinen lieblichen und lockenden Sprachstil ausdrücken. Als Morales Micaela anspricht, fragt sie ihn zuerst, ob er Don José kennt und dieser bestätigt. Darüber freut sie sich und singt "Vraiment". Wenn sie dieses Wort singt, geht die Figur nach oben mit hohem G. Diese Figur drückt ihre Erwartung aus. Nun fragt sie ihn, wo Don José ist. Aber er antwortet nur, dass er nicht da wäre. Sie verliert den Mut. Dieses Gefühl wird mit as-Moll ausgedrückt. Er tröstet sie und singt mit Marsch, dass Don José zum späteren Wachwechsel kommen wird. Danach folgt eine Szene, in der er sie sehr sanft zu verführen beginnt. Dies zeigt sich von Ziffer 22 bis Ziffer 25 durch häufige Änderungen des Tempos. Wenn er zu ihr mit süssen Worten spricht, ist die Musik langsam, die Streicher weich mit Vibrato, die Holzbläser mit legato staccato in pp. Seine Verführung überrascht sie (ab Ziffer 23). Als Ausdruck ihrer Überraschung kommt a tempo (etwas lebhafter) wieder zurück und wird subito f gespielt. Dieser a tempo-Teil hat kein Rubato. Dann lehnt sie seine Verführung höflich ab (ab 5 Takte nach Ziffer 23). Obwohl sie seine Annäherung ablehnt, versucht er noch einmal, sie zu verführen (ab Ziffer 24). Dieses Mal ist sie nicht überrascht und lehnt sofort ab. (ab Ziffer 25) Da er sich nicht wieder langweilen möchte, wünscht er sich, dass sie sich weiterhin in seiner Nähe aufhält. Deswegen singt er im Gegensatz zur weichen süssen Verführung von vorher mit seinen Soldaten "Vous resterez!" in f (ab Ziffer 28). Dazu spielt das Orchester mit crescendo zum ff und das Tempo wird schneller. Dieses Mal lehnt sie ihn nicht mehr so höflich, sondern bestimmt ab, geht weg und will fliehen. 8 Danach langweilen sich Morales und seinen Soldaten wieder. Die Musik ist wieder wie am Anfang der Nummer. 5.2.Carmens Auftritt in Nr.3 Carmens Auftritt beginnt am Ende der Nr.3. Carmen ist eine Zigeunerin und eine bezaubernde, kokette und leidenschaftliche Frau. Ihr Auftritt (ab Ziffer 70) wird mit sehr energischem und kräftigen Spiel des Orchesters angezeigt. Das Spiel drückt einen Aspekt von Carmen`s Charakter aus. Danach singt nur ein Männerchor (7 Takte nach Ziffer 71). Carmen zieht alle Männer an. Die Erregtheit der Männer wird mit Achtelnoten der Viole ausgedrückt. Die Achtelnoten müssen mit Spannung gespielt werden. Dann beginnt Carmen ihr Rezitativ zu singen. Sofort zieht sie die Männer mit ihrer süssen und bezaubernden Stimme und ihrer aufreizenden Figur an. Das Rezitativ unterstützt die wunderbaren Änderungen der Akkorde des Orchesters, die Carmens sinnlichen Aspekt beschreiben. Sie kann hier frei singen, jedoch ruhig (nicht schnell, sondern langsam!). Danach schickt sie die Männer wieder fort, bzw. stösst sie von sich (ab Ziffer 74). Dieses Gefühl wird vom Motiv der Flöte in pp ausgedrückt. Der Schlussakkord (d-moll) des Rezitativs der Streicher, der von Pizzicato in f gespielt wird, hat einen sehr grossen Effekt. Er soll den Übergang zur Habanera herstellen. Durch dieses starke Pizzicato wird die Aufmerksamkeit des Publikums für die Habanera geweckt. Der Übergang vom Rezitativ zur Habanera muss attacca gespielt werden. 5.3.Nr.4 (Habanera) Dann folgt die Habanera (Nr.4), die von Carmen gesungen wird. Sie ist eine der berühmtesten Arien in der Oper. Die Rolle der Carmen wird von einer Mezzosopranistin, die eine kräftige, tiefe und 9 leidenschaftliche Stimme haben sollte, gesungen. Sie muss aber nicht nur singen, sondern auch gut darstellen können. Die Habanera beginnt mit dem charakteristischen Motiv der Violoncelli, dem typischen Habanera Rhythmus. Dann beginnt Carmen mit chromatischer Skala zu singen, die die Laune der Liebe ausdrückt. Wenn man die Habanera singt, muss man eine Regel einhalten. Die von Bizet angezeigten Stellen, wo Portamento gesungen werden soll und wo nicht, sind zu beachten. 5.4.Nr.5 Nach der Habanera singt wieder der Männerchor. Der Inhalt ist der gleiche wie am Ende der Nr.3. Carmen wird wieder von allen Männern umgarnt und bewundert. Danach ändert sich das Gefühl der Musik und der Szene sehr plötzlich, und zwar 4 Takte nach Ziffer 83. Wenn der e-Moll Akkord erklingt, wird das Tempo langsamer (Andante moderato). Die Bewegung auf der Bühne stoppt und wird lautlos und die Musik wird misterioso. Dann ertönt eine Melodie von Klarinetten, Viole und Violoncelli mit fatalem suggestiven Pizzicato der Kontrabässe (ab 4 Takte vor Ziffer 84). Sie wird vor Nr.1 gespielt und deutet den Anfang der Liebe von Carmen und Don José an. In dieser Nummer kommt Carmen allein mit der Melodie auf die leise Bühne und nähert sich ihrem neuen Geliebten Don José an. Bevor Carmen Don José erreicht, beginnt die Musik mit pp um dann aufzusteigen (5 Takte nach 85). Je geringer der Abstand zwischen den beiden wird, desto grösser wird das Crescendo. Als Carmen schliesslich vor Don José steht, spielt das Orchester einen fff Akkord, der das Publikum durchdringt. Das ist der Höhepunkt des Crescendos. Gleichzeitig mit diesem Akkord wirft Carmen Don José eine Blume, die an ihrer Brust war, zu. Er ist sehr überrascht. In diesem Moment wird beiden bewusst, dass dies der Anfang ihrer Liebe ist. 10 Der Schluss der Nr.5 ist das Nachspiel des Orchesters. Es enthält das augmentierte Motiv von Carmens erstem Auftritt. 5.5.Nr.26 Finale im 4. Akt Diese Nummer ist das Duett von Carmen und Don José und der Höhepunkt dieser Oper. Es werden verschiedene Abläufe gezeigt. Carmen liebt Don José bereits nicht mehr. Sie empfindet stattdessen Zuneigung für den Stierkämpfer Escamillio. Don José liebt Carmen jedoch immer noch. In dieser Nummer kommt es zu einem Treffen zwischen Don José und Carmen. Er bittet sie, dass sie ihn wieder liebt, aber sie lehnt ihn bestimmt ab. Ich möchte nachstehend die Unterschiede im Gesang der beiden (4 Takte nach 66 bis 1 Takt nach Ziffer 71) vergleichen. Zuerst spricht er sehr nett zu ihr, ab 4 Takte nach Ziffer 66. Diese Musik wird sehr weich und legato gespielt und unterstützt seine Ausdrucksweise. Ab Ziffer 69 bittet er sie nochmals, indem er mit einer dolce, netten und weichen Stimme singt. Sobald sein Gesang anfängt, wird die Tonart weicher, moduliert zu As-Dur und das Tempo wird ruhiger. Diese musikalischen Änderungen unterstützen den Ausdruck der Szene. In seinen beiden Solo-Stellen spielt das Orchester sehr oft eine Synkope, die die Erregtheit seines Herzens ausdrückt. Das Orchester soll sehr weich und sosutenuto spielen. Im Gegensatz zu seinen Gefühlen, lehnt sie ihn deutlich und resolut ab. Zum Beispiel: ab 1 Takt vor Ziffer 68 ist die Musik des Orchesters dominanter als sein Gesang. Carmens Gesang hat einen deutlicheren Rhythmus und sie singt staccato. Ausserdem wird die Musik plötzlich aggressiv, ab 6 Takte vor Ziffer 71, wenn sie zu singen beginnt. Bis zu einem Takt vor diesem Takt singt er ruhiger. Dadurch entsteht 11 ein grosser musikalischer Kontrast, der den Unterschied seines Herzens und ihres Herzens ausdrückt. Die Triole mit Tremolo der Streicher und ein deutlicher Rhythmus drückt ihre absolute Ablehnung aus. Ihre beiden Solo-Stellen sind stärker und haben mehr Abstand in der Dynamik als sein Solo-Gesang. Danach fängt das Duett an. In diesem Duett singt er allmählich leidenschaftlicher. Die Musik ist auch aufgeregter. Dann kommt die p Stelle in Ziffer 73. Diese Schläge der Pauke deuten ein nahendes trauriges Schicksal für die beiden an. Obwohl es eine leise Stelle ist, hat sie sehr viel Spannung. Nachher singt er zweimal die gleiche Phrase "Tu ne m`aimes donc plus? "(Hast du mich nicht geliebt?). Das zweite Mal hat mehr Affekt als das erste Mal. Ausserdem ist eine grosse, dynamische Bewegung dazwischen, die mit crescsendo und dimminuendo die Angst und Verzweiflung seines Herzes ausdrückt. Danach singt sie sehr kühl, dass sie ihn nicht erhören will und weiterhin abweist. Die Ausdruckweise von beiden ist sehr gegensätzlich. Ab Ziffer 74 singt er plötzlich wie von Sinnen. Das Orchester spielt subito f. Von hier an wird er sich nicht mehr beherrschen können. 4 Takte vor 78 beginnt die Fanfare für Escamillos Sieg in der Arena. Diese wird hinter der Bühne vom Chor gesungen, da die Beleuchtung der Spotlights nur für die beiden auf der Bühne bestimmt ist. Nach dieser Fanfare verliert er seine Vernunft komplett. Er hält sie fest, als sie nach der Fanfare zu Escamillo gehen will. Sie wehrt sich und sie kämpfen miteinander. Die Musik der Szene wird agressiv durch die Tremoli der Streicher. Danach, ab Ziffer 84, wird sein Gesang zu ihr eine Drohung, keine Bitte. Das ist die letzte Mitteilung an sie. Diese Musik deutet bereits das tragische Schicksal der beiden an. 12 Dann wirft sie ihren Ring, den er ihr gab, weg. Die Musik wird sehr resolut und die Akkorde sind sehr gespannt. Als er mit seinem Messer auf sie einsticht, hat die Musik zwei Aspekte: das Motiv von Escamillos Aria, die hinter der Bühne gesungen wird und die unheimliche Melodie der Streicher. Diese gegensätzliche Musik drückt gegensätzliche Schicksale aus: Escamillo als Sieger und Don José als Besiegter. Dies hat einen sehr starken Effekt bei der Aufführung. Von tiefem Schmerz erfüllt beendet Don José die Oper. 6. Bearbeitung für Suite und Fantasie Wegen der vielen schönen und eindrucksvollen Melodien wurde Carmen auch von Schtschedrin, Fritz Hoffmann, Pablo de Sarasate und Franz Waxman u.s.w. für Suite und Fantasie bearbeitet. Außerdem bearbeitete Eduard Strauß Carmens Quadrille. Carmen wird somit nicht nur als Oper, sondern auch in anderer musikalischer Form gespielt, gehört und geliebt. 13 Literaturverzeichnis Bücher 1. Carmen, von hrsg. Attila Csampai Ongaku-no-Tomo-Sha-Verlag, Tokyo 2004 und Dietmar Holland, Internet 1. http://ja.wikipedia.org/wiki/%E3%82%AB%E3%83%AB%E3%83%A1 %E3%83%B3_(%E3%82%AA%E3%83%9A%E3%83%A9) (28.April 2013) 2. http://de.wikipedia.org/wiki/Carmen_(Oper) (28. April 2013) 3. http://ja.wikipedia.org/wiki/%E3%82%B8%E3%83%A7%E3%83%AB %E3%82%B8%E3%83%A5%E3%83%BB%E3%83%93%E3%82%B C%E3%83%BC (1.Mai 2013) 4. http://ja.wikipedia.org/wiki/%E3%82%A8%E3%83%AB%E3%83%8D %E3%82%B9%E3%83%88%E3%83%BB%E3%82%AE%E3%83%A D%E3%83%BC (2. Mai 2013) 5. http://classic.music.coocan.jp/opera/bizet/carmen.htm (29.April 2013) 14